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Lunamonique
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Bremen

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 05.09.2020
Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1
Seeburg, Uta

Der falsche Preuße / Offizier Gryszinski Bd.1


ausgezeichnet

„Der falsche Preuße“ von Autorin Uta Seeburg bildet den Auftakt zur Münchner Krimireihe um Offizier Gryszinski. Das Debüt der promovierten Literaturwissenschaftlerin entführt ins späte 19.Jahrhundert.

1894, Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinksi, Sonderermittler der Münchner Polizeidirektion, bekommt es mit einem rätselhafter Mordfall zu tun. Wer ist das Opfer und worin liegt das Motiv des Täters? Die Spuren geben skurrile Aufschlüsse.

Die Auszüge aus dem Handbuch für Untersuchungsrichter, Polizeibeamte, Gendarmen usw. am Anfang der Kapitel sorgen für einen stilvollen, zeitweise ironischen Start. Schriftstellerin Uta Seeburg beweist bei Erzählstil und detaillierten Beschreibungen eine ausgezeichnete Beobachtungsgabe basierend auf ihren umfangreichen, akribischen Recherchen. Der Leser wird in eine Zeit des Fortschritts und der Neuerungen im altehrwürdigen München katapultiert. Die historische Atmosphäre nimmt sofort gefangen. Hauptmann Wilhelm Freiherr von Gryszinki trägt die Geschichte mit preußischem Charme, sympathischer Beharrlichkeit, Intelligenz, Kombinationsgabe und ausgeprägtem Improvisationstalent. Er bringt sich bei seinen Ermittlungen mehr als einmal in brenzlige Situationen. Seine Eigenarten, stets ohne Waffe und Begleitung unterwegs zu sein, steigern die Spannung. Für einen hohen Unterhaltungswert sorgt „Bayerns beste Einschleicherin“, die in seinem Haushalt arbeitet. Humor, Lokalkolorit und urige Typen, der Auftakt reißt mit und lässt alles um sich herum vergessen. Von den Kulissen über die Charaktere bis zum Kulinarischen wirkt alles realitätsnah und lebensecht. Eine filmreife Erzählung! Das Undurchsichtige bleibt lange erhalten. Der Plot zeigt Raffinesse und hat temporeiche Wendungen parat. Ein preußischer Kriminalist, der Waffengewalt hasst, muss sich einiger Tricks bedienen. Interessant ist die damalige, aufwendige Art der Spurensicherstellung und Untersuchungen. Der Gerichtsmediziner erweist sich als kriminalistischer Pionier. Alle Protagonisten haben eine einzigartige Persönlichkeit und wirken dadurch sehr greifbar. Eine Marotte wird dem Hauptmann zum Schluss fast zum Verhängnis. Es geht bis zuletzt turbulent und abenteuerlich zu. Epilog und historische Notiz bilden einen passenden Ausklang. Es fällt schwer, das Buch zuschlagen und Abschied von Wilhelm und Co zu nehmen, bis zum nächsten Mal.

Das kreative Cover setzt Zeit, Hauptfigur und Handlungsort perfekt in Szene. Der Titel hat Humor. „Der falsche Preuße“ toppt die Erwartungen um Längen. Eine Krimireihe, die sich von der Masse abhebt und vom Auftakt an süchtig macht. Band 2 wird fieberhaft erwartet. Ein sehr empfehlenswerter Pageturner für Krimi-Liebhaber, Historien-Fans und alle, die ungewöhnliche Geschichten mit einer ausgefeilt unterhaltsamen Prise Humor lieben.

Bewertung vom 30.08.2020
Arthurs wildes Hundeleben
Abidi, Heike

Arthurs wildes Hundeleben


gut

In „Arthurs wildes Hundeleben“ von Werbetexterin und Autorin Heike Abidi geht ein sehnlicher Wunsch auf ungewöhnliche Weise in Erfüllung. Neben Kinder- und Jugendbüchern veröffentlicht Heike Abidi auch Unterhaltungsromane und Sachbücher.

Alle in der Tischtennismannschaft haben ein Haustier, nur Arthurs sehnlichster Wunsch nach einem Hund geht nicht in Erfüllung. Gerade hat sich Arthur jede Menge Argumente zurechtgelegt, da überraschen ihn seine Eltern mit einer Idee. Er soll Hundesitter für Lucky spielen. Dummerweise mag der keine Kinder.

