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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Gurke
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 10.06.2013
Die Judas-Verschwörung
Blake, Adam

Die Judas-Verschwörung


gut

In Arizona stürzt der voll besetzte Flug 124 mitsamt der ganzen Besatzung in der Wüste ab und bietet den Ermittlern ein Bild der Verwüstung. Kurz darauf wirbelt die Presse das tragische Unglück mit einem mystischen Hauch wieder auf.
In London stirbt ein Professor bei einem folgenschweren Treppensturz, der nach drei Wochen wieder neu beleuchtet wird, da es sich bei der Inszenierung der Todesursache um eine Vertuschung handeln könnte und Heather Kennedy hat die undankbare Aufgabe nach Beweisen zu suchen, die sie aber schon bald vor einem verschlüsselten Code kapitulieren lässt und dazu noch ihr eigenes Leben massiv bedroht.
Der Söldner Leo Tillmann hingegen sucht über zehn Jahre auf eigene Faust nach seiner verschwundenen Familie und hetzt einem Mann hinterher, der mehr Phantom als greifbare Realität ist – jedoch eine Armee von fanatischen Brüdern und Schwestern hinter sich vereint, die seit 3000 Jahren auf Gerechtigkeit wartet.

Nach dem Klappentext und der stimmungsvollen Leseprobe war ich sehr gespannt auf den 620 Seiten starken Thriller und besonders der Punkt, dass die Toten von dem Flugzeugabsturz ihren Angehörigen Nachrichten aus dem Jenseits hinterlassen, war für mich ausschlaggebend für das Interesse. Leider hat der Autor einen anderen Fokus gewählt, der an einigen Stellen etwas zäh und lahm dahinfloss, sodass ich mehrere Anläufe brauchte, um „Die Judas Verschwörung“ zu beenden. Besonders zu Beginn und auch noch zur Hälfte des Thrillers wirkten die Kapitel rund um Tillmann und seine Verfolger völlig fehl am Platz und ich war froh, als sich die Handlung wieder auf Kennedy und ihre Kollegen konzentriert hat. Als die verschiedenen Erzählstränge dann endlich zusammengefunden haben, wurde einiges klarer und dennoch konnte der Funke nicht so ganz auf mich überspringen. Zu viele theoretischen Überlegungen, die aber im Sande verliefen und zahlreiche Angriffe der Kampftruppen, die logisch betrachtet eindeutig im Vorteil waren und ihre Opfer trotzdem immer wieder ziehen lassen mussten, haben mich irgendwann gelangweilt.
Erst als die Protagonisten dem Geheimnis der Schriftrollen auf die Spur kamen, konnte Adam Blake mich wieder fesseln und ich mich mit den Verschwörungstheorien rund um das verloren geglaubte Judas Evangelium anfreunden, die in ihrem Ausmaß wirklich unglaublich faszinierend und erschreckend zugleich sind.
Mit dieser Wendung und einem zugegeben rasanten Finale, was wiederum viel zu schnell im Vergleich zum restlichen Inhalt endete, hat der Autor mich für das Durchhaltevermögen entschädigt und dafür möchte ich noch drei Sterne vergeben und allen potentiellen Lesern genau diese Ausdauer mit auf dem Weg geben.

Bewertung vom 08.06.2013
Hauptsache, es knallt!
Sachau, Matthias

Hauptsache, es knallt!


sehr gut

Peng verheiratet

..so einfach würde sich Tim am liebsten die Hochzeit seiner besten Freundin Janina wünschen, aber leider heiratet sie den Sohn des erfolgreichen Autohändlers Mitscherlich, der den beiden eine großzügige Hochzeit im Prinzessinnen-Stil auf einem Schloss spendiert, dafür aber als einzige Gegenleistung Gott und die Welt (in dem Falle ganz Salzminden inklusive verfeindeter Nachbarn plus seiner russischen Geschäftsleute, für die Vodka ein Grundnahrungsmittel ist) einladen will. Dass da der Streit schon vorprogrammiert ist, kann man sich vorstellen, um ihrer Freundin Janina aber trotzdem ein rauschendes Fest zu ermöglichen, hängt sich ihre Clique voll rein und schwört alle Stolpersteine schon vorher zu zertrümmern, allerdings haben sie dabei nur mittelmäßigen Erfolg..

