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Juti
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Insgesamt 737 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2024
Der Selbstbetrug
Brodkorb, Mathias;Evisen, Ilgin Seren;Krischke, Ben

Der Selbstbetrug


ausgezeichnet

andere wohltuende Sichtweise

Dieses Buch beschreibt, wie einseitig die Medien über die Flüchtlingskrise berichtet haben. „2015 darf sich nicht wiederholen“, hieß es nach der Regierungszeit von Angela Merkel, doch mit dem Ukraine-Krieg kommen nun schleichend genau so viele Menschen wie damals, allein der Wille heute wieder Turnhallen zu schließen fehlt .

Nach dem Vorwort der erste Artikel beschäftigt sich mit der Geschichte der Migrationspolitik, die nach dem ersten Weltkrieg beginnt, in der Nazi-Zeit den Juden hätte mehr helfen können und heute auch deshalb wieder aktuell wird, weil es immer weniger Demokratien gibt.

Volker Reising beschreibt dann, wie vor allem die Grünen mit ihrer zuwanderungsfreundlichen Politik aus dem europäischen Rahmen fallen. Ruud Koopmans erklärt dan in einem Interview, dass die Flüchtlinge aus Syrien 2015 genauso gut in der Türkei hätten unterkommen können und das Europa Abkommen mit Drittländern wie Tunesien abschließen muss. Daniel Stelter zeigt auf, dass Asylbewerber nicht unsern Fachkräftemangel beheben können.

Dann folgt der Artikel des Tübinger Oberbürgermeisters. Palmer bekräftigt, dass Deutschland nicht die Mittel für eine so hohe Zuwanderung hat. Das fängt an bei den Wohnungen. Tübingen hätte zwar neue gebaut, die ursprünglich für die einheimische Bevölkerung gedacht wären, jetzt aber für Migranten benötigt werden, schaut sich die Kriminalstatistik an und sieht auch in der deutschen Bildungsmisere Ursachen in der Migration, da Fachkräfte für die Eingliederung ausländischer Kinder fehlen.

Mathias Brodkorb verdeutlicht den bürokratischen Wahnsinn, der entstanden ist, weil die Ukrainer aus dem Asylbewerberleistungsgesetz zu den Jobcentern verschoben wurden,Kafka lässt grüßen. Ahmad Mansour möchte den Begriff Integration klären und problematisiert, wieso Migranten in der Kriminalstatistik auffallen. Alte Sünde und linke Betriebsblindheit wirkten weiter. Ilgin Seren Evisen warnt vor falscher Toleranz unter türkischen Einwanderern und Ben Krischke sieht sich falschen Rassismusvorwürfen ausgesetzt.

Jeder dieser Essays ist lesenswert und keiner ist übermäßig lang. Deswegen erhält dieses kleine Bändchen von mir volle 5 Sterne.

Zitat: Unser Herz ist weit, doch unsere Möglichkeiten sind endlich. (S.66, Joachim Gauck über die Migrationspoltik)

Bewertung vom 21.04.2024
Der gestiefelte Kater. Kindermärchen in drei Akten. Mit Zwischenspielen, einem Prologe und Epiloge
Tieck, Ludwig

Der gestiefelte Kater. Kindermärchen in drei Akten. Mit Zwischenspielen, einem Prologe und Epiloge


sehr gut

Zeitenwende

Wenn du dieses Theaterstück liest, dann vergiss nicht, dass es bereits 1797 geschrieben wurde. Für die damalige Zeit ist es sicher einmalig und neu, dass das Publikum ins Stück mit einbezogen wird, der Verriss wird quasi schon mitgedacht.

Schon der Untertitel wird im Prolog gleich durch den Kakao gezogen: „Ein Kindermärchen? Aber ums Himmels willen, sind wir denn Kinder, daß man uns solche Stücke aufführen will?“ Immer wieder werden die Fragen der Zeit thematisiert, wie „die Aufklärung hat ihre Früchte getragen, wie sich's gehört“ und obwohl wir von einem Märchen sprechen, ist von einem „Revolutionsstück“ die Rede.

Beim Lesen kam mir die Frage, ob der Inhalt des Märchens schon geläufig war, da die Gebrüder Grimm es erst etwa 15 Jahre später veröffentlichten. Eine solche Satire kann man aber nur über eine bekannte Geschichte machen. Mögen Germanisten uns vielleicht mal erklären, wie das gelaufen ist.


Ich empfehle also erst das Grimmsche Märchen „Der gestiefelte Kater“ zu lesen und dann Tiecks Lektüre zu folgen, damit die Handlung beim Unmut der Zuschauer nicht verschwimmt. Da dieses zum Verständnis unerlässlich ist, kann ich nur 4 Sterne geben, aber es lohnt sich.

