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meggie3

Bewertungen

Insgesamt 144 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2021
Drei Kameradinnen
Bazyar, Shida

Drei Kameradinnen


sehr gut

Intensiver Roman, der mich nachdenklich zurücklässt

Dieser Roman lässt mich etwas sprach- und ratlos zurück. Er hat ohne Frage einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dies hat die Autorin mit eher ungewöhnlichen Mitteln geschafft.

Es geht um die drei jungen Frauen Kasih, Saya und Hani, die gemeinsam in einer Siedlung am Rande einer Stadt aufgewachsen sind. Sie wurden Freundinnen. Inzwischen sind sie erwachsen und leben ganz unterschiedliche Leben. Doch für eine Woche sind sie wieder zusammen, Anlass ist eine Hochzeit von einer ehemaligen Freundin, die die drei eigentlich schon lange aus den Augen verloren haben. Erzählt wird der Roman aus der Sicht von Kasih. Sie beschreibt, was sie empfindet und wie die Dinge aus ihrer Sicht passiert sind. Kasih ist Soziologin und arbeitslos. Immer wieder muss sie ins Jobcenter, nur um wieder keine passende Stelle zu finden. Inzwischen geht es ihr nur darum, überhaupt einen Job zu finden. Hani arbeitet in einem Büro und scheint eigentlich ganz zufrieden zu sein. Saya ist im pädagogischen Bereich tätig und befasst sich intensiv mit Vorurteilen, Rassismus und rechtsextremen Gewalttaten und deren Aufarbeitung in Deutschland.

Die Autorin wählt sehr unterschiedliche sprachliche Stilmittel, die für Abwechslung und dafür sorgen, dass mir der Roman wohl nicht so schnell in Vergessenheit gerät. Es gibt Passagen, in denen biografisch die Lebensgeschichte der jungen Frauen erzählt wird und Abschnitte, die das Geschehen der vergangenen sieben Tage und die sich zuspitzende Situation beschreiben. Dann wiederum erzählt die Ich-Erzählerin, wie sie gerade die Zeilen zu Papier bringt, was ihr dabei durch den Kopf geht und was sie fühlt. Und dann gibt es noch die fast schon anklagenden Absätze, die mir als Leserin vorwerfen, dass bewusst oder unbewusst Vorurteile meine Gedanken und mein Handeln leiten. Dies habe ich zu Beginn als eher irritierend empfunden, im Nachhinein machen unter anderem diese Passagen den Roman so besonders.
Selten habe ich so eindrückliche Schilderungen gelesen, die mich als Leserin mit einem so bedrückenden Gefühl zurückgelassen haben. Der Roman ist fesselnd geschrieben, der Aufbau ungewöhnlich. Von den Protagonistinnen habe ich mir ein detailliertes Bild machen können, ein Bild, das die Autorin durch bewusste Auslassungen bestimmt hat. Sie hat so gezeigt, wie Narrative funktionieren.

In dem Roman geht es um Rassismus in jeder Form, um strukturellen Rassismus, impliziten und den sogenannten Alltagsrassismus. Es geht darum, wie es ist, mit den Vorurteilen und dem Rassismus leben und umgehen zu müssen. Dies tun die drei Protagonistinnen auf sehr unterschiedliche Weise und dieser Aspekt des Romans war für mich sehr eindrücklich.

Leider hat mir ein wenig Spannung gefehlt, woran dies wirklich lag, kann ich gar nicht so genau sagen. Vielleicht an den wechselnden Perspektiven bzw. Erzählweisen, deren Einsatz ich ansonsten aber als sehr wirkungsvoll empfunden habe.

Schon der Titel regt zum Nachdenken an und so ist es mir beim Lesen die ganze Zeit gegangen.

Bis auf die für mich etwas zu geringe Spannung habe ich „Drei Kameradinnen“ als einen sehr ungewöhnlichen Roman empfunden, der auf eine interessante Art und Weise wichtige und aktuelle Themen intensiv behandelt.

