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Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 181 Bewertungen
Bewertung vom 06.03.2023
Der Zirkel / Johanna Böhm & Rasmus Falk Bd.1
Sachs, Leon

Der Zirkel / Johanna Böhm & Rasmus Falk Bd.1


gut

Der erste Fall von Johanna Böhm und Rasmus Falk

Cover:
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Das Cover ist recht schlicht, passt aber zum Thema des Buches und die düstere und rudimentäre Gestaltung mit dem Kreuz wie bei einer Wahl, machen neugierig.

Inhalt:
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"Die Wolfsangel. Der versteckte Tod. Man hängte sie an einen Baum, bedeckte sie mit Aas und wartete, bis der Wolf kam und in die Höhe sprang, um sich das Aas zu schnappen. Das Tier würde an der Angel hängen bleiben und elendig verrecken. Er war eine solche Wolfsangel. Er war der Tod, den niemand kommen sah. Er hielt sich verborgen, und die Sterbenden verstanden erst, wenn es zu spät war. Wenn sie überhaupt verstanden." (S. 69)

Es gibt drei Todesfälle in drei unterschiedlichen Ländern. Scheinbar nicht zusammenhängend und doch ahnen die neue Polizeianwärterin Johanna Böhm und der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Rasmus Falk, dass diese Morde zusammenhängen. Und die Vergangenheit Johannas spielt dabei eine zentrale Rolle. Beide misstrauen sich anfangs, doch ihnen bleibt keine Wahl, als zusammenzuhalten, wenn sie Deutschland vor einer rechtsextremen Katastrophe bewahren wollen.

Mein Eindruck:
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Der Anfang war recht schleppend. Es wird viel Zeit darauf verwendet, die Personen und ihre Alltagshandlungen zu beschreiben, wodurch die Spannung bei mir erst mal nicht aufkommen wollte. Dennoch war ich neugierig, da viele scheinbar nicht zusammenhängende Handlungsstränge aufgemacht wurden, deren Kontext ich verstehen wollte. Im Laufe der Geschichte nimmt die Spannung zu, was vor allem daran liegt, dass sie aus vielen Perspektiven abwechselnd erzählt wird und die Kapitelenden meistens eine Art Cliffhanger haben, sodass man getriggert wird, immer weiter zu lesen.
Die behandelten Themen des im Hintergrund an die Macht strebenden Rechtsextremismus und das Thema Manipulation von Wahlen sind aktuell und daher spannend. Doch die Aufbereitung in diesem Roman gefiel mir nur stellenweise. Der Plot hat besonders ab der zweiten Hälfte viele überraschende Wendungen zu bieten und man weiß bis fast zum Ende nicht, wem man vertrauen kann und wem nicht. Was mich nicht überzeugen konnte, waren die teilweise naiven Handlungen von Johanna und Rasmus, die sich oft in falscher Sicherheit glaubten, um dann doch in eine Falle zu gehen. Manchmal waren die Beschreibungen sehr stark beschreibend, fast langweilig, dann wieder fügten sich recht pathetische Stellen in den Text ein, was sich für mich nicht zu einem einheitlichen Stil fügen wollte. Ich konnte mit den Charakteren nicht warm werden, sie blieben bis zum Ende für mich nicht emotional greifbar, was auch an den eher gestelzt wirkenden Dialogen lag. Das Ende an sich war logisch zwar nachvollziehbar, aber es war für mich zu plakativ, klang zu zwanghaft nach Happy End.
Am Ende gibt der Autor in einem Nachwort noch ein wenig Einblick in seine Recherchen, bei denen auch Institutionen für (IT-)Sicherheit, Geheimdienste und Verfassungsschutz einbezogen wurden. Dennoch habe ich meine Zweifel, ob das Ende tatsächlich realistisch ist.
Dieser Roman ist für mich schwer zu bewerten. Einerseits interessantes, aktuelles Thema. Durch die abwechselnden Perspektiven und Cliffhanger am Kapitelende wird man zum Weiterlesen animiert. Andererseits oft plakativ handelnde Charaktere mit gestelzten Dialogen, die für mich das Ganze emotional schwer greifbar machten. Ich bin unsicher, ob ich dem Folgeband eine Chance geben werde.