„Hauptsache, es knallt“ war mein erstes Buch von Matthias Sachau und ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und es an zwei Nachmittagen gierig verschlungen.
Auf der Hochzeitsgesellschaft gibt es diverse skurrile Charaktere, die mit all ihren potentiellen Macken vorgestellt werden und diese im Laufe der Handlung natürlich auch ausleben dürfen. Jede Seite ist gespickt mit Witzen, Sarkasmus oder Ironie und das spielt sich alles vor der wunderschönen Kulisse des Schloss Walchenau ab, dessen Anmut nur durch die Teufelskralle von Hausherrin getrübt wird, aber irgendwer muss schließlich für Ordnung sorgen, wenn die Freunde das Ruder schon nicht mehr fest in der Hand halten können.

Ein Beispiel gefällig?
„Der tapfere Hobbyfotograf steht breitbeinig vor der Bescherung und gibt Kommandos. Im Eifer des Gefechts merkt er zum Glück nicht, dass der Kunstfotograf zwischen seinen Beinen liegt und ihm in den Schritt fotografiert.„ (S.174)

Einen Punkt Abzug gibt es für Tims Angewohnheit bei stolpernden bzw. fallenden Menschen in einen hysterischen Lachanfall zu verfallen, der scheinbar auch unkontrolliert auf den Standesbeamten und Jil (eine Bekannte) übergreift. Das war dann selbst mir ein wenig zu albern, obwohl mir Tim mit seinem unverwüstlichen Drang für Ruhe und Anstand zu sorgen und seiner sensiblen Art ganz gut als Hauptperson gefallen hat.

Der Roman ist ein tolles Geschenk für Pärchen, die bald heiraten wollen, denn die (Alb-)Traumhochzeit von Janina hilft vielleicht das eigene Fest mit etwas mehr Lockerheit zu sehen.
Matthias Sachau zeigt auf sehr eindrucksvolle Weise, dass an dem vermeintlich schönsten Tag im Leben so einiges schief gehen kann, aber wenn die Liebe stark genug ist, wird sie am Ende siegen und über das größte Schlamassel erhaben strahlen.

Bewertung vom 04.06.2013
Das Haus in der Löwengasse
Schier, Petra

Das Haus in der Löwengasse


sehr gut

Nach dem Tod ihres Onkels muss Pauline Schmitz als Waisin nun ihren eigenen Weg gehen und wünscht sich sehr, dass sie dank ihrer hervorragenden Manieren und ihres überdurchschnittlichen Wissensstandes eine angesehene Stelle als Gouvernante annehmen kann. Doch leider muss die hübsche Frau schnell feststellen, dass die Angestellten der besseren Gesellschaft bei den Hausherren oft nur als billige Mätressen angesehen werden, die den körperlichen Freuden dienen sollen und Pauline flieht Hals über Kopf vor ihrem groben Peiniger. Ohne Empfehlung muss sie wieder von ganz unten beginnen und landet als einfache Magd bei der Familie Stein. Als die Eheleute eines Tages Besuch von wichtigen Geschäftspartnern bekommen, rempelt Pauline ausgerechnet den griesgrämigen Herrn Reuther an, der sie ungalant für ihre Hektik rügt. Als dieser Mann sie dann auch noch in sein Haus einlädt, um ihr ein großzügiges Angebot zu machen, lassen die erste Gerüchte nicht lange auf sich warten. Was hat der Witwer für Pläne mit Pauline?

