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Bewertungen
Insgesamt 196 BewertungenBewertung vom 16.04.2025 | ||
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Dieser berührende Roman erzählt die Geschichte der Geschwister Anni und Tristan in den letzten Kriegsmonaten und kurz danach. Anni muss mit ihrer kleinen Tochter aus dem zerbombten Dresden fliehen. Dabei hilft ihr Adam, Ausnahmegeiger und Jude, der von Annis Vater versteckt wurde. Tristan stürzt als Pilot eines Kampfflugzeuges über England ab und wird von Rosalie im Krankenhaus gesund gepflegt. Die beiden verlieben sich, doch müssen sich vielen Anfeindungen stellen. Die beiden Handlungsstränge werden im Wechsel erzählt, was den Lesefluss und die Spannung hochhält. Die Figuren sind einnehmend und ich folge ihnen gern. Insbesondere die letzten Kapitel finde ich sehr bewegend. Sie lassen auf eine Fortsetzung hoffen, da beide Perspektiven für mich noch nicht zu Ende erzählt sind. Darüber würde ich mich sehr freuen. Dennoch muss ich sagen, dass ich mir nach dem Roman „Heimatsterben“ der Autorin etwas mehr erhofft hat. Dieser hat mich mit seiner Brisanz und Aktualität gepaart mit der Familiengeschichte sehr beeindruckt. Bei „Maikäferjahre“ passt soweit alles, aber irgendwie fehlt mir das Besondere, der Stachel bzw. das Kritische. |
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Bewertung vom 14.04.2025 | ||
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Ich muss zugeben, dass ich mich etwas schwergetan habe. Das wunderschöne Cover verspricht eine Familiengeschichte, Sommer, Leichtigkeit und sicher auch die ein oder andere Differenz zwischen den Frauen. Doch die Beziehungen in diesem Roman sind durchweg schwierig, negativ aufgeladen und berühren mich nicht. Die Figuren sind starke Charaktere, aber auch hier springt der Funke nicht über. Ich kann mich in keine der Personen hineinversetzen. Die geschilderten Konflikte reichen weit zurück und belasten die Familie, doch ich finde keine emotionale Beziehungen. Ab der Mitte des Buches wirkt auch das Cover nicht mehr luftig und unbeschwert, sondern die Frauen stehen isoliert, einsam. Der Schreibstil hat mir gefallen, aber dennoch bleibt mir das Buch seltsam fremd. |
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Bewertung vom 09.04.2025 | ||
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Peggy Guggenheim hat mich schon immer fasziniert. Förderin von Kunst und Künstlern, exzentrisch, eine Diva. Dieser Roman zeigt auch eine andere Seite von Peggy. Der Leser begibt sich auf eine Reise in ihre Kindheit und Jugend in New York, die sehr vom Verlust des Vaters geprägt ist. Sie scheint diese Tragödie ihr ganzes Leben mit sich zu tragen, spricht selbst von einem Fluch. Für meinen Geschmack nimmt der erste Teil der Schulzeit und des Erwachsenwerdens in New York etwas zu viel Raum ein. Ich kann mich in diesem Teil nur schwer in die Figur, in die Familie einfühlen. Mit ihrem Umzug oder Aufbruch nach Paris ändert sich das schlagartig - die Figur wird nahbarer, die Handlung interessanter und auch der Schreibstil packender. Vielleicht liegt es auch daran, dass das Buch von zwei Autorinnen geschrieben wurde. Die Zeit in Paris, das Leben der Boheme und ihre Ehe sind sehr gut eingefangen. Ihr Charakter offenbart sehr viele Facetten - auf der einen Seite die starke, extrovertierte Frau, die auf Partys und in der Kunstwelt glänzt. Auf der anderen Seite die schwache Ehefrau, die sich den Grausamkeiten ihres Mannes ergibt. Das hat mich überrascht. Erst mit dem Umzug nach Südfrankreich scheint sie sich mehr und mehr zu emanzipieren. Die enge und liebevolle Beziehung zu ihrer Schwester Benita ist sehr berührend erzählt. Die letzten Kapitel sind etwas kurz. Ich hätte mir deutlich mehr von ihrer Zeit in Venedig gewünscht. Das finde ich etwas schade. Dennoch ein interessanter und überraschender Roman über eine faszinierende Frau. |
