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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anne
Wohnort: 
Schweighofen

Bewertungen

Insgesamt 139 Bewertungen
Bewertung vom 13.09.2021
Barbara stirbt nicht
Bronsky, Alina

Barbara stirbt nicht


ausgezeichnet

Nach einer jahrzehnte andauernden Ehe ist Barbara und krank und hilfsbedürftige. Ihr Mann sieht sich nun ganz unverhofft in einer neuen Rolle. Er wird zu ihrem Pfleger. Nach einer scheinbar schon sehr lange eingeschlagenen Ehe eine gänzlich ungewöhnliche Situation für den mürrischen und in routinierten Bahnen festgefahrenen alten Herren, der sich überdies auch noch schnell als äußerst unselbständig erweist. Schon das morgendliche Kaffekochen stellt in vor unlösbare Probleme. Doch mit der Zeit findet er eine neue Routine, während Barbara alles stoisch mit anzuschauen scheint.
Die Unnahrbarkeit des Ehemannes drückt die Autorin gut durch die stetige Bezeichnung als Herr Schmidt aus, während die früher wohl umgänglicher Ehefrau einfach nur Barbara ist. Trotz der Tragik die sich hinter dem Geschehen verbirgt versteht es die Autorin der Geschichte einen äußerst humorvollen Stil zu verleihen, ohne dabei jedoch den Respekt vor einer solchen Situation missen zu lassen. Und so liest sich der Roman locker leicht und dennoch kommt man so manchmal ins Grübeln. Ein typischer Roman von Alina Bronsky.

Bewertung vom 14.07.2021
Wildtriebe
Mank, Ute

Wildtriebe


ausgezeichnet

Marlies heiratet in eine Bauernfamilie ein. Dort hat Lisbeth, die Mutter des Ehegatten das Sagen. Mit ihren unterschiedlichen Ansichten treffen Welten aufeinander. Die Konflikte zwischen den beiden Frauen werden jedoch im Stillen ausgetragen. Während Lisbeth ihr konservatives Rollenbild einer Frau zu erfüllen versucht, ist Marlies viel emanzipierter, probiert sich aus und begnügt sich nicht mit dem für Frauen vorherbestimmten Schicksal. So geht sie – mit Erlaubnis ihres Mannes – weiter arbeiten, lernt jagen und Traktor fahren. Das erregt Aufsehen, nicht nur bei Lisbeth, sondern auch bei den übrigen Dorfbewohnern. Doch auch Lisbeths Leben verlief nicht immer nach den vorherbestimmten Bahnen die der Gesellschaftsordnung vorschwebten. So übernahm sie als einige Nachfahrin den elterlichen Hof, was normalerweise nur männlichen Nachkommen vorbehalten ist. Marlies gegenüber bringt sie nicht nur Abneigung entgegen, sondern auch immer mehr Bewunderung, die sie sich selbst jedoch nicht so recht einzustehen will. So wird aus der anfänglichen Ablehnung der Schwiegertochter immer mehr Neid.
Schließlich tritt Joanna, die Enkelin Lisbeths und Tochter Marlies in das Leben der Familie, die deren Konventionen noch einmal umkrempelt. Weltoffen reist sie schließlich sogar nach Afrika um dort auf einer Farm zu arbeiten, wo sie doch auch auf dem familieneigenen Hof bleiben könnte. Aufs Neue scheinen die Ansichten unterschiedlicher Generationen aufeinanderzutreffen.
Obwohl die Konflikte auf jeder Seite deutlich zu spüren sind, werden diese jedoch nicht auf offener Bühne sondern eher subtil vermittelt. Es gibt keine lauten Streitereien. Marlies weis sich durchzusetzten, mit Beharrlichkeit. Über viele Jahre schafft sie es sich Anerkennung zu verschaffen und den Blick der alten Generation zu weiten. Sichtweisen werden überdacht, Handlungsweisen ändern sich. Somit beschreibt die Autorin einen Prozess den wir alle so oder so ähnlich selbst kennen.
Das Cover im Landhausstil passt zu der bäuerlichen Umgebung des Romans auch der Titel ist sehr passend und dabei kreativ. Insgesamt ein leises, jedoch eindringliches und dennoch kurzweiliges Buch.

Bewertung vom 14.07.2021
Evie und die Macht der Tiere
Haig, Matt

Evie und die Macht der Tiere


ausgezeichnet

Evi kann mit Tieren sprechen. Dieses Talent hat Tradition in der Familie, denn bereits ihre Mutter hatte diese Fähigkeit. Mit Evi und den vielen Tiercharakteren taucht man schnell in eine geradezu magische Welt ein. Doch da gibt es auch ein Gegenpol, denn Evis Vater lebt in einer ganz anderen Welt. Die Fähigkeiten der Tochter soll nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Und dann tritt auch noch der böse Mortimer auf den Plan, der ebenfalls mit Tieren sprechen kann. Entgegen Evi hat er jedoch nichts Gutes mit dieser Gabe im Sinn. Eine spannende Geschichte nimmt nun ihren Lauft…
Der Autor beweist mit diesem Buch, dass er nicht nur einfühlsame Erwachsenenromane schreiben kann, sondern auch Kinderbücher. Der Roman ist leicht geschrieben und dennoch spannend. Eine reichhaltige Fantasiewelt eröffnet sich schnell.
Das Cover ist genauso kreativ und ansprechend wie der Inhalt des Romans und macht sofort neugierig auf den Inhalt. Auch die Illustrationen im Innenteil sind liebevoll gestaltet und helfen Leseanfängern noch besser in die Geschichte einzutauchen.
Insgesamt ein wunderbares Buch, dass den kleinen Lesern den Wert anderer Geschöpfe und Mitmenschlichkeit vermittelt und dabei auf keiner Seite langweilig wird.

