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Benutzername: 
SusanK
Wohnort: 
Osnabrück

Bewertungen

Insgesamt 244 Bewertungen
Bewertung vom 09.01.2023
Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1
Mackintosh, Clare

Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1


sehr gut

Die Berühmtheit Rhys Lloyd hat - zusammen mit seinem Geschäftspartner - viel Geld investiert, um nahe seines Heimatdorfes Cwm Coed am Ufer des Llyn Drych oder: Mirror Lake einen Ferienpark zu errichten. Da dieser von den Einwohnern mit größter Zurückhaltung gesehen wird, beschließt er, eine rauschende Silvesterparty für Feriengäste UND Dorfbewohner zu geben. Als am nächsten Morgen das große Neujahrsschwimmen der Dörfler stattfindet, treibt seine Leiche im See. Und weil der Llyn Drych direkt auf der Grenze zwischen Walds und England liegt, müssen die walisische Kommissarin Ffion Morgan und der englische DC Leo Brady gemeinsam ermitteln, was nicht zuletzt aufgrund ihrer privaten Verwicklungen eine große Herausforderung darstellt. Schnell wird deutlich, dass Rhys Lloyd alles andere als der beliebte Star gewesen ist und es immer mehr Verdächtige gibt ....

Mit "Die letzte Party" legt die preisgekrönte walisische Autorin Clare Mackintosh ihren ersten Band um das kongeniale Ermittlerduo Ffion und Leo vor, und aus den mit vielen walisischen Begriffen gespickten Schilderungen der teilweise recht originellen Bewohner und der wunderschönen Landschaft spricht eine große Liebe der Autorin zu ihrer Heimat. Und so nimmt das Setting eine wichtige Rolle in diesem BUch ein.

Als ehemalige Kriminalistin der britischen Kriminalpolizei weiß Clare Mackintosh, von was sie schreibt und so nahm ich ihr die Verwicklungen und Zweifel der Protagonisten stets ab.

Der Krimi ist von Anfang bis Ende spannend; aber aus dem Wunsch, in diesem Whodunit endlich den Täter ausfindig zu machen, wollte ich auch immer mehr über die weiteren Figuren und ihre Motive erfahren. So fand ich es überaus befriedigend, dass am Ende - nach einem großen Showdown - sämtliche losen Fäden verknüpft waren und keine Fragen offen blieben - außer der, ob die Waliserin und der Engländer auch später noch einmal zusammenarbeiten werden.

Während mich oftmals ausschweifend erzählte Episoden aus dem Privatleben der Ermittler vom Fall ablenken und die Handlung unnötig in die Länge ziehen, haben in diesem Roman die entsprechenden Passagen wunderbar mit den Ermittlungen harmoniert und waren durchaus aussagekräftig - lange Zeit war sogar die Tatsache im Rahmen des Möglichen, dass Ffion selbst in den Mordfall verwickelt sein könnte.

Während die Ermittlungen chronologisch ihren Gang gehen, führt die Autorin uns in vielen Rückblicken durch zahlreiche Sprünge in Zeit und Ort zu den unterschiedlichsten Figuren und Handlungen. Durch die Angabe von Zeit und Perspektive des auktionalen Erzählers behielt ich jedoch immer den Überblick.

Auch, wenn es sich bei der "Letzten Party" keineswegs um einen Cosy Crime handelt, ist die Erzählweise von einer guten Portion typisch britischem Humor gekennzeichnet. Insbesondere die Einführung der beiden Haupt-Figuren Ffion und Leo und ihr erstes ZUsammentreffen bei der Gerichtsmedizin war absolut großartig - eine Sternstunde des Krimis für mich; ich habe mich köstlich amüsiert.

Sowohl Ffion, eine komplizierte Persönlichkeit, der ihr eigener Platz in der Dorfgemeinschaft noch nicht sicher ist und die - wie deutlich wird - in dieser Ermittlung durchaus als befangen gelten kann, als auch Leo, der starke Mann, der sich sowohl von seiner Exfrau als auch von seinem Vorgsetzten so oft kleinmachen lässt, sind liebenswerte Figuren, die nicht zuletzt in ihrer Mehrdimensionalität großes Vergnügen bereiten; sie haben sich in der Liste der vielen bekannten Ermittler gleich einen PLatz ganz weit oben gesichert. Und auch die vielen weiteren Figuren in und um Cwm Coed sind spannend angelegte Figuren, die ich gerne kennengelernt habe.

