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Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 566 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2024
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


gut

bedrückende Geschichte über das Leben der Sami

3,5 Sterne

Die 9jährige Elsa, eine Samin, wird Zeugin am Mord ihres Rentierkalbs Nastegallu, was sie nie verwindet. Und der Täter hat ihr gedroht und das abgeschnittene Ohr ihres Kalbs hingeworfen, weshalb sie sich nun nicht zugeben traut, dass sie diesen gesehen hat. Und die Polizei sieht das Töten eines Rentiers nicht als Straftat an.
Dieses schreckliche Wissen belastet Elsa ihr Leben lang. Und es ist für alle Samen bedrückend, dass diese immer noch diskriminiert und nicht ernst genommen werden. Die Polizei unternimmt nie etwas (Elsas Rentier ist ja nicht das einzige Vorkommnis dieser Art).

Das Buch wird als Roman eingestuft, und nicht als Krimi. Aber aufgrund des Klappentextes hätte ich mir schon mehr in der Art Krimi vorgestellt. Das ging leider etwas unter bzw. war nicht soo gut ausgearbeitet und teilweise auch nicht fesselnd erzählt. Das Erzähltempo ist eher langsam und die Erzählweise sehr ruhig. Da man ja schon von Anfang an weiß, wer der Täter ist, fällt hier auch Spannung weg.
Die Geschichte der Sami, deren Leben und Alltag ist allerdings sehr interessant dargestellt, und leider ist wohl heutzutage tatsächlich immer noch so, dass dieses Volk nicht akzeptiert, sondern diskriminiert wird. Und Rentiere sind eben nur Dinge. Wenn jemand also sämtliche Rentiere tötet, ist es nur Diebstahl. Leider wird das sehr oft wiederholt, und mich hat gestört, dass die Sami nichts gegen diese Ungerechtigkeit unternehmen, sondern sich derart unterdrücken lassen.
Erst als Erwachsene möchte Elsa für die Rechte ihres Volkes kämpfen.

Am Ende nimmt die Geschichte nochmal etwas an Fahrt auf. Schade, dass der Täter keine 'richtige' Strafe erhalten hat. Also etwas, das aufs Gesetz aufbaut und den Samen in Zukunft Hoffnung geben kann.
Die Sprecherin spricht mir manchmal etwas zu eintönig, dennoch habe ich ihr gerne zugehört.


Fazit:
Eine bedrückende Geschichte über das Leben der Sami mit einer starken Protagonistin, die Änderungen herbeiführen will.

Bewertung vom 27.03.2024
Rosa und Leo
Roth, Charlotte

Rosa und Leo


sehr gut

Rosa Luxemburg und ihr Kampf für die Liebe

3,5 Sterne

Rosa Luxemburg ist wohl allen ein Begriff; man kennt sie als politisch sehr engagiert im Kampf für Gerechtigkeit; und dass dies quasi ihr Leben war.
Trotzdem wird hier die Geschichte der Rosa Luxemburg zu ihrem Liebsten Leo Jogiches als Liebesgeschichte angepriesen. Ja, das ist sie auch, aber trotzdem gibt es sehr viele detaillierte Infos zu den historischen politischen Fakten, sodass man manchmal aus dem schönen Lesefluss gerissen wird, da diese Infos, wenn auch interessant verpackt, trotzdem trockener Stoff sind. Für meinen Geschmack war es zu viel Politik in der schönen (Liebes-)Geschichte, von der nicht alles für das Verständnis notwendig war. Am Ende des Buches gibt es ein hilfreiches Glossar.

Nach einem kurzen Ausflug ins Jahr 1918 im Vorwort wird das Leben von Rosa Luxemburg chronologisch ab 1888 erzählt; man erlebt ihre gefährliche Flucht aus Kongresspolen in die Schweiz, dem einzigen Land, wo Frauen damals studieren durften. In Zürich lernt sie den ebenfalls geflohenen Leo Jogiches, der genauso wie sie stark in der Revolution engagiert war, kennen und lieben. Sie nennt ihn Dziodzio, ein polnisches Kosewort. Einige Jahre später geht es für die beiden nach Berlin, wo der Kampf für die Gleichberechtigung von Arbeitern weitergeht. Ab 1914 ist es auch ein Kampf für den Frieden, die Menschlichkeit und das Leben.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr empathisch; man schließt Rosa sofort in sein Herz und will mit ihr befreundet sein. Rosa ist so eine starke Frau, trotzdem oder gerade weil sie so klein (und ihrer Meinung nach unansehnlich) ist.
Man fiebert mit ihr mit in ihrem Kampf nicht nur für die soziale Revolution, die Gleichberechtigung, gegen Genossen aus den eigenen Reihen, die andere Ansichten haben und gegen ihren immer schwächer werdenden Körper; sondern auch ihren Kampf für die Liebe und ein bürgerliches Leben. Den sie leider ebenso verliert.
Und trotzdem man weiß, wie es für Rosa Luxemburg endet, hofft man auf einen besseren Ausgang.'


