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Insgesamt 1270 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2018
Im Spinnennetz der Geheimdienste
Baab, Patrik;Harkavy, Robert E.

Im Spinnennetz der Geheimdienste


ausgezeichnet

Wie ein Krimi - allerdings Realität

Zugegebenermaßen hat mich der Titel "Im Spinnennetz der Geheimdienste" in Kombination mit dem Namen von Uwe Barschel gereizt.

Und was nach der Lektüre der hervorragend recherchierten und im Anhang in Form von einigen Kopien von Berichten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, des VPKA (Volkspolizeikreisamtes) Eisenach oder auch von Behörden der ehemaligen CSSR nachprüfbar belegten an bisher unbekannten Kenntnissen zusammenkommt, ist verblüffend. Besser erschreckend.

Trotz aller öffentlichen Bekundungen zum angeblichen Eintritt für den Frieden, für die Abschaffung der Apartheidpolitik in Süd-Afrika - hinter den Kulissen wird getrickst, gefälscht, werden milliardenschwere, nach offizieller Lesart eigentlich illegale Waffengeschäfte durchgeführt... Wer zu viel weiss, den Geheimdiensten in die Quere kommt und für diese die Gefahr besteht, dass dieses Wissen öffentlich bekannt wird, wird rechtzeitig daran gehindert. Mit allen Mitteln...

Die prominentesten Namen der westlichen Politik aus der Zeit der drei untersuchten "Todesfälle" tauchen immer wieder auf.
Der Name George H. Walker Bush erscheint auf mehr als 35 Seiten. Der Name Gerhard Stoltenberg bringt es auf sechs Fundstellen. Und "Franz Josef Strauß" übertrumpft "Margret Thatcher" (zweifaches Erscheinen) mit seiner Nennung an zehn verschiedenen Stellen doch deutlich...

Eine Warnung vor falschen Erwartungen: das Buch ist nicht einfach zu lesen. Schon bedingt durch die zahlreichen inhaltlichen Zusammenhänge, die es zum Verständnis der Ereignisse im Kopfe zu behalten gilt. Auch durch die Unmenge der zu verwendenden Abkürzungen für die verschiedenen Abteilungen der involvierten Geheimdienste, wer wen aus welchem Grund um einen 'Gefallen' bat und so weiter.

Wer den Aufwand nicht scheut, wird keine endgültigen Antworten auf die Fragen "Warum wurden Olof Palme, Uwe Barschel und William Colby ermordet?" bekommen.
Er wird mit dem Gedanken "Das kann doch nicht wahr sein!!!" kopfschüttelnd dem auf der Rückseite des Schutzumschlages zu lesenden Satz zustimmen: "Ein spannender Spionage-Thriller, der leider finstere Realität ist."

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.03.2018
Gault&Millau RestaurantGuide Deutschland 2018
Gault, Henri;Millau, Christian

Gault&Millau RestaurantGuide Deutschland 2018


ausgezeichnet

DER gelbe Restaurantguide

"DER " in Großbuchstaben, weil der Restaurantführer aktuell, ehrlich, von der Texten und Beschreibungen her nebenbei auch nett zu lesen und ausführlich ist!

Sich jetzt wie in einem Roman von Seite zu Seite, von Ortschaft zu Ortschaft, von Restaurant zu Restaurant durch zu lesen, ist wahrscheinlich weniger amüsant. Man wird wohl eher auf die Suche nach den guten, sehr guten und hervorragenden Restaurants in einer bestimmten Stadt gehen. Und von Aachen bis Bad Zwischenahn ist alles und jeder vertreten, wer in Deutschland besonderen Gaumengenuss verspricht.

Vor diesem Hauptteil des Restaurantguides wird der beste Koch, Hotelier, Sommelier und so weiter in Deutschland vorgestellt. Ebenso kurzweilig zu lesen. Ein 27 Seiten umfassender Ausflug in die nicht gerade unmittelbare Nachbarschaft Deutschlands, nämlich nach Thailand mitsamt der dortigen Küche, des verflucht leckeren Street-Food, und auch der Top-Ten Thai-Restaurants in Deutschland unterbricht die alphabetisch nach dem Stadtnamen sortierte Aufstellung der Restaurants.

Ebenso lesenswert ist der letzte Teil des Guide, in dem es um Lokale in Südtirol geht. Einschliesslich der empfehlenswerten Buschenschänken, Höfen und Berghütten.

