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Novalie

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 29.11.2022
Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


sehr gut

Unterhaltsam mit Potential für mehr
Die Idee der Geschichte einer jungen Totenbeschwörerin, die versehentlich den Typen, in den sie sich verknallt hat, umbringt, fand ich richtig kreativ.
Das Buch zu lesen, glich für mich einer emotionalen Achterbahnfahrt.
Anfangs war es ein nettes, ruhiges Jugendbuch, dann war ich aber wirklich kurz davor, es abzubrechen, weil auf ein paar Seiten viel zu viele ableistische Begriffe verwendet wurden. Worte als Beleidigung zu verwenden, die als „Diagnosen“ für behinderte Menschen fungiert haben, finde ich wirklich nicht in Ordnung. Das ist heutzutage echt nicht mehr nötig. Daraufhin nahm die Handlung aber Fahrt auf, es kamen keine ableistischen Begriffe mehr vor und gegen Ende wurde ich noch richtig positiv überrascht.
Emily ist tollpatschig, naiv, aber ihrem Alter angemessen und ich fand sie sehr realistisch dargestellt. Vor allem im Zusammenspiel mit ihrer Familie und ihrer besten Freundin hat sich eine sehr authentische Dynamik entwickelt.
Der Schreibstil war so angenehm, dass ich nicht einmal realisiert habe, dass es einen Sprachstil oder überhaupt Sprache gab, da die Buchstaben in meinem Kopf ohne Umwege zu Bildern wurden.
Es war unterhaltsam und überraschend, aber die Geschichte bietet noch Potential für mehr. Ich hoffe, dass das im nächsten Teil genutzt wird.

Bewertung vom 27.11.2022
Book of Night Bd.1
Black, Holly

Book of Night Bd.1


gut

Erwartungen leider nicht erfüllt
Die Grundidee hinter der Geschichte fand ich wirklich sehr unterhaltsam. Düstere Fantasy, Schatten die man manipulieren kann und die ein Eigenleben bekommen können und eine Betrügerin als Protagonistin klangen mal nach etwas Neuem und die Leseprobe hat sehr viel Potential versprochen.
Sprachlich war das Buch auch total in Ordnung, aber leider konnte es mich nicht packen.
Die ständigen Rückblenden in Charlies Vergangenheit haben bei mir lange die Frage aufgeworfen, warum man die Geschichte nicht einfach in dieser Zeit spielen lässt, weil einfach so viele unnötigen Szenen erzählt wurden. Ich hatte irgendwann das Gefühl fast alles über Charlies Vergangenheit zu wissen, aber kaum etwas darüber, wer sie heute ist. Dafür war die Handlung in der Gegenwart sehr unzusammenhängend und ich habe lange nicht in der Geschichte orientieren können.
Die Stimmung im Buch, die wahrscheinlich düster sein sollte, ist bei mir eher als trostlos und frustrierend angekommen. Ich war immer wieder genervt und habe lange darauf gewartet, dass es endlich richtig losgeht. Von den ersten 300 Seiten haben mich etwa 20 davon interessiert. Man hätte das Buch also deutlich kürzen können.
Ich war mehrmals kurz davor, das Buch abzubrechen, konnte mich dann aber doch dazu bringen, es zu beenden. Gegen Ende wurde es noch etwas spannender, aber nicht spannend genug, um die Geschichte für mich zu retten.
Mir ist auch nicht wirklich klar, warum dieses Buch als Buch für Erwachsene bezeichnet wird. Aus meiner Sicht unterscheidet es sich nicht wirklich mit ihren Büchern für Jugendliche und ich hätte es auch eher für diese Altersklasse empfohlen.
Es gab eine neue Welt, eine gute Grundidee und einen netten Plottwist, den ich nicht kommen sehen habe aber für mich hätte es eine Kurzgeschichte dazu auch getan.

