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Furbaby_Mom

Bewertungen

Insgesamt 503 Bewertungen
Bewertung vom 13.02.2023
Bissle Spätzle, Habibi?
Alaoui, Abla

Bissle Spätzle, Habibi?


ausgezeichnet

Highlight!

Mit ihrem durch und durch bezaubernden Debütroman (- nicht zu fassen, dass es sich hierbei tatsächlich um ein Erstlingswerk handeln soll, was für ein unfassbares Schreibtalent! -) hat Abla Alaoui sich direkt in mein Herz geschrieben.

Wenn du ein Buch nicht zur Seite legen kannst, obwohl du eigentlich längst schlafen solltest und du so hooked bist, dass du dir bei jedem Kapitel denkst: 'Ach, eins geht noch, eins muss noch sein!' …

… wenn du dermaßen mit den wundervollen Figuren mitfieberst, dass du sie am liebsten aus den Seiten heraus- und in dein reales Leben hineinzerren würdest (- Amaya, Klara, Enni, habt ihr beim nächsten Mädelsabend noch ein Plätzchen für mich frei?! -) …

… wenn der mitreißende Schreibstil sämtliche Emotionen in dir weckt - dich herzlich auflachen, Tränen verdrücken und von der ersten Zeile an einen Film vor deinen Augen ablaufen lässt …

… wenn du dir noch während der Lektüre sagst: 'Von dieser Autorin wird ab sofort jedes Folgewerk gekauft!' …

… dann kann man zu Recht von einem absoluten Lesehighlight sprechen.

Ich hab’s so geliebt! Die Story, die Charaktere, die Kapiteleinleitungen (= traumhaft schöne Redewendungen!), die Dialoge, den kulturellen Aspekt …

Für mich ist "Bissle Spätzle, Habibi?" DER Überraschungs-Hit des jungen Jahres. Nochmal zum Mitschreiben für eure Wunschliste: Sen-sa-tio-nell gut!!

Mit charmanter Leichtigkeit bringt die Autorin uns die arabische Kultur näher und ja, hier und da blitzt schon mal ein kleines Klischee auf, aber es wird mit einem Augenzwinkern erzählt und tut dem Lesegenuss keinerlei Abbruch.

Der geduldige, verständnisvolle Daniel tat mir zwischendurch echt leid; es war eine ziemlich verzwickte Situation für ihn, die ich niemandem wünsche. Im Gegensatz zu Susanne hätte ich als Mama sicherlich weniger entspannt reagiert, wenn mein Kind von seiner Freundin vor deren Verwandtschaft wie ein verbotenes Geheimnis behandelt werden würde. Apropos Mama: Von Daniels goldigen Eltern (zum Knuddeln!) hätte ich gerne mehr gelesen. Über den Ausflug zu ihnen nach Stuttgart war ich jedenfalls mega happy!

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Kreativ, spritzig, tiefgründig und so sympathisch! Ein Buch, das ich am liebsten allen Leser:innen von Feel-Good-Stories persönlich in die Hand drücken würde. Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Bewertung vom 10.02.2023
Denn ohne Musik werden wir ertrinken / Mixtape Bd.1
Cherry, Brittainy

Denn ohne Musik werden wir ertrinken / Mixtape Bd.1


gut

Ihr wollt herzzerreißende Geschichten? Dann kommt ihr an den Büchern von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Brittainy C. Cherry nicht vorbei. Niemand schafft es so mühelos wie sie, euch zuerst das Herz zu brechen und es anschließend wieder zusammenzusetzen.



Ich muss gestehen, dass ich bei ihren Romanen (- unabhängig davon, dass sie allesamt großartig geschrieben sind, diese Frau hat’s einfach drauf -) stets im Vorfeld 'aussiebe' und bewusst nur jene lese, aus deren Klappentext hervorgeht, dass weder tragische Verluste noch schlimme Krankheiten die Story dominieren - andernfalls käme ich mit dem Taschentuchverbrauch nicht mehr hinterher. Tiefgründig geht es jedoch immer zu in den Cherry-Werken, neben einer Menge Gefühl darf man eine gesunde Dosis Lebensnähe erwarten.



So auch hier. Wer an den Begriff Small-Town-America denkt, dem kommen zunächst sicherlich malerische kleine Städtchen in den Sinn: hübsche Häuser, gepflegte Vorgärten, ein idyllisches Zentrum samt niedlicher Geschäfte, wo die Locals Waren aus der Region verkaufen … und nicht unbedingt Armut, Gewalt und ein tristes, eher trostloses Örtchen wie Eres, das in der Realität leider sinnbildlich für viele Orte in den USA steht. Zwar gibt es dort durchaus etliche Vorzeigestädtchen, die wie aus einem Werbeprospekt entsprungen scheinen, aber eine Tatsache, die viele Menschen ausblenden, ist: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sind ebendiese in Fakt ziemlich begrenzt. Haste was, biste was - und wer einmal in einer Trailerpark-Siedlung gelandet ist (- schlimmer noch: von klein auf in einem von Kriminalität geprägten Umfeld aufwachsen muss -) der schafft es selten, aus diesem Negativ-Kreislauf wieder auszubrechen.



Umso bewundernswerter fand ich Hazels unerschütterlichen Willen, ihre Stärke und ihren Mut. Statt sich ihrem Schicksal zu fügen bzw. den Weg des geringsten Widerstands zu gehen, ist sie wild entschlossen, auf jede erdenkliche Weise um eine bessere Zukunft zu kämpfen - für ihr eigenes Glück, für ihre suchtkranke Mutter sowie für ihr noch ungeborenes Geschwisterchen. … und das, obwohl Hazel selbst kaum erwachsen ist.



