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Ele
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Insgesamt 450 Bewertungen
Bewertung vom 15.04.2023
Das Mädchen aus Ostpreußen
Lindberg, Karin

Das Mädchen aus Ostpreußen


ausgezeichnet

Das Mädchen aus Ostpreußen, Familienroman von Karin Lindberg, Ebook von Tinte & Feder.
Ein bewegendes Familienepos um Verlust und die Suche nach Glück.
Johanna hat sich von ihrem Freund getrennt, sie wollte nicht länger die heimliche Geliebte eines verheirateten Arztes sein. Um ihm aus dem Weg zu gehen kündigt sie Job und Wohnung. Sie flüchtet sich auf den Hof ihrer Großeltern. Dort stürzt sie sich in die Vorbereitungen für die Geburtstagsfeier ihres Großvaters und entdeckt dabei Bilder und Postkarten von britischen Soldaten und ihrer Großmutter. Hat ihre Oma eine geheime Vergangenheit? Johanna versucht nun dieses Geheimnis zu ergründen.
Schon zu Beginn hat mich der flüssige und bildhafte Schreibstil der Autorin gefallen, die Eindrücke und Schilderungen hatte ich direkt vor Augen. Sofort war ich im Lesefluss. Die Naturbeschreibungen haben mich entspannt lesen lassen - ein Wohlfühlbuch.
Die Geschichte ist in zwei Zeitebenen aufgeteilt. Insgesamt besteht das Buch aus 25 Kapiteln, die jeweils mit Ort und Datum überschrieben sind. Abwechselnd erfährt der Leser das Geschehen in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Ich schätze Bücher die in zwei Erzählebenen berichten ganz besonders, wenn wie in vorliegendem Buch die einzelnen Erzählstränge an extrem spannenden Stellen enden, das steigert die Lesegeschwindigkeit enorm. Mir haben die Geschehnisse aus der Vergangenheit weit besser gefallen, als der Plot in der Gegenwart. Was Netti und ihre Angehörigen nach ihrer Flucht aus Ostpreußen in Lüneburg erlebt haben, war sehr emotional und ergreifend. Die Schilderungen wie es den Flüchtlingen erging und wie sie von den Ansässigen behandelt wurden hat mich zutiefst berührt. Sehr authentisch und glaubhaft erzählt. Doch auch wie die Besatzungssoldaten, in diesem Fall britische, über die Kriegsverlierer gedacht und wie sie mit ihnen umgegangen sind war erschütternd. Auch die Lovestory ging mir nahe. Dagegen waren Johannas Erlebnisse in der Gegenwart eher eine leichte Liebesgeschichte. Die Stärke des Buches liegt auf jedem Fall im historischen Teil. Der Leser bekommt hier zwei Liebesgeschichten in einem Band geliefert. Meine Lieblingsfigur war auf jeden Fall Netti, die niemals aufgibt und selbstlos das Wohlergehen ihrer Familie über eigenes Glück stellt. Doch auch Walter der sich mit einem stillen Glück zufriedengibt und sich gegen seine eigene Mutter behauptet, hat meinen vollen Respekt verdient. Auch Rike, Paul Helmut und Jakob fand ich gelungene Charaktere, gerne habe ich sie durchs Buch begleitet. Alle Charaktere handeln nachvollziehbar und logisch.
Mir hat die Lektüre viel Spaß gemacht, ich habe mit den Figuren gelacht und geweint. Spannung hat sich ziemlich schnell eingestellt und blieb bis zum Schluss. Ich konnte den Reader kaum aus der Hand legen. Wer emotionale Familiengeschichte mag, ist hier richtig. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 12.04.2023
Die Radfahrerin
Leonard, Susanna

