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Buchstabengeflüster

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Insgesamt 200 Bewertungen
Bewertung vom 08.01.2022
December Dreams. Ein Adventskalender
Benkau, Jennifer;Falk, Alana;Grauer, Sandra

December Dreams. Ein Adventskalender


weniger gut

Konnte mich mal mehr, insgesamt aber weniger überzeugen

Als Kind hatte ich einen Buch-Adventskalender und habe mich nun sehr gefreut in "December Dreams" jeden Tag tolle Geschichten von teils mir bekannten Autorinnen zu lesen und auch einige Autor/innen neu zu entdecken. Ich habe jeden Tag gespannt die aktuellen 12 Seiten gelesen, die mich jedoch auch oft enttäuscht haben. In diesem Buch sind nicht 24 + 1 Geschichten enthalten, wie es der Klappentext verspricht, sondern 15, da ein paar Geschichten auf zwei Tage aufgeteilt sind. Dies fand ich jedoch nicht schlimm, da die entsprechenden Geschichten direkt am nächsten Tag fortgeführt wurden und sich so mehr entfalten konnten.

Insgesamt hat mich der Adventskalender leider enttäuscht. Die meisten Protagonist/innen sind zwar jugendlich, aber steinreich, meist amerikanisch und absolut gutaussehend. Wo sind die gewöhnlichen, durchschnittlichen Charaktere, wie du und ich? Müssen sich die Protagonist/innen in das Aussehen verlieben, weil die Autorinnen auf 12 Seiten keine gefühlvolle Geschichte schaffen können, die liebenswerte Charaktere beinhalten, die sich so näher kommen und auch ich mit ihnen mitfierbern kann? Schade ist auch, dass bei einigen Geschichten kaum Weihnachts- oder Winterstimmung aufkommt, weil der Christbaum oder Weihnachtsmarkt nur kurz als Alibi in der Ecke steht oder erwähnt werden. Außerdem erschienen ein paar Kurzgeschichten, als wären sie Szenen, die aus ihrem eigenen Buch gefallen sind, weil ich keine Verbindung zu den Charakteren aufbauen konnte und mich mit den Fantasyaspekten erst vertraut machen musste. Auf dem Klappentext steht "...deiner deutschsprachigen Lieblingsautor*innen", was ich jetzt im Nachhinein zustimmen muss: Um in den Geschichten gänzlich abtauchen zu können, muss man häufig die Vorgeschichte kennen (und spoilern sollen einige Geschichten auch, haben Leserinnen in meiner Leserunde gemeint).

Trotzdem haben mich ein paar wenige der 15 Geschichten überzeugen können (wobei ich öfter enttäuscht als unterhalten wurde), sodass ich Ideen und Schreibstil von neuen Autor/innen kennenlernen oder auch begeistert durch mir bereits bekannte Autorinnen in der Kurzgeschichte versinken konnte. Mein Highlight war definitiv die Geschichte von den Tagen 8 + 9, die ganz unabhängig funktioniert hat und und mich sehr neugierig auf die zugehörige Buchreihe macht. Die Tage 3 + 4, 10 + 11, 19 und 24 haben mir gut gefallen. Gar nicht überzeugen konnten mich leider die Adventskalendertürchen 1 +2, 5 + 6, 7, 14 + 15 und 17 + 18, durch ihre klischeehaften, oberflächlichen und manchmal peinlichen Charaktere.

Die Buchgestaltung hingegen überzeugt mich mit den Gold glänzenden Highlights auf dem Cover (wobei sich der Titel schon etwas abgenutzt hat), den Geschenkanhängern auf der Innenklappe, die die Autor/innen an den jeweiligen Tagen zeigen, und der genaueren Vorstellung mit deren Ravensburger-Büchern am Ende.



Fazit:
Die 15 Kurzgeschichten des Adventskalenders sind oft mit dem Klischee der hübschesten, sexy und häufig auch sehr reichen jugendlichen Charakteren gespickt. Nur sechs der Autor/innen konnten mich mit ihren Geschichten unterhalten. Hier zeigt sich gut, dass Kurzgeschichten schwer zu schreiben sind, weil Autor/innen es erstmal schaffen müssen, dass man mit den Charakteren mitfühlt. Den Adventskalender "December Dreams" kann ich nur bedingt an New Adult-Leser/innen, die nichts gegen Klischees haben, und diejenigen weiterempfehlen, die (fast) alle Geschichten der Autor/innen bereits kennen.

