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Benutzername: 
Christine
Wohnort: 
Südhessen

Bewertungen

Insgesamt 119 Bewertungen
Bewertung vom 08.02.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


ausgezeichnet

Das Buch macht wütend

Die Autorin beschreibt das Leben von Kim Jiyoung, geboren 1982, in Südkorea. Wir begleiten Kim auf ihrem Lebensweg, beginnend mit ihrer Geburt, dem Aufwachsen in ihrer Familie (als zweites Kind mit einer älteren Schwester und einem jüngeren Bruder), während ihrer Schul- und Studienzeit, bei ihrer Heirat und der Geburt ihrer Tochter, bis zum Jahr 2015.

Dieses Buch hat etwas in mir ausgelöst, dass ich so nicht erwartet habe. Ich wurde mit jeder Seite wütender. Nicht auf die Autorin oder das Buch, sondern auf eine Gesellschaft, die mit einer unfassbaren Selbstverständlichkeit die Frauen in eine festgelegte Rolle zwängt und jedes noch so kleine Aufbegehren durch Verständnislosigkeit und Strafen im Keim erstickt. Schon von Kindesbeinen an, wird hier Mädchen eingetrichtert, dass sie nicht den gleichen Wert haben, wie Jungs. Bei sexuellen Übergriffen wird die Schuldfrage beispielsweise sofort bei der Frau gesucht, da dieser Übergriff ja nur passieren konnte, weil sie (die Frau) sich nicht an die Regeln gehalten hat. Die Schuldfrage des Mannes steht nicht zur Debatte oder wird kleingeredet. Von Chancengleichheit im Berufsleben brauchen wir gar nicht erst zu reden.

Natürlich gibt es Länder, in denen Frauen einen noch schlechteren Stellenwert haben, gar um Leib und Leben bangen müssen, nur weil sie als Frau geboren wurden. Aber dass Südkorea als sogenannte Industrienation die Frauen derartig benachteiligt, war mir bisher nicht klar und ist für mich unfassbar.

Ein Buch das aufrüttelt und vielleicht dazu beitragen kann, dass sich in Südkorea (und auch in anderen Ländern) etwas ändert und Frauen endlich gleichberechtigt und wertgeschätzt werden.

Bewertung vom 06.02.2021
Das achte Kind
Grabovac, Alem

Das achte Kind


ausgezeichnet

Ein beeindruckendes Buch

Alem Grabovac (Jahrgang 1974) hat mit diesem Buch eine bewegende Autobiographie geschrieben. Ich bin selber Anfang der 70er geboren und konnte mich zumindest bei den „geschichtlichen“ Erinnerungen wieder finden. Doch die persönlichen Erinnerungen des Autors weichen so völlig von meiner eigenen Lebensgeschichte ab. Zwei Kindheiten im selben Land und doch so gänzlich unterschiedlich.

Ich fand das Buch spannend, berührend, musste oft den Kopf schütteln und habe mich immer wieder gefragt, ob ich selber so einen gefestigten Lebensweg beschritten hätte, wenn ich die gleichen (zum Teil recht schlechten) Voraussetzungen gehabt hätte. Schon als Kind eigenständig richtig und falsch zu begreifen, auch wenn es anders vorgelebt wird, ist beeindruckend und nicht selbstverständlich.

Ich hoffe, dass Alem Grabovac noch weitere Bücher veröffentlichen wird.

Bewertung vom 28.01.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


ausgezeichnet

Auf jeden Fall ein Jahreshighlight

Schön, wenn man im Januar schon ein Jahreshighlight lesen durfte. Denn ein Jahreshighlight ist das neue Buch von Kati Naumann für mich auf jeden Fall.

Doch worum geht es eigentlich? Die Geschichte wird uns auf zwei Erzählebenen geschildert. Zum einen gibt es den historischen Erzählstrang – beginnend mit 1910, in dem wir den Werdegang der Spielzeugfabrik der Familie Langbein begleiten. Besonders schön fand ich die kleinen geschichtlichen Details über das Leben zur damaligen Zeit. Ich hatte bisher z.B. noch nie etwas vom Anti-Kitsch-Gesetz gehört.

Der zweite Erzählstrang spielt in unserer heutigen Zeit und wir lernen die Urenkel Iris, Jan und Eva der Fabrikgründer kennen. Die drei räumen das Familienanwesen aus und zwar Zimmer für Zimmer. Dabei kommt das ein oder andere zum Vorschein – seien es Familiengeheimnisse, seien es besondere Familienbesitztümer.

Die beiden Erzählstränge wechseln sich bei ständig ab und als Leser erfährt man immer wieder, wie diese Geheimnisse entstanden oder die Besitztümer zur Familie gefunden haben, die die drei Enkel Jahrzehnte später entdecken. Dieses Wechselspiel hat mir wahnsinnig gut gefallen.