Mit seinem Wunsch nach einem Hund spricht der 10 ½ jährige Arthur vielen Kindern aus dem Herzen. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt. Hund Lucky empfindet die Begegnung mit Arthur alles andere als euphorisch. Herrchen und Frauchen ist anscheinend entgangen, dass Lucky Angst vor Kindern hat. Die fehlende Hundeerfahrung von Arthur erschwert das Zusammenraufen. Mit dem Aufeinandertreffen Kind und Hund und den Missverständnissen auf beiden Seiten entsteht der Eindruck, dass das Kinderbuch hauptsächlich lehrreich sein und auf die Empfindungen des Hundes hinweisen möchte. Das wilde Abenteuer tritt erst mit einem seltsamen Erwachen und dem Körpertausch ein. Der Erzählstil ist nicht so unterhaltsam wie erwartet und reißt nicht richtig mit. Lucky wirkt mit seinen 4 Jahren etwas zu altklug und Arthur nicht sehr lernwillig. Bei den skurrilen Herausforderungen kommt die Situationskomik nicht rüber. Sympathisch ist Luckys Zuneigung zu einer Hündin. Die Illustrationen von Barbara Fisinger haben Humor und setzen die Geschichte unterhaltsam in Szene. Hund Lucky und seine Emotionen sind herrlich realitätsnah getroffen. Wie schaffen es Arthur und Lucky zurückzutauschen? Die Suche nach einer Lösung und andere Widrigkeiten halten beide auf Trab. Auflösung und Ende sind gelungen. Als Nebenfigur sticht Arthurs bester Freund heraus. Alle Charaktere kommen zu kurz und hätten mehr Persönlichkeit haben können.

Das Cover versprüht gute Laune und steigern die Erwartungen an ein lustiges Abenteuer. Illustration und Titel wecken die Neugierde auf die Geschichte. „Arthurs wildes Hundeleben“ ist nicht der Lesespaß, aber für zukünftige Hundebesitzer ab 8 Jahren eine tierische Lektüre. Ein sanfterer Umgang mit Vierbeinern kommt als Luckys Botschaft rüber. Arthur lernt dazu und gewinnt einen Freund. Das Buch macht Kindern Mut, seine Wünsche zu äußern und animiert dazu, sich mit der Tierhaltung und anstehenden Aufgaben zu befassen.

Bewertung vom 29.08.2020
Elfie und das magische Eichhörnchen
Rauchhaus, Susanne

Elfie und das magische Eichhörnchen


ausgezeichnet

In „Elfie und das magische Eichhörnchen“ von Kinder- und Jugendbuch-Autorin Susanne Rauchhaus macht Elfie eine überraschende Entdeckung. Ein turbulentes Abenteuer beginnt.

Zu ihrem 10. Geburtstag wünscht sich Elfie nichts sehnlicher als einen Hund. Stattdessen wartet am Beste-Freundinnen-Ort ein seltsames Geschenk auf sie. Es bleibt rätselhaft, woher es so plötzlich kommt. Mit einem sprechenden Eichhörnchen hat Elfie auch nicht gerechnet.

Die persönliche Ansprache an den Leser und ein Geheimnis ziehen in die Geschichte. Was Elfie andeutet ist einfach unglaublich. Die Idee zu Elfies neuem Kumpel ist originell. Freundin Maya hält Elfies Erzählungen für Quatsch. Der Leser ist ihr voraus. Nicht so gelungen sind die Dialoge zwischen Elfie und dem Eichhörnchen. Sie wirken holprig und nicht echt. Der Erzählstil hat einen hohen Unterhaltungswert. Elfie glaubt erst an einen Traum. Mit Maya kriselt es bald, weil die sich veräppelt fühlt. Die Hauptfigur und ihre Familie sind sympathisch. Schön ist der Hintergrund zu ihrem vollständigen Namen. Elfie ist ein normales Mädchen und doch etwas Besonderes. Es fällt leicht, mit ihr mitzufühlen. Originelle Ideen und Bezeichnungen fließen in die Geschichte ein. Nur das Eichhörnchen hätte einen pfiffigeren Spitznamen verdient. Unterhaltsam sind die Aussprüche des Waldbewohners. Sehr gerne mehr davon! Elfie und ihre Freunde müssen ein paar Herausforderungen bestehen und kniffelige Rätsel lösen. Der Plot ist gut gedacht und hat kleine Wendungen parat. Was steckt hinter Elfies Entdeckung und dem eigenwilligen Eichhörnchen? Das ist der rote Faden der Geschichte und wird erst spät aufgelöst. Es stehen gleich mehrere Missionen an, und es gibt natürlich auch Widersacher. Irrungen und Wirrungen sind gut inszeniert. Das Abenteuerliche wird durch sehr gegensätzliche Tiere und eine unheimliche Kulisse unterstrichen. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es bei den Kommentaren des Eichhörnchens. Auch das Verhalten könnte noch mehr Unterhaltungswert haben. Eine spannende Aktion und die Auflösung zum Schluss sind gelungen.