Bewertung vom 28.12.2021
Der Club der Lebensmutigen
Weiß, Josefine

Der Club der Lebensmutigen


ausgezeichnet

Lebensbejahende und berührende Geschichte

Im Prolog lernen wir Marleen kennen, die mit ihrem Freund Rico in Norwegen Urlaub macht. Durch einen Unfall kommt dieser ums Leben und Marleen versinkt in Trauer. Bereits auf den wenigen Seiten des Prologs spürt man, wie verliebt die beiden sind und wie sehr Rico Marleen fehlen wird. Zwei Jahre später lebt Marleen nun in ihrer Heimatstadt und hat immer noch mit ihrer Trauer zu kämpfen. Bei einem weiteren Besuch bei ihrer Therapeutin schickt diese Marleen zu einem roten Tor, hinter dem sich der Club der Lebensmutigen verbirgt, wo sie auf Hannes trifft.

Der Schreibstil von Josefine Weiss ist unglaublich gut! Zum einen schreibt sie sehr poetisch und anschaulich, sodass ich direkt in der Geschichte versunken bin und mir die Gefühle aller Protagonist/innen sehr nahe gingen. Die Geschichte hat sich dadurch sehr schnell in mein Herz geschlichen und ich habe mir einige schöne Textstellen markiert. Daneben ist die Atmosphäre leicht und wunderschön, obwohl es in dem Buch oft um Trauer oder den Tod geht. Josefine Weiss schafft es, eine Leichtigkeit in diese doch sehr niederdrückenden Gefühle zu bringen. Dies geschieht unter anderem auch wegen Hannes, der so lebensfroh, aktiv und voller Elan ist. Auch die vielen anderen Charaktere finde ich alle sehr sympathisch und haben sich in mein Herz geschlichen.

„Erinnerungen sind das Kostbarste, was wir voneinander haben. All das hier, was wir gerade erleben, ist nur ein Moment, der mit einem Augenblinzeln Vergangenheit sein wird.“, Hannes, 72 %

Die Geschichte ist stets emotional: Anfangs geht es um Marleens Trauer und ihre Unsicherheit ihr Leben zu genießen, danach geht es oft um die rührenden Schicksale der Clubmitglieder und auch die romantischen Gefühle zwischen Marleen und Hannes. Die beiden kommen sich ganz natürlich näher, wovon ich anfangs gerne mehr gelesen hätte. Trotzdem kann man die wachsenden Gefühle der beiden hautnah miterleben und nachvollziehen. Und dann stellt sich nicht nur Hannes die Frage, ob er einer Frau eine Beziehung zumuten kann, wenn das Ende schon feststeht, sondern ob Marleen einen weiteren Verlust überhaupt verkraften würde. Und genau die letzte Frage habe ich mir lange gestellt. Während ich das Buch wirklich gerne gelesen habe, habe ich ständig auf einen Konflikt, irgendeine Art von „Knall“ gewartet. Dieses unbefriedigende Gefühl hat sich aber im letzten Viertel des Buches gelegt und es wurden alle meine Fragen und Zweifel nachvollziehbar und verständlich erklärt. Ich mag es, wie die Geschichte ausgegangen ist. Und ich mag es, wie die Geschichte immer wieder auch positive Gefühle vermittelt, obwohl sie so viel von Traurigkeit handelt.

„Nichts, was aus dem Herzen kommt, kann man wirklich besitzen. Aber man kann es teilen.“, Hannes, 92 %

Fazit:
„Der Club der Lebensmutigen“ behandelt zwar auch Trauer und den Tod, jedoch versprüht er und die gesamte Geschichte auch immer wieder Lebensfreude und Leichtigkeit. Josefine Weiss hat einen unglaublich guten Schreibstil, der poetisch und leicht ist. Auch wenn mich manchmal Kleinigkeiten gestört haben, gibt es umso mehr Kleinigkeiten und großartige Charaktere und Momente, die diese Geschichte so besonders machen, dass sie sich in mein Herz geschlichen hat. Eine sehr emotionale und berührende Geschichte, die wunderschön ist!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.12.2021
Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein großer Rausch / Die Polizeiärztin Bd.2


ausgezeichnet

Die Rolle der Frau und persönliche Schicksale wieder fesselnd erzählt

Magda fühlt sich mittlerweile in Berlin zuhause. Während die Inflation immer weiter voranschreitet, eröffnet Magda ihre eigene gynäkologische Praxis, da sie nicht nur von ihrer Tätigkeit als Polizeiärztin leben kann. Mit den Kommissaren stößt sie auf einen Serientäter, der Prostituiere in den Bauch sticht und damit auch einige tötet. Neben Magdas immer engeren Beziehung zu Kommissar Kuno Mehring spielt in diesem Band der Reihe vor allem auch Celias Leben eine große Rolle. Sie hat endlich ihr lang ersehntes Medizinstudium aufgenommen. Doch kann sie ihren Berufswunsch und die zunehmende Liebe zum reichen Edgar miteinander vereinen?

