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oceanloveR

Bewertungen

Insgesamt 4 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2025
Yara's Hearts
Knop, Sabine

Yara's Hearts


sehr gut

Piratin? Sirene? Fluch der Karibik vibes aber mit queerer Repräsentation?! Call me in!

Bereits die Leseprobe hatte mich fesseln können und so versank ich schnell in der Geschichte und atmete sie förmlich weg - dank kurzer Kapitel und wechselnder Perspektiven blieb das Tempo schnell und die Spannung hoch; auch wenn der große Plottwist für mich nicht vollkommen überraschend kam.
Während das Setting und die Atmosphäre mich überzeugen konnten, tat ich mich mit den Charakteren bzw. ihren Beziehungen schwerer; die Liebesgeschichte fand ich überstürzt und unglaubwürdig. Gerade die Piratin Mary blieb für mich auch leider blass; gerne hätte ich sie besser kennengelernt. Für Yara hingegen konnte ich zunehmend Sympathie entwickeln und gerade die entstehende Freundschaft zu Anne gefiel mir. Dass die meisten wichtigen Charaktere Frauen sind und das Buch im allgemeinen von starken Frauen lebt, war mein Hauptlesegrund und wurde erfüllt.

Mit den blutigen Szenen hatte ich trotz Thematik und Buchtitel nicht gerechnet und finde sie bezüglich der Zielgruppe problematisch - durch Cover und Klappentext richtet sich das Buch ja an Jugendliche; die Protagonistinnen sind aber erwachsene Frauen, also doch eher an Erwachsene?! Es gibt jedoch content warnings seitens der Autorin.

Ich liebs, wie viel Seemannsgarn die Autorin in ihrer Geschichte verwoben hat; von Sirenen über Monsterkraken zu Voodoo und Flüchen. Und auch wenn das Buch definitiv mehr Fantasy als historischer Roman war, hat sie auch den karibischen Kontext mit spanischem Erbfolgekrieg, Piraterieverfolgung und Sklaverei thematisiert.

Die letzten Kapitel fand ich überstürzt und glaubte bis zu letzt nicht, dass das wirklich das Ende sein würde, weshalb es mich emotional nicht erreichen konnte. Ich denke, die Fortsetzung(en?) werde ich lesen, da ich schon neugierig bin, wie es nun weitergeht und was es mit der Meerhexe auf sich hat; einige Fragen sind ja doch offen geblieben und unsere Sirene noch nicht am Ende ihrer Geschichte angekommen. Gefühlt wird das aber ein kompletter Neuanfang; viel Personal des ersten Bandes ist ja nicht mehr verfügbar...




FAZIT: Seemannsgarn but make it female - Setting und Spannungsbogen dieser Geschichte waren gelungen, Figuren, Liebesgeschichte und Überraschungsfaktor noch ausbaufähig.

Bewertung vom 28.07.2025
Auf den Spuren unserer Vorfahren
Dave, Raksha

Auf den Spuren unserer Vorfahren


ausgezeichnet

Die ganzen Stories von Jägern und Sammlerinnen, Frauen, die nur zuhause saßen und den mutigen Kriegern - die sind auserzählt! Die Fakten sprechen eine andere Sprache; viel zu lange haben wir Geschichte so gelesen, wie sie zu unserem Weltbild passt. Umso wichtiger, gerade Kindern schon ein Verständnis mit auf den Weg zu geben, dass es nicht "schon immer so war" und Vergangenheit und Gegenwart voller inspirierender Figuren sind.

Das aufzuzeigen gelingt Raksha Dave anhand von 50 Funden aus 14 verschiedenen Orten und Zeiten ganz wunderbar - und ich liebe es, wie sie dabei wirklich world history erzählt und nicht unsere eurozentrische Version aus dem Geschichtsunterricht. Sie nimmt uns mit nach Australien, Frankreich, China, Griechenland, Peru, Deutschland sowie in die Türkei und USA, aber auch nach Simbabwe, Indien, Grönland, Pakistan und den Sudan. Dabei widmet sie jedem Ort zwei Doppelseiten - zunächst ein kleiner Überblick und Einstieg in die Kultur und Epoche und anschließend einige Funde, die ihre jeweilige Aussage bzw. Widerlegung von landläufigen Meinungen unterstützen. Hier ist sie manchmal zu optimistisch und modern, wenn sie zum Beispiel die Aborigines als "Naturschützer" bezeichnet oder in Ashoka einen gütigen und guten König sieht, obwohl durch seine Eroberungen 100.000 Menschen getötet wurden und Monarchie immer Fremdbeherrschung bleiben wird. Der Grundtenor jedoch, aufzuzeigen, dass Leben im Einklang mit der Natur, Gleichberechtigung, Religionsfreiheit und friedliches Miteinander keine "neuen" Konzepte sind - das vermittelt die Autorin ganz wunderbar.

Und die Illustrationen! Das Buch ist großartig gestaltet; es gibt so viel zu entdecken und sehen; es ist eine wahre Freude! Da hat Kimberlie Clinthorne-Wong grandiose Arbeit geleistet!

