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MaWiOr
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Halle

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Insgesamt 3580 Bewertungen
Bewertung vom 10.02.2025
Grüner Genuss
Wiehe, Genevieve

Grüner Genuss


ausgezeichnet

Gemüse ist in der Küche vielseitig einsetzbar – in der Suppe, als Beilage für Fleisch und Fisch, aber auch in Burger und Wraps. Bei vegetarischer Küche ist Gemüse meist der Hauptbestandteil.

Die erfolgreiche Garten-Bloggerin Genevieve Wiehe hat in ihrem neuen Buch vegetarische Rezepte zusammengestellt und sie mit den Jahreszeiten und dem kulinarischen Gartenjahr abgestimmt. So präsentiert sie pro Jahreszeit zwölf abwechslungsreiche Rezepte. Ein Frühlingsrezept ist z.B. „Ravioli mit Spinat-Ricotta-Füllung“, im Sommer gibt es u.a. eine „Cremige Brokkolisuppe“, der Herbst überrascht mit „Knusprigen Gemüsebällchen in Currysoße“ und im Winter lädt die Autorin zu „Gefüllten Pasta mit Wirsing und Ricotta“ ein. Sehr lecker!

Alle Rezepte werden auf einer Doppelseite vorgestellt. Neben den Zutaten wird die Zubereitung in Schritt-für-Schritt-Anleitungen ausführlich beschrieben. Die gegenüberliegende Seite ist jeweils einem großformatigen Farbfoto vorbehalten, das schon mal optisch Appetit macht. Das Rezeptbuch ist sehr liebevoll gestaltet und mit einigen praktischen Tipps für den Gemüsegarten ergänzt. Die Rezepte zeigen, einfach und köstlich vegetarische Küche sein kann.

Bewertung vom 31.01.2025
Herbergers Kandidaten
Siegel, Fabian

Herbergers Kandidaten


ausgezeichnet

Im Mai 1945, als die Waffen endlich schwiegen, lag Deutschland in Trümmern. Auch für den deutschen Fußball begann die Stunde Null. Die Nationalmannschaft existierte nicht mehr. Doch schon bald wurde wieder gekickt. Vereine wurden wieder oder neu gegründet. Im Herbst begannen erste Zonenmeisterschaften, aber eine deutsche Fußballmeisterschaft wurde nicht ausgespielt.

Noch schwieriger war der Start für die Nationalmannschaft. Bis zu ihrem ersten Länderspiel am 22. November 1950 gegen die Schweiz im Stuttgarter Neckarstadion war es ein langer und schwieriger Weg. Die einzelnen Etappen beschreibt der Journalist Fabian Siegel ausführlich und detailliert. Immer unter den strengen Augen der FIFA, die zunächst eine Teilnahme des DFB und seiner Verbände an internationalen Verbänden verbot. Hauptprotagonist war der Trainer Josef „Sepp“ Herberger, der sich um den Wiederaufbau der Nationalmannschaft bemühte. Er hielt den Kontakt mit den verbliebenen Nationalspielern aufrecht. Er musste Spieler aus über 80 Erstligisten auswählen und formte so eine Mannschaft.

Siegel gelingt es, die Wiederaufbauarbeit in ihren Einzelschritten anschaulich zu dokumentieren. Herberger soll ja ein besessener Zettelschreiber gewesen sein, und so wird die Darstellung auch in kurze Textbausteine aufgeteilt. Eine spannende Geschichte, die Jahre vor dem ersten Weltmeister-Titel 1954 beleuchtet. Nicht nur ein Stück Fußballgeschichte, sondern auch deutsche Nachkriegsgeschichte. Sehr empfehlenswert !

Bewertung vom 28.01.2025
Als Chemnitz noch Karl-Marx-Stadt war
Schmuhl, Yvonne

Als Chemnitz noch Karl-Marx-Stadt war


ausgezeichnet

Chemnitz, die drittgrößte Stadt Sachsens, ist dieses Jahr europäische Kulturhauptstadt. Chemnitz ist eines der bedeutendsten Zentren deutscher Industriekultur: Im „Sächsischen Manchester“ entstanden die ersten echten Fabriken Deutschlands.

Von 1953 bis 1990 hieß Chemnitz Karl-Marx-Stadt und noch heute, 35 Jahre später, kann man in der Stadt Bauwerke, Skulpturen, Einkaufshallen oder Industrieanlagen aus der DDR-Zeit erkennen und finden. Der Architekturführer aus dem Nünnerich-Asmus Verlag stellt knapp 150 Objekte (Gebäude, Kunstwerke oder Denkmäler) aus dem heutigen Chemnitz vor. Zu jedem Objekt gibt es ein kleines, aber aussagekräftiges (meist) Farbfoto und einen kompakten Text mit historischen und kunstgeschichtlichen Hintergrund.