Fazit:
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Rechtsextremismus und Wahlmanipulation als spannender Hintergrund eines leider nur mittelmäßig geschriebenen Thrillers

Bewertung vom 03.03.2023
Als Rangerin im Politik-Dschungel
Henk, Maria

Als Rangerin im Politik-Dschungel


sehr gut

Die Politik und der Dschungel

Cover:
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Das rosa gestreifte Zebra mit den anderen afrikanischen Tieren und im Hintergrund Berlin suggeriert schon, dass dieses Buch mit einem Augenzwinkern geschrieben wurde und macht definitiv neugierig.

Inhalt:
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2018 ist Maria Henk bereits seit 5 Jahren beruflich als Pressereferentin in der Politik tätig und verspürt den Drang, auszubrechen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Zufällig stößt sie dabei auf die Möglichkeit, in Afrika eine sechswöchige Rangerschule zu besuchen. Sie nimmt ein Mini-Sabbatical und bricht auf zu neuen Ufern. In Afrika angekommen muss sie immer wieder feststellen, dass der Dschungel und die Politik oft mehr gemeinsam haben als gedacht.

Mein Eindruck:
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"Als Pressereferentin tue ich nämlich genau das: Tag für Tag starte ich meine Arbeit mit Zeitung lesen, versuche mir einen Überblick über die politische Großwetterlage zu verschaffen. Daraus werden Informationen gezogen und Aktivitäten für den Tag entwickelt. Jeden Morgen gibt es eine Presselage in unserem Team, wo es genau darum geht: Was ist in den letzten Stunden passiert? Was ist die Gemengelage im politischen Berlin? Welches Thema wollen wir bespielen? Welcher Fährte sollte nachgegangen werden? Nichts anderes machen wir hier auch gerade. Herrlich, wie sich manche Sachen dann einfach doch kaum ändern. Nur dass ich mich nicht über ein Politiker-Interview in der Süddeutschen Zeitung beuge, sondern über eine Hyänenspur im Sand."

Mir gefiel der Stil der Autorin sehr. Offen und selbstkritisch, aber auch mit einer Prise Humor erzählt sie sehr flüssig über ihre eigenen Selbstzweifel, ihre Erfahrungen in der Rangerausbildung und welche Erkenntnisse sie dabei nicht nur über die Umwelt Afrikas und die Politik, sondern auch über sich selbst zieht. Das Buch ist mit seinen 190 Seiten recht kurz, gerne hätte es etwas länger sein dürfen.
Zwar lagen für mich einige Parallelen mit Politikern auf der Hand, aber es hat Spaß gemacht, tiefer in die Tierwelt Afrikas einzutauchen und auch einiges nicht bekanntes Wissen darüber zu erlangen. Besonders genossen habe ich die Anekdoten, die Frau Henk aus der Politik erzählt und die ich teilweise auch noch nicht kannte.

Interessant fand ich auch die Rangerausbildung an sich, ich wusste nicht, dass man diese in sechs Wochen absolvieren kann und nach Bestehen der Prüfung gleich Touristensafaris durchführen darf. Dabei kommen auch kritische Aspekte des Tourismus und der Thematik der Wilderei immer wieder auf. Diese hätten für mich gerne noch ausführlicher sein können. Da der Fokus der Autorin jedoch eher auf den Parallelen der "hohen Tiere" Berlins mit der afrikanischen Tierwelt liegt, würde dies hier aber zu weit führen. Dafür rundet eine Auflistung von Organisationen, die sich für Artenschutz in Afrika einsetzen, das Buch in diesem Punkt für mich ab.

Fazit:
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Amüsante und kurzweilige Reise auf den afrikanischen Kontinent, die Parallelen zwischen Politik und Dschungel aufzeigt

Bewertung vom 24.02.2023
Als Großmutter im Regen tanzte
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte


ausgezeichnet

Teklas Geheimnis

Inhalt:
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Als Juni vor ihrem gewalttätigen Ehemann flieht und auch noch entdeckt, dass sie schwanger von ihm ist, flüchtet sie sich in das leer stehende Haus ihrer Großmutter Tekla auf eine kleine norwegische Insel. Als sie dort in alten Fotos stöbert, stößt sie auf eine Aufnahme, die ihre Großmutter glücklich an der Seite eines deutschen Soldaten sieht. Doch wer ist der Soldat? Junis Großvater ist es nicht und warum hatten Junis Mutter Lilla und Tekla so ein schwieriges Verhältnis zueinander? Gemeinsam mit Georg aus dem Nachbarhaus begibt sie sich auf Spurensuche und landet schließlich im deutschen Demmin.


