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Benutzername: 
Waterlilly
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 104 Bewertungen
Bewertung vom 09.02.2025
Nachtflut
Westerkamp, Stina

Nachtflut


ausgezeichnet

Es ist erst Januar und ich habe bereits ein erstes Highlight gelesen. Stina Westerkamps Thriller „Nachtflut“ hat mich ab der ersten Seite mitgerissen und ich war völlig in der Geschichte versunken.

Elsa leidet an Panikattacken und ist stark medikamentensüchtig. Ihre Gedanken kreisen permanent um die nächste Dosis oder um den tragischen Unfalltod ihrer Schwester. Als eine Sturmflut angekündigt wird, wartet sie viel zu lange mit der Evakuierung, so dass sie letztendlich gemeinsam mit ihren undurchsichtigen Nachbarn auf Rettung wartet. Der vermeintliche Retter, ihr Ex-Mann Max ist auf dem Weg. Außerdem ist ihre Ex-Affäre Paul aus dem Gefängnis entflohen.
Wer ist Freund und wer ist Feind? Eine Frage, die Elsa möglichst schnell beantworten muss, wenn sie überleben will.

Die Geschichte konzentriert sich auf eine handvoll Charaktere. Tatsächlich waren mir die beiden Männer Max und Paul am sympathischsten und dass, obwohl Paul wegen Totschlag im Gefängnis sitzt. Bei seiner Flucht geht es teilweise nicht zimperlich zu, aber die meiste Zeit wirkte er viel zu rücksichtsvoll und freundlich, so dass ich mir nicht richtig vorstellen konnte, dass er ein Krimineller ist.
Elisa hat mir leid getan. Sie hat ihre Eltern und ihre Schwester verloren. Ihre Ehe ist zerbrochen. Sie führt ein Leben hinter dicken Mauern und verbringt ihre Tage zugedröhnt. Obwohl ich ihr Schicksal ohne Frage schlimm fand, fand ich ihre Art und ihr Auftreten nervig. An ihrer Notlage war sie im Grunde selber Schuld, denn es war ja lange bekannt, dass der Deich mit hoher Wahrscheinlichkeit brechen wird. Deswegen hielt sich mein Mitleid in Grenzen, zumal sie von ihrem Ex erwartet, dass er ins Überflutungsgebiet kommt und sein Leben aufs Spiel setzt.

Die Nachbarn fand ich sehr interessante Charaktere. Es war mir schnell klar, dass diese beiden nicht sind, was sie nach außen suggerieren. Sie geben eine Menge Anlass zu Spekulationen. Am Ende war ich etwas enttäuscht, dass die Handlung mit den Nachbarn letztendlich keinen Bezug zur restlichen Geschichte hatte. In meiner Vorstellung war die Verschwörung viel größer. Das ist aber mein einziger Mini-Kritikpunkt. Ansonsten fand ich „Nachtflut“ einfach mega fesselnd. Die Autorin beschreibt sehr anschaulich das steigende Wasser. Die Vorstellung, dass das eigene Haus mit eisigem Wasser und Schlamm überflutet werden könnte ist schrecklich und beängstigend. Durch den hohen Spannungsfaktor bin ich in einen richtigen Leserausch geraten. Erst auf den letzten Seiten hat man alles durchschaut und das Ende war in dieser Form so nicht vorhersehbar.
Von mir gibt es eine große Leseempfehlung für alle, die Lust auf einen kurzweiligen Thriller haben.

Bewertung vom 09.02.2025
Dorn
Beck, Jan

Dorn


sehr gut

„Dorn – Zimmer 103“ ist der Auftakt einer neuen Thrillerreihe von Jan Beck.
Der Kriminalpsychologe Simon Dorn ist am Tiefpunkt seines Lebens angekommen. Nach mehreren Schicksalsschlägen hat er sich komplett von der Außenwelt zurückgezogen und lebt in einem baufälligen leer stehenden Hotel. Seine einzige Kontaktperson außerhalb dieser Mauern ist die Kommissarin Karla Hofer, mit der er inoffiziell an Fällen arbeitet. Als diese ermordet wird und plötzlich deren Kollegin Lea Wagner vor seiner Tür steht, wird aus Dorns sorgsam eingerichteter Ordnung ein gefährliches Chaos.

