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Lesefee23.05
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Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 313 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2023
Weihnachtschaos im Gutshof zum Glück (eBook, ePUB)
Engels, Jana

Weihnachtschaos im Gutshof zum Glück (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Weihnachtsstress

„Ja, sie war immer verliebt gewesen, aber sie hatte ihren Partnern immer, ohne es zu merken, sehr schnell die Vaterrolle zugesprochen, für die sie nicht bereit waren.“

„Weihnachtschaos im Gutshof zum Glück“ ist ein Winterroman von Jana Engels. Er erschien im November 2022 im dp Verlag und ist der Folgeroman zu „Winterküsse im Gutshof zum Glück“ (Winterzauber und Vanilleherzen). Er ist aber unabhängig von diesem lesbar.

Wie schon „Winterküsse im Gutshof zum Glück“ ist auch der zweite Band um die Familie von Gut Beeken ein absoluter Wohlfühlroman.
Diesmal geht es um Caroline, die ältere Schwester von Natalie. Sie ist alleinerziehend, Single und bald auch Oberärztin. Mit den Männern hat sie abgeschworen, denn offenbar erwischt sie dabei irgendwie immer den Falschen… Kurz vor Weihnachten hat Caro alle Hände voll zu tun – bei der Arbeit übernimmt die die Arbeit ihres Vorgesetzten, dessen Position sie auch bald übernehmen möchte, Zuhause managt sie das Leben von Lucas – ihrem Sohn – und sich selber und hilft nebenbei immer mal wieder in dem Café ihrer Stiefmutter aus. Als wäre dies nicht schon genug, fällt ihr plötzlich ein, dass das Catering für die Weihnachtsfeier des Krankenhauses organisiert werden will und Lucas Vater steht nach acht Jahren plötzlich wieder vor ihrer Tür… Dabei ist er kein anderer als der Rockstar Phil Damian und so kommt nicht nur er ins beschauliche Weidingen, sondern auch massenhaft neugierige Reporter. Das Chaos ist also perfekt und mittenhinein platzt auch noch der attraktive Tim, der in Weidingen sesshaft werden will und Caros Herz irgendwie trotz aller Vorsätze zum Schmelzen bringt.
Auf charmante und amüsante Weise beschreibt Jana Engels, wie Caro sich durch das Weihnachtschaos manövriert. Mit viel Engagement, einigen Nervenzusammenbrüchen aber vor allem einem Haufen Familienunterstützung lassen sich aber die meisten Katastrophen meistern. Bei allem kann die Familie Caro aber nicht helfen und manche Entscheidungen muss sie einfach selber treffen. Schlägt ihr Herz noch für Phil? Muss sie ihn um Lucas willen wieder in ihr Leben lassen? Kann sie sich überhaupt wieder verlieben und was für eine Rolle spielt eigentlich Tim?
Der flüssige und mitreißende Schreibstil und die absolute Wohlfühlatmosphäre im Roman haben mir das Lesen sehr leicht gemacht. Der Handlungsverlauf ist interessant und nur wenig vorhersehbar. Innerhalb kürzester Zeit habe ich das Buch beendet und mich an mancher Stelle vollkommen in Caro hineinversetzen können. Sie ist mir absolut sympathisch und ihre Geschichte ist so bodenständig und aus dem wahren Leben gegriffen, dass alles vollkommen authentisch wirkt. Okay, der Rockstar vielleicht nicht, aber Probleme mit Beziehungen, Stress im Beruf und in der Vorweihnachtszeit kennen wir doch alle. Die Konflikte sind daher sehr gut greifbar und absolut nicht dramatisiert. Sie wirken wie aus dem Leben gegriffen und haben mir daher umso besser gefallen.

Mein Fazit: Ich vergebe 5 von 5 Sternen und empfehle diesen absoluten Wohlfühlroman von ganzem Herzen. Er eignet sich gut für die Vorweihnachtszeit, kann aber auch unabhängig von Weihnachten gelesen werden. Zudem ist er unabhängig lesbar von „Weihnachtsküsse im Gutshof zum Glück“.

Bewertung vom 08.01.2023
Match on Ice
Well, Allie

Match on Ice


ausgezeichnet

Eiszeit

„Ich wollte, dass sich Eis nach Zuhause anfühlte, nicht nach Versagen.“

„Match on Ice“ ist ein New-Adult-Roman von Allie Well. Er erschien im Januar 2023 im Piper Verlag.

