Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Luise
Wohnort: 
Luckenwalde

Bewertungen

Insgesamt 73 Bewertungen
Bewertung vom 04.12.2025
Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1
Izquierdo, Andreas

Über die Toten nur Gutes / Ein Trauerredner ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Eine Reise in die Schatten der Vergangenheit
Andreas Izquierdo liefert mit "Über die Toten nur Gutes" einen fesselnden Kriminalroman, der weit über das Genre hinausgeht.
Im Zentrum steht Mads Madsen, ein gewissenhafter Trauerredner, dessen Leben aus den Fugen gerät, als sein bester Kindheitsfreund Patrick bei einem Unfall stirbt und Mads bittet, die letzte Rede zu halten. Was als pietätvolle Aufgabe beginnt, wird schnell zu einer persönlichen und gefährlichen Ermittlung. Mads sucht die Wahrheit und muss sich dabei seinen eigenen, lange verdrängten Erinnerungen stellen.
Die Stärke des Buches liegt in seinen brillant ausgearbeiteten Figuren: Mads selbst, sein eigenwilliger Vater, sein verstorbener Freund und die undurchsichtige Polizistin. Man hat das Gefühl, alle Beteiligten nach der Lektüre sehr gut zu kennen. Abgerundet wird die Geschichte durch einen tiefschwarzen, absolut genialen Humor, der die ernsten und spannenden Momente perfekt konterkariert. Ein vielschichtiger Krimi mit hervorragender Schreibe.

Bewertung vom 04.12.2025
Plant Lady
Kang, Minyoung

Plant Lady


sehr gut

Grüner Daumen
"Plant Lady" von Minyoung Kang liest sich wie ein Krimi, von Beginn an faszinierend und spannend.
Yu-hee liebt Pflanzen, um einiges mehr als Menschen und so tauscht sie ihren Bürojob gegen einen eigenen Pflanzenladen.
Hier berät sie zu Pflanzen, aber sehr schnell kommt eine weitere Komponente hinzu. Sie bietet Hilfe gegen übergriffige Männer und so hat sie einige hilfesuchende Kundinnen.
Die einzelnen Fälle sind sehr skurril, man muss sich schon darauf einlassen.
Als weiteres Element kommt dann ein Detektiv hinzu, den es für den Zauber dieser Geschichte aber nicht gebraucht hätte.
Die Sprache ist schlicht und einfach, vieles wird durch Auslassungen erzählt, der Fantasie der Leserinnen überlassen.
Das Buch bringt eine wichtige Botschaft mit, es geht hier um viele Fragen der Gesellschaft, der Anerkennung und dem Umgang miteinander.
Mir hat der Ton und die Erzählweise gefallen, obwohl sie ungewohnt und fremd wirken.

Bewertung vom 28.11.2025
Der Weg des ewigen Winters
Sevänen, Niilo

Der Weg des ewigen Winters


sehr gut

Eis und Träume
"Der Weg des ewigen Winters" von Niilo Sevänen ist der Auftakt einer Fantasy-Trilogie. Es ist eine richtig epische Geschichte, allerdings hätte ich es vorab gerne gewusst, dass es nicht abgeschlossen ist, sondern ein Auftakt. Das ist leider auf dem Buch nicht ersichtlich.
Halla ist ein kleines Mädchen und doch ist sie noch so viel mehr. Und Halla ist auf der Flucht. Sie flieht vor dem ewigen Winter, der in Konstantinopel, im Jahr 1007 schon seit Jahren herrscht. Sie flieht aber auch vor verschiedenen Räubern und Mördern. Erst nach und nach zeichnet sich ab, wer alles hinter Halla her ist. Das Warum bleibt hier noch verborgen.
Ihr zur Seite steht Orpheus, ein Lautenspieler und auch nicht der mutigste Beschützer. Auch ein Fuchs schließt sich ihrer Gruppe an und gibt vor auf Hallas Seite zu stehen.
In Träumen kommuniziert Halla auch noch mit anderen Tieren, wobei hier nie ganz klar ist, wer welche Ziele verfolgt und warum.
Es gibt noch einen Handlungsstrang, in dem die Kaiserin Theophanu mit ihrem Gefangenen durch die Lande reist, um eine Spur von ihrem Sohn zu finden. Es klingt an, wie die beiden Stränge verbunden sind und dieser hier führt uns tiefer in die Geschichte rein und zeigt uns die Anfänge des ewigen Winters auf. Ich bin sehr gespannt, wie das alles zusammenhängt, wie es weitergeht und wie es aufgelöst wird.
Die Geschichte ist spannend, der Schreibstil sagt mir zu, mal poetisch, mal grob, wo es hingehört. Die Charaktere sind vielschichtig, nicht immer leicht einzuordnen, die Szenerie mit Eis und Kälte wird gut aufgebaut.
Die Geschichte hat in meinen Augen viel Potential und ich freue mich echt auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 28.11.2025
Medea
Hewlett, Rosie

