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Benutzername: 
Hilou
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 179 Bewertungen
Bewertung vom 17.08.2020
Das Buch Ana
Kidd, Sue Monk

Das Buch Ana


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Ana kommt aus wohlhabenden Verhältnissen und lebt mit ihrer jüdischen Familie in Galiläa. Anders als die Frauen ihrer jüdischen Gemeinschaft, lernt sie Lesen und Schreiben. Sie beginnt heimlich, die Geschichten der längst vergessenen Frauen, die in ihrem Leben viel Leid erlebt haben, niederzuschreiben. Überhaupt ist das Schreiben Anas große Leidenschaft und sie wünscht sich nichts sehnlicher, als dass ihre Schriften eines Tages von Anderen gelesen werden. Doch dann soll sie plötzlich mit ihren grade mal 14 Jahren einen alten Witwer heiraten. Als sie diesem auf dem Markt von ihren Eltern vorgeführt werden soll, begegnet sie dort Jesus von Nazareth und verliebt sich in ihn. Bis sie zueinander finden, muss Ana jedoch einige Hürden überwinden.

Meine Leseerfahrung:
Sue Monk Kidd schafft mit diesem nahezu perfekt inszenierten historischen Roman, einer besonderen jungen Frau, die zwar fiktiv ist, aber so existiert haben könnte, eine Stimme und einen Platz in dieser Welt zu geben. Überhaupt Jesus eine Gemahlin an die Seite zu stellen, zeugt von höchster Courage und einem einzigartigen Können, dieser Geschichte ohne Schwächen gerecht zu werden. Auch wenn sich einige christliche Gemüter darüber aufregen könnten, hier geht es absolut nicht um die Entstehung des Christentums. Hier geht es vielmehr um die Geschichte einer starken jungen Rebellin, die auf ihre innere Stimme hört und sich ihre Stellung im Leben hart erkämpft. Jesus wird zeitweise völlig in den Hintergrund gedrängt und das ist auch gut so. Seine Geschichte ist bereits bekannt.

Wir werden zwar Zeugen seiner Gefühlswelt, seinem Verlangen, Gottes Ruf zu folgen, und seiner Kreuzigung, erleben die Geschehnisse allerdings nur insoweit mit, wie es Anas Sicht zulässt. Und das ist das Faszinierende an diesem Buch. Die Bibelgeschichte ist nichts Neues, Anas Leben und Handeln dagegen ist aufregend und belebend. Auch wenn es nur eine Fiktion ist, ist der Gedanke daran, dass so eine Persönlichkeit existiert haben könnte, überwältigend und erfüllt mich auf eine eigenartige Weise mit sehr viel Stolz. Dabei bin ich mir sicher, dass es auch viele bedeutende weibliche Figuren in unserer Vergangenheit den Weg in die Geschichtsbücher nicht gefunden haben, da sie schlicht und einfach Frauen waren. Umso mehr ist es wichtig, dass die Literaturwelt starke Frauen aufzeigt. Und solche Bücher müssen vermehrt gelesen werden, damit sich in unserer Gesellschaft endlich etwas ändert. Dafür muss allerdings in den Köpfen unserer Frauen eine absolute Veränderung erfolgen, damit jede für sich versteht, dass sie niemals nur ein Mensch zweiter Klasse sein kann.

Ana ist dermaßen lebensecht dargestellt, dass sie Vorbildqualitäten aufweist. Ich habe emotional mit ihr mitgelitten und an einigen sehr ergreifenden Stellen sogar Tränen vergossen. Wenn mich ein Buch dermaßen auf dieser Gefühlsebene trifft und aufrüttelt, dann zähle ich es zu meinen Lieblingsbüchern. Bereits nach den ersten 70-80 Seiten wusste ich, dass es sich hier um ein grandioses Werk handelt. Und ich bin überaus glücklich, durch dieses Buch zu der Autorin gefunden zu haben.

Fazit:
Sue Monk Kidd erzählt mit ihrer grandiosen Art von einer starken jungen Frau, die Jesus eine ebenbürtige Lebenspartnerin ist. Für mich ist "Das Buch Ana" eine absolut tief berührende Geschichte, von der ich mir von ganzem Herzen wünschte, sie wäre wahr. 