Die Radfahrerin


ausgezeichnet

Die Radfahrerin – Annie Londonderry, Romanbiografie von Susanne Leonard, 400 Seiten erschienen im Lübbe-Verlag.
Eine Frau. Ein Fahrrad. Einmal um die Welt.
Die 22jährige Anna Kopchovsky, lässt sich auf eine Wette zweier Gentlemen ein, dass es eine Frau nicht schaffen würde mit dem Fahrrad einmal die Welt zu umrunden. Es lockt nicht nur das Preisgeld. Annie ist in einer lieblosen Ehe gefangen, wohnt mit ihrer Familie und ihrem Bruder und dessen Familie in engsten Verhältnissen und in kürzester Zeit hat sie drei Kinder geboren. Sie will raus. Obwohl sie eigentlich gar nicht Rad fahren kann nimmt sie die Herausforderung an. Auf ihrer Reise begegnen ihr viele Strapazen und schier unüberbrückbare Herausforderungen. Doch mit viel Mut und Tatkraft stürzt sich Annie Londonderry, denn selbst den Namen hat sie geändert, in das Abenteuer.
Eine kurzweilige Lektüre die mir viel Spaß bereitet hat. Die Autorin, deren Bücher ich gerne lese, konnte mich hier wieder einmal überzeugen. Flüssiger fröhlicher Schreibstil und bildhafte Erzählungen lassen den Leser nur so durchs Buch fliegen. Das Personenregister am Buchanfang musste ich anfangs des Öfteren zu Rate ziehen, doch schon bald habe ich mich an die Personen gewöhnt, die Zahl ist überschaubar, und Lesefluss hat sich eingestellt. Ich habe mich sehr über die Zeittafel im Anhang gefreut, da sie viele Informationen über den Buchinhalt hinaus über die Person Annie bereithält. Auch das Glossar am Ende des Buches habe ich gerne angenommen.
Bis ich dieses Buch las, war mir die Person Annie Londonderry gänzlich unbekannt. Viel ist über sie auch bei gründlicher Recherche nicht zu erfahren, dabei müssen doch während ihrer „Fahrt“ die Zeitungen und Gazetten überhäuft von ihren Erlebnissen gewesen sein. Susanna Leonhard hat es geschafft, Annie als eine Person darzustellen, über die man gerne liest. Eine Charismatische Person in einer Zeit in der eine Frau nichts galt. Ihr hat man unterstellt manipulativ gewesen zu sein und sich selbst so positiv wie möglich darzustellen. Sogar als Hochstaplerin wurde sie bezichtigt. Sie selbst bezeichnet sich an einer Stelle im Buch als „Neue Frau“. Heutzutage ist eine Frau die auf dem Fahrrad unterwegs ist, eine Selbstverständlichkeit, auch in Hosen, nichts skandalöses mehr. Das haben wir Frauen wie Annie zu verdanken.
Ihre Abenteuer sind toll beschrieben, bei der Tigerjagd z.B. hatte ich das Gefühl ich bin dabei. Gerne hätte ich jedoch gelesen, wie es nach Annies Ankunft, in ihrem Leben weitergegangen ist. Laut Zeittafel war sie weiter mit Max verheiratet und sie hatten noch ein gemeinsames Kind. Max war mir von Anfang an unsympathisch. Frömmlerisch und kriecherisch. Die Hosen hatte definitiv Annie an. Alle Personen waren gut charakterisiert, sie handelten authentisch.
Ein Buch welches nicht durchgehend für bare Münze gehalten werden sollte, denn darüber ist über Annie viel zu wenig bekannt. Die Autorin hat es geschafft mich mit einer Romanbiografie über eine ungewöhnliche Frau in einer ungewöhnlichen Zeit, gut zu unterhalten. Von mir eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 01.04.2023
Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2
Joshi, Alka

