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Novalie

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 21.02.2023
Männer sterben bei uns nicht
Reich, Annika

Männer sterben bei uns nicht


ausgezeichnet

Es geht um die Frauen einer Familie, die gemeinsam in einem prachtvollen Anwesen am See leben. Nur die Großmutter kennt die dunklen Flecken der Familiengeschichte und wahrt nach außen den Schein. Doch dann stirbt die Großmutter und die Vergangenheit lässt sich nicht mehr verstecken.
Das Buch hat mich unfassbar begeistert! Es hat zwar nur knapp zweihundert Seiten, beinhaltet aber Generationen an Subtext. Die wahren Konflikte der Familie werden sehr laut totgeschwiegen.
Was mich besonders berührt hat, war wie die Familiengeschichte gleichzeitig aus der Sicht eines Kindes und eines Erwachsenen erzählt wird und Erinnerungen sich verändern und mit der Zeit anders bewertet werden können. Gerade dadurch, dass man über gewisse Dinge nicht spricht, wirkt die Familiengeschichte sehr schwammig und hat in mir eine starke Unruhe ausgelöst.
Sprachlich hat mich das Buch auch sofort gepackt. Es gibt wunderbar stimmungsvolle sprachliche Bilder und es werden mit wenigen Worten viele Gefühle, für die es eigentlich keine Worte gibt, vermittelt.
Die Charaktere fand ich sehr interessant. Einerseits habe ich sie als leere Gefäße wahrgenommen, die man mit den Gedanken der vorherigen Generation füllen wollte, andererseits waren sie fast eine Einheit, die trotzdem gegeneinander ausgespielt wurde.
Ich verstehe aber auch, dass das Buch viele Menschen verwirrt. Durch die Zeitsprünge muss man sich ziemlich konzentrieren und manchmal war die Stimmung auch für mich etwas erdrückend.
Letztendlich war es für mich durch den treffenden Humor, die sprachliche Raffinesse und die Emotionen, die es in mir ausgelöst hat, ein absolutes Highlight.
Die einzige Entschuldigung dafür, dass dieses Buch noch nicht verfilmt wurde, ist, dass es bisher noch nicht erschienen ist.

Bewertung vom 14.02.2023
The Man I Never Met - Kann man lieben, ohne sich zu kennen?
Cook, Elle

The Man I Never Met - Kann man lieben, ohne sich zu kennen?


sehr gut

Untypische Liebesgeschichte

Hannah liebt Davey, und Davey liebt Hannah. Sie haben sich telefonisch kennengelernt, weil Davey sich verwählt hat, aber es scheint keine gemeinsame Zukunft zu geben, denn Hannah lebt in England und Davey in Amerika. Als die beiden sich besser kennenlernen und Davey nach London ziehen will, könnte das Glück perfekt werden. Doch dann taucht Davey plötzlich ab.

Die Idee hinter der Geschichte hat mir gut gefallen. Die Protagonist:innen waren sympathisch, aber auch etwas naiv und es ist mir sehr leicht gefallen, der Geschichte zu folgen. Sie hatten das richtige Maß an Eigenheiten, um die Geschichte mit Interesse zu verfolgen.

Wider Erwarten ist ziemlich schnell ein Großteil der Fragen aufgeklärt worden, wodurch die Spannung ein bisschen zu wünschen übriggelassen hat. Dafür war es emotionaler, als ich es erwartet habe und leider auch weniger humorvoll.

Phasenweise war ich auch wirklich sehr wütend auf die beiden, weil ich wollte, dass sie miteinander kommunizieren, füreinander kämpfen und darauf vertrauen, dass die andere Person weiß, was sie will. Aber rationales, logisches Verhalten und Intelligenz sind eindeutig keine Stärken der Protagonist:innen. Dafür haben sie den Zufall auf ihrer Seite.

Das Thema ist nicht so leicht, wie es das Cover vermuten lässt und demnach war die Stimmung auch sehr gedrückt. Man merkt aber, wie viel Herzblut die Autorin in das Buch gesteckt hat und wie wichtig ihr es ist.

Die Geschichte ist komplett anders verlaufen, als ich es erwartet habe und ist für eine Liebesgeschichte eher untypisch. Bei dem Buch muss man ein paar Tage miteinkalkulieren, um das Gelesene zu verarbeiten.

