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Juti
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Bewertungen

Insgesamt 783 Bewertungen
Bewertung vom 22.01.2025
Männer, die die Welt verbrennen
Stöcker, Christian

Männer, die die Welt verbrennen


sehr gut

Schon erstaunlich, welche Macht die Öl- und Gaskonzerne haben. Und sie schaden der Demokratie. Schließlich kommt das Öl aus den größten Diktaturen der Welt.
Die gute Nachricht: Wir brauchen es bald nicht mehr. Die erneuerbaren Energien und die Speichermöglichkeiten steigen exponentiell. Mal sehen, wie sich Trump mit Musk einig wird, der ja bekanntlich E-Autos verkauft. 4 Sterne

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.01.2025
Iowa
Sargnagel, Stefanie

Iowa


sehr gut

Wiener Humor

Eigentlich brauch ich nix zu erzählen. Die Autorin reist nach Iowa, mitten in den USA, aber kein Trump-Staat sondern ein Swingstaat. Aber der Clou ist: Die deutsche Musikerin Christiane Rösinger reist mit und kommentiert die Erzählung der Autorin. Wenn es sie nicht wirklich geben müsste, hätte sie erfunden werden müssen.

Der Inhalt ist klar. Amerikaner, gerade mitten auf dem Land, fahren alles mit dem Auto und ernähren sich total ungesund. Dass es dort auch noch teuer ist, war mir neu.
Auch die Gespräche der beiden Frauen werden problematisiert, wobei mir nur noch der Feminismus und die tickende biologische Uhr in Erinnerung geblieben ist.

Weniger gefallen hat mir, dass das ganze Buch keine Kapitel, ja nicht einmal Abschnitte kennt, so dass ich für die 302 Seiten doch ungewöhnlich lang brauchte. Vielleicht hätte der Verlag auch eine etwas größere Schrift wählen können.

Von den Büchern der Shortlist ist dieses das Beste, das ich bisher gelesen habe. Aber Luft nach oben besteht immer noch. 4 Sterne

Bewertung vom 07.01.2025
TUTEN UND BLASEN

TUTEN UND BLASEN


sehr gut

Dieses Buch ist für alle, die vom Tuten und Blasen keine Ahnung haben.

Bewertung vom 06.01.2025
Mein drittes Leben
Krien, Daniela

Mein drittes Leben


sehr gut

Der Tod gehört zum Leben

Vor 4 Jahren habe ich „Der Brand“ von Krien gelesen. Gute Unterhaltung im Sommer, dachte ich und jetzt findet sich die Autorin auf der Longlist. Da mich die beiden Bücher „Hasenprosa“ und „Die Projektoren“ der Shortlist, die ich bislang gelesen habe, nicht überzeugen konnten, will ich die Longlist gar nicht kritisieren. Ich freue mich für Krien.

Aus seichter Unterhaltung kann man die Leserin sofort herausreißen, wenn – wie in diesem Buch – der Tod eines Kindes zum Thema wird. Mutter Linda hat ihre Tochter verloren, weil sie auf dem Schulweg von einem LKW überfahren wurde.

Das hat Folgen für ihren Mann Richard, der aber noch zwei Kinder aus erster Ehe hat. Sie verlässt die gemeinsame Wohnung und zieht aufs Land, wo sie Kontakt zu den Bewohnern bekommt. Hier wird das Buch sogar witzig.

Aber auch sonst thematisiert die Schreiberin jeden Blickwinkel. Einmal trifft Linda zufällig Sonjas beste Freundin, der das Lernen leicht fiel. Sie hat aber den Kontakt mit ihrer Mutter abgebrochen. Auch ein Schicksal.


Eigentlich war das nicht mein Thema. Da ich dieses Bändchen aber schnell lesen konnte und es die Folge des Unfalltod eines Kindes von allen Seiten beleuchtet gibt es von mir 4 Sterne. Lange wollte ich nur 3 geben, aber dann kam dieser Witz:

„Wie unterscheidet man heutzutage noch den Wessi vom Ossi?“ […]
„Der Wessi vertraut seiner Regierung!“ (95)

Bewertung vom 05.01.2025
Erklär mir, Liebe
Bachmann, Ingeborg

Erklär mir, Liebe


gut

Unspektakuläre Stimme

Die CD mit Gedichten von Ingeborg Bachmann wird von der Autorin selbst vorgetragen. Dabei nervt auf Dauer die leise, leicht weinerliche Stimme ein wenig.

Die Gedicht selbst gefallen mir teilweise gut wie „Scherbenhügel“ und „Das Spiel ist aus“, teilweise gar nicht.

Also scheinen mir 3 Sterne ein gerchtes Urteil, was ich bei Lyrik aber immer schwierig finde.