Medea


ausgezeichnet

Tolle Neuinterpretation
"Medea" ist die Hexe von Kolchis und diese Geschichte wurde neu erzählt von Rosie Hewlett. Wenn man sich mit der griechischen Mythologie schon etwas befasst hat, kennt man die Sagen um Jason und das goldene Vlies, die Argonauten, Medea und Circe. Hier trifft man diese Namen alle wieder, aber es wird aus weiblicher Sicht erzählt, aus der Sicht der Hexe, nicht de Helden. Und diese Sichtweise geht unter die Haut.
Die Geschichte ist spannend, auch wenn man die ursprünglichen Erzählungen im Kopf hat, ist man doch gespannt, wie es endet hier. Die Charaktere werden gut vorgestellt die und Handlungen sind meistens nachvollziehbar.
Hier geht es hauptsächlich um Medea, die als Kind und junges Mädchen fatalen, patriarchalen Machtstrukturen ausgesetzt ist, unter denen sie sehr leidet. Auch von den Frauen der Familie bekommt sie keine Hilfe. Circe, die sich ihrer annimmt, wird dann von ihr ferngehalten.
Und so ist Medea zutiefst verunsichert und trägt doch mächtige Kräfte in sich.
Mir hat gut gefallen, dass eine negativ besetzte Figur hier im Mittelpunkt steht und wir sie und ihre Handlungen begleiten. Man kann sie verstehen, warum sie was tut, auch wenn man ihr anderes gerne raten würde. Mir hat dieses Buch sehr gefallen, gerade weil man begreift, dass man oft auch auf andere Sichtweisen achten sollte.

Bewertung vom 25.11.2025
Malte & Oßkar und der Lauf der Dinge
von Arenberg, Amia;Zierden, Malte;Oßkar

Malte & Oßkar und der Lauf der Dinge


ausgezeichnet

Wunderbar gestaltet
"Malte & Oßkar und der Lauf der Dinge" von Malte Zierden ist der zweite Teil einer Reihe für Kinder und ein wundervolles Buch. Absolut genial und gelungen sind die Illustrationen von Amia von Arenberg. Diese sind farbig, ganzseitig und jede Seite bietet so viel zu entdecken. Auch als Erwachsene ist man hier am staunen, suchen, erkunden und doch immer wider wunderschöne Details zu finden.
Der beste Freund von Malte ist Oßkar, eine Taube, die bei ihm wohnt. Als Malte ihn versehentlich verletzt, bekommt er Angst um seinen Freund, sieht die Endlichkeit des Lebens und findet Trost.
Bei seiner Freundin Pia reist er in eine Art Zauberland, wo Erinnerungen leben, verstorbene Haustiere ihre Welt haben und auch der Trost zu Hause ist.
Ich finde diese Themen wichtig und sie sind kindgerecht aufgearbeitet.
Gerade der Verlust eines geliebten Tieres kann jeden treffen und dann wächst der Kummer sehr groß und schwarz. Das darf er auch, aver man muss Trost suchen können und auch finden. Das ist hier sehr gut aufbereitet.
Ich bin mir nicht sicher, ob mir hier das erste Buch beim Lesen etwas fehlte, ich werde es nachholen.

