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Bewertungen

Insgesamt 164 Bewertungen
Bewertung vom 18.12.2019
Die besten Weihnachtskekse
Aust, Johanna

Die besten Weihnachtskekse


ausgezeichnet

Augenweide und Gaumenschmaus

Dieses Buch beweist, dass ökologischer Anspruch und edles Design trefflich Hand in Hand gehen können: Der dunkelrote Leinenrücken, die Goldschrift auf dem Cover, das alles ist klimapositiv und Cradle-to-Cradle. Und durch die matten Oberflächen wirkte das Buch auf mich nochmal viel hochwertiger hochwertiger, weil die Druckqualität so richtig toll zum Tragen kommt. Ich finde „Die besten Weihnachtskekse – 111 himmlische Rezepte“ von Johanna Aust allerdings so schön, dass ich es bei mir Chaotin nicht zum Backen in die Küche legen werde, weil ich da keine Fett- und Zuckerflecken drin haben möchte.
Die Fotos der fertigen Weihnachtsplätzchen sind wunderschön und mir gefällt, dass sie manchmal kleine „Macken" haben und damit selbstgemacht aussehen und nicht wie vom Konditor. Eine Augenweide.

Die Rezepte
Das Buch fängt mit einer kleinen Einführung zu den unterschiedlichen Teigformen an, da waren noch die eine oder andere Neuigkeiten für mich dabei, obwohl ich ja doch schon einige Zeit backe. Dann schließen die 111 Rezepte an. Meine Highlight vom ersten Durchblättern sind die Schoko-Punsch-Tropfen, die Mangostangen und die Lebkuchen-Windstangen. Die witzigste Idee finde ich die Sepplhütchen, die genauso aussehen, wie sie heißen – und die vor allem auch nicht kompliziert umzusetzen sind. Allerdings bin ich mal gepannt, wie die grünen Apfelschlangen mit der Schokolade geschmacklich harmonieren werden. Generell ist das fast das „neumodischste“ Rezept.
Insgesamt gefiel mir die Auswahl sehr gut. Es gibt allerdings recht viel Spritzgebäck im Vergleich zu etwas wenig Leb- und Pfefferkuchen bzw. Rührteige. Aber das ist eher eine Sache der Vorlieben. Zum Schluss gibt es die experimentelleren Rezepte, ohne dabei aber völlig kompliziert zu werden, dass man sie nicht mehr backen könnte. Den Rosenblütenzucker für die Rosenblütenkipferl habe ich leider noch nirgends im Laden gefunden und werde ich vermutlich bestellen.
Und dann sind mir immer mal wieder Kleinigkeiten aufgefallen: Was ist beispielsweise Punschglasur? Kaufe ich die fertig im Laden (kenn ich allerdings nicht) oder rühre ich da Zuckerguss mit Punsch an. Bei einem Rezept ist Kaffee angegeben, aber nicht, wie viel Pulver. Diese Sachen kann man sich aber meiner Meinung nach ohne größere Probleme selbst erschließen.

Kleiner Back-Test
Mein Sohn hat sich ganz klassisch die Vanille-Kipferl als erstes Rezept ausgesucht. Ich kenne, dass bei Vanillekipferl explizit immer Bourbon-Vanille-Zucker empfohlen wird oder echte Vanille, das war hier jetzt nicht, ich habe aber trotzdem Bio-Vanille-Pulver genommen. Den Vorschlag, den Mürbteig mit raumwarmer Butter zu kneten, war etwas ungewohnt, aber ich fand, dass der Teil schneller homogen wird. Zwischendrin haben wir ihn dann aber beim Verarbeiten gekühlt und die Kipferl sind beim Rollen etwas aufgebrochen, aber vermutlich hätten wir sie auch kleiner rollen müssen. Aber mein Sohn war an dem Tag für Größe zu haben.
Geschmacklich sind sie ganz toll geworden, das könnt Ihr auf dem Foto, das ich anhänge, aber natürlich leider nicht sehen. Auf alle Fälle ein echter Gaumenschmaus!

Fazit
Ich vergebe für dieses wunderschöne, ökologische Weihnachtsbuch 4,5 von 5 Sternen. Einiges war mir nicht sofort beim Lesen klar, das kann man sich aber meiner Meinung nach ohne größere Probleme selbst erschließen. Wegen des tollen ökologischen Ansatzes und des wunderschönen Designs runde ich total gerne auf 5 Sterne auf und vergebe sehr gerne eine Empfehlung für dieses gelungene Backbuch.

Bewertung vom 18.12.2019
Feuerfalle Kran / Echte Helden Bd.1
Habersack, Charlotte

Feuerfalle Kran / Echte Helden Bd.1


ausgezeichnet

Weil Ben dazugehören will (und gemobbt wird), denkt er sich die abenteuerlichsten Geschichten aus. Das geht schief… Spannend und lehrreich!

