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Benutzername: 
Magda
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 238 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2024
Gute Ratschläge
Gardam, Jane

Gute Ratschläge


gut

Gute Ratschläge ist sowohl mein erstes Buch der Autorin als auch mein erster Briefroman.
1990er Jahre: Eliza Peabody ist Diplomatengattin. Als ihre Nachbarin Joan Mann und Kinder verlässt, schreibt sie ihr Briefe, in denen sie von ihrem jetzigen und früheren Leben berichtet. Joan antwortet nie, trotzdem hält Eliza am Briefeschreiben fest. Andere schreiben Tagebuch, Eliza schreibt Briefe.
Sie hat viele Jahre an der Seite ihres Mannes Henry im Ausland verbracht. Zurück in der Heimat arbeitet sie ehrenamtlich in einem Hospiz und freundet sich mit dem jungen an AIDS erkrankten Barry an. Sie berichtet viel vom Leben der Nachbarn, ausführlich über die Erlebnisse einer Kinderbuchautorin, die unbedingt in den USA bekannt werden und Bücher für Erwachsene veröffentlichen möchte.
Kinder spielen eine große Rolle in ihrem Leben, obwohl oder gerade weil sie keine eigenen hat. Sie engagiert sich bei der Vermittlung von ungewollten Babys und passt auf die Nachbarskinder auf.
Als Henry sie verlässt und mit Joans Mann zusammenzieht, wird es richtig grotesk, zumal zwischendurch immer wieder Passagen und Geschichten auftauchen, in denen Henry auftaucht.
Der Sprachstil hat mir gut gefallen, der Inhalt leider weniger. Die Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Realität und Fantasie haben mich verwirrt. Für mich war es nicht das richtige Buch.

Bewertung vom 28.05.2024
Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1
Hamberg, Emma

Bonjour Agneta / Neuanfang auf Französisch Bd.1


gut

Das Cover und der Titel mit der Kombination aus Frankreich und Schweden haben mich sofort für sich eingenommen. Leider konnte mich der Inhalt jedoch nicht überzeugen.
Agneta, benannt nach Agnetha Fältskog, da ihre Eltern sich auf einem Konzert der ABBA-Sängerin kennengelernt haben, ist 49 Jahre alt und mit ihrem Leben sehr unzufrieden. Sie langweilt sich in ihrem Job, die Kinder sind zum Studium ausgezogen und melden sich nur, wenn sie Geld brauchen. Ihr Mann Magnus ist ein Fitness- und Gesundheitsfanatiker. Zucker und Weißmehl duldet er nicht in seinem Haus, Käse und Wein gönnt sich Agneta abends allein in ihrem Zimmer.
Ihre Lieblingsbeschäftigung ist das Anschauen von Dokus über französische Landhäuser. Jegliche Art sportlicher Betätigung mit ihrem Mann lehnt sie ab. Ihr negatives Selbstbild hat sich auf ihr Umfeld übertragen, es scheint, dass sie weder von ihren Arbeitskolleg*Innen noch von ihren Eltern geschätzt wird. Die Eltern rufen oft per Facetime an und schwärmen ihr vom Leben zwischen Golfplatz und Champagner-Bar vor.
Eines Tages fällt ihr Blick auf eine Zeitungsannonce, es wird eine schwedischsprachige Betreuung für einen Jungen in der Provence gesucht. Ohne lange zu überlegen, packt sie ihren Koffer und steigt in den Zug nach Frankreich. Magnus erklärt sie für verrückt und prophezeit, dass sie in einer Woche wieder da sein wird, was für Agneta die größte Motivation ist, auf jeden Fall länger in Frankreich zu bleiben.
Bis zur Abreise nach Frankreich habe ich mich köstlich über Agneta und ihre Dialoge mit Magnus und ihren Eltern amüsiert.
Ab der Ankunft in Frankreich wurde es äußerst skurril und grotesk. Der Junge, den sie betreuen sollte, erweist sich als der 80jährige Einar, der an Demenz leidet. In seinen (vielen) lichten Momenten schwärmt er ihr von den sexuellen Abenteuern mit seinem Lebensgefährten Armand vor. Die erotischen Erzählungen übertragen sich auf Agneta, auch sie denkt fast nur noch an Sex, zuerst sind es erotische Fantasien, später lebt sie sie auch aus. Und alles dank der erotischen, lavendelfarbenen Unterwäsche, die sie von ihrer Nachbarin Bonnibelle bekommen hat.
Gestört hat mich die Kommunikation via Google Übersetzer, bei der oft ziemliches Kauderwelsch herauskam. Schade, dass sich Agneta keine Mühe gegeben hatte, Französisch zu lernen, wo sie doch von klein auf für Frankreich geschwärmt hatte.
Bei dem Buch hatte ich andere Vorstellungen, es war mir nicht klar, dass es hauptsächlich um sexuelle Fantasien, zweitrangig um Demenz und nur peripher um Agnetas Neubeginn und ihre Selbstverwirklichung in einem provenzalischen Dorf geht. Das Ende war vorhersehbar. Im Herbst erscheint Merci Agneta, das ich jedoch nicht lesen möchte. Nichtsdestotrotz bin ich sicher, dass das Buch vielen Leser*Innen gefallen wird.