Das Cover stimmt auf eine ungewöhnliche und abenteuerliche Geschichte mit einem ganz besonderen tierischen Akteur ein. Die tollen Illustrationen von Samuel Glättli untermalen vor jedem einzelnen Kapitel den Spaßfaktor und passen perfekt zum Abenteuer. „Elfie und das magische Eichhörnchen“ bildet den Auftakt zu einer neuen Kinderbuchreihe mit einem mitreißenden Team. Für Mädchen ab 8 Jahren und die ganze Familie ein empfehlenswerter Lesespaß, der die Phantasie anregt und Magisches in den Alltag bringt.

Bewertung vom 26.08.2020
Der Hund und sein Mensch
Reichholf, Josef H.

Der Hund und sein Mensch


gut

In „Der Hund und sein Mensch – Wie der Wolf sich und uns domestizierte“ befasst sich Zoologe und Evolutionsbiologe Josef H. Reichholf mit dem Thema „Wolf und Hund“ auf ungewöhnliche Weise und erklärt seine Theorie von der Annäherung zwischen Wolf und Mensch. Von ihm stammen u.a. die Werke „Evolution - Eine kurze Geschichte von Mensch und Natur“, "Symbiosen", "Haustiere", „Schmetterlinge - Warum sie verschwinden und was das für uns bedeutet“ und „Das Leben der Eichhörnchen“.

„Einst lebte er frei wie der Wolf. Und er war Wolf. Irgendwann jedoch näherte er sich den Menschen. Zehntausend Generationen später war er Hund - und ein besonderes Lebewesen, das uns zum Spiegel wurde.“

„Wie wurde der Wolf zum Hund? Warum wurde er Haustier? Was sind die Folgen?“ In der Vorbemerkung greift Autor Josef H. Reichholf auch persönliche Geschichten auf. Aus den Rückblicken sticht besonders die Geschichte mit Polizeihund Ero heraus. Nach eher traurigen bis gruseligen Tiererfahrungen, bewegt die Annäherung zwischen Mensch und Hund. Das Thema „Hundwerdung“ befasst die Wissenschaft schon lange. Es gibt verschiedene Theorien dazu, die in diesem Buch aufgriffen werden. „Die Genetik stellt fest, dass die allmähliche Trennung der Vorfahren des Hundes von den Wölfen auf jeden Fall bereits während der letzten Eiszeit stattgefunden hat. Die fossilen Knochenfunde weisen eindeutige Hundemerkmale jedoch erst für die Nacheiszeit nach, sodass mitunter die Domestikation des Wolfes direkt mit der Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht verbunden worden ist.“ Anfangs ist der Erzählstil recht trocken. Mit dem tieferen Eintauchen in die Materie und der eigenen Theorie des Autors entwickeln Ansätze und Fakten mehr Intensität. Die Beobachtungen in Indien berühren. Hunger und Armut, das Leben auf der Müllkippe und eine besondere Gemeinschaft zwischen Mensch und Hund. Interessant sind die wissenschaftlichen Einblicke in das eiszeitliche Aussterben. Die Annäherung zwischen Hund und Mensch ging über zehntausende Jahre von statten. Die Erklärungen des Autors sind schlüssig und nachvollziehbar. Im zweiten Teil „Die Beziehung zwischen Hund und Mensch“ verzaubert ein Welpe, der sich Frauchen und Familie selbst auswählt. Das Buch hat einige interessante Blickwinkel parat, darunter auch im dritten Teil den Vergleichsfall „Katze“ und die Selbstdomestikation als ein verbreiteter Prozess. Der Anhang „Literatur“ rundet die informative Exkursion mit einer Bücherliste zu den Themen ab.

