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Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 08.07.2015
Kölner Wahn
Keller, Stefan

Kölner Wahn


ausgezeichnet

In seinem nunmehr fünften Fall hat der Privatdetektiv Marius Sandmann es mit der Obdachlosen-Szene zu tun. Er beobachtet, dass ein Obdachloser in seinem Hof übernachtet, mitten im Winter. Weil ihm der Mann leid tut, bietet er ihm an, im Keller des Miethauses zu schlafen, in dem Sandmann wohnt. Als ein Feuer ausbricht, stirbt der Mann in den Flammen. Die Polizei legt den Fall schnell zu den Akten, hält den Tod für einen tragischen Unfall. Doch Marius glaubt nicht daran. Er denkt, dass der Obdachlose ermordet wurde und begibt sich auf dessen Spuren.

Interessant an dem Toten ist, dass er gemalt hat. Marius entdeckt im Hof wirre Zeichnungen, auf denen er selbst abgebildet ist. Der Mann trug immer eine Rolle mit sich, die nach dessen Tod verschwunden ist. Die Nachforschungen des Privatdetektivs stellen sich als äußerst schwierig heraus. In der Szene stößt er auf eine Mauer des Schweigens. Bis er einer Frau begegnet, die den Toten kannte. Nebenher ermittelt Marius in einem Fall von Kunstraub und auch seine Exfreundin, die Journalistin Verena Talbot, spielt in diesem Fall wieder eine Rolle. Die Polizistin Paula Wagner ist einem Verbrechen auf der Spur, an dem Marius beteiligt war.

Sandmann wird in diesem Fall viel abverlangt. Der durchtrainierte Asket stößt das ein oder andere Mal an seine physischen Grenzen. Obwohl dieser Krimi sehr actionreich ist, gibt es auch leise Momente, die mich nachdenklich gemacht haben. Wie alle Bücher von Stefan Keller ist dieses auch wieder sehr gut durchdacht und erfordert die Aufmerksamkeit des Lesers. Viele überraschende Wendungen machen die Geschichte spannend. Der Autor legt verschiedene Fährten, sodass ich einige Male mit meinen Vermutungen falsch lag. Die Auflösung des Falls war überraschend, aber schlüssig. Am Ende des Romans gibt es eine Wendung, die ich überhaupt nicht erwartet hatte. Ich bin sehr gespannt, ob und wie es weitergehen wird mit dem Kölner Privatdetektiv, der mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen ist.

Dieser fünfte Fall ist sehr eng mit dem vierten verknüpft. Ich denke, man kann der Geschichte dank der zahlreichen Rückblenden trotzdem folgen, empfehle aber trotzdem, zumindest den Vorgänger „Kölner Grätsche“ zu lesen. Am besten liest man natürlich alle Fälle der Marius-Sandmann-Reihe, denn sie sind alle spannend und außergewöhnlich.

Fazit:
Spannender Fall im Obdachlosenmilieu, der eine tragische Familiengeschichte als Hintergrund hat.

Bewertung vom 02.07.2015
Wer mordet schon im Hochsauerland?
Kruse, Margit

Wer mordet schon im Hochsauerland?


ausgezeichnet

Mit diesem Buch hat der Gmeiner Verlag mich gleich doppelt glücklich gemacht. Ich liebe die Bücher von Margit Kruse, deren Geschichten sonst im Ruhrgebiet angesiedelt sind, und mag die originelle Reihe „Wer mordet schon ...“, die gekonnt Kurzkrimis mit Freizeittipps kombiniert. Ich musste also nicht lange überlegen, als dieses Werk auf den Markt kam. Und wie nicht anders erwartet, hat die Autorin mich wieder voll und ganz begeistern können mit ihren humorvollen und spannenden Geschichten.

Dieses Mal entführt Margit Kruse ihre Leser ins Hochsauerland, ein beliebtes Ausflugsziel nicht nur für Menschen aus dem Ruhrgebiet. In elf kurzweiligen Krimis stellt sie insgesamt 125 Freizeittipps vor. Natürlich sind unter den Figuren auch wieder einige der herzlichen Bewohner aus dem Ruhrgebiet, die mich wieder des Öfteren zum Schmunzeln brachten. Die Geschichten sind spannend und unterhaltsam, zum Teil sogar recht skurril, z. B. wenn das Mordinstrument eine Socke aus dem Hause Falke ist. Oder aber wenn das Opfer im Grillfeuer auf tragische Art und Weise das Zeitliche segnet.