Die Geschichte schließt nahtlos an Teil 1 an, was mir gut gefällt, weil ich aufgrund des Klappentextes schon befürchtet habe, etwas verpasst zu haben (Klappentext spoilert!). Dadurch waren mir die Charaktere alle direkt wieder präsent, wodurch das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches für mich unnötig war. In der vorderen Buchklappe befindet sich ein Stadtplan von Berlin, auf dem ich die Wege der Protagonist/innen gerne verfolgt habe.

In der Geschichte wird wieder auf die damalige Rolle der Frauen eingegangen. Vor allem ungewollte Schwangerschaften waren zu der Zeit ein sehr schwieriges Thema. Magda befindet sich bald in einem Gewissenskonflikt, da sie das Beste für ihre Patientinnen möchte, eine Abtreibung aber aus gesetzlichen Gründen und ihrem Gewissen nicht vornehmen kann. Insbesondere die immer größer werdende Armut stellt viele Mütter vor die Aufgabe ihre bisherigen Kinder durchzubringen. Durch mehrere unterschiedliche weibliche Persönlichkeiten wird das Thema Abtreibung und Verhütung in der Geschichte sehr gut beleuchtet.

"Das Leben ist verdammt leer, wenn du niemanden hast, den du lieben kannst. Für den du lebst." Ina, S. 509

Die politischen Geschehnisse der damaligen Zeit wurden unauffällig und so gekonnt in das Geschehen eingebaut, dass es mich wie die Buchcharaktere auch sehr schockiert hat. Auch technische Errungenschaften haben neben der medizinischen und politischen Lage ihren Platz in der Geschichte gefunden.

Der Fall des sogenannten " Schlitzer", bei dem ich sehr schnell einen Verdacht hatte, und Magdas Arbeit als Polizeiärztin gehen vor allem durch das persönliche Schicksal von Celia sehr unter und wird erst zum Schluss wieder aufgegriffen. Einige Schicksale wurden abgeschlossen oder verweisen hoffnungsvoll in die Zukunft, ein anderes jedoch gipfelt in einem Cliffhanger, was mich sehr gespannt auf Teil 3 macht.


Fazit:
"Das Leben, ein großer Rausch" zeigt zu Beginn der 1920er auch, dass es viele Schattenseiten gibt, vor allem bezüglich der Rolle der Frau und ungewollten Schwangerschaften. Die persönlichen Schicksale von Magda, Celia und den anderen sympathischen Frauenrollen habe ich wieder gerne verfolgt. Die fesselnde Geschichte mit dem Cliffhanger am Ende macht mich sehr neugierig auf den dritten Teil der Polizeiärztin.

Bewertung vom 28.12.2021
Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1
Sommerfeld, Helene

Das Leben, ein ewiger Traum / Die Polizeiärztin Bd.1


sehr gut

Mitreißender und zumal düsterer Auftakt über die Polizeiärztin

Als Magdas Mann ums Leben kommt, fängt sie in Berlin neu an und beginnt dort als Polizeiärztin. Zu ihren Aufgaben zählt es Prostituierte im Frauengefängnis zu untersuchen und bei Gewaltverbrechen Frauen und auch einige Kinder medizinisch zu versorgen. Dabei stößt sie auf viel Leid und die Fürsorgerin Ina, die sich für die Kinder einsetzt, die in den Nachkriegsjahren meist ein sehr entbehrungsreiches Leben führen mussten. In der Pension, in die Magda gezogen ist, trifft sie auf Doris, die nach Berlin gekommen ist um eine berühmte Schauspielerin zu werden. Auch die Tochter Celia der Pensionswirtin ist nicht zufrieden mir ihrem Leben, da sie von ihrer Mutter mit einem reichen Bänker verheiratet wurde. Weiterhin kommt auch die Anwältin Ruth öfter in der Geschichte vor, die ein interessantes Leben führt.

Durch Magdas Arbeit als Polizeiärztin wird man sehr viel mit dem damaligen Leid konfrontiert. Durch ihre Einsätze an Tatorten herrscht auf den Buchseiten viel Gewalt und auch die Armut mit dem damit einhergehenden Hunger von Kindern spielt oft eine Rolle. Manchmal findet Magda verstörte Kinder am Tatort vor, die sie zunächst ins Krankenhaus bringen muss und danach mit der Fürsorgerin Ina versucht einen geeigneten Ort zum Leben für sie zu finden. Dadurch ist die Geschichte oftmals düster, was es mir manchmal schwer gemacht hat weiter zu lesen.

