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Benutzername: 
Luise
Wohnort: 
Luckenwalde

Bewertungen

Insgesamt 57 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2025
Die Auferstehung
Eschbach, Andreas

Die Auferstehung


sehr gut

Für Fans der Reihe
Ich habe bereits viele großartige Bücher von diesem Autor gelesen, weshalb ich unbedingt "Die Auferstehung" von Andreas Eschbach zur Hand nehmen musste.

Es ist zweifellos ein gutes Buch, spannend und strukturiert, aber mir fehlt ein wenig die Verbindung zu den Figuren und den Geschichten, die als Grundlage dienen.

Die Hauptcharaktere aus „Die drei ? ? ? " sind inzwischen nicht nur erwachsen geworden, sondern nähern sich sogar bereits dem Seniorenalter. Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews haben sich nicht nur auseinandergelebt, sie wurden durch einen tragischen Unfall auch voneinander getrennt, was ihre Freundschaft für immer verändert hat.

Die Erzählung darüber, was damals vorgefallen ist und wie die drei wieder zueinander finden, fand ich fast fesselnder als den Kriminalfall selbst.

In der Handlung kehrt eine Frau nach sieben Jahren aus dem brasilianischen Regenwald zurück und behauptet, sie sei von den Toten auferstanden. Sie kommt aus reichem Haus und ihr Vater ist überglücklich. Doch nicht alles wirkt nachvollziehbar, und nicht jeder ist bereit, ihr zu glauben, was Zweifel und Fragen aufwirft.

Zunächst ermitteln unsere drei Helden unabhängig voneinander, jeder aus eigenen Beweggründen, bevor sie sich schließlich gemeinsam auf die Suche nach Lösungen begeben.

Ich habe das Buch gerne gelesen, es ist ein angenehmer Krimi, der allerdings meine Erwartungen nicht ganz erfüllt hat.

Bewertung vom 06.10.2025
Die Schrecken der anderen
Clavadetscher, Martina

Die Schrecken der anderen


sehr gut

Zäher Einstieg
In „Die Schrecken der Anderen“ von der Autorin Martina Clavadetscher folgen wir mehreren Erzählsträngen in der Gegenwart. Zunächst entsteht der Eindruck, als würde man als Leser eine Vielzahl völlig unterschiedlicher Geschichten verfolgen, jedoch eröffnet sich nach und nach eine zusammenhängende Erzählung, die auf unerwartete Weise packt und dem Leser einen spannenden Kriminalroman offeriert.
Mir wurde zwar schon relativ früh klar, in welche Richtung die Geschichte sich entwickeln wird, jedoch war der Weg dahin außerordentlich gut geschrieben.
Die Charaktere sind überzeugend und realistisch dargestellt, jedoch finde ich, dass ihnen an einigen Stellen die nötige Tiefe fehlt. Das ist wirklich bedauerlich, da der Roman ansonsten durch seine Bildsprache ein faszinierendes Gesamtbild erzeugt.
Die Auseinandersetzung mit einer dunklen Geschichte, die nicht nur fiktiv daherkommt, ist der Autorin besonders gut gelungen. Dieser Roman ist eine gelungene Mischung aus Belletristik, Kriminalroman und Geschichtsbuch.
Sprachlich lässt „Die Schrecken der Anderen“ die Fähigkeiten der Autorin deutlich erkennen. Gerade deshalb ist es ein wahrer Genuss, diesen Roman zu lesen.
Die Autorin möchte aufzeigen, dass alle Handlungen miteinander verknüpft sind und man sich nicht so einfach seiner familiären Vergangenheit entziehen kann. Sie verdeutlicht auch, dass jede noch so kleine Handlung Konsequenzen hat, egal ob gut oder schlecht.
Ich finde, dass jeder diesem Roman eine Chance geben sollte. Ich weiß, dass nicht jeder Leser von Anfang an begeistert sein wird, aber das Dranbleiben lohnt sich in jedem Fall. Die Geschichte bleibt mir noch lange im Gedächtnis.