Fazit:
Eine emotionale Romanbiografie über das Leben und die Liebe der Rosa Luxemburg; für meinen Geschmack waren es für einen Roman etwas zu viele politische Details.

Bewertung vom 20.03.2024
Die vergessene Geburtsnachtsparty / Amalia von Flatter Bd.3
Anderson, Laura Ellen

Die vergessene Geburtsnachtsparty / Amalia von Flatter Bd.3


ausgezeichnet

Finaler 3. Teil um das liebenswerte Vampirmädchen Amalia von Flatter

4,5 Sterne


Amalia hat Geburtsnacht und es ist eine große Geburtsnachtsparty am Kürbisfeld geplant. Doch als Amalia dort ankommt, ist noch niemand da!?
Nur Prinz Marillo kommt mit Verspätung, denn er hatte schreckliche Bauchschmerzen.
Amalia bemerkt, dass sämtliche Einwohner von Nokturnia alle möglichen Dinge vergessen! Auch wichtige, wie zB ihre Geburtsnachtsparty. Wie schrecklich ist das denn! Und wie kann das nur sein?
Gemeinsam mit Marillo - sie beide sind die einzigen, die nicht vergesslich geworden sind - macht sich Amalia auf die Suche nach dem Grund für diese Seltsamkeit und macht eine schreckliche Entdeckung.

Der dritte und finale Band der Amalia von Flatter-Reihe nimmt viele Dinge aus dem direkten Vorgänger auf; es ist also zu empfehlen, die Reihe chronologisch zu lesen.
Man trifft wieder auf alle Einwohner von Nokturnia, die man schon aus den ersten beiden Bänden kennt. Allen voran natürlich das Vampirmädchen Amalia, das mutig, vif und loyal ist. Prinz Marillo, der halb Vampir, halbe Fee ist, und der sich zu einem richtig guten Freund gemausert hat; Flora, die einer seltenen Yeti-Art angehört und die einen S-Sprachfehler hat (Sie kann das nämlich nicht aussprechen und sagt stattdessen F. Und das zieht sich wirklich fehlerfrei durchs ganze Buch.) Sie kann auch nur sehr laut sprechen, deshalb sind ihre Sätze in Großbuchstaben gedruckt. Und dann ist da noch Todd, der in Ausbildung ist und momentan noch nur für kleine Lebewesen zuständig ist.

Wieder stehen Freundschaft, Familie, Mut, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt im Fokus, denn nur so können die Einwohner von Nokturnia gerettet werden. Amalia ist sogar bereit, ihr Leben zu opfern, um das der anderen zu retten.
Gespickt ist das ganze mit viel Humor und Skurrilität, und untermalt von wunderbaren schwarz-weiß Illustrationen der Autorin. Es gibt natürlich ein wunderschönes Happy-End.

Hilfreich sind die Übersichtskarte des Königsreich des Lichts sowie des Königreich der Nacht, wo man alle Wege gut nachvollziehen kann, sowie die illustrierten Steckbriefe der wichtigsten Charaktere zu Beginn des Buches.


Fazit:
Ein magisch-gruseliger und humorvoller Abschlussband der Amalia von Flatter-Reihe, der zu Beginn jedoch etwas braucht, bis er an Fahrt aufnimmt, aber dann voller Spannung zu einem Happy-End gelangt.

Bewertung vom 17.03.2024
Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Berg, Sibylle

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter


sehr gut

Comic-Roman mit wichtiger Message

Die fast 9jährige Lisa ist ziemlich einsam: ihre Eltern gammeln den ganzen Tag auf der Couch rum, seit sie arbeitslos geworden sind. Deshalb muss sich Lisa daheim um alles kümmern, damit keiner merkt, was mit ihren Eltern los ist und sie nicht in ein Heim kommt. Sie hat sogar ihre Spielsachen, den Fernseher und ihren Schreibstischsessel verkaufen müssen.
Außerdem ist sie auch noch total unbeliebt und wird von allen gemobbt oder gemieden, da sie anders ist als alle anderen: sie liest wahnsinnig gerne (eigentlich immer, auch im Unterricht), weiß sehr viel, und interessiert sich für Astronomie und Außerirdische.
Bis eines Tages tatsächlich ein Flugobjekt (das gaaanz anders aussieht, als man sich die so allgemein vorstellt) in der Nähe von Lisas Haus landet und einer der Außerirdischen vergessen wurde. Die anderen fanden es zu kalt (klar, es war auch November) und sind sofort wieder davongeflogen.
Klakalnamanazdt, den Lisa Walter nennt, und der aussieht wie aus den 80ern entsprungen, wird ihr bester Freund und zeigt ihr, wie sie sich gegen die Rowdies wehren, Freunde finden und somit wieder ein schönes Leben führen kann.