Wow, so eine schöne und gefühlvolle New-Age-Geschichte! Abseits des typischen „Bad Boy“ meets Good Girl“ Klischees beschreibt Allie Well wie Romy und Jack sich kennenlernen. Gezwungenermaßen müssen die beiden gemeinsam aufs Eis, denn der Zwist der an der Uni zwischen Eiskunstläufern und Eishockeyspielern ist ausgeartet. Als Strafe müssen der Eishockeykapitän und Romy, die schwer gestürzt ist und seitdem Angst vor den Sprüngen auf dem Eis hat, täglich gemeinsam üben.
Während der Übungseinheiten bemerkt Romy, dass sie schon lange keinen Spaß mehr auf dem Eis hat. Wo ist die Leichtigkeit geblieben und wann ist Eiskunstlauf so ernst geworden…? Langsam entdeckt sie mit Jack wieder, warum sie eigentlich so gerne auf dem Eis steht und gewinnt nach und nach auch ihren Mut und ihre Stärke beim Eiskunstlauf zurück. Gleichzeitig kommen sie und Jack sich langsam näher, was nicht allen an der Uni zwangsläufig gefällt…
Als Romy beginnt mit Jack zu trainieren ist sie unsicher und zweifelt an sich selbst. Lange Zeit hat ihr Partner im Eiskunstlauf und Exfreund Dan Romy nur als Sportpartnerin bzw. fast schon -objekt gesehen. Neben ihrer Leistung auf dem Eis zählte nichts und wenn sie nicht die erwartete Leistung gebracht hat, wurde sie mit Ignoranz oder Trennung „bestraft“. Dies war Romy lange Zeit nicht bewusst, sodass sie selbst sich nur über den Eiskunstlauf definiert und erwartet perfekt zu sein. Der Spaß am Eis ist dabei irgendwie verloren gegangen und durch die Trainingseinheiten mit Jack bemerkt sie genau dies. Auch ist Jack vollkommen anders als Dan. Er sieht Romy als Menschen und nicht nur als Eiskunstläuferin. Natürlich gehört der Sport zu ihr, so wie zu ihm sein Eishockey. Aber Leistung ist nicht alles und neben dem Sport gibt es eben auch noch ein Leben. Gemeinsam beginnen Romy und Jack dieses Leben zu erkunden und sich gemeinsam zu unterstützen. Tatsächlich kämpft Romy sich schließlich aufs Eis zurück und alles scheint sich zum Positiven zu wenden, bis etwas geschieht, das nicht nur die Beziehung von Jack und Romy in Frage stellt, sondern auch die Karriere von Jack gefährdet…
Sehr gefühlvoll und eingängig beschreibt Allie Well die Geschichte von Romy und Jack. Ihr Schreibstil ist dabei geprägt von Humor, der an den richtigen Stellen eingebunden wird, aber zu keiner Zeit albern oder übertrieben wirkt. Insgesamt ist der Roman flüssig und leicht lesbar, die Handlung absolut spannend und keine Spur kitschig oder übertrieben. Auch die Gefühle kommen im Roman nicht zu kurz und durch die Ich-Perspektive von Romy sind gerade ihre Gefühle sehr intensiv spürbar.
Für mich waren sowohl die Figuren als auch die Handlung absolut authentisch und weit weg von jeglichem klassischem „Teenie-Uni-Drama“. Mir persönlich hat zudem sehr gut gefallen, dass die herrschenden Konflikte sich nicht, wie so oft, auf eine schwierige Vergangenheit der Figuren aufbauen, sondern in der aktuellen Zeit spielen und so nicht künstlich aufgebauscht, sondern absolut realistisch wirken.
Sehr gut nachvollziehbar wird zudem dargestellt, unter welchem Druck auf Leistungssportler stehen und wie schnell alles vorbei sein kann…

Mein Fazit: Für mich war „Match on Ice“ ein absoluter Wohlfühlroman ohne klassische New-Adult-Klischees und einfach nur wunderschön! Von mir gibt es daher klare 5 und 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 08.01.2023
Hoffnung im Herzen / Senfblütensaga Bd.3
Langenbach, Clara

Hoffnung im Herzen / Senfblütensaga Bd.3


ausgezeichnet

Überleben und hoffen

„Ich kann nicht meiner Vorstellung vom Leben nachlaufen. Ich muss anfangen zu leben. Für mich selbst.“

„Hoffnung im Herzen“ ist der dritte Band der Senfblütensaga von Clara Langenbach. Er erschien im Juni 2022 im Fischer Verlag und kann nicht unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden.

Weiter geht es mit dem dritten und letzten Band der Buchreihe um Emma und Carl. Um nicht zu viel zu verraten, werde ich keine inhaltlichen Punkte nennen und mich auf meine Bewertung konzentrieren.

Rasant geht es auch in diesem Band weiter. Schnell war ich wieder mitten in der Handlung gefangen und habe die Ereignisse gebannt verfolgt. Obwohl es es viele abrupte Kapitelübergänge und teilweise auch Perspektivwechsel gibt, hatte ich nicht das Gefühl, etwas zu verpassen oder Handlungsteile zu überspringen. Lediglich am Romanende hätte ich mir einen etwas weniger zügigen Verlauf gewünscht, denn die zuvor zwar fließende, aber ruhige Handlung wurde plötzlich leicht hektisch. Sie wirkte ein bisschen so, als ob die Buchreihe nun endlich zu Ende sein sollte…
Emma selbst ist zu Beginn der Handlung vollkommen verändert. Die vorherigen Ereignisse haben sie eingeschüchtert. Sie ist plötzlich nicht mehr stark und selbstbewusst, sondern ängstlich und zurückhaltend. Nur langsam kämpft sie sich wieder ins Leben und gewinnt wieder an Stärke… Ihre Entwicklung hat mich dabei sehr überzeugt und mir gut gefallen. Auch die anderen Figuren entwickeln sich merklich und verdeutlichen, wie sich Erlebtes auf die eigene Persönlichkeit auswirken kann.
Clara Langenbach überzeugt erneut mit einem wunderbar flüssigen, eingängigem und sensiblem Schreibstil, der einen vollkommen mitreißt. Die Handlung ist unglaublich spannend und war für mich absolut unvorhersehbar. Sie hat mich schockiert und an einigen Stellen fassungslos zurückgelassen. Niemals hätte ich diesen Handlungsverlauf erwartet. Tatsächlich ist er für mich auf der einen Seite absolut passend, denn etwas anderes würde unauthentisch wirken und nicht zur Buchreihe passen. Dennoch war ich beim Lesen absolut bestürzt und hätte mir irgendwie mehr Happy End gewünscht. Ihr merkt, hier bin ich selbst ein bisschen unschlüssig… So oder so kann ich aber sagen, dass mich der Roman vollkommen überzeugt hat. Zwar haben mir die ersten beiden Teile einen Tick besser gefallen, aber der Abschlussband hat es definitiv in sich und stellt ein absolut würdiges Ende der Buchreihe dar.
Gefallen hat mir zudem erneut die Einarbeitung des historischen Kontext sowie die dazugehörigen Erläuterungen am Romanende. Auch der Umgang mit schwierigen Themen ist wieder sehr sensibel und gut in die Geschichte eingebaut.