Bewertung vom 14.11.2022
Under One Roof - Liebe unter einem Dach (eBook, ePUB)
Hazelwood, Ali

Under One Roof - Liebe unter einem Dach (eBook, ePUB)


sehr gut

Unterhaltsam für Zwischendurch
Mara ist Umweltingenieurin und findet sich plötzlich in einer Wohngemeinschaft mit Liam wieder. Er ist Konzernanwalt, Klimazerstörungslobbyist und all das, was Mara hasst. Aber leider findet sie ihn doch irgendwie heiß.
Mist.
In dieser Kurzgeschichte bekommt man all das, was Ali Hazelwoods Bücher ausmacht in Kompaktform. Verpeilte, normschöne Charaktere, Kommunikationsprobleme, Frauen in Männerdomänen, unterhaltsame Dialoge, merkwürdige explizite Szenen und einen genialen Humor.
Dadurch, dass es sich hier um eine Kurzgeschichte mit etwa 160 Seiten handelt, wird die Geschichte aber sehr schnell abgearbeitet, die Szenen wirkten etwas losgelöst voneinander und um wirklich mitzufiebern hätte ich wahrscheinlich mehr Seiten gebraucht. Es bleibt alles ein wenig flach.
Die Charaktere waren charmant und ähnelten stark den Protagonist:innen ihrer anderen Bücher. Mara ist etwas verpeilt, aber liebenswert und er ist unnahbar, aber letztendlich doch nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint.
Die Handlung ist natürlich etwas vorhersehbar, aber der Humor hat mich total überzeugt. Die Kurzgeschichte hat mich gut unterhalten und ich musste beim Lesen andauernd grinsen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ali Hazelwood aus der Story auch ein echtes Highlight hätte machen können. So ist es aber ein unterhaltsamer Lese-Snack, bei dem das Lesen richtig Spaß macht und mit dem man die Wartezeit bis zu ihrem nächsten Buch gut überbrücken kann.

Bewertung vom 04.11.2022
Alle_Zeit
Bücker, Teresa

Alle_Zeit


ausgezeichnet

Interessante Ideen
Das Cover hätte mich persönlich nicht angesprochen, aber das Thema klang wirklich interessant.
Zeit ist tatsächlich unsere wertvollste Ressource und wir entscheiden selbst, wie wir unsere freie Zeit nutzen wollen. Aber wie viel freie Zeit wir haben, welchen Wert die Gesellschaft unserer Zeit zuschreibt und ob diese Zeit überhaupt nutzbar ist, entzieht sich oft unserer Kontrolle.
In Alle_Zeit greift die Autorin Themen wie unbezahlte Arbeit, Care Arbeit, das Leben mit Kindern und den Druck, die Zeit möglichst sinnvoll nutzen zu wollen, auf. All das klingt auf den ersten Blick sehr theoretisch, hat aber direkten Einfluss auf unseren Alltag.
Der Sprachstil war klar und angenehm, durch einige Fremdworte wird er aber wahrscheinlich nicht für alle Menschen gut verständlich sein. Durch den Überbegriff der Zeit kommt es zwischen den Kapiteln immer wieder mal zu Wiederholungen und manchmal hat sich der Text etwas gezogen.
Das Buch scheint wirklich phänomenal gut recherchiert zu sein und glänzt mit einer Menge Literaturhinweise und weiterführender Quellen. Manchmal gibt es sehr viele Infos auf einmal, und ich habe immer wieder Pausen machen müssen, um über den Inhalt zu reflektieren. Bei so vielen verschiedenen Fakten wären Bilder und Graphiken auch sinnvoll gewesen.
Die Autorin setzt sich für eine gerechtere Zeitpolitik mit mehr Lebensqualität für alle ein, berichtet von verschiedenen Ursachen der Zeitungerechtigkeit und liefert neue Impulse.
Auch wenn ich der Autorin nicht immer zu 100% zustimme, fand ich die Ideen und Impulse sehr spannend und konnte mein eigenes Leben und meine Prioritäten gut reflektieren.
Es regt auf jeden Fall zum Nachdenken an, und ich konnte einiges daraus für mich mitnehmen.

Bewertung vom 03.11.2022
Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Malala Yousafzai
Eliopoulos, Christopher;Meltzer, Brad

