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mecop

Bewertungen

Insgesamt 134 Bewertungen
Bewertung vom 06.01.2023
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


sehr gut

Wie die Vergangenheit das Leben bestimmt
"Die Bücher, der Junge und die Nacht" ist nur nicht wegen seines Coverfotos ein gelungener Roman, der mehrere Zeitebenen sinnvoll miteinander verknüpft.
Kai Meyer schafft es mühelos, die im Roman vorkommenden Zeitebenen (v.a. Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg und 1970er Jahre) detailreich darzustellen, sodass die Lesenden stets das Gefühl haben, mittendrin zu sein. Mir gefiel besonders gut, dass ausnahmsweise die Gegenwart keine Rolle spielt, was in vielen Romanen, die ich in letzter Zeit gelesen habe, oft der Fall war (also zum Beispiel Gegenwart und Drittes Reich).
Der Roman ist so geschrieben, dass er sich flüssig lesen ließ und auch die Sprünge zwischen den Zeitebenen waren problemlos und ohne Verwirrung zu bewältigen. Auch die Figuren sind glaubhaft dargestellt, inklusive ihre Ängste, Sorgen und Nöte.
Die Handlung des Romans gefiel mir durchweg sehr gut. Sie war plausibel und schlüssig. Einzig ganz am Ende des Buches hätte ich mir eine etwas rationalere Auflösung gewünscht. Aber das liegt vielleicht auch an meinem rationalen Verstand. Ansonsten kann ich das Buch allen wärmstens empfehlen, die zeitgeschichtliche Romane mit mehreren Zeitebenen mögen.

Bewertung vom 18.12.2022
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


ausgezeichnet

Unterhaltsamer Krimi mit spannendem Zeithintergrund
"Fräulein Anna, Gerichtsmedizin. Die Prinzregentenmorde" ist der gelungene Auftakt zu einer neuen Reihe rund um Anna Zech, die in der Münchner Gerichtsmedizin ihre Arbeit aufnimmt und dem Adligen Friedrich "Fritz" von Weynand, der hobbymäßig ein Skandalblatt alle heilige Zeit publiziert. Auf den ersten Blick ein seltsames Gespann, das sich aber im Laufe des Buches zusammenrauft und sich, wie ich finde, wunderbar ergänzt. Gerade, weil beide aus unterschiedlichen Milieus stammen und ihre jeweils eigene Sicht auf die Dinge der Zeit zwei Jahre vor dem Ersten Weltkrieg haben. Mir gefällt, wie Petra Aicher die beiden Figuren zeichnet und wie stark sie Anna Zech im Laufe der Geschichte werden lässt. Nicht nur ihre Stärke bei Autopsien, sondern auch im Alltag haben mir imponiert. Vor allem ihre Reflektionen über die damalige Zeit und deren gesellschaftlichen Normen (Stichwort Heirat) gefielen mir beim Lesen sehr gut.
Der Kriminalfall ist eigentlich recht unterhaltsam und spannend, aber geht zwischendurch ein wenig durch zu viele, für meinen Geschmack, Nebensächlichkeiten unter. Hier hätte die Autorin sparsamer dosieren können, finde ich. Das Ende des Krimis wiederum hat mich überrascht und ich freue mich auf den nächsten Band im kommenden Sommer! Ich kann den Roman allen Fans historischer Kriminalromane empfehlen, die starke Frauenfiguren mögen und gerne ein wenig Zeitgeist beim Lesen einatmen möchten.

ACHTUNG SPOILER - Anfang
Weiterhin finde ich es toll, dass die Autorin die Beziehung der beiden Hauptfiguren auf einem Niveau belässt, welches mal ganz anders ist als ich es sonst aus vielen (Kriminal-)Romanen kenne.
ACHTUNG SPOILER - Ende

Bewertung vom 18.12.2022
Luki träumt von der Schule
Tiro, Lejla;Scherzer, Greta

Luki träumt von der Schule


ausgezeichnet

Ein wirklich schönes Kinderbuch
An "Luki träumt von der Schule" hat mich direkt das Cover begeistert, solch eine schöne Zeichnung! Auch das Buch selbst überzeugt mit einer schönen Gestaltung und einer kindgerechten Geschichte. Das Buch wird ab einem Alter von fünf Jahren empfohlen. Ich habe es meiner vierjährigen Nichte vorgelesen und sie fand die Geschichte toll, daher kann die Altersempfehlung auch etwas nach unten korrigiert werden, finde ich.
Insgesamt gefällt mir an der Geschichte, dass es ein wichtiges Thema, das Kindergartenkindern durchaus Angst einjagen kann, so aufbereitet ist, dass diesen die Angst etwas genommen werden kann. Ein besonderer Clou ist dabei, dass die Geschichte aus Sicht des Katers Luki erzählt wird und damit nicht belehrend daherkommt. Gerade die Sichtweise einer ausstehenden "Person" macht dieses Buch zu einem schönen Kinderbuch, das sich für Kindergartenkinder ab etwa vier Jahren eignet.