Der Geheimnishüter von Jaipur / Jaipur Bd.2


ausgezeichnet

Der Geheimnishüter von Jaipur, Roman von Alka Joshi, 440 Seiten erschienen bei HarperCollins.
Fortsetzung von „Die Hennakünstlerin“
Indien 1969: Lakshmi hat den Arzt Jay Kumar geheiratet. Sie verbringt eine zufriedene Zeit in Shimla, dort hilft sie ihrem Gatten bei der Behandlung der Patienten mit Naturmitteln. Ihren Schützling Malik, den ehemaligen Straßenjungen der ihr schon in Jaipur auf Schritt und Tritt gefolgt ist, hat sie eine umfassende europäische Erziehung zukommen lassen um ihn weiter zu fördern hat sie ihm eine Anstellung in Jaipur verschafft, dort ist er im Bauwesen für den Palast tätig. So nutzt er seine Fähigkeiten die er auf den Straßen von Jaipur gelernt hat, die ungeschriebenen Gesetze mit denen die Mächtigen Geld und Einfluss unter sich aufteilen um weiterzukommen. Für sich und seine große Liebe. Als eine Tragödie passiert versucht er die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen.
Auch der zweite Teil der Jaipur Trilogie konnte mich wieder fesseln. Nicht so opulent und farbig wie Teil eins, jedoch umso spannender. Was dem zweiten Teil an orientalischer Üppigkeit fehlt macht das Geheimnis und dessen Aufdeckung wieder wett. Eine fesselnde Weiterführung der Geschichte, eine enorme Entwicklung der Personen, alle hervorragend in Szene gesetzt und herausgearbeitet. Meine Lieblingsfigur Malik aus dem ein Mann geworden ist. Zu Beginn steigt der Spannungsboden langsam an, doch bald wollte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Was Nimmi, Jay, Lakshmi und Malik erleben, hat mir des Öfteren die Luft anhalten lassen. Alle Figuren handeln authentisch und glaubhaft.
Das Buch teilt sich in 29 Kapitel, und besteht aus verschiedenen Handlungssträngen jeweils aus der Sicht der erzählenden Person, das jeweilige Kapitel ist damit überschrieben und es ist somit ein Leichtes die Übersicht zu behalten. Den Vorgängerband zu lesen ist hilfreich aber nicht zwingend notwendig. Denn ein umfangreiches Personenregister ist schon auf den ersten Seiten eingefügt. Kurz durchgelesen und die Personen waren wieder in Erinnerung. Somit hat sich sofort Lesefluss eingestellt. Am Ende des Buches werden diverse indische Ausdrücke, die im Text kursiv markiert sind im Glossar erklärt. Immer wieder habe ich diese Worte hilfreich zu Rate gezogen. Besonders gefallen haben mir die hinten im Buch eingefügten Rezepte und die Erklärungen über indisches Gold und Schmuck. Ein weiteres Highlight für mich ist natürlich die Kunst von Lakshmi, die auch in diesem Band gewürdigt wird, das Bemalen der Hände indischen Frauen mit Henna, diese Kunstwerke finde ich wunderschön und bezaubernd. Besonders gefreut habe ich mich auch, dass die gütige und liebenswerte Maharani Indira einige Szenen im Buch hatte. Das Treffen liebgewordener Figuren aus Band eins war schön. Wie schon im Vorgängerband hat mir die Lektüre, ein kleines Stück Indien nahe gebracht. Die Beschreibung der Düfte von Blüten oder auch Speisen, die Schilderung der Bekleidung, nicht nur die der Damen und die bildmalerische Darstellung des Settings waren ein Genuss, das alles hat die Autorin wieder Bestens geschafft. Es ist für mich eine Freude ihre Bücher zu lesen.
Gerne möchte ich Band zwei der Jaipur Trilogie empfehlen, wem der erste Band gefallen hat wird auch Band zwei genießen. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 23.03.2023
Durch das große Feuer
Winn, Alice