Bewertung vom 05.01.2025
Burgund
Loo, Bart van

Burgund


ausgezeichnet

Meisterwerk mit falschem Titel

2025 beginne ich mit einem Ziegelstein aus dem Jahr 2019. Es lag noch auf meinem Nachttisch wegen einer ausgefallenen Reise nach Burgund. Doch mit dem heute Frankreich einverleibten Herzogtum um Dijon und Umgebung sowie der Grafschaft um Besancon hat dieses Geschichtswerk wenig zu tun: Es geht um die burgundischen Herrscher Flanderns und der Niederlande.

Das Buch beginnt in der Spätantike, als Chlodwig sich taufen ließ und dem Ausspruch: v„Gallien ist ein eiskaltes Bad wert“, was später Heinrich IV. in „Paris ist eine Messe wert“ umtaufte (33f). Chlodwig half der Kirche sehr, den nebeneinander bestanden unterschiedliche christliche Lehren, die die anderen als Irrlehren betrachtete (37).

Das alles ist nur Vorbemerkung. Los gehts 1302 als der Löwe von Flandern eine wichtige Schlacht gegen die Franzosen gewann. Auf S.269 beginnt ein Exkurs mit den Einwohnerzahlen der Städte Flanderns. Sie hatte 30 bis 50.000 Einwohner.

Auch das Herzogtum Geldern kommt nicht zu kurz: 1388 schrieb er auf Papier, nicht Pergament, dem französischen König Karl VI. und forderte ihm zum Duell heraus. Richard II. bezeichnete er als König von England und Frankreich (166). Warum Karl den Provinzfürsten angriff, ist dennoch nicht klar: „Man lässt getrost einen Adler entkommen, um eine Gans zu fangen.“ (168)
Karl der Kühne lebte nach dem Motto: „ Ich werde lieber gehasst als verachtet.“(453) Im Jahr 1472 eroberte er das Herzogtum Geldern, weil Sohn Adolf seinen Vater Arnold von Egmond gefangen nahm und der Papst mit Karl einen Schiedsrichter entsandte, der gleich das ganze Land eroberte. (456) An Neuss ist der Tollkühne dann später gescheitert.

Die Nichte Philipp des Guten Elisabeth von Burgund heiratete übrigens ihren Cousin Johann von Kleve. Der Kindermacher soll 6 eheliche und 63 uneheliche Kinder gezeugt haben. (382)
Philipp schrieb ein Buch Cent nouvelles nouvelles mit erotischen Kurzgeschichten ähnlich dem Decamerone, das den Schriftseller Jan Doesborch zum Werk „Der Betrug der Frauen“ inspirierte (409). Maler stachelten mit 4 Bilder im Brüsseler Rathaus die alte Hauptstadt Löwen an (424), heute Kopien im historischen Museum Bern.


Neben der Geschichte kann das Buch auch als Reiseführer gelesen werden. In Cluny gab es ein prachtvolles Benediktinerkloster, in Citeaux wurde 1098 das erste Zisterzienserkloster gegründet.
Im Dorf Leulinghen verlief die Grenze zwischen England und Frankreich mitten durch die Pfarrkirche. Eine Tür war englisch, eine französisch. (181)

In Chapmol kann man noch den Mosesbrunnen bestaunen, in Dijon des Musee des Beaux-Arts mit mittelalterlicher Kunst (189), in Lille das Hospice Cióntesse (283), im Anwesen von Hesdin hat Margarete Philipp den Kühnen geheiratet, ein Märchenhochzeit (303), in Mechelen im Stadtpalast wurde auch ein Museum eröffnet, ebenso in der königlichen Bibliothek in Brüssel. Sehenswert ist auch der Marktbrunnen in Olen in der Provinz Antwerpen (572)
Historisch wichtig ist Brücke von Monterrau, wo Johann Ohnefurcht in einem Hinterhalt mit dem französischem König ermordet wurde. Im alten Herzogtum Burgund sieht man heute noch das Hotel-Dieu von Beaune, das schönste Krankenhaus Westeuropas. (375)
Im Museum der Schönen Künste in Antwerpen hängt das Bild Madonna von Melun für das die Mätresse Agnes Sorel Modell gestanden hat.

Ein umfangreiches Buch, das 5 Sterne verdient hat.

