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Juti
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Insgesamt 737 Bewertungen
Bewertung vom 31.03.2024
Franz Beckenbauer (MP3-Download)
Körner, Torsten

Franz Beckenbauer (MP3-Download)


ausgezeichnet

Wie Kaiser Franz den Fußball veränderte

Vorweg: Ich habe das Buch aus dem Jahr 2005 gelesen, aber es gibt es wohl nicht mehr. Das ist äußerst schade, weil es nicht nur das Leben des Kaisers beleuchtet, sondern auch die Zeit, in der er lebte. Und selbst wenn im Rahmen der Bewerbung zur WM 2006 Bestechungsgelder geflossen sein sollen, so können sie sich hier nicht wiederfinden, da dieses beim Erscheinen des Buches nicht bekannt war.

In seinen ersten Biografien fehlt der Hinweis, dass Franz schon als Teenager Vater wurde – ein Umstand, der in den 60er Jahren für reichliche Probleme gesorgt hat und noch mehr verursacht hätte, wenn er bekannter geworden wäre. Doch Sepp Herberger persönlich konnte einen größeren Skandal bei seinem Eintritt in die Nationalelf verhindern.

Auch die Zeit des Serienmeisters FC Bayern war noch nicht gekommen. Zwar Jahre brauchte der heutige Spitzenklub, um in die Bundesliga aufzusteigen und dann wurde man erst Mitte der 70er erstmals Meister – den DFB-Pokal gewann man aber früher.
Wir wollen nicht in klein klein verfallen, aber wäre nicht schon bei der WM 66 mehr drin gewesen und was wäre, wenn Beckenbauer im Jahrhundertspiel gegen Italien nicht verletzt worden wäre. Vielleicht hätte der Kaiser aber auch die Lust verloren, wenn er schon vor 1974 als Spieler alles erreicht hätte. So bleibt die WM im eigenen Land in guter Erinnerung, bei der Franz nach der dürftigen Vorrunde quasi schon als Teamchef fungierte.

Und dann folgen Jahre der Suche, in den USA – die er als schönste Zeit bezeichnete, weil er dort unerkannt über die Straße gehen konnte – und bei HSV, wo er immer verletzt war.

Die Krise der Nationalmannschaft 1982 und vor allem 1984 machte ihn dank Bild-Zeitung schnurstracks zum deutschen Teamchef. Und nach einer holprigen Vizeweltmeisterschaft 1986 und unglücklichem Ausscheiden bei der EM 88 wurde er als Teamchef Weltmeister in Rom 1990. Seine Bilder, wie er nach dem Titel alleine über den Platz läuft, bleiben in Erinnerung.

Mehr und mehr wird das Buch zum Medienreport, da der Kaiser zur Werbeikone wird. Und er stellt sich die Sinnfrage. Nach Ausflügen nach Marseille wird er Präsident des FC Bayern mit zwei Interrimstrainereinsätzen, bevor er die WM 2006 nach Deutschland holt. Der Autor erwartet noch, dass er danach FIFA-Chef wird, doch das ist nicht geschehen. Aus heutiger Sicht zum Glück.


Dass ein über 10 Jahre altes Buch nach dem Tode des Kaisers heute noch lesenswert ist, macht seine Klasse aus. 5 Sterne

Bewertung vom 28.03.2024
Die Möglichkeit von Glück
Rabe, Anne

Die Möglichkeit von Glück


sehr gut

einprägsame Erinnerungskultur

Nun war schon die Leipziger Buchmesse und ich habe immer die Shortlist des letzten Buchpreises zu lesen. Dies ist aber das vorletzte Buch, mir fehlt nur noch der Preisträger.

Und nach mühsamen Start hat mich Anne Rabe doch überzeugen können. Sie erzählt nämlich im Rückblick von zwei Diktaturen – den Nazis und der DDR. Dies geschieht anhand ihres Großvaters, der weder als Stasi-Opfer noch als Stasi-Spitzel geführt wurde. Selbst 30 Jahre nach der Wende mag dieses Thema noch zu fesseln.

Außer der Badewannengeschichte fand ich dagegen die eigene, jetzige Familiengeschichte eher mühsam und den Titel des Buches kann ich mir bis heute nicht erklären.


Ich habe mich für 4 Sterne entschieden, wobei die gerade beschriebenen Mängel zeigen, dass es gerade so über 3 Sterne liegt. Mit der Bewertung möchte ich auch andeuten, dass es mir besser gefallen hat als die anderen Bücher der letztjährigen Shortlist.

Bewertung vom 26.03.2024
Literarische Führungen durch Heidelberg
Buselmeier, Michael

Literarische Führungen durch Heidelberg


sehr gut

Reiseführer und Nachschlagewerk

Wohltuend sind seine Rundgänge durch die Heimatstadt des Autors. In dieser 4. Auflage kommt das gesammelte Lebenswissen von Buselmeier zum Ausdruck.

Dank des umfangreichen Namensregister kann man das Buch auch als Nachschlagewerk lesen, wenn man wissen will, was der jeweilige Autor in Heidelberg veranstaltet hat.


Ich vergebe 4 Sterne, weil ich im ganze Buch nicht eine einzige Karte für die Rundgänge gefunden habe. So bin ich selbst als Ortskundiger häufig auf der Suche. Sonst aber kann ich das Buch nur in höchsten Tönen loben.

Bewertung vom 12.03.2024
Vatermal
Öziri, Necati

Vatermal


schlecht

Die Niete des Buchpreises

Mein Vorhaben, alle Bücher der Shortlist zu lesen, führte mich zu diesem Roman. Nach dem Vorjahresbuch „Dschinns“ stieg ich also wieder ins Migrantenmillieu ab.