Bewertung vom 26.05.2024
Sommerstürme / Season Sisters Bd.2
Helford, Anna

Sommerstürme / Season Sisters Bd.2


sehr gut

Season Sisters – Sommerstürme ist der zweite Band der vierteiligen Reihe. Auch dieser Band hat ein wunderschönes Cover mit Bienen und Sonnenblumen.
Summer ist die älteste der vier Season Schwestern. Sie ist Lehrerin und kümmert sich in ihrer Freizeit um ihre Eltern und die jüngste Schwester Autumn, die mehr schlecht als recht eine Biofarm bewirtschaften.
Als sie mitbekommt, dass Bryan, der Vater ihrer neuen Schülerin Phoebe, seine kleine Tochter auf Festivals mitnimmt, ohne sie von der Schule abzumelden, ist sie entsetzt. Sie denkt an ihre Kindheit zurück, als ihre Eltern permanent im Drogenrausch waren und wechselnde Sexualpartner hatten. Genauso stellt sie sich das Treiben auf einem Musikfestival vor. Sie nimmt sich vor, Phoebe vor Erfahrungen, die sie machen musste, zu beschützen. Bryan ist Mitglied einer Band und bietet Summer an, Phoebe und ihn zu einem Festival zu begleiten. Summer erkennt, dass Bryan ganz anders ist, als sie gedacht hatte. Zu Phoebes großer Freude freunden die beiden sich an. Gemeinsam besichtigen sie das Haus, das Bryan von seiner verstorbenen Frau geerbt hatte. Ein Haus, das offiziell leer steht, in dem es aber deutliche Anzeichen dafür gibt, dass zumindest einige Zimmer bewohnt sind.
1895: Deirdre ist 30, als ihr Mann bei einem Unfall stirbt. Statt zu trauern ist sie erleichtert. Gustav war ein gewalttätiger Mensch, der nicht nur seine Frau, sondern auch seine weiblichen Bediensteten missbraucht und misshandelt hatte. Deidre erbt mehrere Häuser von Gustav, eins davon in Nordwales. Bei der Besichtigung des Hauses kommt ihr eine Idee. Sie möchte anderen Frauen helfen, die sich gegen ihre brutalen Ehemänner oder Dienstherren nicht wehren können, sie sind ihnen hilflos ausgeliefert, da Vergewaltigung in der Ehe und häusliche Gewalt damals nicht strafbar war. Gemeinsam mit dem ihr treu ergebenen Butler und dessen Cousin gründen sie das Netzwerk der Thieves of virgins.
Zwei schöne Liebesgeschichten, die mir beide gut gefallen haben. Über Summers Entwicklung habe ich mich sehr gefreut. Raffiniert verbindet die Autorin die Schicksale von Deidre und Summer duch das Mysterious House. Ich bin schon sehr auf Band 3, Autumns Geschichte, gespannt, in dem wir auch einiges über die Mutter der vier Schwestern erfahren. Von mir eine Leseempfehlung für die Reihe der Season Sisters.