Mein Fazit: Auch der dritte Band der Senfblütensaga ist keinesfalls langweilig, sondern sehr interessant, mitreißend und schockierend. Ich empfehle euch dringend, die Buchreihe zu lesen und vergebe abschließend für diesen Teil der Reihe 4,5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 16.12.2022
Caroline Märklin - Sie brachte Kinderaugen zum Leuchten, doch kämpfte um ihr eigenes Glück
Feyerabend, Charlotte von

Caroline Märklin - Sie brachte Kinderaugen zum Leuchten, doch kämpfte um ihr eigenes Glück


sehr gut

Lebenstraum

„Nur die wurden groß, die sich etwas trauten, nur die bekamen etwas, die nicht zögerten.“

„Caroline Märklin“ ist ein historischer Roman von Charlotte von Feyerabend. Er erschien im November 2022 im Droemer Knaur Verlag.
Caroline ist 32 Jahre alt und unverheiratet, als sie den Flaschner Wilhelm Märklin kennenlernt. Die beiden heiraten und Caroline bringt frischen Wind in das Geschäft ihres Mannes… Sie hat Ideen und sie möchte die Welt kennenlernen. Beides passt leider nicht immer in die Ansichten des 19. Jahrhunderts und auch das Leben meint es nicht immer gut mit Caroline. So muss sie stets für ihr Glück kämpfen und an ihren Zielen festhalten…

Caroline Märklin – eine Frau, die weiß was sie will. Sie möchte reisen, sie möchte handeln, sie möchte Kinder zum Lachen bringen. Caroline hat Ideen, wirklich gute Ideen. Sie hat einen scharfsinnigen Verstand, besitzt Mut, Kämpfergeist und großes Verhandlungsgeschick. Dies alles sind tolle Eigenschaften für eine eigenständige und selbstbewusste Frau. Allerdings nicht unbedingt zum Ende des 19. Jahrhunderts, denn die Frauen hatten noch nicht viele Rechte. Sie sollten Hausfrau und Mutter sein, durften keine eigenen Geschäfte führen und wurden schon gar nicht als gleichberechtigte Verhandlungspartner angesehen. Caroline fällt es daher unglaublich schwer, sich ein Leben aufzubauen, in dem sie sich wohlfühlt und in dem sie zurechtkommt. Sie scheint ihrer Zeit weit voraus und obwohl sie dann einen Mann findet, der ihre Intelligenz und ihren Geschäftssinn zu würdigen scheint, muss sie weiterhin für ihre eigenen Ideen kämpfen. Zusätzlich hält das Leben einige Schicksalsschläge für Caroline bereit, sodass sie irgendwie nie lange Zeit vollkommen glücklich sein kann…
Charlotte von Feyerabend beschreibt Carolines Lebensweg von 1858 – 1892. Der historische Roman basiert dabei auf dem wahren Leben von Caroline Märklin und wird nur an wenigen Stellen durch künstlerische Freiheiten ergänzt. Dieser historische Kontext ist dabei aber wirklich gut recherchiert und dargestellt. Neben dem Stand der Frau wird unter anderem auch die Industrialisierung in den Fokus der Handlung gerückt und unkompliziert in die Handlung eingearbeitet. Leider werden viele historische Punkte durch hochgestellte Zahlen im Text markiert und in einem extra Kapitel am Ende erläutert. In sich finde ich dies gut, hätte mir aber den Verzicht auf die Verweiszahlen und eher ein zusammenfassendes Schlusswurt mit Erläuterungen gewünscht. Durch die Zahlen habe ich mich nämlich immer wieder von der Geschichte ablenken lassen und nach hinten geblättert, um die entsprechende Anmerkung zu lesen…
Obwohl ich Carolines Geschichte insgesamt absolut spannend fand und sie auch für eine interessante Persönlichkeit halte, bin ich aber von Anfang an leider nicht wirklich in den Roman hineinkommen. Der Schreibstil ist recht sachlich und wirkt irgendwie nüchtern. Durch die personale Erzählperspektive kommen die Gefühle von Caroline leider nicht so sehr beim Leser an und obwohl es einige Passagen gibt, an denen sehr große Gefühle eine Rolle spielen, konnten sie mich leider einfach nicht erreichen. Man lernt viel über Caroline und dennoch bleibt sie einem irgendwie fremd...
Dennoch fand ich es interessant, etwas über Caroline Märklin zu erfahren und finde, dass sie definitiv eine Frau ist, die man kennen sollte. Sie hat maßgeblich dazu beigetragen, den Spielwaren- und Modelleisenbahnbetrieb Märklin aufzubauen und ist eine starke und kluge Frau gewesen. Sie war ihrer Zeit weit voraus und musste dadurch viel Kummer erleiden, welcher ihr heutzutage wohl erspart bliebe. Dies bringt Charlotte von Feyerabend in ihrem Roman sehr gut zur Geltung und obwohl ich insgesamt nicht vollständig in die Geschichte eintauchen konnte, fand ich es dennoch super interessant, etwas über Caroline zu lernen!