Bewertung vom 19.04.2024
Der Friedhof der vergessenen Bücher
Ruiz Zafón, Carlos

Der Friedhof der vergessenen Bücher


weniger gut

Kurzgeschichten aus Barcelona

Zafons Tetralogie der Barcelona-Krimis habe ich gern gelesen. Seine Kurzgeschichten dagegen wirken eher wie Abfallprodukte. Mir fiel vor allem negativ auf, dass alle Erzählungen negativ enden.

Während in den Krimis noch die ein oder andere Liebesgeschichte erheitert und der ein oder andere Dialog erfreut, fand ich hier nur den Arzt, der „den Ruf von Patientinnen gerettet [hat], denen gewisse Bereiche ihres eigenen Körpers aufgrund ihrer Erziehung ein größeres Mysterium war als die heilige Dreifaltigkeit.“ (53f)

Im Anhang steht, es sei das letzte Buch des inzwischen verstorbenen Autors. Ich kann die Barcelona-Krimis empfehlen, diesen Band aber nicht. Er macht nur traurig und lässt nichts in Erinnerung. 2 Sterne

Bewertung vom 16.04.2024
Echtzeitalter
Schachinger, Tonio

Echtzeitalter


ausgezeichnet

traditionelles Elitengymnasium

Als letztes Buch der Shortlist habe ich den Preisträger gelesen und alles in allem hat er es verdient.

Wer einwerfen will, das Thema eines Schulromans, noch dazu in einem konservativen Gymnasium sei aus der Zeit gefallen, dem sei entgegnet, dass gerade in dieser sich mit der Digitalisierung schwer tuenden Schule mit der Hauptperson Till jemand als einer handelt, der bei Computerspielen ein so hohes Level erreicht hat, dass er zur Weltspitze gehört. Der schmale Grat zwischen Sucht und Erfolg bleibt ein Leitfaden in diesem Roman.

Der andere ist die Literatur, da gerade der Deutschlehrer Dolinar aus dem Rahmen fällt. Er geht mit seinen Schülern nicht mehr so um, wie es heute zu erwarten ist. Erst spät kommt die Liebe ins Spiel, aber mit ihr auch ein Literaturpreis den Feli, Tills Freundin, gewinnt. Till selbst bekommt mit seinem Lehrer nur Ärger. Am Rande wird auch die Politik, vor allem die österreichische gestreift.

Angesichts der Mängel der anderen Bücher will ich diesmal die Bestnote erteilen, auch wenn dies nicht heißen soll, dass dieser Roman unbedingt gelesen werden muss. Ich danke der Jury für die gute Entscheidung, die beste seit Robert Menasse mit „Die Hauptstadt“.

Zitate: denn genau wie bei Drogen sind nicht die Nachteile das Gefährliche, sondern ihre Vorteile: dass sie einem helfen das Leben zu vergessen und zu ertragen. (45)
Die größte Gefahr bergen nicht die schweren, sondern die ganz einfachen Fragen. (69)
Einen bürgerlichen Buben […] Ausdrücke wie Teppichknüpfer und Kameltreiber verwenden zu hören, löst bei ihr explosionsartiges Unwohlsein aus, aber dass der so beschimpfte Junge, das Rassismusopfer, darauf nicht reagiert […], sondern den blonden Aggressor als die mieseste arschfickende Drecksschwuchtel aller Zeiten bezeichnet und die Buchhändlerin als blöde Sau, macht die Situation noch schlimmer und verwirrender. (94)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.04.2024
Die Welt von Gestern
Zweig, Stefan

Die Welt von Gestern


ausgezeichnet

Autobiographie, die Casanova mit biblischer Exegese verbindet

In drei Abschnitte kann man Zweigs Leben einteilen:
Die Zeit vor dem 1.Weltkrieg, also vor 1914 eine „Welt in Sicherheit“, in der Zweig in Wien im Habsburger-Reich unter dem alten Kaiser Franz Josef aufwächst. Da seine Eltern Industrielle waren und sein Bruder das Unternehmen übernimmt, braucht er sich um finanzielle Dinge nicht zu kümmern, sondern kann sich schon als Schüler der Literatur widmen, ja er verfasst bereits erste Gedichte, da er den Schulstoff für dilettantisch, also wirklichkeitsfremd hält. Das Liebesleben ist vor dem Krieg auch ein anderes. Nach der Schule kommt das Studium, das er als lockeres Philosophiestudium schildert, in dem er erste Reisen unternimmt und dank Veröffentlichung in der „Neuen Freien Presse“ schon berühmt wird, so dass die Professoren bei der Abschlussprüfung ihm schon gnädig gestimmt sind.
In diesem Buch werden ausführlich die anderen Personen geschildert, denen Zweig in seinem Leben begegnet ist, also hier Hugo von Hofmannsthal, der als Dichter sein Vorbild war und Theodor Herz, der als Zeitungsredakteur sich für Zweig stark machte, der auch Zionist war und sich Zweig mit in der Bewegung gewünscht hätte, was er aber ablehnte. Persönliches von Zweig, seine Ehefrauen kommen fast gar nicht vor, nur der Tod der Mutter wird gegen Ende knapp thematisiert.