Bewertung vom 24.05.2024
Ein Ort für immer
Norton, Graham

Ein Ort für immer


ausgezeichnet

Vor einigen Jahren habe ich bereits ein Buch des irischen Autors Graham Norton gelesen, das mir gut gefallen hat. Auch sein neuestes Buch „Ein Ort für immer“ konnte mich begeistern.
Carol, Lehrerin, geschieden und Mutter eines Sohnes, geht eine Beziehung mit Declan ein, dem Vater einer ihrer Schülerinnen. Declan ist alleinerziehend, seine Frau hat ihren Mann und die beiden Kinder Kilian und Sally verlassen, als die Kinder noch klein waren. Weder die Kinder noch Declan haben je wieder von ihr gehört. Nach dem Auszug der Kinder zieht Carol zu Declan, sie führen eine Beziehung, in der Carol sich Declans Wünschen unterordnet. Nichtsdestotrotz glaubt sie, in Declan ihr spätes Glück und eine große Liebe gefunden zu haben.
Als Declan dement wird, beschließt Kilian, ihn in einem Pflegeheim unterzubringen und das Haus zu verkaufen. Für Carol bricht eine Welt zusammen, da sie Declan lieber selbst in seinem Haus gepflegt hätte. Hinzu kommt, dass Declan immer wieder betont hatte, dass das Haus auf keinen Fall verkauft werden darf.
Carols Eltern Moira und Dave sind Inhaber einer großen und erfolgreichen Café-Kette. Als Carol von Kilian auf die Straße gesetzt wird, beschließen sie, Declans Haus für sie zu kaufen. Als sie das leere und unbewohnte Haus zum ersten Mal betreten, steigt ihnen ein übler Geruch in die Nase, im Keller machen sie einen grausigen Fund.
Was für ein intensives und spannendes Familiendrama! Sympathisch waren mir nur Moira und Dave, insbesondere Moira, die voller Tatendrang und Elan sofort dazu übergeht, sich um den Fund zu kümmern. Moira war für mich die Heldin des Buches, tatkräftig und mutig trotz ihres hohen Alters.
Carol hingegen ist durchgehend zögerlich und unentschlossen. Schon immer hatte sie ihre eigenen Wünsche und Hoffnungen hintenangestellt und sich stets dem Willen ihres Ex-Mannes oder ihres Lebensgefährten gebeugt.
Declans Tochter Sally ist eine scheue junge Frau, die in einem vernachlässigten Cottage lebt, keine Freunde hat und ihre Freizeit damit verbringt, in den Sozialen Medien am Leben anderer teilzunehmen. Es scheint, dass es der Verlust der Mutter war, der sie zu dem introvertierten Menschen gemacht hatte, der sie geworden ist, vielleicht haben aber auch noch andere Geschehnisse dazu beigetragen.
Declans Sohn Kilian hingegen ist sehr selbstbewusst und von sich überzeugt. Die Besuche bei seinem Vater im Pflegeheim sieht er als lästige Pflicht, die er erfüllen muss, um vor anderen gut dazustehen. Das Verhältnis zu seinem Vater war schon immer kühl und distanziert. Sein Mann Colin geht ihm immer mehr auf die Nerven, er bereut es, ihn geheiratet zu haben, zumal sich dieser auch noch nach einem Baby sehnt, eine Sehnsucht, die Kilian nicht nachvollziehen kann. „Der Gedanke an ein Baby machte ihn nur noch beklommen und mutlos. Es war das „für immer“ daran. Es war, als würde er eine riesige, teure Jacht kaufen, für deren Wartung und Instandhaltung er ohne Ende zahlen müsste, obwohl er nicht segeln konnte und auch nicht den Wunsch verspürte, es zu lernen.“
Der Schreibstil des Autors, die Atmosphäre und das Setting gefielen mir ausnehmend gut, und auch wenn ich mich mit keinem der Charaktere identifizieren konnte, so konnte ich deren Gedanken und Taten doch nachvollziehen. An mehreren Stellen musste ich lachen oder schmunzeln, so dass der Roman für mich was von einer Tragikomödie hatte. Ich empfehle das Buch nicht nur Krimileser*Innen, sondern vor allem auch allen, die sich gern in Familiendramen verlieren.