Durch das große Feuer


ausgezeichnet

Durch das große Feuer, historischer Roman von Alice Winn, Ebook, im Eisele Verlag
„Im Krieg sieht man junge Männer sterben und hört alte Männer reden“
Christian Regelien
England 1914 im Eliteinternat, die beiden Schüler Henry Gaunt und Sidney Ellwood fühlen sich zueinander hingezogen, eine schwierige Zeit um gleichgeschlechtliche Liebe zu leben. Trotz dieser Gefühle die Beide zueinander empfinden können sie sich die gegenseitige Zuneigung nicht eingestehen. Viel mehr beschäftigt die Internatsschüler die Nachrichten aus der ganzen Welt, ein Krieg beginnt und in ihrer Schülerzeitung werden die gefallenen und verwundeten Mitschüler wie Helden gefeiert. Auch von den Lehrern werden der Krieg und der Einsatz fürs Vaterland verherrlicht, kurz nacheinander melden sich beide bei der britischen Armee, dort kreuzen sich ihre Wege immer wieder. Sie finden in ihrer Beziehung eine gewisse Art von Trost.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert, welche sich in 46 Kapitel aufteilen. Manche Kapitel sind mit Datum und Ort gekennzeichnet um die zeitliche und örtliche Übersicht zu gewährleisten. Die Geschichte wird in mehreren Zeitebenen (Rückblicke) und aus verschiedenen Handlungssträngen aus der Sicht von Ellwood bzw. Gaunt erzählt. Es war zu keiner Zeit schwierig die Übersicht über das gesamte Geschehen zu behalten. Immer wieder sind englische Phrasen oder auch Sätze in griechischer Sprache oder französisch eingefügt die kursiv gekennzeichnet sind. Dazwischen immer wieder Auszüge und Artikel aus der Schülerzeitung „The Preshutian“ und anderer Tageszeitungen.
Erst vor kurzem habe ich den oscargekrönten Film „Im Westen nichts Neues gesehen“, dieses Buch steht diesem Film in nichts nach. Viele Fakten waren ähnlich, die grausamen Kämpfe auf den Schlachtfeldern sind hier im Buch so echt beschrieben, dass es mich direkt mit an die Front genommen hat, unglaublich gut hat es die Autorin geschafft, Kopfkino entstehen zu lassen, eine gute Recherchearbeit kann ich nur bestätigen. Die einfühlsamen Liebesszenarien sind mit äußerst viel Fingerspitzengefühl geschildert, nichts zum Fremdschämen, keine Peinlichkeiten vorhanden. Obwohl diese jungen Männer voller Vorfreude und Vaterlandsliebe in den Krieg gezogen sind, und aus ihren hehren Träumen sehr bald gerissen wurden, hatte ich niemals das Gefühl, dass hier Krieg verherrlicht werden soll. Ein Antikriegsbuch unbedingt. Hier die Partei für eine der kriegsführenden Parteien zu ergreifen ist nicht nötig, so empathisch hat es Alice Winn geschafft zu schreiben, das hat mich restlos begeistert. Doch bei den ergreifenden entsetzlichen Front- und Schützengräben-Darstellungen, ist mir immer wieder die Sinnlosigkeit und Grausamkeit eines Krieges bewusst geworden. Ich habe viel über den ersten großen Krieg gelernt, habe mich auch zusätzlich über das Kriegsgeschehen informiert. Ich fühlte mich bestens unterhalten.
Die Liebesgeschichte die hier der Leser dazubekommt, könnte schöner nicht sein, auch das hat mich tief berührt. Alle Figuren sind hervorragend geschildert, eine enorme Weiterentwicklung der beiden Protagonisten ist deutlich erkennbar. Der Leser ist dabei, wie aus Jugendlichen, Männer werden. Eine absolute Stärke des Buches. Mir hat „Durch das große Feuer“ sehr gut gefallen. Der Autorin ist ein starkes Debüt gelungen.
Ein gewisses Maß an Abgebrühtheit sollte der Leser mitbringen, die Grauen des Krieges und die Beschreibungen der Verletzungen sind sehr deutlich. Trotzdem eine absolute Leseempfehlung. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 03.03.2023
Brennen soll Amerika (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Brennen soll Amerika (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Brennen soll Amerika, Profilerthriller von Dania Dicken. Ebook
Der 10. Band der Libby-Whitman-Reihe
Eben aus den Flitterwochen zurückgekehrt, befindet sich die FBI Profilerin Libby Whitman schon wieder mittendrin im Geschehen. An verschiedenen Stellen in Washington werden eine investigative Journalistin und ein CIA-Mitarbeiter durch Autobomben getötet, da es keine Verbindung zwischen den Opfern zu geben scheint, vermutet Libby, zusammen mit ihrer Kollegin Juli, dass es sich nicht um die Opfer geht, sondern dass es sich um einen Testlauf für einen weit größeren Anschlag handeln könnte. Als sich die Befürchtungen erhärten und ein weiterer Anschlag die Hauptstadt erschüttert, zeigt sich dass die Terroristen gerade erst begonnen haben.
Auch in diesem Fall, bei dem der der Schwerpunkt auf Terrorismus liegt, fühlte ich mich wieder bestens unterhalten. Schon der Prolog ist spannend, der Leser ist sofort im Fluss und das es sich um Terror handeln könnte zeichnet sich ab. Keine Probleme in die Geschichte zu kommen, den der 10 Band schließt sich wieder direkt an den Vorgängerband an. Für Einsteiger kann ich nur empfehlen die Serie in Reihenfolge zu lesen.
Die Spannung ist in diesem Band wirklich mit den Händen zu greifen. Nicht zuletzt durch die verschiedenen Erzählperspektiven ist es der Autorin gelungen dem Leser das Gefühl zu geben, mitten im Geschehen dabei zu sein. Obwohl es sich diesmal nicht um einen Serienmörder handelt, habe ich die raffiniert geführten Verhöre genossen. Zwar kann ich die religiösen Beweggründe der fanatischen islamistischen Attentäter nicht gutheißen, jedoch die Einblicke in die Motivation habe ich nachvollziehen können, das hat Dicken wieder bestens geschafft. Flüssig und zügig zu lesen, im letzten Drittel war es unmöglich das Buch noch aus der Hand zu legen. Nebenschauplätze aus dem Privatleben und Freundeskreis der Ermittlerin haben mich ebenso gefesselt.
Die Figuren waren allesamt gut charakterisiert, sie haben sich entwickelt und ihr Handeln ist nachvollziehbar. Besonders in die Gefühlslage von Byron und auch Libby konnte ich mich hervorragend hineinversetzen, die psychologischen Aspekte wurden nicht außer Acht gelassen. Das macht die Figuren so echt. Diese Bilder des Terrors, die die Autorin im Buch entstehen lässt haben mir wieder einmal Gänsehaut beschert. Der grandiose Cliffhanger lässt mich voller Vorfreude auf den 11. Band zurück.
Eine hervorragende Unterhaltung knisternde Spannung, eine Leseempfehlung und 5 Sterne.