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2020
Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11
Carter, Chris

Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Angela ist ihres Erachtens die beste Taschendiebin in L.A.. Nach einem erfolgreichen Diebeszug gönnt sie sich einen abendlichen Drink in einer Bar, als ihr dort ein unfreundlicher Gast auffällt. Sein grobes und unhöfliches Verhalten gegenüber einem älteren Herrn will Angela auf ihre Art bestrafen und entwendet ihm kurzerhand die Aktentasche. Doch in dieser befindet sich nur ein ledernes Notizbuch, allerdings mit grauenvollen Eintragungen über einzelne Mordopfer und auf welche Weise diese sterben mussten. Angela sorgt dafür, dass das Buch anonym im Kriminallabor landet und so den Weg zu den Ermittlern Hunter und Garcia findet, die Angela jedoch schnell ausfindig machen können. Der bestohlene Serienkiller ist aber ebenfalls sehr ausgebufft und findet Wege, um die Diebin aufzuspüren. Hunter und Garcia müssen nun schnell handeln...

Meine Leseerfahrung:
"Bluthölle" ist der 11. Fall für die Ermittler Hunter und Garcia und viele Leser sind schon eingefleischte Fans von Chris Carter und inhalieren jedes einzelne seiner Bücher sogar mehrfach. Ich verstehe auch den Grund, denn sie sind einfach, unkompliziert und spannend geschrieben und gehören zu den schnell lesbaren Büchern mit viel Unterhaltungspotenzial. Kein Wunder, dass der neue Thriller direkt weit oben in den Bestsellerlisten eingestiegen ist. Für mich war es der erste Carter überhaupt, daher kann ich dieses Buch in keiner Weise mit den Vorgängerbänden vergleichen. Meine Bewertung beschränkt sich also einzig und allein auf "Bluthölle".

Ich habe diesen Thriller innerhalb weniger Tage beendet. Denn er ist ein absoluter Pageturner mit clever eingebauten Spannungsmomenten und Wendungen. Das Besondere an diesem Fall ist, dass die Morde bereits begangen worden sind und der Täter immer noch unertappt frei rumläuft. Die Opfer waren allesamt Vermisstenfälle, da die Leichen bisher nie aufgetaucht sind. Wenn Angela das Notizbuch nicht an sich genommen hätte, wäre die Polizei nie auf die Spur des Serienmörders gekommen. Denn dieser hat akribisch genau niedergeschrieben, um welche Opfer es sich handelt, wie er sie gefoltert und getötet hat und was mit ihren Leichen passiert ist. Am Ende greift Carter ein absolut aktuelles Thema auf und präsentiert uns eine ganz andere Art eines Serienmörders. Die Ermittlungsarbeit, die die Ermittler Hunter und Garcia liefern, ist solide aufgebaut und voller Denkanstöße und Informationen, wobei die Initiative meist von Hunter ausgeht. Garcia hingegen verblasst neben seinem Kollegen mit dem messerscharfen Verstand, was ich eher schade fand. Die Figur der Taschendiebin Angela fand ich im Übrigen sehr interessant und sympathisch. Es fühlte sich beinahe so an, als ob sie zum Team dazugehört und hätte daher eine etwas tragendere Rolle spielen können. Dennoch sind die Interaktionen und Dialoge sehr stimmig. Und die kurzen Kapitel halten den Spannungsbogen durchgehend oben. In Anbetracht dessen, dass der Autor bei  diesem Buch auf Grund des plötzlichen Todes seiner Lebensgefährtin erstmal eine Schreibpause einlegen musste und es schließlich mit sehr viel Mühe zu Ende geschrieben hat, sind die wenigen Schwächen des Plots völlig unbedeutend und absolut verständlich. Für mich war es das reinste Lesevergnügen, was Thriller anbelangt, so dass ich mir erstmal alle vorherigen Bücher von Carter auf meine Leseliste setzen werde. 

Fazit:
Chris Carter sorgt mit dem neuesten Fall für sein Ermittlungsteam Hunter und Garcia für eine willkommene Abwechslung in Sachen Mordserie mit einem hervorstechenden Serienkiller, der in Anbetracht des digitalen Zeitalters aktueller nicht sein kann. Ein faszinierender Plot mit perfekt inszenierten Spannungsmomenten und greifbar authentischen Figuren sorgen für ein unvergessliches Lesevergnügen. 