Mein Eindruck:
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"Der Regen ist der Applaus des Lebens, hatte meine Großmutter immer gesagt.
[...]
Ich habe meine Großmutter nie so leichtfüßig erlebt wie an jenen Abenden, wenn sie durch den Garten tanzte. Ich schloss die Augen und nahm ihren Geruch wahr. Ihren Geruch, wenn sie glücklich war. An anderen Tagen roch sie anders. »Warum tanzt Großmutter im Regen?«, habe ich Großvater einmal gefragt, ich mag damals vielleicht acht oder neun Jahre alt gewesen sein.
»Weil sie das froh und glücklich macht«, sagte er."

Bisher hatte ich schon einiges über die Zeit des zweiten Weltkrieges in Form von Sachbüchern und Romanen gelesen. Die Massenselbstmorde von Demmin und das Schicksal norwegischer Frauen, die mit deutschen Soldaten liiert waren, war mir jedoch neu. Und so bin ich begierig in die Geschichte eingetaucht.
Die Handlung hat mich sofort gefesselt. Dadurch, dass sie auf zwei unterschiedlichen Zeitebenen spielt und mal ein Stück aus dem Leben der jungen Tekla, mal aus der Gegenwartsperspektive Junis erzählt wird, entsteht ein permanenter Sog. Die Ausschnitte fügen sich nach und nach wie Puzzleteile zu einer unglaublichen Geschichte zusammen.
Man erfährt sehr viel über das Verhältnis der Norweger und der Deutschen zu Kriegszeiten und wie schwer es insbesondere die norwegischen Frauen hatten, die ihren Geliebten nach Deutschland gefolgt sind (sog. "Deutschmädchen"). Man durchlebt aber auch das Elend der Deutschen zu Kriegsende, als Deutschland in Trümmern liegt und alle Angst vor der Rache der Besatzer haben, insbesondere vor den Russen. Aber auch Junis Geschichte, bei der u. a. häusliche Gewalt thematisiert wird, hat mich sehr berührt. Man spürt, wie sie mit jedem Schritt, den sie ihren Familiengeheimnissen auf die Spur kommt, zu sich selbst findet.
Am Ende rundet das Dankeswort der Autorin mit Erläuterungen zu den Hintergründen des Romans das Ganze ab.

Fazit:
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Fesselnd geschriebene und berührende Familiengeschichte um das Thema "Deutschmädchen" und den Massensuizid in Demmin

Bewertung vom 24.02.2023
Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1 (eBook, ePUB)
Mackintosh, Clare

Die letzte Party / Ffion Morgan Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Englisch-Walisische Ermittlungen

Cover:
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Das Cover sieht von der Farbgebung für mich eher nach einem Thriller als nach einem Krimi aus. Dennoch finde ich die Mischung von Wasser und Blut zu einem Cocktail für das Thema gut geeignet. Mich hat es auf jeden Fall angesprochen.

Inhalt:
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Rhys Lloyd wird am Morgen des Neujahrsschwimmens tot im See "Mirror Lake" gefunden. Er war ein bekannter Opernsänger, Einheimischer und auch Gründer einer Ferienanlage mit Luxus-Lodges, genannt "The Shore". An Silvester hatte er dort eine große Party veranstaltet, zu der nicht nur die Bewohner der Siedlung, sondern auch die Einheimischen aus dem Dorf eingeladen waren.
Da die Leiche auf der walisischen Seite gefunden wurde, Lloyd jedoch seinen Erstwohnsitz in London hatte und dort seine Vermisstenmeldung einging, müssen die walisische Ermittlerin Detective Constable Ffion Morgan und Detective Constable Leo Brady von der englischen Polizei zusammenarbeiten. Dies bringt einige Überraschungen und Spannungen mit sich.

Mein Eindruck:
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"Leo weiß nicht, wie Rhys Lloyd gestorben ist, aber eines ist ihm klar: Unter der Hochglanzfassade von The Shore schlummert eine vollkommen andere Geschichte."

Dies war mein erster Krimi der Autorin und ich war positiv überrascht. Der Beginn ist recht gemächlich und die Tatsache, dass Leo und Ffion sich in der Gerichtsmedizin begegnen und dort feststellen, dass sie kurz zuvor noch ein One-Night-Stand unter falschem Namen hatten, hat etwas Amüsantes. Doch entgegen meinen Erwartungen steigerte sich sowohl die Beziehungsgeschichte zwischen den Ermittlern als auch die Mordermittlung im Laufe der Handlung und endete für mich auf überraschende und unkonventionelle Weise.
Die Handlung ist abwechselnd aus der Sicht vieler Personen und aus unterschiedlichen Zeitebenen heraus erzählt. Jedoch stehen Zeit, Ort und Person immer zu Beginn des Kapitels, sodass keine Verwirrung aufkommt. So reiht sich nach und nach ein Puzzleteil ans andere. Viele Dorfbewohner, aber auch die Bewohner von "The Shore" hatten Gründe, Lloyd umzubringen. Und auch Ffion steckt mehr in dem Fall, als ihr und auch ihrem Ermittlungspartner Leo lieb ist.
Schicht für Schicht offenbaren sich mehr Geheimnisse und mir hat es Spaß gemacht mit zu rätseln. Und als ich dachte, es wäre zu Ende, lässt die Autorin eine Bombe platzen, mit der ich nicht mehr gerechnet hatte.