Hund und Titel ziehen die Aufmerksamkeit aufs Buch. Auge in Auge mit einem Gefährten. Die Neugierde auf den Inhalt ist geweckt. „Der Hund und sein Mensch – Wie der Wolf sich und uns domestizierte“ regt zum Nachdenken und Diskutieren an und lässt Hund und Wolf in neuen Blickwinkeln erscheinen. „Der Hund ist ein Phänomen. Etwas so Einzigartiges, dass man ihn nicht hätte besser erfinden können.“ Wissen bereichert, das zeigt auch die Betrachtungsweise zum Thema „Wolf“.

Bewertung vom 23.08.2020
Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1
Ryan, Anthony

Das Lied des Wolfes / Rabenklinge Bd.1


sehr gut

„Das Lied des Wolfes“ ist Band 1 der Rabenklingen-Fantasyreihe von Anthony Ryan und bildet den Auftakt eines neuen epischen Abenteuers rund um den Helden Vaelin Al Sorna aus der Rabenschatten-Trilogie („Das Lied des Blutes“, „Der Herr des Turms“ und „Die Königin der Flammen“).

„Unter Vaelin Al Sornas Führung wurden ganze Kaiserreiche besiegt, seine Klinge entschied erbitterte Schlachten - und er stellte sich einer bösen Macht entgegen, die schreckenerregender war als alles, was die Welt bis dahin gesehen hatte. Er verdiente sich eine Unmenge an Ehrentiteln, nur um später in den Nordlanden ein friedvolles Leben zu suchen ... .Doch von weit über dem Meer verbreiten sich Gerüchte - ein Heer mit dem Namen Stählerne Horde treibt dort sein Unwesen. Es wird von einem Mann angeführt, der sich selbst für einen Gott hält. Als Vaelin erfährt, dass Sherin, die Frau, die er vor Jahren geliebt und verloren hat, der Horde in die Hände gefallen ist, bleibt ihm keine Wahl, er muss wieder einmal in den Kampf ziehen.“

Luralyn ist die Schwester des Stahlhast-Anführers Kehlbrand Reyerik. Mit ihrem Bericht beginnt die Geschichte. Sie muss machtlos mitansehen, wie aus ihrem Bruder ein grausamer Heerführer wird, der die Welt in Angst und Schrecken versetzt. Handlungswechsel, Vaelin Al Sorna und Ellese sind auf der Jagd nach Gesetzlosen und geraten in eine brenzlige Situation. Es fällt im ersten Buchdrittel schwer, den Überblick über die vielen Charaktere zu behalten. Wer die Blutschatten-Trilogie kennt, ist im Vorteil. Mit Vaelins Reise nehmen Atmosphäre und Spannung zu. Seine Gefährten könnten unterschiedlicher nicht sein. Die trotzige Ellese und der sture Lord Nortah Al Sendahl haben Unterhaltungswert. Alum Vi Moreska sticht mit Eigenwilligkeit und Kampftalenten ebenso heraus. Nur selten blitzt Humor durch, der Kampfgeschehen und Grausamkeiten entschärfen könnte. Originell ist die Idee des „Schwarzen Knoten“, der für eine besondere Ausweglosigkeit sorgt. Ungewöhnliche Begegnungen und überraschende Wendungen sind effektvoll inszeniert. Der Erzählstil fesselt erst spät mit Vaelins Abenteuer und Herausforderungen. Gelungen sind die Einfälle mit den besonderen Gaben. Sie fördern die Spannung in wichtigen Szenen und verleihen den dazugehörigen Charakteren eine besondere Persönlichkeit. Bald fällt das Mitfiebern leicht. Es geht um Liebe, Verrat, Täuschung, Machtgier, Freundschaft und Zusammenhalt. Hauptfigur Vaelin trägt die Geschichte und steigert, je länger das Abenteuer dauert, die Intensität mit seinen Facetten, Intelligenz, Einfallsreichtum, Mut und Willenskraft. Das Grauen nimmt zu. Der Gegner ist gnadenlos und trickreich. Alles steuert auf einen Showdown hin, und es steht viel auf dem Spiel. Packend und actionreich bis zu einem Cliffhanger, der es in sich hat und Band 2 entgegen fiebern lässt.