Zu Beginn lernt man Lisa und ihr trauriges Leben kennen. Sie denkt, sie ist selbst schuld daran, dass keiner sie mag. Einfach nur total traurig. Doch für ein 8jähriges Kind kommt sie mir viel zu reif vor.
Doch irgendwann zieht sich das Ganze, da das Mobbing (auch von ihrer Lehrerin) und das Herumgammeln ihrer Eltern oft widerholt wird. Walter taucht leider erst ziemlich spät auf, erst auf S. 60 (von nur insgesamt 137).
Ich hatte mir irgendwie mehr erwartet; sowohl, was den Grund für das Abhauen der Außerirdischen betrifft (v.a., weil in der Beschreibung steht, dass sie von der Erde angewidert sind. Da hätte ich eher wegen der Umweltverschmutzung gedacht, oder wie die Menschen miteinander umgehen, Kriege etc. Aber denen war es einfach nur zu kalt.)
Und auch Lisas Entwicklung bzw. wie sich die anderen Menschen ändern, ist leider unglaubwürdig. Es geht viel zu einfach und zu schnell - im echten Leben ist das leider nicht so. So kommt die Geschichte manchmal etwas oberflächlich rüber und hat nicht so viel Tiefgang, wie ich mir gewünscht hätte.

Außergewöhnlich ist der einzigartige Stil des Comic-Romans: kurze Texte wechseln sich mit Dialogen und Gedanken von Lisa ab bzw. spricht sie den Leser auch immer wieder mal direkt an, was mit Anführungszeichen und anderer Schriftart gekennzeichnet ist.
Es gibt viel direkte Rede, die Sätze sind einfach und leicht verständlich, und auf jeder Seite gibt es schwarz-weiß Illustrationen bzw. Comic-Bilder. So bleiben auch Lesemuffel am Ball, weil es interessant ist.
Als Walter in Lisas Leben kommt, ist auch Humor verpackt, wie sie ihm das Leben auf der Erde erklärt und er feststellt, dass sein Informationsprogramm falsche Infos nicht nur über das Aussehen von jungen Menschen geliefert hat.
Es ist schön zu sehen, wie Lisa mit Walters Hilfe selbstbewusster, stärker und fröhlicher wird, nachdem er alles in ihrem Leben aufgeräumt hat. Lisas neues Leben ist ein schönes Happy-End.

Die Message des Buches ist wichtig: jeder Mensch ist einzigartig und richtig und gut, GENAU SO wie er ist. Habt einander lieb und kümmert euch umeinander. So werden die für Kinder wichtigen Themen Schule, Alltag, Familie, Freunde, Mobbing usw. spannend verpackt.


Fazit:
Wichtige Themen in einem einzigartigen, humorvollen Comic-Stil verpackt; ich hätte mir jedoch mehr Tiefe gewünscht.

Bewertung vom 17.03.2024
Im Schatten des Thronfolgers
Neumeyer, Christine

Im Schatten des Thronfolgers


sehr gut

der 3. Fall führt Polizeiagent Pospischil auf das Schloss des Thronfolgers in Artstetten

Artstetten, April bis Juni 1909: Auf Schloss Artstetten im wunderschönen Nibelungengau, der Sommerresidenz des Thronfolgers Erzherzog Franz Ferdinand, wird bei den Sprengungsarbeiten für die neue Gruft des zukünftigen Kaisers und seiner Familie unter der Kirche die Leiche eines Babys gefunden.
Um ein Attentat auf die Kaiserfamilie auszuschließen, wird der geheime Polizeiagent Johann Pospischil aus Wien nach Artstetten beordert. Sein Assistent, Dr. Leopold Frisch, der neuerdings neben dem Doktor für Entomologie nun auch den Doktor für Pathologie hat, ist natürlich auch mit dabei.