Der Alptraum aller Eltern

Mein knapp 8jähriger Sohn meint:

Ich habe gelernt, wie gefährlich Lügen sind. Das soll man eh nicht machen, aber Ben sagt dann immer noch größere Lügen. Und dann kommt er nicht mehr raus, weil das dann ein ekliges Geheimnis wird. Auf dem Kran wird es sehr spannend, fast schon gruselig. An der Auflösung gefällt mir, dass Ben etwas gelernt hat.
Dann geht es auch darum, dass man nicht irgendwas macht, nur, damit einen die anderen Kinder mögen oder man von ihnen nicht geärgert wird.
Das Buch fand ich also sehr spannend und auch lehrreich und ich finde, viele Kinder sollten es lesen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Meine Erwachsenen-Sicht:

Bierflaschen und Zigaretten, auf Baustellen spielen und Mobbing, das sind alles Sachen, von denen man als Eltern hofft, dass die Kinder nicht damit anfangen oder konfrontiert werden. Aber ich finde es toll, wenn sie bei so einem spannenden, wie oftmals auch witzigen Buch wie „Echte Helden – Feuerfalle Kran“ lernen können, wie gefährlich so etwas ist oder wie gemein. Wie mein Sohn schon meint: Ein lehrreiches Buch, ohne, dass es so daher kommt.

Ben möchte gerne mehr dazu gehören, immer wieder wird er auch von Leon und anderen Jungs aus seiner Klasse geärgert. Unter anderem darum denkt er abenteuerliche Geschichten aus. Manchmal sind die auch richtig gemein, wie wenn er über Raja redet, das deutsch-russische Mädchen in seiner Klasse. Und irgendwann steht er dann auf einem brennenden Kran.

Mir gefällt, dass Ben viel von einem Antihelden hat. Beim Lesen kann man klar verstehen, warum er das macht. Er will einfach nicht mehr das Mobbing-Opfer sein und er bekommt zu wenig Aufmerksamkeit als das Sandwich-Kind in der Familie.

Die Autorin beobachtet die Zwischentöne so toll und formuliert dann so witzig:

„Ben drehte sich um und starrte seinen Vater an wie eine böse Erscheinung. Er hätte nicht entsetzter aussehen können, wenn plötzlich ein leibhaftiger Zombie vor ihm aufgetaucht wäre. Auf dem Hut seines Vaters wippten zwei Margeriten.“

Und weil eines zum anderen führt, steht Ben schließlich in einer lebensbedrohlichen Situation, die fast ein Drittel des Buches einnimmt und von brenzlig zu noch brenzliger zu brandgefährlich wechselt. (Die anwachsenden Flammen von Illustrator Nikolai Renger verbindlichen das.) Gerade weil Charlotte Habersack das so spannend und nachdrücklich schildert, bleibt bei den Kindern sicherlich hängen, dass manche Sachen einfach zu gefährlich sind, um sie auszuprobieren. Oder zu gemein. Wir haben richtig mitgefiebert.

Es sind so ein paar Sachen, die sich summiert haben, dass es für mich 4 Sterne sind und keine 5. Im Buch gibt es eine starke Unterscheidung zwischen Jungs und Mädchen. Die einen machen den groben bis gefährlichen Unfug, die anderen kreischen und weinen bei den blutigen OP-Geschichten bzw. laufen in Rosa rum. Als Ausnahme wird hier nur Raja geschildert und sie kommt auch nur als Nebenfigur vor. Und dann wird hier nur von „Ausländern“ geschrieben, das ist der Geschichte geschuldet, aber dann bleibt halt eher der unsaubere Begriff „Ausländer-Feindlichkeit“ hängen. Und am Ende hat mir die dringend nötige Entschuldigung von Ben an Rajas Vater gefehlt.

Wir haben das Buch auf alle Fälle sehr gerne gelesen und das wird nicht das letzte Buch der Autorin bleiben. Die „Bitte nicht öffnen“-Reihe steht schon länger auf unserer Wunschliste.

Fazit:
Woah, das macht mein Sohn hoffentlich nie nach. So sieht er das auch. Charlotte Habersack erzählt spannend von wichtigen Themen. Weil wir richtig mitgefiebert haben, vergeben wir 4,5 von 5 Sternen. (Mein Sohn hat sehr auf die Durchschnittswertung und für die Aufrundung gekämpft.)

Bewertung vom 18.12.2019
Mäc Mief und die ungeheuerliche Nessie
Becker, Carola

Mäc Mief und die ungeheuerliche Nessie


ausgezeichnet

Schaf Mäc Mief beschützt seinen Lieblingsmensch – und löst gleich zwei Fälle. Spannend, besonders für geübte Erstlesende.