Die ungewöhnliche Perspektive, Titel und Autorenname ziehen die Blicke aufs Buch. Das Kampfgeschehen stimmt auf eine fesselnde Geschichte ein. „Das Lied des Wolfes“ kann anfangs die hohen Erwartungen nicht ganz erfüllen. Im Laufe des Abenteuer entsteht die gewohnte Sogkraft eines Fantasy-Romans von Anthony Ryan. Manche Charaktere bleiben etwas zu blass.

Bewertung vom 13.08.2020
Wie man 13 wird und zum Superhelden mutiert / Wie man 13 wird... Bd.4
Johnson, Pete

Wie man 13 wird und zum Superhelden mutiert / Wie man 13 wird... Bd.4


ausgezeichnet

„Wie man 13 wird und zum Superhelden mutiert“ von ist Band 4 der „Wie man 13 wird...“-Kinderbuchreihe von Autor Pete Johnson. Tallulah und Markus stehen vor einer großen und sehr gefährlichen Herausforderung.

Tallulah ist zurück aus dem Sanatorium und Markus von seiner Parisreise. Als sie ihn überraschen will, benimmt er sich sehr seltsam. Ein Unfall hat ein paar entscheidende Monate seines Gedächtnisses vorübergehend ausgelöscht. Ausgerechnet jetzt, wo unheimliche Dinge passieren, ist Tallulah auf sich allein gestellt.

Der Prolog setzt eine dramatische Entwicklung und Situation perfekt in Szene. Was ist passiert? Tallulah erzählt ihr unglaubliches Abenteuer. Die persönliche Ansprache zieht den Leser innerhalb weniger Zeilen in die Geschichte. Eine lebensbedrohliche Gefahr sorgt für Spannung. Gibt es einen Ausweg? Der Erzählstil fesselt mit einer Außenseiterin, deren Talente unter der Oberfläche brodeln, und die von Familie und Umfeld unterschätzt wird. Tallulah und Markus sind auf ihre ganz eigene Art und Weise einzigartig. Band 4 legt den Fokus auf die weibliche Hauptfigur. Lügen, Verrat und Heimtücke, Tallulah und Markus werden zum Spielball ihrer Gegner. Deren Plan und Intrigen scheinen wasserdicht. Sie schaffen es, einen Keil zwischen die Freunde zu treiben. Das Vertrauen steht auf der Kippe. Ein bisschen zu leichtsinnig verhält sich Tallulah, die die Gefahr ganz genau kennt. Ihre Alleingänge haben Folgen. Aber auch Markus steckt in Schwierigkeiten. Originelle Ideen und Undurchsichtiges sorgen für Unterhaltung. Das Tempo ist auf einem anhaltend guten Niveau. Die Geschichte besteht aus mehreren Teilen und wechselt in der Ich-Perspektive, wobei Markus den kleineren Part hat. Witzig inszeniert, wie er sich an seine Erinnerungen heranpirscht und an einem wichtigen Detail verzweifelt. Ein Puzzlestück lässt sich erahnen. Die Irrungen und Wirrungen mit denen die beiden Hauptfiguren zu kämpfen haben, sind gelungen. Alles steuert auf einen Showdown hin. Natürlich geht nichts so richtig glatt. Die Widrigkeiten sind gut durchdacht und integriert. Spannend, wie sich am Ende alles auflöst.

Das Cover hat Seriencharakter und Unterhaltungswert. Die Illustrationen und Details passen gut zur Geschichte. Der Titel ist kreativ in Szene gesetzt und weckt die Neugierde auf die Geschichte. „Wie man 13 wird und zum Superhelden mutiert“ ist ein mitreißendes Abenteuer für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren und die ganze Familie. Markus und Tallulah sind ein ungewöhnliches und sympathisches Team.