Bewertung vom 21.11.2025
Himmelerdenblau
Hausmann, Romy

Himmelerdenblau


ausgezeichnet

Genialer Aufbau
"Himmelerdenblau" von Romy Hausmann ist nicht der erste Thriller, den ich von der Autorin gelesen habe. Und doch hat es gerade dieser wieder geschafft, mich absolut zu überraschen und gut zu unterhalten.
Im Mittelpunkt steht hier Theo, eine Figur, die mich sehr beeindruckt hat. Theo sucht seine Tochter, seit 20 Jahren. Nun ist er alt und die Demenz droht ihn ganz zu verschlingen. Gerade diese Krankheit wird hier gut dargestellt, mit ihren Höhen und Tiefen, sie wird auch als ernste Erkrankung dargestellt und sorgt trotzdem ab und an für heitere Momente. Das ist aber sehr einfühlsam gemacht.
Ein Podcasterin, Liv, rollt den Fall wieder auf, sie hat wohl neue Aspekte gefunden und will ihn nach der langen Zeit endlich aufklären.
Theos andere Tochter möchte ihren Vater schützen und will nicht in der Vergangenheit wühlen. Alles ist hier gut begründet, man kann alle Figuren und ihre Beweggründe verstehen und nachvollziehen.
Ich mochte das Buch gar nicht aus der Hand legen, nicht mal wegen des Falles, sondern wegen Theo. Die Art, wie seine Erkrankung und seine Gedanken und Gefühle beschrieben wurden, waren sehr einfühlsam und haben mich voll mitgenommen.
Mit dem Twist am Ende habe ich so überhaupt nicht gerechnet, das war absolut klasse gemacht. Ein Thriller, den ich wirklich jedem empfehlen kann.

Bewertung vom 20.11.2025
1000 und ich. Zweifle nicht, zögere nicht, hinterfrage nicht.
Goldewijk, Yorick

1000 und ich. Zweifle nicht, zögere nicht, hinterfrage nicht.


gut

Für mich schwierig
"1000 und ich" von Yorick Goldewijk wird als Jugendbuch ab 12 Jahren empfohlen, doch der Zugang zur Geschichte fiel mir schwer. Vielleicht liegt das an der jugendlichen Zielgruppe, für die der Stoff zugänglicher sein mag. Die Ich-Erzählerin ist eine Jugendliche, 8, die in einer gleichförmigen, von permanenten Beschallungen und Abläufen geprägten Welt lebt – eine Atmosphäre, die entfernt an "1984" erinnert. Sie beginnt, das System zu hinterfragen, bricht aus der Reihe aus und trifft auf die Figur 1000.

Mein zentrales Problem war die Lektüre: Die Erzählung, die uns in die Gedanken, Träume und Vorstellungen der Protagonistin entführt, wirkte auf mich oft verwirrend und unstrukturiert. Ich verlor immer wieder den Faden und hatte das Gefühl, etwas Grundlegendes übersehen zu haben. Obwohl die thematisierten, zukunftsrelevanten Probleme wichtig sind und eine gute Diskussionsgrundlage bieten – besonders für Jugendliche (am besten mit Begleitung) –, konnte mich die Umsetzung nicht fesseln oder emotional abholen. Insgesamt empfand ich das Leseerlebnis als mäßig.

Bewertung vom 20.11.2025
Die Stimme im Licht
Schmid, Kornelia

Die Stimme im Licht


gut

Nicht ganz einfach
"Die Stimme im Licht" markiert meinen ersten Ausflug in die Welt von Kornelia Schmid. Obwohl dieses Buch als Vorgeschichte zu ihrer Fantasy-Reihe dient, ist es als eigenständiges Werk konzipiert und auch für neue Leser wie mich verständlich.

Ich muss ehrlich gestehen, dass der Einstieg in diese Geschichte sehr mühsam war. Selbst nach der Hälfte des Buches wirkten die zahlreichen Protagonisten noch fremd, und ihr Schicksal ließ mich anfänglich kalt. Ich habe tatsächlich kurz über einen Abbruch nachgedacht.

Glücklicherweise habe ich durchgehalten – was sich als die richtige Entscheidung erwies. Im letzten Drittel verwoben sich die losen Fäden zu einem schlüssigen Ganzen. Die Geschichte gewann an Sinnhaftigkeit und fand ein durchaus versöhnliches Ende.

