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Lillith
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 70 Bewertungen
Bewertung vom 01.10.2025
Ein kleines Lied über das Sterben
Blunck, Timo

Ein kleines Lied über das Sterben


weniger gut

Was war das? Ein Krimi oder ein Fiebertraum?
Bei der Rezension dieses Buchs tue ich mich wirklich schwer, denn ich kann es leider nur als Ganzes bewerten, obwohl es bei mir äußerst zwiespältigen Eindruck hinterlassen hat.

Zunächst einmal versprach Handlungskurzfassung und Klappentext ein nicht alltägliches Buch, eine „grandiose Zumutung“ gar. Das trifft auch zu, aber auf eine Weise, die ich halt nicht vermutet habe.

Handlung: Abgewrackter, bisexueller koksender Ex-Bulle fängt Hund ein, bringt ihn zurück in eine seltsame Familie, in der das Hundeherrchen vermisst wird, und wird daraufhin - wie auch immer - involviert in ein seltsames Geschehen, worin eine betörende Frau eine große Rolle spielt und Tom in große Gefahr gerät. Klingt banal, oder?

Nun, das ist dieser Roman (Kriminalroman würde ich ihn nicht nennen, eher eine Groteske) mit Sicherheit nicht!

Er ist spannend, stellenweise voll unterschwelligem Humor und Sarkasmus, er bedient sich ungewöhnlicher Stilmittel, er liest sich theoretisch flott weg.

Theoretisch? Ja, wenn da nicht eine Sache wäre, die hier eine große Rolle spielt, die ich aber nicht benennen will, um den interessierten Lesern nicht den Spaß total zu verderben...

Ich bin nicht allzu zart besaitet, was Thriller an sich angeht, aber hier wird für mich persönlich eine Grenze überschritten und ich empfehle einfach, vor dem ganzen Buch die online verfügbare Leseprobe zu lesen. Wem das dann nicht zu viel ist, der wird wahrscheinlich ein großes Lesevergnügen haben.

Das Buch ist abwechselnd aus verschiedenen Perspektiven, einschließlich der eines Hundes (sehr liebenswürdig gemacht!) geschrieben. Es gibt auch durchaus sympathische Protagonisten, allen voran der Hund. Schon früh kennt man als Leser die Täterin und ihre Machenschaften, aber wie alles zusammenhängt erschließt sich erst viel später, bis dahin fließt noch viel Blut...

Im allerletzten Kapitel (ja, ich habe trotz mehrmaligem Würgereiz bei einigen Passagen durchgehalten!) gelingt dem Autor auch noch einmal, mich bezüglich einer Tatperson zu überraschen, das war sehr gut gemacht!

Fazit: Mir gelang es leider nicht, soweit zu abstrahieren, um das Buch so zu nehmen, wie es gemeint ist – nämlich wahrscheinlich nicht als grausiger Splatterroman, sondern als ein fast comicartig anmutendes, überzeichnetes „Lied vom Tod“ - provozierend, gut geschrieben, aber für mich nicht geeignet!

Ohne das eine spezielle Thema hätte es von mir wahrscheinlich mindestens 4* gegeben, aber aus den erklärten Gründen sind es nur 2 geworden.

Und – wie gesagt: Wer nicht zartbesaitet ist und an der Leseprobe Spaß hat, der möge das Buch lesen! Ähnliches ist vermutlich selten bis noch nie geschrieben worden!

Bewertung vom 01.10.2025
Das Lied des Vogelhändlers
Dorweiler, Ralf H.

Das Lied des Vogelhändlers


ausgezeichnet

Tanderadei – Minne, Kreuzzug und Intrigen z.Zt. des Thronstreits im Mittelalter / Farbenfroher Mittelalterroman zum darin Versinken – lehrreich und spannend zugleich !

Obwohl ich von jeher ein Fan von historischen Romanen bin konnte mich bisher nicht jeder gleichermaßen begeistern. Manchmal möchte ein Autor zu viel Wissen hineinpacken, ein anderes Mal gibt es keine Protagonisten, die sympathisch genug sind, um mit ihnen mitzuleiden oder zu fiebern.

Das Lied des Vogelhändlers jedoch vermochte mich von Beginn an zu fesseln.