Schaf, Lemming und Lieblingsmensch

Mein fast 8jähriger Sohn meint:

Ich fand das Buch sehr lustig, weil viele witzige Sachen passiert sind. Es war schön, dass die Tiere die Detektive waren. Ich kenne ja auch die drei ??? Kids und da ist es für mich sehr abwechslungsreich, dass beim Mäc Mief Tiere den Fall lösen. Am besten gefällt mir Mäc Mief, weil er immer so lustige Sachen macht.
Das war unser erstes Mäc Mief-Buch. Ich habe mir hinten im Buch schon die weiteren Bände angeguckt, weil ich gerne noch einen lesen möchte.
Ich bin beim Selberlesen gut durchgekommen und empfehle das Buch ab der 2. Klasse. 5 von 5 Sternen, weil ich mit Freude vorgelesen habe.

Meine Erwachsenen-Meinung:

Es gibt ja – ich weiß, ich wiederhole mich da immer mal wieder – eine schier unüberschaubare Masse an Büchern für Erstlesende. Und aus dieser Masse sticht „Mäc Mief und die ungeheuerliche Nessie“ auf alle Fälle deutlich hervor. Ich hatte auch als Erwachsene total viel Spaß beim Zuhören. Wann liest man denn sonst schon von einem „Mega-Floh-Vampir? Und allein schon die Formulierung „Lieblingsmensch“. Dazu gibt es so tolle Stellen wie diese hier:

„Ich hab's dir doch gleich gesagt, Meggie, Nessie ist bestimmt ein Pflanzenfresser. Wir hätten statt einer Bratwurst lieber Mamas Tofu-Wurst auf den Angelhaken spießen sollen.“

Autorin Carola Becker setzt sehr konsequent um, dass die Tiere im Mittelpunkt der Geschichte stehen. Neben Mäc Mief und Hündin Bonnie kommt diesmal der blinde Passagier Hector hinzu, ein Lemming, der bei einer Rast „seinem Mensch“ versehentlich aus der Tasche gefallen ist. Eigentlich muss Mäc Mief sogar mehrere Fälle lösen: Den Mensch von Hector finden, die seltsamen Vorgänge auf dem Zeltplatz aufklären, die Kinder vor dem Ungeheuer beschützen und dann rausfinden, was es mit dem eigentlich auf sich hat.
Ganz schön viel für 92 Seiten, und so ist es fast kein Wunder, dass sich nach hinten nicht alles komplett elegant aufgelöst. Z.B. was macht man mit dem gemeinen Saboteur? Das tat aber dem Spaß beim Lesen keinen Abbruch. Es ist schon witzig, dass ich, wie mein Sohn, an die drei ??? Kids denken musste. Aber bei „Mäc Mief“ gefällt mir die die Handlung nochmal deutlich besser, weil hier auch kein reiner Jungsclub durch die Gegen läuft, sondern Schaf und Hündin, Lieblingsmensch und Schwester.

Generell möchte ich an Autorin und Verlag ein großes Kompliment geben, dass sie mit vielen ihrer Reihen – wie hier bei „Mäc Mief“ – nicht das rosa-hellblaue Gender-Marketing bedienen. Da lesen wir doch gerne noch weitere Bände. Und für Erstlesende wichtig: Die Kapitel sind angemessen kurz, aber treiben gleichzeitig die Geschichte gut voran.

Ina Krabbe illustriert den Band absolut wundervoll. Mein Sohn war total begeistert, dass bei der Nachthandlung die Seite dunkelgrau wurde und der Text darauf weiß. Die Tierzeichnungen spiegeln deren Gefühle witzig wieder.

Fazit:
Ein witzig spannender Tier-Detektiv in Schottland und mit dessen bekanntestem Ungetüm. Klasse für Erstlesende, aber auch zum Vorlesen toll geeignet. 4,5 Sterne, die ich sehr gerne aufrunde, Lese- und Kaufempfehlung.

Bewertung vom 18.12.2019
Der Weihnachtosaurus / Weihnachtosaurus Bd.1 (4 Audio-CDs)
Fletcher, Tom

Der Weihnachtosaurus / Weihnachtosaurus Bd.1 (4 Audio-CDs)


ausgezeichnet

Gelungenes Cross-Over aus Weihnachten und Dino. Zauberhaftes und warmherziges, dazu noch spannendes und actionreiches Abenteuer für Kinder.

Fetzt!

