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Benutzername: 
Gurke
Wohnort: 
Berlin

Bewertungen

Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 16.03.2012
Unsichtbare Blicke
Reifenberg, Frank Maria

Unsichtbare Blicke


gut

„Das Übel kommt nicht von der Technik, sondern von denen, die sie missbrauchen.“
Jacques-Yves Cousteau

Josie wurde eines von diesen Missbrauch-Opfern und wird im Internet in Zukunft wohl bedeutend vorsichtig sein, wenn es um den sorglosen Umgang mit Chat-Bekanntschaften und den Einsatz ihrer Webcam geht.

Ihr Vater ist Mitglied einer Glaubensgemeinschaft, deren Ansichten er auch Zuhause rigoros umsetzt. Seine Tochter versucht mit aller Kraft sich ein bisschen Freiraum zu erarbeiten und flüchtet nach ihrer Arbeit im Pflegeheim vor ihren Laptop zu Geronimo. Mit diesem Bekannten kann sie über all ihre Probleme sprechen und fühlt sich bei ihm geborgen. Als dann aber der süße Italiener Felix in ihr Leben tritt, will sie ihm zu Liebe den Kontakt zu dem Unbekannten abbrechen, doch der geht in die Offensive und zeitgleich tauchen sehr intime Bilder der Jugendlichen auf, die nur ein geschickter Computer-Hacker auf illegale Weise erschleichen konnte. Will er Josie erpressen oder steckt noch mehr dahinter?

Vor 34 Jahren hatte ein Junge dagegen ganz andere Probleme. Die Flucht seiner Familie aus der DDR verlief problematisch und der kleiner Sohn „Tommi“ muss nun elternlos in einem Heim untergebracht werden. Dort durchlebt er die schlimmsten Jahre seines Lebens und wird gemobbt, misshandelt und ohne Liebe großgezogen. Wie viel verkraftet eine unschuldige Kinderseele und wie hoch ist die Hemmschwelle, um in der Gegenwart selbst zum Monster zu werden? Zwei tote Mädchen pflastern schon seinen Weg..

Die Idee von Frank Reifenberg, Kinder mit Hilfe eines fiktiven Falls an die Problematik von Internet-Kriminalität zu führen, ist gut und wichtig. Leider werden die technischen Hintergründe nur am Rande behandelt und viel schlauer war ich als bekennender Technik-Loser hinterher auch nicht. Natürlich hätte eine intensive Durchleuchtung der Thematik den Rahmen des Thriller gesprengt, doch ein paar Tricks und Tipps zur Prävention mehr wären meiner Meinung nach passend gewesen.

Leider durchschaut man die Zusammenhänge der Handlung ziemlich schnell, wodurch schon nach ¼ der Seiten die Auflösung relativ klar war. Danach ist die Spannung natürlich etwas gedämpft und kommt auch nicht mehr richtig in Gang. Durch insgesamt vier verschiedene Perspektiven versucht der Autor zwar noch ein bisschen Schwung in die Geschehnisse zu bringen, doch dabei entscheidet er sich für die langatmigste Position, die der leitenden Ermittlerin Stella, als die ausführlichste Sichtweise. Über sie erfahren wir am meisten, allerdings mehr über ihr Privatleben und den Zwist im Präsidium, wodurch wiederum die Erzählweise etwas zäh wird und der Fall, insbesondere durch von ihr verordnete freie Wochenenden (trotz lebensbedrohlicher Situation des Mädchens) stagniert.
Insgesamt fehlt mir eindeutig die Tempo-Komponente und eine Portion Spannung in dem Thriller. Bücher aus meinem Lieblingsgenre verschlinge ich sonst ohne Probleme an einem freien Lese-Tag, doch bei „Unsichtbare Blicke“ habe ich für die Abschnitte sehr lange gebraucht und hätte statt dem Fokus auf Stellas eher langweiligen Arbeitsalltag lieber mehr von den Machenschaften solcher Hacker oder auch der Vergangenheit des Heimkinds Tommi als Zeitzeugen der DDR und ihrem totalitären Staat erfahren, was zusätzlich noch die Geschichtskenntnisse der Leser aufgefrischt hätte.
An dem Schreibstil lag die ungewöhnliche Lese-Dauer nicht, denn da hat der Autor sich optimal auf die Zielgruppe eingelassen – geradlinig und klar.

Es waren mir definitiv zu wenig Thriller-Elemente eingebaut, denn die entscheidenden Stellen, wie die Entführung oder die Leiden der gefangenen Mädchen waren mir einfach nicht genügend beschrieben. Es erinnert mehr an einen Roman, die vor den Folgen von Unachtsamkeit im Internet spircht, als an dramatische Lesestunden. Vielleicht hat das Buch auf das Publikum aber einen Lern-Effekt. :-)

Bewertung vom 15.03.2012
Vater, Mutter, Tod
Langer, Siegfried

Vater, Mutter, Tod


ausgezeichnet

„Du kannst vor dem davonlaufen, was hinter dir her ist, aber was in dir ist, das holt dich ein.“

Diese afrikanische Weisheit über die Psyche des Menschen hat Siegfried Langer in seinem Thriller-Debüt auf sehr hohem Niveau umgesetzt und mir dadurch beinahe den Schlaf geraubt!