Auf zwei Zeitschienen, die nur 10 Jahre auseinander liegen, erzählt der Autor parallel zunächst zwei getrennte Geschichten. Zum einen begleiten wir den Vogelhändler Wigbert, der am Hofe eines Herzogs während eines Turniers seine Ware feilbietet und Walther von der Vogelweide kennenlernt. Zehn Jahre zuvor muss sich die junge Waise Franziska während des 3.Kreuzzugs behaupten.

Beide Erzählstränge sind gleichermaßen mitreißend und man ist gespannt, wann sich die beiden Hauptpersonen unter welchen Umständen zum ersten Mal begegnen.

Als dies endlich geschieht beginnt der spannendste Teil des Buchs, denn gemeinsam mit Walther müssen sie – aber das sollte man unbedingt selbst lesen!! Hochspannung pur, ein Krimi im mittelalterlichen Gewand!

Ein Personenverzeichnis gleich zu Anfang erleichtert das Zurechtfinden bei doch recht vielen Personen.

Die Sprache des Autors ist angenehm und passt zur Zeit, in der die Geschichte spielt, ohne dabei bemüht antiquiert zu wirken. Alle Charaktere sind mit Liebe gestaltet, sodass sie lebendig und vorstellbar erscheinen.

Was gibt es noch hinzuzufügen? Dieses Buch muss man einfach lesen! Eine absolute Empfehlung für alle, die spannende Historiengeschichten lieben und dabei gedanklich wie in einem Krimi miträtseln möchten.

5* für dieses schöne Leseerlebnis – ich werde mir diesen Autor definitiv merken!

Bewertung vom 01.10.2025
Schwüre, die wir brechen / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.2
Voosen, Roman;Danielsson, Kerstin Signe

Schwüre, die wir brechen / Svea Karhuu & Jon Nordh Bd.2


ausgezeichnet

Packender skandinavischer Krimi mit interessantem, ungewöhnlichen Plot und sympathischem Ermittlerteam!
In Malmö wird eine ungewöhnlich zugerichtete Leiche entdeckt – ohne Kopf, dafür mit einem angenähten Krokodilskopf.. Bald findet man eine weitere Leiche mit Tierkopf – und Hieroglyphen. Was für ein kranker Mörder ist da am Werk? Und wo ist der Bezug zu Ägypten? Dann wird auch noch ein junges Mädchen entführt und der Fall wird für die beiden Ermittler entgültig zu einem Albtraum.

Dies ist der zweite Fall des Autorenduos, in dem Jon Nordh und Svea Karhuu gemeinsam ermitteln, aber vom (sicher ebenso spannenden) ersten Band, den ich leider nicht gelesen habe, benötigt man keine Vorkenntnisse. Alles, was der Leser wissen muss, wird wohldosiert in die Handlung mit eingeflochten.

Jon und Svea sind das klassische gegensätzliche Ermittlerpaar – er, älter, erfahren und desillusioniert, zumal er den Tod seiner Frau noch nicht richtig verarbeitet hat und sie, jung, ehrgeizig und tough, aber auch sie hat schon ein Päckchen zu tragen. Beide gehen sehr angenehm miteinander um, tolerieren die gegenseitigen Macken und ergänzen sich bestens.

Überhaupt empfand ich es beim Lesen als sehr schön, dass es keine großen Animositäten zwischen den ermittelnden Personen gab. Geschrieben wurde in einem lockeren und modernen Stil, der einen auch schon mal schmunzeln lässt, mit angenehm kurzen Kapiteln und so spannend, dass man das Buch am liebsten gar nicht aus der Hand legen möchte.

Alle Charaktere, einschließlich der Nebenrollen, sind detailliert ausgearbeitet, und die Schauplätze lassen sich gut vorstellen.

Zwischen der Handlung in der Gegenwart tauchen immer wieder Rückblicke auf, die anfangs keine Verbindung zur Haupthandlung erkennen lassen. Nach und nach geben sie jedoch Hinweise auf die Identität des Mörders und beleuchten seine Entwicklung. Sie verraten dabei nicht zu viel, sodass man trotz oder gerade wegen dieser Hinweise weiter rätselt.

Das Geschehen wird abwechselnd aus der Perspektive der beiden Ermittler erzählt. Auch wenn die Morde recht grausam und blutig sind wird auf unnötige Horrorszenarien dankenswerterweise verzichtet.

Der Hauptfall des „Krokokillers“ wird spannend aufgelöst. Bis kurz vor dem Ende bleibt der Leser im Ungewissen, während sich die eigene Vermutung allmählich bestätigt.

