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Gurke
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Berlin

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Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 11.05.2013
Nur zu deinem Schutz / Mickey Bolitar Bd.1
Coben, Harlan

Nur zu deinem Schutz / Mickey Bolitar Bd.1


gut

Nichts hat sich Mickey sehnlicher gewünscht, nach unzähligen Reisen mit seinen Eltern für eine gemeinnützige Organisation, als sesshaft zu werden. Dieser Wunsch hat sich nun erfüllt, dafür muss er nun allerdings den Tod seines geliebten Vaters verkraften und gleichzeitig seine von Trauer zerfressene Mutter in der Entzugsklinik besuchen. Onkel Myron ist für ihn nicht gerade eine Bezugsperson, aber bietet ihm immerhin Halt in dieser schweren Situation. Ohne Freunde kann da der erste Tag an der neuen Highschool zum Spießrutenlauf werden, da ist die Begegnung mit Ashley wie ein Wink des Schicksals und doch scheint ihm dieses Glück nicht gegönnt zu werden, denn kurz darauf ist sie spurlos verschwunden und Mickey muss tief abtauchen in dunkle Welten, um nach ihr zu suchen. Als dann auch noch eine scheinbar uralte Frau, die von allen als die "Hexe" verschrien ist, ihm offenbart, dass sein Vater noch lebt, ist er völlig verwirrt.

Ich hatte nach dem Auftritt der "Hexe" auf einen mystisch angehauchten Thriller gehofft, was sich dann allerdings nach diversen bulligen Männern in dunklen Anzügen à la "Men in Black" doch schnell als falsch herausgestellt hat. Viel mehr geht der Roman eher in eine gesellschaftskritische Richtung, der Themen wie Menschenhandel und die Verfolgung der Juden durch die Nazis anschneidet - und genau da liegt meine Kritik. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, dass der Autor, um junge Leser nicht zu langweilen, möglichst viele Facetten in die Handlung einbauen wollte, was bei mir (ich bin älter als die empfohlenen Altersgruppe) eher das Gegenteil bewirkte. Ein Strang, der spannend aufgebaut ist, zählt für mich mehr als viele unterschiedliche Puzzleteile, die am Ende nur noch irgendwie in Verbindung gebracht werden, damit es einen "Wow"-Effekt gibt, aber für Jugendliche ist es wahrscheinlich so unterhaltsamer und hat damit seine Berechtigung.

Gleichzeitig haben mich aber auch die Charaktere nicht immer in ihrer Art so richtig mitreißen können, weil sie dafür doch zu viele Klischees bedient haben. Denn, dass der hübsche Basketballspieler Mickey, der neu an die Schule gekommen ist und gleich Anschluss bei dem größten Nerd der Schule (genannt "Löffel") und einer dicken Emo-Einzelgängerin "Ema" findet, denen sich natürlich auch noch die Anführerin der Cheerleader anschließt und sie zusammen ein Spitzenquartett abgeben, ist doch zu sehr an Hollywood-Märchen angelehnt, obwohl sie im Verlauf der Geschichte wenigstens teilweise ein zweites Gesicht zeigen. Mickey versucht sich dennoch einfach zu sehr von allem abzugrenzen, an erster Stelle steht eindeutig sein Onkel Myron, sodass dieser Versuch beinahe schon wieder ins Gegenteil gerät, worüber man als Leser bei seinem familiären Hintergrun aber hinwegsehen kann. Trotzdem hat man als 14-Jähriger keine Superkräfte - in so mancher Situation stellt man sich da eher einen stämmigen Bodyguard vor als den Protagonisten.. Nichtsdestotrotz haben mich zwei (Neben-)Charaktere sehr fasziniert und durch ihre Einstellung sehr beeindruckt - sie geben dem Thriller durch ihre innere Ruhe und Kraft die Glaubwürdigkeit zurück, welche aber von den Lesern alleine kennengelernt werden wollen, deshalb schweige ich mal dazu. ;-)

Der Schreibstil war dagegen angenehm unspektakulär und so kann man das Buch wunderbar in einem Rutsch lesen ohne von künstlerischen Versuchen des Autors daraus ein literarisches Meisterwerk zu machen, abgelenkt zu werden.

Im Nachhinein muss ich sagen, dass das Cover für den Inhalt sehr passend gewählt wurde und den Kern perfekt trifft, allerdings habe ich nach der Leseprobe und dem Klappentext etwas anderes (vielleicht sogar übernatürliches ?) erwartet, wodurch ich "nur" drei Sterne vergeben möchte, aber den Thriller an Jugendliche mit dem Wunsch nach spannender Lektüre durchaus empfehlen kann!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.10.2012
Der Feenturm
Roberts, Aileen P.