Dieser Krimi gefiel mir sehr gut, weil er das Zwischenmenschliche sehr gut beobachtet und herausstellt, viele Dialoge sehr tiefgründig und auch humorvoll sind und weil auch ein Stück walisischer Kultur und Sprache mit einfließt. Ich hätte mir als Anhang eine Aussprachehilfe bzw. eine Liste der gängigen walisischen Wörter aus dem Roman gewünscht, aber auch ohne diese Hilfe war alles verständlich, da Ffion meistens die Übersetzung mitgeliefert hat.
Die Beziehungsentwicklung zwischen Ffion und Leo gefiel mir auch sehr gut. Sie unterstützen sich gegenseitig, lernen sich immer mehr kennen, ohne dass es in eine klischeehafte Romanze ausartet. Die letzten Sätze bilden den perfekten Anstoß für eine Fortsetzung, auf die ich mich sehr freue!

Fazit:
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Vielschichtiger Krimi über die Grenze Wales-England mit überraschenden Wendungen und einem sympathischen Ermittlerduo

Bewertung vom 24.02.2023
Ludwig und das Nashorn
Schneider, Noemi

Ludwig und das Nashorn


ausgezeichnet

Wie beweist man, dass etwas NICHT da ist?

Inhalt:
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Abends spricht Ludwig mit jemand in seinem Zimmer. Auf Papas Nachfrage, mit wem er da spräche, antwortet er: "Mit einem Nashorn". Daraufhin kommt der Vater ungläubig ins Zimmer und fragt, wo es denn sei. Denn ER sieht kein Nashorn, ergo kann da auch kein Nashorn sein! Doch Ludwig ist anderer Meinung.

Mein Eindruck:
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Das Titelbild ist mir sofort ins Auge gesprungen. Alleine schon, dass das komplette Buch im Siebdruckverfahren und in diesen Retro-Farben der 70er gedruckt ist, fand ich genial. Ich liebe alte Kinderbücher und diese orange-blaue Farbkombination gefiel mir sofort.

Das Buch greift auf sehr anschauliche Weise die philosophische Frage des Philosophen Ludwig Wittgenstein auf, ob man beweisen kann, dass etwas NICHT da ist, nur weil man es nicht sieht. Eine gute Frage, auf die jeder seine Antwort finden muss. Das Buch regt jeden (auch Erwachsene) auf amüsante Weise an, darüber nachzudenken und zu diskutieren.
Ich habe das Buch mit meiner 9-jährigen Tochter gelesen und gemeinsam hatten wir viel Spaß, zum einen die neuen Verstecke des Nashorns zu finden und zum anderen lachten wir über die Bemühungen des Vaters, das Nashorn zu finden. Das Ende der Geschichte lässt auch alle zweifeln, die zuvor behauptet haben, dass das Nashorn auf keinen Fall da sein kann.

Im Anhang folgen noch ein paar Infos zu Autor, Illustrator und Ludwig Wittgenstein als Erläuterung, das hat für uns das Buch rund gemacht.

Fazit:
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Eine wundervoll illustrierte philosophische Gute-Nacht-Geschichte für Jung und Alt- regt zum Nachdenken und Diskutieren an

Bewertung vom 24.02.2023
Rauhnächte. Märchen für Erwachsene
Farkasch, Isabella

Rauhnächte. Märchen für Erwachsene


gut

Brauchtum der Rauhnächte

Cover:
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Das Titelbild ist wunderschön mit den Nordlichtern im Winterwald. Es wirkt mystisch und passend für das Thema.