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Malala Yousafzai


ausgezeichnet

Wichtiges Vorbild
Malala Yousafzai ist schon lange eine Vorkämpferin für das Recht auf Bildung und ein Vorbild für Menschen auf der ganzen Welt. Nachdem sie ungefähr in meinem Alter ist, hat mich ihr Weg sehr berührt und ich finde es richtig schön, dass sie und ihre Botschaft auch heute noch Kinder erreicht.
Nachdem ihr Leben auch durch einige traumatische Ereignisse geprägt war, war ich vorsichtig skeptisch, wie man das Thema kindgerecht aufarbeiten kann, ohne es zu verniedlichen oder zu verzerren. Ich finde es wurde hier gut gelöst, aber würde trotzdem dazu raten, dass Kinder das Buch danach mit jemandem besprechen können, oder es gleich gemeinsam mit einem älteren Menschen lesen, für den Fall, dass Fragen auftauchen.
Wo man ein bisschen aufpassen muss ist, dass man das Leben unter den Taliban nicht mit dem Islam gleichsetzen darf. Da die Geschichte sehr schnell und nur über wichtige Eckpunkte erzählt wird, kommen kulturelle Aspekte zu kurz und man sollte darauf achten, dass Kinder Malalas Erlebnisse nicht generalisieren. Ich fand das im Buch eigentlich gut umgesetzt, aber beim Lesen von anderen Rezensionen ist mir aufgefallen, dass einige Erwachsene das nicht ganz verstanden haben.
Darauf sollte man also achten.
Die Sprache ist auf jeden Fall kindgerecht und die Sätze sind kurz genug, damit Kinder sie gut verstehen können. Manchmal war die Schriftgröße etwas klein, aber wahrscheinlich kommen die meisten Siebenjährigen damit gut klar.
Die Bilder sind, wie die anderen Bücher der Reihe, ebenfalls kindgerecht, bunt und schlicht gehalten.
Die Message, dass jede*r die Welt verändern kann finde ich richtig schön. Außerdem vergessen wir im deutschsprachigen Raum oft, dass Bildung ein echtes Privileg ist (Kritik am Schulsystem ist aber trotzdem berechtigt) und wie viel an Macht und Selbstwirksamkeit wir dadurch gewinnen.
Ein sehr wichtiges Buch!

Bewertung vom 27.10.2022
Always have (MP3-Download)
Kingsley, Claire

Always have (MP3-Download)


weniger gut

Leider nicht mein Fall

Kylie und Braxton stehen total aufeinander. Allerdings sind sich beste Freund:innen und wollen diese Freundschaft nicht gefährden. Das steht im Klappentext, und das bekommt man auch. Nicht mehr und nicht weniger.

Handlungstechnisch wirkt es eher wie eine grobe Rohfassung. Es gibt den Handlungsstrang „Kylie und Braxton“ sowie einzelne Situationen, in denen man vermuten könnte, dass man eventuell daraus mit viel Fantasie noch Nebenhandlungen erahnen könnte. Durch die großen Zeitsprünge zwischen den Szenen hatte ich immer wieder das Gefühl, als hätte ich etwas verpasst. Aber anscheinend passiert im Leben der Protagonist:innen nichts nennenswertes, wenn sie sich nicht gerade anschmachten. Sie entwickeln sich in der Zeit auch nicht weiter, oder sammeln Erfahrungen, sondern machen einfach dort weiter, wo sie vor einiger Zeit (manchmal sogar vor ein paar Monaten) aufgehört haben. Außerdem gibt es konstruiertes Drama, das man sich auch hätte sparen können.

Da man die beiden Protagonist:innen hauptsächlich in Interaktion miteinander kennenlernt, bleiben sie als selbstständige Charaktere sehr austauschbar.

Von Kylies Charakter ist bei mir hauptsächlich hängengeblieben, dass sie unglücklich damit ist, wenn ein Mann das Wort „Nein“ versteht, weil sie will, „dass er es doch wenigstens probiert“, was bei mir ein extrem ungutes Gefühl ausgelöst hat, weil Konsens einfach unfassbar wichtig ist. Wenn sie nicht will, dass er „Nein“ versteht, dann soll sie nicht „Nein“ sagen. Ich muss selbst regelmäßig erklären, dass mein „Nein“ tatsächlich „Nein“ bedeutet, und meine Grenzen rabiat verteidigen, weil manche Männer der Meinung sind, dass meine Grenzen verhandelbar sind. Wenn jetzt jemand unglücklich damit ist, dass verstanden wird, was sie sagt, dann ist das nicht nur extrem verwirrend, sondern kann im sexuellen Kontext auch gefährlich werden, weil Missbrauch gerechtfertigt wird, weil man dann immer argumentieren kann, dass sie zwar nein gesagt, aber ja gemeint haben könnte. Das hat mich so wütend gemacht, dass ich das Buch an der Stelle fast abgebrochen hätte. Mein Blutdruck steigt noch immer, wenn ich daran denke!

Braxton ist leider auch hardcore unsympathisch. Er ist arrogant, behandelt die meisten Menschen von oben herab und sein Charakter besteht aus besitzergreifenden Gedanken, Gewaltfantasien, Six-Pack und Sport.