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Bewertung vom 27.03.2025 | ||
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Dieser Roman hat eine Kraft, die mich staunen lässt. Die Lebensgeschichte von Mimo Vitaliani und Viola Orsini ist so berührend erzählt, dass ich nach der Lektüre erst einmal innehalten muss. Mimo, in Armut geboren, kleinwüchsig, aber mit einem unglaublichen Talent gesegnet, wird zu einem der begehrtesten Bildhauer Italiens. Sein Weg vom Hilfsarbeiter, der Schlägen und Pöbeleien ausgesetzt ist, zu einem Künstler, der von Kirche und Politik umschwärmt wird, ist hart, oft grausam und voller Steine. Die Beschreibung der Wanderjahre in Florenz, von der Handwerksbank über die Kneipen und Spelunken der Stadt ist sehr bildhaft. Einige Jahre verdingt er sich als Zwergendarsteller in einem Zirkus, bis eine Laune des Schicksals oder auch politische Fäden ihn auf die Überholspur katapultieren. Viola, eine Frau, die nicht in die Zeit passt - unangepasst, überaus intelligent, neugierig und mutig. Sie träumt vom Fliegen und muss sich doch den Konventionen ihrer Zeit beugen. Immer wieder verlieren und begegnen sich die beiden wieder. Ihre Freundschaft ist wie ein Band - mal eng und anschmiegsam, mal wie ein dünner Faden, mal zum Zerreißen gespannt. Der Roman ist auch eine Zeitreise durch das Italien von 1900 bis in die 80er Jahre. Ein sattes, langes, volles Leben voll Entbehrungen und Kämpfen, aber auch tiefer Gefühle. Dabei ist die Geschichte an keiner Stelle trivial oder rutscht ins Schnulzige ab. Der Ton ist bei aller geschilderten Härte zart und elegant. Die Charaktere sind ungemein gut eingefangen. Auch Violas Brüder, die Zwillinge im Dorf, die Wegbegleiter Mimos - jeder hat seinen Platz und ist an genau der richtigen Stelle. Die ersten Seiten brauchte ich etwas, um mich in das raue Leben in Italien zu Beginn des 20. Jahrhunderts einzufinden, aber spätestens als Viola das erste Mal auftritt, ist es um mich geschehen. Ein wirklich berührender, eindrucksvoller Roman, den ich noch sehr lange in meinem Herzen tragen werde. Absolute Leseempfehlung. |
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Bewertung vom 18.03.2025 | ||
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Von Anita Berber hatte ich schon gehört, aber keine wirkliche Kenntnis über ihr Leben. Das Buch von Steffen Schröder folgt dem Leben der Tänzerin und Schauspielerin von ihren jungen Jahren bis zu ihrer Krankheit. In Rückblicken erfährt der Leser vom Aufstieg, dem wilden, ungezwungen und vor allem unangepassten Leben der jungen Frau im Berlin zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dabei geht der Autor auch auf dunkle Schatten ein. Das schwierige Verhältnis zur Mutter, die selbst Tänzerin war, ist vom Wunsch nach Anerkennung auf Anitas Seite und Neid auf der Seite ihrer Mutter geprägt. Der Schreibstil fängt den besonderen Zauber, aber auch das Elend dieser Zeit zwischen zwei Weltkriegen sehr gut ein. Dabei liest sich das Buch nicht leicht weg, das würde dem Thema und der beeindruckenden Frau auch nicht gerecht. Vielmehr muss ich immer wieder innehalten. Das rote, grelle Cover unterstreicht die Handlung sehr passend. Stärke, Macht, Liebe, Lust aber auch Blut, Tod und Leid. Ein Tanz auf der Rasierklinge. |
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Bewertung vom 06.03.2025 | ||