Bewertung vom 02.10.2025
Die Spur der Vertrauten
Dabos, Christelle

Die Spur der Vertrauten


gut

Blieb mir fremd
"Die Spur der Vertrauten" von Christelle Dabos ist schon ein Buch, welches mir länger im Kopf bleiben wird. Vor allem die Hauptfigur, Claire, hat bei mir Eindruck hinterlassen.
Claire ist eine Jugendliche, die anders ist und das unbedingt verbergen muss. Es geht dabei um viel. Die Welt ist anders aufgebaut, sie ist in Sektoren eingeteilt und die Menschen nach ihren Instinkten. Das ist sowas wie eine Berufung, teilweise sehr zwanghaft.
Es gibt die Tugendhaften, mehrfache Lebensretter, die viel regeln und reglementieren.
Claire bemerkt, dass Schüler verschwinden und auch Goliath, ein Lebensretter steht ihr zur Seite. Beide sind sehr verschieden, arbeiten aber irgendwie zusammen und werden Freunde.
Die Geschichte geht um Gemeinschaft und Individualität, den Willer aller gegen Einzelschicksale, es geht um Entwicklung und den Einfluss darauf.
Das Worldbuilding empfand ich als sehr spannend, leider blieb hier vieles noch offen, hier hätte ich gerne noch mehr erfahren.
Die Protagonisten lernt man schon besser kennen, ihre Gedanken und Gefühle, auch wenn sie mir oft unverständlich bleiben.
Ich mag Dystopien, aber hier habe ich mehrfach überlegt, das Buch abzubrechen, weil ich nicht ganz verstand, wo die Geschichte hin möchte.

Bewertung vom 29.09.2025
Hustle
Bähr, Julia

Hustle


sehr gut

Rache als Beruf
"Hustle" von Julia Bähr ist ein Roman, den ich mit viel Vergnügen gelesen habe.
Leonie is eine Protagonistin, die ich sehr gerne begleitet habe und ihre Entwicklung mit Staunen verfolgt. Nach einer sehr kreativen Racheaktion bei ihrem Chef findet sie keinen Job mehr in ihrer Branche und entwickelt aus der Not ihre eigene Geschäftsidee, mit genau dieser Grundlage, Rache, kleine Streiche, aber schnell auch mal größere Aktionen.
Sie findet neue Freundinnen und gerade die Aktionen und Gespräche in dieser Gruppe zu verfolgen, hat mir sehr gefallen. Das ist mit sehr viel Humor geschrieben. Auch die Formen, die ein Leben annehmen kann, was es kostet, Spaß zu haben, alles das ist hier gut verpackt, mit Sarkasmus und Augenzwinkern.
Sehr schnell werden die Aktionen nicht nur illegal sondern wirklich kriminell und Leonie kommt ins Grübeln.
An vielen Stellen hätte das Buch für mich noch tiefer gehen können, gerade auch an den gesellschaftspolitischen. Vieles wird angesprochen und bleibt dann trotzdem sehr oberflächlich.
Auch die Protagonistinnen bleiben, bis auf Leonie, leider etwas lass und fremd. Leonie, mit ihren ungewöhnlichen Mitbewohnern, ist mir im Laufe der Geschichte aber ans Herz gewachsen.

Bewertung vom 28.09.2025
Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat
Kling, Marc-Uwe;Henn, Astrid

Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat


ausgezeichnet

Anfahrt mit Hindernissen
"Der Tag, an dem Max dreimal ins Auto gekotzt hat" von Marc-Uwe Kling ist ein Teil einer Reihe. Der Band vollständig in sich abgeschlossen und eigenständig lesbar. Allerdings hatte ich dabei so viel Spaß, dass ich die anderen Bücher jetzt auch noch lesen möchte.
Das Buch erzielt auch einen großen Teil seiner Wirkung durch die tollen Illustrationen von Astrid Henn. Diese ergänzen den Text treffend.
Die Familie, einschließlich Oma und Opa, möchte nach Wuppertal, zur einmaligen vierten Hochzeit von Tate Ilse und das auch noch mit dem Auto. Eigentlich kein dramatisches Vorhaben. Allerdings ist diese Fahrt nicht ganz ohne Komplikationen, nichts ausgefallenes, aber wirklich mit viel Humor geschildert. Diese Ereignisse während einer Autofahrt kennt wirklich jeder, der schon mit Kindern gereist ist. Es ist echt herrlich komisch beschrieben.
Empfohlen als Kinderbuch, ab 6 Jahren, zum vorlesen oder selber lesen, aber auch herrlich amüsant für jedes andere Lebensalter.