Die vier doppelseitigen Übersichtskarten am Ende des Buches mit den dort deutlich gekennzeichneten im Textteil zu findenden Einträgen machen die Entscheidung pro und Contra einem Umweg des herausragenden Essens wegen leicht.

Bedauerlicherweise hatte ich noch keine Gelegenheit, alle aufgeführten Restaurants zu besuchen, zu geniessen. Aber die Angaben zu denen, die ich kenne, stimmen schlichtweg.

Bewertung vom 09.03.2018
Tausend Teufel / Max Heller Bd.2
Goldammer, Frank

Tausend Teufel / Max Heller Bd.2


sehr gut

Düsteres Stimmungsbild

Die vorherrschende Stimmung, die der völlig humorlose Krimi erweckt, verbreitet ist verständlicherweise wahrhaft düster. Kein Wunder, der Autor lässt mit sehr bildhafter Sprache die Handlung innerhalb sechs Tagen im Februar 1947 im ziemlich genau zwei Jahre durch englische und amerikanische Bomber in Schutt und Asche gelegte Dresden spielen. Auch wenn man das Glück hat, weder das Dritte Reich mit der permanenten Indoktrination, die Gräuel des Zweiten Weltkrieges und gar die Bombennächte von Dresden, Hamburg, Köln, Frankfurt, Berlin oder oder oder nicht miterlebt haben zu müssen, Frank Goldammer gelingt es, eine Vorstellung der Nachkriegs- und auch der Kriegszeit wach zu rufen.

Sowjetische Besatzungstruppen, deutsche Kriminalbeamte, Schwarzhändler, elternlose Kinder und Jugendliche, die den Zweiten Weltkrieg überlebt haben, unverbesserliche Alt-Nazis, die sich unter Verleugnung bis hin zur Selbstverleugnung das 'Deutsche Reich' zurück sehnen. Heranwachsende Mädchen, die sich für etwas Essbares in zerbombten Häusern prostituieren, sowjetische Offiziere, die teils mit, teils gegen die Kriminalbeamten der vor kurzem gegründeten Volkspolizei agieren. Eisige Kälte, Not, Elend, Krankheit, Mangel an Allem.

Zu einem Teil handelt es sich durchaus um einen Krimi. Zum meines Erachtens grösseren Teil ist es eine vermutlich der damaligen Realität sehr nahe kommende Schilderung des Lebens, des Alltags in zerstörten Dresden. Kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, zwei Jahre nach den beiden 'Bombennächten'. Wobei sich die Frage stellt, worauf sich der Titel bezieht. Auf die sowjetischen Besatzungstruppen? Oder auf die Nazi-Grössen, die sich schon wieder in führenden Positionen etabliert haben…

Bewertung vom 08.03.2018
Infografik
Heber, Raimar

Infografik


ausgezeichnet

Wie werden Informationen zielgerichtet übermittelt?

So liesse sich die Zielsetzung dieses hervorragenden Buches zusammenfassen. Wobei alle vier Begriffe die identische Gewichtung haben.

Es geht um die Frage, welche Informationen besser in Bildern denn in Worten 'verkauft' werden. Welche Art von Bild für welchen Zweck geeignet ist. Wie dieses Bild, diese Grafik dem Einsatzzweck entsprechend und gegebenenfalls in Absprache und Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber entwickelt wird.

Wie kann die Aussage der Grafik eindeutig, eben unmissverständlich an die Frau, den Mann gebracht werden? Welche Fehler werden dabei wegen Unkenntnis grafischer Grundlagen gerne gemacht? Weswegen kann die grafische Darstellung total am Ziel vorbeigehen, die Tatsachen eventuell komplett verfälschen?

Wie werden die grafisch aufbereiteten am besten übermittelt? Schwarz/weiß oder farbig, in Skizzenform oder mit Fotos, woraus gilt es beim Aufbau eines Diagrammes zu achten. welche Daten sind für ein Diagramm relevant?
Welche Kartenprojektionen existieren, welche ist wofür geeignet? Wie wird ein Flussdiagramm, eine Ablaufgrafik aufgebaut? Welche Farbgebungen sind für welche Aussage geeignet?

Diese Fragestellungen und jede Menge weitere beantwortet der Autor mit Hilfe von Beispielgrafiken aus allen möglichen Bereichen. Industrie, Anatomie, Geschichte, Wirtschaft, Technik, Alltagsleben, Organigramme, Histograme und so weiter. In einer logischen, aufeinander aufbauenden Abfolge.