Die beiden Nebenstränge – Jons Frau verunglückte tödlich mit dem Auto an der Seite seines Expartners und besten Freunds, Svea, hatte in ihrem letzten Job als verdeckte Ermittlerin einen korrupten Polizisten in Notwehr erschossen und wird seitdem anonym bedroht – werden weiterverfolgt, aber nicht final geklärt. Hier müssen wir auf den nächsten Band warten, den ich aber sowieso sehr gern lesen werde, denn was das Autorenduo hier abgeliefert hat, ist Scandic Noir at it's finest!

5* und Leseempfehlung für alle Freunde von nicht alltäglichen und spannenden Skandinavien-Thrillern

Bewertung vom 15.08.2025
Rentner Mikado
Amrein, T. D.

Rentner Mikado


gut

Ein Verbrechen zieht das andere nach sich – der Krug geht aber solange zum Brunnen, bis...

Als auf einem Campingplatz bei Bauarbeiten menschliche Überreste gefunden werden, die offenbar schon längere Zeit dort lagen, wird Kommissar Krüger zu Rate gezogen. Offenbar leitet er eine ganz besondere Abteilung, die sich mit guter Aufklärungsquote und nicht immer ganz orthodoxen Mitteln solcher Fälle annimmt. Dies ist nur eine Vermutung von mir, denn, obwohl die Reihe bislang bereits 12 Fälle umfasst, war ich das erste Mal mit Krüger und seiner Entourage unterwegs.

Man kann das Buch ohne Vorkenntnisse lesen, einige private Details der Ermittler sind jedoch wahrscheinlich besser zu verstehen, wenn man auch die Vorgänger gelesen hat.

Worum geht es? Die gefundenen Knochen gehören, wie sich herausstellt, zu einem älteren Ehepaar, welches seinen Lebensabend im Wohnmobil verbrachte. Aber wie kann dies sein? Dieses Ehepaar war doch – jedenfalls offenbar – mitsamt seinem Wohnmobil in den Niederlanden verbrannt??

Wir begleiten Kommissar Krüger bei den Ermittlungen, die sich als etwas zäh herausstellen, denn immer, wenn ein Rätsel gelöst scheint, tut sich ein neues auf. Krüger wird bei seinen Recherchen durch die Intuition seiner Lebensgefährtin, die gute Vernetzung einer neuen Kollegin sowie einen (offenbar schon des Öfteren für das BKA tätig gewordenen) Privatdetektiv unterstützt.

In einem Parallelstrang lernen wir Johny kennen, der sein Leben als „Campingplatzgigolo“ fristet. Offenbar ist es nicht allzu schwer, im Dauercamper-Milieu ältere Leute kennen zu lernen, die man erst ausnehmen – und, falls nichts mehr zu holen ist, notfalls auch beseitigen kann. Von Anfang an ist klar – er ist „der Böse“. Johny geht absolut kaltblütig vor und es scheint ihm alles zu gelingen, bis... aber das kann ich jetzt nicht verraten!

Während sich Krüger und Kollegen weiter durch den Dschungel der stets abbrechenden Spuren in ganz Europa kämpfen schauen wir immer wieder etwas fassungslos Johny bei seinen Plänen zu. Dieser Strang wird dann ziemlich schräg, mit etwas makabrem Humor gewürzt, und es gelingt dem Autor auch, mich zweimal zu verblüffen.

Der Schreibstil ist recht sachlich, ein wenig wie bei einer Doku-Soap über ein reales Verbrechen. Ich empfand diesen Stil als gut lesbar und bisweilen auch amüsant.

Der Titel ist gut gewählt – denn wie bei einem Mikado-Spiel scheint es tatsächlich lange nicht aufzufallen, wenn man ein Stäbchen, hier etwas makaber einen (alten) Menschen, „entfernt“. Und wie bei einem Mikado-Spiel ist aber irgendwann auch Schluss...

Das Ende des Buchs ist für mich dann doch ziemlich abrupt gekommen, irgendwie war ich nicht ganz zufrieden, dachte immer noch, es käme noch ein abschließender Clou.

Insgesamt ein ganz nett zu lesender Zeitvertreib, durchaus auch spannend nach dem „howcatchem“-Prinzip, denn der Täter ist dem Leser ja von Beginn an bekannt.