Bewertung vom 10.05.2021
Kim Jiyoung, geboren 1982
Cho, Nam-joo

Kim Jiyoung, geboren 1982


ausgezeichnet

Lesenswerter Roman

In dem Roman „Kim Jiyoung, geboren 1982“ wird die Biografie der jungen Frau Kim Jiyoung erzählt. Beschrieben wird ihr Leben als Bericht von ihrem Psychiater, der sie behandelt, da sie mit Anfang 30 eine Psychose entwickelt.
Der Bericht beginnt in Kim Jiyoungs früher Kindheit, in der ihr jüngerer Bruder den beiden Schwestern permanent vorgezogen und die beiden Schwestern dem Bruder strukturell untergeordnet werden. Es wird aber auch thematisiert, wie das Leben ihrer Mutter verlaufen ist, durch gesellschaftliche Normen geprägt wurde und wie sich aber auch der gesellschaftliche Umgang mit der Rolle der Frau verändert hat.
Auch während Kim Jiyoungs Schulzeit erlebt sie durchaus Veränderungen, von einer Gleichstellung von Jungen und Mädchen kann aber nicht die Rede sein. So geht es weiter im Studium und bei der Jobsuche, im Job und bei der Frage nach Nachwuchs, überall spürt sie, dass sie nicht die gleichen Chancen wie Männer hat und anders behandelt wird.

Ich habe den Roman sehr gerne gelesen. Obwohl es sich eigentlich um einen eher sachlichen Bericht handelt, der teilweise mit Fußnoten auf Zeitungsartikel oder Statistiken verweist, habe ich das Buch spannender als so manchen Krimi empfunden und konnte es kaum aus der Hand legen. Die Protagonistin habe ich als sehr authentisch wahrgenommen und ich konnte mich gut in sie hineinversetzen. Generell habe ich in vielen Momenten intensive Bilder vor Augen gehabt und konnte mir die Handlung gut vorstellen. Ich habe sehr viel gelernt und bin immer wieder über die alltägliche Ungleichbehandlung von Männern und Frauen erschrocken. Der Roman hat definitiv dazu geführt, dass ich einiges hinterfrage und anders wahrnehme als zuvor.
Das Ende ist nochmals sehr eindrücklich, auch wenn nicht erzählt wird, wie es für Kim Jiyoung weitergeht.

Mich hat der Roman komplett überzeugt, sowohl thematisch und sprachlich als auch bezogen auf den Plot.

Bewertung vom 06.05.2021
Die Wahrheit der Dinge
Thiele, Markus

Die Wahrheit der Dinge


ausgezeichnet

Ein zum Nachdenken anregender Roman

Der Hamburger Richter Frank Petersen hat Urlaub, ist aber von Erholung weit entfernt. Seit einige seiner Urteile von höherer Instanz geprüft und auch zurückgewiesen wurden, hat er zu zweifeln begonnen. An sich, seinen Urteilen, dem Recht und der Wahrnehmung des Rechts. Als erneut ein umstrittenes Urteil von ihm geprüft wird und seine Frau ihm Vorwürfe macht, auf Basis von Vorurteilen entschieden zu haben, hinterfragt er sein Tun als Richter ganz generell und seine Objektivität im speziellen. In seiner Ehe kriselt es gewaltig, sein Sohn und seine Ehefrau sind zu seinen Schwiegereltern gezogen. Als Frank Petersen erfährt, dass Corinna Meier aus dem Gefängnis entlassen wird, beschließt er sie abzuholen, um endlich Antworten zu finden. Corinna Meier hatte Jahre zuvor den für den Mord an ihrem Sohn Angeklagten kurz vor der Urteilsverkündung in Frank Petersens Verhandlung erschossen.
Neben dem Handlungsstrang um Frank Petersen wird die Geschichte von Corinna Meier erzählt. So wird immer klarer, aus welchen Gründen sie den Mörder ihres Sohnes erschossen hat.