Obwohl ich als Niederrheinerin gar nicht weit vom Sauerland entfernt lebe, ist mir diese Region bisher relativ unbekannt. Diese Kurzgeschichtensammlung hat mir allerdings Lust gemacht, demnächst mal den einen oder anderen Ort, der hier beschrieben wird, zu besuchen. Man muss ja bekanntlich nicht immer in die Ferne schweifen, wenn man Gutes auch ganz in der Nähe haben kann. Ich kann das Buch aber auch jedem empfehlen, der die Region schon zu kennen meint. Man entdeckt mit Sicherheit noch den einen oder anderen Geheimtipp.

Fazit:
Spannende und witzige Unterhaltung mit wertvollen Freizeittipps für alle, deren Herz noch nicht für das Sauerland schlägt und für jene, die Neues in ihrer Lieblingsregion entdecken wollen.

Bewertung vom 25.04.2015
Das Lied der Sturmvögel
Levin, Anna

Das Lied der Sturmvögel


ausgezeichnet

Bereits mit „Das Korallenhaus“ konnte Anna Levin mich restlos begeistern. Sie hat das wunderbare Talent, Landschaften und Figuren so liebevoll und detailliert zu beschreiben, dass ich mich sofort an den Ort des Geschehens wünsche. Alles entsteht vor meinem inneren Auge, als wäre ich ein Teil ihrer spannenden Geschichten.

Lisa ist Journalisten aus Leidenschaft, lebt in Berlin mit ihrer besten Freundin Elda in einer Wohngemeinschaft und ist mit ihrem Leben im Großen und Ganzen zufrieden. Bis zu dem Tag, als Elda bei einem Unfall ums Leben kommt und auch beruflich einiges schief läuft. Nach einem Zusammenbruch beschließt sie, der Welt der Klatschpresse vorerst den Rücken zu kehren und bricht zu einem längeren Urlaub auf der Blumeninsel Madeira auf. Dort begegnet sie dem alten Korbflechter Hermigo, der zudem, obwohl er blind ist, Bilder malt. Filipe, ein Freund Hermigos und Ranger des örtlichen Naturparks, nimmt sie mit in die herrliche Landschaft Madeiras und zeigt ihr die vom Aussterben bedrohten Sturmvögel.

Besonders Hermigos Geschichte hat mich sehr berührt. Er ist mit der erblichen Augenkrankheit Amaurose, die schon in jungen Jahren zur Blindheit führt, zur Welt gekommen. Dank seines fotografischen Gedächtnisses ist er dazu in der Lage, herrliche Naturbilder zu malen. Er verbirgt eine dunkle Seite seines Lebens, die ihm nach wir vor zu schaffen macht. Lisa, die schon ihres Berufes wegen sehr neugierig ist, möchte hinter sein Geheimnis kommen.

Aber auch die Natur und hier vor allem die Sturmvögel faszinieren Lisa. Mit ihren Beschreibungen konnte mich die Autorin neugierig machen, sodass ich tatsächlich plane, einen Urlaub auf Madeira zu verbringen. Obwohl die Lektüre dieses Romans für mich schon ein Urlaub für die Seele war, möchte ich die Insel nun mit eigenen Augen sehen.

Fazit:
Eine mitreißende und berührende Geschichte vor der atemberaubenden Kulisse Madeiras.

Bewertung vom 23.03.2015
Im Dienst der Gräfin
Vanek,Tereza

Im Dienst der Gräfin


ausgezeichnet

Tereza Vanek sucht sich für ihre Romane immer außergewöhnliche Frauenfiguren aus, deren Leben und Wirken noch nicht in unzähligen Werken beschrieben wurden. In „Im Dienst der Gräfin“ bringt sie Elisabeth Báthory, die sogenannte Blutgräfin, dem Leser näher. Geschickt verwebt sie Fakten um die einst mächtige Ungarin mit einer fiktiven Geschichte um eine junge Deutsche, die zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Gewandschneiderin im Dienst der Gräfin steht.

Die Waise Emilia ist gerade 17 Jahre alt, als sie von ihrer Tante und ihrem Onkel dem fahrenden Händler Kurt als Hilfe mitgegeben wird. Dieser behandelt sie mehr oder weniger gut, aber Emilia träumt von einem Leben als Gewandschneiderin, denn auch ihr Vater, der durch eine Seuche ums Leben kam, hat diesen Beruf bereits ausgeübt. Auf einem Markt in Wien lernt sie die Sängerin Ilona Hertz kennen, die sie am Hof der Gräfin Báthory einführt. Diese ist begeistert von Emilias Fertigkeiten und beauftragt sie, das Brautkleid ihrer Tochter sowie die Gewänder der Brautjungfern zu schneidern. Dazu begleitet Emilia ihre neue Herrin nach Ungarn.