In dem Prolog werden wir Zeuge einer Familientragödie, denn im Streit verletzt der alkoholisierte Vater mit einem Brotmesser seinen Sohn, der sich schützend vor seine Mutter stellen will und stirbt. Diese drei Menschen, die vorerst noch namenlos bleiben, stehen stellvertretend für viele Hartz 4 – Familien, die in der Anonymität der Neuköllner Plattenbausiedlung kaum Chancen haben aus ihrer Situation auszubrechen und hier einen traurigen Tiefpunkt erreicht.

Dem gegenüber steht die erfolgreiche Architektin Jacqueline Adam, die ein Leben wie aus dem Bilderbuch führt. Zusammen mit ihrem Sohn Lukas und Anwalt René lebt sie in einer idyllischen Neubausiedlung in Kleinmachnow und hat gerade den Zuschlag für ein großes Projekt ergattert. Nach einem Einkaufsbummel mit ihrer Mutter entdeckt sie plötzlich auf der anderen Straßenseite eine Frau mit leuchtend roten Haaren, die sie penetrant anstarrt und immer wieder verfolgt.
Heftige Kopfschmerzen in Verbindung mit Gedankenaussetzern beunruhigen ihren Ehemann zusehends, als er dann aber auch noch erfährt, dass Jacqueline sich mit ihrer Mutter getroffen haben will, obwohl diese bereits vor zwei Jahren gestorben ist, überzeugt er sie davon, einen Arzt aufzusuchen. Kurz darauf wird Lukas entführt und die heile Welt der Adams droht zusammenzustürzen – steckt die ominöse Rothaarige dahinter?

Viel mehr darf man gar nicht zu dem Inhalt sagen, da sonst das perfekt aufgebaute Konstrukt des Autors zerbricht, was ich mir als begeisterter Thriller-Leser selbst nicht verzeihen könnte und bei diesem genialen Verwirrspiel auch schlichtweg eine Schande wäre. ;-)

Der Aufbau der Handlung ist wirklich brillant, denn die Kapitel wechseln nicht nur von „Jacquelines Berichterstattung“, in der sie ihre Sicht der Dinge einem Psychologen schildert, zu den verheißungsvollen Passagen mit der Überschrift „x (1,2..) Tage vor der Katharsis“ (dem Showdown), die sich mit der Suche nach Lukas und der objektiven Rekonstruktion der Ereignisse befassen, sondern diese werden ebenfalls in einer scheinbar wahllosen, zeitlichen Reihenfolge angeordnet.
Wir werden also in eine Handlung geworfen, die wir unter keinem Umständen zu diesem Zeitpunkt durchschauen können und müssen, wie die verzweifelte Protagonistin, um ein klares Bild kämpfen. Dabei beweist Siegfried Langer ein sehr gutes Gespür, um den Leser aus dem Konzept zu bringen. Immer wenn ich eine Ahnung aufgebaut hatte, wie das Geschehen mit dem Prolog in Verbindung stehen könnte, musste ich kurz darauf feststellen, dass meine Theorie eine Schwachstelle hat.
So ahnungslos habe ich mich schon lange nicht mehr bei einem Thriller gefühlt, was vor allem an dem unglaublichen Einblick in die menschliche Psyche liegt, die hier auf eine spezielle Weise zeigt, zu was wir Menschen fähig sind und wie uns das eigene Denken bzw. die Erinnerungen einen Streich spielen können, die ich aber in diesem Ausmaß nicht für möglich gehalten hätte.
Es ist sehr schwer, sich aus dem Teufelskreis zu befreien, da die innere Phantasie-Welt immer weitere Kreise zieht und eine lange (vielleicht auch erfolglose) Behandlung braucht.
Selbst der ermittelnde Beamte hat schon Erfahrungen mit den Tücken von Nervenkrankheiten im persönlichen Bereich gemacht und sein Schicksal gliedert sich lückenlos in jenes der Adams ein.

Die Dringlichkeit des Falls, an dem ein Kinderleben hängt, wird durch die gehetzte, aber zugleich kühle Wirkung von kurzen Kapitel noch verstärkt und „Vater, Mutter, Tod“ ist ein Thriller, den man am besten in einem Stück verschlingt, denn dank eines sehr flüssigen Schreibstils war es ein sehr intensives, wenn auch nicht sehr langes Lesevergnügen.

4 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.03.2012
Operation Eaglehurst / Null-Null-Siebzig Bd.1
Ferber, Marlies

Operation Eaglehurst / Null-Null-Siebzig Bd.1


ausgezeichnet

Man ist so alt wie man sich fühlt.