Bewertung vom 08.08.2020
Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!
Greiner, Lena;Padtberg-Kruse, Carola

Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen - damit er dabei rauchen kann!


sehr gut

„Die Schule ist wie eine Sitcom“, schreibt eine Schülerin der Jahrgangsstufe 12 aus Nordrhein-Westfalen. „Ich habe nur noch nicht die versteckte Kamera gefunden.“ Die Einleitung stimmt auf skurrile Erinnerungen an die Schulzeit ein und lässt eigene Erfahrungen aufleben. Lehrer sind auch nur Menschen. Sie stehen vor Publikum und können ihre Macken und Eigenarten schwer verstecken. So manches Talent kommt zum Vorschein, wie beim spontanen Moonwalk oder einer überraschenden Arie. Es treten aber auch Schwächen zu Tage, die dem Lehrer manchmal sogar Sympathiepunkte einbringen. Schattenseiten wie Beleidigungen oder Wutausbrüche regen eher zum Kopfschütteln an. Kommentare der Redakteurinnen sorgen für die passende Überleitung. Die kurzen Anekdoten sind schnell gelesen. Bei der ein oder anderen Geschichte kommt der Gedanke auf, mehr darüber wissen zu wollen. Schmückende Details wie die ABCDE-Girlande erinnern eher an die Grundschulzeit. Die Comics setzen Lehrer-Eigenarten eigenwillig in Szene. Das Thema „Schulrecht“ ist interessant, hätte aber eher in den Anhang gepasst. „Spleens“ lockern die Sammlung wieder auf und bringen den Humor zurück. Weniger unterhaltsam ist die Lehrertypologie mit eher abgedroschenen Klischees. Heraussticht „Die Harmlose“ und erweckt Sympathie. Es hätten gerne jede Menge mehr Schüler-Anekdoten sein können. Zum Schluss kommen die Lehrer zu Wort und haben ein paar Kollegen-Storys parat. Insgesamt ein spaßiger Ausflug zurück in die Schulzeit mit ungewöhnlichen Einblicken, die Einiges ans Licht bringen.

Der Titel ist perfekt gewählt und stimmt auf den unterhaltsamen Inhalt ein. Das Prädikat „Seltsame Lehrer“ könnte gleich mehrfach verliehen werden. „Unser Mathelehrer unterrichtet von draußen – damit er dabei rauchen kann! - Die lustigsten Storys über Lehrer“ erfüllt die Erwartungen und leistet sich nur selten Flauten. Ein Ausklang mit letzten Anekdoten wäre schön gewesen. Ein Buch, das gute Laune macht und nur selten mit krassen Lehrern verstört. Danach ist der Leser ein Stück schlauer und vielleicht etwas enttäuscht, dass die Erlebnisse in der eigenen Schulzeit nicht ganz so skurril waren.

Bewertung vom 06.08.2020
Hunde in der Hitzefalle
Bender, Sabine

Hunde in der Hitzefalle


sehr gut

„Hunde in der Hitzefalle – Warum unsere Hunde unter der Hitze leiden, und wie wir ihnen helfen können“ spricht Tierärztin und Autorin Dr. Sabine Bender ein Alltagsproblem an, mit dem sich alle Hundebesitzer dringend beschäftigen sollten.

„Häufig sind sich Hundehalter gar nicht im Klaren darüber, was sie ihren vierbeinigen Gefährten abverlangen, wenn sie sie bei sommerlichen Temperaturen ins Auto packen; und sei es nur für den berühmten schnellen Einkauf. Bei entsprechenden Außentemperaturen kann auch ein kurzer Moment fatale Folgen haben.“