Die Kapitel sind sehr kurz, wodurch man das Gefühl hat, die Geschichte sehr schnell zu lesen. Die Perspektive wechselt zwischen ca. 5. Charakteren hin und her. Da diese streckenweise namenlos bleiben, ist der Thriller sehr mysteriös und man weiß lange nicht genau, wie diese Menschen zusammenhängen.
Tatsächlich dauerte es fast bis zum Schluss, bis sich eine wage Idee in mir formte, womit wir es hier zu tun haben. Die Auflösung fand ich originell und hat mir gut gefallen.

Dorn fand ich als Charakter sehr speziell und dadurch interessant. Er hat eine grantige Art und ist auf den ersten Blick kein Sympathieträger. Auf jeden Fall bin ich neugierig, ob es ihm gelingen wird, sich aus seinem selbst gewählten Gefängnis zu befreien. Wie er und Lea ein Team werden sollen ist mir noch nicht ganz klar. In diesem Band sind beide eher Einzelkämpfer, deren Wege sich zufällig kreuzen. Auch scheint es keine große Sympathie zwischen den beiden zu geben. Lea und ihre engagierte Art mochte ich ganz gerne.
Beide zusammen könnten auf jeden Fall ein interessantes und unkonventionelles Gespann abgeben und so bin ich schon jetzt neugierig auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 25.01.2025
Zeit des Vertrauens / Die Töchter der Ärztin Bd.3
Sommerfeld, Helene

Zeit des Vertrauens / Die Töchter der Ärztin Bd.3


sehr gut

„Die Töchter der Ärztin – Zeit des Vertrauens“ habe ich mit Vorfreude, aber auch mit Wehmut erwartet. Da ein Teil des Autorenduos letztes Jahr verstorben ist, wird es nun leider keine weiteren Bücher von Helene Sommerfeld mehr geben.
Zum Glück konnte der dritte Band fertiggestellt werden und wir erfahren, wie es der Familie Thomasius inzwischen geht.

Die beiden Schwestern Henny und Antonia hadern noch immer, wie sie ihr Leben gestalten wollen. Henny ist hin und her gerissen zwischen Berlin und Los Angeles. Wo möchte sie mit ihrer Familie dauerhaft sesshaft werden?
Toni weiß nicht, ob sie ihren Beruf auf Eis legen soll um mit Gundram eine Familie zu gründen und Mutter Ricarda wird damit konfrontiert, dass sie und ihr Mann auf das Lebensende zu gehen.

Der Wechsel zwischen den Charakteren hat mir wieder gut gefallen. Diesmal hat mich Hennys Handlungsstrang am Meisten gefesselt, was mich überrascht hat, denn in den beiden vorherigen Büchern mochte ich sie am Wenigsten.
In „Zeit des Vertrauens“ ist bei ihr einfach immer etwas los. Besonders den Teil in Amerika und ihren Einsatz für die Mexikaner fand ich interessant. Schade, dass diese Handlung aufgrund der Rückkehr nach Berlin ein abruptes Ende nahm.
Toni war mir diesmal etwas zu blass.
Sie sorgt sich um andere, ihre Cousine, ihre Freundinnen... aber bei ihr persönlich passiert nicht viel.

„Zeit des Vertrauens“ ist ein guter Mix aus Liebesgeschichte und Familienroman mit historischen Einschüben.
Die 480 eng beschriebenen Seiten unterhalten gut und ich bin froh, dass ich diese Reihe entdeckt habe.

Bewertung vom 25.01.2025
Verlassen / Mörderisches Island Bd.4
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlassen / Mörderisches Island Bd.4


ausgezeichnet

„Verlassen“ erscheint als 4. Band der Island-Reihe, chronologisch ist es allerdings Band 1 – ein Prequel zu den bisher erschienenen Krimis, denn dieses Buch spielt bevor Elma bei der Polizeistation in Akranes beginnt. Im Grunde hat „Verlassen“ überhaupt nichts mit der Reihe zu tun und ist ein Stand-Alone. Vom Aufbau und Erzählweise her ist es nämlich komplett anders. Dies ist kein Ermittlerkrimi. Die Polizei kommt hier nur in sehr kurzen Kapiteln von jeweils 2-3 Seiten Länge vor und spielt weder beim Fall, noch bei der Auflösung eine besondere Rolle.

Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von vier verschieden Personen. Petra und Lea Snaeberg, Irma einer Hotelangestellten und Tryggvi, der Lebensgefährte von Oddny aus dem Snaeberg Clan.
Die Snaebergs sind eine riesige Familie, der Stammbaum am Anfang des Buches ist auf jeden Fall sinnvoll, um die Orientierung zu behalten.
Anlässlich eines 100. Geburtstags haben sich sämtliche Geschwister, Cousins, deren Nachkommen und Partner versammelt. Nach außen tun alle so, als hätten sie mächtig Spaß. Tatsächlich sind die zwischenmenschlichen Beziehungen allerdings geprägt von einer Menge Spannungen. Es werden ordentlich Alkohol und andere Rauschmittel konsumiert und so kommen Themen auf den Tisch, über die seit Jahren geschwiegen wurde.

Ich fand den Aufbau und die Handlung ausgesprochen fesselnd. „Verlassen“ ist eine Art Kammerspiel, bei dem man lange Zeit nicht genau weiß, wohin die Reise gehen wird.
Es wird zwar von Anfang an gesagt, dass jemand von einer Klippe stürzt, aber wer genau das ist, bleibt bis kurz vor Schluss im Dunkeln.
Zwischendurch kam die ein oder andere Tendenz auf, aber erst in den letzten Kapiteln setzt sich das Puzzle logisch zusammen.
Besonders gefallen hat mir der Charakter Irma, zunächst eine pflichtbewusste Angestellt, die mit der Zeit immer zwielichtiger erschien.

Ich würde sagen, dies war bisher mein Lieblingsband aus der Reihe. Eher ein Thriller als ein Krimi. Das war richtig gute Unterhaltung. 5 Sterne!

Bewertung vom 10.01.2025
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


sehr gut

„Blutbuße“ ist der mittlerweile 3. Fall mit der sympathischen Ermittlerin Hanna Ahlander. Noch immer ist sie in ihren Kollegen Daniel verliebt, doch der ist vergeben. Da ich Hanna so gerne mag und Daniels Lebensgefährtin teilweise etwas empathielos / egoistisch wirkt, habe ich angefangen, Hanna die Daumen zu drücken, dass es ein Liebes-Happy-End für sie gibt, auch deswegen, da die Handlung hier seit Band 1 auf der Stelle tritt.

Im neuen Mordfall geht es um eine Geschäftsfrau, die brutal erstochen in ihrem Bett aufgefunden wird. Die Dame war nicht sonderlich beliebt und mit ihren Plänen für ein neues Luxushotel ist sie mehr als einer Person auf die Füße getreten.
In Band 2 der Reihe hatte ich bemängelt, dass der Täter zu schnell bekannt war. Auch diesmal hatte ich mich sehr schnell auf einen Mörder festgelegt. Tatsächlich war es dann jemand anders, so dass Auflösung und Motiv für mich überraschend waren.
Rückblickend hätte man allerdings darauf kommen können und ich denke, dass es einigen Lesern, die nicht so auf ihre eigenen Theorien fixiert sind wie ich, etwas vorhersehbar sein könnte.

Die Kapitel in diesem Krimi sind sehr kurz und aus verschiedenen Perspektiven, so dass man immer noch ein paar Seiten zwischendurch lesen kann.
Ich mochte die sympathischen Ermittler und das winterliche Setting. Neben Hanna und Daniel kann ich auch ihren Kollegen Anton gut leiden und bin gespannt, wie es privat für ihn weitergeht.
Zudem gab es einen weitere Erzählstrang aus Sicht von Tiina, die befürchtet, dass ihr Mann sie betrügt und einen Handlungsstrang, der das Schicksal einer jungen Hotelangestellten in der Vergangenheit beschreibt. Eine durchaus tragische Geschichte, allerdings ziemlich stereotyp und vorhersehbar für die damalige Zeit.
Insgesamt fand ich den Spannungsbogen solide. „Blutbuße“ lässt sich gut lesen, wird mir aber vermutlich nicht sonderlich lange im Gedächtnis bleiben.