Fast nebensächlich erscheint die langsam aufkeimende Romanze zwischen ihr und Ian, dessen Großvater - der wohlhabendste Mann der Region - ihr neuer Arbeitgeber wird. Auf der Ranch von Big Paw schindet Hazel sich nahezu kaputt und hat keinen Nerv für Wannabe-Rockstar Ian, egal wie verboten gut er aussieht … zumal der arrogante Typ, der bekannt für seine ständig wechselnden Frauenbekanntschaften ist, irgendein persönliches Problem mit ihr zu haben scheint. Warum sonst ist er so gehässig zu ihr und gibt ihr absichtlich besonders harte Aufgaben, um sie von der Ranch zu vergraulen?! Vergeblich, by the way, denn an Hazels Kampfgeist beißt er sich die Zähne aus - was ihn wiederum ärgerlicherweise irgendwie beeindruckt. Tatsächlich hasst er alles, was er mit Hazel verbindet, insbesondere ihr persönliches Umfeld - dieses Mädchen, das ihm ungewollt unter die Haut geht und ihn besser verstehen zu scheint als jeder andere Mensch, erinnert ihn nämlich an den schlimmsten Verlust seines Lebens …



Anders als die hellen Coverfarben es vermuten lassen würden, ist dieser Roman viel ernster, düsterer und dramatischer als die klassische NA-Romance. Nicht falsch verstehen, mir hätte auch das Story-Grundgerüst 'armes, unscheinbares Mädchen mausert sich zur Schönheit und krallt sich den reichen Traumtypen' vollkommen ausgereicht - ich liebe ja solche Geschichten, in denen gesellschaftliche Underdogs das Ruder herumreißen und alle beeindrucken. Aber hier geht es um viel mehr: Freundschaft, Lebensträume, Vergebung, Umgang mit abhängigen Menschen, Missbrauch, Verlust, Vorurteile, Hoffnung, Neuanfänge, die Liebe zur Musik und zwei angeknackste Seelen, die einander brauchen, um heilen zu können.



Die Figurenzeichnung gefiel mir eigentlich gut, beide Hauptcharaktere wirkten authentisch und es gab einige nette Nebenfiguren. Allerdings konnte mich das Kribbeln zwischen Hazel und Ian nicht erreichen, ich fühlte es einfach nicht. Vielleicht lag es an der Ablenkung durch all die dunklen Themen und dramatischen Ereignisse um sie herum, aber es blieb eine gewisse Distanz zu den Figuren bestehen. Zudem lösten sich heftige Konflikte und Probleme, die während des gesamten Storyverlaufs wie eine graue, bedrohliche Wolke über ihnen gehangen hatten, plötzlich auf komplett vorhersehbare und unspektakuläre Weise in Luft auf, was nicht nur unrealistisch wirkte, sondern auch den Eindruck erweckte, die Geschichte hätte übereilt zum Abschluss gebracht werden müssen.



𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 3 ✰ ✰ ✰
Der Auftakt der "Mixtape-Reihe" lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück. Das Buch war nicht schlecht - I mean … wie auch, wir sprechen hier schließlich von einer Brittainy C. Cherry -, aber in meinen Augen gibt es deutlich bessere, mitreißendere Werke dieser talentierten Autorin.

Bewertung vom 10.02.2023
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


ausgezeichnet

Toller historischer Roman mit Krimi-Elementen

Wow, dieser vor Esprit strotzende Roman hat mich enorm überrascht! Mit herrlich atmosphärischen Beschreibungen, zeitgerechter Wortwahl (inklusive Dialekt) sowie durch und durch authentisch gezeichneten Figuren erweckt Autorin Petra Aicher das München um 1812 direkt vor meinen Augen zum Leben und lässt mich tief ins Geschehen eintauchen. Geschickt verbindet sie geschichtliche Fakten mit Fiktion und reichert die Handlung mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit an.

Die Story um das ungewöhnliche Ermittler-Duo Anna und Fritz (aka Friedrich) hat mich rundum überzeugen können. Es war mein erster Roman aus dem Subgenre historischer Krimi, wobei ich das Werk im Nachhinein eher als einen (sehr gelungenen) historischen Roman mit eingewobenen Krimielementen bezeichnen würde.

SIE (- Mädchen vom Land, klug, aufrichtig, herzensgut, tugendhaft -) arbeitet seit Kurzem in der Gerichtsmedizin und ist not amused, als sie herausfindet, dass ER (- Spross aus vermögender Adelsfamilie, der heimlich eine Skandalzeitung veröffentlicht -) sie zu Beginn ihrer Bekanntschaft bewusst getäuscht hat, um ihr Informationen zu entlocken. Aber da kann der wortgewandte Herr noch so charmant tun, Anna lässt sich nicht von ihm um den Finger wickeln.

Hach, es war absolut erfrischend, wie sie ihm regelmäßig die Leviten gelesen hat hinsichtlich seiner polarisierenden, frechen Artikel. Zudem fühlt sie sich von seiner Aufmerksamkeit zwar geschmeichelt, weist ihn allerdings bezüglich ihrer unverhofft aufkeimenden Freundschaft klar in seine Schranken und bleibt ihren Prinzipien treu: Keinerlei Anbändeln - der Mann ist schließlich verheiratet! Dennoch liegt etwas in der Luft, es knistert leicht zwischen ihnen; beide genießen die gemeinsamen Momente und die wachsende Vertrautheit.

Fritz (dessen Frau nur an seinem Adelstitel interessiert gewesen war und nach der Geburt zweier Kinder ihre eheliche Pflicht als erfüllt sieht) hat in der Tat häufig Affären. Eine davon, die clevere Schauspielerin Carlotta, lernen wir direkt zu Beginn kennen und sie nimmt eine bedeutende Rolle in der Handlung ein. Ihr Pragmatismus, ihre Schlagfertigkeit und ihr Humor haben mir sehr imponiert; ich mochte sie richtig, richtig gerne. Trotz ihres Rufes (- Schauspielerinnen galten als sündige, leichte Frauen -) hat Carlotta das Herz definitiv am rechten Fleck und ich hoffe inständig, in den Folgebänden hin und wieder von ihr lesen zu dürfen.