Bewertung vom 04.08.2020
Die verstummte Frau / Georgia Bd.10
Slaughter, Karin

Die verstummte Frau / Georgia Bd.10


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Will Trent ermittelt diesmal in einem brutalen Fall, bei dem es um einen Serientäter geht. Junge Frauen wurden vor Jahren zunächst vermisst und später vergewaltigt, verstümmelt und ermordet im Wald gefunden. Der Täter, Daryl Nesbitt, wurde damals gefasst und sitzt seitdem hinter Gittern. Beim Aufklären eines Mordfalls im Gefängnis stößt Trent auf Nesbitt, der nun Gerechtigkeit fordert. Er behauptet felsenfest, nicht der Täter gewesen zu sein. Denn die Taten hätten auch nach seiner Inhaftierung nie aufgehört. Zudem beschuldigt er die damaligen Ermittler der Korruption. Trent geht mit seiner Freundin, der Gerichtsmedizinerin Sara Linton, der Sache auf den Grund und erlebt dabei einen emotionalen Tiefsturz, als er sich mit Saras Vergangenheit konfrontiert sieht. 

Meine Leseerfahrung:
Es ist schon sehr lange her, dass ich etwas von Karin Slaughter gelesen habe. "Die verstummte Frau" ist mit 672 Seiten schon sehr einschüchternd. Dennoch habe ich das Buch an einem Wochenende durchgesuchtet. Denn es ist durchgehend spannend und voller raffiniert eingesetzter Cliffhanger, insbesondere zwischen den Zeitsprüngen zu den Ermittlungen in der Vergangenheit. Damit wird der Spannungsbogen das ganze Buch über aufrecht gehalten, so dass man es kaum beiseite legen kann.

Slaughter hat dabei einen einzigartigen Erzählstil mit einer wunderbar sarkastisch-humorvollen Art. Dabei überzeugt sie außerdem durch solide Charaktere, ob sie nun sympathisch sind oder verhasst; sie alle sind authentisch und besitzen ausgesprochen viel Tiefe. Stellenweise ist der Roman allerdings hemmungslos brutal. Es gibt viele ungeschönte Szenen, die zwar auch sachlich, aber äußerst plastisch erklärt werden. Das ist absolut nichts fürs sanfte Gemüt. Wer blutige Thriller nicht verdauen kann, sollte hier großzügig Abstand nehmen. Denn Slaughter besitzt nunmal die Gabe, bis aufs Äußerste zu schockieren. 

Das Besondere an diesem Roman ist übrigens, dass Slaughter zwei ihrer Buchreihen (die Grant County-Romane und die Atlanta-Reihe) zusammengelegt hat.Ich muss dazu sagen, dass ich die unmittelbaren Vorgänger, nicht gelesen habe. Dennoch kam ich gut in die Story hinein und hatte keinerlei Probleme, die zwischenmenschlichen Beziehungen der Figuren untereinander richtig zu verstehen und deren Entwicklungen zu folgen. Bei so vielen neuen Charakteren hatte ich allerdings die Person des Täters recht früh auf dem Schirm, da ich bereits bei der ersten Szene mit dieser Figur ein ungutes Gefühl hatte. Gegen Ende fügten sich dann auch allmählich alle Puzzleteile, wobei dies der konstanten Spannung keinen Abbruch tat. Der ordentlichen Ermittlungsarbeit zu folgen war ein Hochgenuss und hat mir fesselnde Lesestunden beschert.

Fazit:
Nach diesem Roman kann ich endgültig sagen, dass Karin Slaughter meines Erachtens die Königin des Thriller-Genres ist. Sowohl die Handlung als auch die Besetzung zeugen gleichermaßen von Substanz. "Die verstummte Frau" zählt zu ihren besten Werken und ist für mich das absolute Gänsehaut-Highlight dieses Jahres. 