Mein Fazit: Von mir gibt es leider nur 3,5 von 5 Sternen, da ich den historischen Roman über Caroline Märklin insgesamt etwas zu sachlich und trocken fand. Dennoch ist er eine gute Möglichkeit, etwas über diese starke und imposante Frau zu erfahren. Zudem gibt es viele Hintergrundinfos zum damaligen Stand der Frau, zur Emanzipation und zur Industrialisierung, die definitiv brillant recherchiert und dargestellt sind.

Bewertung vom 01.12.2022
Der kleine Wintermarkt am Meer
Rogasch, Julia

Der kleine Wintermarkt am Meer


sehr gut

Winterzauber

„Auch wenn es manchmal schwer ist, so muss man Chancen doch nutzen, wenn sie sich ergeben.“

„Der kleine Wintermarkt am Meer“ ist ein weihnachtlicher Liebesroman von Julia Rogasch. Er ist in sich abgeschlossen und erschien im September 2022 im Ullstein Verlag.
Seit Josis Oma gestorben ist, fehlt Josi ein wichtiger Halt im Leben. Gerade die Weihnachtstage erhielten durch ihre Großmutter einen besonderen Glanz, der ohne sie nur schwer zu erreichen ist. Schon gar nicht, wenn alles so gefeiert werden muss, wie ihre Schwägerin Felicitas möchte… Der Anruf von Josis Freundin Linnea kommt ihr daher gerade recht, Linnea benötigt nämlich Hilfe beim Weihnachtsmarkt auf Sylt. Dies lässt Josi sich nicht zweimal sagen und fährt kurzerhand zu ihrer Freundin auf die Nordseeinsel.

Hach, endlich wieder eine Reise nach Sylt. Auch wenn diese natürlich nur literarisch stattfindet, schafft Julia Rogasch es wieder einmal brillant, das Inselsetting an den Leser zu transportieren. Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie das Meer rauscht und das Dünengras im Wind weht… Umso nachvollziehbarer daher auch, dass Josi sich nach dem Inselleben sehnt und ihr Herz an Sylt verloren hat. Sie freut sich aus diesem Grund sehr, ihrer Freundin Linnea auszuhelfen und spekuliert auch schnell mit dem Gedanken langfristig auf der Insel zu bleiben.
Als sie dann noch einen alten Foodtruck in Linneas Schuppen entdeckt, schlägt ihr Herz schnell höher. Einen geeigneteren Ort für den Weihnachtsmarkt und die Getränke, die dort ausgeschenkt werden sollen, gibt es ja wohl kaum.
Als Josi Linnea jedoch auf den Foodtruck anspricht und die Restaurierung später mit Linneas Bekanntem Erik bespricht, distanziert Linnea sich plötzlich immer mehr. Josi ist stark verunsichert, denn in ihrem Bauch hüpfen die Schmetterlinge seit der ersten Begegnung mit Erik umher, doch es scheint, als ob auch Linnea ihr Herz an Erik verloren hätte…
Josi nähert sich aus diesem Grund nur sehr vorsichtig an Erik an und hat große Angst, sich mit ihrer Freundin zu überwerfen.
Im Laufe der Handlung stellt sich dann heraus, worauf Linneas Zurückhaltung eigentlich basiert und ich muss sagen – diese Wendung hatte ich nicht erwartet! Die Autorin baut hier eine Nebengeschichte ein, die ich persönlich sehr mochte und auch sehr spannend fand. Tatsächlich steht sie für mich sogar im Zentrum des Romans und lässt Josi und Erik ein wenig langweilig danebenstehen. Ihre Geschichte ist zwar niedlich und herzerwärmend, insgesamt aber eher unspektakulär. Die Dramatik, die hineingebracht wird, wirkte auf mich eher konstruiert und das Drama am Ende sogar überflüssig. Auch zeigen sich in diesem Roman viele Parallelen zu vorherigen Romanen der Autorin, was ich persönlich etwas schade fand.
Insgesamt lies sich die Geschichte aber sehr leicht und unkompliziert lesen. Der Schreibstil ist, wie immer, flüssig und die Einstimmung auf Weihnachten beim Lesen garantiert. Letztlich ist es ein lockerer Weihnachtsroman zum „weglesen“, spannende Abschnitte sind dabei und auch an romantischen Szenen mangelt es nicht.
Die Figuren sind insgesamt gut charakterisiert, wobei die Hauptfiguren für mich ein wenig in den Hintergrund geraten und ich gerade die Nebenfiguren interessant fand.