Zwischendrin gab es sogar einen kleinen Verweis auf ihr vorheriges Buch „Was uns erinnern lässt“. Trotzdem sind beides eigenständige Geschichten – aber die Schauplätze der beiden Bücher sind nicht weit voneinander entfernt.

Für mich eine klare Leseempfehlung für alle die Familienromane mögen.

Bewertung vom 31.12.2020
Der Mädchenwald
Lloyd, Sam

Der Mädchenwald


ausgezeichnet

Absoluter Pageturner

Dieser, aus meiner Sicht, recht ungewöhnliche Thriller erzählt die Geschichte einer Entführung aus drei Perspektiven. Zum Einen lernen wir als erstes Elijah kennen. Seine Sicht ist die eines Kindes, der dem Leser die Vorgänge im Mädchenwald beschreibt. Gerade diese kindliche Sicht hat mir wirklich gut gefallen. In der zweiten Perspektive kommt das Entführungsopfer Elissa zu Wort, die mich mit ihrem Mut und ihrer Pfiffigkeit wirklich beeindruckt hat. Und zu letzt haben wir noch die Ermittlersicht, in Form von Mairead. Mit diesen drei Personen wird die ganze Geschichte erzählt. Dabei springen wir immer wieder zwischen der Vergangenheit und Zukunft hin und her. Aber mit den Tagangaben in den Überschriften kommt man als Leser gut damit klar.

Mir hat dieser Thriller wirklich sehr gut gefallen. Ich habe schon länger keinen solchen Pageturner gelesen und fand die Geschichte auch wirklich einfallsreich und ungewöhnlich. Die Twists haben mich immer wieder überrascht und das Ende habe ich so nicht erwartet. Das Buch hat also alles, was einen guten Thriller ausmacht. Für mich eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 27.12.2020
Ungezähmt
Doyle, Glennon

Ungezähmt


gut

Ich war nicht die richtige Leserin für dieses Buch

Die Leseprobe hatte mich eigentlich überzeugt und so freute ich mich wirklich darauf, dieses Buch zu lesen. Und auch der erste Abschnitt hat mir richtig gut gefallen. Aber ab dem zweiten Abschnitt hat mich die Autorin leider Stück für Stück verloren. Es gibt zwar immer wieder mal Kapitel, die mir etwas geben konnten. Zum Beispiel das Kapitel „Ohren“, aber insgesamt war es sehr wiederholend und hat auch nicht zu meiner Lebenssituation gepasst. Wahrscheinlich bin ich einfach schon zu unangepasst, so dass für mich die Ein- und Ansichten der Autorin nichts Neues, nichts Weltbewegendes darstellen. Nichts, dass mir in meinem Leben weiterhelfen würde.

Ich glaube, ich bin für dieses Buch einfach nicht die richtige Leserin gewesen und habe es tatsächlich nach der Hälfte abgebrochen. Es ist aber kein schlechtes Buch und wird bestimmt andere LeserInnen begeistern.

Bewertung vom 17.11.2020
Das Eismonster
Walliams, David

Das Eismonster


ausgezeichnet

Was für ein toll aufgemachtes Kinderbuch

Wir befinden uns in London im Jahre 1899. Elsie lebt als Waisenkind auf der Straße und schlägt sich so durch. Eines Tages erfährt sie, dass ein seit 10.000 Jahren totes Mammut, eingefroren in einem großen Eisblock, gefunden wurde. Es soll im naturhistorischen Museum von London ausgestellt werden. Das muss sich Elsie natürlich ansehen und gerät dabei in ein großes Abenteuer.

Mir hat dieses Kinderbuch wirklich sehr gut gefallen. Herausragend war für mich vor allem die Aufmachung des Buches. Der fast 500 Seitenwälzer sprüht nur so von phantasievollen Illustrationen. Die für ein Kinderbuch typische große Schrift wird zusätzlich noch durch verschiedene Schriftarten und -größen aufgelockert. Man fliegt nur so durch die Seiten. Und für Kinder bestimmt ein großes Erfolgserlebnis, wenn sie ein solch dickes Buch am Ende mit einem zufriedenen Lächeln zuschlagen.

Bewertung vom 06.11.2020
Frostgrab
Reynolds, Allie

Frostgrab


ausgezeichnet

Ein überraschender Pageturner

Der Klappentext war schon sehr vielversprechend, dass sich das Buch für mich als Pageturner entpuppt hat, hat mich aber dann doch überrascht.

Wir befinden uns auf einer einsamen Lodge in den französischen Alpen. Fünf junge Menschen treffen sich nach zehn Jahren zum ersten Mal wieder. Ein schlimmes Ereignis hatte sie damals in alle Winde verstreut und den Kontakt abbrechen lassen. Nun begegnen Sie sich wieder - genau an dem Ort, an dem es damals passierte. Und alles Ungeklärte und nicht Gesagte steht wieder im Raum.