Bewertung vom 24.09.2025
A Dance of Lies
Arena , Brittney

A Dance of Lies


gut

Zwischen den Fronten
A Dance of Lies von Brittney Arena präsentiert sich als äußerlich wunderbares Buch, das mit einem vielversprechenden Klappentext aufwarten kann. Dort wird eine Intrige zwischen Königreichen, Spionage und Verrat angedeutet, und genau dieser Funke zieht viele Leserinnen und Leser an. Im Fokus steht Vasalie, eine Tänzerin am Hof von König Illian, die als Favoritin und Kleinod gilt. Die Vorstellung, dass sie sich bis zur Unfreiheit manipulieren lässt und schließlich beinahe seelisch und körperlich zerbricht, erzeugt eine starke Spannung. Wenn Illian ihr Freiheit verspricht, entsteht der Eindruck eines Premierenbildes von Loyalität kontra Unterdrückung, das Potenzial für eine vielschichtige Charakterentwicklung andeutet.

Doch der Text bleibt hinter diesem Potenzial zurück. Die Protagonistin wirkt oft oberflächlich: Ihre Gedanken- und Gefühlswelt bleibt unausgeformt, wodurch nachvollziehbare Motivationen schwer fassbar bleiben. Nach den einschneidenden Erfahrungen müsste man erwarten, dass Vasalie andere Prioritäten entwickelt und schwerere, strategischere Ziele verfolgt. Stattdessen gerät sie gelegentlich in ein verwobenes Liebesdreieck, in dem politische und persönliche Entscheidungen miteinander konkurrieren. Die story bleibt dadurch zwischen Romantik und Fantasy eher unausgeglichen; der Fantasy-Anteil wirkt teils zu impulsiv in den Hintergrund gedrängt.

Auch der Spannungsbogen zeigt Schwächen. Der Mittelteil enthält Längen, die den Lesefluss stören und die Wahrnehmung der Weltrahmen verwässern. Die romantischen Elemente dominieren die Erzählung zu stark, wodurch sich der Eindruck verfestigt, dass strategische Pläne und Machtspiele nur am Rande eine Rolle spielen. Für Leserinnen und Leser, die sich eine klarere Trennung oder eine stärkere Fokussierung auf Spionage- und Intrigenstrukturen wünschen, kann dies enttäuschend sein. Wer jedoch eher eine atmosphärisch dichte Hofwelt mit deutlicheren Bezügen zu Loyalität, Verrat und innerem Konflikt sucht, könnte hier dennoch passende Momente finden.

Insgesamt bleibt A Dance of Lies eine vielversprechende Idee mit gelungenen Ansätzen, aber der Text bedarf stärkerer Figurenzeichnung, konsequenterer Spannungsführung und einer ausgewogeneren Balance zwischen Romantik und Fantasy, um dauerhaft zu überzeugen. Die Eindrücke schwanken zwischen faszinierender Kulisse und erzählerischer Oberflächlichkeit, weshalb sich der Lesekreis jenseits der ersten Fassung, der an romantischer Spannung interessiert ist, eher schwerer tut, die tieferen Ebenen der Geschichte zu greifen.

Bewertung vom 24.09.2025
Das Geschenk des Meeres
Kelly, Julia R.

Das Geschenk des Meeres


ausgezeichnet

Sehr einfühlsam
"Das Geschenk des Meeres" von Julia R. Kelly ist ein ruhiges, ganz besonderes Buch, das eine stille Intensität ausstrahlt. Der Roman entführt den Leser in eine andere Zeit, in ein anderes Leben: den Strand von Skerry in Schottland um 1900, wo ein Junge nach einem Unglück ans Ufer gespült wird. Er lebt, doch er spricht nicht. Der Fischer Joseph findet ihn, und die Schullehrerin Dorothy nimmt ihn bei sich auf, pflegt ihn gesund, bis seine Herkunft geklärt werden kann.

Der Autorin gelingt es, das kleine Fischerdorf, die raue Küste und vor allem die Bewohner vor den Augen der Lesenden auferstehen zu lassen. Die Figuren wirken rund und echt, jeder hat Stärken, aber auch Schwächen. Aus kleinen Lügen, durch die Jahre hindurch, entstehen Tragödien und schlichte, menschliche Dramen. Die Erzählung packt von der ersten Seite an: Mit jedem Rückblick taucht man tiefer in die Vergangenheit ein, kommt dem großen Ganzen ein Stück näher – und lernt die Geheimnisse der Vergangenheit kennen, die bis heute nachwirken.