Mein Fazit: Ich habe den Roman insgesamt gerne gelesen, hatte mir aber mehr erhofft. Es fehlte mir ein wenig an neuen Handlungsideen und auch der Fokus auf den Figuren war für mich nicht ganz stimmig. Dennoch habe ich es geliebt, wieder nach Sylt reisen zu können und mich schonmal ein wenig in Weihnachtsstimmung zu bringen! Von mir gibt es daher 4 von 5 Sternen für eine unkomplizierte und leichte Liebesgeschichte.

Bewertung vom 01.12.2022
Mittsommernachtsküsse
Engel, Cornelia

Mittsommernachtsküsse


ausgezeichnet

Seelenheimat

„Liebe ist immer kompliziert, sonst wäre es nämlich keine Liebe.“

„Mittsommernachtsküsse“ ist der erste Band der „Liebe auf Shetland“-Dilogie von Cornelia Engel. Er erschien im Oktober 2022 im Montlake Verlag von Amazon Publishing.
Mara erbt unverhofft eine kleine Pension auf Shetland. Kurzerhand fliegt sie auf die Insel, um die Pension auf Vordermann zu bringen und eine Leitung für diese zu suchen. Auf Shetland angekommen trifft sie jedoch auf ihre Jugendliebe Gavin und schnell werden ihre ursprünglichen Pläne durcheinandergewirbelt…

Der neue Roman von Cornelia Engel begann für mich irgendwie etwas zäh und wenig emotional. Ich habe mich zunächst sehr schwergetan, in die Geschichte zu finden und mich auf die Figuren einzulassen. Auch der Schreibstil war zunächst etwas abgehackt und gerade das Wort „Aufriss“ (von jemanden „aufreißen“) tauchte mir einmal zu oft auf und störte mich irgendwie sehr. Glücklicherweise gab sich dies aber im Laufe der Handlung vollständig. Der Schreibstil wurde flüssiger, die Handlung spannender und auch die Emotionen waren mehr und mehr greifbar.
Mara habe ich zunächst als eher unsicher und träumerisch empfunden, sie freut sich zwar, Shetland wiederzusehen, richtig zu freuen scheint sie sich aber nicht. Dabei hat die Insel so einiges zu bieten und alleine landschaftlich muss man sich einfach sofort in das wunderschöne Land verlieben. Mit der Zeit gewinnt sie aber an Selbstbewusstsein, lässt ihre Gefühle zu und ergreift die Chancen, die sich ihr bieten. Dennoch steht ihr aber die größte Entscheidung für ihre Zukunft noch bevor: Soll sie ihre Zelte in München abbrechen und auf Shetland bleiben oder den ursprünglichen Plan weiterverfolgen und langfristig nach München zurückkehren?
Die Inselbewohner sind unglaublich freundlich und offen, man fühlt sich schnell zu Hause und in die Gemeinschaft aufgenommen. „Wir halten zusammen“ ist das gängige Motto und wo eine helfende Hand gebraucht wird, ist diese auch nicht weit…
Wenn da nicht Marjoleen wäre, die Mutter von Gavin und gleichzeitig diejenige, der das Nachbarhotel zu Maras Pension gehört. Entgegen dem allgemeinen Charme der Inselbewohner ist Marjoleen kalt und gehässig, gerade Mara gegenüber kommt eine wahre Hexe ans Tageslicht. Der Grund dafür liegt zum einen in der gemeinsamen Vergangenheit, aber es scheint auch noch mehr dahinter zu stecken, denn auch Agnes, die Vorbesitzerin der Pension, hatte Probleme mit Marjoleen…
Insgesamt habe ich aber alle Figuren sehr ins Herz geschlossen, sie sind niedlich charakterisiert und absolut authentisch dargestellt. Gerade Lowrie mag ich sehr gern.
Das letzte Drittel des Romans hat mir dann schließlich unglaublich gut gefallen. Die Spannung wird hier sehr gut aufgebaut und enthält einen sehr guten Plottwist. Ich habe spätestens hier wirklich mit Mara mitgefiebert und so sehr auf ein Happy End gehofft – ob es eins gibt? Tja, dafür müsst ihr den Roman wohl selber lesen...
Ich freue mich nun sehr auf den nächsten Band der Reihe, denn man bekommt bereits eine Idee, um wen es in diesem Teil gehen könnte…

Mein Fazit: Nach einem etwas schwierigen Einstieg konnte mich der Roman vollständig überzeugen und mitreißen. Ich habe mich in die Figuren und das Setting verliebt und vergebe 4,5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 01.12.2022
Die letzte Fehde an der Havel
Elzner, Silke

Die letzte Fehde an der Havel


sehr gut

Fehdewesen

„Du wirst ihn nicht töten, weil du ihn liebst. Du liebst Dietrich von Quitzow wie einen Vater.“