Inhalt:
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"Nun lade ich Sie ein, auf diese Reise in die Zeit, in der das Wünschen hilft. Die Geschichten und zahlenkabbalistischen Erläuterungen, die Tipps für Rituale und manch schrullige Brauchtumsschilderung in diesem Buch mögen Ihnen als anregende Reisebegleiterinnen dienen." (S. 11)
Die Zeit zwischen Weihnachten und den Heiligen Drei Königen (Epiphanie) wird als "Rauhnächte" bezeichnet. Insgesamt gibt es 12 davon und jede Nacht steht symbolisch für einen Monat des Jahres. Was in dieser Nacht geschieht, ist Vorzeichen für den Verlauf des entsprechenden Monats. Die Autorin hat zu jeder Rauhnacht ein oder zwei Märchen geschrieben und anschließend geht sie darauf ein, welche Bedeutung die jeweilige Raunacht hat und auch welche Traditionen und Bräuche damit verknüpft sind.

Mein Eindruck:
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Ich habe mich bisher mit dem Thema Rauhnächte noch nicht befasst, war aber neugierig auf das Thema Märchen insbesondere für Erwachsene und auch Brauchtumsgeschichte interessiert mich generell sehr.
Die Idee, ein Märchen für jeden Monat zu verfassen und anschließend zu erläutern, gefiel mir prinzipiell sehr gut. Insgesamt hat mir jedoch der Stil des Buches sehr zu schaffen gemacht. Zum einen erschloss sich der Sinn mancher Märchen für mich nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich gewöhnt bin, eine eindeutige Botschaft vermittelt zu bekommen, und die fehlte mir hier. Auch wurde nur in manchen Kapiteln auf das Märchen später noch genauer eingegangen. Meistens erfolgte ein Bruch und die Autorin breitete ihre Sachinformation zur Entstehung der Bräuche aus. Dabei kam sie häufig vom Hölzchen aufs Stöckchen und es fiel mir schwer, ihr zu folgen. Dafür muss man schon sehr konzentriert lesen. Sehr spannend fand ich ihre Ausführungen bezüglich des Zusammenhangs mit christlichen Feiertagen, auch wenn ich leider einen Fehler entdecken musste.
Durch die Fülle an Informationen und dem ausschweifenden Stil war das Buch recht zähflüssig zu lesen. Es wäre besser gewesen, die Information etwas prägnanter oder in kurzen Info-Kästen darzustellen. Auch mit der Darlegung der Numerologie konnte ich wenig anfangen, für mich ist diese so aussagekräftig wie Horoskope. Aber gut, den Teil kann man bei Bedarf auch überspringen.
Es waren sehr schöne meditative Märchen dabei, aber auch welche, die sich mir nicht erschlossen und die Informationen hätten besser auf den Punkt gebracht werden können, es wirkte alles etwas unausgereift.

Fazit:
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Informative Mischung aus Märchen und Brauchtumsgeschichte - leider manchmal ausschweifend und schwierig zu erfassen

Bewertung vom 23.02.2023
Das Land am anderen Ende des Meeres
Rath, Jürgen

Das Land am anderen Ende des Meeres


ausgezeichnet

Ein bewegtes (Seemann-)Leben

Cover:
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Das Titelbild zeigt ein Segelschiff auf leicht unruhiger See. Im Hintergrund Berge und dunkelblauer Himmel. Man riecht beim Anblick förmlich das Abenteuer und hat Lust, ferne Welten und dieses Leben zu erkunden.

Inhalt:
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"Ich hab so viel Lebenserfahrung in den letzten neunzig Jahren angesammelt. Also nicht bewusst angesammelt, das Leben ist so auf mich heruntergekommen. Und das soll alles umsonst gewesen sein? Ich verabschiede mich bald von dieser Welt und werde nichts weitergeben. Es ist alles urplötzlich verschwunden und vernichtet."
Jutta Steinkamp überlegt, sie zögert einen Augenblick, dann sagt sie es doch: "Glauben Sie, dass die Welt nicht weiter existieren wird, wenn Sie nicht mehr da sind?"
"Das ist ja das Problem! Ich bin weg und keiner merkt es. Nein, es ist schlimmer: Niemand weiß, dass ich jemals gelebt habe." Der alte Mann räuspert sich wieder, er wischt ziellos über die Tischdecke. "Wahrscheinlich unterscheiden wir uns nicht von den Ameisen. Wenn eine totgetreten wird, nimmt eine andere ihren Platz ein. Und wenn ich in der Kiste liege, zieht hier ein anderer alter Knacker ein, und alles geht weiter wie bisher - nur ich bin nicht mehr da."
"Das ist der Lauf des Lebens."
"Ja, das ist er wohl. Aber lohnt es sich, dafür so zu strampeln und zu kämpfen?"
Die junge Frau legt ihre Hand auf das Aufnahmegerät. "Immerhin haben wir Ihre Lebensgeschichte hier auf Kassette. Das macht Sie unsterblich."
(S. 100)