Der Feenturm


sehr gut

Now we walk in empty glens, rushes blowing in the wind
A voice that's calling you again
To come back home
Where have they gone, where have they gone,
gone to illusion everyone
(Text: Runrig "Isle of Skye")

Was ist Illusion und was ist Realität? Die Grenzen von beidem verschmelzen in keinem anderen Genre mehr als in dem der Phantastik. Aileen P. Roberts hat es in ihrem Roman "Der Feenturm" sogar noch weitergesponnen und ihrer Protagonistin die Möglichkeit gegeben durch die Zeit zu reisen - zurück in das Zeitalter der Kelten. Damit beginnt für uns Leser eine spannende Reise in eine Welt, deren Riten und Denkweisen uns leider nicht schriftlich übermittelt wurden.

Es beginnt alles mit den Freundinnen Dana und Marita aus Deutschland, die ausgerüstet nur mit ihrem Rucksack durch die schottischen Highlands wandern. Die beiden Mädchen bleiben natürlich nicht lange alleine und bekommen schon bald Gesellschaft von den charmanten Schotten Alec und Marc, die sich ihnen kurzerhand anschließen. Eine alte Turmruine auf der Isle of Skye ermuntert Dana dann zu der Wette, dass sie eine Nacht in dem sogenannten Broch verbringen muss - alleine. Was soll auch schon passieren? Als plötzlich mitten in der Dunkelheit eine irrwitzig bemalte Kriegerin, die sich als Geist offenbart mit ihr spricht und sie anfleht ihren Clan vor 2000 Jahren zu retten, bekommt Dana es doch mit der Angst zu tun. Es gibt schließlich keine Geister und Zeitreisen sind unmöglich. Warum zieht es Dana nach der Begegnung dann aber wie magisch zu dem Ort des Geschehens zurück?

Wie oben schon erwähnt, geht die Reise natürlich in die Vergangenheit und damit begann auch für mich der spannende Teil, obwohl die ersten 100 Seiten keineswegs langweilig waren. Man sollte diesen ersten Teil als eine Art Reiseführer durch die etwas entlegenen Orte Schottlands sehen, die bei den Touristen wahrscheinlich nicht die höchste Priorität haben, aber in jedem Falle durch ihre landschaftliche Schönheit und menschliche Herzlichkeit überzeugen. Wer einmal in Schottland war, wird ohnehin auf diesen Seiten ins Schwärmen geraten und die restlichen Leser packt mit Sicherheit das Fernweh, denn die Autorin teilt selbst eine besondere Verbundenheit zu diesem Fleckchen Erde, deren Begeisterung man sich nicht entziehen kann.

Bei den Kelten erleben wir Menschen, die (aus heutiger Sicht) in ärmlichen Verhältnissen leben und sich dennoch sehr gut organisiert haben. Mein Vorurteil über etwas verrohte Menschen gerät dabei schnell ins Wanken und ich kam nicht umhin Danas neue Clan-Bewohner in mein Herz zu schließen. Besonders Mael (die kleine Tochter der in der Gegenwart spukenden Kriegerin Rionach) ist liebenswürdig und ihr Schicksal ist es auch, was im Mittelpunkt der Rettungsaktion steht, die Dana mit ihrer Zeitreise verfolgt.

Auf glaubwürdige Weise zeigt uns Aileen P. Robters, wie die Kelten damals gelebt haben könnten und unterstreicht damit ihre aufwendige Recherchearbeit, die sich in zahlreichen Details wiederfindet.

Ein wenig negativ sind mir Danas häufig im Fokus stehenden Liebelein mit den Männern aufgefallen, die zwar nicht obszön sind, aber für meinen Geschmack zu oft wechseln, vor allem weil sie zu Beginn des Buches auf keinen Fall eine neue Beziehung eingehen wollte.

"Der Feenturm" war mein erster Roman der Autorin, den ich mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann, allerdings sollte man den Titel nicht zu genau nehmen, weil die Feen eher eine untergeordnete Rolle spielen, damit man keine falschen Hoffnungen an diesen 631 Seiten gewaltigen Schmöker hat. :-) Mein persönlicher Tipp beim Lesen ist eindeutig ein Gläschen Met (Honigwein), um noch mehr in die Geschichte abzutauchen. ;-)

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.05.2012
Zwitschernde Fische
Séché, Andreas

Zwitschernde Fische


sehr gut

Was kann man von einem Buch erwarten, dass den heiteren Titel „Zwitschernde Fische“ trägt?

Angelockt von den begeisterten Lesermeinungen zu Andreas Séchés Debütroman „Namiko und das Flüstern“ war schon fast klar, dass wir es hier nicht mit einer Satire o.Ä. zu tun haben, sondern sich dahinter ein philosophisches Buch verbirgt, dass aber auch durchaus das Prädikat „Märchen für Erwachsene“ verdient hat.

Wir lernen den schüchternen Yannis kennen, der auf Grund eines willkommenen Zufalls eine sehr alte und gemütliche Buchhandlung entdeckt und dort mit der eleganten Inhaberin Lio ins Gespräch kommt. Das abgelegene Geschäft mutet wie eine andere Welt an und Yannis ist sofort entflammt für die antike Atmosphäre und natürlich sein anmutiges Gegenüber. Gemeinsam teilen sie die Liebe zu Büchern und könnten scheinbar ewig über die Schriften vergangener Jahr(zehnt)e diskutieren.
Bei einem spontanen Besuch findet er den Laden allerdings leer vor und trifft stattdessen den furchtlosen Eyn dort. Lio muss dringend gefunden werden, doch dafür muss Yannis auf seine Fantasie vertrauen! Kann er seine Muse rechtzeitig finden?