Auch die anderen Nebenfiguren sind wahre Unikate, z.B. Annas Vorgesetzter - der sympathische Dr. Gernhuber, Annas Mentor, war mein Star; ich liebte seine Kabbeleien mit Co-Arzt Dr. Schmidt sowie dem Gehilfen Lobinger!

Was den Schreibstil betrifft: Wunderbar!! Ich war rundum zufrieden mit der intensiven Vorstellung der Charaktere (facettenreich, glaubwürdig agierend) und dem Spannungsbogen samt völlig überraschender Auflösung. Einzig die Ermittlungsarbeit hätte gerne noch einen Tick stärker in den Vordergrund gestellt werden können, doch wie gesagt: Für mich war es ohnehin mehr spannender Histo-Read als reiner Krimi, daher vergebe ich sehr gerne volle 5 Sterne.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Den Namen dieser talentierten Autorin muss ich mir merken! Ich war mehr als happy mit meinem Leseerlebnis und freue mich schon jetzt auf den nächsten Band (" Die Schwabinger Morde" erscheint im Juli 2023). Klare Empfehlung für alle Fans von historischen Romanen!

Bewertung vom 17.01.2023
Proof of Hope / Proof of Love Bd.1
Dawson, April

Proof of Hope / Proof of Love Bd.1


gut

Der Auftakt der Proof-of-Love-Reihe war mein erstes Werk der Autorin April Dawson. Neben der Tatsache, dass ich mir ohnehin längst mal ein Bild von ihrem Schreibstil hatte machen wollen (da die Klappentexte ihrer Bücher stets sehr reizvoll klingen), war es insbesondere die Begeisterung meiner persönlichen NA-Queen Yvy Kazi (- Lest ihre St.-Clair-Campus-Reihe, lest sie unbedingt! -), die mich zur Lektüre von "Proof of Hope" verleitet hat. Hinzu kam meine Erinnerung an einen herrlichen Roman mit entfernt ähnlicher Thematik, der mir vor vielen, vieeelen Jahren (we’re talking 2009) so gut gefallen hatte, dass ich mir schon damals gedacht habe: 'So was in der Art würde ich gern nochmal lesen.' Et voilà, hier kommt eine süße Romance rund um eine Treuetest-Agentur (danke, liebe April Dawson).

Figuren:
Die beiden Hauptfiguren waren mir im Grunde sympathisch (= wichtigste Voraussetzung zum Mitfiebern), wobei Rory sich im Laufe der Handlung ein wenig zu ihrem Nachteil entwickelte und daher Elijah mein klarer Favorit der Story wurde.

Können wir bitte mal kurz über die wohlklingenden Namen der Schwestern sprechen? - Aurora/Chelsea/Sierra Madigan, das rollt doch förmlich von der Zunge, I love it! Apropos Schwestern und Liebe: Auch die authentische (Familien-)Dynamik unter den Madigan-Mädels fand ich toll; ich freue mich schon jetzt auf die Folgebände, speziell auf Chelseas Geschichte!

Handlung:
Mein Highlight waren die kleinen kreativen Feinheiten, so gefiel mir z.B. die Szene, in der Rory und Elijah sich zum ersten Mal begegnen, ausgesprochen gut (Stichwort: 400 Dollar). Gerne hätte ich mir mehr Details zum Firmenalltag gewünscht (nicht nur zum Thema Finanzierung).

Schreibstil:
Dies ist der einzige Aspekt des Werkes, bei dem ich ein kleines Aber anfügen muss, deshalb - da ich die Storyidee ansonsten wirklich gerne mochte - bringe ich es ganz schnell hinter mich:
1. Zu Beginn empfand ich einige Passagen als zu erklärend erzählt (z.B. im Hinblick auf die Gründungsgeschichte der Treuetest-Agentur) - à la 'dies ist so, weil einst jenes passierte, und dann aufgrund von XYZ zur Folge hatte, dass nun Situation soundso der Fall ist'.
2. Bei manchen Szenen (die sich in meinen Augen hervorragend für eine Extra-Dosis Emotion geeignet hätten) fehlte mir jegliches Gefühl. Sie wirkten z.T. oberflächlich, blass, trocken - z.B. die Szene, in der Arthur Lola einen Heiratsantrag macht. Normalerweise ein absoluter Tearjerker für mich, aber hier: nix. Ebenfalls mehr Tiefgang hätte ich mir für den Umgang mit einem bestimmten ernsten Thema gewünscht.
3. Über die ersten beiden Punkte könnte ich noch locker hinwegsehen, schließlich gab es auch viel, das mir prima gefallen hat. Nicht auszuhalten war jedoch das Gendern. Tut mir leid, aber es las sich schlichtweg furchtbar. There, I said it. Alles politisch korrekt und wichtig und richtig, keine Frage, aber es riss mich jedes Mal komplett aus der Story raus und ich empfand es (da es wirklich PERMANENT vorkam, teilweise zwei- bis dreimal pro Satz) als enorm störend. Hier ein paar Beispiele:

"»Ich denke darüber nach, Investorinnen zu suchen […] und neue Mitarbeiterinnen einzustellen.«"

"»Ich wünschte einfach, ich müsste den Klientinnen diese Aufnahmen nicht zeigen, aber auf der anderen Seite bin ich froh, dass ich ihnen offenbaren kann, was für ein Typ Mensch ihre Partnerinnen wirklich sind.«"

"Ich […] habe wenig Interesse daran, mich mit den Klientinnen zu beschäftigen, die am Boden zerstört sind […]. Ich bin bei diesen Gesprächen ungern dabei, weil die Trauer der Klientinnen meine Wut auf deren Partnerinnen verstärkt […]."