Sämtliche Charaktere haben die geistige Reife von Volksschüler:innen und natürlich sehen alle super aus, was dann auch die einzige Erklärung dafür ist, warum sie aufeinander stehen. Wobei das auf mich auch hauptsächlich wie reine körperliche Anziehung gewirkt hat und nicht wie Liebe.

Die Sprecherin von Kylie hat mir aber sehr gut gefallen, weil ihre Stimme einfach angenehm war. Braxtons Sprecher fand ich auch in Ordnung, außer wenn er versucht hat, Kylies Stimme zu imitieren. Das klang für mich eher wie die Stimme eines Kleinkindes. In Kombination damit, dass Braxton Kylie gerne „Babygirl“ nennt und dem sexuellen Kontext, war das für mich echt merkwürdig.

Wer den Klappentext ansprechend findet und nicht mehr erwartet, kann wahrscheinlich ein paar schöne Stunden mit der Geschichte verbringen.

Mein Fazit ist aber: Nein heißt Nein, Kommunikation ist wichtig und ein Six-Pack ist kein Grund sich zu verlieben.

Bewertung vom 26.10.2022
Weil Kinder beide Eltern brauchen
Weimann-Sandig, Nina

Weil Kinder beide Eltern brauchen


ausgezeichnet

Gute Orientierungshilfe
Wenn sich ein Paar trennt, ist es oft schon schwer genug. Sind dann auch noch Kinder im Spiel, macht es das nicht gerade leichter.
Plötzlich hat jede einzelne Person im Umfeld eine Meinung dazu und weiß alles besser. Negative Gefühle wie Trauer, Schuld, Scham und Wut tauchen zeitgleich mit Freude, Hoffnung und Erleichterung auf und man muss sich selbst als Menschen neu kennenlernen.
Wie schafft man es mit einer Ehe abzuschließen, wenn der Ex-Partner trotzdem immer Teil des eigenen Lebens sein wird? Wie schafft man es, sich als Paar zu trennen und trotzdem gemeinsam gleichberechtigt Eltern zu bleiben?
Nina Weimann-Sandig ist Familiensoziologin und lässt neben Erfahrungsberichten von Kindern und Eltern auch ihre eigenen Erlebnisse miteinfließen. Sie präsentiert nicht wertend verschiedene Modelle mit ihren Vor- und Nachteilen und stellt sich klar gegen Vorurteile und veraltete Rollenbilder.
Der Titel hat mich anfangs etwas abgeschreckt, da bei den meisten Scheidungen in meinem Umfeld Gewalt im Spiel war. Die Autorin ist im Buch allerdings auf meine Sorgen eingegangen und hat sich dazu geäußert, dass in diesem Fall die Situation natürlich eine ganz andere ist.
Das Buch bietet alltagstaugliche Praxistipps, persönliche Erfahrungen, spannende Fakten, Zahlen und Berechnungshilfen für den Unterhalt sowie weiterführende Quellen.
Für Eltern, die sich gerade trennen, Bezugspersonen eines Trennungskindes oder Menschen, die mit Kindern arbeiten ist das Buch eine sehr gute Orientierungshilfe, die verschiedene Möglichkeiten aufzeigt, das Thema Trennung entstigmatisiert und Hoffnung macht.
Denn wie die Autorin so schön geschrieben hat: Familie ist kein Zustand, sondern ein Prozess.

Bewertung vom 24.10.2022
Mehr als wahrscheinlich
Watson, Sarah

Mehr als wahrscheinlich


ausgezeichnet

Jahreshighlight
Ava, CJ, Jordan und Martha sind Freundinnen und eine von ihnen wird die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten.
Aber wer?
Sie sind total unterschiedliche Charaktere, mit eigenen Hoffnungen und Ängsten, aber die Leidenschaft für gewisse Themen haben sie alle. Es könnte also jede sein.
Anfangs war ich ein bisschen überfordert mit den verschiedenen Leben, Hoffnungen, Ängsten und Familien und es wäre alles ein bisschen einfacher für mich gewesen, wenn nicht alle Frauen auf dem Cover schwarze Haare hätten. Aus ästhetischer Sicht ist das natürlich genial, aber ich musste schon ordentlich mitdenken, um die vier auseinanderzuhalten.
Die Freundschaft zwischen den vier verschiedenen Protagonist:innen wirkte auf mich absolut authentisch und ich konnte es jeder zutrauen, die erste Präsidentin zu werden. Ich liebe die Freundschaft der vier und, dass sie zueinanderstehen, obwohl sie total unterschiedlich sind.
Das Buch spricht richtig viele wichtige und aktuelle Themen an und ist trotzdem unfassbar unterhaltsam, spannend und berührend. Durch den Sprachstil bin ich auch nur so durch die Seiten geflogen.
Handlungstechnisch bleibt lange alles offen und ich hätte es selbst nicht besser konstruieren können. Das Ende war zwar logisch, aber trotzdem noch überraschend.
Es ist einfach so schön realistisch unperfekt und spiegelt unsere Welt richtig gut wider. Es ist herzzerreißend schön und hat mich restlos begeistert! Ich habe ein paar Tränchen verdrückt, weil es doch ein bisschen bittersüß ist, und irgendwie bin ich noch nicht bereit, diese Geschichte gehen zu lassen, aber ich habe die letzte Seite gelesen und muss jetzt lernen damit umzugehen.
Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.10.2022
Die Kunst des Fallens
McLaughlin, Danielle