Was nach der Inhaltsangabe wie eine schnöde Liebesgeschichte unter Bücherratten klingt, ist doch viel tiefgründiger und spielt sogar eigentliche eine eher untergeordnete Rolle.
Dafür muss man allerdings wissen, dass der Autor eigentlich ein Buch über Bücher geschrieben und demnach einige spannende Nebenschauplätze aus diesen verschiedenen Werken mit eingebunden hat. So müssen wir zum Beispiel erfahren, dass bekannte schriftstellerische Größen Lügner und Betrüger (sogar hinterhältige Mörder) waren und sich den Ruhm mit fiesen Tricks erschlichen haben. Die Leser dürfen sich auch auf ein eigenes Kapitel zu dem Aufbau eines Buches mitsamt Schmutztitel u.Ä. freuen, sowie dem Mysterium des ersten wichtigen Satzes eines fertigen Werkes. Diese literarischen Ausflüge sind auf wirklich poetische Weise in Yannis' Reise eingefügt und machen einfach Freude.

Ein Kritikpunkt ist bei mir aber, dass wir den Zauber der Stadt Athen leider nicht zu spüren bekommen. Andreas Séché hat für seinen zweiten Roman mit Bedacht diesen ehrwürdigen Boden, den Ursprung von Göttern und Mystik, gewählt, der damit eine optimale Grundlage für Lios und Yannis' Begegnung bietet, allerdings aber nicht genutzt wird. Die Fische hätten so auch in jeder anderen Stadt zwitschern können.
Damit wären wir wieder beim Titel, der im Zusammenspiel mit dem Cover-Kaninchen viel Raum für Interpretationsmöglichkeiten gibt und spätestens im letzten Abschnitt für ein Aha-Erlebnis sorgt.

Das was den Leser aber vermutlich am meisten bewegt, ist die Frage nach Realität und Fiktion. Wie viel sich davon vielleicht tatsächlich so zugetragen haben könnte, muss wohl jeder persönlich für sich selbst entscheiden. Ich für meinen Teil habe mich für die Variante der Traumwelt entschieden, doch ich werde Yannis' Abenteuer bestimmt noch ein zweites Mal lesen, um alle Details noch einmal besser auf mich wirken zu lassen und dann kann die Wirkung der Zeilen schon wieder ganz anders sein – so ist der Zauber der Literatur.

Das Buch sollte man am besten mit einem leckeren Lesetropfen (z.B. Tee) genießen und sich in Ruhe auf die vielen versteckten Hinweise einlassen, denn dann kann das verhältnismäßig kurze Buch zu einem langen Leseerlebnis reifen. :-)

Bewertung vom 27.05.2012
Das Geheimnis der goldenen Brücke
Kunz, Michael

Das Geheimnis der goldenen Brücke


ausgezeichnet

„Uhr bleibt steh'n, dann ist es schön, schön ist's nicht, wenn Glas zerbricht.“ (S.132)

Was es mit diesem vielsagenden Satz auf sich hat, kann ich leider nicht verraten, ohne inhaltlich etwas vorwegzunehmen, aber er soll auch nur beispielhaft dazu dienen, um die Kraft der Worte von Michael Kunz' Schreibstil hervorzuheben. Empfohlen ist das philosophische Werk nämlich für Kinder ab 10 Jahren und trotzdem hat der Autor auch bei diesem jungen Publikum nicht an seinem schriftstellerischen Können gespart und mich mit seiner Leichtigkeit, in die er die verschiedenen Thesen verpackt, überrascht. Dabei wirkt „Das Geheimnis der goldenen Brücke“ aber zu keinem Zeitpunkt kindisch oder simpel, sondern überzeugt vielmehr durch einen Protagonisten, der selbst im Alter von sieben Jahren schon über eine ausgesprochen tiefe Weisheit verfügt und statt mit Raufbolden lieber seine Zeit in der Natur mit seinem Freund „Baum“ verbringt.
Er grübelt über Dinge nach, die manche Menschen ihr ganzes Leben lang nicht hinterfragen und verkörpert mit seinem unbändigen Wissensdurst und seiner zugleich sensiblen Seite, die sich vor der Einsamkeit fürchtet, die beiden Extreme seiner Eltern in sich.
Mit Peters Mutter bin ich im ersten Teil zwar nicht besonders warm geworden, weil sie mir in einigen Szenen zu überheblich war, doch der Grundgedanke hinter ihren Aktionen ist doch ungemein wichtig in unserer heutigen Gesellschaft, da sie mit ihrem Herz für das Wohl ihres Kindes kämpft und bei Problemen nicht einfach weg schaut.