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr euch über etwas ärgert, über das ihr euch eigentlich gar nicht ärgern möchtet, und dann ärgert ihr euch darüber, dass ihr euch überhaupt ärgert, und das regt euch dann letztlich noch mehr auf? So ging es mir mit diesem Stilmittel. Kurzum: Ich fand’s schrecklich.

Vorschlag zur Güte: Vielleicht könnte man zukünftig auf der Triggerwarnungsseite einfach vermerken, dass aus erzähltechnischen Gründen nur eine Form verwendet wird, aber selbstverständlich beide Formen damit gemeint sind? Oder statt "Kundinnen" eben "Kunden und Kundinnen" schreiben (oder "Kundschaft")? Ich hoffe inständig, dass sich diese Stil-Eigenheit nicht in Band 2 und 3 fortsetzen wird. Um sicherzugehen werde ich daher - aller Neugier zum Trotz - zunächst die ersten Rezensionen zum Folgeband "Proof of Faith" abwarten, der im März 2023 erscheinen soll.

Fazit:
Tolle Grundidee, New-York-Setting (immer ein Plus!), an sich nette Figuren. Leider ist der Funke nicht ganz übergesprungen (da er durch einen Eimer eiskalten Wassers in Form von Dauer-Gendern ausgelöscht wurde), aber auch wenn das Werk nicht zu meinen Highlights zählt (eine Bezeichnung, die ich nun mal seeeehr selten und ausschließlich bei reinen Herzensbüchern anwende), war es unterm Strich ein unterhaltsamer Read und ein vielversprechender Reihenauftakt, den ich hauptsächlich Romance-Fans weiterempfehle.

Bewertung vom 14.01.2023
Friends, Lovers and the Big Terrible Thing (deutschsprachige Ausgabe)
Perry, Matthew

Friends, Lovers and the Big Terrible Thing (deutschsprachige Ausgabe)


ausgezeichnet

Ich hatte in der Vergangenheit am Rande mitbekommen, dass Matthew unter Alkoholproblemen litt, ich wusste also im Vorfeld, dass Alkoholismus und daraus resultierende gesundheitliche Probleme in diesem Werk eine Rolle spielen würden - aber ich hatte ja keine Ahnung, dass es tatsächlich so knapp gewesen war.

"Nachdem Dad fort war, verstand ich bald, dass ich eine Rolle zu spielen hatte. Meine Aufgabe war es, zu unterhalten, zu erheitern, andere zum Lachen zu bringen, zu trösten, zu gefallen, der Hofnarr zu sein. […] Schon mit drei Jahren hatte ich gelernt, der Mann im Haus zu sein."

Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst Mutter bin und ALLES für das Glück meines Kindes tun würde, oder daran, dass ich grundsätzlich viel Mitgefühl für andere hege, doch mir standen beim Lesen zeitweise echt die Tränen in den Augen, weil mir dermaßen das Herz brach, als ich von Matthews Jugend las. Ich sage nicht, dass ich Drogenkonsum jeglicher Art gutheiße. In Bezug auf Matthew erschien mir jedoch alles so erschreckend nachvollziehbar, dass ich nur dachte 'I totally get it.' Diese Abwärtsspirale war bei ihm fast vorprogrammiert, einfach nur tragisch.

"Meine Mutter war gestresst von ihrer Arbeit, hochemotional (und verlassen worden), und wenn ich sie zum Lachen brachte, beruhigte sie sich genug, um Essen zu kochen, sich zu mir an den Tisch zu setzen und mir zuzuhören, wenn ich von meinem Tag erzählte […]."

Man kann und sollte nicht alle Probleme auf die Erziehung schieben - und ich finde, er betrachtet diesen Punkt mit erstaunlich viel Klarheit, Rationalität und Selbstreflexion -, trotzdem wurde mir mal wieder bewusst, wie elementar es für ein Kind ist, dass es sich bedingungslos geliebt und sicher fühlt.

"[…] so oft habe ich diese quälenden Gedanken: ich bin nicht genug, ich bin nicht wichtig, ich verlange zu viel. […] Ich brauche Liebe, aber ich traue ihr nicht. Wenn ich meine Chandler-Maske ablege, wenn ich zeige, wer ich wirklich bin, dann würde man mich wirklich sehen, oder schlimmer noch, mich sehen und verlassen. Und das ertrage ich nicht. Das würde ich nicht überleben. Nicht mehr."

Trotz meines Mitgefühls gab es auch Inhalte, die mich in ein moralisches Dilemma gestürzt haben, denn: Manche Dinge, die Matthew so abgezogen hat, gehen nun mal gar nicht, egal wie man es dreht und wendet. Ich habe zwar einen soft spot für ihn, aber das darf kein Freibrief für gewisse Verhaltensweisen und Aussagen sein. Da wären z.B. seine völlig unangebrachten Kommentare in Bezug auf den Schauspieler Keanu Reeves:

"Offenbar sind es immer die wirklich Begabten, die unter die Räder geraten. Wie kommt es, dass so Begnadete wie River Phoenix und Heath Ledger sterben, aber Keanu Reeves immer noch unter uns weilt?"

Selbiges gilt für Matthews Verhalten gegenüber den vielen Frauen, die er verletzt hat. Ich glaube ihm, dass er ihnen nicht aus Bosheit wehgetan hat, sondern die Beziehungen eher aus einer Art Selbstschutz heraus beendete, à la 'Ich-verlasse-dich-bevor-du-womöglich-mich-verlässt'. Macht diese Erkenntnis die Situation für die betreffenden Damen im Nachhinein auf irgendeine Weise besser? Nope.