In diesem Roman geht es um Rassismus, impliziten Rassismus und auch systematischen Rassismus. Es geht um die Frage, was Recht ist, was es kann und was die Aufgabe und auch Pflicht derer ist, die Recht sprechen. Markus Thiele gelingt es meiner Meinung nach außerordentlich gut, aktuelle gesellschaftliche und auch rechtsphilosophische Fragen und Themen in einen sehr gut zu lesenden Roman zu integrieren. Für mich ist der Roman inhaltlich weder überfrachtet, noch hatte ich das Gefühl, dass wichtige Aspekte ausgespart wurden.
Die Sprache lässt sich sehr gut lesen und die Geschichte und Geschehnisse haben mich von Beginn an gefesselt. Die Figur des Richters Frank Petersen entwickelt sich im Laufe des Romans und ich habe auch den Raum, den seine privaten Probleme in dem Roman einnehmen als passend wahrgenommen. Die Geschichte von Corinna Meier hat mich sehr berührt und nachdenklich zurückgelassen.
Auch das Nachwort des Autors mit den Verweisen auf die realen Fälle, die dem Roman als Grundlage dienten, ist sehr gelungen.

Ich habe „Die Wahrheit der Dinge“ als einen thematisch sehr spannenden und gut geschriebenen Roman empfunden, den ich mit großer Aufmerksamkeit gelesen habe. Insgesamt ist es dem Autor gut gelungen, die Handlungen der Charaktere authentisch und nachvollziehbar zu beschreiben.

Bewertung vom 26.04.2021
Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1
Hancock, Anne Mette

Leichenblume / Heloise Kaldan Bd.1


ausgezeichnet

Spannende Ermittlungen

Heloise Kaldan ist Investigativ-Journalistin bei einer Kopenhagener Zeitung und steht wegen einer fehlgeschlagenen Enthüllung schwer in der Kritik. Als sie wieder in der Redaktion ist, findet sie in ihrem Postfach einen Brief von einer Frau, die behauptet, eine gesuchte Mörderin zu sein. Der Brief ist kryptisch und scheint von jemandem zu kommen, der einiges über Heloise weiß.
Etwa zeitgleich geht bei der Kopenhagener Polizei ein Hinweis zu der gesuchten Frau ein. Erik Schäfer und seine Kollegin Lisa Augustin beginnen erneut an dem Fall zu arbeiten und auch Heloise fängt an, Nachforschungen anzustellen.

Ich bin ein großer Fan skandinavischer Krimis und Thriller und mich hat „Leichenblume“ nicht enttäuscht. Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen und mir hat gefallen, wie Stück für Stück die wahre Geschichte und die Hintergründe deutlicher geworden sind. Dies hat bei mir einen starken Sog erzeugt und mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Einige Stellen des Buches sind allerdings wirklich schwer auszuhalten. Die Charaktere wirken dreidimensional und sind spannend. Ich glaube, dass auch die Beziehung zwischen dem Kommissar Erik Schäfer und der Journalistin Heloise Kaldan noch Potenzial für die nächsten Bände bietet. Die journalistische Perspektive von Heloise und die klassische Ermittlungsarbeit durch die Polizei hat die Autorin sehr gut zusammengebracht und mich damit komplett überzeugt.

Ich finde die Kombination Journalistin und Kommissar an sich spannend, empfinde Krimis um solche Duos aber oftmals als etwas zu konstruiert. Dies habe ich im ersten Teil der Reihe um Heloise Kaldan und Erik Schäfer überhaupt nicht so empfunden und auch die doch sehr starken privaten Verflechtungen in den Fall habe ich als glaubwürdig empfunden. Ich hoffe sehr, dass die Beziehung zwischen Heloise und Erik im Nachfolgeroman genauso authentisch bleibt.