Sehr schnell wird ihr bewusst, dass im Haus der Gräfin raue Sitten herrschen. Die Dienstmägde werden brutal bestraft, wenn sie auch nur kleine Fehler begehen. Einige junge Frauen kommen dabei sogar zu Tode. Der Leser bekommt Einblick in die Verhältnisse der damaligen Zeit, insbesondere in die Rolle der Frauen, die praktisch keine Rechte hatten. Selbst die reiche und mächtige Gräfin ist als Frau den Intrigen der männlichen Herrscher ausgeliefert.

Die Geschichte der Blutgräfin war mir bisher unbekannt. Am Ende des Buches erklärt die Autorin die Fakten, soweit sie bekannt sind. Ein ausführliches Personenregister, in dem vermerkt ist, welche Charaktere tatsächliche gelebt haben, rundet das Buch ab.

Emilias Geschichte hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Einzig eine Vielzahl von Rechtschreib- und Grammatikfehlern haben meinen Lesefluss empfindlich gestört. Hier sollte der Verlag sorgfältiger arbeiten.

Fazit:
Die Geschichte einer außergewöhnlichen Frau wird in diesem Roman spannend und authentisch erzählt.

Bewertung vom 01.03.2015
Menschenfischer / Zoe Lenz Bd.2
Henke, Helene

Menschenfischer / Zoe Lenz Bd.2


ausgezeichnet

Als großer Fan der Autorin habe ich jedes ihrer Bücher gelesen und die Fortsetzung der Reihe um Deutschlands jüngste Bestatterin Zoe Lenz bereits sehnsüchtig erwartet. Auch mit ihrem neuesten Werk konnte Helene Henke mich wieder fesseln und begeistern.

Als im Wald zwei verweste Kinderleichen gefunden werden, bekommt Zoe die Chance, bei der Obduktion und der Rekonstruktion der Gesichter mitzuhelfen. Schnell wird klar, dass die Mädchen vor ihrem Tod misshandelt wurden. Zoe beginnt, Nachforschungen anzustellen. Ihre Praktikantin Alina reagiert merkwürdig und verschwindet eines Tages spurlos. Aus Sorge um die junge Frau begibt sich Zoe auf die Suche nach ihr und sich selbst damit in große Gefahr.

Dieser zweite Teil der Reihe ist stark mit dem ersten Band verknüpft. Zoe lebt mittlerweile allein, ihre Mutter ist in einer Psychiatrie untergebracht. Mit dem Mainzer Kommissar Leon führt sie eine Fernbeziehung. Die Leichenfunde weisen auf eine Sekte hin, die sich vor vielen Jahren in den Wäldern des Hunsrücks niedergelassen hatte. Zoes Begabung, Totenmasken herzustellen, wird wieder ausführlich beschrieben. Man merkt, dass die Autorin sich mit dem Thema beschäftigt hat.

Die Vorkommnisse rund um die Sekte sowie die Beschreibung der Kinderleichen sind nicht zu detailliert dargestellt. Zoes Handeln war für mich nicht immer nachvollziehbar, hat den Roman jedoch sehr spannend gemacht. Die Figur Alina hat mir in diesem Buch besonders gefallen. Sie ist ein starker Charakter, deren Leben mich sehr bewegt hat.

Durch geschickt eingesetzte Rückblenden ist die Lektüre des ersten Bandes nicht zwingend notwendig, um diesen zweiten Teil zu verstehen. Ich empfehle trotzdem, auch „Totenmaske“ zu lesen, denn es ist ein spannendes Buch. Die Reihenfolge sollte man allerdings unbedingt einhalten.

Ich würde mich sehr über eine Fortsetzung dieser Reihe freuen. Zoe ist mir mittlerweile ans Herz gewachsen und ich wüsste zu gerne, wie es mit ihr weitergeht.

Fazit:
Spannende Unterhaltung mit einer überaus interessanten Protagonisten.

Bewertung vom 22.02.2015
Kölner Grätsche
Keller, Stefan

Kölner Grätsche


sehr gut

Passend zur Fußball-WM, die 2014 in Brasilien stattfand, brachte Gmeiner diesen nunmehr vierten Fall für Marius Sandmann auf den Markt. Schon die ersten drei Fälle haben mir sehr gut gefallen, sodass ich selbstverständlich auch diesen Band der Reihe lesen wollte. Wer mit dem Thema Fußball nichts anfangen kann, kann trotzdem getrost zu diesem Krimi greifen, denn es geht nicht nur um dieses Thema, sondern auch um Kunstraub und Entführung.