Da ich den Plot recht originell fand bekommt das Buch von mir 3,5*, mathematisch aufgerundet auf 4.

Bewertung vom 11.08.2025
Lava und Lügen auf Lanzarote
Flores;Santana

Lava und Lügen auf Lanzarote


sehr gut

Ein Urlaubsroman für Lanzarote-Liebhaber und solche, die es werden wollen
- Reiseführer und leichter Urlaubskrimi zugleich.

Als langjährige Lanzarote-Urlauberin war dieser Krimi natürlich ein „Muss“ für mich. Ich kannte die Kanaren-Reihe der beiden Autoren nur vom Hören/Sagen und darum habe ich mich sehr gefreut, dieses Buch im Rahmen einer Leserunde lesen zu dürfen.

Auch wenn ich die Protagonisten – die Buchhändlerin Naira und den Journalisten Ben, beide auf La Palma ansässig – noch nicht kannte, so hatte ich nicht das Gefühl, dass mir Vorkenntnisse aus den Vorgängerbänden fehlen würden. Dennoch wuchsen sie mir nicht wirklich ans Herz. Meine Empfindungen blieben an der Oberfläche, denn es wurde zwar ausführlich über die Kleidung der beiden berichtet, jedoch wenig über ihre Persönlichkeiten bekannt.

Hier verschlägt es die beiden nach Lanzarote, wo Ben für ein Gourmet- und Lifestyle-Magazin einen Artikel schreiben soll. Naira dagegen will ihrer Freundin Valeria beistehen, die vor kurzem Witwe geworden ist. Der angebliche Unfall, bei dem ihr Mann zu Tode gekommen ist, wirft Fragen auf.

Eine große Rolle spielen sowohl plötzlich aufgetauchte, bislang unbekannte Gemälde des großen Inselkünstlers César Manrique als auch die Machenschaften eines „Weinbarons“.

Mehr soll hier nicht verraten werden. Es passiert auch eigentlich nicht wirklich viel, aber der literarische Aufenthalt auf Lanzarote macht trotzdem Spaß. Man merkt, dass die Autoren die Insel kennen und ins Herz geschlossen haben, denn die detaillierten Beschreibungen von Landschaften und Restaurants lassen nichts zu wünschen übrig, man fühlt sich wirklich dorthin versetzt.

Der Schreibstil ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, kommt oft etwas hölzern daher, insbesondere bei den Dialogen zwischen Naira und Ben. Dafür sind die beschreibenden Szenen umso besser gelungen und sehr atmosphärisch.

Die Aufklärung des Todesfalls und das ganze Drumherum bargen für mich nicht wirklich viele Überraschungen, ich hatte eigentlich alles von Anfang an so angenommen, wie es sich nachher auch herausstellte.

Wegen der für mich fehlenden Spannung und Voraussehbarkeit vergebe ich 3,5, aufgerundet auf 4*.
Es ist ein netter, leicht zu lesender Urlaubsroman, den ich gerne weiterempfehle. Ein schönes Buch für alle, die Lanzarote lieben oder kennen lernen wollen.

Bewertung vom 30.07.2025
Gaditanos
Sauer, Hardy

Gaditanos


ausgezeichnet

Temporeicher und sehr spannender Krimi aus Andalusien - diesen Autor sollte man unbedingt im Auge behalten!

Kaum zu glauben, dass es sich bei diesem Buch um Hardy Sauers Erstlingswerk handelt.
Ich weiß gar nicht, wo ich mit dem Lob einsetzen soll.
Bei der Erzählweise? Der Sprache? Der Handlung? Den Protagonisten?

Das Buch spielt, wie der Titel ahnen lässt, in Cadiz. Kann man das wirklich erahnen? Der Titel ist so einer der wenigen Schwachpunkte, denn ich würde diesem Roman viele viele Leser wünschen. Doch ob sich alle unter dem Titel „Gaditanos“, also Bewohner von Cadiz, sofort etwas vorzustellen vermögen sei dahingestellt. Auch das Cover macht nicht wirklich neugierig, obwohl es, das ist wieder positiv, sich vom Einheitsbrei der sogenannten „Urlaubskrimis“ natürlich angenehm abhebt. Hardy Sauer beweist mit den Schilderungen sehr viel Ortskenntnis. Der Stadtplan auf den ersten Seiten des Romans ist jedoch für uns, die wir Cadiz nicht so gut kennen, leider nutzlos, da man absolut nichts darauf erkennen kann – und nicht jeder mag einen QR-Code scannen, um mehr zu erfahren. Aber das war es auch schon mit der Kritik.