Bewertung vom 10.01.2025
One Perfect Couple
Ware, Ruth

One Perfect Couple


ausgezeichnet

Mit „One true couple“ habe ich seit langem mal wieder ein 5 Sterne Buch gelesen. Von Ruth Ware kenne ich bereits ein paar Thriller und dieser hier ist bis jetzt der Beste für mich!

Die Wissenschaftlerin Lyla steht mit beiden Beinen im Leben. Von Reality-TV hält sie nichts, aber ihrem Freund Nico zu liebe erklärt sie sich bereit, an dem neuen Format „One true couple“ teilzunehmen, bei dem mehrere Paare auf einer einsamen Insel um ein Preisgeld kämpfen.
Doch schon in der ersten Nacht richtet ein Sturm verheerende Schäden an, von der Film-Crew, die sich zu der Zeit auf dem Meer befand, fehlt jede Spur und der Kampf ums Überleben beginnt.

Der Thriller hat mich sehr schnell abgeholt und konnte meine Aufmerksamkeit über 400 Seiten halten.
Die Grundidee ist ja nicht neu, der Klappentext erinnert stark an „Die Insel“ von Sarah Goodwin. Aber mir hat Ruth Wares Umsetzung sehr gefallen. Insbesondere die weiblichen Charaktere Lyla, Angel, Santana und Zana sind sehr facettenreiche und interessante Protagonistinnen. Mir waren alle Frauen sympathisch und ich fand es spannend, mit welchem Einfallsreichtum und Überlebenswillen sie sich den Herausforderungen stellen. Die männlichen Charaktere wirken im Vergleich ziemlich blass und vermischen sich rückblickend zu Einheitsbrei. Connor ist der Bösewicht der Geschichte aber die anderen Männer dienen nur dazu, die Handlung und die dramatische Situation immer wieder aufs Neue zu befeuern.
Wie in so einer Situation zu erwarten, lässt der Kampf um die Nahrungsvorräte nicht lange auf sich warten.
Ich konnte so gut in die Geschichte eintauchen, dass ich richtig mitgefiebert habe. Zana konnte ich bis zum Schluss nicht genau einschätzen und habe immer wieder gezweifelt, ob sie zu den Guten oder zu den Bösen gehört.
Das Ende fand ich rund und es bietet nachvollziehbare Erklärungen. Persönlich hatte ich noch mit irgendeinem Twist gerechnet und war war überrascht, wie plötzlich und ruhig alles zu Ende ging.

Alles in Allem hat mir dieser Thriller ausgesprochen gut gefallen und ich empfehle ihn gerne Lesern weiter, die Lust auf eine Survival Geschichte haben.

Bewertung vom 08.12.2024
Neun Tage Wunder
Moninger, Kristina

Neun Tage Wunder


sehr gut

„Neun Tage Wunder“ empfand ich als rundum schöne, teilweise tiefgründige Geschichte, über die Macht der Vergangenheit, Vertrauen und Geheimnisse. Erzählt wird sie auf drei verschiedenen Ebenen. Aus Sicht von Anni damals und heute und aus Sicht von Ben.

Anni und Ben sind ein Paar. Ich mochte die Dynamik zwischen beiden sehr, den liebevollen Umgang und die Eigenart, schwierigen Situationen mit Witzen zu begegnen. Insbesondere dieses „Was würde Angela Merkel tun“ hat mich zum Lachen gebracht. Die Beziehung wirkte auf mich perfekt, deswegen fand ich es besonders schade, dass Anni mehr oder weniger unabsichtlich beginnt, einen Keil zwischen sich und Ben zu trieb, da sie ihren Exfreund Lukas, mit dem sie nur wenige Tage zusammen war, nicht vergessen kann und immer wieder über die gemeinsame Zeit nachgrübelt.