Bewertung vom 20.07.2020
INSEL / HULDA Bd.2
Jonasson, Ragnar

INSEL / HULDA Bd.2


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Vier Freunde kommen nach 10 Jahren wieder zusammen und verbringen ein Wochenende auf einer abgeschiedenen kleinen Insel, völlig isoliert von der Außenwelt. Plötzlich ist eine von ihnen tot. Was zunächst nach einem Unfall aussieht, entpuppt sich bald darauf als ein Mord. Die Kommissarin Hulda Hermannsdóttir aus Reykjavík wird auf den Fall angesetzt. Eigentlich ein leichtes Spiel, denn der Kreis der Tatverdächtigen ist klein und überschaubar. Doch die Hintergründe des Treffens sind komplizierter und Hulda wird auch noch mit einem 10 Jahre alten Fall konfrontiert, der der Schlüssel zu allem ist.

Meine Leseerfahrung:
Ich war zunächst sehr skeptisch, als ich von dieser Rückwärts-Trilogie von Ragnar Jónasson hörte. Das ist für mich persönlich auch eine gänzlich neue Erfahrung, die Geschichte einer Protagonistin sozusagen am Ende zu beginnen. Aber nicht nur diese Erzählweise ist für mich neu. Auch der Aufbau des Thrillers war recht ungewohnt und ich war überrascht, dass die Spannung durchgehend konstant gehalten werden konnte, obwohl es lange dauert, bis sich der angekündigte Todesfall überhaupt ereignet. Denn der Prolog beginnt mit einer gänzlich anderen beunruhigenden Story aus 1988. Anschließend wird ein Fall aus 1987 in Teil 1 erörtert. Dabei bilden Prolog und Teil 1 tatsächlich fast ein Drittel des Buches, bis man sich zum zweiten Teil durchgelesen hat. Erst dann sind wir 10 Jahre weiter in 1997, als die besagten 4 Freunde sich wiedertreffen und sich gemeinsam zu der abgeschiedenen Insel begeben. 

Einige Figuren tauchen in beiden Teilen auf. Daher muss man gut Acht geben, wie die Zusammenhänge gestrickt sind. An einigen Stellen musste ich dann doch zurückblättern, insbesondere wenn man bei nächtlichen Lesestunden allmählich die Konzentration verliert, ist der rote Faden manchmal nicht mehr zu greifen. Zudem gibt es auch einzelne Leseabschnitte, bei denen es nur um Huldas Privatleben geht, völlig losgelöst vom eigentlichen Fall. Ich muss aber gestehen, dass ich trotz einiger komplizierter Begebenheiten das Buch insgesamt hochspannend fand und es innerhalb weniger Tage verschlungen habe. Bis zu dieser Rezension musste ich es allerdings nochmal verinnerlichen, denn die Geschichte hat nicht nur eine dunkle mitreißende Atmosphäre, die man aus der skandinavischen Erzählkultur her kennt, sondern überzeugt auch auf menschlicher Ebene. Sei es die schicksalhafte Vergangenheit der Hauptprotagonistin Hulda, die Beziehungen unter den 4 Freunden auf der Insel oder aber die unterschiedlichen Verhaltensweisen der isländischen Ermittler im Laufe der erzählten 10 Jahre, Jónasson zeigt viele Facetten der Charaktere und gibt jeder Figur die entscheidende Tiefe, um sie dem Leser authentisch näher zu bringen. Dabei ist die Einbettung des Plots in die 80er und 90er wunderbar gelungen.

Überhaupt hat der Autor die zeitliche Abfolge sowohl innerhalb des Buches als auch in der Trilogie-Reihe überraschend gut umgesetzt. Ich freue mich schon sehr auf den letzten Teil, der die Lebensgeschichte von Hulda abrunden wird und damit keinesfalls im Bücherregal fehlen darf.

Fazit:
Ragnar Jónasson liefert mit dem zweiten Band seiner Trilogie eine solide und spannende Geschichte, die ihrem Genre voll und ganz gerecht wird. Ein absolut stimmungsvoller und bildgewaltiger Island-Thriller mit einer starken Frau als Ermittlerin und vielen glaubwürdigen Nebencharakteren!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.07.2020
Im Sturm der Echos / Die Spiegelreisende Bd.4
Dabos, Christelle

Im Sturm der Echos / Die Spiegelreisende Bd.4


sehr gut

Zum Inhalt:
Ophelia und Thorn sind endlich wieder vereint und befinden sich mit falschen Identitäten immer noch auf der Arche Babel. Die wird allerdings wie jede andere Arche auch mit Rissen und Abgründen bedroht. Große Teile samt Bevölkerung verschwinden einfach im Nichts. Um den Zerfall aller Archen zu stoppen, versuchen Ophelia und Thorn 'Gott' und den 'Anderen' zu finden. Doch zunächst müssen sie das Geheimnis der Echos aufdecken, die sich überall immer mehr ausbreiten. Ob sie etwas mit dem Untergang der Archen zu tun haben?