1981 hat der Autor im Seemannsaltenheim in Hamburg ein Interview mit dem damals 92-jährigen Hans S. geführt. Dieses Interview dauerte nur 2,5 Stunden, bot aber so viel Stoff, dass er viele Jahre später daraus dieses Buch schrieb. In dieser Romanbiografie führt ein weiblicher Gegenpart in Person der Studentin Jutta Steinkamp das Interview und dies sorgt an manchen Stellen für einen spannenden Dialog.

Mein Eindruck:
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Mich hat der Roman von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Zum einen ist das Leben des Protagonisten Hans so umfangreich und aufregend, dass man kaum glauben kann, dass er alles tatsächlich so erlebt hat. Schon mit 13 Jahren wollte er zur See fahren, war aber noch zu klein und fing stattdessen an, als Nietjunge zu arbeiten. Ein sehr gefährlicher Job!
Aber auch seine anderen Tätigkeiten waren nicht ohne, sowohl auf See als auch an Land erlebt er unglaubliche Abenteuer, überlebt mehrere Kriege und wechselt sogar mehrfach seine Staatsbürgerschaft. Er hat wahrlich mehrere Leben in einem gelebt! Die Form des Interviews mit der Studentin ist sehr gut gewählt. So wirken die Erzählungen authentisch und sowohl die Konstellation Mann-Frau als auch ältere versus jüngerer Generation sorgen für einige humorvolle, aber auch tiefgründige Dialoge zwischen den beiden.
Dass das Originalinterview des Autors nur 2,5 Stunden dauerte, merkt man dem Roman nicht an. Neben dem sehr gefüllten und erfüllten Leben von Hans hat der Autor aus seinen eigenen Recherchen und Erfahrungen Text zum historischen Kontext und der Seefahrt beigesteuert und dies geschickt in die Handlung eingewoben, sodass alles zu einem großen Ganzen harmoniert.
Ich habe diesen Roman sehr genossen, mit Hans mitgelitten und mitgelacht und viel über das damalige (Seemann-)Leben gelernt und auch über die entsprechenden historischen Ereignisse.

Fazit:
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Mitreißende Romanbiografie mit Humor, Gefühl und gut recherchierten Hintergründen

Bewertung vom 14.02.2023
Die Welt in der Jesus lebte. Eine Entdeckungsreise. Der Alltag vor 2000 Jahren: Kinder-Sachbuch über die Zeit, in der das Neue Testament entstand. Für kleine Zeitreisende ab 8 Jahren
Olson, Marc

Die Welt in der Jesus lebte. Eine Entdeckungsreise. Der Alltag vor 2000 Jahren: Kinder-Sachbuch über die Zeit, in der das Neue Testament entstand. Für kleine Zeitreisende ab 8 Jahren


sehr gut

Die Zeit, in der Jesus lebte

Gestaltung:
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Das Buchformat ist Hardcover und etwas größer als DIN A4. Die Seiten sind aus etwas dickerem Papier und durchgehend farbig bedruckt. So kann man das Buch gut auf dem Schoß oder dem Tisch durchblättern und es ist wertig verarbeitet. Pro Doppelseite wird ein Thema aus dem Alltagsleben zu der Zeit, in der Jesus lebte, aufgegriffen und mit Grafiken erklärt. Man kann das Buch mal hochkant oder mal längs halten. Dadurch kommt Abwechslung beim Stöbern auf. Die Farben sind sehr angenehm: zwar bunt, aber nicht mit zu knalligen Farben. Optisch ist das Buch sehr gelungen!

Mein Eindruck:
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In diesem Buch werden Kinder (aber auch Erwachsene!) eingeladen, das Alltagsleben von Jesus kennenzulernen, um so die Bibel aus ihrem Kontext heraus besser verstehen zu können. Die Themen sind sehr vielfältig gewählt: Angefangen von der Gesellschaftsstruktur über die Kleidung, Nahrung und Reisemethoden der Menschen bis hin zu Gesetzen, Strafen, dem Umgang mit Tod uvm. werden alle wichtigen Dinge erklärt.