Bewertung vom 29.06.2021
Weltraum / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.4
Kessel, Carola von

Weltraum / Wieso? Weshalb? Warum? - Erstleser Bd.4


ausgezeichnet

Wenn man auf das Cover blickt weiß man sofort um was der Inhalt handelt, wie das bei einem Sachbuch für Kinder auch sein sollte. Man sieht eine bunte Zusammenstellung von Bildern des Themas Weltraum.
Der Inhalt des Buches teilt sich in vier Themen auf die den Weltraum, im speziellen unser Sonnensystem sowie die Weltraumforschung und -technik erklären. Alles wird auf kindgerechte Weise durch kurze und einfache Sätze. Unterschiedliche Schriftarten und -farben strukturieren den Text gut. Viele Illustrationen und Fotos veranschaulichen die Thematik. Zur Auflockerung und Überprüfung des Gelesenen sorgen kleine Rätsel die sich am Ende jedes Kapitels befinden.
Insgesamt ist das Thema gut und interessant für die Zielgruppe der Erstleser aufbereitet. Eine super Erweiterung der bekannten "was ist was"-Bücher für eine etwas jüngere Altersgruppe.
Auch die anderen Bücher der Reihe sind im gleichen Stil und haben das Interesse von unseren Kindern sofort geweckt.

Bewertung vom 29.06.2021
Im Reich der Schuhe
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


sehr gut

Was mir an diesem Werk sofort auffiel ist das schöne Cover mit der exotischen Abbildung des Affen der mit Schmuck und in bunt schillernden Farben sofort ins Auge sticht. Man fühlt sich sofort in eine andere Welt versetzt und das passt auch perfekt zum Inhalt des Buches in dem der Leser ins ferne China versetzt wird.
In diesem Roman geht es zwar um Schuhe – der Vater hat eine Schuhfabrik die der Sohn übernehmen soll – doch auch weit darüber hinaus. Eigentlich bildet der Autor die chinesische Gesellschaft ab. Mal in mehr oder weniger sarkastischen Ton. Dabei wird vor allem die Gesellschaftshirachie und die damit verbundenen Ungerechtigkeiten thematisiert. Auch seine Zugehörigkeit zum Judentum und das Verhältnis von Vater und Sohn spielt eine größere Rolle. Dabei tauchen immer wieder Schuhe als Metapher in ganz unterschiedlichen Formen auf, was der Handlung einen roten Faden gibt und mir gut gefallen hat.
Das Thema des Romans ist so exotisch wie interessant. Jedoch hat der Autor eine distanzierende Schreibweise, so dass mir sämtliche Personen nicht nahekommen konnten. Beim Lesen wirkte es immer wie ein ferner beschreibender Blick von außen auf die Handelnden ohne dass ich mich wirklich mit ihnen identifizieren oder mich in diese hineinversetzen konnte, was das Weiterlesen an öfters mal etwas schwierig machte. Schade, ich finde das Buch hätte Potenzial noch etwas mehr aus der Geschichte zu machen.

Bewertung vom 29.06.2021
Sturmvögel
Golz, Manuela

Sturmvögel


weniger gut

Emmy hat mit Sicherheit ein spannendes Leben vorzuweisen. Der Roman mag für lange kalte Abende auch recht kurzweilig sein. Tiefgang darf man dabei allerdings nicht erwarten. Eher handelt es sich um eine seichte Familienerzählung. Also ein typischer sogenannter Frauenroman. Während die Sprünge in die Vergangenheit Emmys noch einigermaßen Informationsgehalt einer uns heute nicht mehr ganz so vertrauten Realität besitzen, bestehen die Gegenwartserzählungen größtenteils aus Nonsens. Lediglich der ominöse Aktenordner sorgt hier für etwas Aufsehen. Emmys Vergangenheit ist zudem von allerlei klischeehaften Verhaltensweisen geprägt. Mich konnte das Buch insgesamt nicht überzeugen. Nach der Inhaltsbeschreibung hätte ich mir etwas anderes vorgestellt. Lediglich ein gewisses Sprachgefühl kann man der Autorin zugestehen. Und auch das Cover ist gut gelungen.