Alle diese Fragen beantwortet Raimar Heber mit leicht nachvollziehbarem Schreibstil. Mit einer Unmenge an Grafiken, negative Beispiele und entsprechend überarbeitet ins Positive gewandelt.

Es ist keine Anleitung, wie mit Hilfe von Excel Diagramme erstellt werde! Natürlich geht der Autor auf solche Dinge wie optimale Platzierung der Legende und Skalierung in einem Diagramm ein. Aber nur in Hinblick auf die optimale Platzierung, nicht, wie die Legende dorthin kommt oder wie die Skalierung angepasst wird.
Es ist auch keine PowerPoint-Anleitung im Sinne "Wie animiere ich dieses oder jenes auf welche Art am besten?". Im Eher im Gegenteil. Zitat von Seite 224: "Oberste Regel: Animationen müssen eine Funktion übernehmen, also eine Information transportieren. Rein dekorative Animationen verwirren und sind daher tabu!". Dem lässt sich nichts hinzufügen.

Wie oft (und gerne) wird doch die Aussage getroffen "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte". Hier erfährt der Leser, wie ein gutes Bild, eben eine gute Infografik auch mehrere tausend Worte ersetzen kann.

Bewertung vom 07.03.2018
Sylt Reiseführer
Thomsen, Dirk

Sylt Reiseführer


ausgezeichnet

Sylt bietet deutlich mehr als (nackte) Promis...

Davon kann sich jeder Leser des aktualisierten Sylt-Reiseführers von Dirk Thomsen überzeugen. Einmal voller Vorfreude in der Phase der Urlaubsplanung. Und dann natürlich vor Ort. In Begleitung der handlichen, stabil gebundenen 280 Seiten. Die mit vielen, wenn auch durch das Buchformat bedingt kleinen Farbfotos illustriert sind.

Der Autor erklärt, erzählt, erläutert in zahlreichen Michael Müller typischen gelb unterlegten Textkasten gar manche Hintergründe. Zum Hindenburgdamm und dessen Entstehung, zum Watt, zur (oder zum?) Sansibar. In der/dem auch nur mit Wasser gekocht wird...

Viele Hinweise zu Übernachtungsmöglichkeiten, zum Essen und Trinken, zu Sehenswürdigkeiten, zur 'Buhne 16' bei Kampen und auch deutliche Negativ-Kritik zu den Bausünden der 1970er Jahre runden das Alles ab.

Wer die Möglichkeit hat (ein Urlaub auf Sylt ist nicht gerade zum Spott-Preis zu haben), zwei oder gar drei Wochen auf Sylt zu verweilen und wem dann die 38km lange und maximal 13km breite nördlichste Insel Deutschlands zu klein wird, findet auch Vorschläge zu Ausflügen ins schöne Dänemark. Sei es Rømø ,die nächste Insel im Norden, sei es nach Tønder, nach Ribe. Wen es eher in südlicher gelegene Gefilde zieht: Föhr, Amrum und die Hallig Hooge haben auch ihren Teil abbekommen. Husum hat der Autor auch nicht vergessen,

Bewertung vom 05.03.2018
Baedeker Reiseführer Kroatische Adria
Wengert, Veronika

Baedeker Reiseführer Kroatische Adria


ausgezeichnet

Ein (fast) allen Ansprüchen genügender neuer BAEDEKER

In der neuen Aufmachung. Also von Format her identisch mit den bisherigen BAEDEKERS. Aber irgendwie handlicher, praktischer, noch informativer. Zumindest für diejenigen, die von einem Reiseführer viele Informationen über Geschichte, Landschaft, Natur, Sehenswürdigkeiten, Land und Leute erwarten. Und nicht eine mehr oder minder sinnlose Abfolge superhypergeheimer Tipps zu Bars, Kneipen, billigen Hotels, Campingplätzen etc.

Klar, auch im BAEDEKER gibt es mit dem Relaunch natürlich aktualisierte Hinweise auf Unterkünfte, Lokale, Cafés und Bars. Das hält sich aber in überschaubaren Grenzen. Im Vordergrund stehen die wissens- und lesenswerten Informationen über die Kroatische Adriaküste mit den vielen Inseln. Die Beschreibungen des Hinterlandes erstrecken sich bis etwa 60km Entfernung von der Küste: eine der sechs Tourenvorschläge geht von Šibenik bis nach Knin. Dass die Drehorte der schönen alten Winnetou-Filme, also die Plitzwitzer Seen ihren Platz gefunden haben, versteht sich von selbst. Ebenso wie die Tatsache, dass von den angeblich mehr als 1.000 Inseln, die vor der Kroatischen Küste liegen, die touristisch wichtigen beschrieben werden.