Unglaublich beeindruckend fand ich seine Offenheit, was seinen noch immer andauernden Kampf mit der Sucht angeht. Es ist keine typische Erfolgsstory à la: 'Ich hab’s geschafft, IHR könnt es auch schaffen', sondern er gesteht ehrlich, dass jeder Tag eine neue Herausforderung für ihn darstellt. Bestimmt gibt es zahlreiche Menschen, die gerade in einer ähnlichen Situation stecken, denen Matthews Geschichte Mut machen wird. Man kann ihm einiges vorwerfen, aber kapituliert hat er nie.

Der Schreibstil - schonungslos ehrlich, mitreißend, wortgewandt, detailliert, umgangssprachlich und dennoch deep - war genau mein Ding. Kapitellänge, Übergänge & Co. haben gepasst (abgesehen von ein paar thematischen Wiederholungen), in der Mitte gab es sogar einen Bildteil mit ausgewählten Schnappschüssen. Es ist kein rundum leichtherziger, humorvoller Read, sondern beinhaltet viele sehr ernste Passagen, die jedoch größtenteils mit einem Augenzwinkern erzählt bzw. mit Galgenhumor abgemildert werden. Wer rein auf Infos zu FRIENDS aus ist (Co-Stars, Drehalltag, etc.): Diese Zeit in Matthews Leben kommt natürlich zur Sprache, ist aber nicht das Hauptthema. Man lernt den Menschen DAHINTER kennen, und genau darauf hatte ich gehofft.

Fazit:
Die wohl traurigste Aussage dieses Buches (auf die sich in meinen Augen viele von Matthews Problemen zurückführen lassen) war: "Mein ganzes Leben lang hatte ich Angst, verlassen zu werden." Auf jeden Fall freue ich mich für ihn, dass er mittlerweile gesünder lebt und dass er uns mit diesem gleichermaßen schockierenden wie zum Nachdenken anregenden Werk genau das erlaubt, wovor er sich eigentlich am meisten fürchtet: ihn wirklich zu sehen, nachdem er seine Chandler-Maske abgelegt hat.

Bewertung vom 06.01.2023
Because It's True - Tausend Momente und ein einziges Versprechen / Because Bd.1
Mohn, Kira;Moran, Kelly

Because It's True - Tausend Momente und ein einziges Versprechen / Because Bd.1


gut

Clevere Werbeaktion für geplante Buchreihen

Normalerweise lese ich so gut wie nie Kurzgeschichten, aber die Three-Things-Challenge klang einfach zu interessant. Ich war total gespannt darauf, wie beide Autorinnen dieses Element wohl in den Plot ihrer jeweiligen Geschichte einbauen würden.

First things first: Sowohl Cover als auch Innengestaltung (Innencover; verzierte Kapitel-Header) gefielen mir ausgesprochen gut.

Da ich die Redwood-Reihe von Kelly Moran geliebt habe und ein riesengroßer Fan von Büchern mit U.S. Südstaaten-Setting bin, freute ich mich natürlich insbesondere auf "Tausend Momente". In puncto atmosphärische Beschreibungen war ich restlos begeistert - Wetter, Gerüche, Pflanzen, Architektur … ich wähnte mich kurzzeitig zurück in Georgia, war von der ersten Seite an mitten in der Story, mochte die liebenswerten Figuren. ABER … Rein handlungstechnisch passiert nicht viel. Es war wirklich eine sehr, seeeehr ruhige Geschichte. … die ich nichtsdestotrotz unterm Strich gerne gelesen habe. Als ich entdeckte, dass für die drei Bookish Belles eine eigene Reihe geplant ist, habe ich mir sofort eine Notiz gemacht - diese Bücher wandern direkt auf meine Wunschliste!

Die andere Story - für mich das erste Werk der Autorin Kira Mohn - spielt in kühleren Gefilden, ist deutlich ernster und dramatischer. Am Erzählstil gibt es nichts auszusetzen, er hat mir wunderbar gefallen. Lediglich der Inhalt war nicht so meins, das Ganze wirkte mir zu bedrückend. Abgesehen davon, dass mich die wenigsten Friends-to-Lovers-Romanzen richtig catchen können, sprechen mich gewisse Themen (wie z.B. Familiendramen/toxische Dynamiken; Kindesvernachlässigung; Drogenkonsum/Alkoholismus) einfach nicht an. Dieser Punkt fließt nicht in meine Bewertung mit ein, da mir der Inhalt schließlich aufgrund des Klappentextes vorab bekannt war. Auch zu dieser Story wird es eine eigene Reihe geben.

Und endlich fiel bei mir der Groschen. Beide Geschichten stellen lediglich Prequels zu anderen Büchern dar - das war mir vorab nicht bewusst gewesen. Hätte ich das geahnt, hätte ich zunächst die eigentliche Hauptstory bzw. -reihe lesen wollen und dann im Nachhinein (basierend auf meinem Leseeindruck) entschieden, ob mich die Vorgeschichte interessiert.

Die Romantik fiel mir in beiden Stories viel zu flach aus. In der ersten Geschichte interessierten mich die drei Mädels weitaus mehr als Rosemary und Sheldon, in der zweiten Geschichte spielte die Verliebtheit eine komplett untergeordnete Rolle.

Auch hinsichtlich der Three-Things-Challenge war ich von beiden Kurzgeschichten enttäuscht, da ausgerechnet dieses Element (das mich am meisten interessiert hätte) eher nebensächlich und halbherzig eingeflochten wirkte, so als müsste man es auf Biegen und Brechen eben irgendwo in die Story hineinquetschen. Letztlich war es nur ein cleverer Aufhänger, der einen gemeinsamen Nenner darstellen sollte - und genau das wird aufgrund der thematischen Bedeutungslosigkeit der Challenge leider auch deutlich.

Die Kurzgeschichten selbst wiederum stellen ebenfalls 'nur' einen Teaser zu den eigentlichen, demnächst erscheinenden Buchreihen dar. Alles in allem lässt sich das Büchlein also als klug vermarktete Programmvorschau zusammenfassen.