Zunächst wird in einer mehrseitigen Einführung die Entwicklung von Karl-Marx-Stadt dargestellt. Dann reicht die Palette der Objekte von der Stadthalle mit Interhotel „Kongreß“ über das Hochhaus am Schlossteich, den Park der Jugend, das Bezirkskrankenhaus, die Küchwaldbühne oder die Hauptpost bis hin zu Sankt Franziskus. Besonders viele Skulpturen, Mahnmale und Brunnen findet man im Stadtbild.

Auf sieben Rundwegen (an sieben Tagen) kann man die Stadt erkunden. Außerdem findet man auch interessante, erläuterte Fakten aus der DDR (z.B. Arbeiterfestspiele, Verband Bildender Künstler oder Nationale Front). Kurzbiografien von zahlreichen Künstlern und ausgewählte Literatur ergänzen die gelungene Neuerscheinung.

Bewertung vom 25.01.2025
Der Weg
Büscher, Wolfgang

Der Weg


ausgezeichnet

Nachdem der 73-jährige Journalist und Autor Wolfgang Büscher Fußwanderungen in Deutschland, Amerika, nach Jerusalem und von Berlin nach Moskau unternommen hat, war jetzt die südalgerische Sahara sein Reiseziel. Wie oft bei seinen Wanderungen (und anschließenden Reiseberichten) war es ein Bild, das er im Internet entdeckte und seinen Reisewunsch auslöste.

Mit seiner neuen Reise drang Büscher in äußerst entlegene Regionen vor. Er beschreibt seinen Weg zu geheimnisvollen Orten, zu einem schroffen Hochplateau auf 2700 m Höhe, auf dem vor über 120 Jahren der Franzose Charles de Foucauld eine Einsiedelei errichtet hatte. Ein Eremit, der später als Missionar wirkte. Büscher zeichnet zwar den Lebensweg dieses Sonderlings nach, aber sein Reisebericht erschöpft sich nicht darin, vielmehr beschreibt er anschaulich seine wochenlange Fahrt durch die Wüste, dieses Mal im Auto und mit Ortskundigen unterwegs. Hier trifft er auch auf Nomaden, Goldräuber und Glückssucher. Im Mittelpunkt stehen jedoch die Landschaftsbeschreibungen sowie die Stille und die Verlorenheit in dieser einmaligen „Nicht“landschaft. So hat der Leser die vielen unterschiedlichen Facetten der Wüste noch nie wahrgenommen. Büschers neuer Reisebericht „Der Weg“ ist keine Weltflucht, sondern ein äußerst lesenswertes Porträt der Wüste und ihrer Schönheit.

Bewertung vom 25.01.2025
Die Hochzeit auf Buchenhorst
Hauptmann, Gerhart

Die Hochzeit auf Buchenhorst


ausgezeichnet

Der Quintus Verlag hat jetzt seine Erkneraner Ausgabe der Werke von Gerhart Hauptmann mit der Künstlernovelle „Die Hochzeit auf Buchenhorst“ fortgesetzt. Die 1931 veröffentlichte Novelle hat starke autobiografische Züge. Sie spielt am Ende des 19. Jahrhunderts. Den 20-jährigen Erzähler Erwin, der sich als Schriftsteller versucht, verbindet mit seinen beiden Weggefährten Dietrich Kühnelle und Alfred Hasper eine tiefe Freundschaft.

Den vier Jahre älteren Dietrich Kühnelle hatte Erwin während des Studiums kennengelernt. Der selbstbewusste Dietrich stellt an sich und seine Umgebung hohe Ansprüche. Trotzdem lebt der schwer Durchschaubare recht bedürfnislos von Klavierstunden. Als er Teresa kennenlernt, wird die Hochzeit bald als großes Fest geplant, doch der Bräutigam erscheint nicht. Wie Erwin später erfährt, ist Dietrich mit einem Dampfer nach Amerika „geflüchtet“. Nach den persönlichen Angstträumen lebt Teresa später zurückgezogen in einer altjüngferlichen Art in Leipzig.

Mit der Figur des Dietrich Kühnelle schilderte Hauptmann die eigenen Unsicherheiten und inneren Spannungen während seiner Studienzeit. Die verwickelte Handlung ist jedoch frei erfunden. Fazit: Eine lohnenswerte Lektüre und interessante Ergänzung der Erkneraner Ausgabe im Vorfeld des 80. Todestages des Schriftstellers im Jahr 2026.