James wäre nach dieser Redensart in der Blüte seines Lebens, dabei ist er schon siebzig Jahre alt und denkt aber keineswegs daran, sein Dasein als trostloser Rentner zu fristen. Als Ex-Geheimagent wartet nämlich schon der nächste und gleichzeitig sehr persönliche Fall auf ihn.
Sein bester Freund William Morat hat sich nach dem Tod seiner Frau in eine Seniorenresidenz in Hastings, Südengland zurückgezogen und starb nur kurze Zeit später völlig überraschend an einem angeblichen Herzstillstand. Eine Postkarte mit einem Limerick und der dringenden Bitte um Rückruf lässt bei James aber die Alarmglocken klingeln. War sein Freund in Schwierigkeiten?
Ohne zu zögern mietet er sich ein Zimmer in dem schönen Altersheim „Eaglehurst“ und stolpert beinahe über die nächste Leiche. Was hat das alles zu bedeuten?

„Who is the cat,
who is the mouse,
beware of the trap
and try to find out.“

Bei literarischen Reisen in das schöne London packt mich immer das Fernweh und ich würde am liebsten sofort zum Ort des Geschehens fliegen, weil die Uhren dort im wahrsten Sinne anders ticken und bei einer schönen Tasse Tee die heimtückischsten Morde stattfinden.
Bei diesem Buch ist es ein ganz besonderer Ausflug, denn ein Pflegeheim ist eigentlich kein Schauplatz für einen humorvollen Krimi, doch die Umsetzung dieser Idee ist einfach nur amüsant und überzeugt mich von der ersten bis zur letzten Seite. Mit britischem Humor werden wir durch die teilweise gefährlichen Ermittlungen geleitet und die Verbindung zu der unvergleichlichen Miss Marple endet nicht mit dem Namensvetter und Polizisten „Ruthersford“, sondern fängt da erst an und führt wie ein roter Faden an gelungener und spannender Täter-Suche durch die Lektüre.

Im Epilog wird deutlich, wie sehr der Autorin ihre Charaktere ans Herz gewachsen sind und genau darum macht das Lesen so viel Spaß, weil es nicht einfach Personen sind, die schnell zu Papier gebracht wurden, sondern wie alte Freunde auf den Leser wirken und mit ihrer herrlich skurrilen Art bezaubern.
Ältere Menschen werden ja sehr gerne als meckernde Rentner oder unzufriedene Greise verspottet, doch Marlies Ferber schafft Protagonisten, die so fit in Kopf und Körper sind und dazu noch viel Humor beweisen, dass ich in manchen Situation als 22-Jährige gerne mit ihnen Zeit verbracht hätte. Wie kleine Kinder freuen sie sich auf ihren monatlichen „Eaglehurst-Ball“ und schmuggeln von außerhalb massenweise Alkohol in ihre Zimmer, zudem hat James von seiner reizenden Assistentin einen futuristischen Rollator bekommen, der beweist, dass auch mit siebzig Jahren der Spaß an schnellen und außergewöhnlichen Fahrmobilien bei Männern nicht stirbt. ;-)

Auf 272 Seiten habe ich so viele tolle Charaktere kennen gelernt und über noch mehr witzige Szenen gelacht, sodass ich mich gar nicht entscheiden könnte, wer mein absoluter Liebling ist – doch selbst eigentlich unscheinbare Personen, wie ein eifriger Taxi-Fahrer habe ich in mein Herz geschlossen, deshalb freue ich mich riesig auf eine Fortsetzung, die voraussichtlich im Winterprogramm 2012 des dtv-Verlags erscheinen wird.

Ich habe nur einen einzigen James Bond Film gesehen und das hat mir gereicht um seitdem einen großen Bogen um Pierce Brosnan & Co. zu machen. Ich bin sehr froh und dankbar, dass Marlies Ferber uns Frauen ein echt sympathisches „Bond-Girl“, welches nicht nur gut aussieht, sondern die Fahne von starken Damen hochhält, und zusätzlich noch einen Bond-Opi geschenkt hat, der viel cooler, liebenswürdiger und tougher ist, als jeder amerikanische Mitvierziger. :-)

Thank you for such a wonderful time.

1 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2012
Ashby House
Ludewig, V. K.

Ashby House


ausgezeichnet

„Ihr Lieben, nehmt euch in Acht, das Unheimliche kommt nicht nur bei Nacht.“
(R. L. Stine „Gänsehaut“)

Das mussten auch die Schwestern Lucille und Laura Shalott, die neuen Besitzer von dem ehrwürdigen Ashby House, ziemlich schnell feststellen.
Lucille ist eine der berühmtesten Fotografen der Welt und die Presse vergöttert sie. Nach einem tragischen Unfall, seitdem sie ihre Beine nicht mehr bewegen kann und auf einen Rollstuhl angewiesen ist, meidet sie jedoch das Blitzlichtgewitter und zieht sich von Bel Air in das idyllische Cornwall (England) zurück. Laura ist die Frau im Schatten der erfolgreichen Künstlerin und begleitet sie – wenn auch widerwillig – überall hin.
In dem herrschaftlichen Haus wartet allerdings nicht nur Erholung auf die Frauen, denn die Mauern scheinen lebendig zu sein und ihren eigenen Willen zu haben. Die zweite Etage des Anwesens ist dabei besonders unheimlich und erwartet Besucher mit einem stürmischen Empfang, obwohl die Fenster verschlossen sind. Wie kann das sein?
Im Dorf geht schon lange das Gerücht um, dass es dort oben spukt und Ashby House Menschen verschwindet lässt.
Als Laura dann in der Bibliothek mysteriöse Aufzeichnungen über Kinder findet, wenngleich die Ashbys kinderlos blieben, beginnen furchtbare Alpträume und die Legende erwacht – bereit zum Angriff.