Meine Leseerfahrung:
Der letzte Teil wirkte für mich viel düsterer als die Vorgänger. Ob es nun an der Endzeitstimmung auf Grund der Zerstörung der Archen lag oder an der skurrilen Atmosphäre im Beobachtungsinstitut für Abweichungen, das diesmal den Hauptschauplatz bildet, kann ich gar nicht so recht sagen. Auch wenn sich an der Erzählweise der Autorin nichts geändert hat, ist der Plot des letzten Teils der Saga viel rasanter und verwirrender als bei den Vorgängerbänden. 

Ganz am Anfang gibt es allerdings erstmal eine kurze Zusammenfassung "Was bisher geschah", was für mich persönlich sehr willkommen war, um sich noch einmal alle Ereignisse ins Gedächtnis zu rufen. Zudem werden die Hauptfiguren mit ihren Eigenarten kurz vorgestellt, was ebenso hilfreich ist.

Dann steigt man allerdings sofort rasant in die Geschichte ein, die sich inhaltlich nahtlos an Teil 3 anschließt. Ophelia und Thorn begeben sich, wie schon erwähnt, in das Beobachtungsinstitut für Abweichungen, um dem großen Geheimnis auf die Spur zu kommen und die Lösung für den Untergang der Archen zu finden. Und hier beginnen dann die verwirrenden Ereignisse und die teils konfusen Erklärungen zu den Echos etc.. Ich konnte einerseits kaum eine Pause einlegen, weil es durchgehend spannend war und ständig etwas Neues passierte, andererseits aber musste ich einige Abschnitte mehrfach lesen, um überhaupt richtig verstehen zu können, was es mit den Echos nun auf sich hat. Ebenso konfus wurden auch die Lichtblicke in die Vergangenheit von 'Gott' und dem 'Anderen. 

Das hätte man sicherlich auch unkomplizierter lösen können; stattdessen hat Dabos in den letzten Band einfach viel zu viel hinein stecken wollen, was für den Leser gegen Ende allmählich anstrengender wird. Dennoch hat die Saga ein verdientes Ende gefunden und einen besonderen Platz in meinem Herzen, da die Welt der Archen und die Story-Idee einzigartig bleibt und ihresgleichen sucht. 

Fazit:
"Im Sturm der Echos" rundet mit der Aufklärung des großen Geheimnisses die Spiegelreisenden-Saga ab und verleiht ihr einen gebührenden Abschluss. Auch wenn der finale Band stellenweise verwirrend und anstrengend zu lesen ist, und damit erzähltechnisch nicht an die Vorgängerbände heran reicht, glänzt er dennoch mit bildgewaltigen Darstellungen und schillernden Figuren und hat damit seinen verdienten Platz im Bücherregal. 

Bewertung vom 08.07.2020
Foutah Djallon
Balde, Mamadou Oury;Behringer, Carla;Behringer, Eva

Foutah Djallon


ausgezeichnet

Zum Inhalt:
Die Autoren Mamadou Oury Balde, Carla Behringer und Eva Behringer haben die Küche Westafrikas in einem unglaublich tollen und liebevoll gestalteten Kochbuch eingefangen und gaben ihm den Titel "Foutah Djallon", den Namen des Berglandes in Guinea. In einem auffällig gelben Hardcover mit unscheinbarem afrikanischem Motiv verbergen sich 77 traditionelle wie auch neuinterpretierte Rezepte, die gepaart mit eindrucksvollen Fotos aus der Region uns geistig direkt dorthin befördern, was ganz besonders durch einige auserwählte Musikempfehlungen verstärkt wird. 