Clare Mackintosh hat mir mit diesem Auftakt zu ihrer ersten Krimiserie viel Lese-Vergnügen bereitet und ich hoffe auf eine baldige Fortsetzung und weitere gemeinsame Ermittlungen von Ffion Morgan und Leo Brady!

Bewertung vom 07.12.2022
Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1
Roth, Charlotte

Der Traum beginnt / Die Wintergarten-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Nina von Veltheim ist behütete Adelstochter und auf einem Gut in der Provinz aufgewachsen. Ihr großer Traum ist die Welt des Theaters und Varietés, doch nicht als Schauspielerin, sondern als Regisseurin und Intendantin will sie Karriere machen in dieser neuen Zeit. Doch die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges, der Tod des Vaters und die heranziehende Wirtschaftskrise fordern ihren Tribut. Obwohl ihre Familie sie unterstützt, lernt Nina im vordergründig schillernden Berlin Hunger und Not und viel Frauenfeindlichkeit kennen. Als sie die Schlangenfrau Jenny und die Zeichnerin Sonia kennenlernt, kämpfen die Frauen gemeinsam für ihre Vison ....

"Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt" ist der Auftaktband zu einer Trilogie um die Lebensträume dreier Frauen, das berühmte Wintergarten-Varietée und das Berliner Leben der 20er Jahre.

Athmosphärisch dicht beschreibt Charlotte Roth nicht nur das Schicksal der Frauen, sondern gibt dem Leser einen tiefen EInblick in das Zeitgefühl. Werden die 20er oft als schillernd und rauschend dargestellt, so kommt hier die Not und die politische Stimmung gut zum Ausdruck, so dass mir manches Mal ein Schauer den Rücken hinunterlief.

Die Figuren sind mehrdimensional und einfühlsam dargestellt. Wenngleich ich auch manches Mal gerade Ninas Meinungen und Handeln nicht gutheißen konnte und sie am liebsten zurechtgewiesen hätte, so sind die Handlungen zumindest nachvollziehbar und durchaus folgerichtig. Gerade für die Frauen zeigte sich eben deutlich, wie wenig vor 100 Jahren noch von Emanzipation und Wertschätzung zu finden war! So ist Roths Buch auch ein großes Plädoyer für Akzeptanz und Gleichberechtigung.

Der flüssige, emotional packende Schreibstil ließ mich nur so durch die Seiten fliegen und ich freue mich schon auf die kommenden Teile und das weitere Schicksal der hochbegabten Freundinnen.

Spannend war für mich auch, wie viele Details aus der realen Geschichte in der Fiktion wiederzufinden waren und mir machte es Spaß, Charaktere, Schauplätze und Aktionen zu erkennen.

Für die unterhaltsame, gut recherchierte Lektüre vergebe ich fünf Sterne! Bitte noch viel mehr davon!

Bewertung vom 07.12.2022
Wintersterben
Krüger, Martin

Wintersterben


sehr gut

Als in den Schweizer Alpen eine grausam verstümmelte Leiche gefunden wird, schickt Interpol seine beste Ermittlerin zur Aufklärung: Valeria Ravelli; unterstützt von dem Neuen in der Abteilung, Colin Bain. Offenbar handelt es sich bei dem Toten um einen ehemaligen BKA-Beamten, der sich dem Rätsel um verschwundene Mädchen angenommen hatte. Valeria reist alleine in das abgeschiedene Bergdorf Steinberg, wo sie auf eine Mauer des Schweigens und der Ablehnung trifft und niemandem vertrauen kann. Und schon bald gerät sie selbst in größte Gefahr ....

"Wintersterben" ist bereits der zweite Band um die Ermittlerin Valeria Ravelli, der sich problemlos lesen lässt ohne den Vorgänger (Waldeskälte) zu kennen. Da es jedoch etliche Anspielungen auf den ersten Fall gibt, ist es angenehm, ihn zu kennen - auch, um die Hauptfigur besser kennenzulernen.