"Berlin hatte hier zwei Geschwindigkeiten - die Schnelligkeit des Reichtums und der Stillstand der Armut.", 28 %

Der Schreibtisch des Autorenduos ist sehr anschaulich und beschreibt die Gefühle der Protagonistinnen und das damalige Leid sehr bildhaft. Die Art zu Schreiben hat mir sehr gefallen und die Schicksale lebendig werden lassen.

Fazit:
"Das Leben ein ewiger Traum" befasst sich mit Magdas Neuanfang als Polizeiärztin in Berlin und den Träumen der anderen Protagonistinnen. Sehr anschaulich beschreibt das Autorenpaar das oft sehr düstere Leben von damals, was es mir manchmal schwer gemacht hat weiter zu lesen. Ein fesselnder Auftakt der Trilogie rund um einige unterschiedliche Frauen in den 1920ern!

Bewertung vom 28.12.2021
Weiter als der Ozean / April & Storm Bd.2
Ashley, Karen

Weiter als der Ozean / April & Storm Bd.2


gut

Angemessene Fortsetzung, die erst in der zweiten Hälfte überzeugen kann

Nachdem April verletzt und beleidigt von San Francisco nach Deutschland geflogen ist, ist Storm völlig verzweifelt. Er möchte alles daran setzen ihr zu zeigen, dass er sie nie verletzen wollte und unglaublich verliebt in sie ist. Storm ist einer der besten und zuvorkommendsten Bookboyfriends, denn er steht immer zu April. Er versucht alles um zu erfahren, wohin sie geflüchtet ist und folgt ihr dann nach Deutschland. Dort möchte April das 2. Staatsexamen ablegen. Doch bevor es soweit ist, bricht sie zusammen und bangt im Krankenhaus um die bevorstehende Diagnose: Ist der Krebs zurück?

Aprils Verhalten am Ende vom ersten Band konnte ich einfach nicht nachvollziehen, aber zu Beginn diesen Buches war sie mir sympathisch. Völlig überraschend hat sich auch ihre humorvolle Seite gezeigt, als sie sich ängstlich im Krankenhaus befindet. Leider gipfelt ihre Unsicherheit in Herumjammern und sie zerfließt in Selbstmitleid. Ich kann ihre Sorge verstehen, dass sie nicht noch einmal den Kampf gegen den Krebs durchmachen will, aber deshalb braucht sie nicht übertrieben gemein gegenüber ihrer Mama und Storm zu sein. In der ersten Buchhälfte fand ich ihr Verhalten extrem - extrem übertrieben und extrem nervig vor allem!

》Gemeinsam kann man das Beste im anderen hervorzaubern. Einer im anderen. Zu gleichen Teilen. Das ist die Magie wahrer Liebe. 《, Storm, S. 251

Karen Ashleys Schreibstil überzeugt mich auch im zweiten Band wieder. Obwohl Aprils Verhalten übertrieben ist und wir beide keine Freundinnen mehr werden, konnte die Autorin mir mal mehr, mal weniger Aprils Gefühle näher bringen. Storms werden wie gewohnt emotional beschrieben, was mir oft das Herz gebrochen hat. Auch bei der Recherche hat sich die Autorin sehr viel Mühe gegeben. Vor allem durch das Staatsexamen und Aprils Lernphase wird deutlich, wie viel medizinisches Wissen sich Karen Ashley für diese Buchreihe angeeignet hat, was mich sehr beeindruckt hat.

Nachdem die erste Buchhälfte sehr ruhig und nervtötend ist, weil nur Aprils Gefühlsleben hin und her gewälzt wurde, passiert daraufhin endlich mal etwas, wodurch sich das Problem in der Beziehung von April und Storm langsam klärt. Die Geschichte wird schließlich romantischer, macht ihrem Genre alle Ehre und April zeigt im starken Kontrast ihre fröhliche Seite. Den Erzählstrang bezüglich der abwesenden WG-Mitbewohnerin Maria empfinde ich als unnötig für die Geschichte. Nachdem ich die zweite Hälfte der Geschichte viel mehr genossen habe, endet sie in einem Cliffhanger, der mich aufgrund von Aprils Verhalten skeptisch, aber genauso neugierig auf Teil 3 macht.