Während Marius Sandmann versucht, sich durch das Auffinden von Raubkunst ein Einkommen zu sichern, wird er von Rui Barque, einem ehemaligen Spieler des 1. FC Köln, kontaktiert. Dessen Freundin wurde entführt. Da die Täter ihm gedroht haben, auf keinen Fall die Polizei einzuschalten, wenn er seine Freundin lebend wiedersehen will, wendet er sich an den Privatdetektiv. Marius will den Fall eigentlich nicht annehmen, da er sich der Sache nicht gewachsen fühlt. Aber aus Mitleid mit Rui geht er doch auf die Suche nach der Entführten. Es dauert nicht lange, bis er in ein wahres Wespennest aus Korruption, Drogenhandel und Kunstraub stößt.

In diesem Band muss Marius erkennen, dass er auch an seine Grenzen stoßen kann. Das macht ihn menschlich. Er ist nach wie vor ein Asket, der nicht raucht, keinen Alkohol trinkt und exzessiv seinen Körper trainiert. All das hilft ihm beim Zusammentreffen mit dem organisierten Verbrechen aber nicht. Die Verbrecher sind eine Nummer zu groß für ihn. Sein Mandant Rui Barque ist auch nicht gerade hilfreich. Er verbirgt einiges vor Marius, wirft ihm damit immer wieder Knüppel zwischen die Beine.

Der Wettlauf gegen die Zeit gestaltet sich durchaus spannend. Jedoch muss man aufmerksam bleiben, denn Stefan Keller vereint in diesem Fall diverse Verbrechen und Organisationen. Der große Zusammenhang wird erst am Ende aufgedeckt.

Als Quereinsteiger in diese Serie dürfte man keine Probleme haben, da der Autor immer wieder kurze Erklärungen zu den Figuren einfließen lässt. Ich empfehle trotzdem, diese spannende Reihe von Anfang an zu lesen. Mir hat bisher jeder Teil gut gefallen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung der Reihe.

Fazit:
Sandmanns vierter Fall ist wieder spannend, erfordert aber konzentriertes Lesen.

Bewertung vom 15.01.2015
Provenzalische Verwicklungen / Pierre Durand Bd.1
Bonnet, Sophie

Provenzalische Verwicklungen / Pierre Durand Bd.1


sehr gut

Sophie Bonnet ist das Pseudonym einer Autorin, die mir bereits mit anderen Werken bekannt war. Diese haben mir sehr gut gefallen. Deshalb wollte ich natürlich wissen, wie sie sich im Genre Kriminalroman macht. Schon das Cover des Buches lädt zum Träumen ein: Es zeigt Häuser in warmen Brauntönen unter einem bewölkten Himmel.

Pierre Durand war einst Kommissar in Paris, bevor er sich mehr oder weniger freiwillig in das beschauliche Sainte-Valérie in der Provence versetzen ließ. Hier passiert nicht viel, seine Arbeit ist eher müßig und er genießt das Leben. Bis eines Tages der Dorfcasanova ermordet wird. Er wird tot in einem Weintank eines noblen Hotels gefunden. An dem Gefäß ist ein Rezept für Coq au vin angebracht aus dem Kochkurs, der im Hotel stattfindet. Obwohl die Ermittlungen nicht in seinen Aufgabenbereich als Dorfpolizist fallen, kann Pierre sich nicht beherrschen und mischt sich ungefragt ein. Schon bald passiert ein weiterer Mord.

Man merkt der deutschen Autorin an, dass sie die Provence und die französische Küche liebt. Die Beschreibungen der Landschaft, der Menschen und des Essens sind sehr bildhaft und haben mich sofort auf diese Region Frankreichs neugierig gemacht. Der Protagonist Pierre war mir auf Anhieb sympathisch. Er ist etwas chaotisch, aber trotzdem liebenswert. Am Anfang der Geschichte geht seine Beziehung zur Sekretärin Celestine in die Brüche. Als er ihr zuliebe einen Kochkurs macht, lernt er die charmante Köchin Charlotte kennen. Schon bald ist er zwischen beiden Frauen hin- und hergerissen. Sehr gut hat mir auch Pierres Assistent Luc gefallen. Mit seiner trotteligen Art hat er mich oft zum Schmunzeln gebracht. Der Kriminalfall ist spannend erzählt. Lange habe ich im Dunkeln getappt, wer der Mörder sein könnte, der sich Kochrezepte als Vorlage nimmt.

Dies ist der Auftakt einer neuen Reihe, die ich auf jeden Fall weiterlesen werde. Das Ende des ersten Teils hat mich jedenfalls zufrieden zurückgelassen. Nun warte ich mit Spannung auf die Fortsetzung, die „Provenzalische Geheimnisse“ heißt und im Mai 2015 erscheinen wird.

Fazit:
Gelungener Auftakt zu einer neuen Reihe, die in der Provence spielt.