Mein fast 8jähriger Sohn meint:

Das Hörbuch ist liebevoll gemacht, weil die Figuren alle einen unterschiedlichen Klang haben. Und die Idee, wie die Wichtel gesungen haben, gefiel mir sehr gut. Auch, wenn das albern ist.
Am Buch finde ich super, dass es richtig spannend ist. Ich hätte nicht gedacht, dass eine Weihnachtsgeschichte so spannend werden kann. Ich finde gut, dass die Figuren sehr unterschiedlich sind. Zum Schuss möchte ich sagen, dass es ist nicht die klügste Idee ist, bei gemeinen Sachen mitzumachen. Die Strafe für den Bösen ist lustig, weil er hat es verdient. Und ich finde schön, was die Wichtel so machen. Und dass die Hauptfigur im Rollstuhl sitzt, hat man nicht in jeder Geschichte.

Meine Erwachsenen-Meinung:

Als ich dieses Buch vor zwei Jahren zum ersten Mal gesehen habe, war ich vom zauberhaften Cover begeistert. Aber ich dachte mir auch, dass es mächtig schiefgehen könnte, wenn man zwei so unterschiedliche Welten wie Weihnachten und Dinosaurier mischt. Manchmal kommt dann für mich so etwas Irritierendes heraus wie die Dino Wheelies. Aber, was soll ich sagen, bei „Der Weihnachtosaurus“ ist dieses Cross-Over der Welten toll gelungen.
Der Grundton ist total witzig und wir haben beim Hören sehr viel gelacht. Es werden dazu auch ernste Themen wie Mobbing, Scheidung oder das Quälen von Tieren behandelt. Durch die leichte Erzählhaltung von Tom Fletcher wird das für die Kinder nicht zu düster und gleichzeitig ist der moralische Kompass klar. Das Ende ist ziemlich konsequent, meinen Sohn hat das nicht gestört, aber ganz ängstliche Kinder könnten das vielleicht ein bisschen radikal finden.
Was mir bei „Der Weihnachtosaurus“ zudem gefallen hat, ist das leichtfüßige Spiel mit den Weihnachtsmythen. Es gibt Wichtel, aber die basteln die Weihnachtsgeschenke nicht. Es gibt den Weihnachtsmann, aber der liest die Wunschzettel einem alten Weihnachtsbaum von, der dann dann Bohnen daraus bildet. Ja, wirklich, Bohnen. Aber jetzt höre ich auf, mehr verrate ich nicht. Und dann kommt dann noch der Dino dazu.

„Diese Geschichte beginnt, wie alle guten Geschichten, vor langer Zeit. Nicht nur vor langer Zeit, sondern vor sehr, sehr, sehr langer Zeit.“

Und vom Diversity-Aspekt ist die Hauptfigur William wirklich gut gelungen: Kinder im Rollstuhl oder mit anderen Behinderungen sind noch viel zu selten, dabei ist die Vielfalt und Sichtbarkeit von marginalisierten Gruppen gerade in Kinderbüchern sooo wichtig. Umso mehr freut mich, dass hier William so ein gelungener Kinder-Buchheld im Rolli ist.

Wir haben das Hörbuch gehört, das in einer gekürzten Fassung vorliegt. Uns hat nichts gefehlt, allerdings kennen wir das Buch nicht, um die Unterschiede benennen zu können. Der Verlag schreibt von einer „Lesung mit Musik“, für mich kann man durchaus auch von einer szenischen Lesung mit Musik sprechen: Simon Jäger, der die feste Synchronstimme von u.a. Matt Damon ist, liest die unterschiedlichen Rollen total witzig und gekonnt. Ich habe übrigens auch schon einen Blick ins Buch geworfen. Die schwarz-weiß Illustrationen sind toll, hier lohnt sich das Lesen des Buchs schon alleine deswegen.

Fazit:
Eine Weihnachtsgeschichte, die uns beiden sehr gut gefallen hat inklusive lauten Lachern. Wir empfehlen dieses gelungene Cross-Over sehr gerne weiter und vergeben 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.12.2019
Herr Schnettelbeck und das Geheimnis der verschwundenen Sterne
Reinhardt, Verena

Herr Schnettelbeck und das Geheimnis der verschwundenen Sterne


ausgezeichnet

Ein Mistkäfer, der die Sterne retten will.

Als ich die letzte Zeile vorgelesen habe, waren wir richtig traurig, denn wir hatten so viel Spaß bei „Herr Schnettelbeck und das Geheimnis der verschwundenen Sterne" und aus jeder Zeile sprach die große Fabulierlust von Verena Reinhardt.