Die Einleitung macht deutlich, warum dieses Buch entstanden ist und weist auf den wichtigen Unterschied Mensch und Hund bei der Wärmeregulierung hin. Die Motivation der Aufklärung schwingt mit jeder Zeile mit. Das Fachwissen kommt in den ersten Kapiteln etwas geballt rüber. Schnell wird klar, wie lehrreich das Buch ist und welches Wissen den meisten Hundebesitzern noch fehlt. Denn das Thema „Hunde in der Hitzefalle“ ist viel komplexer als gedacht, und die Gefahr für den Hund tritt viel schneller ein als vermutet. „Der Organismus unserer Hunde ist darauf ausgerichtet eine weitgehend konstante Körpertemperatur von zirka achtunddreißig Grad Celsius aufrecht zu erhalten. Je wärmer die Umgebung wird, desto mehr muss der Körper folglich gekühlt werden. Dies ist nur mit einem enormen Energieaufwand möglich. Hier stoßen Hunde schnell an ihre Grenzen.“ Abbildungen und Grafiken veranschaulichen die Probleme des Hundes bei der Thermoregulation. Medizinische Fakten helfen dem Verständnis auf die Sprünge. Was kann jeder tun, wenn ein Hund in die Hitzefalle gerät und schnell Hilfe benötigt? Auch dieses Thema wird ausführlich und verständlich erläutert und gibt jedem zukünftigen Retter Sicherheit. Das Rechtliche bei Eigeninitiative, z.B. Beschädigung des Autos, um den Hund zu befreien, wird ebenfalls nicht außer Acht gelassen. Die Folgeschäden einer Überhitzung erschüttern und werden sicherlich von vielen unterschätzt. Auch nach einer Rettung ist das Tier noch lange nicht außer Lebensgefahr. Das Buch vermittelt Einiges an unschätzbarem Wissen, z.B. wie wichtig eine schnelle Behandlung innerhalb von max. 90 Minuten beim Tierarzt ist. Was fehlt sind Beispielfälle, die das Tierarztwissen auf persönlicher Basis ergänzt und die Vielfalt und Dringlichkeit der Notsituationen unterstrichen hätte.

Das Hundefoto passt gut zum Inhalt. Sonne, Hitze, Eingesperrtsein und keine Fluchtmöglichkeit. „Hunde in der Hitzefalle – Warum unsere Hunde unter der Hitze leiden, und wie wir ihnen helfen können“ kann Hundeleben retten. Mit dem Wissen ist jeder Hundebesitzer gewappnet, um Fehler zu vermeiden und fremden Tieren in Not helfen zu können. Ein 60-Seiten-Ratgeber, der es in sich hat und Augen und Herzen öffnet.

Bewertung vom 06.08.2020
Der letzte Satz
Seethaler, Robert

Der letzte Satz


sehr gut

„Der letzte Satz“ von Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler Robert Seethaler ist das Porträt von Dirigent und Komponist Gustav Mahler.

April 1911, Gustav Mahler reist an Bord des Transatlantik-Schnelldampfers „Amerika“ mit seiner Frau Alma und Tochter Anna von New York nach Europa. An Deck des Schiffes denkt er an sein Leben zurück.

Krank, schwächlich und dem Tod nahe wird Gustav Mahler an Bord von einem Schiffsjungen umsorgt. Seine Familie bleibt im Hintergrund. Das Gegensätzliche Alt und Jung und die Fürsorglichkeit des pflichtbewussten Teenagers sorgen für eine besondere Atmosphäre. Mahler hadert mit seiner Gebrechlichkeit und Hilfsbedürftigkeit. Erinnerungsmomente geben Einblicke in sein ungewöhnliches Leben wie seine schaffensreiche Zeit im Komponierhäuschen. „Ich wünschte, ich könnte noch eine Weile weitermachen, dachte er. Wer weiß, ob es wiederkommt, man kann es niemals wissen. Doch für diesmal war es vorbei.“ Im Fokus seines Lebens steht nicht nur seine Arbeit sondern auch seine große Liebe Alma und die gemeinsamen Töchter Anna und Marie. „Sie ist eigensinnig wie ihre Mutter, dachte er. Aber ich habe Glück. Dort draußen läuft ein Glück im Gras herum, und hier drinnen sitzt ein anderes mit mir am Tisch. Ich habe alles, was ich mir wünsche. Ich bin ein glücklicher Mann.“ Der Roman hat poetische Beschreibungen und Botschaften parat. Gustav Mahler lebte für die Musik und hat aufgrund seines hohen Arbeitspensums seine Familie vernachlässigt. Almas Hoffnung auf Zweisamkeit und Unternehmungen wird immer wieder enttäuscht. Sie muss all ihre Wünsche zurückstellen. Die Geschichte befasst sich mit dem Kennenlernen der Beiden bis zum Entfremden. Der Schachzug, Gustav Mahler allein in Erinnerungen schwelgen zu lassen, ist gelungen. „Mit einem leisen Staunen dachte Mahler an diese Zeit. Wie jung er damals war. Es kam ihm vor, als läge das alles ein Leben weit zurück. Man schlägt einen Ton an, und der schwingt dann weiter im Raum. Und trägt schon das Ende in sich.“ Rührend wie der Schiffsjunge nach der Musik Mahlers fragt und anhaltendes Interesse zeigt. Zu weit sind die beiden Welten auseinander, als dass der Junge erfährt, für welche Musik der „Direktor“ steht. Zu Herzen geht auch ein Schicksalsschlag der die Familie erschüttert. Die Trauer begleitet Gustav Mahler sein Leben lang. Natur- und Tierwelt dienen dem Komponisten als Inspiration und fließen in die Geschichte mit ein. Der Roman ist eine Komposition aus Liebe, Leid und Lebensstationen. Der Ausklang mit dem Schiffsjungen rundet die Geschichte ab.