Fazit:
"Weiter als der Ozean" ist der zweite Band rund um April und Storms Beziehung, der zu Beginn sehr ruhig und nervtötend ist, weil ich Aprils jammernde Art wieder nicht nachvollziehen konnte. In der zweiten Hälfte nimmt das Geschehen endlich an Fahrt auf, April zeigt ihre fröhliche Seite und Romantik kommt auf. Das Ende lässt mich gleichermaßen etwas befürchten, aber auch gespannt zurück.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2021
The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1
Mohn, Kira

The Sky in your Eyes / Island-Reihe Bd.1


ausgezeichnet

Bodyshaming und Selbstliebe

Elín ist etwas dicker, wurde schon als Kind wegen ihrer Figur gehänselt und ihr Ex-Freund hat die fiesen Bemerkungen diesbezüglich fortgesetzt. Zutiefst verletzt, achtet sie penibel auf ihre Ernährung und nimmt an einem veganen Kochkurs teil. Schon in den ersten Minuten fühlt sie sich unwohl: Nicht nur „Was werden die anderen Teilnehmerinnen denken, wenn eine Dicke zum Kochkurs geht?“, nein, Elín hört die Antworten darauf direkt in ihrem Kopf. Jón ist der einzige männliche Teilnehmer und beim gemeinsamen Kochen lachen die beiden viel miteinander, wodurch sie sich näher kommen. Doch wie soll Elín mit ihren Selbstzweifel, Unsicherheiten und Stimmen der anderen im Kopf alle Hüllen vor Jón fallen lassen? 

Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mich Elíns Gedanken mit der Zeit auch mal genervt haben. Fast auf jeder Seite macht sich Elín Gedanken, wie ihr Körper auf andere wirken könnte. In vielen Situationen reduziert sie sich auf ihren Körper, wobei man als Leser/in oft bemerkt, dass der oder die Gegenüber bestimmt gar nicht darüber nachdenken. Insbesondere wenn sie und Jón sich langsam näher kommen und er sie berührt, springt das Gedankenkarussel an. Elín fühlt sich nicht einfach unwohl, wenn Jón über ihre Hüfte oder Rücken streichelt, sie hört die hämischen Kommentare ihres Ex-Freundes und trägt gedanklich erst einmal zusammen wo sie überall „zu viel“ ist. Und dann rufe ich mir drei Dinge in Erinnerung: Wie oft denkst du über deine nicht-ideale Figur nach? Wie oft übernehmen deine Unsicherheiten die Überhand? Und was soll Elín denn sonst denken, wenn sich ihr Ex-Freund diesbezüglich immer wieder abfällig geäußert hat? Und dann sehe ich, nein: fühle ich, wie authentisch und nachvollziehbar Kira Mohn diese plus size Protagonistin dargestellt hat. Schon auf den ersten Seiten habe ich mitfühlend genickt und bemerkt, dass die Autorin sensitive reader für dieses Thema hatte, was sich auch in der Danksagung bestätigt hat. Das Thema Bodyshaming wurde nicht nur durch Mobbing allumfassend dargestellt, sondern auch durch Personen in Elíns Umfeld, die ihr Problem nicht als solches erkennen („Lach mit!“) oder als nahestehende Person voreingenommen ist und nur ihren tollen Charakter sehen. 

Bis die Geschichte endet passieren sogar auch einige überraschende Dinge. Den Schluss empfand ich als etwas zu schnell, weil ich gerne bei dem wichtigen Moment von Jón dabei gewesen wäre. 

"Body Positivity. Als ob das so leicht wäre, als müsste man sich nur ein wenig Mühe geben. Liebe dich selbst. Um ehrlich zu sein, finde ich diesen Satz eher deprimierend, weil ich etwas, das so wichtig ist und so simpel zu sein scheint, einfach nicht kann." Elín, S. 146 


Fazit: 
In „The Sky in your Eyes“ geht es vor allem um Bodyshaming und Selbstliebe. Einfühlsam und authentisch hat Kira Mohn die Gedanken der Protagonistin und ihre Unsicherheiten bezüglich ihres Gewichts dargestellt, was vielleicht an der einen oder anderen Stelle auch kurz nerven könnte. Eine sehr gefühlvolle Geschichte über Bodyshaming, Mobbing, Empathie und Selbstliebe, die jeder in sich nachwirken lassen sollte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.11.2021
Litersum
Rosenbecker, Lisa

