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Rinoa

Bewertungen

Insgesamt 176 Bewertungen
Bewertung vom 05.08.2021
Unbarmherziges Land
Offutt, Chris

Unbarmherziges Land


ausgezeichnet

In der rauen Hügellandschaft Kentuckys wird die Leiche einer Frau gefunden. Linda Hardin, seit kurzem erster weiblicher Sheriff des Countys, hat es als Frau in diesem Job sowieso nicht leicht, doch jetzt werden ihr offensichtlich zusätzlich auch noch Steine in den Weg gelegt. Zusammen mit ihrem Bruder Mick, eigentlich Ermittler für das CID der US-Army, derzeit aber auf Heimaturlaub, macht sie sich auf die schwierige Suche nach dem Täter.

Obwohl das Cover explizit auf einen „Kentucky-Krimi“ hinweist, ist „Unbarmherziges Land“ für mich viel mehr als das. Es ist eine Liebeserklärung an die Berge Kentuckys und an die dortigen Bewohner. Gleichzeitig auch eine Art Milieustudie aus einer Welt und einer Gesellschaft, die mir gänzlich unbekannt ist, die aber Dank des tollen Schreibstils des Autors richtiggehend lebendig wurde und mich regelrecht eintauchen ließ in die raue Landschaft und die nicht minder rauen Menschen, die in ihr Leben.

Hier, wo Blut definitiv dicker ist als Wasser und man das Gesetz am liebsten selbst in die Hand nimmt, ist es daher für Sheriff Linda Hardin nicht eben einfach, den Mord an einer Frau aufzuklären. Zum Glück hat sie aber ihren Bruder Mick, der mir als Charakter wirklich sehr gut gefallen hat. Während Linda (leider) ein wenig blass und im Hintergrund bleibt, ist Mick für mich ganz klar der „Star“ des Buchs.

Insgesamt steht allerdings die Mordermittlung gar nicht so sehr im Vordergrund bzw. ist nicht zu trennen von Beschreibungen der Landschaft und eines sehr speziellen Menschenschlags, die eben auch ihren Raum einnehmen (inklusive privater Verflechtungen). Für mich war das sehr stimmig.

Mir persönlich hätte „Unbarmherziges Land“ gerne noch etwas länger sein dürfen als die gut 200 Seiten, ich habe die Lektüre wirklich genossen und es ragt für mich deutlich aus dem Krimi-Einheitsbrei heraus.

Bewertung vom 16.07.2021
Mr Nobody - Er will sich erinnern. Sie muss vergessen
Steadman , Catherine

Mr Nobody - Er will sich erinnern. Sie muss vergessen


gut

Eines Morgens taucht an einem Strand in Norfolk ein Mann auf, der orientierungslos umherirrt. Er spricht kein Wort, niemand weiß wo er herkommt und so tauft ihn die Presse bald Mr. Nobody.
Die junge Neuropsychiaterin Dr. Emma Lewis wird für den Fall angefragt. Und sie nimmt ihn an, obwohl sie nach einem schrecklichen Ereignis eigentlich nie wieder in ihre Heimat zurückkehren wollte.
Und bald wird klar: Mr. Nobody scheint etwas über Emma zu wissen, was niemand wissen sollte und was eine große Gefahr für sie sein könnte…

Wie schon beim ersten Buch von Catherine Steadman fand ich auch hier den Schreibstil wieder großartig, leicht zu lesen, erfrischend und unterhaltsam.
Abwechselnd aus der Sicht von Emma (in Ich-Form) und dem unbekannten Mann geschildert, entwickelt sich eine spannende Geschichte, wobei die Spannung sich hauptsächlich aus den Fragen zieht, was damals mit Emma passiert ist und wer der Unbekannte ist.

Was mich von Beginn an wahnsinnig gestört hat war, dass bei Dialogen ständig der Name des Gegenübers erwähnt wird. Dass man das mal macht, okay, aber nicht in jedem zweiten Satz. Das hat echt genervt.