Kunz' Roman ist ein Paradebeispiel für ein Buch, welches man liest und danach so schnell nicht mehr vergisst. Es greift natürlich die Frage nach dem Sinn des Lebens auf und ruft die Leser dazu auf, die wertvollen Momente zu genießen und für den Augenblick zu leben. Es klingt so einfach und ist doch wahnsinnig schwer, weil uns heutzutage der Drang nach Macht und Anerkennung täglich mehr erdrückt und wir aus diesem Kreislauf nicht ausbrechen können – es sei denn, wir werden auf eindrucksvolle Weise darauf aufmerksam gemacht.

Viele kleine Geschichten, wie zum Beispiel die des Schmetterlings Vanessa, welche trotz der Warnung ihrer Mutter den Todesstreifen überfliegen möchte, um die duftenden Blüten auf der anderen Seite zu kosten, wechseln sich mit Peters Kapiteln ab und sprechen einige moralische Themen an, deren Verständnis für uns alle notwendig ist und auf diese personifizierte Weise unser Mitgefühl ansprechen.

Der kleine Peter, dem die eher unscheinbare Schatulle seiner Mutter (ein Geschenk zu seinem Geburtstag) mehr bedeutet, als sonstiger technischer Schnickschnack und der bodenständig seinen Weg geht, ist ein prima Vorbild für die kleinen Leser und Eltern sollten unbedingt mit ihren Sprösslingen gemeinsam seine wunderbare Reise verfolgen. Es ist eine Reise, bei der selbstverständlich auch Stolpersteine die kindliche Unbeschwertheit stören, doch am Ende bleibt der Blick auf ein erfülltes Leben auf das man stolz sein kann und glücklich auf das vollbrachte sein kann.
Das Geheimnis eben jener goldenen Brücke geriet durch einen interessanten Mittelteil bei mir fast schon in Vergessenheit und wurden nur durch die kursiv gedruckten Passagen, die von einem ominösen „ES“ gesprochen werden und teilweise bedrohlich und dann wiederum aufmunternd klingen, wieder in Erinnerung gerufen. Bis zum Schluss bleibt der Urheber dieser Zeilen ungewiss und überrascht dann mit seiner wahrlich göttlichen Identität. :-)

Bewertung vom 20.05.2012
Mord unter den Linden
Pieper, Tim

Mord unter den Linden


sehr gut

„Ich bin vielmehr der Einzige, der die Gefahr erkennt. Diese Fahrräder sind Ungetüme aus Stahl und Blech, die die Sittlichkeit untergraben.“ (S.20)

Es ist kaum zu glauben, aber im Berlin des 19.Jahrhunderts war diese Ansicht noch normal und Fahrradfahrer kämpften um Recht und Ansehen, um ihren Sport legal auf der Straße wie z.B. Unter den Linden ausführen zu dürfen, wobei sie bei den angesehenen Bürgern der Stadt allerdings auf taube Ohren stießen.

Dr. Otto Sanftleben gehört den Anhängern der neuen Zweiradkultur an und ist gleichzeitig sehr bewandert auf dem Gebiet der Erforschung von Körpersprache, mit dem Ziel Lügen zu entlarven, und damit eine wahre Bereicherung für die Polizei. Diese hat es gerade mit einem skrupellosen Mörder zu tun, der seine weiblichen Opfer nicht nur kreuzigt, sondern auch noch verbrennt. Gleichzeitig sorgen verschiedene politisch motivierte Anschläge für einigen Trubel im Deutschen Kaiserreich; da ist ein kühler Kopf gefragt, um den Durchblick zu behalten. Als Otto aber die Zeugin Rieke trifft, verliert er sein Herz an die geheimnisvolle Revueschauspielerin – kann er trotzdem noch erfolgreich die Ermittlungen unterstützen? Und welche Geheimnisse bergen die sittsamen Bürger von Berlin hinter verschlossenen Türen?

Als Berlinerin war es für mich sehr interessant, einen kleinen Einblick in die Hauptstadt zur Kaiserzeit zu bekommen und das Cover sorgt in Verbindung mit den bildlichen Beschreibungen des Autors für eine gute Möglichkeit, das Flanieren am Brandenburger Tor lebendig zu machen. Die Protagonisten überzeugen mit ihrem eigenen Charme und sind gleichsam in ihrer bewegenden und zum Teil sogar verstörenden Vergangenheit jeder ein Unikat, die auch nicht so einfach zu durchschauen sind.

Lediglich die politischen Hintergründe hätten für mich gerne nicht so viel Platz in dem historischen Krimi einnehmen müssen, doch irgendwie sind diese auch wieder eng verbunden mit dem eigentlichen Handeln, was eine klare Abgrenzung schwierig gemacht hätte, doch diese Informationen langweilten mich, was sie allerdings auch im Geschichtsunterricht schon taten, deswegen will ich dem Autor da mal keine Vorwürfe machen. ;-)

Rund 120 Jahre sind Ottos Abenteuer her, doch Tim Pieper hat uns ohne Mühe einen abwechslungsreichen Roman vorgesetzt und veranschaulicht, dass diese Zeit auch über einigen Unterhaltungswert verfügt.