Bewertung vom 18.05.2024
Das Baumhaus
Buck, Vera

Das Baumhaus


ausgezeichnet

Wow! Mit diesem Thriller habe ich mir die Nacht um die Ohren geschlagen, weil ich nicht aufhören konnte zu lesen! Ich muss unbedingt auch „Wolfskinder“ lesen, den ersten Thriller der Autorin.
Henrik, Nora und Fynn möchten ihren Urlaub im Haus von Henriks verstorbenem Großvater in Västernorrland in Schweden verbringen. Das Haus liegt mitten im Wald und ist sehr vernachlässigt. Henrik verbindet mit dem Haus Erinnerungen an Ferien in Schweden bei seinem Großvater. Als er im Wald ein Baumhaus entdeckt, kommen Erinnerungen an eine Begebenheit in ihm hoch, die er jahrzehntelang verdrängt hatte.
Als Fynn während eines Spiels mit seinem Vater verschwindet, ist Nora am Boden zerstört. Sie glaubt zu wissen, wer Fynn entführt hat und macht sich deswegen riesige Vorwürfe.
Rosa hat in forensischer Botanik promoviert, im Fokus ihrer Forschung steht die Auswirkung organischer Zersetzung auf die Vegetation, das heißt, sie untersucht wie sich Tierkadaver auf die Bäume in ihrer unmittelbaren Umgebung auswirken. Nachdem sie bei einer Grabung auf menschliche Knochen stößt, bittet die Polizei sie um Hilfe bei der Suche nach weiteren Skeletten, da in der Gegend in den vergangenen Jahren mehrere Kinder verschwunden sind.
Marla ist eins der verschwundenen Kinder. Sie wird von einem Mann in einem Baumhaus gefangen gehalten. Wenn er zu ihr kommt, wird sie einer strengen, beinahe militärischen Ausbildung unterzogen, manchmal nimmt er sie mit auf Elch- oder Bärenjagd.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht von Rosa, Henrik, Marla und Nora geschrieben. Am meisten mochte ich Rosa, die in ihrer Kindheit aufgrund ihrer seltsamen Art und ihrer morbiden Faszination an allem Totem eine Außenseiterin war. Zusammen mit ihrem Vater pflegt sie ihren Bruder, der nach einem Sportunfall querschnittsgelähmt ist.
Nora war für mich keine Sympathieträgerin. Ich fand es schlimm, dass sie ihrem Mann nicht vertraut und seine Aussagen grundsätzlich ins Reich der Fantasie verfrachtet oder ihn gar des Lügens bezichtigt hatte.
Es war faszinierend mit zu verfolgen, wie Henriks Erinnerungen an das Baumhaus und seinen geliebten Großvater wiederhergestellt wurden.
Die Auflösung war überraschend, der Weg dahin mit unvorhersehbaren Twists gepflastert. Ein spannender Thriller, den ich sehr gern weiterempfehle.