Bewertung vom 18.04.2021
Wo wir Kinder waren
Naumann, Kati

Wo wir Kinder waren


sehr gut

Fast ein Jahrhundert (Familien)geschichte

Der Roman besteht aus zwei sich abwechselnden Erzählsträngen. In der Hälfte der Kapitel wird die Familiengeschichte der Spielzeugproduzentenfamilie Langbein erzählt. Der Roman beginnt im Jahr 1910. In diesen Kapiteln ist es möglich, die Generationen bis kurz vor dem Mauerfall zu begleiten. In der anderen Hälfte der Kapitel räumen Eva, Iris und Jan, Erben und Nachfahren der Spielzeugproduzenten in der Gegenwart das Stammhaus aus. Raum für Raum arbeiten sie sich durch das Haus, sortieren, putzen und hängen ihren Erinnerungen an ihre Kindheit und die gemeinsame Zeit in dem Haus und mit den Verwandten nach.

Der Autorin ist es ausgezeichnet gelungen, mir fast ein Jahrhundert deutsche Geschichte aus Sicht einer Familie aus dem Spielzeuggewerbe in Thüringen näher zu bringen. Da ich erst deutlich nach der Wiedervereinigung geboren bin, habe ich selbst keinen Bezug zu dem Spielzeug aus Sonneberg. Die sich über die Jahrzehnte stark verändernde Spielzeugproduktion konnte ich mir dank der detaillierten Beschreibungen aber bildlich vorstellen. Besonders der technische Fortschritt und die sich damit verändernde Produktion war für mich sehr greifbar.
Das Festhalten an Prinzipien und der unbedingte Wille seitens der Langbeins das Familienunternehmen um jeden Preis zu halten, ist sehr gut transportiert worden. Die ProtagonistInnen scheinen authentisch und gerade die Perspektive der Charaktere aus den historischen Kapiteln habe ich gut nachvollziehen können.

Im Vergleich zu den historischen Kapiteln habe ich den in der Gegenwart spielenden Erzählstrang als etwas schwächer empfunden. Dies hat auch dazu geführt, dass sich für mich leider keine richtige Dynamik und Spannung entwickelt hat.

Der Roman lässt sich sehr gut lesen, der Schreibstil ist angenehm und die Charaktere glaubwürdig und authentisch. Die unterschiedlichen Zeiten und Brüche sind vorstellbar beschrieben und ich habe beim Lesen viel gelernt. Einzig habe ich ein wenig Spannung vermisst. Ein wirklicher Sog hat sich für mich leider nicht entwickelt.

Bewertung vom 18.04.2021
Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
MacDonald, Andrew David

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz


ausgezeichnet

Schöner, berührender Roman

Zelda ist 21 Jahre alt und hat eine Fetale Alkoholspektrumstörung. Ihre Woche ist fest durchgeplant, Regeln und feste Strukturen helfen ihr. Sie hat einen Freund, der ebenfalls eine FAS hat. Zelda ist Expertin für alles, was mit Wikingern zu tun hat. Ihr Vater spielt in ihrem Leben keine Rolle und ihre Mutter ist an Krebs gestorben. Gemeinsam mit ihrem Bruder Gerd lebt sie in einer eher schwierigen Gegend. Gerd studiert Wirtschaft und kümmert sich um seine Schwester so gut er kann. Als er zunehmend unter Druck gerät, in kriminelle Machenschaften verwickelt wird und sein Studium vernachlässigt, greift Zelda ein. Dabei wird sie selbstständiger und auch Themen wie die eigene Sexualität und Selbstbestimmung spielen eine Rolle.