Ich finde es wirklich spitze, dass immer mehr Autoren sich Geisterhäusern in ihren Büchern widmen und V. K. Ludewigs Debüt als Romanautor zählt definitiv zu den stärkeren Werken, da es subtile Spannung mit Horror-Szenarien in einer guten Balance hält und mich Angsthasen sogar dazu verleitet hat, die Deckenlampe beim abendlichen Schmökern anzumachen. ;-)

Die Geschichte dreht sich aber nicht nur um das paranormale Geschehen im Domizil, sondern beschäftigt sich ebenfalls mit den persönlichen Problemen der beiden Protagonisten.
Die Schwestern verbindet nämlich eine Art Hassliebe und den ständigen Kontakt zueinander können sie scheinbar nur mit Beleidigungen und Schimpftiraden überstehen. Sympathien baut man für die Shalott Geschwister nur sehr langsam auf (wofür wir von dem Autor in einer Randnotiz sogar Verständnis bekommen), da die Ältere durch ihre Behinderung auf starke Schmerzmittel angewiesen ist und sie bei zu niedriger Dosis unleidlich wird – dagegen erscheint Laura in ihren Reaktionen sehr lieblos und egoistisch. Im Endeffekt verstecken sie hinter dieser harten Schale aber einen weichen Kern, doch ist es für eine Versöhnung vielleicht schon zu spät?

Der gebürtige Thüringer beweist auf 320 Seiten auch Mut zum Kontroversen, indem er beispielsweise den kühnen Butler, den Laura gerne in ihr eigenes Gemach eingeladen hätte, in eine feurige Szene voller Erotik verwickelt und zwar mit einem Mann!
Die eigene Vorliebe des Autors für Hollywood-Horror-Filme wird besonders am Schluss deutlich und seine Begeisterung für atemberaubende Hollywood-Größen wie Greta Garbo, Marilyn Monroe oder Nicole Kidman ist ebenfalls kaum zu leugnen.
Man spürt beim Lesen ganz genau, dass Ludewig sein ganzes Herzblut in das Spukhaus gesteckt hat und auf eine herrlich skurril-geheimnisvolle Weise mich damit begeistern konnte!

„Ashby House“ vereint alle wichtigen Elemente für einen perfekten Leseabend und die Handlung ist wahrlich prädestiniert für einen Blockbuster. Ich würde mir den Film dazu auf jeden Fall anschauen und deshalb ist es mein klares Monats-Highlight!
Ich hoffe sehr, dass wir von dem Autor noch eine Menge Lesefutter bekommen werden. :-)

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.03.2012
Schlafende Geister / Privatdetektiv John Craine Bd.1
Brooks, Kevin

Schlafende Geister / Privatdetektiv John Craine Bd.1


sehr gut

„Die Polizei – dein Freund und Helfer.“

Privatdetektiv John Craine würde bei diesem Sprichwort wohl herzlich lachen! Helen Gerrish ist seine neueste Mandantin und beauftragt den Witwer mit einem sehr persönlichen Anliegen. Ihre Tochter Anna ist seit vier Wochen spurlos verschwunden und die Ermittlungen der Polizei haben nach dieser langen Zeit noch keine Erfolge erzielt. Man vermutete, dass die junge Kellnerin freiwillig von Zuhause ausgerissen sei, um ein besseres Leben ohne Verpflichtungen zu führen, welches sie irgendwann aber wieder in die vertraute Wärme der Familie treiben würde. John beginnt seine Arbeit und findet schon bald Einzelheiten über das Mädchen heraus, die so gar nicht in das heile Bild der Eltern passen dürften. Als sich dann aber Detective Chief Inspector (DCI) Mick Bishop in die Suche einklinkt, spürt er, dass es hierbei um viel mehr geht, als die verschwundene Anna und sein Jagdinstinkt nimmt die Fährte auf.

Bishop ist ein fieser Kerl, der mit Korruption, Erpressung und den richtigen Verbindungen zu obersten Instanzen mit einem Anruf eine regelrechte Armee zu Leuten schicken kann, die ihm im Weg stehen und braucht dabei keinerlei Konsequenzen bei seinen brachialen Anweisungen zu fürchten. John ist aber trotz augenscheinlichem Nachteil nicht hilflos, schließlich hat er mit seinem Neffen Cal ein technisches Genie an seiner Seite, der gemeinsam mit seinem „Onkel Johnny“ein dynamisches Duo bildet.