Nur zu gerne habe ich mich von Petra Schier wieder aus dem Alltag locken lassen und einige Stunden in fernen Zeiten verbracht, obwohl das 19.Jahrhundert nicht unbedingt meine liebste Zeit für einen literarischen Ausflug in die Vergangenheit bietet und ihre Leidenschaft die Leser in eine alte Epoche zu versetzen, hat bei diesem Werk nicht komplett gefruchtet.

Bei der Adelina-Reihe ist einfach gefühlt mehr Pfeffer in der Handlung und der historische Flair kommt mehr zur Geltung, da er in „Das Haus in der Löwengasse“ von der Liebesgeschichte weitestgehend verdrängt wird. Pauline hätte durch die wenigen Informationen, die wir am Rande zu den häuslichen Bedingungen in den Schichten erfahren und der aufstrebenden Situation in Köln auch ein Kindermädchen aus der Neuzeit darstellen können, die in einem etwas ärmlichen Teil der Welt nach ihrem großen Glück sucht. Beispielsweise wäre ein größeres Augenmerk auf die Arbeiten in den Textilfabriken interessant gewesen, die sich gerade im Umschwung befunden haben, wenngleich dafür im Ausgleich die Protagonisten noch mehr in ihren Charaktereigenschaften ausgefeilt werden konnten und wir viel über die Ängste der ausgenutzten Gouvernante erfahren haben.

Der Titel ist für meinen Geschmack dafür optimal gewählt, denn Julius Reuther ist am Anfang genauso verbohrt und verstaubt wie seine alte Gemäuer und erst durch Paulines Einfluss gelingt es ihm aus seinem Schneckenhaus zu schauen und Renovierungsarbeiten in Gang zu bringen, die das Haus heimeliger machen und seinen weichen Kern an die Oberfläche zu bringen.

„Das Haus in der Löwengasse“ ist zwar nicht mein Lieblingsbuch der Autorin, aber es ist eine nette Geschichte im Stil einer Verwandlung von Aschenputtel zur schönen Prinzessin, die wohl jede Leserin der tapferen und ehrgeizigen Hauptdarstellerin vom Herzen gönnt und mit ihr in den Zwickmühlen leidet und auf ein gutes Ende hofft. Die Nebencharaktere haben mich genauso überzeugt und besonders Frieda steht in ihrer Güte und Tugendhaftigkeit unserer Gouvernante in nichts nach und mit solchen Freunden wird selbst der steinigste Weg ein bisschen angenehmer.

Bewertung vom 31.05.2013
Der Lavendelgarten
Riley, Lucinda

Der Lavendelgarten


ausgezeichnet

Emilie hat viele Jahre dafür gekämpft, sich von der oberflächlichen Gesellschaft der adeligen, elterlichen Freunden zu distanzieren und sich ein gut bürgerliches Leben mit eigener Tierarztpraxis aufgebaut. Nach dem Tod ihrer Mutter, die ihr wegen dieser Entscheidung scheinbar endgültig die Liebe und Zuneigung entzogen hat, muss sie als letzte Erbin der de la Martinières nun die Zukunft für das Château, das herrschaftliche Herzstück der Familie in der Provence, festlegen und war sich ziemlich sicher alles verkaufen zu wollen, doch dann sieht sie den Ort ihrer Kindheit wieder und die Wände schenken ihr die Wärme, die sie so lange gesucht hat. Als dann auch noch der charmante Brite Sebastian ihr seine Hilfe zusagt, wagt sie das Abenteuer und entdeckt dabei sogar ein Familiengeheimnis, das tief mit den dunkelsten Jahren von Deutschland zusammenhängt.