Bewertung vom 27.02.2023
Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1 (eBook, ePUB)
Teichert, Fritzi

Storchenherzen / Die Hebammen vom Storchennest Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Storchenherzen, Roman von Fritzi Teichert, EBook aus dem dtv-Verlag
Zwei Hebammen zwischen Chaos und Liebe
Monika und Helga betreiben zusammen die Hebammenpraxis das Storchennest. Helga ist eine hervorragende, erfahrene und routinierte Hebamme, doch mit ihrer etwas ruppigen Art schafft sie es Patientinnen vor den Kopf zu stoßen und zu vergraulen. Um dem entgegenzuwirken beschließt Monika eine dritte Hebamme in das Geburtshaus dazu zu holen. Madita eine junge, tüchtige Hebamme, frisch ausgebildet.
Zuerst ist es für beide hart sich aneinander zu gewöhnen. Helgas harsche Art, gleicht Madita mit ihrem fröhlichen Wesen und mit vielen innovativen Verbesserungsvorschlägen aus. Helga spricht nicht viel, sie handelt und Maditas fröhliche quirlige Art geht ihr anfangs auf den Geist. Doch eines verbindet die beiden Frauen, ihre Liebe zu ihrem Beruf und ihre absolute Kompetenz.
Hier geht es um den Zauber der Schwangerschaft und das Wunder der Geburt, um tragische und zu Tränen rührende Momente und um ganz viel Liebe, aus der Leben entsteht.
Fritzi Teichert ist ein Autorenduo bestehend aus Friederike Grauf und Mina Teichert. Die einzelnen Kapitel sind mit Überschriften versehen, die auf den Inhalt vorbereiten. Erzählt wird abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonistinnen Helga und Madita, ihre anfangs weit voneinander entfernten Ansichten der Dinge machen den Reiz der Erzählung aus. Beide sind hervorragend charakterisiert, beiden habe ich liebgewonnen, denn vor allem Helga hat sich im Laufe der Geschichte zu ihrem Vorteil weiterentwickelt. Es war sehr schön das zu erlesen. Der Umgang mit werdenden Eltern und die alltägliche Arbeit von Hebammen, werden hier sehr überzeugend und wunderschön beschrieben. Positive und auch dramatische Vorgänge bei der Geburt werden hier auch, aus der Sicht der Gebärdenden geschildert.
Leider endet das Buch mitten im Geschehen, mit offenen Fragen. was auf einen Fortsetzungsband hindeutet. Im Laufe der Erzählung fehlte mir ebenfalls ein wenig Struktur und Spannung. Ein roter Faden war kaum zu erkennen, allgemein ein wenig gestrafft und die Geschichte zu Ende erzählt, hätte ich mir gewünscht, trotzdem war es für mich ein Wohlfühlbuch.
Natürlich will ich wissen wie es mit Helga und Madita weitergeht. Eine Leseempfehlung und von mir 3,5 wo nötig 4 Sterne.