Die Protagonistin ist eine liebenswürdige Heldin, deren Entwicklung authentisch beschrieben wird. Auch Gerd und dessen (Ex-)Freundin Anni, die von Zelda AK47 genannt wird, sind detailliert gezeichnete Charaktere. Natürlich werden Klischees bedient, dennoch werden einige auch aufgelöst und somit als Klischee und Überspitzung enttarnt.
Obwohl ich mich wenig für Wikinger interessiere, habe ich es als spannend und auch gut gemacht empfunden, wie der Autor Zeldas Liste auf dem Weg zur Legende wie einen roten Faden für den Roman nutzt.
Andrew David MacDonald gelingt es gut, Zeldas Wunsch nach eigener Sexualität und den Vorbehalten, die ihr Bruder hat, zu beschreiben. Generell hatte ich das Gefühl, in Zeldas Gedankenwelt komplett involviert zu sein und habe ihre Gefühle, Gedanken, Ideen und Handlungen als in den allermeisten Fällen authentisch und nachvollziehbar empfunden.

Als besonders erwähnenswert habe ich die Differenzierung des Autors wahrgenommen, der sehr deutlich macht, das FAS nicht gleich FAS ist. Gleichzeitig ist deutlich geworden, wie hilfreich und wichtig bestimmte Institutionen sind (wie das Stadtteilzentrum mit entsprechenden Angeboten in dem Roman).

Während mich Buchtitel und Cover zunächst eher wenig angesprochen haben, hat mich der Schreibstil und die Geschichte überzeugt. Die ProtagonistInnen sind detailliert beschrieben und haben mich in den Bann gezogen.

Bewertung vom 10.04.2021
Hensslers schnelle Nummer Bd.1
Henssler, Steffen

Hensslers schnelle Nummer Bd.1


ausgezeichnet

Ansprechende Rezepte

Das Kochbuch beinhaltet 100 Rezepte, die den Anspruch haben, schnell und einfach zubereitet werden zu können. Aufgeteilt ist das Buch in die Kategorien „Kartoffeln“, „Fisch & Meeresfrüchte“, „Fleisch“, „Gemüse“, „Pasta“, „Salate“, „Für Zwischendurch“ und „Desserts“. Zu jedem Rezept ist angegeben, wie viele Zutaten zuzüglich einiger Grundzutaten wie Öl oder Salz benötigt werden, die Zubereitungszeit und ob es sich um ein vegetarisches Gericht handelt.

Ich habe bisher kein TV-Format von Steffen Henssler verfolgt und hatte auch nicht das Gefühl, ein Buch über Steffen Henssler in den Händen zu halten. Es gibt einige Bilder des Kochs, aber im Fokus sind die Rezepte. Die Idee einfach und schnell zubereiteter und trotzdem abwechslungsreicher und nahrhafter Speisen finde ich für den Alltag gut. Die Aufteilung in die Kategorien habe ich als sehr sinnvoll empfunden, positiv hervorzuheben finde ich die eigene Kategorie „Kartoffeln“.
Die Bilder sind sehr ansprechend und appetitanregend. Ich esse wenig Fleisch und scheue in der Regel die Zubereitung, habe aber bei einigen der Rezepte mit Fleisch durchaus Lust, diese zuzubereiten. Die Beschreibungen der einzelnen Zubereitungsschritte sind knapp und aussagekräftig, also genau so, wie ich es in einem Rezept haben möchte. Die Seiten sind sehr übersichtlich gestaltet, die Tipps hilfreich. Beim Kochen bleibt das Buch problemlos aufgeschlagen liegen.

Nach Ausprobieren einiger Rezepte scheint mir die angegebene Zeit etwas knapp bemessen. Die Menge der Zutaten ist für zwei Personen angegeben und wirkt durchaus reichlich. Ansonsten finde ich es super, dass die Grundmenge für zwei Personen berechnet ist und nicht wie so oft sonst für vier Personen. Verdoppeln finde ich generell einfacher, als wenn ich halbieren muss und dann Mengen brauche, die oft nicht zu kaufen sind (z.B. einen halben Blumenkohl).

Einige Rezepte empfinde ich als doch etwas zu aufwendig für ein „schnelles“ Essen, trotzdem würde ich das Kochbuch empfehlen. Die Rezepte sind übersichtlich gestaltet und die Bilder ansprechend.

