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Readaholic

Bewertungen

Insgesamt 402 Bewertungen
Bewertung vom 09.03.2023
Rote Sirenen
Belim, Victoria

Rote Sirenen


sehr gut

Jeder Mensch braucht Wurzeln
Victoria Belim wurde in der Ukraine geboren. Als junge Frau wanderte sie mit ihren Eltern nach Kalifornien aus, später zog sie zurück nach Europa und lebt heute in Belgien. Im Jahr 2014, dem Jahr, in dem Russland die Krim annektierte, beschließt sie, auf Besuch in ihre alte Heimat zurückzukehren. Sie wohnt bei ihrer Großmutter mütterlicherseits, Valentina, die in der Nähe von Kiew wohnt und sich mit Hingabe um ihren Nutzgarten kümmert. So sehr, dass sich Victoria zunächst brüskiert darüber fühlt, dass Valentina mehr Zeit mit ihren Pflanzen als mit ihr verbringt.
Victoria ist auf der Suche nach ihren Wurzeln. Vor allem das ungeklärte Schicksal ihres Urgroßonkels Nikodim, der in den 1930er Jahren verschwand und in der Familie totgeschwiegen wird, hat es ihr angetan. Valentina hält nichts von diesen Plänen, sie versteht nicht, weshalb Victoria alte Wunden wieder aufreißen will. Obwohl Victoria so gut wie nichts über Nikodim weiß, lässt sie nicht locker, bis sie eine Archivarin findet, die ihr bei ihrer Suche behilflich ist.
„Rote Sirenen“ ist ein sehr persönliches Buch. Oft ist die Geschichte der weitverzweigten Familie verwirrend. Die vielen Namen der Freunde und Verwandten und der unzähligen Dörfer, die Victoria im Zuge ihrer Suche aufsucht, machen das Lesen stellenweise mühsam. Entsprechend lang habe ich für die Lektüre dieses Buchs gebraucht. Man erfährt sehr viel über die Mentalität der Menschen, die Geschichte des Landes und die Beziehung zu Russland. Ich fand es interessant zu erfahren, dass es in der Ukraine gang und gäbe ist, sich mit manchen Menschen auf Ukrainisch und mit anderen auf Russisch zu unterhalten! Obwohl dieses Buch vor dem gegenwärtigen Krieg beendet wurde, sind die Parallelen zu 2014 unübersehbar. Es ist schmerzlich zu lesen, dass Orte, die jetzt aufgrund von Greueltaten in den Nachrichten genannt werden, einst für ihre blühenden Kirschgärten berühmt waren.
Ein Buch, das vor allem für politisch und historisch Interessierte von Interesse ist.

Bewertung vom 01.03.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Psychostress auf engstem Raum
Andreas, Partner einer Rechtsanwaltskanzlei, und seine Frau Carolin planen einen Segeltörn nach Schweden. Kurzfristig beschließt Andreas, den jungen Anwalt Daniel und dessen Freundin Tanja dazu einzuladen. Mit an Bord ist Eric, der schweigsame Bootsbesitzer und Skipper. Von Anfang an gibt Andreas den großen Zampano, der über alles und jeden bestimmen will. Eine unangenehme Situation für alle, vor allem aber für Daniel, da er gerne Partner werden und es sich mit Andreas nicht verscherzen will.
Mit der Zeit kippt die zunächst gute Stimmung immer mehr und das Ganze steuert auf eine dramatische Katharsis zu.
Kristina Hauff schafft es ganz hervorragend, die fünf Personen an Bord und ihre jeweiligen Lebensumstände und Gefühle, sowie das Verhältnis der Personen untereinander zu beschreiben. Alle leiden unter der angespannten Atmosphäre und der Tatsache, dass es an Bord weder Privatsphäre noch Ausweichmöglichkeiten gibt. Ich fühlte mich mittendrin, spürte die Enge der Kabinen und die ständige Beobachtung durch die anderen, die Wut und Hilflosigkeit, der Situation ausgeliefert zu sein.
Kristina Hauffs Roman "Unter Wasser Nacht" hat mir auch gut gefallen, doch "In blaukalter Tiefe" hat mich emotional mehr erreicht. Ein wirklich empfehlenswerter, spannender Roman, der mir schon allein wegen des wunderschönen, in Blau- und Rosatönen gehaltenen Covers, karge Schären, ein einsames Segelboot in der Bucht, Abendrot und Nordlichter am Himmel, mit Sicherheit aufgefallen wäre.