Bewertung vom 22.02.2023
Die Herzchirurgin (eBook, ePUB)
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Herzchirurgin, Thriller von Jack Jordan, Droemer ebook
Keiner mordet besser als eine Ärztin.
Dr. Anna Jones ist eine renommierte Herzchirurgin, ihr Sohn Zack und ihre Arbeit, die sie hervorragend macht sind die beiden wichtigsten Dinge in ihrem Leben. Eines Tages wird ihre Nachbarin die sich um Zack kümmerte grausam ermordet aufgefunden, Zack ist verschwunden. Die Entführer kontaktieren Anna, sie wird auf Schritt und Tritt überwacht, die Forderung – Anna soll einen berühmten Politiker der von ihr operiert wird, bei einer Herzoperation sterben lassen, ohne dass es bemerkt wird. Die Chirurgin fühlt sich an ihren hippokratischen Eid gebunden, doch ihr Sohn ist ihr Lebensinhalt. Wie soll sie sich entscheiden?
Parallel dazu steht auch die OP-Schwester Margot vor einem Dilemma, sie ist in finanziellen Nöten und beklaut ihre Kollegen, kurz bevor sie auffliegt macht sie eine erschreckende Beobachtung.
Die ermittelnde Beamtin Rachel, hat ebenfalls vor Jahren einen Sohn verloren und sie ahnt einiges, doch kann es nicht beweisen.
Das Buch ist in zwei Teile gegliedert, die sich auf 62 Kapitel erstrecken, jedes Kapitel ist einer der drei Frauen gewidmet, Datum und Uhrzeit haben geholfen den Überblick nicht zu verlieren. Drei Erzählstränge aus der Sicht der jeweiligen Person, Rachel Anna und Margot, beschleunigen das Lesetempo, jeweils an einer besonders spannenden Stelle, wechselt die Erzählerfigur.
Es ist schon lange her, dass ich ein so hochdramatisches und herzzerreißendes Buch gelesen habe, stellenweise hatte ich richtig Magendrücken vor Aufregung, was mich nur so durchs Buch hat fliegen lassen. Wofür entscheidet sich Anna, wird Margot erwischt und kommt Rachel auf die richtige Spur? Immer wieder musste ich innehalten und darüber nachdenken, was ich wohl an Anna Stelle gemacht hätte. Wem gilt meine Sympathie, soll der Fall aufgeklärt werden, oder ist es mir lieber, dass Anna ihren Sohn unbeschadet zurückbekommt? Noch nie war ich so nahe dran, hinten im Buch nachzusehen was passiert. Die im Thriller beschriebenen Operationen sind hervorragend dargestellt, der Leser hat das Gefühl im OP direkt dabei zu sein. Eine super Recherchearbeit kann ich somit dem Autor bestätigen.
Doch gibt es leider auch einige Kritikpunkte. Im zweiten Teil sind für meinen Geschmack einfach zu viele Verwicklungen, die kriminellen Machenschaften, die Aktionen die Anna zusammen mit Margot unternimmt, Annas Ausflüchte gegenüber Rachel, ihre Manipulationen gegenüber Exmann und Bruder, noch dazu was in der Nacht heimlich im OP passiert, unbemerkt. Ich denke das ist schlichtweg zu dick aufgetragen und somit nicht vorbehaltlos glaubwürdig Ohne zu spoilern schwer zu beschreiben.
Die Figuren handeln nicht immer nachvollziehbar. Dazu kommt dass mir keine der drei Frauen rundherum sympathisch war. Der Schluss wieder hat mich verblüfft, damit hätte ich nicht gerechnet. Insgesamt habe ich mich gut unterhalten gefühlt.
Insgesamt wäre hier weniger Dramatik bisweilen authentischer gewesen. Trotzdem eine Leseempfehlung und vier Sterne.