Ich mag diese Art von Geschichten außerordentlich gerne, denn sie vereinen durch die Zeitsprünge historische Aspekte, Emotionen aber auch eine Menge Spannung in sich, wodurch die Romane rund um ein mysteriöses Familiengeheimnis für mich die Crème de la Crème der Genres in sich bündeln, wenngleich ich in letzter Zeit auch feststellen musste, dass dies nicht allen Autoren gleich gut gelingt.
Lucinda Riley ist durch ihre beiden spitzen Vorgänger aber schon so etwas wie ein Garant für tolle Lesestunden geworden und auch bei ihrem neuesten Werk schafft sie es gekonnt, die Passagen aus der Vergangenheit mit einer Lebendigkeit zu füllen, die für diese Art der Familiengeschichten über zwei Generationen in wechselnden Erzählebenen schwierig über längere Zeit zu halten sind.
Dabei erfahren wir viele interessante Informationen, die durch ihren Realismus und Glaubwürdigkeit schon beinahe Zeitzeugenberichten ähnlich sind, über die im Verborgen agierenden Agenten während des NS-Regimes, die mich während des Lesens fesselten und auch jetzt noch nicht loslassen.

Die Personen sind sehr authentisch gezeichnet und zeigen im Laufe der Handlung viele Facetten, die es dem Leser leicht machen mit ihnen mitzufiebern, obwohl mir die Charaktere aus den Kriegszeiten noch mehr ans Herz gewachsen sind, als die gegenwärtigen Protagonisten, was aber auch an deren Schicksalsschlägen liegen mag und Emilies Probleme eher unter „Luxusprobleme“ laufen. Dennoch wachsen alle an ihren jeweiligen Aufgaben und vielleicht war es sogar ein Anliegen der Autorin gewesen, dass wir ein Stück mehr unser eigenes Leben wieder wertschätzen können, nachdem wir viel Leid und Angst in den Zeilen erahnen konnten, denn genau das denkt Emilie kurz nach dem tragischen Schluss der Vergangenheitsepisode, die aber mit einem kleinen Happy End in der Gegenwart endet.
Der angenehme Schreibstil rundet das Ganze gelungen ab und lässt mich schnell auf Nachschub hoffen.
„Der Lavendelgarten“ war mein Highlight im Mai!

11 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.05.2013
Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!
Heldt, Dora

Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen!


sehr gut

Gratis ist immer gut

.. denken zumindest die beiden Vollblut-Senioren Walter und Heinz als ihnen eine Gewinnmitteilung für eine exklusive Reise an die Schlei in den Briefkasten flattert, bei der es nebenbei sogar noch eine Anlageberatung geben soll - und das alles nur für Außerwählte. Ihre beiden Ehefrauen sehen das jedoch etwas skeptischer und so müssen sich die beiden Sparfüchse alleine in das Abenteuer stürzen und schon bald die erste Rechnung begleichen.

Tante Finchen und ihre Nichte Johanna gehören ebenfalls zu dieser Reisegruppe, wobei Johanna bei dem Wochenende nach einer sensationellen Radio-Dokumentation über kriminelle Machenschaften auf Kaffeefahrten lechzt und die rüstige Finchen ein bisschen Amor spielen möchte.

"Herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen" war mein erstes Buch von Dora Heldt und die beiden Schwäger waren mir durch ihre sympathischen Eigenarten sofort vertraut und wie alte Bekannte. Die Autorin spielt mit den gängigen Vorurteilen über Rentner und verpackt sie auf eine liebenswürdige Art und Weise neu, sodass sogar ein meckernder und ewig reklamierender Walter mit einer ausgeprägten Gedächtnisschwäche wenn es um Namen geht, nicht auf die Nerven geht.

Der Schreibstil überzeugt von der ersten Zeile durch seine Unkompliziertheit und Schnörkellosigkeit und bringt hin und wieder sogar einige Lacher, obwohl hier noch etwas Luft nach oben frei ist.

Für mich vollkommen fehl am Platze war die Geschichte rund um Johannas Ehemann Max und eine leicht durchgeknallte Autorin, die sich für meinen Geschmack nicht richtig in die Handlung eingliedert, sondern sich wie mit der Brechtstange in die so schon verzwickte Situation um Mafia-Vermutungen und Verschwörungstheorien Gehör verschaffen will.