Das Besondere an diesem Buch ist der zweite Teil, der den Text von Stefan Zweig ausführlich kommentiert. Da hat sich jemand wirklich die Mühe zu überprüfen, ob das, was er so schreibt, auch tatsächlich stimmt. Manches lässt sich nicht mehr klären, aber gerade dort, etwa beim Abriss des Sterbehaus von Beethoven, wo Zweig klar schreibt, dass er dabei gewesen ist, stellt sich heraus, dass er in Paris war und kein Augenzeuge sein kann. Bei der Bibel ist das Aufgabe der Exegese.

Der zweite Abschnitt in Zweigs Leben beginnt mit 1914 und endet mit Beginn der Nazi-Zeit. Allerdings muss erwähnt werden, dass vor 1914 Zweig ständig in Europa unterwegs war und das erinnert mich an Casanova. Mit Rathenau kommt auch die Politik nicht zu kurz, im Gegenteil ich fand es beeindruckend wie plastisch er die Auswirkungen der Inflation erst in Österreich und dann in Deutschland schildert. Weil Geld keine Rolle mehr spielt, Vergnügen sich die Menschen mehr. Neu für mich war auch, dass die Österreicher den ermordeten Thronfolger in Sarajevo gar nicht geliebt haben und irgendwie schon dachten, dass auch diese Krise ohne Krieg abgewendet werde.

Ich greife vor, das macht der Autor aber auch. Zweig arbeitet anfangs vorwiegend als Übersetzer und freundet sich mit dem Belgier Emile Verhaeren und Romain Rolland an. Die Autobiographie soll den Eindruck erwecken, dass die drei eine pazifistische Bewegung gegründet hätten, aber außer Rolland liessen sich, wie der Kommentar sagt, die anderen beiden von der Kriegsbegeisterung 1914 anstecken. Erst nach einem drastisch geschilderten Frontbesuch in Galizien wird Zweig zum Kriegsgegner.

Im zweiten Abschnitt seines Lebens wird Zweig der am häufigsten übersetzte Autor, was nach Zweig daran liegt, dass er seine Bücher immer aufs Wesentliche kürzt.
Wie bei jedem guten Buch, kann ich noch kurz zur Nazi-Zeit sagen, dass Zweig schreibt, dass die Bücherverbrennungen 1934 ein Versuch von Studenten mit Unterstützung der Nazis waren, wie weit sie gehen konnten. Erst 1936 wurden seine Bücher in Deutschland verboten. Zweig kritisiert Europa (England, Frankreich, Italien), dass sie den Anschluss Österreichs an Nazi-Deutschland nicht verhindert haben und das Münchener Abkommen, das Hitler dann aber auch bricht und das Buch endet mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs.

Zweigs Sprache verdient die Bestnote, ebenso aber auch der Kommentar, wenn auch zweimal das erklärte Wort im Kommentar früher als im Text erschien. Fußnoten hätten das Lesen etwas erleichtert. 5 Sterne

Bewertung vom 01.04.2024
Briefe von April bis Dezember 1547
Bullinger, Heinrich

Briefe von April bis Dezember 1547


schlecht

Warum sollen mich die Briefe interessieren? Und dann zu dem Preis.

Bewertung vom 01.04.2024
MAGNIFICAT APRIL 2023

MAGNIFICAT APRIL 2023


gut

Gerade habe ich mich durch das Stundengebet durchgeackert, jetzt kommt noch das Magnificat.
Nein, liebe katholische Kirche, das ist zuviel des Guten. Mein Tag hat auch nur 24 Stunden.

Bewertung vom 01.04.2024
ChessBase Magazin #218 (März/April 2024), DVD-ROM

ChessBase Magazin #218 (März/April 2024), DVD-ROM


ausgezeichnet

Was soll man zu dieser Schach-CD sagen?
Schach spielen stärkt die Konzentration.
Und Training mit dieser CD auch die Gewinnchancen.
Also ran ans Werk!

Bewertung vom 01.04.2024
April, April

April, April


ausgezeichnet

Einen besseren Titel hätte es für dieses Spiel nicht geben können, zumal heute.

Bewertung vom 01.04.2024
Te Deum April 2024

Te Deum April 2024


ausgezeichnet

So ist es in der katholischen Kirche: Wenn du nicht weiter weißt, hilft dir das Stundengebet über die Runden. Halleluja!