Bewertung vom 21.02.2023
Der Kuss des Kaisers
Neumeyer, Christine

Der Kuss des Kaisers


ausgezeichnet

Der Kuss des Kaisers, Kriminalroman von Christine Neumeyer, Ebook aus dem Picus Verlag.
Ein historischer Wien-Krimi.
Wien 1908, im Brunnen des Belvedere wird eine abgehackte Hand gefunden. Nach und nach werden einzelne Leichenteile in den weitläufigen Brunnenanlagen entdeckt, doch der Kopf fehlt. Deshalb ist die Identität des Toten zunächst unklar, die Polizeiagenten Pospischil und Frisch stehen vor schwierigen und heiklen Ermittlungen, denn das Schloss Belvedere ist der Wohnsitz des zukünftigen Kaisers der Donau-Monarchie, Franz Ferdinand und seiner Familie. Gleichzeitig wird in der Modernen-Galerie des Schlosses die Präsentation des neuen Gustav Klimt Gemäldes „der Kuss“ vorbereitet. Welches Motiv steckt hinter dieser brutalen Tat und wer könnte sie begangen haben? Denn nur wenige Personen haben Zugang zum Schlosspark.
Es handelt sich bei vorliegendem Krimi um einen Roman im Whodunit-Stil. Die Kriminaler und mit ihnen die mitermittelnden Leser, sind bis zuletzt gespannt, wer diese brutale Tat verübt haben könnte. Bis zum Schluss waren alle verdächtig. Das Buch teilt sich in 25 Kapitel die mit Datum versehen sind, deshalb fällt es leicht die Chronologie des Geschehens nachzuvollziehen. Der Autorin kann man nur eine gelungene Recherchearbeit zusprechen, das Setting ist hervorragend beschrieben, die Räume und die Gartenanlagen des Belvedere, sowie Räumlichkeiten und Landschaften, alles so gut geschildert, dass absolutes Kopfkino entsteht. Alle Figuren sind gut charakterisiert. Problemlos konnte ich mich in die verschiedenen Milieus hineindenken, kaiserliche Hoheiten, Adelige, Beamte und Militärangehörige, ebenso die Lebensumstände des einfachen Volkes sind nachvollziehbar beschrieben. Die Atmosphäre der k. u. k. Donaumonarchie ist exzellent dargestellt.
Die einzelnen Figuren, sind so echt. Das entsteht auch durch die gewählte Sprache, zum Teil auch in Wiener Mundart, z.B. deftig und direkt vom normalen Volk, es war ein Spaß das zu lesen. Meine Lieblingsfigur der kompetente, tierliebe und gütige Ermittler Pospischil. Dazu seine Kollegen und vor allem seine sympathische Schwester Gerti, alle sind so echt beschrieben und sehr glaubhaft. Obwohl ich den ersten Band nicht gelesen habe, hatte ich keine Probleme sofort einzusteigen. Die Spannung tritt unmittelbar ein und steigert sich hoch bis zum Ende. Das beschriebene soziale Gefälle zur damaligen Zeit ist absolut glaubhaft dargestellt. Das Leben und die Gefühle der „zukünftigen Kaiserin“ der Fürstin Sophie. Das Leid der jungen Klementine, die resolute und zupackende Art der Bedienerin Erna, ihr Mann Franz, der missratene Sohn Daniel, der hochnäsige Sekretär Krzizek und seine blasse adelige Gemahlin, ein Buch voll mit Originalen. Es war eine Freude ins Wien des angehenden 20. Jahrhunderts einzutauchen. Es war spannend und unterhaltsam. Gut gefallen hat mir die Story nebenher, der Erwerb des berühmten Gemäldes von Klimt, ich liebe dieses Bild. Das war mir eine ganz persönliche Freude und auch der Grund warum ich dieses Buch unbedingt lesen wollte, da hat mich der Klappentext neugierig gemacht.
Eine Empfehlung für dieses Buch, wer historische Kriminalromane mag ist hier genau richtig. Von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 17.02.2023
Das Geheimnis der Schokomagie / Schokomagie Bd.1
Allnoch, Mareike

Das Geheimnis der Schokomagie / Schokomagie Bd.1


ausgezeichnet

Das Geheimnis der Schokomagie, Kinderbuch ab 10 Jahren von Mareike Allnoch, 272 Seiten erschienen bei arsEdition

„Wenn ich schon einen an der Waffel habe, dann wenigstens mit ordentlich Puderzucker drauf!“

Mila 14 Jahre, lebt mit ihrer Mutter in München, die Gabe des Duftsehens hat sie von ihrer Großmutter geerbt. So richtig umgehen kann sie damit noch nicht. Bei einem Schüleraustausch in Paris ist sie überraschenderweise die Tauschpartnerin des Sohnes des französischen Präsidenten. Der Duft von Schokolade löst bei Mila Zukunftsvisionen aus. Dem Präsidenten geht es nicht gut und Mila soll damit etwas zu tun haben, unversehens ist sie in ein Abenteuer verwickelt, ihr zur Seite, ihre beste Freundin Liz, der süße Spross des Präsidenten und der Personenschützer Cem.

Das Buch ist in 30 Kapitel eingeteilt die alle einen zum Inhalt passenden Titel tragen. Niedliche Zeichnungen schmücken die Kapitelanfänge. Das wunderschöne Cover hat mich sofort überzeugt, doch das Buch hat noch einiges mehr zu bieten. Besonders überzeugen konnten mich die schokoladigen Rezepte am Ende des Buches allesamt aus Großmutters Grimoire, die Einträge darin wie auch die von Milas Notizbüchlein sind handschriftlich gedruckt. Französische Phrasen erscheinen kursiv, insgesamt ein abwechslungsreiches, belebtes Schriftbild, lebendige Dialoge, eine frische jugendliche Sprache, das Lesen hat dadurch riesigen Spaß gemacht.

Schon am Anfang ist der Leser von dieser aufsehenerregenden grandiosen Story gefesselt.