Ein alter Mistkäfer mag nicht mehr, aber für seine allerletzte Dungkugel braucht er die Sterne. Und die sind nicht mehr da. Also muss er sich auf die Suche machen. Klingt abgedreht? Ist es auch: Käfer, die so groß sind wie Menschen, eine Stadt, die auf dem Kopf steht, und… Ich hatte schon viel mehr Beispiele geschrieben und sie alle wieder gelöscht. Ich möchte Euch die Spannung nicht vermiesen. Ich hatte ziemlich bald das Gefühl, dass in dieser Welt eigentlich alles möglich ist – und sich gleichzeitig alles so passgenau ineinander fügt. Das ist für mich bei Fantasy ein großes Kompliment. Dieses Gefühl habe ich gar nicht so oft beim Lesen und ordne ich am ehesten Moers, Pratchett und Adams zu. Super, dass ich da jetzt mit Verena Reinhardt eine tolle Autorin einreihen kann.

Die Geschichte behandelt – kindgerecht! – ziemlich viele komplexe Themen: Rassismus, strukturelle Diskriminierung, Non-Binäre Identität, Misogynie, Diktatur, Revolution und Zivilcourage oder auch Lebensmüdigkeit. Gerade in der Auflistung könnte man an ein Lehrstück denken und lehrreich ist "Herr Schnettelbeck" auf alle Fälle. Die Geschichte ist gleichzeitig so phantasievoll und abgedreht, dass sie einfach nur Spaß beim Lesen macht. Und mein knapp 8jähriger Sohn hat sie geliebt. Er hat an so vielen Stellen sehr viel gelacht, wie bei dieser hier:
„‚Woher weißt du das denn schon wieder?‘, frage Herr Schettelbeck. ‚Und warum hat mir das keiner gesagt?‘ ‚Hat mir Glöckchen erklärt. Du warst auch dabei, aber ich glaube, du hast über irgendwas gemotzt. Deshalb hast du nicht gehört, was er gesagt hat.‘“

Schon die ganze Geschichte bekommt einen extra Diversity-Stern, weil es ja genau darum geht, dass Wirbeltiere und Insekten gleichgestellt sein müssten. Es gab also eh schon ein diverses Inventar an Protagonisten, aber dazu kommen dann noch sehr viele unterschiedliche Frauenfiguren und sogar Enby-Schnecken.

Besonders gefällt mir die Aussage, dass Empörung eben nicht zu sozialem Wandel führt. Wir müssen etwas tun, damit sich die Welt zum Besseren ändert. „Herr Schnettelbeck und das Geheimnis der verschwundenen Sterne" wird so gleichzeitig zu einer Parabel auf unser modernes (Social-)Mediensystem. Denn auch die Medien können Opium fürs Volk sein.

Die Unterdrückungsmechanimsmen in der Welt sind schon kindgerecht, stellenweise aber düster. Beim Vorlesen hat es sogar für meinen knapp 8jährigen gepasst, der allerdings so komplexe Geschichten auch sehr gerne mag. Viele 9jährige sind damit sicherlich noch überfordert, wie der Verlag als Altersempfehlung aufgedruckt hat, erst recht, weil der Satzbau zwar wunderschön, aber auch recht komplex ist. Zum Selberlesen denke ich, dass so ab 11 besser ist. Beim Vorlesen hängt es, wie schon geschrieben, sehr vom Kind ab.

Und optisch ist das Buch übrigens auch ein Kleinod: Die farbigen Seiten mit den grafischen Mustern zwischen den Kapiteln sind eine Augenweide!

Fazit
In dieser Welt ist eigentlich alles möglich. Wir freuen uns auf mehr Geschichten aus Verena Reinhardts Welten, so komplex und wunderschön, und sprechen eine absolute Leseempfehlung aus. 5 von 5 Sternen, die durch Herrn Schnettelbecks Einsatz nun wieder zu sehen sind.

Bewertung vom 02.12.2019
Wie viel wärmer ist 1 Grad?
Scharmacher-Schreiber, Kristina;Marian, Stephanie

Wie viel wärmer ist 1 Grad?


ausgezeichnet

Aufklärung über die drohende Klimakatastrophe

Mein 7-jähriger Sohn hat Anfang des Jahres auf mein Smartphone gelinst und dabei ein Video von Greta Thunberg gesehen. Er hat mich gefragt, was das Mädchen da macht. Und seit ich ihm das erklärt habe, ist er Feuer und Flamme für „Fridays for Future“ und war auch schon auf mehreren großen und kleinen Demos. Das Kinder-Sachbuch „Wie viel wärmer ist 1 Grad?“ war daher ein „Must-Have“ für uns.