Das Cover hat Melancholie und setzt den Inhalt treffend in Szene. Der Titel hinterlässt Eindruck und klingt auch ein wenig düster. „Der letzte Satz“ lädt dazu ein, sich mehr mit Leben und Werk des berühmten Dirigenten zu befassen. Mit 125 Seiten ein recht kurzes aber gelungenes Porträt.

Bewertung vom 05.08.2020
Der halbe Russ / Daisy Dollinger ermittelt Bd.1
Peter, Isolde

Der halbe Russ / Daisy Dollinger ermittelt Bd.1


gut

Der halbe Russ – Daisy Dollinger ermittelt“ bildet den Auftakt zur Bayern-Krimi-Reihe von Isolde Peters. 

Vorm Hofbräuhaus liegt keine Schnapsleiche, der Mann ist tatsächlich tot. Melchior Hoblemayr vom Mordkommissariat sieht den Fall ziemlich schnell als gelöst an. Daisy Dollinger, Sekretärin von der Staatsanwältin, hat ihre Zweifel und beginnt selbst zu ermitteln.

Der Erzählstil sorgt für bayrisch-uriges Flair und zieht in die Geschichte. Überraschend ist, dass die Hauptfigur des Krimis gar nicht zur Kripo gehört, sondern als beflissene Sekretärin für die Staatsanwältin Doktor Liane von Papenburg tätig ist. An der Quelle der Ermittlungen sitzt sie trotzdem, schließlich tauchen der Hoblemayr und Kripo-Beamte Sepp Leutner immer mal wieder auf. Der Mordfall beschäftigt Daisy und lässt sie nicht mehr los. Der Sepp hat dann auch noch eine geniale Idee, wie Daisy dem Mörder auf die Spur kommen könnte. Die Idee zur Krimireihe ist originell. Im Fokus stehen die bayrische Atmosphäre, Eigenarten der Protagonisten und Daisys Vater und Dorf-Idol Ex-Kriminalhauptkommissar Blochner. Was fehlt sind Spannungsmomente. Wenige Ungereimtheiten stellen Fragen auf. Wer ist der Mörder und worin liegt das Motiv? Tatsächlich ist der Fall undurchsichtig, und die späteren Fährten überraschen. Rauhaardackel Wastl spielt bei den Ermittlungen nicht die Rolle wie erwartet. Er ist noch ein unbeholfener Welpe und dient als kleiner Unterhaltungsfaktor. Nicht ganz nachvollziehbar, warum es unterschiedliche Meinungen darüber gibt, ob es sich um ein Weibchen und Rüden handelt. Das Team Daisy und Wastl könnte in späteren Bänden mehr auftrumpfen. Zu langsam ist das Tempo des Krimis. Die Menschen stehen mehr im Vordergrund als der knifflige Fall. Nicht ausgeschöpft wird das Humor-Potential. Mehr Unterhaltungswert wäre möglich gewesen. Auch hier ist noch Luft nach oben. Die Auflösung ist nicht so raffiniert wie erwartet. Bei den entscheidenden Szenen kommt keine Spannung auf. Das Ende ist zu langatmig geraten und wird zu schnell abgehandelt. Schade, aus den losen Fäden hätte ein mitreißender Showdown entstehen können.

Das Cover ist kreativ und stimmt auf eine humorvolle Geschichte ein. Der Titel passt zum Inhalt und weckt die Neugierde auf den Krimi-Auftakt. „Der halbe Russ“ erfüllt nicht ganz die Erwartungen, die dass Cover mit Dackel Wastl vermittelt. Das bayrische Lokalkolorit ist gelungen und trägt die Geschichte. Beim nächsten Band darf es ruhig pfiffiger, temporeicher und spannender zugehen.