Die Kunst des Fallens


gut

Die kleinen Herausforderungen des Lebens
Im Leben der Kuratorin Nessa geht es rund. Ihre Ehe steckt in einer tiefen Krise, ihre Tochter ist voll und ganz in der Pubertät angekommen und bei der Arbeit taucht plötzlich eine Frau auf, die behauptet an einem wichtigen Kunstwerk mitgearbeitet zu haben und übergangen worden zu sein, wodurch das Image des Künstlers, den Nessa verehrt, zu bröckeln beginnt. Als wäre das nicht genug, tritt auch noch jemand aus ihrer Vergangenheit in ihr Leben, der neben unschönen Erinnerungen auch die Wahrheit über eine Lüge in Nessas Leben bringt.
Die Idee fand ich richtig vielversprechend. Ich habe darauf gehofft, dass nach und nach Kleinigkeiten in Nessas Leben schiefgehen, die sie in Summe dazu bringen, durchzudrehen oder ihr Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Ich habe erwartet, dass sich die Spannung nach und nach aufbaut, bis ich als Leserin selbst nicht mehr weiß, wo hinten und vorne ist.
Stattdessen war das Buch sehr ruhig und für meinen Geschmack manchmal etwas langweilig. Die Handlung plätschert eher dahin und mir hat ein großes Finale, oder ein Spannungshöhepunkt gefehlt. Ich habe auch einen großen Plottwist erwartet, der die Handlung noch einmal gedreht hätte, aber leider kam er nicht.
Die Protagonistin war mir unsympathisch und ich hatte das Gefühl, dass sie selbst nicht wusste, was sie überhaupt will oder ihr vieles einfach gleichgültig war. Mir persönlich hätte ein anderer Ansatz etwa mit verzweifeltem Humor, oder zumindest etwas Spannung besser gefallen.
Nachdem ich zwei Monate gebraucht habe, um das Buch zu beenden, weiß ich nun, dass ich mit falschen Erwartungen an das Buch herangegangen bin. Wer allerdings ein ruhiges Buch über alltägliche Herausforderungen ohne große Überraschungen lesen will, wird das Buch wahrscheinlich mögen.

Bewertung vom 22.10.2022
Miss Kim weiß Bescheid
Cho, Nam-joo

Miss Kim weiß Bescheid


sehr gut

Realistische Schicksale

Nachdem ich das letzte Buch der Autorin geliebt habe, war ich richtig neugierig, was für Geschichten sie noch zu erzählen hat.
Durch die verschiedenen Kurzgeschichten erhält man einen guten Überblick über das Leben verschiedener koreanischer Frauen, in dem man trotz der Kürze, alle relevanten Informationen bekommt, um daraus etwas mitnehmen zu können.
Sämtliche Geschichten handeln von der Rolle der Frau in der koreanischen Gesellschaft und erzählen von realistischen Schicksalen, die auf mich sehr lebensnahe wirken. Aus einzelnen Geschichten hätte man auch leicht ein ganzes Buch schreiben können.
Die unterschiedlichen Geschichten waren teilweise sehr ergreifend und trotz der kulturellen Unterschiede in den meisten Fällen nachvollziehbar. Manche waren phänomenal und ich habe sie gleich mehrmals gelesen, andere haben mich nicht wirklich angesprochen und eine Geschichte habe ich tatsächlich nicht wirklich verstanden. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass mir die Kultur noch etwas fremd ist.
Der Schreibstil und die Wortwahl sind sehr elegant, die Themen wichtig und aktuell, und die Personen wirken authentisch.
Ich habe das Lesen sehr genossen.