Kristina Scharmacher-Schreiber und Stephanie Marian setzen schon mit dem ersten Satz ihres Kindersachbuchs ein klares Statement.
„Auf der Erde wird es immer wärmer.“

Dass die globale Jahresdurchschnittstemperatur bereits jetzt ein Grad höher ist als im vorindustriellen Zeitalter, ist ein Fakt. Toll finde ich, dass Autorin und Illustratorin hier gar keine Diskussion aufkommen lassen, auch wenn die Illustrationen den Zweiflern Gesichter und Sprechblasen geben. Was der menschengemachte Klimawandel bedeutet und wie wir alle ihn beeinflussen, erklären die beiden auf 96 Seiten ganz anschaulich und kindgerecht.
Schon die vordere und die hintere Buchinnenseite erzählen eine kleine Geschichte. Die Bäume, die vorne gepflanzt und gegossen werden, sind hinten zu dem Wald gewachsen, der uns helfen kann viel CO2 zu binden. Dieser Hoffnungsschimmer ist gut (auch, wenn wir als Erwachsene uns nicht darauf ausruhen sollten), weil die Kinder leiden unter Ängsten über ihre Zukunft. Solch ein Bild hilft das abzumildern.

Weitere Illustrationen zeigen kleine Szenerien, wie Politiker bei einer Klimakonferenz, oder veranschaulichen mit Infografiken. Die Jahreszeiten werden erklärt, und warum es vorteilhaft für uns in Europa ist, dass wir in der gemäßigten Klimazone wohnen, und warum dieses Phänomen durch die Klimakrise gestört wird. Durch die liebevollen wie pointierten Illustrationen wird doppelt deutlich, an wie vielen Stellen die Menschen durch die Industrie, den Verkehr, die industrielle Landwirtschaft oder den maßlosen Konsum den menschengemachten Klimawandel verursachen. Auf einer Doppelseite wird beispielsweise die Absurdität veranschaulicht, dass eine Jeans oftmals eine Weltreise hinter sich hat, bevor sie in unserem Kleiderschrank landet. Ich denke, dass wir uns das alle immer wieder vor Augen führen müssen, damit jede*r Einzelne über den eigenen Konsum nachdenkt und dort etwas verändert.

Mir gefällt besonders, dass betont wird, dass die Menschen im globalen Süden mehr unter der Klimakrise leiden, auch, wenn sie nur wenig zu ihrer Verursachung beitragen. Und Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben und mit Behinderung kommen übers ganze Buch hinweg vor. So, finde ich, sollte ein Kinderbuch heute aussehen.

Obwohl mein Sohn mittlerweile schon einiges über die Klimakrise weiß, konnte er aus dem Buch sehr viel mitnehmen. Selbst jene Stellen im Buch, bei denen er die Fakten schon kannte, haben ihn überhaupt nicht gelangweilt, weil die beiden Autorinnen die Infos so toll vermitteln.

Das Plädoyer für eine stärkere Reduktion des Konsums von tierischen Produkten könnte für mich noch deutlicher sein (auch, wenn ich selbst nicht mal vegetarisch lebe, aber fest davon überzeugt bin, dass unsere Lebensmittel noch viel stärker vegan sein müssen). Uns sind beim Lesen noch ein paar kleinere Schwächen aufgefallen, die ich jetzt auflisten könnte, ich finde aber nicht, dass man so ein wichtiges Buch madig machen sollte. Denn „Wie viel wärmer ist 1 Grad“ ist ein wichtiges, tolles Buch, auch, wenn es nicht perfekt ist. 

Fazit
„Wie viel wärmer ist 1 Grad?“ ist ein wichtiges Buch, um Kinder UND Erwachsene über die drohende Klimakatastrophe und den CO2-Fußabdruck von jede*r einzelnen aufzuklären. Wir brauchen die Mithilfe von allen – Politik, Wirtschaft und jeder Person weltweit – um noch eine Chance gegen die größte Bedrohung der Menschheit zu haben. 4,5 von 5 Sternen, die wir sehr gerne aufrunden. Und wir sprechen eine absolute Lese- und Kaufempfehlung aus.

Bewertung vom 22.11.2019
Eine Kiste voller Weihnachten
Günther, Ralf

Eine Kiste voller Weihnachten


ausgezeichnet

Weihnachtsnostalgie und eine herzerwärmende Geschichte führen die Leser*innen nach Dresden und ins Erzgebirge.

Eine Weihnachtsreise ins Erzgebirge

„‚Verraten Sie es mir?‘, bat das Mädchen. ‚Was kann denn so dringend sein, dass es am Heiligen Abend noch nach Zinnwald muss?‘ Der Alte seufzte. ‚Die Weihnacht natürlich‘, sagte er dann.“

Diese nostalgische Geschichte versetzt die Leser*innen in eine wundervolle Weihnachtsstimmung. Es ist ein seltsames Paar, das an Heiligabend von Dresden aus ins Erzgebirge reist, der Fabrikant Storch und das Mädchen Lisbeth. Storch will noch die letzte Weihnachtsbestellung ausliefern und Lisbeth sich um ihre Geschwister kümmern.