Bewertung vom 03.12.2022
Weltfrieden
Jay von Seldeneck, Lucia

Weltfrieden


ausgezeichnet

Schicksal in der brandenburgischen Provinz
"Weltfrieden" ist ein wirklich eindrückliches Buch, dass Wendeschicksale in der brandenburgischen Provinz wirklich sehr gut beschreibt. Die Autorin schafft es, mit nüchternem und sachlichem Ton Sympathie für die Figuren zu schaffen und deren Schicksal(sergebenheit) nachdrücklich zu beschreiben. Wer schon immer einmal eine realistische Beschreibung von Wendeschicksalen aus der ostdeutschen Provinz lesen wollte, ist hier sehr gut aufgehoben. Das Buch berührt, ohne Mitleid zu erregen und überrascht mit tollen Wendungen. Lesenswert!

Bewertung vom 22.11.2022
Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1
Blum, Charlotte

Die Nachricht des Mörders / Fräulein vom Amt Bd.1


ausgezeichnet

Unterhaltsam und kurzweilig

Beim "Fräulein vom Amt" war ich zunächst skeptisch, da mir das Cover etwas zu sehr nach Klischee aussah, aber ich wurde positiv überrascht. Der Roman enthält keine Frauenklischees oder zumindest keine, die mir aufgefallen wären. Alma, die Hauptfigur und Emmi, ihre beste Freundin sind beide sehr fortschrittlich. Ihre Ermittlungen sind auch nicht immer ungefährlich und dennoch sind die Frauen unermüdlich in ihrer (Freizeit-)Arbeit.
Was mir auch richtig gut gefiel, war der junge Polizist, der Alma und ihre Überlegungen ernst nimmt. Dennoch spielen in diesem Roman die Frauen die Hauptrollen, was ich sehr gut finde! Dies ist den Autorinnen sehr gelungen und ich freue mich auf die Fortsetzung! Interessant ist übrigens auch das Setting: mal keine große Stadt, sondern Baden-Baden. War ich auch hier zunächst skeptisch, ob dies eine gute Wahl war, bin ich jetzt anderer Meinung. Literarisch kann man mich immer noch überraschen. Der Roman ist unterhaltsam geschrieben und ich war schneller damit durch, als mir lieb war. "Das Fräulein vom Amt" ist für all jene empfehlenswert, die Krimis gepaart mit Zeitgeschichte und Lokalkolorit mögen.

Bewertung vom 21.11.2022
Die tausend Verbrechen des Ming Tsu
Lin, Tom

Die tausend Verbrechen des Ming Tsu


gut

Western für ein spezielles Publikum
Das Cover und die Leseprobe von "Die tausend Verbrechen des Ming Tsu" gefielen mir so gut, dass ich die ganze Geschichte lesen wollte. Das Buch ist einfach zu lesen und es fällt einem leicht, der Handlung zu folgen und sich die Umgebung im Wilden Westen der USA vorzustellen. Leider verliert sich die Handlung für meinen Geschmack etwas zu sehr in Nebenkriegsschauplätzen, sodass ich etwas die Lust an der Lektüre verlor. Auch die Gefährten Ming Tsus in der Geschichte sind mir teilweise zu abgedreht und ich wusste nicht mehr, ob ich jetzt einen Western, einen Fantasy-Roman oder ein Crossover aus beiden las. Diese Mischung war dann für meinen Geschmack etwas zu viel, sodass ich das Buch nur bedingt weiterempfehlen kann. Es ist vermutlich am ehesten für Leute geeignet, die auch mal unkonventionelle Geschichten mögen. Ich selbst gehöre bei diesem Buch eher nicht zu dieser Gruppe.