Bewertung vom 24.01.2025
Das große Buch der Hühner
De Vlieger, Evelien

Das große Buch der Hühner


ausgezeichnet

Private Hühnerhaltung wird mehr und mehr zum Trend. Die Anzahl der privaten Hühnerhalter ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Naturverbundenheit und Selbstversorgung sind die Antriebsfedern. Doch Hühner sind keine Haustiere wie Hund und Katze. Jeder sollte sich der Aufgaben und der Verantwortung bewusst sein.

Die belgische Kinderbuchautorin Evelien De Vlieger und der niederländischer Illustrator Jan Hamstra haben ein wunderbares, großformatiges Buch über Hühner vorgelegt, das alle Themen um das liebe Federvieh behandelt. Seit vielen Millionen Jahren bevölkern sie die Erde, viel länger als wir Menschen. Alle wichtigen Infos und wertvollen Tipps zur artgerechten Haltung werden vermittelt, z.B. die Versorgung und Pflege von Hühnern im eigenen Garten. Außerdem erfährt man viel Historisches zum Huhn oder zu den verschiedenen Rassen. Die Erläuterungen sind in kurze Texte aufgeteilt, was die Lektüre für jüngere Leser*innen wesentlich erleichtert.

Die farbigen Illustrationen (Linolschnitte) ergänzen anschaulich die textlichen Informationen wunderbar. Am Ende wird auch kurz erklärt, wie Hamstra die Illustrationen gemacht hat. Wer überlegt, mit der Hühnerhaltung im eigenen Garten zu beginnen, für den ist dieses Buch ein hilfreicher Ratgeber. Ein echt tolles, schön gestaltetes Buch - fast ein kleines Kunstbuch.

Bewertung vom 24.01.2025
Blüten
Picker, Adriana

Blüten


ausgezeichnet

Blumen erfreuen uns das ganze Jahr über. Jede Jahreszeit hält neue Blüten bereit. Blumen sind ein Wunderwerk der Natur. In den verschiedenen Künsten sind sie auch vielfach anzutreffen. Die in Australien geborene Illustratorin Adriana Picker hat eine Leidenschaft für Blumen und sich auf botanische Motive spezialisiert. Sie lässt sich dabei vom Garten ihrer Mutter anregen. Aber auch in der freien Natur findet sie Anregungen. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

Der wunderbare Bildband des Gerstenberg Verlages präsentiert eine wunderbare Auswahl ihrer Blumenillustrationen. Die Abbildungen sind dabei in knapp dreißig Kapitel unterteilt – von Rosen über Korbblütler, Seerosen, Mohn, Kamelien oder Malvengewächse bis zu spektakulären Blüten. Die Illustrationen machen auf die wechselnden Farben und Texturen der Jahreszeiten aufmerksam. Zu vielen Abbildungen gibt es interessante historische und botanische Erklärungen. Damit ist die Neuerscheinung gleichzeitig ein Kunst- und Sachbuch.

Fazit: Sehr empfehlenswert, nicht nur für Blumenliebhaber. Auch als Geschenkbuch wunderbar geeignet.

Bewertung vom 12.01.2025
Unmöglicher Abschied
Kang, Han

Unmöglicher Abschied


ausgezeichnet

2024 wurde die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang mit dem Literaturnobelpreis geehrt. In ihrem Roman „Unmöglicher Abschied“, einem Hauptwerk ihres vielseitigen Schaffens, greift sie erneut die oft verschwiegene Gewaltgeschichte ihres Landes auf. erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Frauen. Die Erzählerin Gyeongha wird von einer langjährigen Freundin, die im Krankenhaus liegt, gebeten, auf einer tiefverschneiten Insel sich um ihren geliebten Papagei zu kümmern. Auf der Insel fand 1948 ein Massaker, als koreanische Truppen einen angeblich kommunistischen Aufstand niedergeschlagen hatten. Ganze Dörfer wurden damals ausgelöscht und mehr als 30.000 Menschen brutal getötet.

In der Schneewüste mit ihrer surreal-magischen Atmosphäre werden die verdrängten Ereignisse jedoch wieder sichtbar. Unter der friedlich scheinenden Schneedecke kommen die Grausamkeiten quasi wieder ans Licht. Han Kang schreibt beeindruckend bildgewaltig auf unterschiedlichen Ebenen und benutzt symbolträchtige Erklärungen oder Metaphern. Im Verlauf der Handlung berichtet die Autorin mittels Briefen und Zeitungsartikeln die Gyenongha im Haus findet, in eindringlicher und bedrückender Weise von den Massakern. Die Autorin, die der Frage nach dem „Warum“ nachgeht, erzählt aber auch von der Kraft der Poesie und der Hoffnung, die durch Freundschaft, Liebe und Mitmenschlichkeit entsteht.