Fand ich zunächst das beständige namentliche Erwähnen der befahrenen Straßenzüge etwas zu viel, so hatte ich mich bald daran gewöhnt und fuhr gedanklich mit, auch ohne die Wege zu kennen.

Fangen wir mit dem Inhalt an, ohne zu viel zu verraten:

In Cadiz wird die Kripo zu einem vermeintlichen Verkehrsunfall mit Todesfolge gerufen, weil etwas nicht zu stimmen scheint. Daneben geraten kleine Gauner durch Zufall in ein viel größeres Verbrechen und die ermittelnde Kommissarin muss über ihren Schatten springen. Klingt das eher immer noch undurchsichtig? Nun, mehr kann man nicht schreiben, ohne zu viel vorweg zu nehmen.

Hardy Sauer schafft es, ein unglaubliches Tempo in die Handlung zu bringen, ohne dabei je oberflächlich zu werden. Dies geschieht zum Teil auch durch die Erzählweise – es wird abwechselnd aus der Perspektive von drei völlig unterschiedlichen Protagonisten geschrieben. Die Zusammenhänge zwischen diesen werden erst nach und nach offenbart.

Dieser Roman hat absolut keine Durchhänger, keine Stellen, an denen die Handlung nur so dahinplätschert. Als gewiefter Krimileser sah ich den einen oder anderen Kniff zwar gaaaanz kurz vor den Ermittlern kommen, aber es gelang dem Autor dennoch, mich des Öfteren zu verblüffen.

Gut und Böse werden hier ebenfalls tüchtig durcheinander gewirbelt, so dass die Sympathien des Lesers mitunter auch mal auf der dunklen Seite landen.

Die kettenrauchende Ermittlerin Yolanda ist tough und sensibel gleichermaßen.
Gern würde ich ihr in einem weiteren Buch folgen und hoffen, dass es ihr gelingt, etwas mehr im gaditanischen Sumpf aufzuräumen. Da das angedeutete Netz der Kriminalität dort - und nicht nur dort - jedoch bis zu einflussreichen Persönlichkeiten reicht, würde das wohl einem Kampf gegen Windmühlen gleichen...

Dem Autor gebührt ein großes Lob für die angenehme Sprache, das gut beschriebene Setting und die von ihm erdachte Story. Ich hatte beständig einen Film vor Augen, konnte mir viele Szenen bildlich vorstellen, und konnte das Buch nur schwer aus der Hand legen.

Von mir gibt es ohne zu Zögern 5* und eine Leseempfehlung!
Chapeau für diesen rasanten Erstlingsroman! Bitte weiterschreiben!

Bewertung vom 04.11.2024
Tod am Nussdorfer Wehr
Albich, Mina

Tod am Nussdorfer Wehr


ausgezeichnet

Spannender Wienkrimi mit Atmosphäre und Schmäh! Sympathische Charaktere und raffinierte Story! Ein Highlight !!

Ein ehemaliger Musikstar/DJ und Womanizer liegt nach einer turbulenten Party tot vor seinem Haus, offensichtlich über die Balkonbrüstung gestürzt. Oder gestürzt worden.

Suizid oder Mord, das ist die Frage. Das sympathische Team bestehend aus Kommissar Felix Grohsman, seiner forschen aber sehr cleveren jungen Polizeikollegin Joe, sowie dem dieses Mal auch sehr aktiv zur Lösung beitragenden Kollegen Gregor, ergänzt durch die Kriminalpsychologin Nicky, müssen viele Spuren verfolgen, welche nicht alle unbedingt zielführend sind.

Dann legt ein Patient von Nicky ein überraschendes Geständnis ab – er habe den Mord begangen! Und Nicky unterliegt einer strengen Schweigepflicht.

Der Plot ist erneut raffiniert konstruiert. Es gibt zahlreiche Verdächtige, und selbst für den versierten Krimileser ist es nicht möglich, die Identität der "Täterperson" (wie Mina Albich es nennt, ohne sonst viel auf Genderneutralität zu achten) zu entlarven.