Richtig gut gefallen haben mir die neuropsychiatrischen Beschreibungen. Ein wirklich interessantes und spannendes Thema und auch für einen Laien verständlich beschrieben.

Je näher es dann allerdings dem Ende zu ging, desto verworrener und verschachtelter wurde die Geschichte. Ich musste immer wieder Absätze erneut lesen, um auch alles richtig zu verstehen und selbst dann gelang es mir nicht immer.
Mir persönlich war die Auflösung einfach zu viel und zu kompliziert und (für mich) wichtige Fragen wurden nicht beantwortet.

Alles in allem konnte „Mr. Nobody“ mich nicht überzeugen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.07.2021
Die gefährliche Mrs. Miller
Dickson, Allison

Die gefährliche Mrs. Miller


gut

Phoebe Miller hat es gerade nicht leicht. Nach einem familiären Skandal verlässt sie kaum mehr das Haus, ihre Ehe ist am Ende und neuerdings wird sie auch noch aus einem Auto heraus beobachtet, das immer wieder vor ihrem Haus parkt.
Dann ziehen gegenüber neue Nachbar ein und Phoebe fühlt sich direkt zu deren achtzehnjährigem Sohn Jake hingezogen. Und obwohl sie eigentlich weiß, dass es keine gute Idee ist, lässt sie sich auf eine Affäre mit ihm ein.

Zunächst einmal ist „Die gefährliche Mrs. Miller“ wirklich toll geschrieben und ich bin gleich richtig gut in die Geschichte reingekommen.
Phoebe war mir zwar eher unsympathisch, auf der anderen Seite fand ich sie aber auch witzig und vom Charakter her echt interessant sowie ihre Erzählweise einfach unterhaltsam.

Außerdem zieht das Buch eine große Spannung aus der Frage, wer denn da eigentlich im Auto sitzt und Phoebe beobachtet und vor allem – warum.

Dann, ungefähr nach der Hälfte, gibt es plötzlich einen Bruch und ab da war ich irgendwie raus, denn für meinen Geschmack wurde es dann einfach nur noch unglaubwürdig. Der tolle Schreibstil und eine gewisse Spannung waren zwar immer noch vorhanden, über allem lag aber wie ein Schatten das Gefühl, dass sich so doch kein Mensch verhalten würde (und damit meine ich leider so ziemlich alle handelnden Personen). Auch die Dialoge waren für mich zu konstruiert und fühlten sich einfach unecht an.

Wirklich schade, denn die erste Hälfte hatte mir echt gut gefallen, aufgrund der schwachen zweiten Hälfte hat aber leider das gesamte Leseerlebnis etwas gelitten.

Bewertung vom 07.07.2021
Die Morgenröte - Sie nehmen dir dein Leben
Richter, Noah

Die Morgenröte - Sie nehmen dir dein Leben


ausgezeichnet

Der erfolgreiche YouTuber Georg Herzfeld steckt in Schwierigkeiten: Wegen eines offenbar gefälschten Videos, das er veröffentlicht hat, wird er verklagt und im schlimmsten Fall sogar im Gefängnis landen. Da bietet ihm der gefeierte Popstar Götz Wolf Hilfe an. Im Gegenzug soll Georg Wolfs Bewegung „Die Morgenröte“ und seinen Wahlkampf zum Bundeskanzler unterstützen.
Insbesondere Georgs Freundin Sophie ist davon alles andere als begeistert, sie hält „Die Morgenröte“ für gefährlich und manipulativ. Und sie scheint Recht zu haben, denn bald herrschen im Land Hass und Gewalt…

Noah Richter greift mit „Die Morgenröte“ ein topaktuelles Thema auf, angesiedelt nach der Corona-Pandemie (schön wär’s) und vor der Bundestagswahl 2021.
Durch den angenehmen und modernen Schreibstil war das Buch wirklich sehr gut zu lesen und ich hatte es innerhalb von zwei Tagen durch (hatte allerdings auch viel freie Zeit zum Lesen).