Kristina Moninger hat Romanfiguren erschaffen, die man gerne begleitet. Ben fand ich super sympathisch und witzig. Anni ebenso, auch wenn sie sich mit ihrer Geheimniskrämerei selbst Probleme macht. Vergangenheits-Lukas fand ich interessant. Als Leser wusste man zwar nichts Genaues, aber man hatte doch eine recht gute Vorstellung, wo er so plötzlich hergekommen ist. Somit war er für mich weniger geheimnisvoll als für Anni.

Lukas Auftauchen in der Gegenwart und sein Kontakt zu Ben machten zwar einen guten Plot, besonders realistisch fand ich es aber nicht. Wie wahrscheinlich ist es, dass sich ausgerechnet diese beiden Personen begegnen und nicht merken, dass sie von der selben Frau sprechen.
Ich hatte ein mögliches Szenario im Kopf, warum Anni den Kontakt zu Lukas abgebrochen hat. Dieses hat sich nicht bewahrheitet und der tatsächliche Grund lies Anni in einem schlechteren Licht für mich leuchten, als zunächst angenommen. Auch wenn ich nachvollziehen kann, warum die Beziehung mit Lukas gescheitert ist, finde es ich es mehr als fragwürdig und unfair, jemand ohne Erklärung zu ghosten.
In Bezug auf die beiden Männer in ihrem Leben würde Anni mehr Transparenz und Ehrlichkeit gut tun.

Nachdem ich das Buch überwiegend kurzweilig fand, hat sicher der Schluss, als klar war, um was es geht, ein wenig in die Länge gezogen.
Deswegen vergebe ich 4 Sterne.

Bewertung vom 03.11.2024
Finster
Menger, Ivar Leon

Finster


sehr gut

„Finster“ von Ivan Leon Menger habe ich im Oktober gelesen und ich empfand den Thriller sehr passend für die Halloween Season.
Menger kreiert eine unheimliche Grundstimmung und kann diese das komplette Buch über aufrecht erhalten. Die Kapitel sind kurz und wechseln zwischen verschiedenen Charakteren hin und her, wodurch sich ein schneller Lesefluss ergibt.

In dem kleinen Dorf Katzenbrunn verschwinden im Laufe der Jahre immer wieder Jungen spurlos. Wer ist der mysteriöse Greifer, der sich die Kinder schnappt?

Das komplette Dorf scheint nur aus unheimlichen Sonderlingen zu bestehen, die einander beobachten und pikante Details sammeln. Die Atmosphäre ist sehr beklemmend und man möchte definitiv nicht in diesem seltsamen Ort leben, in dem es außer alten Menschen und einer psychiatrischen Anstalt nicht viel zu geben scheint.

Mit Ausnahme von Kommissar a. D. Stahl hätte ich jedem etwas Kriminelles zugetraut. Wer die Jungen entführt hat und den dazugehörige Twist habe ich allerdings schon relativ bald geahnt. Der Thriller war für mich deswegen nicht besonders überraschend, aber durch die atmosphärische Darstellung und die gute Ausarbeitung all dieser sonderbaren Charaktere war „Finster“ durchgängig fesselnd für mich und definitiv lesenswert.

Bewertung vom 27.10.2024
Die Frauen jenseits des Flusses
Hannah, Kristin

Die Frauen jenseits des Flusses


ausgezeichnet

Als ich gesehen habe, dass ein neues Buch von Kristin Hannah erscheint, habe ich mich sehr gefreut, war aber beim Thema Vietnamkrieg skeptisch.

Die junge Frankie hat gerade ihre Schwesternausbildung beendet. Da in ihrer Familie Soldaten von je her als Helden verehrt werden, beschließt sie, als Krankenschwester nach Vietnam zu gehen. Was sie dort erwartet hat nichts mit dem sterilen und geordneten Alltag amerikanischer Kliniken zu tun, sondern ist zutiefst verstörend und blutig.