Bewertung vom 18.05.2024
Die Blumentöchter Bd.1 (eBook, ePUB)
Collins, Tessa

Die Blumentöchter Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Das wunderschöne Cover und der Blumenfarbschnitt haben mein Interesse für das Buch geweckt. Die Beschreibung im Klappentext erinnert an Die Sieben Schwestern-Reihe von Lucinda Riley, die ich sehr gern gelesen habe. Leider kann das Buch aber nicht mit der Riley-Reihe mithalten.
Dalia lebt bei ihren Großeltern auf Cornwall. Rose und Albert Carter besitzen eine große Gärtnerei, ihre fünf Kinder haben sie nach Blumen benannt: Camellia, Lilian, Sage, Cedar und Nara.
Camellia ist bei der Geburt ihrer Tochter Dalia gestorben. Dalia (28) ist Graphikdesignerin. Sie genießt das Leben auf dem Anwesen Blooming Hall, bedauert jedoch, dass sie weder ihre Mutter noch ihren Vater kennenlernen durfte.
Nach dem Tod ihrer Großmutter Rose findet sie einen Brief, den ihr Vater Riccardo an Rose geschrieben hat. Daraus geht hervor, dass er glaubt, dass Dalia genau wie ihre Mutter gestorben ist. Dalia fasst den spontanen Entschluss, in Mexiko nach ihrem Vater zu suchen.
Der Roman beschreibt abwechselnd Dalias Suche nach ihrem Vater in der Gegenwart und Camellias Zeit in Mexiko neunundzwanzig Jahre zuvor.
Wir bekommen eine Fülle von Informationen über Mexiko, diverse Maya-Kultstätten, mexikanische Traditionen, Feste, die mexikanische Esskultur und die dortigen Spezialitäten rund um Tortillas, die zu jeder Mahlzeit gereicht werden. „Sie fragte sich, ob sie jemals so viel gegessen hatte und wunderte sich, dass nicht die komplette Bevölkerung des Landes unter extremem Übergewicht litt.“ (S. 303) Stellenweise erinnert das Buch an einen Reiseführer, so detailliert werden die Maya-Stätten und Sehenswürdigkeiten beschrieben.
Camellia verliebt sich in Riccardo, Dalia verliert ihr Herz an Pablo. Dalia fühlt sich in Mexiko von Anfang an sehr heimisch, zumal sie Spanisch spricht und mit ihrem olivfarbenen Haar und den schwarzen Haaren wie eine Mexikanerin aussieht.
Sowohl Camellias als auch Dalias Geschichte sind vorhersehbar und halten kaum Überraschungen parat. Wie bereits erwähnt ist der Schreibstil eher nüchtern und wenig emotional. Leider konnte mich der Roman nicht fesseln, viele der 520 Seiten habe ich ab der Hälfte nur noch überflogen. Ich empfehle das Buch Leser*Innen, die sich für Mexiko und die Maya-Kultur interessieren und/oder Leser*Innen, die sich gern von leichter Frauenliteratur unterhalten lassen.

Bewertung vom 17.05.2024
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Krähentage ist der erste Thriller des Autors und das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Da ich den Thriller sehr spannend fand und den Schreibstil des Autors sehr mochte, freue ich mich schon auf auf seine Normandie-Krimis.
Jakob und Mila sind Teil des neu gegründeten Ermittlungsteams „Gruppe 4“, das sich auf Serienmorde spezialisiert hat. Jakob kehrt nach einer längeren Auszeit ins Präsidium zurück, Mila war vorher bei der Kriminalpolizei in Wien.
Bereits zu Beginn lernen wir den Täter und seine Vorgehensweise kennen. Elias ist ein Verwandlungskünstler, der seine Taten akribisch und detailverliebt vorbereitet.
Jakob und Mila suchen nach einer Verbindung zwischen den Opfern – die betagte Irene Nowak und der Jurastudent Ben Richter, die völlig unterschiedliche Leben an unterschiedlichen Orten führten.
Neben der Jagd nach dem Serienmörder beschäftigt sich Gruppe 4 mit brutalen Überfällen auf junge Frauen, die alle in der gleichen Siedlung wohnen, in der auch Irene Nowak gewohnt hatte.
Irene und Ben wurden von aggressiven Krähen getötet, an beiden Tatorten wird ein Zettel mit der gleichen Botschaft gefunden. Von einem Ornithologen erfahren sie, dass das Verhalten der Krähen von ihrem normalen Verhalten abweicht, es sind eigentlich friedliche Tiere.
Sowohl Jakob als auch Mila hüten Geheimnisse. Das von Jakob wird am Ende des Thrillers enthüllt, das von Mila bleibt noch im Verborgenen. Da der Epilog außerdem einen Cliffhanger enthält, hoffe ich sehr, dass die Reihe fortgesetzt wird.
Ich fand Krähentage sehr spannend. Die Vorgeschichte des Täters ist furchtbar traurig, rechtfertigt aber keineswegs seinen Rachefeldzug. Jakobs Geheimnis hat mich sehr überrascht, eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe. Ich freue mich auf weitere Ermittlungen der Gruppe 4 und bin sehr gespannt, was Milas Geheimnis ist. Krähentage ist nicht ganz so blutrünstig und grausam wie ich erwartet habe, und ich empfehle das Buch allen, die gerne Thriller und Krimis lesen.