Hauptsächlich werden die Geschehnisse aus der Sicht von Georg Herzfeld erzählt, aber auch die anderen (Haupt-)Charaktere kommen immer wieder zu Wort, wodurch der Leser einen breiten Einblick bekommt.
So richtig sympathisch war mir zwar keiner, aber insbesondere die Figur des Götz Wolf fand ich wirklich großartig beschrieben und sehr interessant und facettenreich.

Natürlich stellt sich bei der Lektüre eines solchen Themas auch zwangsläufig immer die Frage, ob so etwas wirklich (wieder) passieren könnte und ich denke, dass gerade auch die Instrumentalisierung des Internets und sozialer Medien für genau diese Zwecke eine solche Entwicklung durchaus erleichtern kann.

Tatsächlich stand für mich allerdings während der Lektüre der Unterhaltungswert im Vordergrund, und der war wirklich hoch.
Auch eventuelle kleinere Logikschwächen bzw. Fragen, die nicht immer (zu meiner Zufriedenheit) beantwortet wurden, konnten das Lesevergnügen nicht schmälern.

„Die Morgenröte“ war spannend, unterhaltsam und teilweise auch wirklich erschreckend. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 07.07.2021
Girl A
Dean, Abigail

Girl A


gut

Jahrelang waren Alexandra Gracie und ihre Geschwister als Kinder von den Eltern misshandelt und eingesperrt worden, bis ihr letztendlich die Flucht und somit die Befreiung gelang. Um sie zu schützen bekamen die Kinder für die Öffentlichkeit lediglich Buchstaben verpasst; Lex war das Girl A. Nun, nach dem Tod der Mutter im Gefängnis, wird Lex – die mittlerweile erwachsen ist – als Testamentsvollstreckerin eingesetzt.
Dadurch muss sie nicht nur zu ihren weit verstreuten Geschwistern Kontakt aufnehmen, sie wird auch selbst noch einmal mit den Geschehnissen, die sie längst überwunden glaubte, konfrontiert…

Die Geschichte wird aus Sicht von Alexandra auf mehreren Ebenen erzählt. Zum einen in der Gegenwart, nach dem Tod der Mutter, zum anderen in Rückblenden aus der Zeit nach ihrer Flucht und auch aus ihrer Kindheit, als alles begann.

Viele der schrecklichen Erlebnisse werden dabei eher nebenher und fast schon beiläufig erwähnt, was dem Ganzen allerdings nicht seinen Schrecken nimmt, sondern ihn eher noch verstärkt. Dabei ist „Girl A“ wirklich gut geschrieben, wenn auch die Zeitsprünge für mich den Lesefluss manchmal etwas abbremsten.

Was mir allerdings wirklich gefehlt hat, war ein gewisser Spannungsbogen. Stattdessen plätscherte die Lektüre so ein wenig vor sich hin und obwohl das, was die Kinder ertragen mussten, wirklich absolut furchtbar war, konnte mich die Erzählung nicht ganz erreichen oder berühren.

Die Spannung bzw. der Drang weiterzulesen lag eher darin, dass ich die ganze Zeit gewartet habe, dass noch irgendetwas passiert, bis auf einen kleinen Überraschungsmoment wurde ich diesbezüglich aber enttäuscht.

Meinen Geschmack hat „Girl A“ leider nicht ganz getroffen.

Bewertung vom 17.06.2021
Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2
Jensen, Svea

Nordwestzorn / Soko St. Peter-Ording Bd.2


sehr gut

Vor mehr als 15 Jahren verschwand ein Junge aus einem Sommercamp in St. Peter-Ording spurlos, seine Leiche wurde nie gefunden. Angeklagt – und freigesprochen – wurde damals der Leiter des Camps, der nach dem Prozess ins Ausland gezogen ist.
Nun ist er wieder zurück in St. Peter-Ording, verschwindet aber selbst spurlos, kurz nachdem Kommissarin Anna Wagner den Fall des vermissten Jungen wieder aufgerollt hat. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, denn nur, wenn der wahre Täter gefunden wird, wird die Polizei auch dem Camp-Leiter helfen können.