Ein wichtiger Teil des Charakters sind die Erinnerungen an seine geliebte Stacey! Ihr Verlust und die Erinnerungen an den Tatort sind auch 16 Jahre danach noch ein Schock. Wie Gespenster arbeiten diese sich hauptsächlich in den einsamen Abendstunden wieder an die Oberfläche und zerren ihn in ein schwarzes Loch. Wir Leser erfahren in (kursiv gedruckten) Bruchstücken immer neue Details darüber und so sind diese Passagen sehr emotionale Einschübe, die das Wesen des Detektivs in neuem Licht erscheinen lassen.

Einzig die vielen Süchte des Protagonisten habe ich als etwas störend empfunden, da er sich nicht nur zu jeder Tages- und Nachtzeit gerne einen Drink genehmigt, sondern auch alles mit seiner Kettenraucherei verqualmt. Um das Klischee der verlotterten Spürnase abzurunden, kann er auch auf eine Drogen-Vergangenheit zurückschauen und bedient sich zudem noch an den Aufputschmitteln seines Neffen.
Wenn man bedenkt, dass er seine Frau durch einen schrecklichen Mord in seinem eigenen Haus verloren hat und die grausam zugerichtete Leiche als Erster entdecken musste, kann das natürlich eine Erklärung dafür sein, dass er die Substanzen als Ersatz für die Trauer in seinem Herzen konsumiert. Ich habe allerdings in letzter Zeit zu viele Krimis gelesen, in denen Cops auf ihre tägliche Dosis Schnaps, Whisky, etc. nicht verzichten können und finde es besonders in Johns Fall sehr ärgerlich, dass er dadurch häufig keinen klaren Gedanken mehr fassen kann und deswegen leichte Beute für seinen Widersachter Bishop wird.

Das kolossale Ende bietet aber auch durchaus noch Potenzial für eine Fortsetzung und manch offene Frage ruft gerade danach. Kreiert der Autor vielleicht sogar einen neuen Harry Hole? Dieser ging von Jo Nesbo auch als trinkender Ermittler in die erfolgreiche Reihe und kämpft in jedem Band erneut gegen seine Laster. John und/oder Kevin Brooks könnte(n) ohne weiteres in dessen Fußstapfen treten, denn das Finale überzeugt auf fantastischen dreißig Seiten mit Spannung, die sich Schlag auf Schlag steigert. Vielleicht kann eine starke Frau an Johns Seite und eine gute Therapie ihn zu einer erneuten Topform verhelfen und dann gibt es auch den fünften Stern. :-)

Bewertung vom 04.03.2012
Schäfers Qualen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.1
Haderer, Georg

Schäfers Qualen / Polizeimajor Johannes Schäfer Bd.1


sehr gut

Kitzbühel wird von dem stadteigenen Tourismusverband als wahres Paradies für Wanderer und Skifahrer angepriesen und auch sonst vereint die Alpenregion viele positive Attribute, welche zum Verweilen und Entspannen einladen.

Major Johann Schäfer hat seine Kindheit dort verbracht, ist allerdings froh nun beruflich in Wien und damit weit weg von den Erinnerungen seiner Jugend zu sein, die mit dem trauten Bild der heilen Bergwelt so gar nichts gemeinsam haben.
Als im beschaulichen Tirol aber ein Geschäftsmann ans Gipfelkreuz genagelt aufgefunden wird, ist schnell klar, dass die Kitzbühler Dorfgendarmen bei diesem heiklen Fall die Unterstützung eines erfahrenen Ermittlers benötigen, der den Verantwortlichen aufspürt und die Sicherheit der wichtigen Urlaubsgäste wiederhergestellt ist. Die Wahl des Vorgesetzten fällt dabei auf den Major, da er nicht nur ortskundige und damit das Vertrauen der Bewohner auf seiner Seite hat, sondern auch eine ausgezeichnete Aufklärungsquote vorzuweisen hat.
Widerwillig macht sich Johann Schäfer auf den Weg in seine Heimat und noch bevor die Recherche beginnen kann, wird schon die nächste Leiche gefunden, dessen Tod der Grausamkeit einer Kreuzigung in nichts nachsteht – er wurde lebendig einbetoniert und alle ahnen, dass das erst der Anfang war.

Mit „Schäfers Qualen“ ist Georg Haderer ein spannendes Debüt gelungen, das nicht nur durch einen interessanten Plot, sondern vordergründig durch seinen kauzigen Protagonisten überzeugt. Auf dem Revier kann nämlich selbst sein engster Assistent den Erfolg des Eigenbrötlers nicht durchschauen und resigniert, wenn sein Chef Münzen auf dem Tisch hin-und herschiebt, um dabei einen Geistesblitz zu erzielen. Schäfer hält sich bewusst nicht an konventionelle Methoden und bei einem Bierchen oder nächtlichen Absacker kann es auch schon einmal passieren, dass er interne Neuigkeiten an seine Gesprächspartner weitergibt. Der Alkohol ist neben seiner verlorenen Jugendliebe Maria zudem sein größtes Laster und dieser kleine Schwachpunkt, die ein Hüter des Rechts nach Ansicht der Gesellschaft besser nicht mit zum Dienst bringt, machen ihn in meinen Augen sehr menschlich .
Der Autor versucht erst gar nicht seinen Helden in den Himmel zu loben, trotzdem ist er ein genialer Spurensucher mit echtem Tiroler Charme, der mit österreichischer Gemütlichkeit, die Neider gerne auch als Faulheit beschimpfen könnten, auf seine eigene und sehr sympathische Art und Weise dem Mörder immer näher kommt.