Wir Leser können von außen wahrscheinlich nur mit dem Kopf schütteln, wenn wir sehen mit welch einer Naivität manche gut situierte Witwen auf die leeren Versprechungen der Betreiber hereinfallen, doch es ist leider traurige Realität und vielleicht hilft der Humor hier dem ein oder anderen beschenkten Großelternteil vor einer bösen Überraschung noch einmal an die Truppe zu denken. Von daher ist es ein echter Geschenktyp!

Für einen Nachmittag am Strand ist das genau die richtige Lektüre auch für jüngere Leute, wenngleich es kein Buch ist, was lange im Gedächtnis bleibt. Die Vorgänger mit den beiden älteren Herren werde ich mir aber bestimmt auch nicht entgehen lassen.

7 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.05.2013
Die Schmetterlingsinsel
Bomann, Corina

Die Schmetterlingsinsel


gut

Völlig aufgewühlt, weil sie ihren Ehemann mit einer anderen erwischt hat, flüchtet Diana nach Hause, um dort allerdings schon die nächste Schreckensnachricht zu bekommen, denn ihre Lieblingstante Emmely liegt nach einem schweren Schlaganfall im Krankenhaus - in Enland. Ohne Nachzudenken bricht sie sofort dahin auf und erfährt von einem uralten Familiengeheimnis, dass erst die letzte Erbin der Tremayne aufdecken soll - nämlich sie. In England brechen die Spuren allerdings schnell ab und so verschlägt es die junge Anwältin nach Sri Lanka, der Schmetterlingsinsel, welche sie mit unzähligen neuen Eindrücken verzaubert.

Verzaubert wurde ich jedoch leider nicht, denn das Buch hat leider seine Längen und bis zum Mittelteil musste ich mich selbst antreiben weiterzulesen. Einerseits hat mich die Auflösung des Geheimnisses interessiert, doch andererseits wollte ich nicht mehr unnötige Beschreibungen lesen, die weder stille Mitreisende noch die aktiven Charaktere voranbringen. Zwischenzeitlich hat die Autorin auch immer wieder Szenen eingebaut, die wohl für einiges Unverständnis bei den Lesern sorgen werden, denn kein noch so geduldiger Mensch könnte bei einem uralten Brief der Ahnen in einem Geheimfach die "Vernunft" walten lassen und erst einmal in Ruhe die Natur genießen, statt der Suche den entscheidenen Tipp zu geben. Zumal Diana zu Beginn vor Wut und Unbeherrschung eine Vase gegen die Wand schleudert, während sie jetzt nur einige Wochen später auf der Reise zu einer besonnene Person herangereift ist, erscheint mir unglaubwürdig und eher ein Mittel um das Ende hinauszuzögern.

Als ausschließlich historischer Roman, der mehr auf die Tee-Produktion den Fokus legt, hätte die Geschichte für meinen Geschmack mehr Potenzial gehabt, da die Autorin wirklich gute Recherchearbeit geleistet hat und mir Lust auf eine feine Tasse Ceylon (und Zimtmilch :-)) machte.

Der Schreibstil und das Buchlayout (am Buchschnitt sind lila Schmetterlinge und Orchideenblüten aufgedruckt) sind in jedem Falle eine Empfehlung wert und in einer lauen Sommernacht entfaltet sich vielleicht auch besser die Wirkung der romantischen Szenen. Corina Bomann habe ich als Autorin schon durch ihre Jugendbücher kennengelernt, die mich eindeutig mehr gefesselt haben und so tut es mir schon beinahe Leid, dass ich nur drei Sterne vergeben kann, aber viellicht bin ich langsam auch übersättigt von geheimnisvollen Familiengeschichten, die hier auch zu früh durchschaut werden konnte.