Am Ende des Buches beantwortet die Autorin noch ein paar oft gestellte Fragen über Archäologie und darüber, wie es ist, Archäologin zu sein - hätte ich das damals gelesen, hätte ich sicher noch mehr Lust gehabt, Archäologin zu werden. Eine gelungene Heranführung! Außerdem gibt es ein Glossar, das Begriffe kindgerecht erklärt.



FAZIT: [4.5/5] Ein wunderbar illustriertes Buch über Weltgeschichte, mit und aus dem nicht nur Kinder lernen und einen (neuen) Blick auf unsere Vergangenheit werfen können.

Bewertung vom 24.04.2025
Kleine und große Wunder der Meere
Dawnay, Gabby

Kleine und große Wunder der Meere


sehr gut

Kleine und große Wunder der Meere: Vorlesegeschichten mit ganz viel Sachwissen ist genau das - auf kurze Geschichten über einen Meeresbewohner, wie den Wal, die Schildkröte oder den Clownfisch, folgt anschließend noch eine Informationsseite. Und nicht nur die Geschichte selbst ist bezaubernd, auch die Illustrationen sind einfach herzallerliebst! Es gibt so viel zu Entdecken ♥

Einziger Kritikpunkt ist die Sprache - im Englischen sind die kleinen Geschichten wohl gereimt; dies ist in der Übersetzung verloren gegangen, wodurch die Erzählung oft unförmig und unflüssig wirkt; in einer merkwürdigen Zwischenstufe zwischen Lyrik und Prosa. Zudem glaube ich, dass einige Worte zu kompliziert für (Klein-)Kinder sind - andererseits werden da ja wohl Erwachsene zum Erklären dabei sein und selbst die können von den Lernseiten noch was mitnehmen!



FAZIT: Ein wunderbar aufregendes und abenteuerliches, kindgerechtes und buntes (Vorlese-)Buch, das sicherlich mehr als nur einmal Freude bereitet!

Bewertung vom 05.03.2025
Der große Riss
Henríquez, Cristina

Der große Riss


ausgezeichnet

Was für ein Wohlfühlroman! Christina Henríquez gelingt es, die Glanzlosigkeit, ja das Elend sogar, des Panamakanalbaus einzufangen; mit all seinen hässlichen Gesichtern: Rassismus und Ausbeutung, imperialistische Bestrebungen, Vertreibung und Umsiedlung, Armut und sich (zu) rasant verändernde Gesellschaftsstrukturen - und gleichzeitig eine schöne Geschichte zu erzählen. Mehrere Geschichten, denn die Handlungsfäden der verschiedenen Figuren knüpft sie teils engmaschig, teils lose im Laufe des Buches zusammen und zeigt so ein vielschichtiges und mehrperspektivisches Bild vom Kanalbau und seinen Auswirkungen.

Ich habe die leisen Töne des Romans geliebt, mit den Figuren mitgefiebert und das Buch zufrieden und leicht wehmütig zugeschlagen - nicht alle Charaktere bekommen ihr glücklichstmögliches Ende, aber der Tenor ist positiv. Ungünstig finde ich lediglich, dass der Klappentext eine Romanze ankündigt, die das Buch so nicht liefert - und auch nicht braucht. Das weckte jedoch bei mir falsche Erwartungen bzw. verwunderte mich während des Lesens. Es ist ein Buch über Liebe - zu Freunden, zu Eltern und Geschwistern, zur Nachbarschaft und zum eigenen Land; nicht aber romantischer Art.

Getragen wird der Roman zudem größtenteils auf den Schultern starker, mutiger und beeindruckender Frauen, wenngleich auch Omar und sein Vater mein Herz berühren konnten. Und während alle Ereignisse des Romans auf irgendeine Weise mit dem Kanal(bau) verbunden sind und Henríquez ein Gefühl für diese verändernde Zeit vermittelt, stehen doch die Figuren und nicht das historische Ereignis im Mittelpunkt - das Buch lädt zum eigenen Weiterlesen ein, grobe Kenntnisse lassen sich jedoch auch hier schon erlangen. Lest unbedingt das kurze Interview mit der Autorin, in der sie sich zur Rolle der Frauen, dem Kanalbau als imperialistisches Projekt und ihrem eigenen Bezug äußert; sehr lesenswert. Ein historisches Nachwort, eine Einordnung oder zumindest eine Chronologie am Ende des Buches wären wünschenswert gewesen; so bleibt nur die Eigenrecherche.



FAZIT: Ein berührender, vielschichtiger Roman, dessen Autorin es meisterhaft vermag, Handlungsfäden nach und nach miteinander zu verweben und über einzelne Schicksale die gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen aufzuzeigen. Einmal in der Geschichte angekommen, fiel es mir schwer, das Buch beiseite zu legen und ich liebe es, wie Henríquez aus vermeintlichen Nebenfiguren der Weltgeschichte Held*innen ihrer Erzählung machte.