Bewertung vom 14.05.2024
Treibgut
Brodeur, Adrienne

Treibgut


ausgezeichnet

Was ein schöner und emotionaler Familienroman! Treibgut ist mein erstes Buch der Autorin, ich will auf jeden Fall weitere Bücher von ihr lesen.
Cape Cod, eine Halbinsel in Massachusetts: Der berühmte Meeresbiologe Adam Gardner feiert bald seinen 70. Geburtstag. Die Alterserscheinungen machen ihm zu schaffen, er will sich nicht damit abfinden, dass er nicht mehr der vor Kraft und Potenz strotzende Mann ist, der er früher war und leidet darunter, dass er keinen Enkelsohn hat und der Name Gardner mit ihm ausstirbt. Sein Sohn Ken ist Unternehmer und Lokalpolitiker. Genau wie sein Vater ist er sehr selbstbewusst und selbstsicher im Gegensatz zu früher, als er wegen seiner massigen Statur in der Schule gemobbt wurde.
Abby, 38, ist Kens jüngere Schwester. Die Mutter der beiden ist bei Abbys Geburt gestorben, da war Ken erst drei Jahre alt. Abby ist Lehrerin und eine erfolgreiche Malerin. Die Geschwister haben eine schwierige Beziehung, die von Kens Seite von Neid und Missgunst geprägt ist.
Steph verbringt mit ihrer Frau Toni und dem gemeinsamen Baby ihren Urlaub auf Cape Cod. Während ihrer Schwangerschaft hat sie erfahren, dass sie eine Erbkrankheit hat, die jedoch sonst niemand aus ihrer Familie hat. Sie möchte herausfinden, ob sie wirklich das leibliche Kind ihrer Eltern ist und hofft auf Antworten auf ihre Fragen auf Cape Cod.
Abbys und Kens Kindheit war vom Verlust ihrer Mutter überschattet. Adam verbrachte viel Zeit mit Ken beim Segeln, währenddessen hat sich Abby die Zeit mit dem Sammeln von Treibgut am Strand vertrieben. Adams liebevolle (?) Bezeichnung für seine Kinder war Kleine Monster…, Little Monsters lautet auch der Name der englischen Originalausgabe.
Der rote Faden, der sich durch das Buch zieht, sind die Vorbereitungen von Adams Geburtstagsfeier. Auf der Feier kommt es zu einigen unerwarteten Geschehnissen im Zusammenhang mit den Geschenken, die Adam von seinen Enkeltöchtern und seinen Kindern bekommt. Sowohl Ken als auch Abby haben sehr persönliche Geschenke für ihren Vater vorbereitet, an denen er sich jedoch nur bedingt erfreuen kann.
Ich mochte das Buch sehr, es macht Lust auf eine Reise nach Cape Cod mit Walbeobachtung und viel Zeit im und am Meer. Adam und Ken fand ich sehr unsympathisch, zwei Chauvinisten wie aus dem Bilderbuch. Abby und Steph hingegen sind der Gegenpol zu den beiden Männern, zwei tolle Frauen, die selbstbewusst und beruflich erfolgreich durchs Leben gehen.
Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so spannend fand ich es, die Geschehnisse rund um Adam und seine Kinder zu verfolgen. Ich empfehle das Buch allen Leser*Innen von tiefgründigen Familien- und Frauenromanen.