Dorothy und Joseph sind zwei besonders vielschichtige Charaktere, deren Innenleben sich langsam entfaltet und dabei eine eindringliche Präsenz behält. Durch zarte Gesten, schlichte Bemerkungen und stille Beobachtungen entsteht ein Drama, das zugleich tragisch und schön menschlich wirkt. Die Geschichte vermittelt eine ehrliche, nachvollziehbare Perspektive auf Liebe, Schuld und Verantwortung, ohne in Kitsch abzurutschen. Die raue Küstenlandschaft wird zu einem Spiegel der Seelen der Figuren: rau, doch voller Wärme, unberechenbar, aber treu.

Es ist kein fröhliches Buch, doch es ist ein Buch voller Würde. Die Sprache bleibt zurückhaltend, doch jeder Satz hat Gewicht. Trotz der Schwere lässt sich der Text kaum aus der Hand legen; die Seiten drehen sich wie Wellen, eine nach der anderen, bis sich das Mysterium allmählich enthüllt. Die Spannung entsteht weniger durch äußere Ereignisse als durch die feine psychologische Verquickung der Figuren und die stille Frage, was Wahrheit bedeutet und wie sie sich über die Jahre hinweg verlagert.

Wer sich auf diese Lektüre einlässt, begibt sich auf eine behutsame Reise ans Meer: Man hört das Rauschen der Gezeiten, spürt die Kälte der Küste, empfindet das Bedürfnis nach Schutz, Vertrauen und Zugehörigkeit. Es ist eine Reise in das Herz eines kleinen Ortes mit großen Geschichten, in denen sich menschliche Gebrochenheit in Zärtlichkeit verwandelt. Obwohl der Text keine leichten Antworten bietet, vermittelt er doch eine tiefe Einsicht in das, was Menschen zusammenhält: Mitgefühl, Verantwortung und die Bereitschaft, hinter Fassaden zu schauen. Wer sich von dieser stillen Geschichte berühren lässt, nimmt am Ende mehr mit, als bloße Antworten – eine Erinnerung daran, dass Herkunft, Liebe und Wahrheit oft in den unscheinbaren Momenten liegen. Ein wirklich großartiges Buch, das man langsam und aufmerksam lesen sollte.

Bewertung vom 18.09.2025
Weißes Licht
Puchner, Eric

Weißes Licht


ausgezeichnet

Wunderbar atmosphärisch
"Weißes Licht" von Eric Puchner ist eine Familiengeschichte, die mich total begeistern konnte.
Cece und Charlie wollen heiraten. Dazu ist Cece schon auf das Anwesen der Familie in Montana gereist, um die Hochzeit vorzubereiten. Dort trifft sie auf Garrett, den besten Freund ihres Zukünftigen, der sie auch trauen soll.
Aus dieser Begegnung wird eine Änderung ihrer aller Leben entstehen, dass auch die zukünftige Generation nachhaltig beeinflusst.
Auch im Mittelpunkt des ganzen Geschehen steht dieses Anwesen in Montana, dass uns immer wieder traumhaft beschrieben wird und in zahlreichen Szenen den Hintergrund bildet. Mir steht es in seiner Schönheit, mit den alten Obstbäumen, gelegen direkt am See, bis auf die Autobahn dazwischen, klar und deutlich vor Augen.
Genau wie man hier mit in den Bergen unterwegs ist, zum Skifahren oder auf den Spuren der letzten Vielfraße. Das kann der Autor hervorragend, beschreiben, er zeichnet Bilder mit Worten.
Das Buch ist nicht spannend, es hat seine Längen und trotzdem konnte ich mich kaum von ihm lösen. Die Geschichte ist so schön beschrieben, auch die Geschichte der nachfolgenden Generation, die ich aber nie als Hauptpersonen gelesen habe.
Es ist ein ruhiger Roman, aber seine Personen haben Tiefe, sie haben Stärken und Schwächen, sie haben Ängste und Träume, sie durchleben großes Glück und tiefe Verzweiflung. Gerade mit Garrett konnte ich oft mitfühlen und seine Ängste wahrnehmen.
Für mich ist dieses Buch ein Highlight und eine Empfehlung wert, ruhig und wunderbar atmosphärisch.