"Im Schatten des Thronfolgers" ist der 3. Band um Polizeiagent Pospischil und seinen Assistenten Dr. Frisch (davon der 2. im Picus-Verlag), und er kommt wie die anderen Bände leise und ruhig daher. Aber genau das mag ich an dieser historischen Krimi-Reihe, auch wenn man sich bei den ersten Kapiteln fragt, wohin das alles führen wird und über die Jagd der Paradiesvögel im Garten des Schlosses, die der Kammermeister Baron Adolf von Wald regelmäßig veranstaltet, verwundert ist. Die Leiche wird erst später gefunden.
Es geht nicht nur um das Lösen der Fälle, sondern auch um das Lebensgefühl der damaligen Zeit. Ich mag es sehr, wie das Speisen beschrieben wird; aber auch die Darstellung der damaligen Technik bzw. des Fortschrittes fand ich sehr interessant. Pospischil sind die Automobile, die es schon seit einiger Zeit gibt und immer beliebter werden, immer noch nicht geheuer, ebenso wie die neumodischen Telefonapparate. Doch er ist den technischen Neuerungen schon etwas mehr aufgeschlossen. Auch die amourösen Gefühle des Polizeiagenten waren humorvoll zu verfolgen.
Ebenso hat sich die Fototechnik entwickelt und man muss keine schweren Glasplatten mehr mitschleppen. (was dem Kammermeister von Wald für seine egoistischen Zwecke natürlich sehr zugute kommt).
Natürlich ist auch das politische Geschehen der damaligen Zeit gut eingearbeitet; die Konkurrenz zwischen dem alten konservativen Kaiser und dem reformoffenen Thronfolger; und wie die Bevölkerung dazu steht.
Auch die Standesunterschiede zwischen den Neugeadelten und der Arbeiterschicht ist anschaulich beschrieben; und mit welchen Problemen junge Frauen, die ungewollt schwanger werden, zu kämpfen haben.
Die Ermittlungen im Umfeld des Thronfolgers und gegen Adelige müssen sehr diskret vonstatten gehen, man will jeglichen Skandal vermeiden und deshalb ist es für Pospischil und Frisch auch nicht einfach.
Die Auflösung war für mich nach einiger Zeit zwar schon offensichtlich, aber es war authentisch und nachvollziehbar.

Die Beschreibungen des wunderschönen Schlosses Artstetten haben mir sehr gut gefallen, die Zwiebeltürme sind wirklich beeindruckend. Schade, dass dies nicht auf dem Cover abgebildet ist.
Die Geschichte wird durch viel direkte Rede lebendig, teilweise auch in österreichischer Mundart. Hier wäre ein Glossar wie im ersten Teil (eines anderen Verlags) für deutsche Leser gut gewesen.
Ich freue mich schon auf einen weiteren Band der historischen Krimi-Reihe, und wie sich v.a. die Karriere des vifen Frisch entwickelt; denn Pospischil überlegt ja (schon seit dem vorigen Band), in Pension zu gehen.


Fazit:
Ruhiger historischer Krimi mit dem schönen Setting Schloss Artstetten, viel Lokalkolorit und sympathischen Ermittlern.

Bewertung vom 12.03.2024
Idefix und die Unbeugsamen - Flatterhafte Jugend
Uderzo, Albert;Goscinny, René

Idefix und die Unbeugsamen - Flatterhafte Jugend


sehr gut

die Unbeugsamen müssen die Rote Mühle retten

Die Erstlesereihe zur Idefix-Serie hat eine gute Schriftart und -größe, die für Leseanfänger gut lesbar sind, ebenso wie der einfache und leicht verständliche Text.
Dass alle Tiere zu Beginn vorgestellt werden, finde ich gut, denn ein Personenverzeichnis, zu dem man immer wieder vorblättern kann, ist sehr hilfreich. Die Namen sind, wie man es auch von Asterix kennt, witzig, v.a. Dertutnix ;)
Idefix ist wiff, mutig, setzt sich für seine Freunde ein und hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Die Illustrationen bzw. Standbilder aus der Serie gefallen mir leider nicht ganz so sehr, sie sind etwas zu dunkel und in der originalen Idefix-und-die-Unbeugsamen-Comic Reihe sind die Bilder liebevoller gestaltet. Leider finde auch, dass der Unterschied zwischen altem, erwachsenem und Küken-Astmatix nicht so gut rauskommt.
Auch ist mir teilweise besonders aufgefallen, dass es eben ein "Buch zum Film" ist. Also dass man manchmal das Gefühl hat, die Szenen wurden einfach nacherzählt.