Martin Krüger erschafft auf anschaulichste Art ein abgeschiedenes Dorf mit misstrauischen, geheimnisvollen Bewohnern und kreiert eine Düsternis, die beim Lesen einen unheimlichen Thrill auslöst. Deutlich spürt man, wie alleine Valeria dasteht und sieht überall Feinde. Valeria wird mehrdimensional, schwierig und dennoch sympathisch dargestellt, ihr Partner Colin, der in der Heimat ermitteln soll, bleibt teilweise recht undurchschaubar. Hier hätte ich mir doch eine genauere Aufklärung über die Figur und ihr Verhältnis zu den anderen gewünscht.

Der Thriller ist spannend von Beginn bis zum fulminanten Ende und lädt den Leser ein, sich eigene Gedanken zu machen über die Bewohner von Steinberg und die Aufklärung dieses und ggf. weiterer Fälle. Der Showdown erscheint in James-Bond-Manier meiner Ansicht nach zu fantasievoll, effektheischend und schnell - und vor allem das offene Ende mit einem fiesen Cliffhanger lässt mich doch recht unbefriedigt und mit einigen Fragen im Kopf zurück.

Der flüssige Schreibstil treibt die Handlung voran; die Szenenwechsel sind harmonisch und bringen dem Leser zusätzliche Informationen.

Bis auf das Ende hat mir "Wintersterben" sehr gut gefallen; ich vergebe vier Sterne und ich werde mir den Namen Martin Krüger sicher merken!

Bewertung vom 07.12.2022
Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1
Yokomizo, Seishi

Die rätselhaften Honjin-Morde / Kosuke Kindaichi ermittelt Bd.1


gut

Der älteste Sohn der angesehenen und wohlhabene Ichiyanagi-Familie heiratet, jedoch nicht standesgemäß. Nachdem in der Hochzeitsnacht ein lauter Schrei sowie eine seltsame Melodie erklingen und ein Schwert im Schnee liegt, findet die Familie jedoch nur einen fest verschlossenen Raum vor - und darin das ermordete Ehepaar. Zudem schleicht ein mysteriöser Fremder im Dorf herum. Der Onkel der ermordeten Braut engagiert den jungen Detektiv Kosuke Kindaichi.

"Die rätselhaften Honjin-Morde" ist ein 1946 von dem 1981 verstorbenen japanischen Roman-Autors Seishi Yokomizo veröffentlichter historischer Kriminalroman. Da seine Krimis häufig mit denen von Agatha Christie verglichen werden, aber auch, weil ich Bücher über die japanische Kultur und Lebensweise sehr schätze, hatte ich große Erwartungen an das Buch.

Das ungewöhnliche Cover-Design und der feste Einband gefielen mir sehr gut.

Die Erzählweise ist überraschend, denn aufgebaut ist dieser Krimi auf die Art, dass der Erzähler vorgibt, von dem Mord und den Ermittlungen gehört zu haben, sich selbst einen Überblick über das Verbrechen verschafft und den Leser immer wieder direkt anspricht.

Bei diesem historischen Krimi, der im Jahr 1937 spielt, handelt es sich um eine schöne Locked Room Mystery, auch Impossible Case genannt, und ist somit ein enger Verwandter des klassischen Whodunit. Es steht hier also nicht nur die Frage nach dem Täter im Mittelpunkt, sondern noch mehr die Methode der Durchführung. Und natürlich gibt es einen selbstgefälligen, hochintelligenten Detektiv, der dem Geheimnis auf die Spur kommt. Ist dies im britischen Krimi Sherlock Holmes oder Hercule Poirot, so hat Seishi Yokomizo Kosuke Kindaichi. erschaffen. Leider kommt dieser jedoch keinesfalls an die bekannten Detektive heran, u.a. wohl auch deshalb, weil wir nur sehr wenig über ihn selbst erfahren und kaum an seinen Gedankenexperimenten teilhaben.

Möglicherweise auch wegen der Kürze des Buches (gerade einmal 200 Seiten incl. der Rahmenhandlung) werden die zahlreichen Figuren nur bruchstückhaft beschrieben, sie sind allesamt recht unsympathisch und ich konnte keine Verbindung zu ihnen finden. Dabei störten mich die vielen japanischen Namen und Ausdrücke (die in einem Glossar am Ende des Buches erklärt werden) ausdrücklich NICHT.

Spannung war durchaus gegeben; der Autor führt seine Leser auf zahlreiche falsche Fährten, bevor er schließlich zum eigentlichen Motiv des Verbrechens kommt. Kennern des Genres ist sicher sofort klar, dass der aufwändig eingeführte Fremde mit den drei Fingern NICHT der Mörder sein kann.... Allerdings tat ich mich schwer mit der Erzählweise und Sprache, was allerdings auch an der Übersetzung liegen könnte.