Ich habe mich richtig auf den zweiten Teil rund um die Kommissare Anna Wagner und Hendrik Norberg gefreut. Und so wie es für Anna Wagner ein Heimkommen war, wieder in St. Peter-Ording zu sein, so habe auch ich mich gefühlt, als würde ich liebe, alte Bekannte wiedertreffen.

Auch diesmal steht wieder die Polizeiarbeit im Vordergrund, es werden Akten gewälzt, Beteiligte verhört und nach neuen Hinweisen gesucht. Dies alles in vielen kurzen Kapiteln und aus unterschiedlichen Perspektiven, was zusammen mit dem tollen Schreibstil und einem spannenden Fall dazu führt, dass ich „Nordwestzorn“ innerhalb von kurzer Zeit ausgelesen hatte.

Es gibt auch allerlei Privates, insbesondere rund um die Familie von Hendrik Norberg, und so ein bisschen habe ich mich schon gefragt, ob es nicht doch zu viel ist und dadurch der Rest ein wenig in den Hintergrund gedrängt wird. Aber letztlich fand ich es so doch stimmig und passend, das gehört eben einfach zum Stil der Reihe dazu (und ich wollte ja selbst auch wissen, wie es dort weitergeht).

Der Fall an sich bzw. die Aufklärung konnte mich zwar nicht gänzlich überzeugen (für mich gab es einfach ein paar Baustellen zu viel, die zwar am Ende alle geschlossen werden, für meinen Geschmack aber gar nicht nötig gewesen wären), ich habe die Lektüre aber wirklich genossen und freue mich schon auf den nächsten Band!

Bewertung vom 02.06.2021
Wenn ich dich hole
Goerz, Anja

Wenn ich dich hole


gut

Bendix Steensen ist auf dem Weg zu seiner Familie nach Niebüll, als eine Unwetterwarnung ihn ausbremst: Er sitzt erst einmal in Heathrow fest. Und dann erreicht ihn auch noch ein panischer Anruf seines neunjährigen Sohnes Lewe. Seine Mutter und seine Oma sind seit Stunden weg und jemand versucht, in das abgelegene Haus einzudringen. Oder bildet er sich das alles nur ein…?

Das Setting mit dem Schneesturm, dem Kind allein zu Hause, der verschwundenen Mutter und Großmutter sowie der offenbar bestehenden Bedrohung, das alles hat mich auf einen spannenden Thriller hoffen lassen. Leider wurde ich diesbezüglich aber doch etwas enttäuscht.

Zunächst einmal ist „Wenn ich dich hole“ wirklich gut geschrieben und die wechselnden Perspektiven (Lewe, Bendix, Insa, der Polizist Behrend) haben mir ebenfalls gut gefallen. Doch leider konnte mich die Geschichte einfach nicht packen.
Selbst die immer wieder eingeschobenen Gedanken einer Person namens Henrike, die offenbar irgendwas mit der Familie zu tun hat, konnten die Handlung für mich nur bedingt vorantreiben.

Trotz dieser spannenden Voraussetzungen tröpfelte das Buch für meinen Geschmack ein wenig zu sehr vor sich hin, bis es dann nach und nach immer mehr Fahrt aufnimmt. Doch anstatt auf einen gewissen Showdown hinzuarbeiten, verpufft die Geschichte so ein bisschen und am Ende blieb ich etwas ratlos zurück.
Auch die Charaktere waren mir zu oberflächlich, ich konnte mich keinem von ihnen so richtig nahe fühlen und anstatt einzutauchen in die Geschehnisse blieb ich außen vor und beobachtete das Ganze von der Ferne.