Sich auf und während der Reise zu orientieren fällt dank der beigelegten Strassenkarte (1:335.000) leicht. Wer eine Stadt zu Fuss kennen lernen will, dem helfen sicher die verschiedentlich abgedruckten Auszüge aus Stadtplänen. Auch die Infografiken usw. wurden in der Neuauflage nicht vergessen.

Wer sich einen Knoten in die Zunge winden will, findet die Anleitung dazu in dem Mini-Wörterbuch im Anhang. Davor stehen allgemeine Infos zu Klima, bester Reisezeit, zu Festen und Feiern, zum Gesundheitswesen und weitere allgemeine Infos.

Ob dem Zitat von George Bernhard Shaw "Wenn Du den Himmel auf Erden sehen willst, dann besuche Dubrovnik" beizupflichten ist, hängt davon ab, zu welchem Zeitpunkt Dubrovnik besucht wird. Es ist sicher nicht der Knüller den Zeitpunkt auszuwählen, wenn die zahlreichen Kreuzfahrtschiffe (besser gesagt, diese schwimmenden Entertainment-Parks) und 300 Reisebusse ihre -zigtausend Fahrgäste ausspuken. Und sich in Folge von jetzt auf nachher 8.000 Menschen und mehr durch die Gassen zwängen. Abhilfe schafft ein Besuch am Abend, wenn die Tagestouristen weg sind und die Entertainment-Parks abgelegt haben. Wohin die Schritte dann gelenkt werden sollten, steht auf den Seiten 56 bis 75.

Bewertung vom 02.03.2018
KOMPASS Stadtführer Graz

KOMPASS Stadtführer Graz


ausgezeichnet

Kurz, knapp, bündig...

Von einem 60-seitigen Stadtführer für knappe 7,00 € sollte und darf man natürlich nicht so viele Informationen erwarten, wie sie beispielsweise in einem BAEDEKER oder einem ebenfalls etwa dreimal so teuren Reise- oder Stadtführer aus dem Michael Müller Verlag zu finden sind. Es fehlen dementsprechend nicht nur die ausführlichen Informationen. Auch die Ansammlung von absoluten Supergeheimtipps ist eine Fehlanzeige. Um sich hinsichtlich der gerade aktuellen Öffnungszeiten von Museen etc., Eintrittspreise oder Ähnliches zu informieren, werden die Rufnummern der Institutionen angegeben. Die dazu gehörenden Internetadressen fehlen leider zum Grossteil. Aber wie heisst es doch auf neu-deutsch: "Google das mal..." Es lässt sich aber auch problemlos 'Bingen'...

Aber für diejenigen, die sich bei einer Kurzreise Graz, zeitweise immerhin Residenz der Habsburger, anschauen wollen, ist das Büchlein gut geeignet. Klein, passt also auch ins Handtäschchen. Gut gebunden, zerfleddert also nicht nach dreimaligem Umblättern. Kompakte Infos, die mit vielen Farbfotos illustriert sind. Ein kleiner Stadtplan mit eingezeichnetem Vorschlag für einen Rundgang ist im Inneren des aufklappbaren hinteren Buchdeckels zu finden.

Wie lautet doch gleich der Zweit-Titel? Richtig, "Stadtführer". Es ist demnach kein ausführlicher Reiseführer, es ist ein kompakter Stadtführer.

Bewertung vom 28.02.2018
Heimatherz
Förg, Nicola

Heimatherz


ausgezeichnet

Originell, spannend, humorvoll - und nebenbei auch noch informativ

Ich fange mal beim letzten Begriff 'lehrreich' an. Der vielleicht übertrieben ist, weil er manchen Buchinteressenten abschrecken könnte. Denn schliesslich will er einen Krimi lesen und kein Schulbuch.
Aber es ist schon faszinierend, was Nicola Förg alles an bisher unbekanntem Informationen und Fakten auch in diesen Krimi eingeflochten hat. Ich habe mir mal die kleine Mühe gemacht und das, was Nicola Förg an Infos über den Lech, den Forggensee, über die Staustufen des Lech (und damit den Ruin des frei fliessenden Gebirgsflusses), an Historie, an Begasung alter wurmstichiger Holzbalken, an Ortsbeschreibungen, an Legenden etc. etc.fast unmerklich eingearbeitet hat, nachzulesen. Wie bei der Autorin üblich stimmt restlos alles. Auch eine Faszination dieser Krimis: der Leser bekommt einen fundierten Eindruck der Landschaft, des dort ansässigen Menschenschlages, der Umweltsünden, die in der jeweiligen Region unter der Maxime des schnöden Mammons begangen wurden.