Bewertung vom 23.02.2023
Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel / Die Mordclub-Serie Bd.3


ausgezeichnet

Die Spürnasen von Cooper's Chase
Cooper's Chase ist eine komfortable Seniorenresidenz auf dem Land unweit von London. Dort leben die (Fans der Serie bereits bestens bekannten) Hobbyermittler Elizabeth, eine frühere MI6 Spionin, Ibrahim, seines Zeichens Psychiater, Ron, einstmals gefürchteter Gewerkschaftsführer, und Joyce, über deren früheres Leben nicht viel bekannt ist. Alldonnerstags treffen sie sich im sogenannten Puzzlestübchen und beschäftigen sich mit Cold Cases. Bei dem Fall, den sie sich dieses Mal ausgesucht haben, handelt es sich um das Verschwinden von Bethany Waites, einer Enthüllungsjournalistin, die einem brisanten Fall von Steuerhinterziehung auf der Spur war. Ihr Auto wurde vor Jahren von einer Klippe gestürzt, ihre Leiche jedoch nie gefunden.
Wie schon bei früheren Fällen stechen die kriminalistisch begabten Senioren in ein Wespennest und rufen gefährliche Gangster auf den Plan.
Der Kriminalfall ist spannend und raffiniert konstruiert, doch was mir an dieser Reihe besonders gefällt, ist der köstliche britische Humor. Mehr als einmal musste ich bei den von Richard Osman beschriebenen genial absurden Szenen laut lachen. "Der Donnerstagsmordclub und die verirrte Kugel" ist wieder einmal cozy crime vom Feinsten. Es gibt viele Autoren, die in diesem Genre mitmischen wollen, doch an Richard Osman kommt keine(r) heran. Ich freue mich jetzt schon auf Band 4, der in England im September 2023 erscheinen soll. Absolute Leseempfehlung für dieses Buch, das mich bestens unterhalten hat!

Bewertung vom 19.02.2023
Bildergeschichten zum Mitmachen: Hier kommt Finni Fuchs
Reider, Katja

Bildergeschichten zum Mitmachen: Hier kommt Finni Fuchs


ausgezeichnet

Ein liebenswertes Fuchskind
Finni Fuchs ist ein liebenswertes kleines Fuchskind. Sein Alltag ist gar nicht so anders als das Leben von Menschenkindern. Er wacht morgens früh auf und weckt Mama und Papa, die gerne noch ein bisschen länger geschlafen hätten, putzt sich die Zähne, isst Frühstück, wobei ihm auch mal was auf den Boden fällt, und geht in den Kindergarten, wo seine Freunde schon auf ihn warten und den Abschied von Papa leichter machen. Die bunten Illustrationen sind nicht überladen und animieren das Kind dazu, Sachen zu suchen, was unser Kleiner mit Begeisterung macht. Die beschriebenen Situationen kennt jedes Kind (Aufwachen und Frühstück, Kindergarten, Einkaufen, Kuchenbacken, Schlafengehen), und somit können sich Kinder gut mit Finni identifizieren.
Ein nettes Extra ist Finni als Anziehfigur mit drei verschiedenen Outfits am Ende des Buchs. Finni werde ich wahrscheinlich auf Pappkarton kleben, da er als Papierfigur sonst nicht lange überlebt. Ein wirklich süßes und altersgerechtes Kinderbuch mit kurzen Texten, die kleine Kinder nicht überfordern.

Bewertung vom 06.02.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1 (eBook, ePUB)
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1 (eBook, ePUB)