Und hat es in meinem Fall geklappt, ist mein Interesse geweckt worden? Sagen wir’s mal so: Die Bookish-Belles-Reihe kann ich kaum erwarten! … aber um ehrlich zu sein: Diese Bücher hätte ich letztlich sowieso lesen wollen (weil Südstaaten + Kelly Moran).

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 3½ ✰ ✰ ✰
Da meine Lesezeit als Mama eines Kleinkindes ohnehin unfassbar knapp ist und beide Werke mir als alleinstehende Geschichten nicht ausgereicht hätten, kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, mich irgendwie leicht verschaukelt zu fühlen. Es las sich nett. Aber hätte ich meine Lesezeit lieber zunächst in die dazugehörigen Hauptromane investiert? Definitiv.

Bewertung vom 12.12.2022
Wenn ich falle / Dark Ivy Bd.1
Hotel, Nikola

Wenn ich falle / Dark Ivy Bd.1


sehr gut

Kreative Details

Der Auftakt des Dark-Academia-Duetts war mein erstes Buch aus der Feder von Spiegel-Bestseller-Autorin Nikola Hotel - und mein Gesamteindruck lautet: Ich hab es geliebt! Aber: Es gibt ein ABER. (…nämlich ein paar winzige Elemente, die einzeln für sich betrachtet überhaupt nicht ins Gewicht fallen würden, in der Gesamtheit jedoch dafür sorgten, dass ich diese ruhige, wirklich wunderschön erzählte College-Romance nicht als absolutes Herzensbuch kategorisieren kann.)
Die Aufmachung des Werkes ist ein Träumchen! Blackout Poetry hatte ich zuvor noch nicht gekannt und fand dieses Element nicht nur plottechnisch sehr passend, sondern auch im Hinblick auf die Buchgestaltung ideal gewählt - neben dem hübschen Efeu-Farbschnitt ist es dieses besondere Detail, was den Roman optisch und inhaltlich einzigartig macht. Auch die Textnachrichten fügten sich harmonisch in den Erzähltext ein und waren an sinnvollen Stellen der Handlung platziert.
Das Setting - die renommierte Woodford Academy auf Ivy Island - hatte ich gut vor Augen, allerdings hätte ich mir noch intensivere, atmosphärischere Beschreibungen des Campus-Geländes und der Insel gewünscht. Wenn im Laufe der Handlung z.B. immer mal wieder etwas Location-Flair eingestreut worden wäre, hätte mir das besser gefallen als die Anhäufung kurzer beschreibender Passagen, die lediglich zu Beginn erfolgte (zum Aussehen der einzelnen Uni-Gebäude, Edens Zimmer, etc.). Mit der Bezeichnung Dark Academia verbinde ich etwas Mysteriöses, Gefährliches, Dunkles - nichts davon ist hier der Fall, es handelt sich um einen regulären New-Adult-Roman, wie er an jeder Uni spielen könnte.
Beide Hauptfiguren mochte ich gerne, fand den charismatischen William anziehend und faszinierend, und Eden (aus deren Perspektive in der ICH-Form erzählt wird) sympathisch und liebenswert - für beide gilt: zu 99%. Denn es gab eine bestimmte Szene, in der sowohl ER als auch SIE mich heftig enttäuscht haben. - Wie kommen sie dazu, die Trauer eines anderen Menschen zu belächeln? Edens und Wills Verhalten hatte etwas Herablassendes, was das eigentliche, so viel positivere Wesen ihres Charakters für mich unschön verfärbte. Gerade von Eden-ich-will-unbedingt-Freunde-finden-und-mag-es-nicht-wenn-Leute-Vorurteile-haben hätte ich mehr Empathie erwartet. Wenn jemand schon den Mut aufbringt, sich anderen (fremden!) Menschen gegenüber zu öffnen und zuzugeben 'ich habe einen schmerzlichen Verlust erlitten', dann steht es in meinen Augen NIEMANDEM zu, ein abschätzendes Urteil über die 'angemessene Intensität' dieser Trauer zu fällen (und sich obendrein um Zustimmung heischend umzugucken, ob noch jemand anderes dieses Eingeständnis ins Lächerliche ziehen möchte).
Dies wiegt umso schwerer, wenn man bedenkt, dass im restlichen Verlauf der Handlung immer wieder Rücksichtnahme auf die Gefühle anderer sowie Sexual Consent betont wird. To be fair: Zumindest hinterfragt Eden des Öfteren selbstkritisch ihre Ansichten, erkennt, dass sie generell dazu neigt, voller Vorurteile zu sein, und entwickelt sich weiter. Zudem darf man nicht vergessen, dass die Figuren allesamt noch sehr jung sind.
Besonders gut gefiel mir, dass die für an U.S. Universitäten spielenden Romane inzwischen wohl obligatorisch gewordenen Trendthemen (Stichwort: weiße Männer; Abriss von Südstaaten-Statuen) hier tatsächlich ernsthaft und sinnvoll diskutiert wurden.
Das Knistern zwischen Eden und Will war von Anfang an stark, es las sich soooo schön!! Außerdem habe ich die Intensität geliebt, mit der Edens Verhältnis zu ihrem Dad sowie ihre Trauer um Lark beschrieben wurden. Ein weiteres Highlight waren all die besonderen Worte, die ich dank Eden kennenlernen durfte, ich sage nur: Petrichor. - Love it!! Überhaupt steckte die Handlung voller kreativer Details.
𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: starke 4 ½ ✰ ✰ ✰ ✰
Band 2 erscheint leider erst im April 2023 - und das nach solch einem gemeinen Cliffhanger! Ich freue mich riesig auf die Fortsetzung und bin sehr, sehr angetan von Nikola Hotels herrlichem Schreibstil. Eindeutige Empfehlung für alle New-Adult-Fans!