Bewertung vom 28.03.2021
Unter Wasser Nacht
Hauff, Kristina

Unter Wasser Nacht


gut

Zu hohe Erwartungen?

Nach dem Tod ihres Sohnes Aaron leben Sophie und Thies weiter auf einem Hof im Wendland, im Nebenhaus wohnen Inga und Bodo mit ihren Kindern Jella und Lasse. Die vor Aarons Tod sehr eng befreundeten Paare haben sich seit dem Verunglücken von Aaron voneinander entfernt, genauso wie sich auch Aarons Eltern fremd geworden zu sein scheinen. Als dann die geheimnisvolle Mara auftaucht, die auf fast alle Protagonisten einen ungeheuren Einfluss hat, kommt langsam heraus, was am Fluss mit Aaron wirklich passiert ist.

Mich hat dieser Roman vom Cover und von der Inhaltsbeschreibung her sehr gereizt und so bin ich mit entsprechend hohen Erwartungen gestartet. Die ersten Kapitel haben mich auch überhaupt nicht enttäuscht, die Beschreibungen der Flusslandschaft und des heimeligen Hofs haben mir fast das Gefühl gegeben, vor Ort zu sein. An irgendeinem Punkt hat mich der Sog des Buchbeginns aber verloren. Vermehrt habe ich mich in einigen Kapiteln schwergetan, die handelnden Personen zu verstehen und ihre Handlungen nachzuvollziehen. Während ich die Protagonisten zu Beginn noch als durchweg spannend empfunden habe, hat dies bei einigen leider auch nachgelassen. Vor allem die Charaktere Mara und Thies haben bei mir immer mehr unbeantwortete Fragen aufgeworfen. Auch die häufigen Perspektivwechsel haben mit der Zeit eher den Lesefluss gestört als dass sie wie zu Beginn die Spannung gesteigert hätten.

Irgendwann waren es mir dann auch etwas zu viele Zufälle, die Geschichte um Mara ist mir zu konstruiert und hat mich eher von dem eigentlich sehr spannenden Thema des Umgangs mit dem Tod des Kindes abgelenkt. Die Herangehensweise an die Frage, wie unterschiedlich mit einem großen Unglück umgegangen werden kann, hat mir aber trotz einiger Abstriche gut gefallen. Auch hat mich der Schreibstil genauso wie die Charakterbeschreibungen der meisten Protagonisten sehr überzeugt.

Schlussendlich befürchte ich, dass meine Erwartungen an den Roman zu hoch oder vielleicht einfach falsch waren.

Bewertung vom 28.03.2021
Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1
Mohlin, Peter;Nyström, Peter

Der andere Sohn / Karlstad-Krimi Bd.1


sehr gut

Guter Auftakt mit kleinen Schwächen

John Adderley kehrt nach einem Undercovereinsatz des FBIs und vielen Jahren in den USA unter neuer Identität zurück in sein Geburtsland Schweden. Dort wird er als Ermittler in eine Cold Case Einheit eingeschleust, die sich mit einem zehn Jahre zurückliegenden Vermisstenfall befasst. Bei der Vermissten handelt es sich um die junge Frau Emelie, die Tochter einer reichen Unternehmerin. Hauptverdächtiger damals wie heute ist Johns Halbbruder Billy.

Der Kriminalroman entwickelt sich langsam, wird aber zunehmend spannender. Der Schreibstil lässt sich sehr gut lesen und auch die Zeitsprünge zwischen 2009 und 2019 habe ich als passendes Stilmittel wahrgenommen. Die Ermittlungsarbeit wird detailliert geschildert und auch die Frustration der ErmittlerInnen ob einiger Stolpersteine wird stark beschrieben. Interessant sind auch die Passagen zum Ablauf eines Undercovereinsatzes, dem dazugehörenden Gerichtsprozess und der anschließenden Aufnahme ins Zeugenschutzprogramm. Die Bürde, die damit verbunden ist, wird sehr eindrücklich dargestellt. Auch die Belastungen für Billy, der heute wie damals erster Hauptverdächtiger ist, werden überzeugend transportiert.