Ein kleiner Kritikpunkt richtet sich an teilweise sehr lange Sätze, die mich - verbunden mit der Sprunghaftigkeit von Schäfers Gedanken - etwas verwirrten und diese Stellen dann den Lesefluss stoppten. Gleichzeitig unterstreicht Georg Haderer damit aber auch die Fähigkeit seines Hauptakteurs aus offensichtlich unzusammenhängenden Fetzen mit einer Leichtigkeit die Kernpunkte freizulegen und diese zu einem neuen, logischen Ganzen zu basteln. Verstehen können und sollen wir Leser seine Ideen nicht, zumal er weder uns noch seinem verzweifelten Vorgesetzten über Fortschritte auf dem Laufenden hält. Dadurch lüftet sich aber auch erst zum Schluss der Nebel und wir dürfen über einen Täter staunen, der uns das ganze Buch über an der Nase herumgeführt hat.

Für einen Debüt-Krimi war „Schäfers Qualen“ wirklich sehr schlüssig aufgebaut und mit einem eigenen Stil versehen, der dem erfahrenen Autoren in nichts nachsteht. Mittlerweile sind schon zwei weitere Fälle für den Major im Haymon Verlag erschienen („Ohnmachtsspiele“ August 2010 und „Der bessere Mensch“ September 2011) und ich kann es kaum erwarten, bis diese auch als Taschenbuch erhältlich sind – das Cover der dtv-Ausgabe finde ich einfach viel stimmungsvoller. :-)

6 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.02.2012
Smaragdjungfer
Laue, Mara

Smaragdjungfer


sehr gut

„Sie sind [...] ein sehr schmerzhafter Furunkel in meinem Allerwertesten mit der Sensibilität einer Mülltonne und dem Gemüt eines Fleischerhundes.“ (S.138)

Ja, Paula Rauwolf ist wirklich kein einfacher Mensch und nach dem Tod ihres Kollegen und Lebenspartners Christopher, für den sie auch noch verantwortlich gemacht wird, hängt ihr Leben in den Seilen und nur mit Hilfe eines Psychiaters schöpft sie neuen Lebensmut für die Arbeit.
Nach 16 Monaten darf sie nun endlich wieder für das FK1 ermitteln, doch leider muss sie feststellen, dass Christophers Tod noch immer allgegenwärtig ist und alte Wunden wieder aufreißen. Hinzukommt noch, dass ihr ein neuer Partner an die Seite gestellt wurde und bei der ersten Begegnung fliegen schon die Fetzen. Da ist es Paula nur recht, dass ein neuer Fall sie erst einmal ablenken kann..

Die junge Hostess Jasmin Stojanovic wurde tot in ihrer Wohnung gefunden und ein Mann auf frischer Tat ertappt, wie er das Schmuckkästchen der Serbin mit blutigen Händen durchwühlte – angeblich auf der Suche nach seinem Eigentum und völlig unschuldig, was das Blutbad angeht. Paula, auch genannt der Terrier, nimmt die Fährte auf und rückt dem Herrn zu Leibe - als dann allerdings vom Staatsanwalt die Ermittlungssperre gegen den Nachtclubbesitzer ausgerufen wird, da er den Schutz des Polizeipräsidenten genießt, schwört sich Kommissarin Rauwolf, dass sie ihn auch ohne Erlaubnis überführen wird und was sie dabei entdeckt, bringt sie selbst in große Gefahr und in die hohen Kreise der Wilhelmshavener Gesellschaft.

Das Cover verdient bei dem Sutton-Verlag wie immer eine besondere Erwähnung, denn die Libelle ist auf dem charakteristischen schwarzen Hintergrund nicht nur ein hübscher Blickfang, sondern gleichzeitig auch die Erklärung für den sehr außergewöhnlichen Titel. Libellen werden nämlich auch Smaragdjungfern genannt und die getötete Hostess hat sich diesen exotischen Namen als ihren Künstlernamen auserkoren und mit einem sehr edlen und teuren Collier in Form dieser Insekten unterstrichen, was nun aber verschwunden ist.