Bewertung vom 29.06.2021
Wenn Haie leuchten
Schnetzer, Julia

Wenn Haie leuchten


gut

Das Sachbuch sieht mit seinem Cover mit den beiden Haien sehr schön aus. Auch inhaltlich kann man so einiges Wissenswertes über das Leben im Meer lernen. Dabei kombiniert die Autorin eine sehr saloppe Sprache mit wissenschaftlich fundierten Erkenntnissen, was auch das Lesen für nicht Meeresbiologen leicht verständlich macht und nicht sofort ermüdet.
Was mich an dem Buch gestört hat, ist die für mich scheinbar etwas willkürliche Zusammenstellung des Inhaltes. Hier springt die Autorin z. B. von dem Thema der fluoreszierenden Meerestieren zu der Vermüllung der Meere über die Sinnestäuschungen und -wahrnehmungen von Fischen zu Vieren im Meer. Ein logischer Zusammenhang zwischen diesen Bereichen erschließt sich mir nicht. Fazit: Das Buch vermittelt auf anschauliche und umgangssprachliche Weise komplexe Abläufe im Meer. Es fehlt jedoch der rote Faden im Gesamtzusammenhang.

Bewertung vom 07.04.2021
Gefangen und frei
Sheff, David

Gefangen und frei


sehr gut

Das Buch handelt von Jarvis Masters, einem nicht harmlosen Verbrecher aber dennoch nicht gerechtfertigt zu Tode verurteilt. Über Jahrzehnte verbringt er sein Leben in Haft und findet dort unter den widrigsten Bedingungen schließlich Erlösung im Buddhismus.
Gleich zu Beginn des Romans beginnt die Berichterstattung wie Masters zum Buddhismus gelangte. In vier Kapiteln werden die einzelnen „Edlen Wahrheiten“ über das Leiden vorgestellt. Wir lernen als Leser diese Wahrheiten kennen indem wir mit Masters den Fortgang seiner seelischen Entwicklung durch die Auseinandersetzung mit sich selbst und mithilfe von Meditationen erleben. Zwischendurch erfahren wir immer wieder etwas über die schwierige Kindheit Masters sowie über seine Erlebnisse in Haft.
Jarvis Masters ist ein außergewöhnlicher Mensch und seine Geschichte und Werdegang äußerst beeindruckend. Doch das Buch selbst habe ich als sehr sachlich empfunden. Ich hatte mir unter diesem Roman eine tiefgreifende Biographie vorgestellt, hatte jedoch eher den Eindruck einen Ratgeber zu lesen, was den Roman leider trotz seiner ergreifenden Ereignisse etwas trocken wirken lässt.

Bewertung vom 07.04.2021
Sprich mit mir
Boyle, T. C.

Sprich mit mir


ausgezeichnet

Sam ist ein Affe – nein ein Schimpanse würden Aimee die „Babysitterin“ Sams und Guy, Professor für Spracherwerb sagen. Er selbst weiß das allerdings nicht. Denn er wurde seiner Mutter kurz nach der Geburt entrissen und wie ein Mensch aufgezogen. Mit Gebärden erlernte er die menschliche Sprache und kann sich damit beachtlich gut verständigen. Doch immer wieder bricht das wilde Tier aus ihm heraus, dann zerlegt er zum Beispiel Einrichtungsgegenstände.
Ob Tier oder Mensch darum geht es in diesem Roman. Hat der Mensch in Bezug auf das Erlernen einer komplexen Sprach ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der Lebewesen auf unseren Planeten oder sind auch andere Spezies hierzu in der Lage. Steht der Mensch als intelligentes Wesen über allen anderen Lebensformen? Lässt sich daraus der Anspruch ableiten Tiere nach Lust und Laune zu benutzen, ihnen Schmerz und Leid zuzufügen?
Als Aimee den Schimpansen Sam mit seinem Halter Guy im Fernsehen sieht erkennt sie ihre Bestimmung. Sie will bei dem Professor arbeiten und sich fortan um dieses einzigartige Wesen kümmern. Diesen Plan setzt sie in die Tat um. Sie baut zu Sam eine einzigartige Beziehung auf und liebt in durch und durch wie ein Kind. Guy ist Sprachforscher und Sam sein Forschungsobjekt. Sein Leitspruch lautet: „Verliebe dich nie in dein Forschungsobjekt“. So ganz gelingt im das nicht. Aber im Vordergrund seines Handeln steht, trotz der unbestreitbaren Sympatie zu Sam, seine berufliche Karriere und seine Selbstdarstellung. Dann gibt es noch den Besitzer von Sam, Professor Moncrief, der Sam nur an Guy ausgeliehen hat. Er sieht den Schimpansen so wie alle seine anderen 40 Schimpansen als reine Forschungsobjekte die er auch schon mal an die pharmazeutische Forschung weiterverkauft wo sie u.a. mit Aids infiziert werden. Zwischen diesen Polen bewegt sich die Handlung. Selbstlose Liebe, Profitgier, missverstandene Tierliebe und Selbstprofilierung stehen sich unversöhnlich gegenüber. Aber auch Sam kommt zur Sprache, seine Sicht der Dinge unterscheidet sich von denen aller menschlichen Protagonisten ist aber nicht weniger interessant.
Ein aufwühlender, trauriger Roman, der wütend macht und nach der Legitimierung der Selbstherrlichkeit der Menschen und all ihrer damit beanspruchten Vorrechte fragt.