Das Buch unterteilt sich in fünf einzelne Geschichten, die zusammen ein Ganzes ergeben.
Die erste Story ist quasi eine spannende Einleitung, man lernt die Tiere ein wenig kennen und erfährt, dass General Labienus die Rote Mühle in der Stadt Lutetia abreißen lassen möchte. Und das, wo die alte Taube Astmatix doch so gerne Brot(krümel) frisst und nicht mehr selbst auf Futtersuchen gehen kann. Das müssen die Freunde natürlich verhindern!
Schade finde ich, dass wieder einmal Monalisa, stellvertretend für alle Katzen, als böse und hinterlistig dargestellt wird. So sind Katzen nicht. Auch wenn Monalisa und ihre fiese Art natürlich für das Geschehen wichtig sind, denn sie mag den Lärm der Mühle gar nicht.

In der Geschichte werden auf humorvolle Weise die Themen Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Zusammenhalt und vor allem Mut sehr schön dargestellt. Und dass die Erfahrung des Alters oft mehr wert ist, als jugendliche Schönheit und Kraft.
Ein actionreicher Showdown und ein Happy-End runden das Abenteuer ab.


Fazit:
Ein turbulentes und unterhaltsames Abenteuer mit Idefix und seinen Freunden, die diesmal die Mühle von Lutetia retten müssen.

Bewertung vom 11.03.2024
Die Insel des Zorns
Michaelides, Alex

Die Insel des Zorns


gut

Ein Drama/Krimi/Liebesgeschichte in 5 Akten

Elliot Chase erzählt dem Leser in ich-Form ein Drama in 5 Akten. Er nennt es allerdings eine Geschichte über Mord; oder eher eine Liebesgeschichte. Anhand seiner Notizen über Beobachtungen und Gespräche mit den anderen vorkommenden Personen hat er die Geschichte rekonstruiert.
Diese außergewöhnliche Erzählweise hat mir zu Beginn sehr gut gefallen, es ist mal erfrischend anders. Doch mit der Zeit wird es teilweise zäh, denn er berichtet oftmals ausschweifend. Außerdem präsentiert er auch seine Gedanken und Träume, die nichts mit dem Geschehenen zu tun haben, und das macht es ausufernd.
Und er erzählt zuerst nicht alles. Erst ab ca. der Hälfte des Buches springt er immer wieder in die jüngere Vergangenheit zurück, um ausgelassene - bzw. verschwiegene - Details nachzureichen, die für den Verlauf der Geschichte von Belang sind.
Leider bin ich kein Fan von auslassen, nachreichen und in der Zeit herumspringen. Ich mag es lieber klar, chronologisch und komplett.

Achja, worum geht es überhaupt: Lana Farrar, eine ehemalige, berühmte Filmschauspielerin, lädt zu Ostern auf ihre griechische Privatinsel "Aura" bei Mykonos ein: ihren Sohn Leo, ihren Mann Jason, ihre beste Freundin, die Theaterschauspielerin Kate Crosby und natürlich Elliot. Weiters sind noch die Haushälterin Agathi und der Inselverwalter Nikos da. Insgesamt also 7 Personen.
Über Nacht bläst ein starker Sturm, der von allen "Zorn" genannt wird. Und einer der Sieben stirbt.

Elliott ist kein sympathischer Charakter. Anfangs kann man den Grund dafür noch gar nicht so genau benennen, aber mit der Zeit lernt man ihn ja immer besser kennen (durch die ich-Erzählung und die exhibitionistische Präsentation seines Charakters dringt man immer tiefer in seine Gedanken- und Gefühlswelt ein) und merkt, dass seine schlimme Kindheit viele Spuren hinterlassen hat.
Leider wird man über ihn auch am Schluss nicht aufgeklärt, obwohl Andeutungen gemacht wurden.

Den Ausgang der Geschichte hatte ich mir nach einiger Zeit schon gedacht, das Motiv war einleuchtend und nachvollziehbar, nur der Weg dorthin hat kleine Überraschungen bereit gehalten.
Und auch den heftigen Sturm konnte man beim Lesen leider nicht fühlen. Ja, es wurde immer wieder erwähnt, wie schlimm der Zorn doch geblasen hat, aber es wurde nicht lebendig rübergebracht. Dabei hätte dies die Atmosphäre noch beklemmender wirken lassen.


Fazit:
Elliot erzählt dem Leser das Geschehen in der Osterwoche auf der kleinen griechischen Privatinsel in 5 Akten; eine Art Drama. Leider zu ausschweifend und die Auflösung war kein überraschender Twist.