Die Messlatte lag hoch nach bereits zwei gelungenen Büchern der Wien-Reihe - und doch ist es Mina wieder gelungen, das Niveau zu halten, wenn nicht gar zu übertreffen. Das Buch sprüht nur so vor Wiener Lokalkolorit, ohne in einen flachen Regionalkrimi abzudriften. Wir stoßen auf sehr gut gezeichnete Charaktere, bis hin zu den Nebenfiguren, treffen auf alte Bekannte wie Felix' mathematikbegabtem Neffen, dieses Mal ergänzt durch eine pfiffige Freundin – es macht einfach Spaß! Man glaubt mittlerweile, die Personen könnten in jedem Wiener Café geradezu hereinspazieren und man würde sie erkennen, und sei es durch die unverkennbare Hundedame Sally, die Grohsman auch hier wieder fast auf Schritt und Tritt begleitet.

Nebenbei habe ich auch einiges gelernt, denn Mina wird nie Ermittlungsansätze oder psychologische Phänomene beschreiben, über die sie nicht gründlich recherchiert hat. Dies tut sie so nebenbei, ohne jemals belehrend zu wirken.

„Wohlfühlkrimi“ klingt für mich immer etwas langweilig – aber das ist hier keineswegs der Fall. Ganz im Gegenteil, man ist ständig am Mitraten, springt von einer Vermutung zur nächsten und die Spannung hält bis zum Ende an!

Und doch – natürlich fühlt man sich wohl mit den so liebevoll und detailreich geschilderten Protagonisten...

Ich war richtig traurig, als das Buch schon wieder zu Ende war und freue mich bereits jetzt, dass Mina Albich eine Fortsetzung der Reihe angekündigt hat!

Von mir gibt es volle 5* und eine Leseempfehlung für alle, deren Augenmerk eher auf einer spannenden Handlung denn auf blutigen Schockmomenten liegt.

Bewertung vom 03.11.2024
Der Nachtschattenmann: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Nachtschattenmann: Thriller


ausgezeichnet

Die deutsche Queen of Suspense hat wieder zugeschlagen!

Eine tote Frau wird in Tanzpose vor einer Tanzschule aufgefunden. In der Hand einen kleinen Ballettschuh, der nur einem Kind passen könnte. Die Füße zerschunden von zu kleinen Schuhen, den Kopf mit einer Plastiktüte verdeckt. Offenbar wurde sie vor ihrer Ermordung nicht nur gezwungen, in zu kleinen Schuhen zu tanzen, sondern man hatte ihr Gesicht durch chirurgische Eingriffe so verfremdet, dass ihre eigene Mutter sie nicht erkennt...

Bald wird eine zweite Frauenleiche gefunden, mit den gleichen Merkmalen.
Und eine weitere junge Frau, Johanna, wird vermisst...

Was hat es mit den zu kleinen Schuhen auf sich und was mit den Kinderballettschuhen, die alle Opfer der Hand halten?
Gibt es einen Zusammenhang mit der Tanzschule oder mit der Disco, in der die Opfer verkehrten?

Rechtsmedizinerin Julia und Kollegin Lenja ermitteln wieder einmal beinahe mehr als Florian und das restliche Kripoteam...die Zeit läuft ihnen davon, denn sie wollen auf jeden Fall die vermisste Johanna finden, bevor es zu spät ist.

In bewährter Manier führt uns die Autorin mit Bravour durch die Handlung, lässt uns sowohl dem Täter als auch seinen Opfern „über die Schulter blicken“, legt jede Menge Spuren, führt Verdächtige ein, entkräftet wiederum andere Verdachtsmomente, baut eine maßlose Spannung auf – bis sich erst ganz am Ende wiederum alle Fäden auflösen und der Täter samt Motiv präsentiert wird.

Wahnsinn. Das ist großes handwerkliches Können, was Catherine Shepherd hier von Buch zu Buch ihrer Leserschaft offeriert.
Man kann einfach nicht enttäuscht werden.
Darum ganz schnörkellos: 5* und Leseempfehlung für alle Thrillerfans

Bewertung vom 24.09.2024
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bürgermeister / Mord ist Potts' Hobby Bd.3


ausgezeichnet

Vergnüglich, cosy - und very british

Schon das Cover hat mich abgeholt und den Autor kenne ich von zwei TV-Serien, die ich sehr liebe. Darum wollte ich die Reihe gern kennen lernen und ich wurde nicht enttäuscht. Wer z.B. die TV-Serie Inspector Barnaby mag, wird sich auch in Marlow wie zu Hause fühlen. Exzentrische Charaktere, Geheimnisse allerorten, alles mit einem leisen Humor erzählt...