Meinen Geschmack hat „Wenn ich dich hole“ leider nicht ganz getroffen.

Bewertung vom 01.06.2021
Meal Prep für Mamis
Osswald, Laura;Merz, Lena

Meal Prep für Mamis


ausgezeichnet

Meal Prep liegt im Trend und ist gerade auch für Mütter bzw. Familien praktisch. Im besten Fall wird an einem Tag gekocht und den Rest der Woche kann quasi aus dem Vollen geschöpft werden.
Ob man das tatsächlich so betreibt bleibt natürlich jedem selbst überlassen, man muss ja auch genug Platz für all die Leckereien in der Tiefkühltruhe habe. Trotzdem ist die Idee des Vorbereitens (auch in kleinerem Rahmen) richtig toll, spart Zeit und reduziert den Stress.

Zu Beginn stellen die Autorinnen verschiedene Behälter und Formen (Gefrierbeutel, Mini-Silikonformen, Glasbehälter, Schraubgläser) vor, die zum Einsatz kommen können. Außerdem gibt es Wissenswertes rund ums Einfrieren, Auftauen und Erwärmen.

Die Rezepte sind thematisch in Frühstück, Frühling, Sommer, Herbst, Winter und Gemüse & Beilagen unterteilt. Nach jedem Rezept gibt es noch Tipps zum Vereinfachen oder Verfeinern und wie man es am besten einfriert und auftaut.
Von einfach bis raffiniert, vegan, vegetarisch oder mit Fleisch, hier ist wirklich für jeden Geschmack etwas dabei. Seien es Bananen-Muffins, Kartoffelwaffeln, Pizzaschnecken, Hirseauflauf, Polentaschnitten und vieles mehr, allen Rezepten ist gemeinsam, dass man sie wirklich sehr gut vorbereiten und dann eben auch schnell zubereiten kann.
Mir hat das Ausprobieren der Rezepte wirklich Spaß gemacht und auch die Idee des Vorbereitens finde ich wirklich toll. So kann ich meiner Tochter Abwechslung bieten, muss dafür aber nicht täglich stundenlang in der Küche stehen.

Ganz am Ende haben die Autorinnen dann noch Tipps, wie man Meal Prep richtig anwendet um Zeit zu sparen (mit Wochenplan). Ich betreibe es zwar nicht ganz so ausführlich, aber wie erwähnt erleichtert es auch im kleineren Rahmen auf jeden Fall den (Essens-)Alltag.

Ein wirklich tolles Buch, das ich nicht nur allen Mamas (und Papas) wärmstens empfehlen kann!

Bewertung vom 31.05.2021
Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1
Pötzsch, Oliver

Das Buch des Totengräbers / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.1


ausgezeichnet

Wien 1893: Inspektor Leopold von Herzfeldt ist neu in der Polizeiinspektion und gleich der erste Fall, an dem er mitarbeitet, hat es in sich. Mehrere Dienstmädchen wurden ermordet aufgefunden, jede von ihnen brutal gepfählt. Im Zuge einer weiteren Ermittlung lernt Leo auf dem Wiener Zentralfriedhof den Totengräber Augustin Rothmayer kennen, der zwar etwas verschroben ist, jedoch auch sehr gebildet und kenntnisreich, insbesondere zum Thema Tod und Töten.
Gemeinsam mit der Polizeitelefonistin Julia Wolf beginnen der Inspektor und der Totengräber zu ermitteln.

Ich muss vorwegnehmen, dass ich ein sehr großer Fan von Oliver Pötzsch und seinen historischen Romanen/Krimis bin. Ich hatte also schon große Erwartungen an „Das Buch des Totengräbers“ und habe mich wirklich auf die Lektüre gefreut.