Die Moderne hat schon ein kleines Bisschen Einzug gehalten in Dresden, die Autos verdrängen langsam die Fuhrwerke, der Handel ist hektisch und die „Dresdner Pappen“, filigraner Weihnachtsschmuck aus Papier, werden mit Maschinen gestanzt. Autor Ralf Günther spielt mit diesem Umbruch und versetzt uns gleichzeitig mit seiner bewusst leicht antiquierten Sprache in eine nostalgische Stimmung. Der alte, knorrige Storch erinnert ein wenig an das Ekel aus Dickens Weihnachtsgeschichte und auch an die Geburt eines Kindes , wird erinnert, denn Lisbeths Mutter liegt im Dresdner Krankenhaus in den Wehen.

Diese Versatzstücke arrangiert Günther in seiner Geschichte so geschickt wie liebevoll. Neben den Figurencharakterisierungen hat mir besonders gefallen, wie detailreich er die Umgebung beschreibt. Die Route durch Dresden und auch der Weg durchs Erzgebirge sind mit realen Orten gespickt, wie der berühmten Pfunds Molkerei. Dies alles gelingt dem Autor in genau dem richtigen Maß, dass die Orte wie Fotografien vor meinem Auge erstehen.

„Sie erreichten eine Hügelkuppe. Vor ihnen lagen die Täler des östlichsten Erzgebirgszipfels, die auf der einen Seite sanft zur Elbe hin abfielen. Auf der anderen aber, ins Böhmische hinein, stiegen die felsigen Hügel unerbittlich an.“

Die Geschichte ist zuallererst sehr besinnlich, so dass ich gar nicht damit gerechnet habe, dass dann im zweiten Teil noch einiges an „Action“ passiert. Auch dies fädelt Ralf Günter schön und stimmig ein bis hin zum versöhnlichen Ende. Das Büchlein liest sich leicht und beschwingt, so dass man diese zauberhafte Weihnachtsgeschichte an einem Abend gelesen hat.

Die wudnervollen Illustrationen von Andrea Offermann machen das Weihnachtsbüchlein zusätzlich zu einem echten Schmuckstück: Schon die schneebedeckte Semper-Oper in den Innenseiten lädt zu dieser sächsischen Weihnachtsgeschichte ein, kleine Vignetten mit Putten unterbrechen die Absätze. Die Leinenbindung und das goldenes Lesebändchen runden die Aufmachung ab, und „Eine Kiste voller Weihnachten“ bietet sich als schönes Geschenk zum Fest an. Der Preis von 18 Euro ist dafür komplett gerechtfertigt, aber dadurch eignet sich das Buch leider nicht als kleines Mitbringsel.

Ich werde diese zauberhafte Geschichte in der Vorweihnachtszeit auch meinem knapp 8jährigen Sohn vorlesen, da ich denke, dass Kinder auch ihre Freude daran haben werden.

Fazit
Für diese herzerwärmende Weihnachtsgeschichte vergebe ich 4,5 Sterne und runde auf.

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Bewertung vom 17.11.2019
Einer muss den Job ja machen / Voll super, Helden Bd.1
Bertram, Rüdiger

Einer muss den Job ja machen / Voll super, Helden Bd.1


ausgezeichnet

Alle Schokoladenvorräte der Welt sind in Gefahr! Ironisch-witziges Kinderbuch, in dem zwei Kinder auf Superheld*innen-Mission gehen.

„Not all Superherores wear Capes“ ist mittlerweile eine stehende Wendung geworden. Und in „Voll super, Helden“ müssen Juli und seine Cousine Jenny ebenfalls ohne Capes auskommen, wenigstens hat ihnen Roketman seinen Raketenrucksack geliehen. Aber von Anfang an: Juli soll die Ferien im Hotel seines Onkels verbringen. Aber statt am Strand zu liegen und Comics zu lesen muss er dort gemeinsam mit seiner Cousine Jenny schuften – zusätzlich geht ihm letztere mit ihrem Habitus noch ziemlich auf die Nerven. Doch das lässt sich verschmerzen, denn: Alle Gäste des Hotels sind Superheld*innen. Allerdings sind die durch das ständige Welt-Retten so ausgelaugt, dass einer von ihnen kurzerhand die beiden Kinder auf Mission schickt.

Super-Helden-Hommage oder auch -Persiflage
Ja, das ist von Rüdiger Bertram und Heribert Schulmeyer so abgedreht und mit einem Augenzwinkern geschrieben, wie es sich in der Kurzzusammenfassung liest. Die beiden überzeugten uns mit witzigen Sprachspielen und Assoziationen zum Superhelden-Genre. Gerade als Erwachsener hat man natürlich eine Flut an popkulturellen Referenzen aus Filmen und Comics im Hinterkopf, so, dass sich dabei ein extra Spaß bietet. Und dann flechten die beiden Autoren immer wieder so wundervollen schwarzen Humor ein, kindgeeignet zwar, aber dennoch.