Bewertung vom 12.02.2023
Ex Hex / Graves Glen Bd.1
Sterling, Erin

Ex Hex / Graves Glen Bd.1


sehr gut

Wohlfühlbuch!
Wodka und Hexerei zu mischen ist bekannterweise keine gute Idee. Wenn man allerdings gerade verlassen wurde, kann man sich schon mal einen ordentlichen Drink gönnen und den Mistkerl verfluchen. Zumindest passiert das der Hexe Vivienne und als ihr Exfreund Rhys neun Jahre später zurückkommt, will sie ihn ignorieren. Das ist allerdings nicht so einfach, da der Fluch gerade erst seine volle Wirkung entfaltet und die gesamte Stadt in Gefahr bringt.
Das Buch war wirklich sehr leicht und angenehm zu lesen und könnte auch ein Halloween-Film werden. Die Stadt und die Personen, allen voran Viviennes herrlich schrullige Familie, sind mir schnell ans Herz gewachsen und hatten extreme Oktober-Vibes.
Was ich wirklich geliebt habe, war, dass die Protagonist:innen sehr erwachsen agiert haben, es kein sinnloses hin und her, keine unnötigen Kommunikationsprobleme und kein unnötiges Drama gab. Das war wirklich eine sehr angenehme Überraschung. Stattdessen agieren beide sehr nachvollziehbar und haben mich mit (fast immer) reifem Verhalten beeindruckt.
Die Handlung war unterhaltsam, die Charaktere hatten Humor und ich habe das Leseerlebnis wirklich genossen. An manchen Stellen hat mir ein bisschen die Tiefe gefehlt und die Welt hätte auf jeden Fall Potential für mehr, aber das Buch hat mir ein Grinsen ins Gesicht gezaubert und ich kann es auf jeden Fall empfehlen.

Bewertung vom 10.02.2023
Lillian & Marcus / Die Wallflowers Bd.2
Kleypas, Lisa

Lillian & Marcus / Die Wallflowers Bd.2


ausgezeichnet

Ich habe meine neue Guilty Pleasure Reihe gefunden!
In diesem Teil geht es um Lillian, eine hübsche amerikanische Erbin, deren Manieren nicht wirklich der englischen Gesellschaft entsprechen und um Lord Marcus Westcliff, der kühl und herablassend wirkt und bei einer potentiellen Gemahlin eigentlich genau nach all dem sucht, was Lilian nicht ist.
Im ersten Teil der Reihe sind die beiden schon vorgekommen und haben mich neugierig auf ihre Geschichte gemacht. Obwohl die Bücher auch unabhängig voneinander lesbar sind, hat es Spaß gemacht die Entwicklung der Wallflowers zu beobachten und es wurde sogar schon das Paar des dritten Buches angeteasert. Das wird bestimmt auch sehr spannend!
Mich hat das Buch, wie der erste Teil der Reihe, wieder voll und ganz begeistern können. Ich muss historische Geschichten immer mit einer gewissen Distanz lesen, weil die Geschlechterrollen damals ja extrem und Frauenrechte quasi nicht existent waren. Aber Lillian war taff und die beiden Protagonist:innen ergänzen sich wunderbar.
Da die Geschichte aus beiden Perspektiven geschrieben ist, bekommt man einen sehr guten Überblick und kann sich sehr gut in beide Protagonist:innen hineinversetzen. Manchmal geht das aber mit dem Risiko einher, dass man das Buch schütteln und anschreien will, weil man als Leserin mehr weiß als die anderen Charaktere im Buch.
Ich habe das Buch sehr schnell durchgelesen, weil ich einfach nicht mit dem Lesen aufhören könnte. Es war humorvoll, unterhaltsam, leicht zu lesen und hat mir ein Grinsen ins Gesicht gezaubert.
Ich kann Band drei kaum erwarten!

Bewertung vom 05.01.2023
Anatomy
Schwartz, Dana

Anatomy


ausgezeichnet

Coverhighlight

Chirurgin zu werden ist eine echte Herausforderung. Selbst wenn man nicht, wie die Protagonistin Hazel Sinnett, im 19. Jahrhundert lebt und eine Lady ist. Das macht die Sache doch nochmal etwas komplizierter. Um ihren Traum zu verfolgen, muss sie eine wichtige Prüfung ganz ohne Unterricht bestehen. Zum Glück läuft ihr Jack über den Weg, der Leichen ausgräbt und zu Lehrzwecken verkauft.

Ich liebe das Cover, das makabere Thema und die Stimmung des Buches total! Ich finde auch den nüchternen, wissenschaftlichen Umgang mit Leichen, Medizin und weiteren Themen, die ich aus Spoilergründen nicht näher benennen werde, sehr gelungen. Das entmystifiziert das Thema und stellt keinerlei moralische Fragen.

Die Protagonistin war auf eine angemessene Weise naiv, aber hauptsächlich stur und zielstrebig. Das war mir sehr sympathisch und ich habe ihren Weg gerne verfolgt. Der Sprachstil war auch sehr angenehm und trotz der medizinischen Thematik leicht verständlich.

Die Handlung hat ein paar überraschende Wendungen genommen, wodurch mir ein paar Kleinigkeiten zu weit aus dem Fokus geraten sind, aber es war auf jeden Fall spannend und ich bin wirklich sehr dankbar, dass es eine Fortsetzung gibt!