Bewertung vom 12.05.2024
In den Augen meiner Mutter
Leevers, Jo

In den Augen meiner Mutter


ausgezeichnet

Da mir schon Café Leben, der Debütroman der Autorin, sehr gut gefallen hat, habe ich mich sehr auf ihr neues Buch gefreut und bin nicht enttäuscht worden.
Es ist die Geschichte einer Mutter, die ihre Familie unter mysteriösen Umständen verlassen hatte und die ihrer Tochter, die diesen Verlust nie verarbeiten konnte.
Georgie ist mit ihrem Lebensgefährten Wilf aufs Land gezogen. Sie wollen in einem neu gebauten Ökohaus mit dem Baby leben, das Georgie in den nächsten Wochen zur Welt bringen wird.
Während Wilf auf einer Geschäftsreise ist, sieht Georgie im Internet ihre seit zwanzig Jahren verschollene Mutter Nancy. Nancy wird als Heldin gefeiert, nachdem sie in Schottland ein Kind gerettet hatte. Georgie bittet ihren Bruder Dan, mit ihr gemeinsam nach Schottland zu fahren und Nancy zur Rede zu stellen. Warum hatte sie damals ihre Kinder verlassen?
Nancy ist entsetzt, als ihr bewusst wird, dass ihr Gesicht im ganzen Land bekannt geworden ist, denn es bedeutet, dass sie wieder fliehen und sich woanders niederlassen muss.
In Rückblicken wird Nancys Geschichte erzählt. Von ihren Eltern hat sie nie echte Zuneigung oder Liebe erfahren. An der Universität verliebt sie sich in Frank, zeitgleich stellt ihr Dozent ihr nach. Mit einundzwanzig wird Nancy schwanger, Frank und sie heiraten. Schon zwei Jahre später kommt ihr Sohn Dan zur Welt. Sie ist unglücklich, hat Depressionen, sucht Trost im Alkohol. Als Georgie zwölf und Dan zehn Jahre alt ist, verlässt Nancy ihre Familie.
Georgie und Dan trauern um den Verlust ihrer Mutter, von der sie bis auf ein Treffen, das beinahe in einer Katastrophe geendet hätte, und eine einzige Postkarte nie wieder was gehört haben. Schon kurze Zeit nach Nancys Verschwinden zieht Irena bei Frank und seinen Kindern ein.
Doch es bleibt nicht bei dem einen Verlust, den die beiden bewältigen müssen. Auch Finn, Dans bester Freund und Georgies früherer Lebensgefährte, stirbt und lässt Georgie und Dan voller Schuld und Trauer zurück.
Auf der langen Reise nach Schottland kommen sich die Geschwister, die sich nach Finns Tod entfremdet hatten, wieder näher. Sie sprechen über ihre traurige Kindheit, Finns tragischen Tod, Dans Partnerschaft, seinen Job.
Ich liebe den Schreibstil der Autorin. Was für eine Geschichte, berührend und tiefgründig! Bei der Schilderung des Geburtsvorgangs, dem Einsetzen der Wehen, der Fahrt ins Krankenhaus hatte ich Gänsehaut, eine unheimlich gute und einfühlsame Beschreibung. Es war tragisch über Georgies Verzweiflung und ihre Schuldgefühle zu lesen. Als ihr Vater sie zur Therapie schickt, glaubt sie, dass ihr diese helfen soll, „damit fertigzuwerden, dass sie so wenig liebenswert war, dass ihre Mutter sie verlassen hatte.“
Das Ende hat mir sehr gut gefallen, endlich wurden die vielen Geheimnisse von Nancy, Frank, Georgie und Dan aus der Welt geschaffen. Gegen Ende gab es eine überraschende Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe. „Letztendlich war es eine Konstellation von Menschen und Ereignissen, die zum falschen Zeitpunkt aufeinandertrafen. Jemand hat einen Fehler gemacht, dann ein anderer und so weiter. Kein Einzelner trägt die alleinige Schuld, und niemand ist gänzlich unschuldig.“ Von mir gibt es eine große Leseempfehlung für diesen einfühlsamen und tiefgründigen Frauen- und Familienroman.