Bewertung vom 13.09.2025
Der Absturz
Louis, Édouard

Der Absturz


ausgezeichnet

Ohne Filter
"Der Absturz" von Édouard Louis ist wohl der Abschluss einer dreibändigen Reihe des Autors, über das Leben in der Kindheit und Jugend und hier über das Leben und den Tod seines Bruders.
Das Buch ist unabhängig zu lesen, man braucht keinerlei Vorkenntnisse, mich hat diese Lektüre jetzt aber neugierig auf die anderen Bücher gemacht. Der Autor kann so gut schreiben, er findet so gute Worte und Sätze, die ich mehrmals lesen muss, so gut sind sie.
Als sein Bruder stirbt hatte er seit 10 Jahren schon keinen Kontakt mehr zu ihm, was er auch nicht bereut und ihn auch nicht betrauert. Diese Tatsache kommt ihm allerdings selber merkwürdig vor und so versucht er den Dingen auf den Grund zu gehen.
Wie ist sein Bruder so geworden? Wer hatte Schuld? Hätte er selber etwas tun können? Und ganz wichtig, wo war der Punkt, an dem alles kippte.
Schonungslos und offen geht es hier an die Familiengeschichte, Freunde und Freundinnen berichten, er selber erinnert sich an einzelne Szenen.
Er geht in die Vergangenheit und sammelt Stichpunkte, sammelt Fakten und versucht auch zu interpretieren.
Es gibt eine Abwärtsspirale der Enttäuschungen, der Sucht, des Alkoholismus, der Gewalt. Nichts wird hier beschönigt, niemand reingewaschen. Ein Leben, ein aussichtsreiches und junges Leben ist beendet und das tut schon beim Lesen weh. Der Autor wahrt eine gewisse Distanz, aber als Leser ist man hier ganz nah dran. Das Thema und der Schreibstil, das ist so gut aufgearbeitet, schmerzhaft, nachdenklich machend, aber wichtig.

Bewertung vom 13.09.2025
Katabasis
Kuang, R. F.

Katabasis


gut

Erwartungen zu hoch
Auf "Katabasis" von R.F. Kuang habe ich mich so sehr gefreut, weil ich "Babel" von der Autorin so geliebt habe. Vielleicht waren meine Erwartungen dieses Mal einfach zu hoch, denn dieses Werk lässt mich leicht enttäuscht zurück.
Nein, es ist kein schlechtes Buch, es ist nur nicht das Buch, welches ich gerne gelesen hätte. Der Klappentext war so interessant zu lesen. Zwei Doktoranden in der Magie, in Cambridge, reisen gemeinsam in die Hölle, um Professor Jacob Grimes, der nach einem Unfall dort gelandet ist, zurückzuholen.
Die beiden, Alice Law und Peter Murdoch, sind nicht unbedingt di besten Freunde und man braucht eine ganze Weile, um ihre Beziehung untereinander zu verstehen.
Allerdings versteht man sehr schnell, warum Grimes in der Hölle gelandet ist und dort auch hingehört.
Der Aufbau der Hölle nach Dantes Modell mit den Kreisen ist gut vorstellbar, es gibt im Buch sogar Skizzen dazu. Ich hätte mir da wirklich spannende Abschnitte gewünscht, die allerdings sehr oft in philosophischen und mathematischen Abhandlungen fast untergehen.
Auch die Protagonistin, Alice, ist mir nicht sonderlich sympathisch, wobei das absolut in Ordnung ist, in vielen Rückblicken wird sie langsam etwas verständlicher und auch menschlicher für mich. Peter mochte ich auf Anhieb, aber auch über ihn erfahren wir erst nach und nach in Rückblicken mehr und verstehen seine Gründe.
Das Universitätsleben wird hier irgendwie auf beiden Seiten gezeigt, im Hier und im Jenseits, das hätte ich mir, gerade in der Hölle, anders gewünscht.
Im Buch werden viele echte und wichtige Themen angesprochen und verarbeitet, sei es der Feminismus oder der Machtmissbrauch, Manipulation von Abhängigkeiten.
Dem Buch fehlte die Spannung, dafür gab es viele interessante Denkansätze, wahrscheinlich werde ich es auch noch einmal lesen.