Fazit: Ein Roman, der sowohl durch seine literarische Qualität als auch durch seine historische Relevanz besticht.

Bewertung vom 07.01.2025
Jean Sbogar
Nodier, Charles

Jean Sbogar


ausgezeichnet

Charles Nodier (1780-1844) war ein französischer Schriftsteller, Übersetzer und bedeutender Bibliothekar, der mit Abenteuerromanen, mit romantisch-fantastischen Novellen sowie Gothic- und Vampirgeschichten zu Lebzeiten einen großen Zuspruch beim damaligen Lesepublikum hatte. Er wurde zum Ritter der Ehrenlegion ernannt und war Mitglied der Nationalen Gesellschaft der Altertumsforscher Frankreichs. Sein Ruhm erlitt jedoch nach seinem Tod einen drastischen Rückgang. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts erwachte das Interesse an Nodier wieder.

Hundert Jahre später scheint man sich nun wieder an Nodier und sein literarisches Werk zu erinnern. Im Heidelberger Flur Verlag ist mit dem romantischen Räuberroman „Jean Sbogar“ (1818) eines seiner bekanntesten Werke erschienen. Die Handlung spielt in Venedig, Triest und Slowenien zur Zeit der Napoleonischen Kriege und erzählt von Jean Sbogar, einem unerschrockenen Piraten, der von allen bewundert wird. Er führt aber als geheimnisvoller Lothario eine Doppelexistenz. Die zarte Antonia, ein Mädchen aus reichem Haus, verliebt sich in den edlen Banditen, der jedoch im Verlies landet.

Die tragisch endende Geschichte erschien 1818 anonym, obwohl die Leser schnell herausfanden, dass Nodier der Autor war, dem damit der literarische Durchbruch gelang. 1832 erschien dann eine zweite Ausgabe des Romans, diesmal mit einem umfangreichen Vorwort des Autors, das auch in der Flur-Neuerscheinung dankenswerterweise abgedruckt ist. Der Roman wurde auch durch die Anekdote (oder wahre Begebenheit?) bekannt, dass Napoleon diesen Roman auf Sankt Helena in einer Nacht durchgelesen haben soll. Also eifern wir Napoleon nach, die 200 Seiten voller Spannung und Abenteuer lohnen es.

Bewertung vom 17.12.2024
ECCENTRIC

ECCENTRIC


ausgezeichnet

Die Ausstellung ECCENTRIC in der Pinakothek der Moderne feiert vom 25.10.2024 bis zum 27.04.2025 die Vielfalt und Vielschichtigkeit der zeitgenössischen Kunst. Unter dem Titel „Ästhetik der Freiheit“ setzt sich die Ausstellung mit der Exzentrik in der bildenden Kunst auseinander. Im Mittelpunkt steht die zeitgenössische bildende Kunst des gesamten Gattungsspektrums seit 1980 mit Werken aus Malerei, Skulptur, Installation, Medienkunst und Performance. In fünf Ausstellungskapiteln werden mutige Überschreitungen der Normen, Offenheit gegenüber anderen Perspektiven und die Unabhängigkeit des Exzentrischen gezeigt.

Im Hirmer Verlag ist der reich illustrierte Begleitkatalog (dt./engl.) zu dieser außergewöhnlichen Ausstellung erschienen. Wie diese feiert er ebenso die Überschreitungen in der Kunst. Die Kunst wie die Gesellschaft brauchen die exzentrischen Ränder, denn sie bieten eine Vielfalt an Veränderungen. Der Katalog greift die fünf Ausstellungsthemen auf und präsentiert 50 Künstler meist auf jeweils zwei Doppelseiten mit einem informativen Text und zwei, drei Abbildungen wichtiger Werke. Das Spektrum reicht von John Bock, Maurizio Cattelan, Jonathan Meese, Pipilotti Rist oder Anna Uddenberg bis zu vielen weiteren internationalen Künstler*innen. Da kann man lebensgroße Polarbären in knallbunten Federkostümen von Paola Pivi, ein lebensgroßes Krokodil von Maurizio Cattelan oder eine Art urzeitliche Kreatur aus erdigen, verfilzten Fasern von Klará Hosnedlová bewundern.

Eine moderne Ausstattung und ein farbenfrohes Design zeichnen den anregenden Katalog ebenfalls aus. Mögen sich zahlreiche Besucher*innen von der Ausstellung und ebenso zahlreiche Leser*innen von der wirklich tollen Publikation inspirieren lassen.