Bewertung vom 11.05.2024
Das Fenster zur Welt
Winman, Sarah

Das Fenster zur Welt


sehr gut

Das fast 600 Seiten starke Epos war mein erstes Buch der Autorin. Es ist die Geschichte von Ulysses und Evelyn, die sich zum ersten Mal 1944 in Italien begegnen. Der junge Soldat und die 60jährige Kunsthistorikerin mögen sich auf Anhieb, sie unterhalten sich lange über Kunst und Literatur, erst dreißig Jahre später sollen sie sich wiedersehen.
1953: Ulysses verlässt London und zieht nach Florenz. Cress, einer seiner besten Freunde, und Pegs Tochter Alys begleiten ihn. Die drei leben sich schnell in Italien ein und machen in ihrem Palazzo eine Pension auf. Nebenher beschäftigt Ulysses sich mit der Herstellung von Globen, ein Handwerk, das er von seinem Vater gelernt hatte.
In dem Roman kommt neben sehr vielen Charakteren auch der Papagei Claude vor. Claude gehört Col, dem Besitzer des Pubs Stoat and Parrot. Cress nimmt Claude mit nach Italien, und der Papagei kommentiert alle Geschehnisse mit altklugen Sprüchen, was ich sehr unglaubwürdig fand.
Peg ist Ulysses‘ große Liebe, die beiden sind zusammen aufgewachsen. Während des Krieges verliebt sie sich in Eddy, einen amerikanischen Soldaten. Peg wird Mutter einer Tochter, Alys, und wartet und hofft auf Eddys Rückkehr nach London.
Ich konnte nicht nachvollziehen, warum Peg ihre fünfjährige Tochter mit Ulysses nach Italien gehen ließ. Alys vermisst ihre Mutter ihre ganze Kindheit über, sie fühlt sich ungeliebt und verstoßen.
Alys wird im Buch fast immer nur die Kleine genannt, auch als Erwachsene, was mich ziemlich gestört hat. Warum konnte man nicht einfach den schönen Namen Alys verwenden? Ebenso hat es mich gestört, dass Ulysses‘ Nachbarin immer nur „die betagte Contessa“ genannt wurde.
Nicht gefallen hat mir, dass die gleichgeschlechtlichen sexuellen Begegnungen als schön und erfüllend beschrieben wurden, während das Zusammensein von Peg mit ihren Männern immer nur als belangloses und schnelles Rein und Raus beschrieben wurde.
1966 wurde Florenz überschwemmt, sehr viele Kunstwerke wurden zerstört, Tausende von Einwohnern verloren ihr Obdach. Zu den Aufräumarbeiten kamen Helfer*Innen aus der ganzen Welt, auch die mittlerweile 80jährige Evelyn.
Ich finde, dass es in dem Roman zu viele Charaktere gibt, die den Lebensweg von Ulysses und Evelyn kreuzen: Massimo, Pete, Col, Romy, Jem, Dorothy, Julia, die betagte Contessa, um nur einige zu nennen. Ulysses stand viel mehr im Mittelpunkt als Evelyn, von der wir viel weniger erfahren. Ich mochte ihn sehr, er war sympathisch und ein liebevoller Pflegevater für Alys.
Der Roman hätte mir in einer gekürzten Version besser gefallen, er hat viele Längen. Die Autorin hat in „Das Fenster zur Welt“ ihre Liebe zu Florenz ausgedrückt und die Geschichte des Protagonisten mit der von Florenz in den 1950er bis 1970er Jahren verknüpft. Bis auf die genannten Kritikpunkte hat mir der Roman gut gefallen, und ich empfehle ihn gerne weiter an Leser*Innen von historischen Romanen und alle, die Florenz und Italien lieben.