Bewertung vom 10.03.2024
Die Burg
Poznanski, Ursula

Die Burg


sehr gut

KIsmet - ein lebensgefährlicher, KI-basierter Escape Room

Ursula Poznanski entführt uns in ihrem neuesten Thriller auf Burg Greiffenau, die Millionär Nevio renovieren hat lassen und in deren Kellerräumen er einen auf dem neuesten technischen Stand und topaktuellen, KI-basierten, Escape-Room-Event einbauen hat lassen.
Maxim Ascher, der selbst einige klassische Escape-Rooms betreibt, ist einer der Probedurchlauf-Teilnehmer. Er soll die Rätseltauglichkeit vor der Eröffnung testen, ob die Vorgaben der Spielteilnehmer, die mittels einer KI berechnet werden, auch lösbar umgesetzt werden.
Für die Überprüfung der authentischen Darstellung des Mittelalters wurde der Historiker Professor Lothar Melerski engagiert.
Weitere Teilnehmer sind Petra Seifert, die den Platz bei einem Online-Rätsel-Preisausschreiben gewonnen hat; Yvonne Rothe, eine Influencerin, die den Probedurchgang dokumentieren und nach Eröffnung für die Burg promoten soll; und Emil Strauss, ein ehemaliger Olympiaschwimmer, der ungefragt seine Bekanntschaft Vivi mitgebracht hat.
Dann sind da noch die Techniker bzw. Gamemaster Alissa und Yannek, der ebenso wie Nevio mit der Gruppe in die unterirdischen Höhlen geht, während Alissa alles vom Kontrollraum aus beobachten soll.

Durch die abwechselnden Erzählweisen aus Sicht von Maxim und Alissa erhält man unterschiedliche Perspektiven und ist als Leser mal im Keller der Burg, mal außerhalb in der Burg bzw. dem Kontrollraum, von wo aus das Spiel überwacht wird, dabei. Auch wenn man zwischendurch immer gerne mal wüsste, was die anderen Teilnehmer so machen, ist die Sicht aus zwei Seiten vollkommend ausreichend, denn es würde sich sonst nur in die Länge ziehen.

Ich war wieder begeistert von Poznanskis fesselndem Schreibstil, sie weiß einfach zu packen, auch wenn das Thema selbst natürlich seines dazu beiträgt. Ich liebe Escape Rooms und natürlich Geschichten darüber. Auch mag ich alte Gebäude und das Mittelalter finde ich ganz faszinierend.

Die verschiedenen Teilnehmer des Escape Rooms sind gut dargestellt; eine Auswahl an unterschiedlichen Charakteren und Geschlechtern; vom Inhaber der Burg natürlich auch für seinen Vorteil ausgesucht. Auch wenn man anfangs klischeehaft über die Personen denkt, überraschen einige im Verlauf der Geschichte mit ihrem Verhalten.
Und die Kombi, das dunkle Kellerverlies und dann noch die mittelalterlich-gruseligen Darstellungen von KIsmet (so der Name der KI), auf übergroßen LED-Wänden, fast ohne sonstigem Zubehör - da kommt einem schon die Gänsehaut.
Warum die KI auf einmal immer persönlicher wird und ein düsteres und aggressives Eigenleben entwickelt, die Teilnehmer separiert, diese anscheinend tot sehen will und sich auch vom Kontrollturm aus nicht mehr kontrollieren lässt, ist beängstigend und man fragt sich beim Lesen ständig, ob die KI sich verselbständigt hat und außer Rand und Band geraten ist oder ob es doch andere Gründe hat.
Die Auflösung dazu ist stimmig und hat mich zufrieden zurückgelassen.

Trotzdem gibt es kleine Mängel, zB das Warum, oder einige Dinge wurden dann nicht aufgeklärt bzw. waren für den Verlauf der Geschichte ohne Belang.
Trotzdem ist die Geschichte fesselnd, unterhaltsam und regt zum Nachdenken an über Künstliche Intelligenz, wie sich diese entwickelt, dass diese auf sämtliche (!) Infos aus dem WWW zugreifen kann und wie man diese richtig bedient. Und denke immer ganz genau über deine Worte sowie die exakte Formulierung deiner Wünsche und Aufträge nach ;)

Die Darstellung der Burg bzw. der Plan der unterirdischen Tunnelsysteme in der inneren Buchklappe war sehr hilfreich - besonders jener der Höhlensysteme, denn so konnte man immer wieder nachschauen, wo sich die Protagonisten gerade aufhalten und konnte die Wege der Teilnehmer (fast) immer nachvollziehen.


Fazit:
Ein mitreißender Escape Room-Thriller mit einer KI, die außer Rand und Band geraten ist. Tolles Setting mit mittelalterlicher und spannender Atmosphäre, aber kleinen Mängeln.