Mara Laue hat einen sehr kurzweilig Krimi geschrieben, der meiner Meinung nach bei der Hälfte mit einem wahren Knaller seinen Höhepunkt findet. Während dieser Verfolgungsjagd, soviel darf verraten sein, habe ich beinahe vergessen zu atmen und dieses Gefühl hatte ich bei einem Krimi (nicht Thriller!) schon lange nicht mehr.
Hätte die Autorin dieses Tempo halten können, wäre das wirklich ein großartiger Krimi geworden, doch leider fällt die Spannung daraufhin etwas ab und wird durch einen Rückblick in die Vergangenheit der Protagonistin gedämpft.
Ein positiver Nebeneffekt dieses emotionalen Einschubs ist zweifellos, dass die Leser die kratzbürstige Paula nun mit anderen Augen sehen und ihre die etwas unbeherrschten Ausraster nicht mehr so übel nehmen.
Als dringend Tatverdächtiger möchte man aber trotzdem nicht in ihrer Schusslinie geraten, denn sie weiß nur zu gut, wie man wichtige Informationen aus den Personen sprichwörtlich herausprügelt, um sich dann am nächsten Tag den Kummer und die Wut bei ihrem Therapeuten aus den Augen zu weinen. Deshalb und wegen ihrer fantastischen Fähigkeiten in ihrem Beruf ist Paula eine Protagonistin, die mit ihrer Art aneckt und wir Leser sie nicht so schnell vergessen werden.

Zum Schluss überschlagen sich die Ereignisse und überraschen mit einer schlüssigen Auflösung, bei der sich alle Fäden zu einem gelungenen Netz zusammenfügen.Trotzdem hat sich das Wow-Erlebnis bei mir nicht wiederholt, was nach einem gelungenen Mittelteil aber auch schwer zu steigern war und so ist „Smaragdjungfer“ ein gelungener Krimi, der mein Rätselfieber forderte und mich auf eine Fortsetzung mit einer aufgeblühten Paula hoffen lässt. :-)

Bewertung vom 23.02.2012
Kühlfach betreten verboten! / Pascha Bd.4
Profijt, Jutta

Kühlfach betreten verboten! / Pascha Bd.4


ausgezeichnet

Wer an Gespenster glaubt, wird leicht von ihnen geneckt.

Diese Redensart hat sich die Autorin Jutta Profijit in ihrer Kühlfach-Krimi-Reihe wohl zum Vorbild genommen, denn der Gerichtsmediziner Martin Gänsewein hat das große Glück (oder Pech?), dass der Geist des verstorbenen Autoknackers Pascha mit ihm kommuniziert und ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit für seine verrückten Pläne einspannen will.
Pascha ist tot und doch quicklebendig, seine Seele steckt jedoch in der Zwischenwelt fest und damit ist ihm als körperloser Geist ein ziemlich langweiliges Leben vorherbestimmt. Er kann nicht aktiv in das Geschehen eingreifen und ein erholsamer Schlaf bleibt im auch verwehrt, da ist sein einziger Lichtblick, dass irgendwann mal wieder eine Seele bei ihm verweilt und sie gemeinsam in einem neuen Mordfall ermitteln können, denn das ist Paschas Spezialgebiet.

In dem mittlerweile vierten Fall wartet aber keine schöne Blondine auf unseren Helden, sondern eine Horde kleiner Schüler, die Paschas Nerven ganz schön strapazieren. Sie waren gemeinsam in dem Auto einer Lehrerin und wurden auf dem Heimweg hinterhältig von der Straße getrieben – so glauben wenigstens die Neu-Geister sich zu erinnern. Die „Bonsais“ liegen nun im künstlichen Koma und von der türkischen Lehrerin fehlt jede Spur! War es Fahrerflucht oder ein Ehrenmord des Bruders, der die Leiche im Wald verscharrt hat? Die Ermittlungen beginnen, und damit ein Heidenspaß für uns Leser. :D

Pascha ist nämlich ein cooler Typ und die Art „Gangsta“, die man sich nicht als Schwiegersohn wünscht. Als Babysitter für die Bonsais schlägt er sich aber ganz gut, auch wenn die lieben Kleinen schon bald ihren eigenen Kopf entwickeln und er sich vor Frust die Geisterhaare rauft, spürt man doch ganz genau, dass ihm die Racker etwas bedeuten. Die Vier haben es aber auch nicht leicht, sind sie vom Charakter doch wie Ying und Yang und dazu noch voller Sehnsucht nach körperlicher Nähe und tröstender Worte. Das einzige Mädchen ist der Klassenstreber, der türkische Junge streitet permanent mit dem etwas rassistischen Draufgänger und den Abschluss bildet der harmoniesüchtige Milchbubi – was für ein Chaos!

Die rotzige Art des Protagonisten ist vielleicht nicht jedermanns Geschmack, doch ich habe mich herrlich amüsiert, dabei ich hätte der Autorin nach dem netten Bild auf der Autorenseite diese derbe Sprache gar nicht zugetraut. Jutta Profijit scheut sich nicht davor ein bisschen die Grenzen zu erweitern und bringt damit ein bisschen Jugendslang in unsere Wohnzimmer, indem sie Frauen nur auf ihre „Hupen“ oder Türken auf ihre Kümmel-Liebe reduziert – der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. :)

Der Kriminalfall rückt bei dem ganzen Spaß aber nicht in den Hintergrund und die Truppe kommt der Wahrheit geschickt auf die Spur, wobei wir Leser uns noch auf Überraschungen gefasst machen dürfen! Dem Sog von Pascha kann man sich einfach nicht entziehen und sein „Sprachrohr“ Martin, der die Polizei von den neuesten Fahndungserfolgen mehr oder weniger geschickt informiert, ist als treusorgender Freund und aufopferungsvoller Vegetarier ein prima Kontrast zu der schnoddrigen Figur aus der Zwischenwelt.