„Die letzte Fehde an der Havel“ ist ein historischer Roman von Silke Elzner. Er erschien im Oktober 2022 im Gmeiner Verlag.
Carl wächst in einem kleinen Dorf in Brandenburg auf. Sein Lebensweg scheint klar, er wird Bauer und irgendwann den Grund seiner Familie übernehmen. Eines Tages wird das Dorf jedoch überfallen und ausgeraubt. Carl selbst wird bei dem Überfall entführt und schließt sich nach einiger Zeit des Widerstands seinem Entführer Dietrich von Quitzow an. Gemeinsam mit ihm zieht er als Waffenknecht durch die Lande, seinen Hass gegen Dietrich vergisst er jedoch nie…

Als Carl von Dietrich von Quitzow und seinen Kumpanen entführt wird, ist er voller Hass und Angst. Sein einziger Gedanke ist Flucht, doch obwohl er es mehrfach versucht, will es ihm nicht gelingen, sich aus den Fängen des Ritters zu befreien. Nach einiger Zeit der Gefangenschaft gibt er schließlich auf und aus dem einstigen Feind wird eine Art Vaterfigur oder sogar Freund. Carl beginnt sich in Dietrichs Haushalt wohlzufühlen. Aus dem Bauern wird ein starker Kämpfer und ein Gegner, den man nicht unterschätzen sollte. Tatsächlich vergisst Carl seinen Hass zwischenzeitlich vollständig und wäre da nicht Mette, Magd in Dietrichs Haushalt und seine Geliebte, würde ihm wohl auch die schließliche Flucht nicht gelingen…
Carl ist für mich ein Protagonist, mit dem ich absolut nicht warmwerden konnte. Ich empfinde ihn als naiv, feige und unehrenhaft. Natürlich muss er sich zunächst aus Zwang dem Haushalt von Dietrich anschließen und tatsächlich hat er es dort auch nicht immer leicht - Dietrich ist exzentrisch und reizbar, man sollte sich bei ihm nie zu sicher sein und schlussendlich ist er sich selbst der Nächste. Was Carl allerdings an Dietrich verachtet, ist meiner Meinung nach ein Wesenszug, denn er selbst ebenso in sich trägt und der während der gesamten Handlung auch immer wieder zum Vorschein kommt. Carl hat eigentlich kein Ziel im Leben. Er hängt sein Fähnchen in den Wind und lässt sich treiben. Er ist ein Verräter und ein Feigling – selbst Freunde hintergeht er, ohne mit der Wimper zu zucken. Lediglich am Ende des Romans beweist er etwas Mut, wobei auch hier sein Handeln wenig gnädig ist.
Deutlich besser als Carl haben mir die Nebenfiguren gefallen. Mette ist eine interessante Person, die deutlich klüger als Karl zu sein scheint und die für sich selbst einsteht und kämpft. Auch die Quitzow-Brüder als historische Figuren fand ich authentisch dargestellt und gut charakterisiert.
Die Handlung selbst fand ich insgesamt spannend. Die Taten von Dietrich und seinem Bruder basieren auf wahren Begebenheiten und das Fehdewesen des Mittelalters war mir in diesem Ausmaß bislang unbekannt. So war das Lesen auf keinen Fall langweilig. Die Handlung umfasst mehrere Jahre, überspringt dabei aber immer wieder größere Zeitabschnitte, und konzentriert sich somit auf die wesentlichen Inhalte.
Leider konnte ich mich aber mit Carl absolut nicht identifizieren. Obwohl sein Handeln vielleiht durchaus menschlich zu sein scheint und natürlich nicht jede Figur ein Held sein kann, haben mich ob seiner Handlungen meist einfach nur wütend gemacht. Zudem hatte ich arge Schwierigkeiten mit seiner Sprachweise, bei der meistens die Pronomen fehlen. Dies hat ihn für mich noch dümmer erscheinen lassen, als er vielleicht sein sollte und genervt hat es mich außerdem.

Mein Fazit: Die Romanidee finde ich gut, den historischen Kontext gelungen. Insgesamt liest sich der Roman flüssig und leicht. Da ich aber mit Carl als Protagonist leider überhaupt nicht warm werden konnte und ich ihn einfach nicht mag, fällt es mir sehr schwer eine gute Bewertung abzugeben. Ich vergebe daher nur 3,5 von 5 Sternen und empfehle euch, euch ein eigenes Bild über den Roman zu verschaffen! Nur weil er mir mit diesem Protagonisten nicht lag, heißt es nicht, dass er nicht lesenswert wäre!

Bewertung vom 12.11.2022
Eine Familie in Berlin - Ulla und die Wege der Liebe / Die große Berlin-Familiensaga Bd.3 (eBook, ePUB)
Renk, Ulrike

Eine Familie in Berlin - Ulla und die Wege der Liebe / Die große Berlin-Familiensaga Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Hochzeit und Freiheit

„Ich will kein ruhiges Leben – doch, schon. Aber kein Leben, das fremdbestimmt wäre. Ich will ich sein.“

„Ulla und die Wege der Liebe“ ist der dritte Band der Familiensaga „Eine Familie in Berlin“ von Ulrike Renk. Der Roman kann grundsätzlich unabhängig von den ersten beiden Teilen gelesen werden, ich würde dies aber eher nicht empfehlen. Er erschien im August 2022 im Aufbau Verlag.
Hamburg, 1919 – Der Krieg ist zu Ende, Heinrich endlich zurück. Doch er ist nicht mehr derselbe wie zuvor und auch Ulla ist sich plötzlich nicht mehr sicher, ob sie ihn wirklich heiraten möchte. Schließlich will sie auch Künstlerin bleiben und ist man in einer Ehe nicht eher Ehefrau und Mutter als Künstlerin…?