Es ist Band drei einer Reihe, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass mir Hintergrundwissen fehlt, ich kam sofort mit den Protagonistinnen und dem Setting klar. Dennoch werde ich mir sicher die ersten beiden Bände noch besorgen, weil es einfach so ein Vergnügen war, den Damen beim Ermitteln zu folgen! Sie sind pfiffig und gehen mit einer zielstrebigen Dreistigkeit vor, die ihnen immer einen kleinen Vorsprung vor der Polizei verschafft. Dieses Mal sind sie sogar offiziell zum Ermitteln aufgerufen worden, als „Berater“ der örtlichen Polizei. Vermutlich versucht die dort frischgebackene Leiterin, Detective Inspector Tanika sie so besser im Auge zu behalten, aber das bleibt ein frommer Wunsch...

Ich frage mich immer, warum ich mit britischen Cosy Crimes wesentlich besser zurecht komme als mit deutschen – ich weiß es nicht! Der Hauch Skurrilität vielleicht, der subtile Humor...

Doch auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Auch wenn einem irgendwann fast egal ist, wer den titelgebenden toten Bürgermeister nun auf dem Gewissen hat, so ist man beim Raten und Deuten der Indizien doch mit Freude dabei.

Das Ende kommt unerwartet, ist so nicht voraussehbar gewesen. Judith kommt durch konzentriertes Denken und einen plötzlichen Geistesblitz zur Lösung des Falls – ähnlich wie Hercule Poirot bei Agatha Christie oder Humphrey in Death in Paradise.

Mir hat das Lesen dieses Buchs außerordentlich viel Freude bereitet, ein Buch, was man eingekuschelt auf dem Sofa mit einer Tasse Tee und ein paar Keksen (ach, hätte Suzie doch auch bei mir welche versteckt!) genießen kann.

Ich vergebe darum sehr gern 5* und eine Leseempfehlung für Liebhaber von Cosy Crime – Geschichten mit britischem Charme.

Bewertung vom 24.09.2024
Salute - Der letzte Espresso
Kalpenstein, Friedrich

Salute - Der letzte Espresso


ausgezeichnet

Ein Krimi – leicht und fluffig wie der Schaum auf einem Cappuccino

Nachdem ich mit der „Brunngries-Reihe“ des Autors nicht so ganz warm geworden bin wollte ich sehr gern die neue Serie von Herrn Kalpenstein kennen lernen, und siehe da, hier fühlte ich mich sofort wohl.

Der Krimi spielt in Bardolino am Gardasee. Hauptprotagonist ist Paul, ehemals bei der Münchner Kripo – heute mit Leib und Seele Barista in seinem eigenen Café. Seine mangelnden Italienischkenntnisse fallen nicht weiter ins Gewicht, er ist im Ort und bei seinen Geschäftsnachbarn wohlgelitten.

Eine Leiche in der Herrentoilette seines Cafés stört die Idylle und bringt Paul (einmal Bulle, immer Bulle) dazu, Nachforschungen anzustellen, nicht zuletzt, weil er beim ermittelnden Commissario selbst auf der Liste der Verdächtigen steht. Zur Seite steht ihm eine attraktive Journalistin, die eine Kollegin des Ermordeten war.

Der Autor stellt das Ambiente eines italienischen Urlaubsortes meisterhaft dar; beim Lesen fühlt man sich, als wäre man selbst dort – es ist nur bedauerlich, dass die Delikatessen des Konditors unerreichbar bleiben.

Das Buch liest sich flüssig. Es enthält zahlreiche humorvolle Passagen, die man sich so gut vorstellen kann, dass man beim Lesen ein breites Schmunzeln im Gesicht hat. An einigen Stellen kommt auch eine gewisse Spannung auf, aber im großen und ganzen ist es eher ein Wohlfühlkrimi mit viel Dolce Vita und ein paar Klischees, die jedoch nicht störend wirken.

Man ist fast ein wenig traurig, wenn das Buch beendet ist, möchte sich subito von Paul einen Cappuccino mit etwas von dem köstlichen Gebäck servieren lassen, die Sonnenbrille gerade rücken – und auf den nächsten Band warten.

Solide 4* und Leseempfehlung für italophile Cosy Crime Fans.