Ein Bisschen schwarzer Humor
Nun weiß ich definitiv, dass mein Sohn den Familiensinn für dies Art von Humor geerbt hat. Wenn der „Liftboy“ Bruce feststellt, dass besser die Kinder gehen sollten, weil es um sie weniger schade wäre als um die Superhelden – da mussten wir beide lachen.
Das heißt aber auch: Menschen, die schwarzen Humor nicht mögen, sollten vielleicht besser ein anderes Buch lesen. Allen anderen empfehlen wir "Voll super, Helden" aber dringend weiter.
Einzig, dass Jenny immer nur redet, dann aber letztendlich dann doch zu faul oder ängstlich ist, um wirklich was zu machen, fand ich wegen des Gender-Bildes ein wenig schade. Genau, wie dass es auch bei den Superheld*innen mehr Männer als Frauen gab. Dafür ziehe ich einen halben Stern ab.

Fazit
Ein witziges Kinderbuch mit Superheld*innen-Humor. 4,5 von 5 Sternen (die wir aufrunden) mit einer dicken Empfehlung.

Bewertung vom 16.11.2019
Und dann kamst du
Abidi, Heike

Und dann kamst du


sehr gut

Einfühlsam geschrieben und absolut lebensbejahend.

Von der Trauer zurück ins Leben

Heike Abidi ist eine wundervolle, einfühlsame Autorin. In „Und dann kamst du“ beschreibt das Gefühl der Verlorenheit und des Verlustes so eindringlich wie sensibel. Erst vor kurzem hat Claire ihren Zwillingsbruder durch einen Unfall verloren. Nachts im Bus findet sie den Rucksack eines jungen Mannes, der ihr zuvor schon aufgefallen ist. Und die Suche nach ihm führt sie durch die Trauer zurück ins Leben. Das alles ist im Buch so berührend wie un-kitschig geschildert. Außer vielleicht das Ende… (aber vielleicht bin ich dafür doch schon ein wenig zu alt für die eigentliche Zielgruppe).
Die Autorin schaffte es, dass ich mich total in mein Teenager-Ich zurück versetzt fühlte: An die Ängste, Unsicherheiten und Wünsche. Und sie erzählt den Bogen so eindringlich, wie sich ihre Protagonistin Claire zurück ins Leben kämpft. Das ist richtig „uplifting“, so dass dieses Buch trotz des traurigen Themas sehr lebensbejahend gelingt.
Denn Claire findet heraus, dass sie eigentlich gar nicht weiß, was sie selbst vom Leben will. Sie hat sich ihr ganzes Leben immer sehr nach ihrem Bruder gerichtet. Aber ist das Medizinstudium für sie eigentlich das richtige? Nach und nach probiert sie ganz viel Neues aus und lernt, dass sie ausgetretene Pfade auch verlassen kann und darf. Das ist etwas, das wir alle im Leben lernen müssen. Dabei hat die Autorin mir sogar Lust aufs Laufen gemacht, das muss man bei mir Sportmuffel erstmal schaffen.
Um sich auf die Suche nach dem unbekannten Jungen zu machen, liest Claire den einzigen Eintrag in seinem Tagebuch. Irgendwie schwingt das Thema Stalking immer leicht mit: Ist Claires Suche eigentlich in Ordnung? Daran musste ich beim Lesen immer wieder denken und ich bin noch ein bisschen unschlüssig. Ich musste an eine Geschichte denken, als ein Berliner Polizist über den Instagramme-Account der Behörde nach einer Frau suchte, die ihn nach den Weg gefragt hatte. Für mich hält „Und dann kamst du“ gerade noch die Balance, weil Sam mehr zu einer Idee von ihr wird. Als wäre Sam ein imaginärer Freund, wie ihn Kinder haben. Trotzdem taucht sie natürlich an Orten auf, an denen sie ihn vermuten würde, sie ist sich bewusst, dass das etwas stalkinghaftes hat. Daher ist es hier wirklich ein schmaler Grat, an dem das Buch entlang gleitet.
Vielleicht erst recht, weil Abidi an anderen Stellen viel Empowerment für junge Frauen erschafft. Sie schildert das Unbehagen von Claire, wenn sie in brenzligen Situationen ist, sehr eindringlich. Zum Glück passiert nichts wirklich schlimmes, aber wie beängstigend schon diese „normale“ Übergriffigkeit ist, wird zum Thema. Und eben auch, dass man sich als Frau zur Wehr setzen kann.

FAZIT
Vieles in „Und dann kamst du“ ist ganz toll, einfühlsam und lebensbejahend, aber das Buch ist nicht ganz perfekt. Daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.