Wer lieber Knall-Bumm-Krach-Action-Krimis liest, greift mit Nicola Förgs Krimis zu den falschen Büchern. Wer aber von einem Krimi gute Unterhaltung erwartet, nebenbei auch noch nachprüfbare Fakten, Landschaftsbeschreibungen und Ähnliches erwartet, der liegt goldrichtig.

Eine Anmerkung noch zum Forggensee, zu Bayern allgemein, zur CSU und den CSU-Wählern, die mit dem Gedanken spielen, vielleicht noch weiter nach rechts in Richtung der AfD abzudriften: man gehe im Internet mal auf die Seite historisches-lexikon-bayern.de und dort zum Stichwort Flüchtlinge_und_Vertriebene... Und siehe da, man stellt fest, dass die Anzahl der Flüchtlinge, die nach dem 2. Weltkrieg anno 1950 in Bayern eine neue Heimat gefunden haben, so groß war wie München und Nürnberg zusammen heutzutage an Einwohnern zählen: rund 1,9 Millionen Menschen...
Unter der Annahme, dass alle diese Menschen in Bayern geblieben sind, bedeutet das, dass ein Sechstel aller Bayern entweder Flüchtlinge sind. Oder von Flüchtlingen abstammen...

Ich finde es einfach schön, angenehm, lesenswert, wenn ein Krimi nicht in die Abteilung Krach-Bumm abdriftet. Sondern nebenbei auch noch Fakten und Gedankenanstösse vermittelt. Und das bei bester, origineller, spannender, humorvoller Unterhaltung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2018
Unsere Steuern (eBook, ePUB)
Bach, Stefan

Unsere Steuern (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Teils amüsant, teils knochentrocken - aber immer informativ

Stefan Bach nimmt in diesem Buch das leidige Problem der Steuern sehr genau unter die Lupe. Er zeigt anhand vieler Zahlen, Prozentwerte etc. auf, wie hoch die Staats-, Länder- und Gemeindeeinnahmen aus den verschiedenen Steuern sind, wofür diese immensen Beträge aufgebracht, teilweise auch verschwendet werden. Wobei das Buch nicht als eine Art 'Schwarzbuch der Steuerverschwendung' missverstanden werden darf.

Der Autor zeigt aber auch die Vor- und Nachteile der diversen durchaus politisch eingefärbten Forderungen nach Steuerreformen auf. Das Alles von einem prinzipiell absolut neutralen Standpunkt. Den einzigen leichten, aber durchaus berechtigten Ausreisser bringt er auf Seite 232 unter, Zitat,: "Die Bürger verlangen viele Leistungen vom Staat, drücken sich aber gerne vor dessen Finanzierung. ... Gemessen daran kommt das Besteuerungsverfahren recht bürokratisch und leicht verstaubt rüber, eben klassische deutsche Hoheitsverwaltung. Das beginnt schon bei der Architektur: Das Bundesfinanzministerium residiert in einem idealtypischen Nazibau, dem Reichsluftfahrtministerium von Hermann Göring -
Herrschafts- und Einschüchterungsarchitektur pur."

Wer sich nicht von der in einigen Kapiteln aufgetürmten Zahlen, die sich zu merken wohl nur ein Steuerberater oder sonstiger Steuerfachmann in der Lage ist, nicht beirren und verwirren lässt, bekommt grundlegende Einsicht in die Komplexität des Steuerwesens. Er wird deswegen seine Steuern sicher nicht lieber zahlen. Aber nach der Lektüre wird der aufmerksame Leser weder irgendwelchen Stammtischparolen auf den Leim kriechen. Und da Stefan Bach auch auf die Reformvorschläge aus allen politischen Ecken einschliesslich der AfD eingeht, auch nicht irgendwelchen abstrusen Ideen. Egal ob von rechts, aus der neoliberalen gelben 'Mitte' oder aus der eher rot gefärbten linken Ecke.