Litersum


ausgezeichnet

Fantasievolle und kreative Buchidee

Malou Winters ist die Tochter eines Buchcharakters und einer realen Frau, weshalb sie eine Anti-Muse ist und deshalb Autor/innen mit einem Kuss Ideen stehlen kann. Malou tut dies nur ungern, aber die Auslöschung bestimmter Ideen schützt die reale Welt und das Litersum. Als aber zwei ihrer Aufträge ermordet aufgefunden werden, zieht die Polizei, allen voran der junge missmutig dreinblickende Lansbury, eine Verbindung zu Malou. Ihre Mutter hat einen hohen Rang bei der Polizei und kann sie zeitweise von den Ermittlungen fernhalten, doch sie müssen unbedingt herausfinden, wer tatsächlich hinter diesen Morden steckt. Also machen sich Malou, ihre Freundin Emma und der vielleicht nicht ganz so griesgrämige Lansboury in der realen und Bücher-Welt auf, um den wahren Mörder zu finden.

...hörte mir nicht mehr zu. Er schielte sehnsüchtig auf seinen Krimi.
„Ich verstehe das. Es geht nichts über ein gutes Buch. Dann lasse ich euch beide mal wieder allein.“, 7 %

Lisa Rosenbeckers Schreibstil gefällt mir sehr. Die Autorin schreibt die Geschichte sehr lebendig und mitreißend, gleichzeitig liest sie sich locker flockig weg. Die Idee des Litersums, des „Universums“ aller Buchwelten und der Zwischenbibliothek, begeistert mich sehr, wie vermutlich jede/n Buchliebhaber/in. Ich finde auch die Details toll gewählt, dass man z. B. durch die Tür einer Buchhandlung, Bücherei oder Bibliothek in die Zwischenwelt gelangt und auch Malous beste Freundin Emma. Sie stürzt sich mit voller Begeisterung in jedes Rätsel und ist eine ausgesprochen gute Detektivin, weshalb sie sich selbst Emma Holmes (nach Sherlock Holmes) nennt. Lisa Rosenbecker hat eine fantasievolle Geschichte rund um Mnemosyne, die griechische Göttin der Erinnerung, und unserer heißgeliebten Bücherwelt geschaffen. Das Buch passt mit dem Litersum, dem Kriiminalfall und einigen Abstechern im viktorianischen Zeitalter sehr gut in die Ästhetik Dark Academia, die momentan sehr beliebt ist.

Fazit:
„Litersum“ ist eine ausgesprochen schöne und fantasievolle Idee, die sicherlich nicht nur Bücherwürmer begeistert.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.11.2021
Die Schattenarmee / Ministry of Souls Bd.2
El-Bahay, Akram

Die Schattenarmee / Ministry of Souls Bd.2


sehr gut

Guter Abschluss, der sich manchmal im Kreis dreht

Nachdem es Jack und seinen Freunden nicht gelungen ist, den Ifriten zu besiegen müssen sie eine neue Möglichkeit finden. Noch dazu, wo Jack von dem Rachegeist mit einem Fluch belegt wurde, wodurch er immer mehr seines Leben verliert, als würde es aus ihm heraus sickern. Dazu reißen Jack, die Prinzessin Naima und der spezielle Kater in den Orient in Naimas Heimat. Ich finde es schön und einen tollen Kontrast zum viktorianischen London, dass nun der Orient das Setting darstellt. Der Palast und dessen Garten von Naimas Familie müssen wirklich sehr beeindruckend sein und die Orte wurden sehr anschaulich beschrieben. Die Verknüpfung beider Orte verpackt ein bisschen wahre Geschichte in diesem tollen Fantasyroman.

Der Schreibstil von Akram El-Bahay ist wie gewohnt großartig! Wie Jack oft passenderweise „tausendundeiner“ Gedanken durch den Kopf gehen und Akrams Beschreibungen auch sonst bildhaft und sehr passend gewählt sind. Ich habe so viele Worte und Textstellen genossen. Und weil der Autor die Szenen und Orte immer sehr gut schildert, sodass ich wunderschöne Bilder in meinem Kopf habe, möchte ich die Geschichte auch sehr gerne auf der großen Kinoleinwand sehen!