Meine Leseerfahrung:
Dieses Kochbuch ist abgesehen vom auffallenden gelben Cover sehr zurückhaltend   gestaltet worden, beeindruckt aber mit sehr authentischen Fotos und ebenso authentischen Rezepten, die samt persönlichen Eindrücken der Autoren präsentiert werden. Da ich ein absoluter Neuling bin, was westafrikanische Küche anbelangt, war ich sehr dankbar über die 2 Seiten vorab, in denen Erklärungen zu den traditionellen Zutaten, die oft in den folgenden Rezepten vorkommen, geliefert werden, damit man zunächst einmal eine gute Vorstellung von dem bekommt, was man beim Kochen verarbeiten wird. 

Die Rezepte selbst sind unkompliziert erklärt und einfach nachzukochen, wobei ich die Menge mancher Zutaten, wie Erdnussbutter für uns persönlich reduzieren musste und bei einigen Rezepten daher Schwierigkeiten hatte, die entsprechende Konsistenz richtig hinzubekommen, wie zB beim traditionellen Maffe Tiga. Aber die Übung macht es, und für die ersten Male waren die Gerichte absolut gelungen. Zudem habe ich noch viele Experimente vor mir, denn "Foutah Djallon" beginnt mit Streetfood und Snacks sowie Suppen, von denen ich allgemein ein großer Fan bin und schon Einiges ausprobiert habe. (Unser Favorit ist hier ganz klar die guineische Süßkartoffelsuppe.) Dann sind viele Fleisch- und Fischgerichte enthalten. Den Abschluss bilden Salate, Beilagen, Dips und Desserts sowie Heiß-und Kaltgetränke. Für jeden ist was dabei, insbesondere auch für Vegetarier. 

Besonders gut gefallen hat mir auch der übersichtliche Aufbau des gesamten Inhalts und die Musiktipps zwischendurch. So habe ich neue Songs auf meine Playlist aufgenommen und konnte beim Kochen in die richtige Stimmung kommen. Auch die kurzen und knappen Leseabschnitte zur Kultur und Region Westafrikas waren sehr lesenswert.

Fazit:
"Foutah Djallon" bietet eindrucksvoll zusammen gestellte Rezepte und eine einzigartige authentische Atmosphäre zum Kochen für daheim. Sowohl Afrika-Begeisterte als auch neugierige Köche, die nach Abwechslung und neuen Herausforderungen suchen, werden große Freude mit diesem Kochbuch haben.

Bewertung vom 05.07.2020
Die Tribute von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlange / Die Tribute von Panem Bd.4
Collins, Suzanne

Die Tribute von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlange / Die Tribute von Panem Bd.4


sehr gut

Zum Inhalt:
Jahre nach dem Krieg ist das Kapitol immer noch im Aufbau. Die Hungerspiele gehen mittlerweile in die 10. Runde und erstmals sollen Jugendliche der Akademie die 24 Mentorate für die Tribute übernehmen. Auch der 18-Jährige Corolianus Snow ist unter den Mentoren. Und er begehrt nichts mehr, als die Hungerspiele zu gewinnen, um mit dem Preisgeld sein Studium zu finanzieren. Denn trotz seines Ansehens und seiner hochrangigen Herkunft steht es um seine Familie, die nur noch aus Großmutter und Cousine besteht, finanziell sehr schlecht. Doch wider Erwarten wird ihm ein Mädchen, Lucy Gray, aus dem niedrigsten der Distrikte als Tribut zugeteilt. Snow kann kaum glauben, dass sie das Gemetzel in der Arena gewinnen könnte. Als er sie endlich kennenlernt, keimt in ihm jedoch die Hoffnung wieder auf, dass sie doch noch eine Chance haben könnten. Denn Lucy Gray ist sehr speziell und gewinnt in kurzer Zeit nicht nur die Sympathien der Zuschauer, sondern auch das Herz ihres Mentoren...

Meine Leseerfahrung:
Ich hatte erst vor Kurzem mit dem Lesen der Panem-Trilogie begonnen, als die Tribute von Panem X erschien. Um nicht voreingenommen und nicht allzu erwartungsvoll an die Vorgeschichte heranzugehen, pausierte ich die Panem-Reihe und widmete mich nur dem Prequel. Daher kann ich kaum Vergleiche zwischen den Büchern ziehen und fokussiere mich bei meiner Bewertung einzig und allein auf Panem X.