Alles in allem ist "Die rätselhaften Honjin-Morde" ein ungewöhnliches Buch, das sich deutlich von der Mehrheit abhebt. Dadurch war es eine ungewöhnliche Erfahrung, konnte mich aber nicht wirklich packen.

Bewertung vom 06.12.2022
Keltenfluch. Mord im Schwarzwald
Morhard, Christoph

Keltenfluch. Mord im Schwarzwald


gut

Leon, Elena und Nathan sind gute Freunde und schlagen sich mit alltäglichen Jugend-Problemen (Eltern, Schule, erste LIebe....) herum. Als in der Nähe ihres Zuhauses im idyllischen Schwarzwald ein brutaler Mord geschieht, beginnen sie eigene Nachforschungen anzustellen, in denen sie auf einen alten Keltenfluch und brutale Zeremonien stoßen....

Obgleich die Hauptfiguren in "Keltenfluch" Jugendliche sind und aus ihrer Sicht die Ereignisse geschildert werden, möchte ich diesen Krimi nicht als Jugendbuch titulieren! Dafür sind die Ereignisse doch zu brutal und düster und der Aspekt der Psychologie steht zu sehr im Mittelpunkt.

Gerade hierin sehe ich eine große Stärke des Buches: Morhard, selbst mit psychologischer Ausbildung, legt großen Wert auf eine genaue Charakterisierung seiner Figuren und taucht tief in ihre Welt ein. Auch vermeintliche Nebenfiguren erreichen eine große Tiefe. Dieses geht teilweise ein wenig zu Lasten der Spannung; dennoch fiel es mir leicht, am Ball zu bleiben, die überraschenden Wendungen und das große Showdown zu genießen.

Das Setting liegt im hier gar nicht so idyllischen Schwarzwald; hier wird eine sehr düstere Stimmung vermittelt und auch Melancholie und Angst lassen dem Leser Schauer den Rücken herunterrieseln.

"Keltenfluch" ist der erste Roman des Autors Christoph Morhard, der nach eigener Aussage mit Unterstützung von Künstlicher Intelligenz entstanden ist. Vielleicht erklärt dies, warum einige Übergänge unsauber sind und doch Fragen offen bleiben.

Leser, die düstere Krimis mögen und auch vor mystischen Elementen nicht zurückschrecken, werden sicher ihre Freude an dem Buch haben. Mir hat es durchaus gefallen und ich bin gespannt auf weitere Werke des Autors!

Bewertung vom 06.11.2022
Unter Verdacht
Prescher, Sören

Unter Verdacht


weniger gut

Kommissar Mark Richter muss vorzeitig aus seiner Elternzeit zurückkommen, denn sein Partner und Freund Dominik steht unter Mordverdacht. UNd selbst er fragt sich, ob sein Partner diesmal zu weit gegangen ist in seinen Verschwörungstheorien ...

"Unter Verdacht" ist der vierte Regional-Krimi des in Nürnberg lebenden Autors Sören Prescher um die "Kommissare Mark und Felix" , wobei darauf hinzuweisen ist, dass Felix Marks Hovawart und Polizeihund ist, der jedoch insgsamt keine nennenswerte Rolle in diesem Buch einnimmt. Obwohl es etliche Verweise auf die hervorgehenden Bände gibt, ist das Buch auch ohne Kenntnis der Vorgeschichte schlüssig.

Der Erzählstil des Autors ist flüssig und mit einer feinen Ironie ganz einem Regionalkrimi angemessen. Allerdings nervten die hanebüchenden Verschwörungstheorien des unter Mordverdacht stehenden Kollegens und die zahlreichen Figuren mit verzwickten Beziehungen untereinander mich zusehends und minderten den Lesegenuss. Diese und auch die lange Autofahrten des Kommissars mit einer langen Playlist sind hier einfach zu ausufernd.

Wirkliche Spannung kam leider für mich nicht auf und das Ende - mit einer durchaus interessanten Auflösung - war viel zu abrupt.

Schade, konnte mich einfach nicht mitreißen.