Die Titelseite aus der Berliner Gerichtszeitung, die im vorderen Teil abgedruckt ist, möchte ich noch gerne erwähnen, da diese kleinen Details ein Buch immer zu etwas Besonderem machen und erst so richtig auf die jeweilige Epoche einstimmen. Allerdings würde ich mir vom emons Verlag wünschen, dass die Lücken zwischen den einzelnen Kapiteln etwas größer wären, da ich gleich darauf folgende Kapitel als störend empfinde.

Bewertung vom 20.05.2012
Brennen muss die Hexe
Koch, Sven

Brennen muss die Hexe


sehr gut

Der Gießenbier kommt und holt dich

Lemfeld steht kurz vor der Walpurgisnacht mit ihren feierlichen Festlichkeiten vor einer schier unlösbaren Situation. Die Stadt mit ihrer tiefreichenden und dramatischen Geschichte in der Hexenverfolgung wird von einem irren Mörder heimgesucht, der sich selbst als rechtmäßiger Nachfolger des damaligen Scharfrichters Gießenbier sieht und Frauen wie vor vierhundert Jahren auf Scheiterhäufen verbrennt. Kann die Polizei ihn aufhalten, bevor er ein Blutbad anrichtet?

„Es war der Moment, in dem er begriff, dass nicht jede alte Geschichte bloß eine alte Geschichte ist. Es war der Moment, in dem er den Verstand verlor.“ (S. 88)

Sven Koch hat es geschafft, mit Sätzen dieser Art, die er gerne als Cliffhanger an das Ende der Kapitel setzt, die Spannung kontinuierlich hoch zu halten und mich so auf dieser Ebene vollständig überzeugt. In Verbindung mit dem für die Gegenwart nicht mehr alltäglichem Thema der Hexenverbrennung war „Brennen muss die Hexe“ ein kurzweiliges und gelungenes Werk, was mich den Autor in guter Erinnerung behalten und ungeduldig auf den Folgeband warten lässt.

Gerne hätte ich aber noch mehr über die Wicca-Kultur erfahren, die mich in einigen Ansätzen eher an eine Sekte als an eine uralte Naturreligion erinnerte und mich in speziellen Ritualen oder auch Einstellungen eher abschreckte.

Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist die durchaus clevere Polizeipsychologin Alex, die durch den Tod ihrer Jugendliebe allerdings ein ziemlich undurchlässiges Schutzschild für Emotionen errichtet hat und dem Leser dadurch eher kühl und fremd bleibt. Trotz fieser kleiner Anmerkungen zu dem Vorgänger „Purpurdrache“, die mich sehr neugierig auf den Krimi gemacht haben, denke ich, dass Alex' persönliche Probleme auf Dauer etwas nerven könnten und gerade sie mit ihren Qualifikationen unnötig hemmen. Ich würde mir für sie und uns Leser wünschen, dass sie in ihrem nächsten Fall ein wenig mehr über ihren eigenen Schatten springen und besser mit der Vergangenheit abschließen kann, nichtsdestotrotz ist sie mir mit ihrem Post-it- und Ordnungstick sehr ähnlich, was für einiges Schmunzeln sorgte. :-)

Als Ausgleich für diese Passagen darf sich der Thriller-Fan aber auf zahlreiche Einblicke in die Lemfelder Chronik freuen, die mit den „Peinlichen Befragungen“ und zahlreichen Toten einen traurigen Höhepunkt erreicht hat. Foltermethoden, die in dem (fiktiven) SM-Szeneclub „Castle“ trotz Brutalität und schauerlichen Verletzungen großen Anklang finden, werden von dem Autor in guter Dosis präsentiert und sorgen bei zartbesaiteten Lesern bestimmt für ein wenig Unbehagen, doch nur so kann der Schrecken auch noch nach vierhundert Jahren weiterleben und den Wahnsinn der Hexenverfolgung aufdecken, die hier mit einer Mischung aus Historie und Thriller von mir sehr gute vier Sterne bekommt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.03.2012
Der Sandner und die Ringgeister / Kommissar Sandner Bd.1
Krause, Roland

Der Sandner und die Ringgeister / Kommissar Sandner Bd.1


gut

„Le coq est mort - Der Hahn ist tot“

Dieser französische Kanon hat schon viele Kinderaugen beim Singen strahlen lassen, doch wenn dann tatsächlich ein toter Hahn vor deiner Wohnungstür liegt, da vergeht dir das Lachen. Der Hausmeister vom Sandner musste dieses grausige Geschenk leider eben dort finden und wendet sich postwendend an seinen lieben Polizei-Nachbarn, allerdings hat der noch andere Probleme, die ihm den schönen Sonntagmorgen verderben – eine Leiche auf dem Friedhof bzw. auf dem Grab drapiert wie ein Kunstwerk. Joa was soll das, fragt man sich da.