Ulla ist nach wie vor ein Freigeist und etwas Besonderes. Sie liebt die Kunst, muss immer Zeichnen und geht vollständig in Farben auf. Gleichzeitig ist sie aber auch unglaublich empathisch und verständnisvoll. Sie kann die Gefühle anderer gut einschätzen und verstehen, was ihr gerade in der komplizierten Dehmel-Familie immer wieder zugutekommt und ihr die Rolle des Vermittlers einbringt. Ich bewundere sie für diese ruhige und besonnene Art.
Immer noch ist sie eng mit Vera Dehmel befreundet und steht auch dem Rest der Dehmel-Familie nahe. Auch mit Richard Dehmel hat sie mittlerweile keine Berührungsängste mehr und als absehbar ist, dass er sterben wird, steht sie ihm und seiner Frau Ida eng mehr zur Seite. Dabei hat sie eigentlich eigene Sorgen, denn Heinrich ist verändert aus dem Krieg zurückgekehrt. Die Gefühle zueinander sind anders als zuvor und auch die Frage, ob Ulla nach einer Hochzeit überhaupt noch Künstlerin sein kann, beschäftigt sie sehr.
Im dritten Band der Familiensaga stehen Heinrich und Ulla im Fokus, wobei auch gerade der Tod von Richard Dehmel eine zentrale Rolle einnimmt. Der Roman gibt die Ereignisse von 1919 bis 1924 wieder, wobei die ersten drei Jahre sehr eingängig und fast schon langatmig beschrieben werden, die letzten zwei Jahre dann aber plötzlich in großen Zeitsprüngen abrupt abgehandelt werden. Dies fand ich ein bisschen schade, denn es wirkte fast so, als ob das Buch nun endlich zu Ende sein sollte und viele wichtige Punkte zu Heinrich und Ulla werden in diese Seiten fast schon lieblos heruntergerattert.
Der Rest des Romans ist deutlich langsamer und ausführlicher, wobei es trotzdem nicht langweilig wird. Ulrike Renk schafft es, die Szenen und die herrschende Atmosphäre äußerst bildlich darzustellen. Der Schreibstil ist wie gewohnt flüssig und leicht, die Ereignisse plätschern teilweise etwas langsam vor sich hin, gelangweilt habe ich mich aber zu keiner Zeit.
Durch die personale Erzählperspektive aus Ursulas Sicht erfahren wir ihre persönlichen Ansichten zu den Ereignissen und Situationen und können mir ihr als Protagonistin sehr gut mitfühlen. Insgesamt werden Figuren und Ereignisse authentisch dargestellt und gut in den historischen Kontext eingearbeitet. Das sehr persönlich Nachwort der Autorin rundet die Geschichte, die auf der wahren Familienchronik der Familie Dehmel basiert, vollends ab und hat mir persönlich sehr gut gefallen.

Mein Fazit: Für diesen Band der Buchreihe gibt es von mir 4,5 von 5 Sternen. Ich freue mich auf die nächsten Teile!

Bewertung vom 12.11.2022
Herbstzeitleuchten
Römer, Lotte

Herbstzeitleuchten


ausgezeichnet

Zeitschenker

„Es galt, jeden Moment zu leben, nichts zu verzögern.“

„Herbstzeitleuchten“ ist der erste Band der „Liebe in den Bergen“ Dilogie von Lotte Römer. Er erschien im Oktober 2022 im Montlake Verlag von Amazon Publishing.
Jassy ist Influencerin – 24/7 ist sie online und lebt für Likes und Follower. Als sie auf dem Geburtstag eines gemeinsamen Freundes den naturverbundenen Kenneth kennenlernt, sagt sie spontan zu, ihn auf einer Eselwanderung durch die Berge zu begleiten. Ihre Zunge war schneller als ihr Gehirn, doch ein Zurück gibt es nicht, sodass die gemeinsame Tour Jassy zurück in ihre Heimat führt, die sie eigentlich hinter sich lassen wollte…