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Dieser Roman entführt den Leser in ein farbenprächtiges, vibrierendes, mächtiges und brutales Venedig im 17. und 18. Jahrhundert. Anna Maria wird als Baby im Waisenhaus abgegeben und wächst in der klösterlichen Enge und mit vielen Pflichten auf. Zum Alltag in der Pieta zählt aber auch eine gute Schulbildung und Musikunterricht. Dies ist längst nicht üblich für Mädchen dieser Zeit. Anna Maria wird eine virtuose Geigerin und arbeitet eng mit Vivaldi, der schnell ihr Talent erkennt, sie fördert und letztlich auch ausnutzt. Er bedient sich an ihrem Talent, ihren Kompositionen und Ideen. Als sie ihren Platz einfordert, lässt er sie fallen. Anna Marias Figur ist ein facettenreicher, schwieriger Charakter. Sie ist talentiert, mutig, stark, aber auch von einem Ehrgeiz getrieben, der seinesgleichen sucht. Neidisch schaut sie auf andere Schülerinnen, schiebt sie zur Seite und ist lange Zeit nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Sie wäre mir sicher nicht sehr sympathisch gewesen. Doch ohne diesen unbedingten Willen, diesen Glauben an das eigene Können, wäre sie sicher nicht so weit gekommen. Besonders berührend fand ich die Freundschaft zu Agata und Paulina. Als Kinder sind sie wie Drillinge. Doch Anna Maria ist nicht da, als die Freundinnen sie brauchen, sie lässt beide im Stich. Den Verlust von Agata hat sie nie verwunden. Diese Facette zeigt sehr viel Gefühl. Neben der sehr interessanten Geschichte um die Waisenmädchen und die Musik nimmt auch Venedig einen großen Stellenwert ein. Die Beschreibung der Stadt, der Kanäle und Gassen lässt gleich das Bild der schönsten Stadt der Welt vor meinen Augen entstehen. Eine wundervolle Reise in die Serenissima und in die Welt der Musik. |
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Bewertung vom 04.03.2025 | ||
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Essen, Trinken, Erleben - Venedig Ein kleiner, feiner Reiseführer, der das für mich wichtigste Thema während einer Reise in den Mittelpunkt stellt: die Kulinarik. Dazu noch in meiner Lieblingsstadt Venedig - ich bin begeistert. Ich war schon einige Male in Venedig, aber immer auf der Suche nach Tipps für die nächste Reise, insbesondere Feinschmeckertipps. Hier komme ich voll auf meine Kosten. Die Restaurantempfehlung sind nach Stadtvierteln aufgeteilt, das macht die Orientierung leichter. Die Aufmachung der einzelnen Beschreibungen ist sehr hochwertig und variabel und nicht eine bloße Aneinanderreihung von Adressen. Neben einigen bekannten Adressen und Lieblingen, gibt es für mich aber auch allerlei Neues zu entdecken. Ich habe schon einige Highlights markiert und für meinen nächsten Besuch vermerkt. Doch es werden nicht nur Restaurants und Bars vorgestellt, sondern auch Spezialitäten, Märkte, Köche und auch Hoteltipps. Der Reiseführer ist sicher nichts für jemanden, der kulturelle Highlights oder Must Sees sucht, aber Genießer sind hier genau richtig. Eine tolle Reihe, die ich sicher auch noch für andere Destinationen entdecken werde. |
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Bewertung vom 02.03.2025 | ||
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Dieser kurze Roman erzählt die Geschichte zweier Cousinen, deren Leben nicht unterschiedlicher sein könnten. Marie lebt in Wien, ist verheiratet und lebt augenscheinlich ein ganz normales Leben. Doch hinter der Fassade sieht alles ganz anders aus, sie wird von ihrem Mann geschlagen und gedemütigt. Nach einem erneuten Streit flieht sie in die Tiroler Berge, wo ihre Cousine Johanna wie eine Einsiedlerin lebt. Dort ist sie aber nicht wirklich willkommen. Nach und nach entblättern sich alte Wunden, Geheimnisse und unterschiedlichste Lebensentwürfe. Dabei ist besonders der sehr bildhafte Schreibstil hervorzuheben, der jede Szene sehr eindringlich bor dem geistigen Auge entstehen lässt. Als Leserin fühle ich mich in die eindrucksvolle Bergwelt versetzt, fühle das klare, eiskalte Wasser des Brunnen, die schwere Arbeit und die saubere Luft. Ein Gewitter zwingt die Cousinen, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Ein wirklich berührender und gleichzeitig auch beklemmender Roman vor toller Kulisse. Dennoch kann ich mich keiner der beiden Frauen wirklich annähern. Sie bleiben beide etwas auf Distanz. Das ist schade, mag aber vielleicht an den sehr unterschiedlichen Lebensentwürfen liegen. Dennoch habe ich das Buch gern gelesen und es wird mir noch einige Zeit in Erinnerung bleiben. |