Wie viele Leser dieser Reihe, bin ich über die Filme an die Bücher gekommen. Ich war fasziniert von der Kreativität der Geschichte und der Liebe zum Detail bei allen Charakteren, Settings sowie Eigenarten dieser Fantasywelt. Die Vorgeschichte ist nicht nur interessant, weil sie die Jugend des kaltherzigen und gnadenlosen Präsidenten aus der Panem-Trilogie behandelt und uns zeigt, wie der einst unerfahrene Junge Coriolanus "Coryo" zu dem Mann Snow wird, den alle so fürchten. Sie ist auch deshalb so fesselnd, weil sie neben einer wundervoll erzählten  zarten Liebesgeschichte auch viele Informationen zu den Ursprüngen und zur Entwicklung der Hungerspiele liefert.

Die 10. Hungerspiele fand ich im Übrigen nicht einmal wirklich spektakulär. Vielmehr war es spannender zu sehen, wie sich Lucy Gray im Kapitol durchkämpft und wie sich das Verhältnis zwischen Mentoren und Tribute, insbesondere zwischen Snow und Lucy, entwickelt. Stellenweise wurde es leider etwas zu langatmig, da sich Suzanne Collins viel zu sehr bemühte, alles bin ins kleinste Detail zu erklären, was meines Erachtens nicht unbedingt von Nöten war. Dennoch fand ich die Erläuterung zur Herkunft der Spotttölpel sowie auch zu dem bekannten Lied vom Henkersbaum sehr faszinierend. Doch das letzte Drittel des Buches kam mir inhaltlich wie ein Lückenfüller vor, da kaum merklich etwas passiert und die wenigen ereignisreichen Momente zu sehr in die Länge gezogen wurden. Für ein Jugendbuch im Stil der drei Hauptbände fehlte mir persönlich die konstante Spannung. Letztendlich konnte Collins aber mit einem unerwarteten Finale trumpfen, wobei ich denke, dass die Geschichte von Snow noch lange nicht erzählt ist. Ich kann mir vorstellen, dass hier noch weitere Bände des Prequels zu erwarten sind und würde mir vorher aber definitiv die Trilogie vornehmen.

Fazit: 
Im neuesten Buch von Suzanne Collins werden wir gekonnt in eine andere Zeit der Panemwelt katapultiert, die dank der bildgewaltigen Darstellungen der Autorin sehr authentisch wirkt. Das Prequel zur Panem-Reihe kann trotz langatmig erzählter Passagen und spärlich eingesetzter Spannung mit ausgeklügelten Charakteren und viel Hintergrundwissen überzeugen und ist ein Muss für alle Leser der Trilogie. 

Bewertung vom 30.06.2020
Sechs Beine oder mehr - Die Wunderwelt der Insekten
Teckentrup, Britta

Sechs Beine oder mehr - Die Wunderwelt der Insekten


ausgezeichnet

Zum Inhalt: 
Insekten sind für einige Menschen zum Fürchten; Andere hingegen ekeln sich vor Allem, was krabbelt. Dabei kann es vielleicht ein wenig helfen, wenn man sich mit der Insektenwelt mal intensiver beschäftigt. Zudem sind diese kleinen Erdenbewohner so bedeutend für unser Ökosytem, dass die Natur ohne sie unvorstellbar wäre. Dieses Sachbuch ab 6 Jahren bringt unseren Kindern die größte Tiergruppe unseres Planeten näher und hebt die wichtigen Besonderheiten und kuriosen Fakten einzelner Insektenarten hervor. 