Bewertung vom 14.11.2022
Isidor (eBook, ePUB)
Kupferberg, Shelly

Isidor (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Familiengeschichte eindrücklich erzählt
Das Cover von Isidor ist sehr speziell und sorgte in meinem Fall dafür, dass ich neugierig auf das Buch wurde. Shelly Kupferberg gelingt es hervorragend, mittels alter Fotos, Briefe und weiteren Dokumenten das Leben von Isidor, seiner Familie, seines Neffen Walter und weiterer Personen aus Isidors Freundes- und Bekanntenkreis nachzuzeichnen. Die Erzählung ist dabei nie trocken und verfällt auch nicht in einen Berichtstil. Ich konnte Isidors Leben gut nachverfolgen; je weiter ich im Buch vorrückte, desto beklemmender wurde die Lektüre. Obwohl so vieles aus der Zeit des Nationalsozialismus bekannt ist, bestürzt mich die Unmenschlichkeit dieses Regimes stets aufs Neue. Shelly Kupferbergs Werk zeigt einmal mehr, warum diese Zeit niemals vergessen werden sollte. Ich lege die Lebensgeschichte Isidors allen Menschen ans Herz, die Biografien und Geschichte mögen.

Bewertung vom 06.11.2022
Agent Sonja
Macintyre, Ben

Agent Sonja


ausgezeichnet

Beeindruckendes Leben beeindruckend erzählt
"Agent Sonja" ist eine interessant geschriebene Biografie, die von der ersten Seite an fesselt. Ben Macintyre schafft es, das Leben von Ursula Kuczynski mitreißend zu erzählen, ohne dabei den ruhigen und sachlichen Tonfall seiner Erzählung zu verlieren. Mich hat besonders beeindruckt, wie er es schafft, ein wirklich außergewöhnliches Leben so zu beschreiben, dass ich mir alle Figuren, die in Ursulas Leben eine Rolle spielten (und es waren einige) gut vorstellen konnte. Ursulas Geschichte an sich ist schon äußerst beeindruckend und ich hätte vor dem Lesen des Buches nicht erwartet, dass es mich in den Bann ziehen würde. Ich habe nur wenige Tage gebraucht, um über 400 Seiten geballte Information zu verschlingen. Das Buch kann ich allen empfehlen, die gerne mal in eine echte Spionagegeschichte abtauchen möchten und dabei auch die Geduld für konzentriertes Lesen mitbringen. Denn das Buch ist zwar toll geschrieben, aber die Informationen müssen beim Lesen erst mal gut verarbeitet werden.

Bewertung vom 27.10.2022
Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10
Föhr, Andreas

Herzschuss / Kreuthner und Wallner Bd.10


ausgezeichnet

Gewohnt spannend, unterhaltsam, aber nicht ganz so schräg wie frühere Krimis
Clemens Wallner und Leonhard Kreuthner zählen schon lange zum Kreis meiner Lieblingsermittler. Ihre unterschiedlichen Charaktere ergänzen sich wunderbar und besonders Kreuthner bringt mich immer wieder zum Schmunzeln. In diesem Roman geht es aber tatsächlich etwas ruhiger zu, was der Handlung aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil: der Krimi von Andreas Föhr ist gut aufgebaut und ich wusste bis zum Schluss nicht, wer für den Mord verantwortlich ist.
Was mir an diesem Roman auch besonders gut gefällt, ist, dass die Freundschaft zwischen Wallner und Kreuthner auf eine neue Stufe kommt. Für Wallners Verhältnisse geht er fast schon ungewohnte und unkonventionelle Wege, aber dass macht ihn mir nur umso sympathischer. Daher empfehle ich "Herzschuss" all jenen, die Regionalkrimis mit Augenzwinkern und speziellen Charakteren mögen. Wer bisher schon die Krimis von Andreas Föhr gelesen hat, findet auch hier wieder eine gewohnt spannende Unterhaltung.

Bewertung vom 19.10.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


sehr gut

Anders, aber gut
"Die versteckte Apotheke" hat ein schön gestaltetes Cover und auch ohne Schutzumschlag ist das Buch immer noch ein Hingucker. Aber auch die Handlung des Romans braucht sich nicht zu verstecken.
Angesiedelt Ende des 18. Jahrhunderts und in der Gegenwart gelingt es Sarah Penner mühelos einen Bogen zwischen beiden Erzählsträngen zu spannen, ohne dabei kitschig oder unrealistisch zu werden und ohne, dass die Lesenden dabei den Überblick verlieren. Sicherlich, es gab ein, zwei Momente beim Lesen, die mir dann doch zu weit hergeholt waren, aber insgesamt betrachtet sind Carolines Nachforschungen in der Gegenwart der Geschichte für mich nachvollziehbar. Auch die Erzählung aus dem 18. Jahrhundert war für mich schlüsslig.
Sarah Penner hat neben der Gabe, gute Geschichten zu erzählen, ein Talent unterhaltsam zu schreiben. Dabei empfand ich es als sehr angenehm, dass sie sich nicht in Details verliert, sondern die notwendigen Infos sinnvoll einbaut. "Die versteckte Apotheke" empfehle allen Lesenden, die historische Romane und solche, die mehrere Zeitebenen haben, mögen.