Bewertung vom 05.12.2022
Verlieben auf schottisch. Die kleine Hundeschule in den Highlands
Fröhlich, Jasmin

Verlieben auf schottisch. Die kleine Hundeschule in den Highlands


sehr gut

Mir reichten bereits die zwei Stichworte 'Hundeschule' und 'Schottland', um zu wissen: Dieses Buch muss ich lesen. I mean … eine Feel-Good-Story, die an einem meiner Wunschreiseziele spielt … mit Hunde-Thematik! - Ist doch klar, dass ich da nicht widerstehen konnte.

Die Romanze zwischen Ella und Angus entfaltete sich sehr angenehm, auch wenn mein eigentliches Highlight die atmosphärischen Beschreibungen waren - herrliches Schottland-Flair!

Ich mochte Ella, konnte ihren Wunsch nach einem Neuanfang absolut nachvollziehen (klarer Fall von 'Sei froh, dass du diesen verlogenen Kerl los bist!') und bin ganz ihrer Meinung hinsichtlich Hunden - "Loyalität, bedingungsloses Vertrauen und Treue" zeichnet die warmherzigen Fellnasen auch in meinen Augen aus.

Über Ellas eigentliche Tätigkeit als Hundetrainerin sowie über die Hundeschule hätte ich gerne noch mehr gelesen, wurde dafür allerdings mit tollen, unheimlich liebenswerten Nebenfiguren entschädigt. Was die romantische Annäherung zwischen ihr und dem zunächst sehr abweisenden Angus betrifft: Das Rad wird hier nicht komplett neu erfunden, aber in Romanen dieses Genres braucht es das im Grunde ja auch gar nicht - wir wissen alle, wer mit wem zusammenkommen wird, lehnen uns entspannt zurück und genießen die Reise. Völlig in Ordnung.

Warum nur 4 Sterne? - Zugegeben, es ist ein recht spezieller Grund: Ich persönlich bin kein Fan vom Konzept, dass bei einem attraktiven Mann zunächst die eigentliche Partnerin sterben muss, um quasi 'Platz zu machen' für die weibliche Hauptprotagonistin (das hat für mich einfach was von 'ansonsten hätte sie keine Chance bei ihm gehabt'). Positiv gesehen: Der Aspekt der Trauer(-bewältigung) ist überzeugend ausgearbeitet worden.

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 4 ✰ ✰ ✰ ✰
Dieser gemütliche Wohlfühlroman verspricht prima Unterhaltung für Hunde-Fans und Schottland-Liebhaber:innen!

Bewertung vom 05.12.2022
Der strahlendste Stern von Hollywood / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.12
Baldini, Laura

Der strahlendste Stern von Hollywood / Bedeutende Frauen, die die Welt verändern Bd.12


sehr gut

Als großer Fan vom 'alten Hollywood' musste ich dieses Werk, Band 12 der Buchreihe 'Bedeutende Frauen, die die Welt verändern', natürlich lesen - zumal die Autorin mich bereits in der Vergangenheit mit ihrem historischen Roman »Fräulein Mozart und der Klang der Liebe« begeistert hatte.

Beim Namen Katharine Hepburn kommt mir immer als Erstes die 1938er Screwball-Komödie »Bringing up Baby« (»Leoparden küßt man nicht«) in den Sinn, die ich mittlerweile schon mehrere Male angesehen habe. Nicht einmal der charmante Cary Grant, den Hepburn in ihrer Rolle als temperamentvolle Millionenerbin Susan in den Wahnsinn treibt, hatte damals verhindern können, dass dieser amüsante Klassiker zunächst gewaltig floppte und fortan als finanzieller Misserfolg galt. An Katharines Leistung lag es gewiss nicht, sie brilliert mit ihrer selbstbewussten Präsenz wie eh und je.

Dank des vorliegenden Werkes durfte ich nun mehr über die erfolgreiche Darstellerin erfahren - über ihre Jugend, die spezielle Dynamik in ihrer diskussionsfreudigen Familie, ihre ersten Erfolge am Theater, ihre Rückschläge, ihren Wechsel zum Film und ihr Liebesleben. Immer an ihrer Seite: ihre loyale Studienfreundin Alice.

Die Tatsache, dass Katharine die aufrichtige Liebe ihres treuen Mannes Luddy nie erwidern kann - eine innige Freundschaft ist das Maximum -, jedoch sein Verständnis (für ihre Karrierepläne; für ihre Weigerung, Kinder zu haben; für ihre Affären) und seine unermüdliche Unterstützung (einschließlich finanzieller Art) als selbstverständlich betrachtet, stieß mir etwas sauer auf. (Nicht im Sinne von 'Kritik am Buch', sondern: 'enttäuschend in Bezug auf die reale Person'.) Schade, dass Katharine diesen durch und durch wunderbaren, sanftmütigen, vernünftigen Mann nur aufgrund ihres Sicherheitsbedürfnisses geheiratet hat - in meinen Augen hat sie ihm mit ihrem egoistischen Verhalten die Chance auf eine wahrlich erfüllende Beziehung geraubt. Zwar versöhnte mich eine im Nachwort erwähnte Information, dennoch blieb ein schaler Beigeschmack bestehen.