gut

Spannung in homöopathischen Dosen
Die Polizistin Elma kehrt nach einigen Jahren in Reykjavik wieder in ihre Geburtsstadt Akranes zurück. Die beschauliche Kleinstadt ist nicht gerade eine Hochburg des Verbrechens und die Polizei hat höchstens mit Kleinkriminellen zu tun. Doch dann wird eine Tote am alten Leuchtturm des Orts aufgefunden, die offensichtlich ermordet wurde. Aufgrund einer Vermisstenanzeige kann die Tote identifiziert werden. Auch sie wuchs in Akranes auf, hatte jedoch eine schwierige Kindheit mit einer Alkoholikerin als Mutter. Mittlerweile lebte sie mit Mann und Kindern in Reykjavik. Was hat sie also bewogen, jetzt nach Akranes zurückzukehren und warum tat sie das heimlich, ohne das Wissen ihres Ehemanns?
Stück für Stück finden Elma und ihr Kollege Saelva mehr über die Vergangenheit der toten Beta und ihr damaliges Umfeld heraus, auch wenn es scheint, als ob mancher Bewohner von Akranes mehr weiß, als er sagen will.
Die Geschichte hörte sich spannend an, aber leider sucht man Spannung so gut wie vergebens. Die vielen Nebenschauplätze mit unzähligen Personen, die im Endeffekt nichts zu der Geschichte oder der Aufklärung des Verbrechens beitragen, machten die Lektüre mühselig. Über weite Strecken erfahren wir mehr über die Ermittlerin Elma als über den Fall, wobei vieles angedeutet und dem Leser in Salamitechnik präsentiert wird. Was das Rätsel, warum Elma Reykjavik verlassen hat, anbelangt, muss man sich für eine Antwort bis ganz zum Schluss gedulden.
Ich fand diesen ersten Band einer geplanten Trilogie leider ziemlich enttäuschend, von Islands Nummer 1 Bestseller hatte ich mir deutlich mehr versprochen. Ich glaube nicht, dass ich die weiteren Bände lesen werde.

Bewertung vom 30.01.2023
Die Herzchirurgin
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin


sehr gut

Ein unmoralisches Angebot
Als die erfolgreiche Herzchirurgin Anna Jones eines Abends von der Klinik nach Hause kommt, findet sie fremde Männer in ihrem Haus vor. Sie haben die Babysitterin ermordet und ihren Sohn Zack entführt. Anna bekommt ihren Sohn nur dann lebend zurück, wenn sie den prominenten Politiker Ahmed Shabir, der gute Chancen hat, der nächste Premierminister Großbritanniens zu werden, auf dem OP Tisch sterben lässt. Damit Anna nicht auf die Idee kommt, irgendjemandem Bescheid zu sagen, wird ihr gesamtes Haus mit Kameras versehen und ihre Handys abgehört.
Anna ist panisch. Was bleibt ihr anderes übrig, als Shabir zu ermorden? Doch natürlich ist sie im OP unter ständiger Beobachtung und außerdem hat sie den hippokratischen Eid geschworen. Und wer sagt ihr, dass die Entführer Wort halten und Zack unbeschadet an sie zurückgeben?
Mittlerweile wurde die Leiche von Annas Babysitterin und Nachbarin gefunden und die Polizei taucht bei Anna zuhause auf. Der Kommissarin Rachel entgeht nicht, dass Anna äußerst nervös und abweisend ist. Sie hat den Verdacht, dass Anna ihnen etwas verschweigt. Die dritte Person, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt wird, ist die OP Schwester Margot, die selbst in größten Schwierigkeiten steckt. Ihre finanzielle Lage ist dermaßen prekär, dass sie damit begonnen hat, die Spinde ihrer Kollegen aufzubrechen, um an Geld und Wertsachen zu kommen. Sie hat etwas gegen Dr. Jones in der Hand und kommt auf die Idee, die Schwierigkeiten der wohlhabenden Ärztin für ihre Zwecke zu nutzen.
Die erste Hälfte dieses Thrillers habe ich mit atemloser Spannung gelesen. Der Schreibstil des Autors ist angenehm zu lesen und die kurzen Kapitel fliegen nur so dahin. Endlich mal ein Thriller, der diese Bezeichnung verdient! Auch die zweite Hälfte ist gut, allerdings wird die Spannung nicht durchgehend aufrechterhalten und teilweise fehlt es auch an Logik. Dies ist der Grund, weshalb ich nur vier Sterne vergebe. Trotzdem von mir eine klare Leseempfehlung für dieses beachtliche Debüt.