Ich habe das Buch mit meiner neunjährigen Tochter gelesen. Nachdem wir ursprünglich das Buch kapitelweise lesen wollten, sind wir jedoch schnell davon abgekommen, da sich dies als anstrengend und nicht zielführend erwies. Die Absicht, pro Doppelseite ein Thema abzuhandeln, gefiel uns sehr gut, dadurch hat man alles kompakt vor Augen. Die Schrift ist dadurch jedoch relativ klein geraten. So ist das Lesen/Vorlesen recht schwierig, vor allem an Stellen, an denen der Text auch noch schwarz auf dunklem Untergrund ist wie z. B. am unteren Ende der Gesellschaftspyramide.

Das Buch ist schön aufgebaut, liefert jede Menge spannende Informationen und doch empfinde ich es an manchen Stellen als nicht "rund". Sicherlich kann hier nicht alles umfassend beantwortet werden und für Kommunionsunterricht, Religionsunterricht oder andere ähnliche Gruppen ist es super, um Denk- und Diskussionsanstöße zu liefern. Aber die Übergänge zwischen den Informationen sind m. E. etwas holprig an manchen Stellen und warfen bei uns zusätzliche Fragen auf. Es eignet sich daher m. E. nicht, dass Kinder es ganz alleine lesen oder es einfach nur so vorgelesen wird. Man braucht auf jeden Fall immer noch Zeit, um zusätzlich einige Dinge zu recherchieren und im Dialog/Gespräch zu klären.
Ich kann mir gut vorstellen, dass man für den Gruppenunterricht eine Doppelseite als Plakat kopiert und diese als Gesprächsbasis verwendet.
Aufgrund der schönen Gestaltung und des Faktenreichtums kann ich das Buch jedem ans Herz legen, der den Alltag von Jesus und somit die Bibel besser verstehen möchte und auf jeden Fall allen, die religiöse Gruppengespräche mit Kindern führen möchten.

Fazit:
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Faktenreiches und wunderschön illustriertes Sachbuch zum Alltag von Jesus

Bewertung vom 14.02.2023
Der große Coup des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.1
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Der große Coup des Monsieur Lipaire / Die Unverbesserlichen Bd.1


gut

Gauner gegen Gauner im Urlaubsparadies

Gestaltung:
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Das Titelbild deutet sehr auf einen Cosy Crime hin. Die Hand in den Farben der französischen Flagge, darauf die Silhouette eines Mannes, im Hintergrund die Côte d’Azur. Die Farben Frankreichs spiegeln sich auch beim Hardcover wieder, das mit gleich zwei Lesebändchen (ein rotes und ein blaues) daherkommt. Optisch schon sehr wertig und nett gestaltet.

Inhalt:
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Guillaume Lipaire ist ursprünglich Deutscher und hieß Wilhelm Liebherr, bevor er vor vielen Jahren mit seiner damaligen Frau nach Frankreich an die Côte d’Azur zog. Mittlerweile ist er alleinstehend und verdient sich seinen Lebensunterhalt damit, die Immobilien samt Inventar der Reichen und Schönen zu verwalten. Zusätzlich hat er noch einen illegalen Zusatzerwerb, indem der die zeitweilig leer stehenden Häuser untervermietet, ohne das Wissen der Besitzer.
Bei einer Endreinigung stößt er mit seinem Freund Karim im Haus einer Adelsfamilie auf eine Leiche. Sie wittern die Möglichkeit, durch Erpressung an das große Geld zu kommen. Doch erst mal die Leiche loszuwerden und herauszufinden, worum es eigentlich geht, erweist sich als gar nicht so einfach und im Laufe der Zeit schließen sich ihnen weitere Mitwisser an: Eisverkäuferin und Tochter des Bürgermeisters Jaqueline, Ex-Soldat Paul, Delphine, die jedes Handy knackt und die Seniorin Lizzy mit ihrem Pudel. Gemeinsam nennen sie sich "Die Unverbesserlichen" und spielen dabei ein Katz- und Mausspiel mit dem Gegner.

Mein Eindruck:
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Ich hatte zuvor noch kein Buch des Autorenduos gelesen und die Beschreibung klang sehr spannend. Das reale Setting in dem malerischen Städtchen Port Grimaud ist gut gewählt und man erfährt nebenbei so einiges über die Region. Die Geschichte beginnt spannend mit dem Leichenfund, wird aber zwischendurch sehr in die Länge gezogen. An einigen Stellen waren die Dialoge sehr amüsant und der Versuch, die Leiche zu verstecken bzw. zu entsorgen, erinnerte mich an Filme wie "Immer Ärger mit Harry". Ab der Mitte des Romans nimmt dann das Rätselraten um den Schatz und die gegenseitige Jagd der Unverbesserlichen und der Adelsfamilie der Vicomtes mehr Raum ein und es wird etwas actionreicher.