Bewertung vom 06.11.2022
Mord im Kurhotel
Grue, Anna

Mord im Kurhotel


weniger gut

Anne-Maj Mortensen landet nach einer Knie-OP in einem luxuriösen Kur-Hotel zur Reha, allerdings hat sie überhaupt keine Lust auf Krankengymnastik und ist von ihren Mitpatienten, aber vor allem der ihrer Meinung nach schlechten Küche einfach nur genervt. Doch dann findet ausgerechnet sie eine Mitpatientin tot im Schlammbad und stürzt sich - zum Missfallen der örtlichen Polizei - in die Aufklärung und begibt sich schließlich selbst in Gefahr.

"Mord im Kurhotel" ist der zweite Band um "die dänische Miss Marple" Anne-Maj Mortensen von einer der meistgelesenen dänischen Krimiautorinnen, Anna Grue, der sich ohne Vorkenntnis des ersten Bandes lesen lässt bzw. hören wie in meinem Fall.
Gelesen wird das ungekürzte Hörbuch von Sabine Fischer und ich muss zugeben, dass ich von ihrer pointierten Lese-Art schnell genervt war und gar nicht damit zurechtkam.

Genausowenig konnte ich mich der Titelheldin anfreunden: Anne-Maj Mortensen ist in meinen Augen eine überaus anstrengende ältere Dame, die ihre Ansichten gerne anderen aufdrängt und mit allem unzufrieden scheint. Auch ihr fortwährend beschriebener Schmerzmittel-Missbrauch stieß mir unangenehm auf, sowie ihr Unwillen, an ihrer Genesung mitzuarbeiten. Dagegen unterhielten mich die auf den Punkt gebrachten Neben-Figuren mit all ihren Ansichten und Unzulänglichkeiten recht gut. Vor allem die Darstellung der Polizisten und Anne-Majs patenter Enkelin war ansprechend.

Und weil die Autorin Anna Grue viel Wert auf das Drumherum legt, gibt es ausreichend weitschweifige Erzählungen, unter denen sich die Spannung dieses "Krimis" in Grenzen hält. Lediglich am Ende kommt es zu einem großen Show-Down, als der in die Enge getriebene Mörder aus der Deckung kommt.

Großen Raum nimmt das (zur Zeit allgegenwärtige) Thema "Corona" ein: Auch die Patienten des Kurhotels haben unterschiedliche Ansichten zur Maskenpflicht und den vorgeschriebenen Maßnahmen; wer diesbezüglich der Realität entfliehen möchte, wird hier immer wieder darauf gestoßen.

Besonders gut gefallen hat mir die Thematisierung des Impfgegnertums; mit Interesse habe ich über ihre Einschätzungen, Maßnahmen und die Gefahren gelesen.

Diese "dänische Hygge" hatte ich mir als Unterhaltung in meiner eigenen Reha ausgesucht, allerdings quälte ich mich durch das Hörbuch mehr als durch anstrengende Therapien.

Mit etwas gutem Willen kann ich das Buch als Untermalung für kuschelige Lesetage empfehlen; ich habe allerdings keine Lust auf weitere Bände dieser Reihe.

Bewertung vom 06.11.2022
Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
Sträter, Torsten

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen


ausgezeichnet

Nun, wer kennt Torsten Sträter, den Dortmunder Jung, Humorist, Kabarettist, Wortakrobat, Horror- und Comedy-Schriftsteller nicht?! Vom Poetry-Slammer auf die ganz großen Bühnen - nun auch wieder in Buchform. Und wer seinen besonderen Humor, seine abschweifenden Gedanken, liebt, kommt um sein neues Buch nicht herum. Hier hat er seine besten selbstgeschriebenen Geschichten der letzten drei Jahre zusammengestellt und der geneigte Leser kann in aller Ruhe seinen abzweigenden Gedankengängen folgen und sich dann in eigenen verlieren. Und wie immer schwankt Sträter zwischen witzigen Neuschöpfungen ("Schlabunsn"), aberwitzigen Verbindungen (wie auch dem kleinen König Kallewirsch, den Wildecker Herzbuben beim Superbowl und unglaublich vielen mehr) und bitter ernsten Themen. Natürlich kommt er - wie könnte es anders sein - um das Thema Corona nicht herum, und das, ohne sich zu beklagen. Noch wichtiger sind meiner Meinung nach aber die Passagen über Depressionen, über die er als langjährig Betroffener frei und sehr eindringlich spricht (obwohl er ausgiebig darüber schreibt, dass er nicht darüber schreiben will), und sogar über Suizid. ("Lass es! Sonst bist du tot und ärgerst dich anschließend drüber.")