"Sanftmut ist die Kraft des Überlegenen, Zorn dagegen ist die Stärke des Unterlegenen.", S. 300

Die Geschichte ist wie der erste Band wieder sehr spannend und es kommt auch einiges Überraschendes ans Licht. Auch die Frage, ob und vor allem wie die drei Protagonisten den Ifriten besiegen können, hat bei mir einige Vermutungen aufgeworfen, aber ich konnte das Ende trotzdem nicht kommen sehen. Auch wenn ich gefesselt an den Seiten hing, war der Spannungsbogen dennoch nicht immer hoch. Ab der Hälfte hatte ich das Gefühl, dass sich die Geschichte im Kreis dreht, denn die Bemühungen von Jack, Naima und Oz haben einfach keinen Fortschritt gebracht. Wäre die Spannung in diesem Roman ein Faden, wäre er nicht gespannt, sondern würde zeitweise lose in überlappenden Kringeln herumliegen. Außerdem hat mich ein eher amüsantes Detail bald nur noch genervt. Irgendwann fängt sich die Spannung aber wieder und gipfelt in einem richtigen Showdown. Dabei ist leider wenig Fokus auf einen wichtigen Moment gelegt worden, wodurch er unter ging und ich erst nach dem Ende darüber nachdenken musste, wie ein bestimmter Aspekt denn nun abgelaufen ist. Der Schluss hat mir insgesamt gut gefallen und ich freu mich, wie die Geschichte für alle Beteiligten ausgegangen ist.

Fazit:
„Die Schattenarmee“ ist ein toller Abschlussband von Naimas, Jacks und Ozs Abenteuer. Auch wenn die Spannung kurzzeitig verloren ging und sich das Geschehen im Kreis gedreht hat, besticht Akram El-Bahay auch in diesem Buch wieder mit seinem wunderschönen, bildhaften und fantasievollen Schreibstil und Ideen.
3,5 von 5 Sternen

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2021
Das Schattentor / Ministry of Souls Bd.1
El-Bahay, Akram

Das Schattentor / Ministry of Souls Bd.1


ausgezeichnet

Eine fantasievolle Geschichte über Geister und Rache

Der Klappentext fasst schon ziemlich gut zusammen, worum es in der Geschichte geht: Damit die Seelen verstorbener Menschen sicher in die Zwischenwelt gelangen, gibt es die Soulmen, die die Geister einfangen und in die Zwischenwelt begleiten. Als arabische Abgesandte im Buckingham Palace ermordet werden, muss Jack den Auftrag übernehmen. Als er die Geister der Toten sucht, bemerkt er, dass die arabische Prinzessin noch lebt. Als er von einem schwarzen Wesen angegriffen wird, bleibt ihm nichts anderes übrig als Naima kurzerhand durch die Tür zur Zwischenwelt zu schubsen, um ihr Leben zu retten. Doch als er sie zurückholen will, ist das Tor bereits verschlossen und er muss einen anderen Zugang in die Zwischenwelt finden, denn nicht umsonst ist es verboten, eine lebende Person dorthin zu bringen.

Jack ist noch in der Ausbildung und soll eigentlich den Geist einer alten Frau hinüber begleiten, die ganz schön stur ist und sich nicht von ihren geliebten Katzen trennen will. Hier schafft der Autor einige amüsante Szenen, denn die alte Dame hat auch noch ein Auge auf ihren Soulman geworfen. Nicht nur mit seinem Humor kann Akram El-Bahay punkten, denn die Idee des Ministry of Souls und der Zwischenwelt hat mich auch sehr beeindruckt. Die Idee, dass jeder Mensch seine eigene Zwischenwelt formt, nämlich durch einen für ihn besonderen Ort, finde ich richtig gut. Auch das Zusammenspiel zwischen unserer Welt und der der Verstorbenen ist sehr fantasievoll und nachvollziehbar gestaltet.

"Soulmen waren die vermutlich abergläubischsten Menschen der Welt. Es war wohl eine Berufskrankheit. Und wenig verwunderlich bei Leuten, die einen erheblichen Teil ihrer Arbeitszeit unter Geistern verbrachten.", S. 209

Das Setting ist sehr atmosphärisch beschrieben, als Jack durch die düsteren Gassen des vergangenen Londons streift und das Gelände des Buckingham Palaces betritt. Auch die Kleidung und historische Begebenheiten wurden gekonnt in die Geschichte eingebettet. Im Kontrast zum viktorianischen Zeitalter bieten die orientalischen Aspekte, wie Naima und ihre Familie, Sagen aus der Wüste und der schwarze Schatten, der Jack zu Beginn der Geschichte angegriffen hat, eine tolle Abwechslung.


Fazit:
Mit „Das Schattentor“ hat Akram El-Bahay wieder seine beeindruckende Fantasie unter Beweis gestellt. Ich liebe die Idee der Zwischenwelt und der Soulmen! Das viktorianische Zeitalter und die orientalischen Aspekte bieten durch ihren großen Kontrast eine tolle Mischung. Der wunderschöne Schreibstil des Autors weckt eine außergewöhnliche Geschichte zum Leben. Ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es mit Jack und Naima weitergeht!