13 von 15 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.05.2013
Agent an Bord / Null-Null-Siebzig Bd.2
Ferber, Marlies

Agent an Bord / Null-Null-Siebzig Bd.2


ausgezeichnet

Leinen los und rein ins Vergnügen

.. denn es wird der 90. Geburtstag von Sheilas Mutter gefeiert. Klingt langweilig? Ist es aber nicht, denn Phyllis Barnes ist geistig noch topfit und möchte zu ihrem (wahrscheinlich) letzten runden Ehrentag noch einmal die Korken knallen lassen und wo könnte das standesgemäßer stattfinden, als auf dem Luxusdampfer von Ex-Ehemann Nr. 6 Jeremy Watts, der mit Freuden für alle Kost und Logis übernimmt. Unter den Gästen ist natülich auch unser liebenswürdiger Geheimagent im Ruhestand, James, der auf den ganzen Trubel so gar keine Lust hat und nur Sheila zu Liebe an Bord geht. Als dann plötzlich einer der Feiernden spurlos verschwindet, ahnt Null-Null-Siebzig, dass seine Intuition ihm nicht im Stich gelassen hat und er besser Zuhause geblieben wäre.

Ich als Leserin habe zu keinem Zeitpunkt bereut, die illustre Runde zu begleiten und mich herrlich amüsiert. Besonders im ersten Drittel des Krimis, der den Schwerpunkt auf das Anschnuppern der Reisenden legt, gibt es durch die teilweise skurrilen Charaktere, gespickt mit britischem Humor, viel zum Schmunzeln. Dagegen wirkt James, der zu jeder Gelegenheit lieber mit seiner alten Kollegin allein unterwegs ist und dem Schiffsalltag nicht so richtig etwas abgewinnen kann, wie ein Spielverderber - doch Phyllis wäre nicht als lebensfroher Wirbelwind bekannt, wenn sie sich nicht etwas ausdenken würde, um den charmanten Eigenbrödler aus der Reserve zu locken.

Was ich beim ersten Teil der Reihe "Operation Eaglehurst" schon so beeindruckend fand, ist die Leichtigkeit mit der uns dieser Krimi daherkommt und dennoch eine enorme Spannung aufbaut. Das Tempo und die Dramatik wird durch den Ort des Geschehens und die Unflexibilität, die eine Flucht aus der Gefahrenzone beinahe unmöglich macht, verstärkt und über allem schwebt natürlich auch noch die Angst, dass möglicherweise der Stress für die 70+ Gesellschaft zu viel wird und das Herz schlapp macht - da ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn schließlich kann man einer 90-Jährigen nicht erzählen, dass ihre geliebten Freunde und Verwandten vielleicht im Visier eines Mörders stehen.

Zwischenzeitlich denkt man eventuell, dass das ganze Wirrwarr, um Schiffsdurchsagen und tauben Ohren seitens der Schiffscrew zu viel wird und man wünscht sich, dass unser Protagonist auf den Tisch haut, damit alle vernünftig gemeinsam nach den fehlenden Puzzle-Stücken suchen können, doch mit dem Finale und gleichzeitig natürlich der Auflösung war dieses Durcheinander ein guter Schachzug der Autorin, um uns Leser auch zu verwirren - bei so vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten auf einem Haufen ist es nämlich selbst als Krimi-Fan nicht leicht die Guten und die Bösen auseinanderzuhalten und so wird so mancher am Ende ganz schön Staunen! Versprochen! :-)

Beinahe in den Hintergrund rückt da die Annäherung unseres Spion-Pärchens, denn beide sind stur und durch die Hektik auf hoher See sehr gestresst, wodurch Streit vorprogrammiert ist. Beide wollen wie ein Schießhund aufeinander aufpassen und keine Schwächen eingestehen, dennoch können sie nicht lange böse auf den anderen sein, doch ob die Harmonie am Schluss siegt, wird selbstverständlich von mir noch nicht verraten.

Marlies Ferber hat auch bei James' und Sheilas zweitem Fall alles richtig gemacht und von der ersten bis zu letzten Seite für beste Unterhaltung gesorgt - "Agent an Bord" ist zu recht der "Krimi des Monats" aus dem dtv-Verlag und wir Leser können nur bald auf Nachschub hoffen.