Umso schlimmer fand ich, dass sie stattdessen Spencer Tracy, mit dem sie eine geheime Beziehung führte, hinterherhechelte - einem furchtbaren Mann, der sie nur ausnutzte und als seelischen Mülleimer, nette Abwechslung im Bett sowie als persönlichen Motivations-Coach betrachtete. Höchst bedauerlich … - und ziemlich dämlich. Da hätte ich der andererseits so intelligenten, gewitzten, schlagfertigen, ehrgeizigen Frau mehr Selbstachtung und logisches Denkvermögen zugetraut. Sie "kümmerte sich aufopfernd um den alkoholkranken Schauspieler und vernachlässigte viele Jahre lang ihre eigene Filmkarriere zu seinen Gunsten"; akzeptierte, dass er sich niemals von seiner Frau scheiden lassen wollte (und obendrein noch zig andere Affären parallel am Start hatte) und "ertrug Kränkungen und Zurückweisungen". Ich würde ja sagen 'Liebe macht dumm', für mich sah es allerdings eher so aus, als hätte Katharine schlichtweg nicht erkannt, was (zwischenmenschliche, romantische) Liebe überhaupt bedeutet; die wahre Liebe ihres Lebens war eben einzig die Schauspielerei.

Katharines Perspektive wird in der dritten Person erzählt. Der Autorin gelingt es mühelos, das einzigartige Flair der Zeit einzufangen, wobei die Zeitsprünge zwischen den einzelnen Kapiteln recht groß sind, manchmal vergehen Monate, manchmal ganze Jahre (in Form von Erinnerungen). Ich hatte durchaus das Gefühl, einen authentischen, greifbaren Eindruck von Katharines Wesen zu erhaschen, bin aber überzeugt davon, dass - z.B. mit Fokus auf nur einen Lebensabschnitt, gerne in Kombination mit einer (einzigen, längeren) Rückblende - da sicher noch mehr drin gewesen wäre. Auch die eingestreuten Briefe von "Jimmy" hätten nicht zwingend sein müssen, passten für mich irgendwie nicht zum Stil der Geschichte. Abgesehen davon gefiel mir der Schreibstil der Autorin erneut sehr gut.

"So sollte das Leben sich anfühlen: intensiv und wahrhaftig, ungestüm und unverfälscht, voller Risiko, aber echt."

𝗙𝗮𝘇𝗶𝘁: 4 ✰ ✰ ✰ ✰
Ein interessantes, mit Fiktion angereichertes Hepburn-Portrait, das mir trotzdem viele neue, reale Fakten über die vierfache Oscarpreisträgerin vermittelt hat. Klare Leseempfehlung für Fans der (übrigens NICHT mit Audrey Hepburn verwandten) Schauspielerin.

Bewertung vom 23.11.2022
From Tokyo with Love
Stein, Julia K.

From Tokyo with Love


ausgezeichnet

Ich war gänzlich verzaubert vom außergewöhnlichen Setting bzw. von der Kombination - Tokio an sich ist ja schon ein unheimlich interessanter Handlungsort, und dann auch noch zur Weihnachtszeit … WOW!

Von Anfang an tauchte ich dank der herrlich atmosphärischen Beschreibungen der Autorin, deren eigene Faszination für Japan in jeder Zeile spürbar ist, tief in die Handlung dieser mitreißenden New-Adult-Romance ein. Ich staunte über die zahlreichen kulturellen Eigenheiten, mit denen Hailee und Finn in Tokio konfrontiert werden, erlag dem besonderen Zauber dieser überwältigenden Stadt und fühlte mich nach der Lektüre, als hätte ich gerade einen wunderbaren Kurzurlaub hinter mir.

Auch hinsichtlich der Ausarbeitung der Figuren hat die Autorin Sorgfalt walten lassen; sie erschuf sympathische, glaubwürdige Hauptcharaktere, die altersgemäß agierten, ohne dabei naiv oder unreif zu wirken, und tolle Nebenfiguren, die sich perfekt in die Handlung einfügten.

Die erste Begegnung zwischen der aufstrebenden Sängerin Hailee und dem Mega-Star Finn, aus deren beider Sicht erzählt wird, verläuft definitiv anders, als beide vorab vermutet hatten. Bei der zweiten Begegnung wird es dann sogar richtig peinlich … zumindest für Hailee. Was daraufhin folgt, ist eine zarte Annäherung, die so erstaunlich realistisch und gleichermaßen intensiv geschildert worden ist, dass ich zwischenzeitlich immer wieder vergaß, dass der eigentliche Handlungszeitraum nur wenige Tage umfasst. Kein Wunder, so vollgestopft wie der Terminplan der beiden ist - zu einer Auslandstournee gehört eben mehr, als nur auf der Bühne zu stehen und ein paar Lieder zu trällern, wie Finn sehr wohl bewusst ist. Seine abwehrende Haltung gegenüber hysterischen Fans und sein allgemeines Misstrauen waren für mich ebenso nachvollziehbar wie Hailees Emotionen. Ich spürte das elektrisierende Flair, das die gesamte Konzertvorbereitung und die Auftritte umgab, Hailees Lampenfieber und ihre Selbstzweifel, die berauschende Euphorie.

Das für die Spannung benötigte Drama ist gerade richtig dosiert - nicht zu übertrieben, nicht zu flach. Bei einer bestimmten Geste Finns schmolz ich gegen Ende der Handlung regelrecht dahin und freute mich so sehr für Hailee aka Pancake Girl.

Abschließend möchte ich auch noch kurz auf die wunderschöne Gestaltung des Werkes eingehen. Hier wurde ganze Arbeit geleistet! Ich liebe die kühlen Coverfarben, die hübsch gestalteten Innencover, die wie das perfekte Moodboard zur Story wirken, die Setlist und Album-Übersicht zu Beginn, das Rezept am Ende, die einzelnen Songtexte …

𝐅𝐚𝐳𝐢𝐭: 5 ✰ ✰ ✰ ✰ ✰
Ich verwende in dieser Rezension nun bereits zum dritten Mal das Wort "perfekt", denn genau das war mein Leseerlebnis! Noch Tage nach diesem traumhaften Read komme ich aus dem Schwärmen nicht mehr raus. Ganz klare Empfehlung für alle New-Adult-Fans, Tokio- bzw. /Japan-Begeisterte und Liebhaber:innen von Haters-to-Lovers-Stories.