Bewertung vom 17.01.2023
Die Sehnsucht nach Licht
Naumann, Kati

Die Sehnsucht nach Licht


ausgezeichnet

Glückauf!
„Die Sehnsucht nach Licht“ beschäftigt sich mit dem Thema Bergbau im Schlematal im Erzgebirge. Da ich mich noch nie mit diesem Thema beschäftigt hatte, fand ich das Buch hochinteressant. Ich habe selten während der Lektüre eines Buchs so viel nebenher recherchiert, weil mich die Hintergründe interessierten. Leider habe ich erst nach dem Lesen festgestellt, dass am Ende des Buchs als Anhang eine Zeittafel zum Bergbau im Schlematal beigefügt ist.
Anhand der Geschichte der Familie Steiner erfährt man viel über die Entwicklung des Bergbaus im Erzgebirge und deutsche Zeitgeschichte vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute. Kati Naumanns Erzählstil lässt einen die Enge der Bergwerke, die Gefahren und Unglücke, aber auch die Lebensfreude der Bergleute und ihrer Familien bei Volksfesten etc. hautnah miterleben. Die Bergleute waren stolz auf ihren Beruf, den trotz der damit verbundenen Gefahren eine Generation nach der nächsten ausübte. Es ist kaum zu glauben, wie die Menschen in der Anfangszeit des Uranabbaus der Radioaktivität ungeschützt ausgesetzt waren, nicht nur durch die Arbeit in den Stollen, sondern auch durch Haldenaufschüttungen mit radioaktivem Material mitten in Wohngebieten.
Einige der geschilderten Ereignisse beruhen auf wahren Begebenheiten, etwa die Geschichte von fünf Bergleuten, die durch einen Brand nicht mehr ins Freie gelangen konnten und dem sicheren Tod entkamen, indem sie sich einmauerten. Ein wirklich spannendes und interessantes Buch, aus dem ich viel gelernt habe.

Bewertung vom 16.01.2023
Saubere Zeiten
Wunn, Andreas

Saubere Zeiten


ausgezeichnet

Auber macht sauber
Der Mittvierziger Jakob Auber lebt als Journalist in Berlin. Eines Tages erreicht ihn die Nachricht, dass sein Vater Hans, zu dem er seit Jahren kaum Kontakt hat, mit Schlaganfall in der Klinik liegt. Jakob fährt in seine Heimatstadt Trier ans Krankenbett des Vaters, der jedoch nicht ansprechbar ist und wenig später verstirbt.
Im Haus seiner Kindheit findet Jakob sein früheres Kinderzimmer voller Tonbandaufnahmen seines Vaters und Tagebücher seines Großvaters Theodor vor. Auf den Tonbändern schildert Jakobs Vater sein Leben, den Aufstieg der Familie zu reichen Waschmittelfabrikanten während des Wirtschaftswunders und die darauffolgende Pleite, bei der sie alles verlor. Zu Lebzeiten hatte der Vater nie darüber gesprochen, wie auch der tragische Tod von Jakobs Mutter, als Jakob acht Jahre alt war, ein Tabuthema war. Aus den Tagebüchern seines Großvaters Theodor erfährt Jakob viel über das Leben seiner Großeltern vor und während des Zweiten Weltkriegs und die erschütternden Kriegserlebnisse des Großvaters.
„Saubere Zeiten“ ist ein ganz und gar faszinierender Roman, den ich kaum aus der Hand legen konnte. Andreas Wunn nimmt uns mit auf eine spannende Reise in die Vergangenheit der Familie Auber, vom beschaulichen St. Ingbert im Saarland, nach Trier, Berlin und Rio de Janeiro. Das Grundgerüst des Romans, etwa die Erfindung des erfolgreichen Waschmittels, ist autobiografisch, die Geschichten erfunden. Trotz der vielen Schauplätze und den verschiedenen Zeitebenen empfand ich das Buch nie als verwirrend und es hat mich bis zur letzten Seite gefesselt. Für mich ist es das erste Lesehighlight dieses Jahres!