Bewertung vom 11.05.2013
Finstere Orte
Flynn, Gillian

Finstere Orte


sehr gut

Wenn ein Kind seine Eltern verliert ist das schlimm, wenn man als 7-Jährige allerdings mit anhören muss, wie die Mutter sowie die zwei Schwestern brutal abgeschlachtet werden und man nur selbst ganz knapp entkommen kann, ist das bestimmt mit keinem Wort zu beschreiben. In Libby Days Fall ist es zudem noch furchtbarer, denn ihr eigener Bruder soll für das Blutbad verantwortlich sein - so hat sie es jedenfalls der Polizei vor nun mehr 24 Jahren erzählt und seitdem sitzt er im Gefängnis, um zu büßen. Nie konnte sie die Geschehnisse vom 3.Januar.1985 richtig verarbeiten und lebt zurückgezogen von dem Spendengeld ihres Fonds - bis sie eine Einladung zum "Kill Club" bekommt, der sich für den Fall interessiert und gerne mit der einzigen Zeugin sprechen würde und die Dinge kritisch hinterfragt.

Die rauchige, so gar nicht liebliche und weibliche Stimme von Anna Thalbach passt perfekt zu der Protagonistin, die in ihrem Selbstmitleid nun schon so viele Jahre vor sich hin vegetiert. Man kann sich als Lauscher regelrecht vorstellen, wie sie in einer ausgeleierten Jogginghose und mit der Zigarette in der Hand über ihr Schicksal vor dem "Kill Club" redet, um Geld für den nächsten Einkauf zu verdienen.

Adam Nümm interpretiert seinen Teil (den Blick in die Vergangenheit) viel weicher und gibt dem vermeintlichen Täter Ben seine kindliche Ader zurück, die er in seiner Rolle als einziger Mann im Hause Day mit dem Auszug des Vaters angenommen hat. Durch diesen klaren Kontrast habe ich mich dabei ertappt, wie ich mich als Zuhörer sofort auf die Seite von Libbys Bruder geschlagen habe und mich über die fehlende Bereitschaft von Libby geärgert habe, in ihrem Leben endlich einen positiven Weg einzuschlagen.

Doch darf man sich so einfach beeinflussen lassen? War Ben vielleicht doch der Mörder seiner eigenen Familie? Wer sollte es sonst gewesen sein?

Es besteht kein Zweifel daran, dass Gillian Flynn es gelungen ist einen spannenden Thriller zu schreiben, der zutiefst bedrückt und an einigen Stellen sogar etwas verstört zurücklässt, weil sich über die Grausamkeiten in der Welt dort draußen die Nackenhaare sträuben. Dabei machen wir als Zuhörer die Bekanntschaft mit allerlei Menschen, die nicht mit dem Glück gesegnet wurden und in ihrer Verzweiflung bzw. Wut allerlei Unsinn anstellen - mit weitreichenden Folgen. Der Wechsel in den Kapiteln von damals und heute hilft dabei den gesamten Hintergrund zu überblicken und die einzelnen Sichtweisen zu verstehen (wenn auch nicht zu befürworten!).

Leider gibt es auch etwas unrealistische Szenen, zum Beispiel wie schnell Libby während ihrer Recherche an Informationen herankommt und sich scheinbar Fremde ihr gegenüber öffnen. Schwach war aus meiner Sicht ebenfalls die Auflösung, da dieser zwar ein großes Herzklopf-Finale vorausging und in sich auch logisch endet, aber trotzdem irgendwie nicht befriedigt.

Ich wollte unbedingt wissen, ob Ben schuldig ist bzw. wie schuldig er ist und obwohl mir kein Charakter im Buch richtig sympathisch war, habe ich mich gut unterhalten gefühlt und das ist die Hauptsache.

5 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.