Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Streiflicht

Bewertungen

Insgesamt 840 Bewertungen
Bewertung vom 08.09.2024
Über Leben und Tod
Klenk, Florian

Über Leben und Tod


sehr gut

Wahre Geschichten von Mord und Totschlag

Auf dieses Buch war ich sehr gespannt, weil mich der Titel und die Kurzbeschreibung sehr neugierig gemacht hatten. Ich interessiere mich sehr für Gerichtsmedizin und dachte daher, dass das genau mein Buch. Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich dachte, dass es mehr um Herangehensweisen und Techniken, Hintergrundinfos und Methoden geht. So war ich beim Auftakt des Buchs auch ein bisschen enttäuscht - und auch genervt von der etwas selbsteingenommenen Art des Autors. Das hat sich im Laufe der Lektüre des sehr knapp geratenen Buchs allerdings deutlich gebessert.
Ich fand die Geschichten über den Gerichtsmediziner Christian Reiter und vor allem auch die Geschichten, die er zu erzählen hat, sehr faszinierend. Ein offensichtlich sehr sympathischer Mensch, der alles tut, um Verbrechen aufzuklären, anonymen Toten einen Namen zu geben und auch zu klären, ob ein schon lange Verstorbener wirklich ein Heiliger war und Wunder wirken kann. Eine wirklich große Bandbreite und genauso liest sich das Buch auch. Sehr unterhaltsam und mit vielen interessanten Fällen, die die Zeiten durchspringen. Mordfälle aus der Vergangenheit werden genauso thematisiert wie der Tod eines Menschen bei einer Abschiebung, Exhumierungen, Misshandlungen, die Geschichte Wiens und vieles mehr.
Wer dieses Buch liest, sollte nicht sehr empfindsam sein, es geht zum Teil schon sehr ins Detail. Aber es ist spannend und interessant durch und durch!
Zu gerne würde ich Herr Reiter mal selbst in seinem so faszinierenden Büro -
oder soll man es Museum nennen - besuchen und mich mit ihm unterhalten!

Bewertung vom 08.09.2024
Reise nach Laredo
Geiger, Arno

Reise nach Laredo


weniger gut

Poetische Sprache, wirrer Inhalt

Schon vor vielen Jahten habe ich vom gleichen Autor Der alte König in seinem Exil gelesen und ich war total ergriffen. Der Schriftsteller beschreibt darin den Umgang und das Leben bzw. die Gespräche mit seinem alternden Vater, der immer mehr von der Demenz ergriffen wird. Teils führen sie kuriose, dann wieder unglaublich sensible und tiefschürfende Gespräche.
Man fühlt sehr mit, wie Arno Geiger dem Leben seines Vaters und dessen Geschichten nachspürt und gleichzeitig dadurch auch sich selbst und seiner Vergangenheit immer mehr auf die Spur kommt.

Natürlich war ich voller Vorfreude auf die Reise nach Laredo und war gespannt, was hier kommen wird. Leider war ich von Anfang an irgendwie verloren und konnte mich nicht recht in die Geschichte einfinden. Zwar ist das Buch wieder sehr poetisch geschrieben und ich mag die Vergleiche, die Bilder, die der Autor im Kopf entstehen lässt, sehr gefühlvoll und mit der Erkenntnis, dass das Leben immer wieder schön und wunderbar ist. "Der Tod könnte schön sein, wenn man gelebt hat." Leider wurde ich aber dennoch nicht richtig warm mit dem Buch und auch Karl blieb mir sehr fern. Schade, aber das war absolut nicht meins!

Bewertung vom 05.09.2024
Wie eine Perle im Ozean
Rey, Christina

Wie eine Perle im Ozean


gut

Historisch interessant, aber ...

Auf dieses Buch habe ich mich sehr gefreut, weil mich der Titel und die Kurzbeschreibung sehr neugierig gemacht hatten. Auch das Cover und die Handlungsorte haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Leider muss ich sagen, dass mich das Buch nicht wirklich abgeholt hat. Es ist historisch total interessant, wenn es um die verschiedenen Handlungsorte, die Unterschiede zwischen den Religionen, die Gedanken der Europäer oder die der Menschen auf den Inseln geht. Auch die verschiedenen Traditionen, die Kampfkünste, die Handelsrouten und -waren und vieles mehr fand ich wirklich interessant.

Leider fehlte für mich aber der letzte Schliff - manchmal war es einfach schon zuviel, was passierte (so zum Beispiel, wenn es um Shaina geht: was soll eine Frau alles erleiden?). Auch die vielen Kämpfe haben mich ein bisschen ermüdet. Mein großtes Problem aber war die unsympathische und egoistische Hauptfigur Buraki. Sie meint alles besser zu wissen, ist total beratungsresisten, lässt sich auch von den besten Freunden und Berater nicht helfen - erst als alles verloren ist, ändert sie ihre Denkweise. Das wirkt auch nicht besonders nett. Wenn ich eine Figur so absolut nicht mag, wird es für mich mit einem Buch dann immer echt schwierig ...

Zum Glück gibt es da noch Shaina, die eine wahre Magierin ist. Sie tut alles für die Natur, ihre Mitmenschen und ein gutes Leben. Egal, was passiert, sie nimmt ihr Schicksal gelassen an und ist dennoch aufrecht, mutig und voller Liebe für ihre Mitgeschöpfe. Ich fand es wunderbar, dass es für sie ein Happy End gibt.

Bewertung vom 05.09.2024
Moona
Kolb, Suza

Moona


ausgezeichnet

Mut und Freundschaft zählen

Schon nach dem ersten Blick aufs Cover wollte ich dieses Buch gerne lesen! Und die Kurzbeschreibung hat ihr übriges getan. Normalerweise sind mir Cover nicht so wichtig, aber bei Kinder- und Jugendbücher finde ich das schon immer gut, wenn ein Cover schön gestaltet ist, zum Inhalt passt und ansprechend ist.

Hier ziehen sich die passenden Illustrationen sogar noch durchs Buch. In schwarz-weiß, aber mich stört das nicht - im Gegenteil kann man so auch noch die Fantasie etwas spielen lassen.

Aber die kommt hier eigentlich eh nicht zu kurz. Schon nach dem kurzen Prolog ist man voller Spannung, was die Prophezeihung genau meint und weiß, dass das noch aufregend werden wird. Moona ist ein Mädchen, das schon immer gerne draußen war, sich in der Natur, umgeben von Tieren und Pflanzen wohlfühlt. Sie spricht ungerne darüber, aber sie hat eine magische Verbindung zu allen Geschöpfen. Als sie dann auch noch auf Zwergfaultier Brad trifft, ist sie umso begeisterter. Er ist ihr Seelentier und erzählt ihr schier unglaubliche Dinge ... dann geht es auch schon an den Hof der Könige und das Abenteuer wird immer rasanter. Zum Glück kann Moona sich auf alte und neue Freunde verlassen, die sie auch in den größten Gefahren begleiten, beschützen und verteidigen.

Mir hat dieses moderne Märchen, in dem sich ein Mädchen mit ganz besonderen Fähigkeiten und wunderbaren Freunden gegen das Böse behauptet, super gut gefallen! Ich bin geradezu durch die Seiten geflogen und würde gerne noch mehr davon lesen!

Bewertung vom 02.09.2024
Der kleine Affe Rocko
Fritz, Micha;Drust, Rike;Studio Topie

Der kleine Affe Rocko


sehr gut

Kunterbunter Kinderspaß

Weil ich das Cover und die Kurzbeschreibung auf Anhieb mochte, war ich sehr gespannt auf das Buch. Ich finde es sehr bunt und die Tiere sind nicht alle natürlich dargestellt, aber ich bin mir sicher, dass Kinder das sehr mögen und gut finden. Ich mochte den bunt gestreiften Affen Rocko auch gerne. An manchen Stellen ist die Sprache meiner Meinung nach nicht kindgerecht genug - zumal es sich um ein Buch für die ganz Kleinen handelt. Aber das kann man als Vorleser ja abändern oder erklären. Insofern stört es mich nicht so sehr.

Gut finde ich das Format, das sehr groß ist und dadurch wunderbar Platz für die Illustrationen bietet. So haben die Kinder richtig viel zu schauen und zu entdecken auf den kunterbunten gestalteten Seiten. Der Text ist nicht zu viel und eignet sich daher bestens zum Vorlesen. Ich fand es ein bisschen komisch, dass der Palmendieb so negativ dargestellt wird und dann doch wie von Zauberhand die Kokosnuss öffnet. Aber das ist Geschmackssache.

Ebenfalls gut ist neben dem Format auch die dicke Pappe, auf denen die Bilder und Texte gedruckt sind. Da können Patschhändchen nicht so schnell was kaputt machen. Schön finde ich auch die Idee, dass Viva Alpagua gleichzeitig gute Laune verbreiten will, aber auch zeigen möchte, wie wichtig es ist, unsere Erde zu schützen. Es kann nie früh genug sein, das den Kindern nicht nur zu zeigen, sondern auch vorzuleben!

Bewertung vom 02.09.2024
Die Maske der Spiegel / Rabe und Rose Bd.1
Carrick, M. A.

Die Maske der Spiegel / Rabe und Rose Bd.1


sehr gut

Holpriger Start, faszinierende Welt

Nachdem mich die Kurzbeschreibung für dieses Buch so neugierig gemacht hatte, habe ich voller Vorfreude mit dem Lesen begonnen. Schnell wurde ich aber in meinen Erwartungen gebremst, weil mir alles so kompliziert und fremdartig erschienen ist. So viele Worte, die ich nicht kannte, deren Bedeutung sich auch nicht einfach so erschlossen hat und die eine Welt erklärten, die mir so weit weg vorkam. Nach ein paar wenigen Seiten und Kapiteln hätte ich das Buch am liebsten zur Seite gelegt. Zum Glück habe ich weitergelesen und je weiter ich kam, desto mehr hat sich für mich die faszinierende Welt von Nadezra erschlossen. Nun bin ich wirklich gespannt, wie es weitergeht und freue mich schon sehr auf Band 2 und 3, die ich beide in den nächsten Wochen lesen möchte.

Gut wäre es gewesen, wenn im Buch ein Glossar wäre – erst nach einer Weile habe ich erfahren, dass es eins online gibt, allerdings nur auf Englisch. Die Karte von Nadezra hilft schon mal gut weiter, aber eine Karte der gesamten Fantasywelt und die Erklärungen fehlten leider. Auch das Ende war etwas abrupt, liegt aber vielleicht daran, dass im Deutschen aus drei Büchern sechs Bände geworden sind. Hätte mich nicht so gestört, wenn ich es am Anfang schon gewusst hätte.

Insgesamt hat mir das Buch wirklich gut gefallen, die Welt ist in sich sehr stimmig und interessant aufgebaut. Wenn man sich mal in die Geschichte eingefunden hat, liest sich das Buch auch deutlich leichter und es macht richtig Spaß, gemeinsam mit Ren durch Nadezra und seine so verschiedenen Stadtteile, Straßen, Viertel und Ecken zu schleichen, schreiten oder gehen. Ich mochte nicht nur ihre Rolle, sondern auch ihre private Geschichte sehr. Ist sie die Rose aus dem Untertitel? Und gleichzeitig ist da noch der Rabe, der mich so neugierig macht. Wer sich wohl hinter dessen schattenhafter Maske versteckt und was ist sein echtes Ziel?

Gerade der Showdown hat mich atemlos zurückgelassen und ich muss unbedingt weiterlesen. Auf geht’s zu Band 2!

Bewertung vom 02.09.2024
Das Pferd der Winde
Kinkel, Tanja

Das Pferd der Winde


ausgezeichnet

Mein Buch des Jahres 2024

Da ich früher sehr, sehr viele historische Romane gelesen habe, ist mir die Autorin Tanja Kinkel bereits wohlbekannt. Ihre Bücher haben mir immer sehr gut gefallen, nicht nur gut recherchiert, sondern auch lebendig und anschaulich, authentisch und mitreißend geschrieben. Umso neugieriger war ich natürlich nun auf ihr Kinderbuch „Das Pferd der Winde“. Schon die kurze Beschreibung hatte mich total angesprochen und mir Lust auf das Buch gemacht. Die wunderbaren Illustrationen von Suzie Mason tun ihr Übriges und passen ganz zauberhaft zur erzählten Geschichte.

Ich bin kein großer Fan von sprechenden Tieren, aber hier wirkt es so real und passend. Mori ist ein sehr junges Pferd, das extrem schnell ist und voller Vorfreude zusammen mit Yul, seinem Menschenfreund, für ein Rennen trainiert. Dann aber holt die beiden die harte Realität ein und statt zum Rennen geht es für Mori alleine nach Nordvietnam. Dort soll er im Krieg als Lasttier dienen. Mori aber vermisst Yul, seine Mutter und die anderen Pferde aus der Herde und natürlich auch die Weiten und den Wind seiner Heimat Mongolei. Und so springt er aus dem Zug, der gerade erst in Vietnam angekommen ist und flieht. Zum Glück trifft er sehr bald auf die Papageibreitrachen-Dame Chau, die sich ihm anschließt und ihm hilft, die viele und gefährlichen Abenteuer zu bestehen. Gemeinsam machen sie sich nämlich auf die Reise zurück in die Mongolei.

Eine zauberhafte und so märchenhaft anmutende Geschichte, die allerdings von einem echten Pferd und einer wahren Geschichte inspiriert ist. Das hat mich so begeistert und ich musste während des Lesens auch das eine oder andere Tränchen verdrücken. Wegen des Kriegs – leider ja wieder ganz aktuell – und der Grausamkeit der Menschen, aber auch wegen der wunderbaren Geschichte. Von Freundschaft, Zusammenhalt, Vertrauen, Vorurteilen und dem Ruf der Heimat.

Egal, ob jung oder alt – von diesem Buch wird jeder begeistert sein, der sich darauf einlässt, Mori und Chau auf ihrer ganz besonderen Reise zu begleiten. Ich fand es toll, so viel über die Gegenden und Landschaften zu erfahren, durch die sie reisen, über die Menschen unterwegs, deren Traditionen und Gebräuche.

Für mich schon jetzt mein Buch des Jahres 2024, ein wahres Meisterwerk des Erzählens!

Bewertung vom 02.09.2024
Letzte Lügen / Georgia Bd.12
Slaughter, Karin

Letzte Lügen / Georgia Bd.12


sehr gut

Untergang einer Familie

Wie immer, wenn es ein neues Buch von Autorin Karin Slaughter gibt, muss ich sofort zugreifen und auch am besten direkt lesen. Gut ist es dann, wenn ich sonst nichts vor habe und das Buch einfach komplett durchfressen kann. Da es sich bei diesem Buch um eine neue Geschichte mit Dr. Sara Linton und Will Trent handelt, war die Vorfreude natürlich noch größer. Ich bin ein bisschen verliebt in die beiden, vor allem in Will – und zum Glück hat mich auch dieses Buch wieder begeistert, obwohl meine Erwartungen so hoch waren. Allerdings hatte es teilweise seine Längen. Das Buch lässt sich nicht so einfach lesen, es hat einfach so viel Tiefe, soviel Leid und Schmerzen, so viele düstere Geheimnisse und eine Familie, der man nicht begegnen, geschweige denn angehören möchte. Das braucht Zeit zum Lesen und Verdauen. Vielleicht führte auch das dazu, dass die Spannung beim Lesen teilweise ein bisschen abflachte. Ich muss allerdings auch gestehen, dass ich das Vorgängerbuch Die letzte Nacht vor nicht so langer Zeit gelesen habe und so natürlich die beiden Bücher miteinander verglichen habe. Die letzte Nacht fand ich einfach mega – auch trotz schwieriger und düsterer Themen – hier fehlte mir der letzte Schliff.

Insgesamt ist das Buch aber wieder ziemlich gut gelungen und ich hatte gute Unterhaltung während der vielen Lesestunden. Sehr hilfreich fand ich die Karte, die vorne im Buch abgedruckt ist und das Camp zeigt, in dem die Handlung spielt. Dort habe ich auch immer wieder nachgeschaut, weil manches dann beim einfachen Lesen für mich etwas verwirrend war.

Gut gefallen hat mir das Setting in den Bergen, wo man nicht so einfach hinkommt, sodass dadurch zahlreiche Probleme entstehen (so kann die Polizei zum Beispiel nicht innerhalb von ein paar Minuten da sein oder ähnliches) und dass die Anzahl der Verdächtigen überschaubar ist. Dennoch kann man bis zum Schluss miträtseln und die Auflösung hat mich echt überrascht. Es passte alles und war rund, es blieben keine Fragen offen und dennoch war es nicht vorhersehbar. So mag ich das.

Bewertung vom 02.09.2024
Ewige Schuld
Dessaul, Arne

Ewige Schuld


gut

Interessante Spurensuche

Nachdem ich die Kurzbeschreibung zu diesem Buch gelesen hatte, bin ich neugierig geworden. Ich hatte noch nichts von Autor Arne Dessaul gelesen und ich entdecke auch immer gerne (für mich) neue Autoren.

Beim Einstieg hatte ich so meine Probleme und habe lange gebraucht, um mich in die Geschichte einzufinden. Leider war mir die Hauptfigur Fritz Tiedemann von Anfang an unsympathisch. Ich konnte sein Verhalten und seine Gedanken nicht gut nachvollziehen und fand es auch ziemlich ungut, wie er alle seine Freunde hintergeht. Im Prinzip betrügt er jeden mit jedem, hat dabei zwar ein schlechtes Gewissen, lässt sich davon aber nicht abhalten, immer weiter zu tun, was er möchte. In solchen Fällen fällt mir dann leider auch die Lektüre schwer – wenn ich mich mit der Hauptfigur so gar nicht identifizieren oder anfreunden kann.

Interessant fand ich die Verwicklungen der Menschen aus dem Dorf in die Untaten der Kriegsjahre. Viele, viele düstere Geheimnisse, die die Menschen immer noch voreinander verbergen und die sie zu wahren versuchen. Das prägt das aktuelle Leben immer noch und reicht bis in die Zeit 40 Jahre später, als Fritz schon lange erwachsen ist und erst dann manches erfährt.

Für mich ein klassischer Coming of age-Roman, der zeigt, wie die Hauptfigur vom unschuldigen Jugendlichen durch Irrungen und Wirrungen zum Erwachsenen wird. Das fand ich schon interessant, allerdings hatte ich mir etwas mehr Spannung vorgestellt.

Der Autor schreibt auf seine ganz eigene Weise, die nicht meine ist, aber sicherlich ihre Fans findet. Leider nicht ganz mein Fall, aber trotzdem eine interessante Spurensuchen und spannende Zeitreise.

Bewertung vom 28.08.2024
Wenn sie lügt
Geschke, Linus

Wenn sie lügt


gut

Wenn die düstere Vergangenheit nach Dir greift

Da ich fast alle Bücher von Linus Geschke mit großer Begeisterung und Spannung gelesen habe, war ich natürlich umso gespannter auf sein neues Werk. Die Kurzbeschreibung hat mich zusätzlich neugierig gemacht und unterhaltsame Lesestunden versprochen. Und genauso war es dann auch, aber richtig gefesselt und gepackt hat mich das Buch leider nicht.

Ziemlich schnell hatte mich das Buch in seinen Bann gezogen und mit auf eine Reise in die Vergangenheit genommen. Die Freunde rund um Norah und Goran geraten erneut in eine Abwärtsspirale, die sich immer schneller und auch immer tödlicher dreht. Vor knapp zwanzig Jahren verliebte sich Norah in den vier Jahre älteren David, der später zum Mörder wurde. Das hat ihr Leben bis heute geprägt und nun erhält sie Drohbriefe. Kann es sein, dass David doch noch lebt? Auch Goran kehrt zurück nach Waldesroda, wo die alten Geister wieder lebendig werden.

Auch wenn mich die Geschichte gut unterhalten hat, war für mich das Ende leider vorhersehbar und an manchen Stellen habe ich mich echt gewundert. Dass zwei Männer aus der Szene sich am Telefon und per WhatsApp über eine Waffenlieferung austauschen, das halte ich für absolut undenkbar. Als Journalist und langjähriger Spannungsautor müsste Linus Geschke sowas auch besser wissen. Ich weiß, es waren nur zwei kurze Szenen, aber solche Fehler stören mich leider sehr.

Die Auflösung war mir relativ früh klar, dennoch hätte ich mir einen etwas interessanteren Showdown gewünscht. Manches hat sich so gelesen als wäre selbst der Autor von seinen Ideen und Phrasen gelangweilt. Schade, da hat mir „Die Verborgenen“ deutlich besser gefallen.

Was ich wieder gut fand, war die Vielschichtigkeit der drei Hauptcharaktere Norah, deren Mutter und Goran. Sie waren gut ausgearbeitet und auch so beschrieben, dass man erfahren wollte, was damals passiert ist und wie es nun weitergeht. Richtig sympathisch waren mir aber beide nicht – was vielleicht auch daran lag, dass sie immer noch ein Geheimnis hatte, das sie nicht preisgeben wollte, und dass er klischeehaft als Ausländer an der Grenze zur Legalität arbeitend dargestellt wurde. Leider waren auch die Nebenfiguren eher blass und ohne Konturen, obwohl es sich z. B. um die beiden besten Freunde der Hauptfiguren und damit wichtig Mitglieder der damaligen Clique handelt.

Interessant fand ich die immer wieder eingestreuten Infos und Statistiken zu Gewalttaten. Und auch die Sprünge zwischen den verschiedenen Figuren und deren Sichtweisen, aber auch zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart fand ich richtig gut.

Insgesamt bleibe ich ein bisschen ratlos zurück, denn ich hatte mir doch mehr versprochen. Am Ende ist alles aufgeklärt und aufgelöst, aber ich war dennoch nicht zufrieden. Als hätte man eine Rohversion von einer Geschichte gelesen, die durchaus Potenzial hat, wenn sie nur nochmal überarbeitet wird. Ich hoffe, Das Loft kann mich wieder mehr begeistern, dieses Buch habe ich noch nicht gelesen.