Bewertung vom 07.03.2024
Arktische Rache / RAVNA Bd.3
Herrmann, Elisabeth

Arktische Rache / RAVNA Bd.3


sehr gut

der 3. Fall für die junge Samin Ravna

Leider beginnt der 3. Teil der tollen Ravna-Reihe nicht so fesselnd wie die anderen Bände. Hätte ich diese nicht gekannt, fände ich den Einstieg etwas langweilig. Ravnas privates Leben steht im Fokus, doch nicht so packend, wie man sich das gewünscht hätte. Und auch die Samische Kultur wird mMn nicht so interessant und toll dargestellt, wie sie ist und es verdient hätte.
Erst ab Seite 79 geht es dann spannend los, als Ravnas Vater Rodmar, der die Familie verlassen hat, als Ravna 3 Jahre alt war und mit dem sie seitdem keinen Kontakt mehr hatte, taumelnd in das Lokal stolpert, in dem er sich nach einem plötzlichen und unerwarteten Anruf mit Ravna verabredet hat, und zusammenbricht - mit einem samischen Messer im Rücken. Dem Messer, das ihre Mutter Hedda hergestellt hat!
Er überlebt schwerverletzt, doch Ravna will natürlich helfen, den wahren Mörder zu finden, denn im Gegensatz zur Polizei glaubt sie von Anfang an an die Unschuld ihrer Mutter.
Und dann wird auch noch ein Toter gefunden, der auf den ersten Blick nichts mit dem Angriff auf Rodmar zu tun hat.

Diesmal spielt sich die Geschichte in Oslo, in der Zeit kurz vor und am Norwegischen Nationalfeiertag am 17. Mai 2023. Denn Ravnas Vater ist mit seiner neuen Familie, seiner Frau Catherine und Ravnas Halbgeschwistern Harald und Nora, anlässlich der Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag gekommen. Da Ravna an der Polizeifachschule in Oslo studiert, dachte sich Rodmar, wäre es eine gute Gelegenheit, seine Tochter nach so vielen Jahren mal zu sehen.
Hedda ist zur gleichen Zeit auch in Oslo, sie vertritt mit einer Gruppe Samen ihr Volk, denen der Erhalt der Arktis und der Natur- und Tierschutz sehr am Herzen liegt.
Nicht nur Rodmar wird angegriffen, auch Hedda ist in Gefahr. Ravna kann sich keinen Reim darauf machen, warum; und beide schweigen beharrlich.

Ravnas Entwicklung merkt man hier sehr gut, sie ist fast nur mehr taff (unsicher nur mehr in Beziehungsfragen), auch meistert sie mittlerweile gut den Grat zwischen ihrer samischen Abstammung und dem modernen Leben.
Diesmal kommt viel Persönliches von Ravna vor. Nicht nur ihre samische Abstammung, die Verdächtigung gegen ihre Mutter, das Kennenlernen ihres Vaters sowie der Halbgeschwister, sondern auch ihr Freund, der Polizist in Oslo ist und ebenfalls im Fall ermittelt, mit dem es Zoff gibt, belasten Ravna schwer.
Man trifft auch wieder auf Rune Thor, den exzentrischen und seltsamen Ermittler, der Ravna kurzerhand ins Ermittlerteam aufnimmt-trotz ihrer Befangenheit. Denn die Samen sind ein introvertiertes Völkchen, das immer noch stark mit Rassismus zu kämpfen hat und nicht mit allen spricht. Einfach unglaublich, wie dieses Volk unterdrückt und von vielen gehasst wird.
Auch Thor hat sich seit dem ersten Band extrem weiterentwickelt, mittlerweile mag ich ihn fast ;)
Die Auflösung war okay, so 100% konnte ich den Beweggrund allerdings nicht nachvollziehen.

Ein interessanter Fall, die Verbindung zu Ravnas Eltern und die Verstrickung mit der Vergangenheit sowie der Rassismus gegen Samen zeichnen diesen Jugendthriller aus.
Leider kamen die samische Kultur und die wunderschöne Landschaft und Atmosphäre der Arktis diesmal etwas zu kurz; auch gab es anfangs einige Wiederholungen, und einmal wurde ein falsches Datum (März statt Mai) genannt.
Hilfreich sind die Karten von Oslo im vorderen und die Gegend um das Varangergebirge im hinteren Buchdeckel, auf denen man die Wege von Ravna sowie die Orte der Handlung nachvollziehen kann.


Fazit:
Der dritte ist der persönlichste Teil der Jugendthriller-Reihe um die junge Samin Ravna Persen, der diesmal rund um den Nationalfeiertag in Oslo spielt.

Bewertung vom 04.03.2024
Yellowface
Kuang, R. F.