Als Kind habe ich mit meinen Eltern sehr gerne Urlaub im Bayerischen Wald gemacht, doch mehr verbindet mich mit diesem Bundesland nicht und so ist mir die Mundart als Hauptstadtkind fremd und schlichtweg nicht geläufig.
In „Der Sandner und die Ringgeister“ hat der Autor aber auf 310 Seiten eine Hommage an eben jenen Dialekt geschaffen, der mir beinahe die Nerven geraubt hat. Der Schreibstil erinnert an eine Unterhaltung unter Ur-Bayern in einem Biergarten und so musste ich mich derart konzentrieren, dass ich weder zum Miträtseln Zeit hatte, noch richtiger Lesespaß aufkam. Trotz Wörterkunde am Schluss habe ich einfach keinen guten Leserhythmus gefunden und mich teilweise von Zeile zu Zeile arbeiten müssen, was durch Lesepausen noch anstrengender wurde. Hinzu kommt noch, dass der Autor auf Kapitel-Einteilungen oder größere Absätze verzichtet, wodurch mir das Buch an einigen Stellen schier endlos erschien und ich am liebsten gereizt aufgehört hätte.
Der Sandner ist nämlich ein sehr spezieller Zeitgenosse, der schon gerne grantig wird und seine Gedanken während einer Zeugenbefragung Achterbahn fahren, da muss man aufpassen, dass man nicht den Anschluss verpasst. Das letzte Drittel des Krimis ist aus meiner Sicht auch der stärkste Teil, weil es dort eben etwas geradliniger und zielgerichteter vorangeht und man nicht durch unnötige Einschübe aufgehalten wird. Die Handlung ist recht vielversprechend, vor allem der kleine Nachbarschaftsstreit ist eine Mischung aus Komik und Ernst, doch die Umsetzung muss man mögen, sonst wird das nichts.
Gern hab ich den Hauptkommissar trotzdem gewonnen, denn bei seinen brummigen Charakter hat er doch das Herz auf dem rechten Fleck und ist manchmal auch wirklich ein lustiger Gesell, der mich auch mit einigen Verständnisproblemen zum Schmunzeln bringen konnte. :-)

Roland Krause hat keinen gewöhnlichen Krimi geschrieben und wer spannende Ermittlungsarbeit gepaart mit Nervenkitzel sucht, kann nur enttäuscht werden, denn dafür rücken die Nebenhandlungen und Witzchen einfach zu sehr in der Vordergrund. Humorvolle Bayern oder eingefleischte Lokal-Krimi-Fans werden aber ihre Freude am Sandner haben und ein bisschen kann den Protagonisten sogar mit dem Franz Eberhofer von Rita Falk vergleichen, nur dass wir es hier mit einer etwas lokalpatriotischeren Form zu tun haben.

Von meiner eher gemischten Meinung möchte ich zukünftige Leser aber nicht von der Lektüre abhalten, sondern im Gegenteil dazu ermutigen, denn es sind zahlreiche interessante Charaktere zu entdecken und je nach Region variiert die vergebene Punktezahl wahrscheinlich enorm. Von mir gibt es daher leider nur sehr gute drei Sterne, aber liebe Grüße in den Süden von Deutschland. :-)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.03.2012
Flammenmond
Pax, Rebekka

Flammenmond


sehr gut

Während ihr Meister Julius Lawhead die Strafe für seinen Ungehorsam in einem verriegelten Sarg büßt, nutzen seine unsterblichen Anhänger Christina und Brandon die Zeit, um in dem Indianer-Reservat in Phönix auf den Spuren von Brandons Kindheit zu wandeln. Das unzertrennliche Vampir-Paar gerät allerdings schon bald in die Fänge des tot geglaubten Nathaniel Coe, der sein Recht auf Brandon fordert und dem Navajo zeigt, was es heißt, ein Vampir zweiter Klasse zu sein und das Martyrium damit seinen Lauf nimmt. Julius spürt die qualvollen Schmerzen seines Schützlings und beschließt, dem mächtigen Coe ein unmoralisches Angebot zu machen, was seine Liebe zu Amber auf eine harte Probe stellt.

„Septemberblut“ und „Flammenmond“ sind so verschieden wie Tag und Nacht. Erinnerte der erste Teil noch an einen Abklatsch von einer bekannten Vampir-Reihe, dessen Liebesbeziehung beinahe alles überschwemmte, so kann der Folgeband mit einer neuen Seite überzeugen.
Der erste Gefühlssturm der Protagonisten verebbt langsam und Amber wird sich im Klaren darüber, was es bedeutet einem Vampir die Treue zu schwören. Sie hinterfragt die steifen Regeln des Clans und lässt sich nicht mehr so einfach bevormunden, wagt sogar gefährliche Alleingänge, die ich dem Mädchen aus L.A. niemals zugetraut hätte.

Die Brutalität kennt in der Hitze der Wüste keine Grenzen und hat mich in ihrer Intensität und in ihren Einzelheiten etwas überrascht. Für zarte Gemüter sind diese Folter- bzw. Kampf-Szenen wirklich nicht geeignet und Kindern würde ich diese Stellen auch nicht zumuten wollen, doch sie haben sich eindrucksvoll in das Geschehen eingegliedert und für Action, Tempo und Spannung gesorgt. Coe ist als Gegner nicht zimperlich und Julius selbst wird in seiner ersten Mission als Meister auch härter, wie es eben seine Natur ist, wodurch diese Stilmittel notwendig waren, um die Abgrenzung zu seiner Liebe für Amber zu verdeutlichen.

Im letzten Drittel des Romans erfahren wir viel über den Sonnentanz als heiliges Indianer-Ritual, und die Ausführungen darüber waren sehr interessant. Die Zeremonie bringt nach der blutigen Metzelei wieder etwas Ruhe in die Geschichte, doch diese Passage hätte ohne weiteres gekürzt werden können!

Insgesamt war das eine wirklich gute, solide Leistung, die endlich mal wieder den Kern des Vampir-Mythos' in den Mittelpunkt rückt und mit der Rebekka Pax beweist, dass die Angst vor den Blutsaugern, die Jahrhunderte überlebt hat, nicht umsonst über Generationen aufrecht erhalten wird. Vampire sind keine Freunde, die lieb und nett durch die Nacht streifen und sich in hübsche Mädchen verlieben – es sind Raubtiere mit animalischen Instinkten, die nach Blut verlangen und das ist in „Flammenmond“ deutlich geworden.
Die Steigerung zum ersten Band ist enorm, obwohl ich wieder feststellen musste, dass diese Wesen der Nacht wohl nicht mehr zu meinen Lieblings-Kreaturen in der Fantasy-Literatur werden – das ständige Beißen und Jagen ist doch auf Dauer etwas eintönig.
Dieses Buch ist zwar durchaus als eigenständiges Werk zu sehen und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, allerdings war ich an einigen Stellen froh, genügend Hintergrundwissen über die strengen Vorschriften und Rituale zu kennen. Wem der erste Band also nicht gefallen hatte (ich zähle mich dazu) sollte der Autorin auf jeden Fall noch eine zweite Chance geben – es lohnt sich!
Rebekka Pax hat vielleicht keine Reihe für romantische Teenies geschrieben, doch davon gibt es mittlerweile auch eindeutig genug!

Bewertung vom 22.03.2012
Die Eifelgräfin
Schier, Petra

Die Eifelgräfin


ausgezeichnet

Elisabeth von Küneburg ist der Stolz ihres Vaters - wohlerzogen, wunderschön und mit einem Edelmann verlobt - doch eine drohende Familienfehde zwingt das Oberhaupt dazu, seine Tochter bei Freunden in Sicherheit zu bringen. Auf Burg Kempernich macht sie Bekanntschaft mit der Magd Luzia und durch ihr sonniges Gemüt entwickelt sich schnell eine innige Freundschaft zwischen den Frauen. Ganz und gar nicht freundlich ist dagegen das Treffen mit dem Ritter Johann von Manten, der sie mit seinem ungehobelten Temperament fast aus der Fassung bringt. Als dann aber Elisabeths Verlobter völlig überraschend verstirbt, muss sie sich Gedanken um einen geeigneten Nachfolger machen - doch eins weiß sie bestimmt: niemals schenkt sie ihr Herz Johann von Manten.

Ein bisschen geärgert habe ich mich darüber, dass ich "Die Gewürzhändlerin" vor "Die Eifelgräfin" gelesen habe, denn so wusste ich natürlich schon, wer die Geschichte überlebt und ob es ein Happy End zwischen den Streithähnen gibt. Nichtsdestotrotz war es wieder sehr unterhaltsam und ich habe mich keineswegs gelangweilt - dazu ist das Leben auf Burg Kempenich auch schlichtweg zu ereignisreich.

Die Pest darf in einem Roman des 14.Jahrhunderts natürlich nicht fehlen und so müssen wir um unsere liebgewonnenen Charaktere bangen, denn auch vor den dicken Mauern einer Festung macht das tückische Bakterium nicht halt und rafft die Menschen qualvoll dahin. Die schrecklichen Symptome sind hinlänglich bekannt und doch habe ich die Seiten mit Abscheu und zugleich Faszination verschlungen. Die teilweise verzweifelten Versuche die Krankheit aufzuhalten und hilflose Bemühungen, um es den Sterbenden in ihren letzten Atemzügen aus Loyalität ihnen gegenüber möglichst angenehm zu machen und sich dabei selbst zu infizieren, lassen uns mit dem heutigen Wissensstand nur den Kopf schütteln. Neu war für mich, dass es einigen glücklichen Seelen vergönnt war, diese unsagbare Krankheit zu überstehen und so gottesfürchtig wie die Menschen in der Eifel damals waren, wirkt es wie ein Geschenk des Himmels.

Bei dem Schreibstil konnte mich der typische Schier-Stil mit seiner Leichtigkeit und Bildhaftigkeit wieder komplett überzeugen und ich musste mich fast ein bisschen bremsen, um nicht durch das Buch zu rasen.

Positiv bemerken muss ich noch, dass wir weiblichen Leser uns nicht mit ewigen Macht- oder Schwertkämpfen auseinandersetzen müssen, sondern einfach einen angenehmen Nachmittag mit einer leichten und doch historisch vielschichtigen Lektüre genießen können. "Die Eifelgräfin" mutet fast wie ein mittelalterliches Märchen an, bei dem sich die schöne Burggräfin mit Hilfe ihres mutigen Ritters gegen einen gemeinen Feind (ihren Onkel) verteidigen muss. :-)

Petra Schier ist es wirklich gelungen, mein Interesse für historische Romane neu zu entfachen!

Bewertung vom 20.03.2012
Septemberblut
Pax, Rebekka

Septemberblut


weniger gut

In Los Angeles' Untergrund tobt ein Kampf der Vampir-Clans. Der mächtige Meister Gordon rüstet seine Truppe mit wilden Jungvampiren auf, die Jagd auf menschliches Blut machen und sich nicht scheuen, zu töten - damit ruft er öffentlich zum Angriff. Nur ein magisches Messer kann ihn und seine Untertanten aufhalten. Der gefürchtete Vampirjäger Frederik ist der Träger dieser einflussreichen Reliquie und starb, bevor seine Verfolger ihm das Versteck der Waffe entlocken konnten. Er hat seine Schwester Amber als Adeptin auserwählt, die aber noch nichts von ihrer neuen Gabe weiß. Julius Lawhead hat von seinem Meister den Auftrag bekommen, sie zu seiner Dienerin zu machen, um Gordon das Handwerk zu legen.

Mit Vampiren kann man als Autor gerade wunderbar auf den erfolgreichen „Twilight“-Hype aufspringen und jung und alt mit diesen nachtaktiven Kreaturen begeistern. Mich selbst kann man in dieser Hinsicht nur mit dem Original Dracula überzeugen, jedoch nicht mit seinen liebestrunkenen Vertretern. Meine Erwartungen bei „Septemberblut“ waren demnach relativ gering und so wurde ich wenigstens in dieser Hinsicht nicht enttäuscht.

Bei der Lektüre stellt man schnell fest, dass die Beziehung zwischen Amber und Julius einen großen Raum einnimmt, doch schon der Beginn dieser Liebe ist in meinen Augen schlichtweg unglaubwürdig. Innerhalb weniger Stunden werden aus Fremden, zwei Menschen, die nicht mehr ohne einander leben wollen und besonders Amber vertraut beinahe blind Julius' Versprechen, obwohl er sie heimlich zu seiner Dienerin macht, ihre Gedanken beeinflusst und natürlich von ihr trinkt. Der Ärger über dieses Verhalten verfliegt aber in Sekundenschnelle und nicht einmal der dominante, zum Teil sogar herrische Tonfall ihres „Geliebten“ kann ihre Gefühle ins Wanken bringen.

Die Rangordnung und damit einhergehend auch der Gehorsam werden sowieso sehr in den Fokus gestellt und bereiten dem Protagonisten schon bald Probleme. Allerdings werden durch diese Szenen mit unterwürfigen Gesten die stolzen und starken Vampire für meinen Geschmack ins Lächerliche gezogen. Einige Gebaren erinnern zu deutlich an Hunderudel und werden durch häufige Wiederholungen etwas zäh und langweilig.

Für die Autorin ist L.A (laut Danksagung) zu einer zweiten Heimat geworden, doch ich finde diesen Schauplatz nicht unbedingt gelungen und habe auch nicht den Charme der Region gespürt. Die Straßen und der Sunset Boulevard hätten für eine Ortskundige gerne mit mehr Liebe zum Detail vorgestellt werden könne, obwohl Deutschland als Ort des Geschehens vielleicht sogar noch origineller gewesen wäre. Lediglich der „Hollywood Forever Cemetry“ - Friedhof und Julius' Ruhestätte – haben mich neugierig gemacht.

Die Bewertung ist mir ziemlich schwer gefallen und ich muss gestehen, dass ich diesen Roman wahrscheinlich nicht zu Ende gelesen hätte, wenn nicht der Nachfolger schon auf meine Rezension warten würde.
Trotz vieler Klischees, die aber bei der Fülle an vergleichbaren Büchern schwer zu umgehen sind, hat mir der Clan der Leonhardts besser gefallen als Edward Cullen und seine Familie, was für eine deutsche Autorin vielleicht im Endeffekt doch noch ein Kompliment ist. :-)
Auf „Flammenmond“ bin ich dennoch gespannt und hoffe auf viele vampirwürdige Gegner mit reichlich Action, denn die Brutalität der Folterszenen und die heftigen Duelle standen im guten Kontrast zu dem schnulzigen Pärchen. ;-)