Leider hat mich aber die Charakterbeschreibung des Protagonisten John nicht komplett überzeugen können. Immer wieder konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, welche Beweggründe ihn zu bestimmten Handlungen getrieben haben, insbesondere in Bezug auf das Verhältnis zu seiner Mutter und seinem Halbbruder. Viele andere Charaktere konnten mich hingegen vollkommen in den Bann ziehen, so habe ich zum Beispiel die Entwicklung von Heimer, dem Vater von Emelie, sehr spannend gefunden. Insgesamt hat mich die Beschreibung des Binnenverhältnisses der Familie von Emelie überzeugt.

Die Autoren überraschen mit zahlreichen Wendungen und ich war zwischendurch unsicher, ob der Roman nicht thematisch etwas überfrachtet wird. Die Auflösung am Ende war dann leider nicht mehr ganz unvorhersehbar. Dennoch ist der Krimi sehr unterhaltsam und ein vielversprechender Auftakt der Reihe um den ehemaligen FBI-Agenten John.

Bewertung vom 28.03.2021
Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid
Schröder, Alena

Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid


ausgezeichnet

Sehr unterschiedliche Frauenfiguren

Hannah findet einen Brief einer Anwaltskanzlei bei ihrer Großmutter, indem von verschollenen Kunstwerken die Rede ist. Ihre Großmutter Evelyn möchte mit dem Brief nichts zu tun haben, hindert ihre Enkelin aber nicht daran, sich der Sache anzunehmen. Hannah selbst kämpft etwas halbherzig mit ihrer Germanistikpromotion und der Frage, inwieweit sie ihre Schwärmerei um ihren Doktorvater noch vor sich selbst rechtfertigen kann und wer sie überhaupt ist und sein will.

Der Roman erzählt in einigen Kapiteln die Geschichte von Senta, Evelyns Mutter, beginnend in den Zwanzigerjahren und die von Evelyns Kindheit und Erwachsenwerden bis in die Kriegsjahre. Die anderen Kapitel spielen in der heutigen Zeit und befassen sich mit Hannahs Leben und ihren Nachforschungen. So werden doch recht viele Themen und Handlungsstränge angerissen, ohne dass ich jedoch das Gefühlt hatte, dass es zu oberflächlich oder aber zu viel wäre.

Der Autorin gelingt es herausragend, die Geschichte von sehr verschiedenen Frauen zu erzählen, die zu unterschiedlichen Zeiten gelebt haben und doch durch den Stammbaum verbunden sind. Der Roman befasst sich mit Schuld und Vergebung, mit Erinnern und Nichterinnern wollen. Dies tut er auf ungezwungene Weise mit einer sprachlichen Leichtigkeit, die einerseits zum Nachdenken anregt und andererseits das Lesen zu einem Vergnügen macht.
Zwischenzeitlich skeptisch war ich im Hinblick auf Hannahs Entwicklung, die schon fast besessen von ihrem Doktorvater ist, sich aber durchaus über die Situation bewusst ist. Ich bin sehr froh, dass der Roman nicht zu kitschig geworden ist, sondern Hannah schlussendlich eine doch realistische und für mich als Leserin nachvollziehbare Entwicklung nimmt.

Die Rolle von Hannahs Mutter wird eher am Rand thematisiert und schien mir auch der eindimensionalste Charakter des Romans zu sein. Alle anderen Charaktere habe ich als sehr detailliert und authentisch beschrieben wahrgenommen.

Insgesamt hat mir dieser Roman sprachlich und von der Geschichte her sehr gut gefallen. Der Titel ist zwar absolut ungewöhnlich, macht aber nach Lesen des Buches Sinn und ist meinem Empfinden nach gut gewählt.