Bewertung vom 06.01.2023
NIGHT - Nacht der Angst
Sager, Riley

NIGHT - Nacht der Angst


gut

Eine Protagonistin, die ihrer eigenen Wahrnehmung nicht traut
Die Studentin Charlie beschließt nach dem Mord an ihrer Mitbewohnerin und besten Freundin Maddy ihr Studium abzubrechen. Aus diesem Grund sucht sie eine Mitfahrgelegenheit in ihren Heimatort. Sie hat Glück: am schwarzen Brett der Uni wird sie fündig. Ein anderer Student, Josh, fährt in diese Richtung und kann sie unterwegs absetzen. Dass der Studienabbruch wahrscheinlich das Ende ihrer Beziehung zu Robbie, dem gutaussehenden Sportler und Mathestudenten sein wird, ist ihr klar und sie nimmt es in Kauf.
Maddy war das dritte Opfer des sogenannten Campus-Killers. Ganz wohl ist es Charlie daher nicht, mit einem wildfremden Mann stundenlang auf engstem Raum durch die Nacht zu fahren. Während der Fahrt benimmt sich Josh äußerst verdächtig und in Charlie wächst die Angst, dass sie ausgerechnet beim Campus-Killer eingestiegen und sein nächstes Opfer sein könnte.
An dieser Stelle im Buch fängt die Geschichte an, äußert seltsam zu werden. Charlie erlebt eine beängstigende Situation wie aus einem Horrorfilm, doch dann stellt sich heraus, dass sich alles nur in ihrem Kopf abgespielt hat. Anscheinend passiert ihr das öfters, sie nennt es „Filme im Kopf“. Ich mag solch irreführende Szenen schon in Filmen nicht – ein tot geglaubter Mörder, der plötzlich wieder quicklebendig ist und so mordlustig wie eh und je, nur um gleich darauf festzustellen, dass sich alles nur im Traum des Protagonisten abspielte. In Büchern mag ich solch irreführende Szenen noch viel weniger. In diesem Thriller passiert es ständig. Charlie traut ihren eigenen Wahrnehmungen nicht, woher soll dann der Leser wissen, was Realität und was Fantasie ist?
Das Buch beginnt realistisch und ist durchaus spannend geschrieben, aber mit der Zeit sind viele Szenen wenig glaubhaft und total konstruiert. Die letzten Seiten haben mich ein wenig mit der haarsträubenden Geschichte versöhnt, weshalb ich drei anstatt zwei Sterne vergebe.

Bewertung vom 18.12.2022
Das Jungblut-Serum
Kiehl, Thomas

Das Jungblut-Serum


sehr gut

Forever Young
Schauplatz dieses Romans ist eine kleine schwedische Insel, auf der die Menschen als Versuchskaninchen für das Medikament Insovital dienen, das ihnen ein biblisches Alter ohne nennenswerte Einschränkungen verspricht. Das Experiment läuft schon seit 30 Jahren und es gibt tatsächlich eine große Anzahl an Senioren, denen es gesundheitlich hervorragend geht. Wären da nicht die Nebenwirkungen bei den weiblichen Nachkommen der behandelten Personen. Eine außergewöhnlich große Anzahl junger Frauen auf der Insel kann nämlich keine Kinder bekommen. Die Firma, die Insovital entwickelt hat, weist einen Zusammenhang zwischen der Unfruchtbarkeit der Frauen und ihrem Präparat weit von sich und belegt dies mit Studien. Doch einige Inselbewohnerinnen wollen es nicht dabei belassen und bitten die junge deutsche Wissenschaftlerin Lena Bondroit um Hilfe.
Lenas Interesse ist geweckt und sie beschließt, auf die Insel zu fliegen und vor Ort Untersuchungen durchzuführen. Das ist allerdings vielen ein Dorn im Auge, denn die Entwicklungsfirma plant einen Börsengang und negative Presse käme zur Unzeit. Vom ersten Moment an schlägt Lena eine Welle der Ablehnung seitens der Befürworter von Insovital entgegen. Sie gerät von einer gefährlichen Situation in die nächste und muss sogar um ihr Leben fürchten.
Das Thema des Buchs, vor allem das Unterthema Epigenetik, fand ich sehr interessant, allerdings wurden meine Erwartungen nicht ganz erfüllt. Zu vieles war für meine Begriffe unlogisch und/oder unglaubwürdig. Man versucht, Lena auf der Insel zu halten, damit sie ihre Erkenntnisse nicht weitergeben kann. Im Zeitalter des Internets finde ich dies ziemlich abwegig. Gleichzeitig ist Lena überzeugt, dass sie nur die Insel verlassen muss, um außer Gefahr zu sein. Auch nicht gerade logisch, zumal es sich bei dem Pharmaunternehmen um eine deutsche Firma handelt. Am meisten hat mich allerdings gestört, dass ich bis zuletzt mit den Personen nicht warm wurde und ich ihr Handeln teilweise absolut nicht nachvollziehen konnte. Meiner Meinung nach handelt es sich bei dem Buch eher um einen Roman als um einen Thriller, für einen Thriller ist es nicht spannend genug.