Ehrlich gesagt hatte die Autorin mich bereits innerhalb der ersten 30 Seiten vollkommen begeistert. Der Roman ist in einem lockeren und flüssigen Schreibstil geschrieben und das Setting in den Bergen sowie die liebe- und humorvolle Einbindung des Esels Momo haben mich einfach sofort gefesselt.
Die anfängliche Begegnung von Kenneth und Jassy – Jasmin – sowie ihre erste gemeinsame Zeit der Wanderung sind locker, oberflächlich und an vielen Stellen sehr humorvoll. Ich habe häufig geschmunzelt, gerade über die Eseldame Momo sowie die Charakterisierung und Beschreibung dieser. Daher hatte ich mich auf einen lockeren und eher oberflächlichen Liebesroman eingestellt, Lotte Römer hat mich dann aber im Laufe der Handlung ein weiteres Mal positiv überrascht. Hinter Jassys Influencer-Fassade steckt nämlich deutlich mehr, als man ahnt und die Wanderung in den Bergen, bei der irgendwie die Zeit stehen bleibt, konfrontiert Jassy nicht nur mit ihren persönlichen Ängsten, sondern auch mit ihrer Familie und damit mit ihrer Vergangenheit.
In Kenneth findet sie einen unerwarteten Halt, unglaublich viel Verständnis und Unterstützung. Denn auch er hat ein Päckchen zu tragen und musste seinen persönlichen Weg mit großen Schwierigkeiten finden. Auch zarte Gefühle branden zwischen den beiden auf und es war wunderschön zu lesen, wie sie sich miteinander entwickeln und ihren Gefühlen mehr und mehr Raum geben.
Insgesamt wird der zunächst unglaublich locker wirkende Liebesroman durch die Einbindung von Jassy Vergangenheit und ihren damit verbundenen Problemen deutlich tiefgründiger und authentischer. Die Beschreibung der Gefühle und die transportierten Gefühle sowie die Atmosphäre am Berg sind unglaublich gut gelungen und waren für mich nahezu greifbar.
Mein Favorit ist natürlich Momo, aber auch Kenneth und Jassy mochte ich als Protagonisten sehr gerne. Gefallen hat mir zudem die Einbindung des Buchtitels in die Geschichte.

Mein Fazit: Ein lockerer und leichter Liebesroman mit unglaublich gutem Unterhaltungswert und einer fesselnden Geschichte vor atemberaubender Kulisse! Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 26.10.2022
Das verborgene Paradies
Di Fulvio, Luca

Das verborgene Paradies


ausgezeichnet

Vereint

„Wir sind zum Fliegen geboren. Vergiss das nicht. Lass dir niemals die Flügel stutzen.“

„Das verborgene Paradies“ ist ein historischer Roman von Luca Di Fulvio, übersetzt von Elisa Harnischmacher. Er erschien September 2022 im Bastei Lübbe Verlag und ist in sich abgeschlossen.
1633: Susanna Berna, als Hexe und Mörderin vor dem Inquisitionsgericht. Doch ist sie wirklich schuldig? Kann Daniele, ihr Jugendfreund, ihre Unschuld beweisen oder landet sie tatsächlich auf dem Scheiterhaufen…?

Luca Di Fulvio schreibt mit seinem neuen Roman erneut ein Meisterwerk! Obwohl mir der Einstieg ins Buch zunächst schwerfiel – der Schreibstil ist hier noch sehr gewöhnungsbedürftig – riss mich die Geschichte letztlich vollständig vom Hocker!
Dabei geht es hier um so viel mehr als einen Roman. Der Autor beschreibt die Stellung der Frau und lässt einen darüber nachdenken. Die Handlung spielt im 17. Jahrhundert - Hexenprozesse, die Inquisition, Aberglaube und Scheiterhaufen sind an der Tagesordnung. Die Frau ist höchstens Ehefrau und Mutter, aber kein Mensch: „Ist das nicht ein schöner Traum? […] dass wir Frauen ebenso Menschen sein können?“ Die Kirche wird über alles gestellt, das „Wort Gottes“ in die Welt getragen. Angst und Schrecken leiten die Handlungen der Menschen und dies bekommt auch Susanna zu spüren, als sie als Hexe und Mörderin angeklagt wird. Dabei ist doch eigentlich gerade der Anbruch einer neuen Zeit, denn die Wissenschaft beginnt das Weltbild der Kirche infrage zu stellen…
Daniele, geschlagen mit seiner eigenen Vergangenheit, voller Zweifel und dennoch stark, ist sich sicher, dass Susanna unschuldig ist. Doch kann er es beweisen? Was ist in Wirklichkeit passiert?
Wir begleiten die beiden auf ihrem Weg in einen ungleichen Kampf. Die Handlung wird in mehreren Zeitebenen beschrieben, Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich ab und bilden so nach und nach ein komplettes Bild der Figuren und Ereignisse.
Alle Personen sind dabei wahnsinnig gut und authentisch charakterisiert. Charakterzüge sind bildlich beschrieben und greifbar. Sympathien und Antipathien sind eindeutig und so manche Figur lässt Einen eine Gänsehaut bekommen, wenn sie auftritt. Dabei hat mich gerade die Entwicklung von Daniele hat mich begeistert, denn er findet im Laufe der Handlung seine innere Stärke, die er lange suchte…
Tief wurde ich eingesogen in die Geschichte und konnte mich der Handlung kaum entziehen. Nicht im Traum hätte ich mir denken können, wie es schließlich enden würde. Der zunächst schwierige Schreibstil wird im Laufe der Handlunge einfacher und angenehmer.
Ich möchte aber gar nicht zu viel verraten und sage nur: Lest den Roman!
Es geht um die Stellung der Frau, um Freundschaft, Liebe und Freiheit aber auch um die Wissenschaft sowie um zwei außergewöhnliche Personen und das verborgene Paradies... Luca Di Fulvio begeistert mit einem einzigartigen Schreibstil, einer fulminanten Geschichte und rundum gelungenen Figuren!

Mein Fazit: Obwohl ich am Anfang des Buches skeptisch war, hat mich der neue Roman von Luca Di Fulvio schließlich vollkommen begeistert! Ich halte „Das verborgene Paradies“ für eins seiner besten Bücher, vergebe 5 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung!