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Benutzername: 
Sabine
Wohnort: 
Köln
Über mich: 
https://buchmomente.blogspot.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 410 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2015
Das Lachen und der Tod
Webeling, Pieter

Das Lachen und der Tod


ausgezeichnet

Ich war skeptisch, wie es gelingen soll, Humor und Lachen mit dem Thema Tod und KZ zu verknüpfen - trotz der vielen guten Rezensionen, die ich gelesen hatte. Doch ich bin begeistert, wie der Autor diese Gratwanderung geschafft hat.
Das Buch ist keine leichte Kost, und oft musste ich innehalten, um Gelesenes sacken zu lassen. Schonungslos und ehrlich schildert Pieter Webeling die Lebensumstände der Gefangenen im KZ, den grausamen Alltag in diesem unfassbaren und unvorstellbaren Leid, den unglaublichen Schmerz und Hunger und den täglichen Kampf ums pure Überleben. Dabei ist die Geschichte nicht reißerisch aufgemacht, sondern ehrlich und glaubhaft, vor allem aber respektvoll den Gefangenen gegenüber.
In dieses Elend gerät der niederländische Komiker Ernst Hoffmann, der zunächst genau wie alle anderen versucht zu überleben. Doch schon bald erkennt er, wie wichtig Hoffnung ist, das nur sie die Menschen überleben lässt und beginnt, das zu tun, was er am besten kann – nämlich seinen Mitgefangenen Witze zu erzählen.
Ein schwieriges Thema. In einem solch grausamen Szenario, Witze zu erzählen, diese durchaus sarkastisch und zynisch, und damit die Mitgefangenen zum Lachen zu bringen, erscheint zunächst geschmacklos – schon bald aber merkt man beim Lesen, dass es das gar nicht ist – ganz im Gegenteil. Jedes Glitzern in den abgestumpften Augen macht Mut, jedes Lachen befreit und gibt wieder Hoffnung und Zuversicht, das Ganze doch irgendwie überleben zu können. Ich finde, der Autor hat diese Gratwanderung zwischen Lachen und Tod, zwischen Humor und Hoffnungslosigkeit wunderbar gelöst und in einer für mich glaubhaften und authentischen Art rübergebracht. Die dabei eingestreute Liebesgeschichte wirkte für mich zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt oder unglaubwürdig, hat doch auch sie gezeigt, unter welchen Umständen die Menschen leben und leiden mussten, wie viel Kraft aber die Liebe und auch der Glaube geben kann.
Das Buch liest sich sehr flüssig, durch einen zwar einfachen, dennoch aber auch eindringlichen Schreibstil, der unverblümt beschreibt und schonungslos schildert – und mich dadurch sehr berührt hat. Zwar musste ich immer wieder das Buch beiseitelegen, um Gelesenes zu verdauen, lange war diese Pause aber nie, denn ich wollte wissen, wie es weitergeht. Gleich zu Beginn des Buches erfährt man als Leser, dass Ernst Hoffmann überlebt – und für mich war das auch gut so, denn sonst hätte ich nicht gewusst, ob ich all das Gelesene hätte aushalten können. So aber wollte ich wissen, wie Ernst das grausame Szenario überleben konnte.
Auch wenn das Lesen nicht immer einfach war, bin ich doch froh, auf dieses beeindruckende Buch gestoßen zu sein und in einer zwar schonungslosen, dennoch aber auch Hoffnung schenkenden Geschichte wieder etwas mehr über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte gelernt zu haben.

Mein Fazit
Schonungslos und ehrlich, aber auch Mut machend und Hoffnung schenkend – so habe ich diese Geschichte des Komikers Ernst Hoffmann empfunden, der im Jahre 1944 nach Polen deportiert wird. Das Thema „Lachen und Tod“ ist sicherlich brisant, ich finde aber, der Autor hat diese Gratwanderung zwischen Hoffnungslosigkeit und Humor wunderbar gelöst. Ein großartiges Buch über das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte – grausam und schonungslos, dennoch aber auch liebevoll und herzlich. Von mir gibt es volle 5/5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.04.2015
Die Nacht der Frauen
Maybach, Katja

Die Nacht der Frauen


sehr gut

Ich muss zugeben, dass ich keine Erwartungen hatte, als ich diesen Roman angefangen habe zu lesen – ich wusste nur, dass mich die Autorin mit anderen Büchern schon überzeugen konnte. Und schon nach wenigen Seiten war ich drin in der Geschichte, in der es um eine tiefe Freundschaft zwischen zwei Frauen geht, um eine Liebe, die nicht sein darf und um ein Familiengeheimnis, das lange im Verborgenen lag.
Schon der Einstieg in die Geschichte ist interessant und sofort war ich gefangen von der Geschichte um Dalia, die nach 20 Jahren in ihre Heimatstadt zurückkehrt, weil ihr Vater schwer erkrankt ist, den sie aber seit 20 Jahren weder gesehen noch gehört hat, weil sie ihn für den Selbstmord der Mutter verantwortlich macht. Durch Zufall entdeckt sie alte Briefe, die eine Geschichte erzählen, die sie nicht kennt, Briefe, die auf vieles ein ganz neues Licht werfen.
Geschickt hat die Autorin es geschafft, den Handlungsstrang der Gegenwart mit dem der Vergangenheit zu verknüpfen und weiß man zunächst nicht, wohin die Geschichte führen wird, entwirren sich nach und nach die Fäden. Dabei sind beide Handlungsstränge – sowohl der in der Gegenwart, als auch der im Jahr 1939 – interessant und fesselnd; vor allem aber habe ich mit Leah und Irene, den beiden Protagonistinnen der Vergangenheit, mitgefiebert und gelitten. Zwar habe ich ab einem gewissen Punkt geahnt, wie die Geschichte verlaufen wird, dennoch aber war ich gefesselt und konnte das Buch kaum aus der Handlung legen.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und lässt sich flüssig lesen. Dabei hat mir vor allem gefallen, dass sie immer wieder die genau passende Stimmung und Atmosphäre für die verschiedenen Situationen schafft, so dass ich mich wirklich gut in das Geschehen hineinversetzen konnte.
Die Charaktere fand ich sehr gut gezeichnet – gefallen haben mir vor allem Irene und Leah in der Vergangenheit, zwei außergewöhnliche Frauen, die nicht nur eine ungewöhnliche Freundschaft verbindet, sondern die sich nicht scheuten, Entscheidungen zu treffen, die ihr weiteres Leben nachhaltig beeinflussen. Dabei zeigt sich der wahre Charakter beider Frauen wirklich erst im Verlauf der Geschichte, und war ich zunächst geneigt, die beiden zwar sympathischen Frauen als ein wenig oberflächlich und naiv abzustempeln, habe ich mein Urteil doch revidieren müssen – denn ich habe großen Respekt vor den Entscheidungen, die sie treffen mussten, ohne Rücksicht auf sich selber oder andere Verluste. Auch Dalia in der Gegenwart war mir sympathisch, und auch sie entwickelt im Verlauf der Geschichte eine ungeahnte Stärke, die ich ihr am Anfang gar nicht zugetraut hätte.
Den Rahmen der Geschichte fand ich vielleicht ein wenig konstruiert – Dalia, die sich bereit erklärt, für ihren kranken Vater Dokumente zusammenzusuchen, obwohl sie ihn doch seit über zwanzig Jahren weder gehört noch gesehen hat und das eigentlich auch nicht ändern wollte. Und auch das erste Treffen zwischen Tochter und Vater schien mir wenig realistisch – ich hätte gedacht, dass es ganz anders verlaufen wäre, schließlich trägt Dalia ja viele Vorwürfe gegen ihren Vater mit sich herum. Aber auch wenn ich diesen Teil der Geschichte sehr konstruiert fand, hat es mich aber nicht so sehr gestört, dass mich der Rest nicht trotzdem begeistern konnte und ich nicht richtig abtauchen konnte in die mich fesselnde Geschichte im Jahr 1939.
Das Buch hat mich wirklich von der ersten Seite an gepackt, der Autorin ist es gelungen, die Spannung durchweg zu halten – und selbst als das „große Geheimnis“ gelüftet ist, bleibt die Geschichte fesselnd und bietet ein zwar ungewöhnliches, aber sehr passendes Ende.

Bewertung vom 28.03.2015
Der Geiger
Borrmann, Mechtild

Der Geiger


ausgezeichnet

Cover und Titel haben mir total angesprochen und irgendwie habe ich damit eine ruhige Geschichte verbunden. Doch es kam ganz anders: schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt und konnte das Buch nicht aus den Händen legen.
Zwar geht es in dem Buch um den Geiger Ilja Grenko, doch ist das Buch eher ein Thriller als eine ruhige Geschichte. Nach einem Konzert wird Ilja Grenko im Jahr 1948 verhaftet – doch seiner Familie wird gesagt, er sei geflohen. Doch nicht nur Ilja ist verschwunden, sondern auch seine wertvolle Stradivari. Und das hat löst eine ganze Kette von Ereignissen aus, die bis ins Jahr 2011 reichen.
Das Buch hat mich direkt von der ersten Seite an packen können – und die Autorin hat es geschafft, die Spannung auch bis zum Schluss zu halten. Das liegt sicherlich auch an den Zeitsprüngen, denn es gibt drei Handlungsstränge: den von Ilja und seiner Frau in der Vergangenheit und einen in der Gegenwart, in dem der Enkel Sascha versucht, Licht in die damaligen Ereignisse zu bringen. Und jeder Handlungsstrang hat seinen eigenen Reiz – stets wollte ich wissen, wie es weitergeht und konnte das Buch einfach nicht aus der Hand legen.
Dabei ist die Geschichte keine leichte Kost, oft bedrückt sie mich, gerade bei dem, was in Russland passiert. Und so langsam zeichnet sich beim Lesen auch ab, was genau eigentlich damals passiert ist und vor allem warum. Die Zusammenhänge sind sehr komplex und man muss sich schon konzentrieren beim Lesen, das aber hat dem Lesespaß keinen Abbruch getan.
Der Schreibstil von Mechthild Borrmann ist gut zu lesen, klar und prägnant ohne Schnickschnack oder Schnörkel. Das hat sehr gut zur Geschichte gepasst, die insgesamt eine bedrückende, dunkle Atmosphäre hat und die ich gut habe spüren können. Auch die Charaktere sind sehr gut gezeichnet, ich habe – gerade bei Ilja – seinen Schmerz und seine Verzweiflung spüren können, aber auch die Schuld bei seiner Frau Galina, ihre Ahnungslosigkeit und dann das böse Erwachen. Die Gefühle der Protagonisten sind greifbar und nachvollziehbar, so treffend sie die Charaktere gestaltet. Nur mit Sascha habe ich mich etwas schwerer getan, nicht weil er unsympathisch ist, einfach weil ich niemals selber so handeln würde – dennoch aber habe ich auch ihn gerne begleitet.
Da die russischen Namen schon etwas gewöhnungsbedürftig waren, hat mir das Personenverzeichnis sehr gut geholfen – besser aber hätte ich gefunden, wenn es an den Anfang gestellt worden wäre. Denn am Ende wird es bestimmt von vielen Lesern übersehen und ist so dann nicht hilfreich.
Das ist aber nur ein kleiner Kritikpunkt und ich werde mich auf jeden Fall nach weiteren Büchern der Autorin umschauen.

Mein Fazit
Ein spannender und fesselnder Roman, der in die 40er Jahre nach Russland entführt, in denen Ungeheuerliches passiert und was eine Kette von Ereignissen auslöst, die bis ins Jahr 2011 reichen. Spannend von der ersten Seite an, mit einem klaren und schnörkellosen Schreibstil schafft die Autorin eine ganz besondere Atmosphäre – ich auf jeden Fall konnte mich ihr nicht entziehen und habe das Buch in einem Rutsch durchgelesen. Und trotz der Kürze ist es eines der Bücher, die noch nachhallen. Von mir gibt es 4,5/5 Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.03.2015
Gloria und die Liebenden von Verona
Klaus, Marlene

Gloria und die Liebenden von Verona


sehr gut

Sucht man einen kurzweiligen Roman für zwischendurch, mag Krimis, in denen es eher unblutig zugeht und wo die Suche nach dem Täter noch den Mittelpunkt bildet, dann sollte man sich diesen viktorianischen Krimis mal anschauen.
Der Einstieg in die Geschichte gelingt mühelos. Durch die anschauliche Erzählweise ist man direkt mittendrin im Geschehen und in der viktorianischen Zeit. Man wird Zeuge, wie die Postkutsche, in der Lady Gloria mit ihrer Großtante Lady Josephine nach Verona reisen, von einer jungen Italienerin aufgehalten wird: Ein Mord sei geschehen und ihr Verlobter sei nun flüchtig. Sie bittet Gloria um Hilfe – sozusagen von Frau zu Frau – und da kann Gloria das spionieren natürlich nicht lassen.
Die Charaktere sind sehr liebevoll gestaltet, sofort habe ich Gloria und ihre Großtante Josephine ins Herz geschlossen. Beide sind nicht nur charmant, sondern auch pfiffig und nicht auf den Mund gefallen, besitzen aber das Talent, ihren Willen anderen geschickt unterzujubeln. Ihre Dialoge sind witzig und humorvoll, außerdem schaffen sie es immer wieder, ihre Reisebekanntschaften um den Finger zu wickeln und sie im wahrsten Sinne des Wortes zu veräppeln. Die Männer kommen im Buch leider nicht so gut davon – sie sind zwar nicht unsympathisch, wirken aber oft tollpatschig und unstrukturiert – gerade auch bei den Ermittlungen; gut, dass Gloria da die Führung an sich ziehen kann.
Die Geschichte entwickelt sich zügig weiter, es tauchen neue Personen auf, Indizien werden gefunden und zu keinem Zeitpunkt wird es beim Lesen langweilig. In klassischer „Whodunnit“-Manier wird dann natürlich auch der Täter gestellt – nur nicht von der örtlichen Polizei, die sich bei den Ermittlungen sehr im Hintergrund hält, sondern von Gloria, die einfach ein gutes Gefühl für Situationen und Menschen besitzt und vielleicht auch genug Krimis gelesen hat, um den Täter letztlich zu finden und zu stellen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm, passt zur damaligen Zeit und ist sehr lebendig, humorvoll und spritzig. Schön fand ich die Beschreibungen von Verona, die aber nicht als langatmige Vorstellung verschiedener Lokalitäten erfolgt, sondern anhand eines klassischen Stadtrundganges mithilfe eines auch heute noch bekannten Stadtführers.
Leider ist das Buch nur sehr kurz, der Fall rasch gelöst und schon nach kurzer Zeit ist der Lesespaß vorbei. Zum Schluss hat man aber den Eindruck, dass sich eine zarte Liebelei anbahnt – außerdem lassen die letzten Sätze und Worte an eine Fortsetzung denken. Ich auf jeden Fall würde mich freuen!

Mein Fazit
Ein unterhaltsamer und sehr kurzweiliger Krimi, der zur viktorianisches Zeit in Verona spielt und den Leser in eine andere Zeit und Welt entführt. Durch den sehr lockeren Schreibstil fliegen die Seiten nur so dahin, außerdem macht es Spaß, den sympathischen Protagonisten beim Ermitteln über die Schulter zu schauen. Sicherlich kein Roman, der lange nachhallt, aber dafür einer, der bestens unterhält und schöne Lesestunden schenkt. Von meiner Seite gibt es 4/5 Sterne.

Bewertung vom 28.03.2015
Kaffeeklatsch mit Goldfisch
Marcus, Martha Sophie

Kaffeeklatsch mit Goldfisch


sehr gut

Das bunte Cover und der lustige Titel lassen an einen heiteren Frauenroman denken – und ich will nicht abstreiten, dass sich eine heitere Note durch das ganze Buch zieht, aber es werden auch ernstere Töne angeschlagen. Und gerade diese Mischung hat mir wirklich gut gefallen.

Es geht um Freundschaft und gescheiterte Beziehungen, um tragische Vergangenheiten und finanzielle Nöte – oft sind es Alltäglichkeiten, die beschrieben werden, und gerade das lässt die Geschichte sehr echt wirken – wie aus dem Leben gegriffen.

Die einzelnen Charaktere sind alle liebevoll gezeichnet, keine der so unterschiedlichen Frauen ist perfekt, jede hat ihr Päckchen zu tragen, jede hat sowohl gute als auch nicht so positive Seiten – aber auf ihre jeweils eigene Art und Weise sind sie mir alle sympathisch. Gerade die Apothekerin Antonia, die nicht nur um die Existenz ihrer Apotheke kämpfen muss, sondern sich auch der Liebe ihres Mannes unschlüssig ist, fand ich sehr sympathisch - sie ist mir direkt ans Herz gewachsen und mit ihr habe ich richtig mitgelitten. Aber auch die anderen Figuren waren liebenswert – jede auf ihre eigene Art. Lediglich bei der schüchternen Carolin und der zugeknöpften Ärztin Frau Dr. Kosewitz hat die Autorin für meinen Geschmack etwas tief in die Klischeekiste gegriffen – das aber konnte ich verschmerzen und habe die unterschiedlichen Frauen trotzdem gerne begleitet.

Der Schreibstil ist sehr angenehm und lässt sich flüssig lesen. Es ist eine gelungene Mischung aus Beschreibungen und Dialogen, so dass die Geschichte sehr lebendig ist und eine herzliche Atmosphäre entsteht, in der ich mich sehr wohl gefühlt habe. Gerade die skurrile Situation des Kaffeklatsches in einem überfluteten Haus hat mir sehr gefallen – so ernst die Situation auch gewesen ist, musste ich hier doch oft schmunzeln, weil ich die ganze Szenerie vor Augen hatte – mitsamt Gummistiefeln, Schlange und Goldfisch. Aber so schlimm die Situation auch war, hat sie doch dazu geführt, dass sich die Frauen näher kennengelernt haben, sie Verständnis für den anderen entwickelten und sie Dinge auch mal mit anderen Augen sehen konnten.

Nicht so gut gefallen hat mir der Schluss des Buches – der war zu plötzlich und abrupt. Zwar finde ich die Idee schön, nochmal einen Blick auf die Protagonistinnen zu werfen, nachdem ein Jahr vergangen ist, aber mir war dieser Blick einfach zu kurz und ich hätte mich über ein paar mehr Seiten sehr gefreut. Vielleicht aber wird es noch ein weiteres Buch über die so unterschiedlichen Frauen geben, in dem wir dann erfahren, was aus ihnen geworden ist – mich würde es auf jeden Fall freuen.

Mein Fazit
Das bunte Cover und der witzige Titel lassen einen an einen heiteren Frauenroman denken, doch geht es durchaus auch um ernste Themen, die in dem kurzweiligen und unterhaltsamen Buch eine Rolle spielen. Die Charaktere sind wie aus dem Leben gegriffen, der Schreibstil flott und flüssig zu lesen. Einzig das Ende kam ein wenig plötzlich und abrupt, hier hätte ich mir ein paar mehr Seiten gewünscht. Ich habe die unterschiedlichen Frauen aber gerne bei ihrem Kaffeklatsch begleitet – und tatsächlich spielt hier ein Goldfisch auch eine Rolle.

Bewertung vom 28.03.2015
Liebe auf drei Pfoten
Blum, Fiona

Liebe auf drei Pfoten


sehr gut

Ein tolles Buch, das zwar sehr leise ist und in dem gar nicht so viel passiert, das dafür aber umso mehr berührt und bei mir ein gutes Gefühl im Bauch zurückgelassen hat.

Der Einstieg in die Geschichte beginnt sehr gemächlich. Man lernt die junge Federica kennen, die die Menschen eher scheut und sich lieber in Bücher vertieft und in deren Geschichten abtaucht, aber auch ihre Nachbarn, ihre wenigen Freunde und andere Menschen aus ihrem Viertel etwas abseits vom quirligen Rom, in dem sie wohnt. Es war interessant, die Menschen kennenzulernen, auch wenn nicht wirklich viel passiert, aber ich mochte den ruhigen, poetischen Schreibstil, mit dem ich mich sehr wohl gefühlt habe und in dem immer wieder Sätze aufgetaucht sind, die mich haben innehalten lassen.

Als dann der kleine verletzte dreibeinige Kater in Federicas Leben auftaucht, ändert sich einiges für sie: nicht nur pflegt sie ihn und trägt die Verantwortung für ihren neuen Freund, auch scheint sich ihr bisheriges, eher ruhiges Leben zu verändern – als ob der Kater einen Schalter umgelegt hat und so einige Veränderungen in Gang bringt. Federica entdeckt ganz neue Seiten in ihrem Leben, die sie sehr zu schätzen lernt und die ihr neue Lebensfreude schenken.

Ich mochte Federica von der ersten Seite an – mit ihrer zurückgezogenen Art und ihrem Verantwortungsgefühl habe ich sie sofort ins Herz geschlossen. Sie ist eine ruhige Person, die nicht gerne im Mittelpunkt steht, hat aber dafür so liebenswerte Seiten, die sie sympathisch und zu einem außergewöhnlichen Menschen machen. Um diese zu entdecken, muss man sie aber erst kennenlernen – das braucht zwar ein bisschen Zeit, dafür wird man dann aber auch belohnt. Auch die anderen Charaktere des Buches sind alle liebenswert gezeichnet. Es gibt keine Stereotypen, jede Figur hat Ecken und Kanten, die sie authentisch und liebenswert werden lassen, jeder hat eine eigene Geschichte, die einen manche Verhaltensweise verstehen lassen. Selbst in die Gedankenwelt des kleinen Katers erhascht man hier und da mal einen Blick – und es ist fantastisch, was sich damit offenbart.

Die ganze Geschichte ist liebevoll gestaltet, es geht um die Kraft der Freundschaft, die Freude am Leben und den Glauben an die Liebe. Dabei wird es aber zu keinem Zeitpunkt kitschig, vielmehr berührt die Geschichte und hat mich mitten ins Herz getroffen. Es ist eine für mich so etwas wie eine „Hommage an das Leben“, ein Buch, das zufrieden macht und ein gutes Gefühl im Bauch hinterlässt. Ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt, habe Federica gerne begleitet und oft ein Lächeln auf meinen Lippen verspürt. Auch wenn das Buch eher ruhig ist und die Geschichte sich langsam und zart entwickelt, ist sie lesenswert, denn in ihr verstecken sich so viel Weisheit und Lebensfreude, die ich beim Lesen spüren konnte und die auch nach Beenden des Buch noch ein zufriedenes Gefühl bei mir hinterlassen hat.

Mein Fazit
Eine ruhige und leise Geschichte über die Kraft der Freundschaft und die Liebe zum Leben, die berührt und bei mir noch lange nachhallt. Eine sympathische Protagonistin und ein angenehm zu lesender, sehr poetischer Schreibstil machen die Lektüre zu einer wahren Wonne. Ich habe mich in der Geschichte sehr wohl gefühlt und würde sie allen, die auch ruhige Bücher zu schätzen wissen, auf jeden Fall empfehlen. Von meiner Seite vergebe ich gute 4/5 Sternen.

Bewertung vom 22.03.2015
Schuld war Elvis
Salentin, Rebecca Maria

Schuld war Elvis


weniger gut

Der Klappentext versprach eine turbulente Familiengeschichte, so dass ich neugierig war auf das Buch, auch wenn mich Titel und Cover nicht richtig angesprochen haben.
Doch schon der Einstieg in die Geschichte gestaltete sich für mich schwierig – denn die Familie, um die es geht, ist groß – und ich hatte als Leserin das Gefühl, alle Mitglieder schon auf den ersten Seiten kennenlernen zu dürfen. Prompt wurde mir auch klar, warum ein Stammbaum der Familie Hunger und Apelstejn beigefügt ist – bei einer Familiengröße von über 40 Personen und doch zum Teil sehr eigenwilligen Namen war ich froh, hier immer mal wieder nachschauen zu können, um wen es gerade eigentlich geht.
Dabei ist mir die Großfamilie nicht unsympathisch, nur gibt es zu jedem eine Anekdote – und ich glaube, es gibt kein Familienmitglied, dem nicht irgendetwas Skurriles oder Merkwürdiges passiert ist. Ich fühlte mich leider gleich schon zu Anfang erschlagen von all den kleinen netten Geschichtchen und Anekdoten und zurück blieb das Gefühl, dass jeder mit jedem irgendwie verbandelt zu sein scheint.
Eigentlich dachte ich ja, Hebron sei die Protagonistin, ein junges Mädchen, das sich auf die Suche nach ihrem Vater macht. Doch zunächst ist es ihre Mutter Meggy, die den Mittelpunkt der Geschichte bildet – woher sie kommt, was sie selber alles erlebt hat, Zwistigkeiten in der Familie und natürlich, warum sie zwar fünf Kinder, aber keinen Mann hat und jedes Kind einen anderen Vater zu haben scheint. Ihre Tochter Hebron taucht in den ganzen Geschichten zwar immer wieder auf, aber erst in der zweiten Hälfte des Buches wird sie dann zur Protagonistin – nämlich als sie sich dann auf den letzten 150 Seiten des Buches endlich nach Israel aufmacht, um ihren Vater zu finden.
Ich gebe zu, große Probleme mit der Erzählweise der Autorin gehabt zu haben – doch was mir nicht gefallen hat, mag für andere ein grandioser Erzählstil zu sein. Es sind so viele Geschichtchen und Anekdoten zu den einzelnen Personen, dass ich den roten Faden des Buches kaum finden konnte – und hatte ich ihn dann einmal gepackt, drohte er schon direkt wieder, verloren zu gehen, denn die Autorin kommt beim Erzählen wirklich vom Hölzchen aufs Stöckchen. Dabei ist der Schreibstil modern und sehr lebendig, nur die oft langen und verschachtelten Sätze haben meinen Lesefluß gestört und das Lesen nicht unbedingt flüssig gemacht.
Dafür hat die Autorin wirklich sehr viel Phantasie – und genauso ist auch die Familie gestaltet. Hier kann von Stereotypen wahrlich nicht geredet werden, denn jede Figur hat eigenen eigen Kopf mit guten und schlechten Seiten, mit Ecken und Kanten. Dadurch wirkt die Großfamilie sehr quirlig und lebendig und scheint mit einem überbordenden Lebenshunger ausgestattet zu sein. Dennoch bin ich weder mit Meggy noch mit Hebron – wenn ich die beiden mal als Protagonisten nennen möchte - richtig warm geworden – sie sind mir zwar nicht unsympathisch, aber ich fand sie und auch die Familie einfach zu anstrengend.
Ich muss leider sagen, dass mich das Buch nicht überzeugen konnte, was vor allem am Erzählstil der Autorin gelegen hat und weniger an der Geschichte selber – denn die Idee hat mir gefallen, nur leider die Ausführung nicht. Ich würde daher jedem raten, sich vorweg eine Leseprobe anzuschauen, ob man mit der Erzählweise klarkommt – wenn ja, kann das Buch sicherlich zu einer interessanten und mitreißenden Familiengeschichte werden.