Anfangs sind die sechs Unverbesserlichen nur ein Haufen zufällig zusammengekommener Menschen, die eher auf der Schattenseite des Lebens stehen und augenscheinlich nicht viel gemeinsam haben, als finanziell gerade so über die Runden zu kommen und die lieber ein besseres Leben führen würden. Mit der Zeit wächst die Gruppe aber zusammen und es gefiel mir, wie sie sich bis zum Ende zusammenraufen.

Insgesamt hätte man die Handlung deutlich straffer erzählen können. Oftmals plätscherte sie vor sich hin und es kam mir zu häufig vor, dass Karim das Mädchen Jaqueline anhimmelt oder bei Guillaume betont wird, dass er immer noch sauer auf Paul ist aus Gründen, die in der Vergangenheit liegen. Das wiederholte sich einfach zu häufig und nervte mich. Der Roman ist stellenweise schon sehr klamaukig und die Charaktere überspitzt dargestellt. Das Ende ist zwar abgeschlossen, lässt aber Fragen für einen weiteren Teil offen. Ich bin mir unsicher, ob ich der Reihe noch eine Chance geben soll. Zeitweise war ich gut unterhalten, zeitweise gelangweilt. Daher liegt mein Urteil bei mittelmäßig.

Fazit:
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Sehr klamaukige Gaunerkomödie mit Urlaubsfeeling und wenig Spannung

Bewertung vom 06.02.2023
Clarice Bean und die Weihnachtswichtel
Child, Lauren

Clarice Bean und die Weihnachtswichtel


ausgezeichnet

Clarice Bean und der Geist der Weihnacht

Gestaltung:
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Das Buch ist ein Hardcover, bei dem sowohl der Schutzumschlag als auch das Buch selbst von außen bedruckt sind. Das Titelbild mit Clarice vor dem Weihnachtsbaum wirkt sehr liebevoll und macht neugierig auf den Inhalt. Insgesamt ist das Buch wunderschön und sehr wertig verarbeitet.

Inhalt:
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Clarice Bean ist ein Mädchen, das mit ihren Eltern, ihrem Opa, zwei Brüdern, einer Schwester und dem Hund Zement zusammen in einem Haus wohnt. Auf Weihnachten freuen sich alle immer sehr und wichtig ist dabei, dass der "Geist der Weihnacht" dabei nicht aus den Augen verloren wird. Doch das ist gar nicht so einfach, denn wie so oft geht im Stress der Vorbereitungen für dieses Fest so einiges schief.

Mein Eindruck:
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Ich kannte von Lauren Child nur die "Lola"-Serie, die meine Tochter genauso liebt wie ich. Clarice kannten wir bisher noch nicht, aber die Zeichenart ist genauso spielerisch liebevoll wie die von Lola. Obwohl dies der vorletzte Band der Reihe ist, sind wir gut eingestiegen, denn zu Beginn stellt Clarice ihre ganze Familie einmal vor und alle anderen wichtigen Personen wie ihre beste Freundin Betty Moody und deren Eltern oder andere Personen werden im Kontext kurz erläutert.

So fühlte man sich gleich zu Hause bei Clarice. Das ganze Buch ist durchgängig farbig illustriert und die Schrift ist spielerisch angepasst an einigen Stellen. So sind einige Ausdrücke fett gedruckt oder passend platziert in eine Grafik. Das erschwert an manchen Stellen das Vorlesen, aber trotzdem gefiel uns diese Gestaltung, da es optisch gut passte und den Text auflockerte.
Lustig ist auch die "Buch im Buch"-Handlung, da Clarice und ihre Freundin beide Ruby-Redfort-Fans sind, eine Fernsehserie, die auf einer anderen Reihe der Autorin Lauren Child basiert.
Wir haben uns das ganze Buch hinweg gut amüsiert. Die kleinen Katastrophen bei den Weihnachtsvorbereitungen wie der riesige Tannenbaum, der den kleinen Bruder unter sich begräbt, das Truthahnmalheur oder die vertauschten Weihnachtspakete und noch mehr. Schön fanden wir, dass letztendlich die ganze Familie alles mit einer gewissen Gelassenheit und mit Humor nimmt, sodass es trotzdem noch ein schönes Fest für alle wird.

Fazit:
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Eine warmherzige und lustige Weihnachtsgeschichte mit schönen und witzigen Illustrationen. So kommt Weihnachtsfreude auf!