Kristin Hannah beschreibt schonungslos die Brutalität und Unsinnigkeit des Vietnamkriegs. Die Detailliertheit der Verletzungen und die schrecklichen Zustände unter denen operiert und behandelt wird, gehen beim Lesen sehr unter die Haut. Die Szenen sind schwer zu ertragen und doch ist es wichtig, sie genauso zu vermitteln.
Bevor ich überhaupt 100 Seiten gelesen hatte, kam ich schon das erste Mal an den Punkt, an dem mir die Tränen in den Augen standen. Bis zum Ende des Buches sollte dies noch einige Male mehr passieren.
Frankie ist eine tolle Protagonistin, die die Bezeichnung Heldin absolut verdient hat. Umso herzzerreißender ist es deswegen anzusehen, mit welcher Verachtung und welchem Unverständnis Frankie und die anderen Schwestern nach ihrer Rückkehr in die USA behandelt werden. PTSD war damals für die meisten Ärzte noch ein Fremdwort und so muss jeder sehen, wie er mit dem erlebten Schmerz alleine klarkommt.

„Die Frauen jenseits des Flusses“ hat mich wirklich sehr berührt.
Insbesondere die Zeit in Vietnam sowie die engen Freundschaften zwischen den Schwestern und zu den Soldaten haben den Roman zu etwas Besonderem gemacht.
Frankies Leben nach ihrer Rückkehr fand ich ebenfalls sehr tragisch und authentisch, teilweise dann allerdings ein wenig in die Länge gezogen. Auch das Ende war irgendwie vorhersehbar und ein wenig zu melodramatisch.
Insgesamt war es aber ein absolut lesenswertes Buch und bekommt definitiv 5 Sterne von mir.

Bewertung vom 27.10.2024
Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2
Engman, Pascal;Selåker, Johannes

Wintersonnenwende / Wolf und Berg ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

„Wintersonnenwende“ ist der zweite Band der Krimireihe mit Tomas Wolf und Vera Berg. „Sommersonnenwende“ habe ich kürzlich gelesen und ich finde es von Vorteil, die Reihenfolge zu beachten, da sonst viel Background fehlt und es etwas schwierig sein könnte, die Beweggründe der Protagonisten zu verstehen. Ein absolutes Muss ist es allerdings nicht und ich denke, man kommt auch ungefähr klar, wenn man „Wintersonnenwende“ als Stand-alone liest.

Der Krimi spielt Mitte der 90er Jahre und man sollte als Leser nicht unbedingt das zarteste Gemüt haben. Die Brutalität ist ziemlich hoch und der Fall führt tief in die Abgründe der Gesellschaft.

Eine junge Prostituierte belauscht den Mord an einem Freier und taucht unter. Plötzlich ist sie eine viel gesuchte Frau. Neben dem Schützen sind auch die Polizei und Journalistin Vera auf der Suche nach Lucy um sie als Zeugin zu befragen. Tomas Wolfs Weg führt ihn bis zum schlimmsten Straßenstrich Tschechiens und auch Vera Berg begibt sich mehrmals in die Gefahrenzone.
Ich finde Vera ist eine bemerkenswerte Persönlichkeit. Sie kümmert sich aufopferungsvoll um den Sohn ihres Exfreunds und bei ihren Recherchen geht es ihr nicht nur um eine gute Story sondern vor allem um Gerechtigkeit. Dabei geht geht sie oft mutig aber auch völlig leichtsinnig vor und ich konnte mich manchmal über ihr Verhalten nur wundern und war froh, dass sie immer wieder Glück im Unglück hat.

Tomas Wolf ist eine tragische Figur. Ich fand es etwas wiederholend, dass wieder die Frage aufkam, ob er ein Verbrechen begangen haben könnte.

Tomas und Vera mögen sich nicht besonders. Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass die beiden im weiteren Verlauf der Reihe ein Paar werden und würde es mir sogar wünschen.

In diesem Band habe ich außerdem Zingo ins Herz geschlossen, der weit mehr ist, als ein abgestürzter Polizist, sondern auch eine sehr hilfsbereite Seite hat.

Wie schon der Vorgänger hat mich auch dieser Teil mit durchgängiger Spannung, einer interessanten Story und ungewöhnlichen Charakteren überzeugt. Der Fall und der Täter überraschen am Schluss mit einer unvorhersehbaren Wendung.
Ich fand diesen Krimi sehr lesenswert. Hoffentlich dauert es nicht so lange, bis Band 3 in Deutschland veröffentlicht wird.

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