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Bewertung vom 25.02.2025 | ||
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Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben Ein absolut packender Roman, der für mich den Nerv der Zeit trifft. Nina, eine Frau um die 50, sitzt nach ihrer Scheidung allein in einer 1-Zimmer-Wohnung in Berlin, hat einen Job, den man wohl kaum als Traumjob bezeichnen kann und dazu ist sie noch mitten in den Wechseljahren. Ausgerechnet auf einer Party bei ihrem Exmann trifft sie den attraktiven, deutlich jüngeren David. Zwischen den beiden besteht sofort eine große Anziehung, doch Nina kann und will ihren Gefühlen nicht trauen. Ihre Gedanken und ihr Leben ist so absolut treffend erzählt, dass man sich direkt im Geschehen glaubt. Der Schreibstil ist sehr bildhaft, was sicher daran liegt, dass die Autorin auch im Filmgeschäft erfolgreich ist. Mich reißt die Geschichte auf jeden Fall mit. Auch die wechselnde Perspektive von Lena, Ninas Schwester, ist interessant und offenbart zusätzliche Facetten. Anfangs wirkt Lena recht spießig und sehr anstrengend in ihrem Bestreben endlich in der Welt der reichen Mütter anerkannt zu werden. Doch nach und nach offenbart sie ein anderes Gesicht und eine überraschend treffende Beobachtungsgabe. Neben der Liebesgeschichte zwischen Nina und David wird ein Me-Too-Skandal bei Ninas Arbeitgeber erzählt, der aber sehr stark an Axel-Springer erinnert. Eine sehr berührende Facette ist der Handlungsstrang um die Mutter von Nina und Lena, die sehr früh ihren Mann verloren hat und danach mit der Trauer und Erziehung der Töchter überfordert war. Nun ist sie krank und beide Töchter müssen sich um sie kümmern, auch hier treten Wahrheiten ans Tageslicht, die bisher unausgesprochen waren. Ein voll gepackter Roman, der aber sehr berührend und mitreißend erzählt ist. Besonders schön finde ich die kleinen Bemerkungen um Ninas Vater und ihre große Liebe zu ihm, die sich durch den ganzen Roman zieht. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und manche Wendungen sind für mich nicht ganz nachvollziehbar und wirken etwas überzogen, aber insgesamt hatte ich beim Lesen sehr viel Spaß und werde dieses Buch auf jeden Fall im Herzen behalten. |
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Bewertung vom 24.02.2025 | ||
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Echokammer / Ein Fall für Benjamin & Tong Bd.1 Skandinavien-Krimis und Thriller habe ich in der letzten Zeit einige gelesen. Rechtsradikalismus spielt oft eine Rolle, ist aber nicht immer so packend und politisch brisant verwoben wie hier. Im Zentrum stehen die Polizisten Liselott Benjamin und Martin Tong, die immer tiefer in eine atemlose Jagd nach einem Terroristen geraten. Die Figuren sind sehr gut gezeichnet, ich kann mich gut hineinversetzen. Der Berater Jens Meidell ist eine Figur, an die ich mich erst herantasten muss und die ich, insbesondere zu Beginn, nur schwer einschätzen kann. Doch Seite um Seite zieht mich das Geschehen mehr in seinen Bann. Der Schreibstil ist packend und lässt den Leser nicht los. Das Cover gefällt mir weniger, ich finde es etwas nichtssagend. Auch den gelben Farbschnitt hätte ich nicht gebraucht, aber der Inhalt überzeugt mich und das zählt. Wirklich spannend und aufgrund seiner Aktualität umso nervenaufreibender. |
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