Und ich war auch sofort mittendrin im Wien kurz vor der Jahrhundertwende, denn dem Autor gelingt es einmal mehr, ein Panorama dieser Zeit einzufangen, das mich sofort gefesselt hat. Die Welt steht an der Schwelle zur Moderne, erste Automobile und auch Fahrräder (genannt Sicherheitsniederräder, in Abgrenzung zum Hochrad) kurven durch die Stadt und Kameras für Jedermann (der sie sich leisten kann) werden entwickelt.
Letzteres leistet auch einen wichtigen Beitrag für die so genannte Kriminalistik, die ebenfalls in den Kinderschuhen steckt und die Leo in die etwas angestaubte Polizeiarbeit in Wien einbringen soll. Ist sein früherer Mentor doch niemand Geringeres als Hans Gross gewesen, der mit seinem „Handbuch für Untersuchungsrichter“ als Gründungsvater eben dieser Kriminalistik gilt (zumindest im deutschsprachigen Raum).

Ganz hervorragend gelungen sind auch die drei Hauptpersonen Leopold von Herzfeldt, Julia Wolf und Augustin Rothmayer. Insbesondere den schrulligen Totengräber muss man einfach gern haben und auch seinen „Almanach für Totengräber“, an dem er gerade schreibt und aus dem Ausschnitte jeweils vor den Kapiteln erscheinen, habe ich mit Interesse verfolgt.

Die drei haben jedenfalls allerhand zu tun, denn nicht nur der brutale Frauenmörder geht um in Wien, auch Köpfe von Leichen verschwinden und hinter vorgehaltener Hand mutmaßen die Bewohner, dass Vampire in der Stadt ihr Unwesen treiben.

„Das Buch des Totengräbers“ war für mein Empfinden zwar teilweise etwas vorhersehbar, das hat mich allerdings nicht weiter gestört, viel zu unterhaltsam und kurzweilig war die Lektüre und ich hoffe sehr auf weitere Fälle mit Leopold von Herzfeldt!

Bewertung vom 28.05.2021
Ich will dein Leben
Jennings, Amanda

Ich will dein Leben


ausgezeichnet

Cornwall im Sommer 1986: Die sechzehnjährige Tamsyn hat den frühen Tod ihres Vaters nie verwunden. Besonders nah fühlt sie sich ihm beim Haus auf den Klippen, genau wie er verspürt sie eine große Sehnsucht nach diesem Ort. Und so beginnt sie, dessen Bewohner zu beobachten: Den attraktiven Mr. Davenport und seine wunderschöne Ehefrau. Als sie dann durch Zufall deren Tochter Edie kennenlernt kann sie ihr Glück kaum fassen. Doch dieses scheint nur von kurzer Dauer…

Zunächst einmal ist „Ich will dein Leben“ wirklich super geschrieben und der Autorin gelingt es, eine unheilvolle und teilweise sogar gruselige Stimmung zu erzeugen. Und obwohl im Grunde gar nicht so viel passiert, ist es doch spannend und konnte mich von Anfang an fesseln.

Das Meiste wird aus Sicht von Tamsyn (in Ich-Form) erzählt, und man merkt als Leser recht schnell, dass sie – wohlwollend ausgedrückt – offenbar etwas überspannt ist. Doch auch Edie, Tamsyns Mutter und ihr Bruder kommen zu Wort, was ein gewisses Gleichgewicht in die Geschichte bringt, denn ob Tamsyns Wahrnehmung mit der Realität übereinstimmt ist oft nicht ganz klar. Dazu lebt sie zu sehr in ihrer eigenen Welt.

Ansonsten sind die Charaktere und die äußeren und inneren Umstände sehr gut gezeichnet und haben eine Tiefe, die mich wirklich in ihren Bann gezogen hat.
Ständig habe ich darauf gewartet, dass sich die Geschehnisse in einer Art Höhepunkt entladen, was dann eben auch das Spannende und Packende ausgemacht hat.

Das Ende wird dann fast ein bisschen nebenbei erzählt, was es für mich umso schockierender machte. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!