Wir folgen hier abwechselnd verschiedenen Figuren der Steinzeit – darunter Schamanen, eine Häuptlingstochter und ein gestürzter Stammesführer. Sie alle sind gezeichnet von Zweifeln und befinden sich auf einer persönlichen Suche. Wir teilen ihre Gedanken und Erlebnisse, die manchmal verstörend, aber auch belustigend sein können. Die Magie in dieser steinzeitlichen Welt wird dabei sparsam, aber effektiv eingesetzt.

Unterm Strich ist "Die Stimme im Licht" ein Roman, der Ausdauer verlangt. Es ist gut möglich, dass die Handlung für Leser, die bereits mit der Trilogie vertraut sind, sofort zugänglicher und von größerer Bedeutung ist. Für mich war es letztendlich ein solides, wenn auch schwerfälliges Leseerlebnis, das aber mit einem befriedigenden Abschluss entschädigt.

Bewertung vom 14.11.2025
Adlergestell
Laabs, Laura

Adlergestell


ausgezeichnet

Ein kluges Wende-Porträt

Laura Laabs' "Adlergestell" fängt den Zeitgeist des Umbruchs in der ehemaligen DDR meisterhaft ein. Anhand der Schicksale von drei Mädchen – Lenka, Chaline und der namenlosen Erzählerin – entfaltet der Roman ein intelligentes und sehr menschliches Gesellschaftsporträt.

Die Geschichte beginnt in ihrem ersten Schuljahr in einer Eigenheimsiedlung nahe der Berliner Ausfallstraße Adlergestell zur Zeit der Wende. Die unterschiedlichen häuslichen Milieus, das politische Klima, die kollektiven Ängste und die Wut der Erwachsenen sind präzise und unaufgeregt beschrieben.

Erzählt wird in kurzen Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven (Kinder, Lehrer, Eltern, Nachbarn). Satirische Rückblicke auf die Werbung und Meldungen dieser Zeit betonen den Einzug des Kapitalismus. Das Buch stellt die Mädchen in den Mittelpunkt, die sich im Aufbruch zwischen den Zeiten nirgends richtig zugehörig fühlen. Ihre Gedanken und Gefühle wirken authentisch und werden beschrieben, nicht bewertet. Ein absolut lesenswertes Buch, das die Unsicherheit und den Neubeginn dieser Ära für jede Generation spürbar macht.

Bewertung vom 05.11.2025
Das Buch der verlorenen Stunden
Gelfuso, Hayley

Das Buch der verlorenen Stunden


sehr gut

Die Sache mit der Zeit
In "Das Buch der verlorenen Stunden" von Hayley Gelfuso stecken so großartige Ideen und Ansätze, dass ich mich riesig auf dieses Buch gefreut habe.
Lisavet Levy, ein Kind, wird von ihrem Vater, einem bekanntem Uhrmacher versteckt. In der Kristallnacht, in einer riesengroßen Bibliothek, die unabhängig von Zeit und Raum ist und nicht von jedem erreichbar. Sie ist dort zwar vor den Nazis sicher, kommt aber auch nicht zu ihrer Familie. Und so wächst sie dort auf, lebt in den Erinnerungen anderer und sammelt Erinnerungen.
Im Zeitraum lernt sie auch Ernest kennen, einen jungen Zeithüter und ihr Schicksal verknüpft sich miteinander.
Die Geschichte wird in verschiedenen Zeiten und auch unterschiedlichen Perspektiven erzählt, aber man begreift die Zusammenhänge recht schnell.
Dieses Buch hat viele Facetten, es geht um die Zeit an sich, um Erinnerungen, was uns Menschen ausmacht, was Erinnerungen oder ihr Fehlen mit uns machen. Es gibt sehr schnell Personen und auch Staaten, die Vergangenes ungeschehen machen wollen, Erinnerungen löschen und man kann sich denken, was diese Macht bedeutet.
Die Sache mit der Zeit ist teils verwirrend, wird aber gut erklärt.
Lisavet ist eine gut ausgearbeitete Protagonistin, deren Entscheidungen ich später nicht mehr nachvollziehen konnte, das machte es für mich irgendwann immer unglaubwürdiger.
Die Geschichte an sich hat mir gut gefallen, ich habe sie sehr gerne gelesen.