Meine Leseerfahrung:
Mit 48 Seiten ist dieses Sachbuch nicht besonders dick. Das muss es aber auch nicht sein, wenn es in Kinderhänden liegt. Unser Großer ist grade mal 4,5 Jahre alt und auch wenn das empfohlene Alter 6 beträgt, war dieses Sachbuch so faszinierend für ihn, dass er es kaum abgelegt hat. Schließlich sind wir momentan jedes Wochenende in der Natur unterwegs und er kann dadurch jedesmal neue Insekten entdecken und sie in diesem Buch wiederfinden. Natürlich muss ich dann auch vorlesen, aber die Illustrationen sind wunderschön und originalgetreu gestaltet und ziehen alle neugierigen Blicke der Kleinen auf sich. Die Texte sind dementsprechend kurz und kompakt gehalten und geben punktgenau die interessantesten Infos zum jeweiligen Krabbeltier wieder. Damit wird in etwa so viel erzählt, wie die Aufmerksamkeitsspanne eines Kindes erfassen kann. Aber nicht nur für die Kleinen bringt das Buch unterhaltsame Lesestunden. Ich habe soviel Neues und auch Wichtiges über einige Insektenarten gelernt, was ich ganz sicher nicht mehr vergessen werde. Denn die Bilder sind so liebevoll und künstlerisch schön gestaltet, dass sie sehr einprägsam auf den Leser wirken. Insbesondere für Personen, die sich eher vor Insekten ekeln, ist dieses Buch viel besser geeignet, als eins mit richtigen Insektenfotos.

Fazit:
Der Prestel-Verlag hat mit "Sechs Beine oder mehr" ein wundervolles Sachbuch mit hochinteressanten Fakten über die Insektenwelt herausgebracht, das nicht nur für Kinder faszinierend ist. Eine absolute Kauf- und Leseempfehlung von mir für alle Natur-Fans und diejenigen, die es werden wollen!

Bewertung vom 21.06.2020
Die stummen Wächter von Lockwood Manor
Healey, Jane

Die stummen Wächter von Lockwood Manor


weniger gut

Zum Inhalt:
Es ist 1939 und deutsche Bombenangriffe bedrohen London. Das Natural History Museum wird evakuiert und die Säugetiersammlung zum Herrenhaus Lockwood Manor gebracht. Der Kuratorin Hetty Cartwright, die die ausgestopften Tiere begleitet, wird vom Major Lockwood für die Dauer des Krieges Unterkunft gewährt. Doch der Aufenthalt gestaltet sich nicht einfach: Einzelne Tiere verschwinden, seltsame Gestalten wandeln durch die Flure und Lucy Lockwood, die Tochter des Majors, scheint mit Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen. Während Hetty sich auf die Suche nach den abhanden gekommenen Tierpräparaten macht, ahnt sie noch nicht, welche Geheimnisse der Familie sie dabei aufdeckt...

Meine Leseerfahrung:
Als ich den Klappentext gelesen hatte, dachte ich nur an ein mysteriöses Herrenhaus in England, an Grusel und Schauer, an alte - womöglich schockierende - Familiengeheimnisse und interessante Charaktere voller Überraschungen. Und eigentlich war das alles vorhanden, nur leider nicht in der nötigen Dosierung, was dazu führte, dass der Roman stellenweise viel zu langatmig wurde. Ich wäre schon dankbar gewesen, wenn sich die Story ins Phantastische entwickelt hätte, aber selbst das lag der Autorin anscheinend nicht im Möglichen.

Dabei war der Erzählstil völlig in Ordnung und auch die zwei Erzählstränge aus der Sicht von Hetty und Lucy, die sich abwechselten, waren angenehm zu lesen und ergänzten sich wunderbar. Doch auch nach der Hälfte des Buches kam nicht wirklich Spannung auf. Und mit Aufklärung einiger seltsamer Begebenheiten flachte auch die Story ab und es geschah kaum noch etwas Interessantes im Herrenhaus. Das einzige innovative war dann vielleicht noch die zarte Liebesromanze, die sich langsam entwickelt hat. Aber die war dann wiederum nicht dermaßen fesselnd, dass man wenigstens einen Grund gehabt hätte, um weiterzublättern.

Mit dem relativ zufriedenstellenden Ende hatte ich dann auch nicht mehr gerechnet. Vielmehr hatte ich bei der ganzen katastrophalen Zusammenstellung der Storykomponenten zum Schluss eine entsprechende nervtötende Tragödie erwartet. Aber selbst das erzwungen konstruierte Happy End vermag nicht die Schwächen zu retten, die das Buch durchgehend aufweist. Schade um die Zutaten, das Gericht ist leider verhunzt worden, obwohl dem Ganzen so ein gutes Rezept zugrunde lag.

Fazit:
Ein Buch, das mit allen verwendeten Storyelementen so viel Potential hatte, aber weit hinter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Für mich ist es leider eine Zeitverschwendung gewesen und mein persönlicher Flop des Jahres 2020.