Zitate:
Fruchtbare Mutter, sei gegrüßt!
Deine Brüste, voll und glatt,
wölben noch ohne Scham dein Kleid;
zeigst voller stolzer Heiterkeit
dein Leib, der Burgund geboren hat.
(Liliane Wouters: Mere Flandre 74)

Die Gojim halten es für gut, auf den Märkten und Plätzen der Stadt und in allen Winkeln ihrer Häuser Prostituierte zu platzieren, als wollten sie sich dadurch vor einer schweren Sünde bewahren, nämlich vor einem Verhältnis mit einer verheirateten Frau. (Rabbi Judah Mintz aus Brügge,86)

Auf Bitten von Johannes XXII. verfasste der Franziskaner Alvarus Pelagrus 1330 ein Traktat, in dem er die einhundertzwei (!) Unzulänglichkeiten der Frau aufzählte. (281)

In allem habe ich Ruhe gesucht und nicht gefunden, außer in einem Winkel mit einem Buch. Thomas von Kempen (378)
Vor der Erfindung des Buchdrucks wäre die Reformation eine bloße kleine Spaltung, eine Irrlehre ohne nachhaltige Folgen geblieben; die Buchdruckerei hingegen macht sie zur Revolution. (Victor Hugo 480)

Bewertung vom 27.12.2024
Wir sehen uns im August
García Márquez, Gabriel

Wir sehen uns im August


ausgezeichnet

unterhaltsame Novelle

Dieses Bändchen kannst du an einem Tag lesen und du hast an einem Tag Vergnügen. Denn unsere Hauptperson Ana (den Rest des Namens habe ich vergessen) vergnügt sich auch.

Eigentlich will sie auf einer namenlosen Insel am Todestag der Mutter nur das Grab ihrer Mutter besuchen, doch während der Reise lernt sie jedes Jahr einen neuen Mann kennen und das obwohl sie sonst eine treue Seele ist.

Wer nicht den Anspruch hat, ein Meisterwerk eines Nobelträgers zu lesen, der wird gut bedient und von mir gibt es deswegen seit langem endlich wieder 5 Sterne.


Zitat: Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, griff sie prüfend nach ihren Brüsten, die trotz der beiden Geburten rund und hoheitsvoll waren. (13)

Bewertung vom 26.12.2024
Die Täuschung
Lohse, Eckart

Die Täuschung


sehr gut

Die Schlafwandlerin

Nach dem Erscheinen von Merkels Buch – das nur eine Rechtfertigung ihrer Politik sein soll – musste ich mir die Zeit nehmen, einen kritischen Journalisten auf die Merkel-Jahre schauen zu lassen.

Da er viele Zeitgenossen der Kanzlerin befragt hat, liegt ein Werk mit Hand und Fuß vor. Der Autor legt anlässlich Merkels Rede zur Deutschen Einheit nahe, dass ihre ostdeutsche Herkunft eine viel größere Rolle in ihrer Politik spielte als bisher angenommen wurde.

Sie wollte auf keinen Fall scheitern und hat daher als Kanzlerin nichts riskiert. Da Wirtschaftspolitik nicht ihr Steckenpferd ist, war die schwarze Null ihr einziges Mantra. Dass dabei die Infrastruktur marode wurde und die Deutsche Bahn nur noch dem eigenen Fahrplan hinterherfährt, wurde billigend in Kauf genommen.

In der Energiepolitik hätte die Physikerin die Atomenergie eigentlich für sicher gehalten. Gegen den Willen der Bevölkerung wollte sie diese aber nicht durchsetzen. Und als Energieeinspeisungsgesetz zu teuer wurde, brach die Politik den Aufbau erneuerbarer Energie ab.

Dank ihrer Russisch-Kenntnisse hatte sie eine besondere Beziehung zu Putin, doch die Bitte der Amerikaner spätestens nach der Besetzung der Krim 2014 mehr Geld für Verteidigung auszugeben, wurde nicht erfüllt.

Das größte Problem hinterlässt Merkel jedoch in der Frage der Migration. Aus humanitären Gründen hätte Deutschland 2015 zwar syrische Flüchtlinge aufnehmen können, doch vermied später diese Route zu schließen. Dass jetzt mit der AfD eine rechtsextreme Partei im Bundestag sitzt, ist unmittelbare Folge dieser Politik.


Ein äußerst interessantes Buch. Leider scheint jedes Kapitel für sich geschrieben worden zu sein, so dass wir mehrfach Dinge wiederholen, beispielsweise, dass Volker Kauder jahrelang die Unions­fraktion führte bevor er vom Merkel-Kritiker Brinkhaus abgelöst wurde. Deswegen nur 4 Sterne.

Bewertung vom 23.12.2024
Drehbuch der Täuschung / Die drei Fragezeichen Bd.229 (Audio-CD)

Drehbuch der Täuschung / Die drei Fragezeichen Bd.229 (Audio-CD)


gut

Wer sich von diesem spannenden Hörspiel getäuscht fühlt, der ist selbst hineingefallen.