Yellowface


sehr gut

June hat einen Bestseller geschrieben - oder doch nicht?

Als die Amerikanerin June Hayward mit ihrer Freundin, bzw. eher Bekannten seit Studientagen, der chinesischstämmigen Athena Liu deren netflix-Vertrag in ihrem Loft feiert, stirbt diese vor Junes Augen. Unüberlegt und automatisch steckt sie das neue Manuskript von Athena ein, das noch niemand kennt. Darin geht es um das Leid von chinesischen Arbeitern im Ersten Weltkrieg. June ist so davon gefesselt, dass sie beschließt, es zu überarbeiten und druckreif zu machen.
June, die mit ihrem Debütroman keinen Erfolg hatte, wird als Juniper Song mit "Die letzte Front" endlich zum Bestseller!

Dieses Buch liest sich wie ein Geständnis oder Tagebuch; June spricht die Leser:innen direkt an (Das durchgehende Gendern im ganzen Roman war für mich gewöhnungsbedürftig. In Artikeln oder Nachrichten hat man sich ja schon daran gewöhnt, aber in einem Roman stört es meinen Lesefluss.)
Durch die direkte Ansprache von June bekommt man tiefe Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt. Und ich muss sagen: das gefiel mir nicht. June ist vor Neid zerfressen, eine sehr unsympathische Person, die emotional unterentwickelt und nicht empathisch ist. Sie sucht immer neue Rechtfertigungen, warum sie diese Geschichte veröffentlichen durfte. So eine derart falsche, hinterhältige und unerträgliche Protagonistin hatte ich noch nie. Trotzdem musste ich einfach ALLES erfahren, was für die Schreibkunst der Autorin spricht.
Ich verurteile Junes Doppelmoral, mit der sie alles bewertet. Sie wechselt auch laufend von himmelhoch jauchzend zu Tode betrübt. Hat keinerlei Selbstbewusstsein und keine feste, eigene Meinung. Sie schwimmt mit dem Strom und versucht immer, im besten Licht dazustehen und das beste für sich rauszuholen, mit teils widerwärtigen Methoden. Und sie ist lernresistent. Sie lernt einfach nicht aus ihren Fehlern und verhält sich manchmal einfach nur dumm.

Die Autorin verarbeitet in diesem Roman nicht nur Rassismus (der ein großes Thema ist), Diversität und die Frage der kulturellen Aneignung (Darf jeder alles schreiben? Also hatte June mit ihrer Herkunft überhaupt das Recht, einen Roman über das Leiden chinesische Arbeiter zu schreiben?); auch die Themen Plagiat, die Buchbranche in den USA (was für mich besonders interessant zu lesen war, denn oft denkt man sich: ja, genauso ist es; wobei es in den USA sicherlich noch schwieriger ist als in Europa durch die Buchpreisbindung), die "Diskussions"kultur in den Sozialen Medien (bzw. eher das Mobbing und Shitstorms, vor denen June besonders Angst hatte), Neid, Eifersucht, Intrigen. Somit also auch eine breite Bandbreite der Gefühle.
Man fiebert mit June mit, wer da wohl so viel Hass auf sie hat und sie derart verunglimpft, und hasst sie trotzdem gleichermaßen wie auch Athena, der sie ihren Erfolg aus diversen Gründen missgönnt hat, denn auch diese war kein einfacher Charakter. Trotzdem hätte ich Athena gern etwas besser kennengelernt; nicht nur aus Sicht von June.
Auch ein kleiner Krimi ist inkludiert, denn man grübelt bis zum Schluss, wie sich der Tod von Athena wirklich abgespielt hat.
Doch manchmal wusste man selbst gar nicht mehr, was echt war und was sich June nur ausgedacht hat.

Den Schluss fand ich leider nicht befriedigend, etwas dünn in der Erklärung, nicht wirklich nachvollziehbar. Aber auch so naheliegend, und deshalb etwas unspektakulär und vorhersehbar. Und June macht wieder dort weiter, wo sie zuvor schon aufgehört hat ("täglich grüßt das Murmeltier"). Doch gleichzeitig ist es auch ein eher offenes Ende, denn man weiß nicht, wie es schlussendlich ausgehen wird und kann auch nicht mit Bestimmtheit sagen: hat June uns das alles erzählt?


Fazit:
Ein Roman über das Autor:innen-Dasein, die Buch- und Verlagswelt, Plagiate, Sozial Media und alles, was dazugehört; der alle Gefühle vereint, einen mitreißt, wütend und traurig macht und manchmal nur den Kopf schütteln lässt. Und vor allem wird man nachdenklich.