Bewertung vom 31.10.2021
Reality Show
Freytag, Anne

Reality Show


sehr gut

Holpriger Lesefluss

Die Geschichte spielt etwas in unserer Zukunft, als bei der Bundestagswahl eine rechte Partei die deutliche Mehrheit erhält. Eine Studenten-WG gefällt das gar nicht und sie fangen an zu diskutieren: Die Idee der Reality Show ist geboren. An Heiligabend werden zehn der reichsten Deutschen in ihren Häusern als Geiseln genommen. Diese haben neben der Regierung genauso viel, wenn nicht sogar mehr, Einfluss auf unser aller Leben. Also werden die einflussreichsten Personen und ihre Vergehen in der Show vorgestellt und die Zuschauer entscheiden über deren Strafe.

Zu Beginn des Buches wird im Prolog direkt eine brenzlige Situation dargestellt, bei der ich die Luft angehalten habe. Danach folgen die Stunden davor, als die drei Studenten und ihre Helfer in die Häuser der Reichen eindringen, woraufhin die Show beginnt. Ich finde es toll, wie umfassend die Geschichte dargestellt wurde, indem man einige der zehn Reichen kennenlernt, die Geiselnahmen mit verfolgen kann, auch die Sicht der Fernsehzuschauer erfährt und die Show mit einem der Studenten als Moderator verfolgen kann.

Gestört an der Geschichte hat mich allerdings die Fülle der Charaktere. Die Studenten-WG umfasst die drei Bewohner Julian, Erich und Phillip. Mit einigen ihrer Freunde haben sie die Reality Show dann entwickelt und vorbereitet. Daneben wird in kurzen Kapiteln die Geiselnahme der Reichen verfolgt und auch einige Fernsehzuschauer gezeigt. Die Sichtweisen folgen kurz und prägnant hintereinander, ein schneller Wechsel von den Freunden, zu den reichsten der Nation und den Einwohnern vor dem Fernseher, wie in einem Film. Diese Darstellung passt gut zum Thema des Buches, hat mich jedoch oft verwirrt. Zu Beginn jeden Kapitels fragte ich mich, welche Buchfigur das gleich noch war, wobei ich aber durch die gelungene Darstellung der Charaktere bald den entsprechenden im Kopf hatte. Außerdem gibt es einige Rückblenden in die Vergangenheit, als die Studenten-WG mit einigen Freunden die ganze Aktion planten. Diese zusätzlichen Informationen haben mich die Gruppe besser kennenlernen lassen und die Show realistischer gemacht, jedoch befindet sich der/die Leser/in zu Beginn der Geschichte öfter in der Vergangenheit, als in der Reality Show. Die Rückblenden waren mir am Anfang zu früh, weil ich endlich die titelgebende Show miterleben wollte. Durch diese zwei Punkte hat sich die Spannung für mich nur sehr, sehr langsam aufgebaut, da ich immer wieder verwirrt war und mich erst zurechtfinden musste.

„In irgendeiner Form zahlt man immer. Mit Geld oder in einer anderen Währung.", S. 257

Der Schreibstil von Anne Freytag ist sehr lebendig und leicht zu lesen. Einige Szenen haben mich durch die eindrückliche Beschreibung richtig gefangen genommen und berührt. Die Emotionen wurden allesamt wirklich großartig umgesetzt, denn ich konnte z. B. die Überheblichkeit und Angst einiger Reichen deutlich durch die Buchseiten spüren. Die Wortwiederholungen von Rückenmark/Rückgrat jedoch haben mich im weiteren Verlauf der Geschichte irgendwann gestört. Mir sind Kapitelüberschriften eigentlich egal, weil ich sie immer vergesse, aber hier sind sie so gut zum Inhalt des entsprechenden Kapitels gewählt, dass sie mir immer wieder aufgefallen sind.

Das Ende ist enorm fesselnd geworden, da ich wissen wollte, ob die Freundesgruppe geschnappt wird oder nicht. Das überraschende Detail war es nicht für mich und ich habe nun noch einige unbeantwortete Fragen.


Fazit:
„Reality Show“ spricht ein wichtiges Thema unserer Gesellschaft an und behandelt dies durch die Idee der Reality Show, die ein paar Studenten realisiert haben. Neben diesen jungen Personen und Rückblenden bezüglich ihrer Vergangenheit, gibt es noch unzählige weitere Charaktere, die mir alle irgendwann zu viel waren. Wenn dich sehr viele Buchfiguren nicht stören, dann wird dich das Buch von Anfang an viel mehr fesseln als mich!
3,5 von 5 Sternen