Und bei allem ist er mitten in unserer Zeit, beobachtet und beschreibt seine Mitbürger pointiert und gekonnt, legt den Finger in die Wunden und schreckt vor nichts zurück.

Ich sag nur: Einfach selber lesen!
Und: Bitte mehr davon!

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.11.2022
Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands / Der kleine Strickladen Bd.4
Oswald, Susanne

Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands / Der kleine Strickladen Bd.4


gut

Nach dem Tod ihrer Mutter wird Amely von ihren Freunden in den schottischen Highlands aufgefangen. Besonders Peter, Inhaber einer Whiskey-Destillerie, umgarnt sie. Als er auf einem Reitunfall verunglückt, findet Amely auf der Suche nach Hilfe ein verlassenens Bauernhaus und verliebt sich in den Gedanken, hier eine Alpaka-Farm aufzubauen und nicht wieder nach Edinburgh zurückzukehren - und ihr Glück mit Peter zu finden.

Mit "Neubeginn im kleinen Strickladen in den Highlands" legt Susanne Oswald nun schon den vierten Roman in der Reihe um den kleinen Strickladen vor; dieser lässt sich problemlos ohne Kenntnisse der vorherigen Bände lesen.

Heiter und romantisch erzählt die Autorin eine Wohlfühlgeschichte in einer zauberhaften Landschaft sowie von tiefer Freundschaft und viel Liebe. Und nicht alles geht reibungslos vonstatten; auch Tod, Trauer, Verletzungen und finanzielle Probleme spielen eine Rolle.

Die Figuren selbst sind schon nahezu poetisch; darüberhinaus wünscht man sich beim Lesen in die wunderschönen Highlands und in einen solch wunderbaren Freundeskreis.

Einen besonderen Mehrwert hat dieses Buch für alle Woll-LIebhaber und Strick-Freundinnen: Marken und Qualitäten werden immer wieder genau benannt und im Anhang gibt es sogar genau Anleitungen für die im Buch benannten Strickwaren.

Ein echtes Wohlfühl-Buch (nahe am Kitsch, aber keinesfalls schmierig) für zwischendurch, um sich vom grauen Herbst und den Alltagssorgen abzulenken.

Bewertung vom 15.10.2022
Die blinde Zeugin (eBook, ePUB)
Dützer, Volker

Die blinde Zeugin (eBook, ePUB)


gut

Sammy schlägt sich als Trickdiebin durchs Leben - bis sie Zeugin eines Mordes wird und zum Spielball und ZIel skrupelloser Männer wird. Stettner wird von seinem korrupten Chef bei der Polizei kaltgestellt und sieht seine Zukunft als Privatdetektiv. Gemeinsam versuchen sie zu überleben und gegen das Böse anzugehen....

Mit "Die blinde Zeugin" wird ein älterer Krimi von Volker Dützer im Verlag "digital publishers" neu aufgelegt, der vor etlichen Jahren bereits unter dem Titel "Treibsand. Stettner & Moretti" erschienen ist.

Geschickt hat der Autor Theorien aus der schauerlichen Richtstättenarchäologie eingearbeitet (die auch im Nachwort erläutert wird), und so ist die Stimmung überwiegend düster und recht brutal. Die meist kurzen Kapitel werden flüssig aus unterschiedlichen Sichtweisen erzählt.

Während ich die Grundidee spannend finde, war ich mit der Umsetzung nicht gänzlich zufrieden; einige Fehlerchen und Längen trübten stellenweise den Lesegenuss, manches wurde nicht aufgeklärt. Dützer hielt die Spannung hoch durch etliche unerwartete Wendungen, und da nach und nach immer mehr Details hinzugefügt wurden, war lange nicht klar, wer lügt und wieso, und der Leser tappte zusammen mit Stettner im Dunkeln. Leider waren die Figuren recht eindimensional und voller Klischees, die Handlung oftmals nicht gerade authentisch bis unrealistisch. Teilweise muteten die Figuren und ihre Taten an wie eine Persiflage.

Das doch befriedigende Ende schließlich macht Lust, noch mehr über den polizeilichen Ermittler Moretti und den privaten Schnüffler Stettner zu lesen!