Die Geschichte war spannend lustig magisch und auch romantisch. Rund um die Wirkung und mögliche Auswirkung von Schokolade. Eine Superidee, eine perfekte Ausführung, in sich abgeschlossen und macht doch Lust auf eine Fortsetzung. Ganz toll beschriebene authentische Charaktere, die Französischlehrerin oder auch Liz konnte ich mir sehr gut vorstellen, die Protagonistin habe ich richtig liebgewonnen, mit ihrer Fähigkeit um die ich sie beneide.

Das Buch ist dem empfohlenen Lesealter absolut angemessen, doch auch ich hatte so richtig Freude daran.

Eine absolute Lese und Kaufempfehlung und von mir 5 Sterne.

Bewertung vom 29.01.2023
Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis / Die Polidoris Bd. 1
Fislage, Anja

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis / Die Polidoris Bd. 1


sehr gut

Die Polidoris und der Pakt mit der Finsternis, Abenteuerbuch für Kinder ab 11 Jahren, von Anja Fislage, illustriert von Verena Wugeditsch, 392 Seiten, erschienen im Coppenrath-Verlag.
Wage das Abenteuer! Es ist gefährlich und düster und bunt und jede Sekunde wert!
Die Polidoris sind schon eine seltsame Familie. Nachdem die Eltern der Geschwister Roberta, Petronella und Pellegrino bei einer Tiefsee-Expedition verschollen sind, müssen sie zu ihren exzentrischen Großeltern ziehen. Diese Betreiben ein Bestattungsinstitut im Polidorium, der heruntergekommenen Villa am Meer. Das Haus ist voller Geheimnisse und seltsamer Gestalten die dort ihr Unwesen treiben. Doch sind die alle böse? Petronella beschließt dem Geheimnis auf den Grund zu gehen.
Das Buch ist mit viel Liebe illustriert worden. In den Innenklappen ist eine Ahnengalerie, mit den Bildern der wichtigsten Charaktere, die von uns immer wieder hinzugezogen wurden. Auch im Buch gibt es ganzseitige Bilder passend zum Geschehen, dazu kommen kleinere Abbildungen, von verschiedenen Gegenständen oder Personen, so wird das Gelesene bildhaft rübergebracht. Notizen, Anmerkungen und Briefe sind in diversen Schriften dazwischen gestreut, es war eine Freude die Geheimnisse des Buches zu entdecken. Das Buch teilt sich in 3 Teile, bestehend aus 19 Kapiteln mit einer dem Inhalt zusammenfassenden Überschrift. Lateinische Ausdrücke sind kursiv hervorgehoben.
Ich habe das Buch zusammen mit den beiden Zwillingen ( fast 11 J. ) in einer Leserunde gelesen. Die beiden waren von der Ausstattung und vom Inhalt des Buches begeistert. Durch das gemeinsame Lesen war es mir möglich die anspruchsvolle Sprache (z.B. lat. Namen), schwierige Zusammenhänge sofort zu erklären, dazu die dicht gepackte Handlung, traurige Szenen und der Gruselfaktor erwecken in mir den Eindruck, dass ein alleine lesender 11jähriger hier überfordert wäre. Durch die anfänglichen mysteriösen Eindrücke hat die Geschichte auf alle Fälle sofort fesseln können. Sehr spannend ist, herauszufinden wer im Buch zu den Guten und wer zu den Bösen gehört.
Die Personen sind zum Teil böse, gruselig oder zumindest seltsam. Am wenigsten hat mir die Großmutter der Kinder gefallen, eine bizarre Frau, die ihren Gatten ständig korrigiert, ihre Enkel „meine Vögelchen“ nennt und mit ihnen zum Wandern in den Wald geht um ein Kätzchen auszusetzen. Wie die beiden Schwestern jedoch Freundschaften schlossen, fand ich jedenfalls schön erzählt. Eine richtige Lieblingsperson konnte ich eigentlich nicht direkt finden, wobei ich Petronella und auch Roberta noch am ehesten authentisch fand. Etwas bedrückend empfand ich auch, dass die Kinder trotz des Verlustes ihrer Eltern von den Großeltern nicht getröstet wurden.
Das sind meine Eindrücke, meine beiden Lesepartner fanden das Buch „einfach toll“ und würden gerne 5 Sterne vergeben, bei mir würde es 3 Sterne erhalten. So haben wir uns auf 4 Sterne geeinigt.
Eine Leseempfehlung für mindestens 11jährige.