Pascha ist einfach spitze und kann es locker mit seinen lebenden Tatort-Kollegen aufnehmen. Ich freue mich auf seinen nächsten Fall!

Bewertung vom 23.02.2012
Gefährliche Vergangenheit / Detective Jay Hunter Bd.3
Raven, Michelle

Gefährliche Vergangenheit / Detective Jay Hunter Bd.3


sehr gut

„Gefährliche Vergangenheit“ ist bereits der dritte Teil von Michelle Ravens Hunter-Serie, doch bis auf wenige Gespräche über bisherige Schicksalsschläge oder Anekdoten über Familientreffen, die zudem noch kurz erklärt werden, habe ich mich in der Handlung nicht fremd gefühlt.
Jeder Teil der Reihe widmet sich einem der vielen Geschwister und dieses Mal dürfen wir die schöne Leigh kennenlernen.
Die junge Frau muss in ihrer Situation besonders stark sein, denn vor ein paar Jahren starb bei einem Autounfall ihr damaliger Freund und sie selbst sitzt seitdem im Rollstuhl, obwohl die Ärzte dafür keine medizinische Erklärung haben. Nichts erinnert mehr an ihr altes Leben und es scheint, als ob das lebensfrohe Mädchen damals im Wrack gestorben ist, um nun als ein von Schuldgefühlen geplagtes Mauerblümchen wiedergeboren zu werden, die sich keine Freude gönnt und am liebsten alleine in ihrem kleinen Häuschen grübelt.
Leighs Nachbar Barker wirkt da wie ein Geschenk des Himmels, denn er kümmert sich rührend um die neue Bekannte und steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, was besonders dringend ist, da Leigh von einem Unbekannten Drohbriefe mit seltsamen Andeutungen erhält. Kann es ein Zufall sein, dass Barker immer in der Nähe ist, wenn die nächste Botschaft kommt?

Von der Inhaltsangabe bin ich sehr neugierig geworden, denn ich selbst bin ein eher misstrauischer Mensch und bei Fremden zuerst zurückhaltend. Wie Leigh würde ich erst einmal zögern, wenn ein gutaussehender Mann mir seine uneigennützige Hilfe anbieten würde, wenn ich ihm durch gelähmte Beine auch noch körperlich unterlegen wäre, würde dies natürlich meine Skepsis anstacheln! Kann sich ein Mann im besten Alter wirklich in eine Rollstuhlfahrerin verlieben? Die Zweifel an Barkers Ehrlichkeit wurden glaubhaft beschrieben und ihr innerer Zwiespalt zwischen Vertrauen und Misstrauen gut in Szene gesetzt, sodass wir Leser ebenfalls mit ihr zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit schwanken.

„Gefährliche Vergangenheit“ ist aber nicht nur mein erstes Buch der Autorin, sondern zugleich mein erster Ausflug in das Genre „Romantic Thrill“, welche vom Egmont Lyx Verlag erst im September 2010 gestartet wurde.
Beim Lesen hat sich dann schnell gezeigt, dass Michelle Raven ein wahres Talent für dieses Genre besitzt, denn die Ungewissheit wer der anonyme Angreifer ist und wie weit derjenige in seinem Wahn gehen würde, hat mich sehr beschäftigt, zumal meine Sympathie mit der Protagonistin von Seite zu Seite wuchs und damit auch meine Angst, um die fiktive Person. Von der Intensität der romantischen Szenen war ich dann genauso überrascht, denn die zarten Gefühle der beiden entwickeln sich schnell zu einem Feuerwerk der Gefühle, die in einem wahren Sturm gipfeln und mir sprichwörtlich rote Ohren beschert haben. ;-)

Die Tätersuche bleibt bis zum Schluss spannend und in einem hart umkämpften Finale um Leben und Tod schafft die Autorin einen gelungenen Abschluss!
Beim Stöbern auf der Homepage von Michelle Raven (http://www.michelleraven.de/) und in anderen Rezensionen zu ihren Werken wird schnell klar, dass sie ein Faible für die SEALS - eine Spezialeinheit der US Navy - hat und manche Leser etwas enttäuscht waren, dass diese Herren nur einen kurzen Auftritt hier hatten. Mir gefällt das aber gerade gut, denn ich habe die muskulösen „Halbgötter“ eher als störend empfunden, da sie im starken Kontrast zu den sonst verletzlichen Charakteren stehen, aber wer coole Helden bevorzugt, wird von ihnen bestimmt begeistert sein – das ist wie immer Geschmackssache. :)

Ich habe jedenfalls mit Leigh mitgefiebert und einige schöne Lesestunden gehabt, deswegen war das bestimmt nicht mein letztes Buch der Autorin und ich bin mir fast sicher nun auch ein neues Lieblingsgenre gefunden zu haben – dann aber bitte ohne Soldaten. :-P

7 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.