Es ist das typische Arenaszenario – fünf Menschen in einer geschlossenen Umgebung. Es gibt kein Entkommen und es wird Tote geben. Auch hier haben wir dieses Prinzip und ich finde es wirklich gut gemacht.

Die Detailbeschreibungen zum Snowboard fahren waren für mich zwar weniger interessant, haben das Lesevergnügen aber auch nicht gemindert. Und ich habe mir auch mal ein paar Videos zu diesem Sport angesehen – wirklich beeindruckend, aber definitiv nichts für mich.

Ein spannender und unterhaltsamer Thriller und für ein Debüt wirklich beachtlich. Ich bin auf ihren zweiten Thriller gespannt.

Bewertung vom 23.10.2020
QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2
Kling, Marc-Uwe

QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2


ausgezeichnet

Die Dystopie geht weiter

Der Autor Marc-Uwe Kling liefert hier den zweiten Teil der Dystopie Qualityland. Und es hat wieder genau so großen Spaß gemacht in diese Welt einzutauchen, wie beim ersten Mal. Vor allem die Therapiegespräche von Peter Arbeitsloser mit den technischen Geräten (z.B. einem Staubsaugerrobot oder einem Cuddle-Bot) fand ich einfach nur herrlich. Was Maschinen über das Leben der Menschen erzählen würden, wenn sie es denn könnten? Das mag man sich nicht wirklich ausmalen.

Die ungewöhnliche Aufmachung des Buches und die humorvollen Überschriften haben mich wieder überzeugt. Es war wieder ein besonderes Leseerlebnis für mich.

Der rasant und witzig erzählte Roman lässt am Ende sogar Hoffnung auf einen dritten Teil. Mich würde es freuen und viele andere Leser bestimmt auch. Denn ein paar Fragen sind ja noch offen und die müssen unbedingt noch geklärt werden.

Bewertung vom 11.10.2020
Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht
Petkovic, Andrea

Zwischen Ruhm und Ehre liegt die Nacht


sehr gut

Spannende Einführung in die Tenniswelt

Als Darmstädterin ist mir Andrea Petkovic natürlich ein Begriff – auch wenn ich mich mit Tennis nur sehr wenig auskenne. Daher war ich sehr gespannt auf ihr Debüt, da ich mir Einblicke in ihre Kindheit in Darmstadt und in die Tenniswelt erhoffte.

Das recht dünne Buch enthält 18 Erzählungen, die sich um das Erwachsenwerden (vor allem auf den Tennis-Übungsplätzen), den Erfolgen und auch Misserfolgen im Tennissport, der Liebe, der Familie und einfach um das Leben drehen.

Mir hat das Buch sprachlich und auch erzählerisch überraschend gut gefallen. Als total unsportlicher Mensch, ringt mir die Autorin großen Respekt für ihre Leistungen ab – sportlich und mental. Mir ist jetzt erst klar geworden, mit wie vielen Niederlagen auch erfolgreiche Tennisspieler kämpfen müssen, da sie ja sehr viele Turniere spielen und nun nicht jedes gewinnen (können). Dann immer wieder aufzustehen und weiterzumachen – Hut ab.

Das Buch war für mich tatsächlich eine spannende Einführung in die für mich bis dahin recht unbekannte Tenniswelt.

Bewertung vom 08.10.2020
Das Wörterbuch des Windes
Blazon, Nina

Das Wörterbuch des Windes


sehr gut

Breaking the frame

Ein Satz am Anfang des Buches beschreibt es meiner Meinung nach ziemlich gut: „Ein alter Mann, dessen Vergangenheit nur eine Lüge war, eine Touristin auf der Flucht, ein lahmendes Pferd und ein heimatloser Verlierer, der seine Zukunft in Alkohol ertränkt.“

Die von Nina Blazon geschaffenen Figuren (Einar, Swea, Houdini und Jon) treffen in der Kulisse Islands aufeinander und werden nun einen Teil ihres Lebens gemeinsam gehen.

Mir hat besonders die Beschreibung Islands gefallen. Ein Land, mit dem ich mich bisher noch gar nicht beschäftigt habe. Das wird sich nun nach der Lektüre des Romans ändern. Die Natur, die Menschen und die kleinen Kuriositäten (wie z.B. die IslandingsApp, mit der man als Isländer prüfen kann, welchen Verwandtschaftsgrad die neue Bekanntschaft hat) wurden so interessant und lebendig beschrieben, dass man einfach ein Islandfan werden muss.

Einen kleinen Abzug musste ich leider geben, da mir die Geschichte stellenweise zu langatmig war. Ich denke, man wäre als Leser auch mit 100-200 Seiten weniger zufrieden gewesen. Der Selbstfindungsprozess von Swea war dann doch etwas zu ausführlich beschrieben.

Insgesamt aber ein wirklich schönes Buch und ich kann hier auf jeden Fall eine Leseempfehlung aussprechen.