Manchmal war die Stimmung etwas hoffnungs- und trostlos, aber sie hat immer gut zur Geschichte gepasst und sich authentisch angefühlt. Mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

Bewertung vom 30.12.2022
Kamasutra, Baby!
Bonk, Katharina

Kamasutra, Baby!


sehr gut

Moderne Interpretation
Das Buch verspricht eine neue, feministische und moderne Version des Kamasutras. Nachdem ich wirklich keine Ahnung von Original hatte und demnach auch nicht wusste, was daran unfeministisch sein soll, wurde ich sofort neugierig.
Spoiler: Das gesamte Original ist unfeministisch und vertritt ein Frauenbild, dass wirklich nicht mehr zeitgemäß ist.
Im Buch gibt es für jeden Teil zuerst eine kurze Zusammenfassung des Originals und dann eine moderne Interpretation. Dabei bringt die Autorin auch ihre eigenen Sichtweisen ein.
Das Buch ist wirklich sehr liebevoll illustriert und beinhaltet auch Musikplaylists.
Für meinen persönlichen Geschmack hätte es etwas wissenschaftlicher sein können, Worte wie „Magie“ fand ich eher unpassend und Worte wie Mumumenschen etwas zu kindisch. Ich bin einfach ein Fan von Fachbegriffen und fühle mich bei solchen Worten nicht ernstgenommen. Das klingt für mich, als würde man mit einem Kind reden.
Ich mochte den diversen, inklusiven Ansatz, dass nicht automatisch von der cis und heterosexuellen Perspektive ausgegangen wurde allerdings total!
Die Idee hinter dem Buch fand ich klasse, ich habe einiges gelernt und man merkt wie viel Liebe in dem Buch steckt, aber ich hätte mir manchmal einen etwas objektiveren Zugang, mit unterschiedlichen Sichtweisen oder mehr weiterführender wissenschaftlicher Literatur gewünscht.

Bewertung vom 27.12.2022
Lightlark Bd.1
Aster, Alex

Lightlark Bd.1


sehr gut

Spannende Welt mit Potential für mehr
Optisch ist das Buch ein echtes Highlight. Das Cover, der Farbschnitt und auch die Innengestaltung gefallen mir sehr gut.
Die Grundidee der Geschichte fand ich ebenfalls richtig interessant. Ein jahrhundertealter Fluch, ein tödlicher Wettkampf und eine Herrscherin, die alles riskiert.
Anfangs hatte ich Probleme damit, in die Geschichte zu finden, weil der Schreibstil für mich gewöhnungsbedürftig war. Inhaltlich habe ich mich schnell zurechtgefunden, weil die Handlung direkt begonnen hat. Allerdings musste man sich richtig viele Namen merken und das war manchmal doch ziemlich verwirrend. Teilweise hat sich die Handlung später etwas gezogen, weil sie auf mich sehr repetitiv gewirkt hat und es lange gedauert hat, bis ich emotional involviert war.
Die Protagonistin war mir leider auch wirklich zu naiv und ich musste oft die Augen verdrehen, als sie immer und immer wieder dieselben Fehler gemacht hat, ohne daraus zu lernen.
Ich glaube mit 16 hätte ich die Geschichte extrem geliebt aber mit Mitte zwanzig bin ich mir manchmal vorgekommen, wie in einem Kindergarten. Ich fand es aber richtig toll, dass der Liebesaspekt nicht so im Vordergrund stand.
Gegen Ende hat mich die Story dann doch noch richtig gepackt und ich wurde ein paar Mal positiv von Plottwists überrascht.
Im Großen und Ganzen ist das eine unterhaltsame Geschichte mit einigen Klischees und ein nettes Jugendbuch. Ich freue mich dennoch auf die Fortsetzung, weil die Geschichte noch sehr viel Potential bietet und ich gespannt bin, was hier noch herausgeholt wird.

Bewertung vom 30.11.2022
Vatersein
Prüfer, Tillmann

Vatersein


ausgezeichnet

Was haben Darth Vader, Papa Schlumpf, Günter Jauch, Homer Simpson, Donald Trump und Gott gemeinsam?
Sie sind Väter, wenn auch nicht alle sonderlich vorbildhaft.
Aber wie sollen Väter sein?
Und was macht einen modernen Vater aus?

Mit diesen Fragen setzt sich Tillman Prüfer in Vatersein auseinander. Dabei berichtet er von seinen persönlichen Erfahrungen als Vater, reflektiert über die verschiedenen Rollen, die er als Vater schon eingenommen hat und beleuchtet unterschiedliche Aspekte der Vaterschaft, und wie sich diese im Laufe der Zeit verändert haben. Dabei gibt es ein gutes Gleichgewicht zwischen objektiven Statistiken und seinen persönlichen Erfahrungen.
Vaterschaft ist letztendlich etwas Individuelles und schwer zu generalisieren. Das meiste, das Tillmann Prüfer als modern erachtet, hat mein Vater vor über 25 Jahren schon getan. Allerdings wird es auch in 25 Jahren noch Väter geben, die sich an alte Rollenbilder halten. Die Spannweite, was als guter Vater betrachtet wird, ist demnach riesig und ich finde es phänomenal, dass Themen wie das Vater sein mittlerweile wichtige Diskussionspunkte darstellen.
Das Buch bietet spannende Denkanstöße und es ist interessant zu reflektieren, worin man seiner Meinung ist, und wobei man andere Vorstellungen hat. Für werdende Väter, oder diejenigen die sich näher mit Vaterschaft befassen wollen, ist diese Buch eine gute und leicht verständliche Einstiegsliteratur.