Doch diesmal hatte ich überhaupt keine Lust wieder eine Familiengeschichte mit fehlenden Vater, wieder eine Suche, wieder etwas mit Identitätsfindung zu lesen. Mir kam alles bekannt vor.

Nach 64 Seiten entschloss ich mich lieber andere Bücher zu studieren. Abgebrochene Bücher erhalten nur 1 Stern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2024
Heilig-Geist-Kirche Heidelberg
Gercke, Hans; Hock, Jonas; Kalning, Pamela; Kessler, Ewald; Panizzi, Bernd; Petracca, Vincenzo; Störzner, Reinhard; Würzner, Eckart

Heilig-Geist-Kirche Heidelberg


ausgezeichnet

Wunschlos glücklich

Wer dieses Monumentalwerk auswendig lernt, kann problemlos in der Heilig-Geist-Kirche auf dem Heidelberger Marktplatz als Kirchenführer anfangen.

Die Geschichte des Bauwerk wird bis in die kleinste Kleinigkeit behandelt. Die Kirchenfenster werden ausführlich beschrieben und selbst die Glocken sind dargestellt. Auch die Falken im Turm werden nicht vergessen.

All dieses wird versüßt mit atemberaubenden Bildern, die besser sind als das Original. Ja eigentlich kann man sich nach der Lektüre des Buches einen Besuch in der Kirche sparen.

Volle 5 Sterne. Wir wünschen uns mehr Bücher dieser Art.

Bewertung vom 10.03.2024
Die Eroberung des Nutzlosen
Herzog, Werner

Die Eroberung des Nutzlosen


schlecht

Tatsächlich nutzlos

Ich liebe Werner Herzog Filme. Aber "Fitzcarraldo" kenne ich nicht. Und warum sollte ich ein Tagebuch zum Dreh eines Films lesen, den ich nicht kenne?

Nach 38 Seiten habe ich meinen Irrtum bemerkt. Ich wurde wohl vom schönen Titel und dem berühmten Autor verführt. 1 Stern

Bewertung vom 08.03.2024
Frauentag. Was u.a. Dr. Kristina Schröder dazu sagt

Frauentag. Was u.a. Dr. Kristina Schröder dazu sagt


gut

Ich grüße alle Frauen zum Weltfrauentag.
Feiert schön.

Bewertung vom 08.03.2024
Das Café ohne Namen
Seethaler, Robert

Das Café ohne Namen


ausgezeichnet

Die kleine Kneipe

Nach über 100 Bewertungen ist scheinbar alles gesagt. Ich kann unmöglich alles lesen, aber was ich bisher nicht gelesen habe:
Dieses Buch entfaltet das Lied „Die kleine Kneipe“ von Peter Alexander.

Nach über 200 Seiten sagt der Wirt Simon, dass nur das Café ohne Namen auch Café nennt. Der aufmerksame Leser denkt an die kleine Kneipe in unserer Straße.
Peter Alexander singt allerdings nicht über die Menschen, den Wirt, die Bedienung und vor allem den Gästen, das holt Seethaler jetzt nach. „Dort., wo das Leben noch lebenswert ist“, heißt es in dem Lied und das zeigt unser Wirt mit dem großem Herz. Jeder wird ernst genommen, auch wenn wir uns im Wiener Armutsviertel befinden.

Ein Unfall mit der Heizung und letztlich das fehlende Happy End lassen uns aus der heilen Welt erwachen. Das Einstürzen der Reichsbrücke hat der Autor auch nicht erfunden. Wir befinden uns in den 60ern und 70ern Jahren. Etwas Wehmut kommt auf in der Nachcoronazeit.


5 Sterne für ein Buch, das durch das Café zusammengehalten wird. Ich frage mich, ob Seethaler an „das Café am Rande der Welt“ dachte… Und noch ein Extralob an Sandra Kegel, die Gästeführerin in Wien werden könnte.

Lieblingszitat: Ich verrate dir ein Geheimnis: Ich habe die Kinder nur gemacht, um jung zu bleiben. Das ist kein Geheimnis, das macht jede so. (138)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2024
Heidelberg
Hugo, Victor

Heidelberg


sehr gut

Berühmter Autor hinterlässt berühmte Zeilen

Bei einigen Touristen ist es nicht wichtig, was sie über eine Stadt sagen, sondern dass sie überhaupt zu Gast waren. So besuchte Hugo vom 6. bis 14. Oktober 1840 Heidelberg und verarbeitete sie in einen langen Brief an Louis. Es spielt gar keine Rolle, wer das ist, obwohl die Anmerkungen einen befreundeten Maler ausfindig gemacht haben. Der Brief wurde auch erst 1845 veröffentlicht. Dies alles erfahren wir in der guten Einleitung von Francoise Kloepfer-Chomard.

Auf Seite 25 fängt der eigentliche Brief an. Er beginnt mit der Beschreibung des rechtwinkligen Mannheim, „diese fade Stadt“ (25), um dann ab Seite 27 das Hotel Ritter zu beschreiben.

Auf Seite 31 folgt eine Bergwanderung, die ab Seite 37 in eine Beschreibung des Heidenlochs mündet. Auf S.41 folgt ein kurzes Intermezzo in die Sagenwelt bevor uns auf S.43 mit dem Autor nach Neckarsteinach begeben. Abgesehen von einer kurzen Ansprache an Louis auf S.46f endet der Ausflug erst auf S.52. Dann folgt mit Blick und Beschreibung des Heiligenbergs ein Stadtrundgang:
„[Eine ärmliche Kirche] wurde von den Katholiken im 15. Jahrhundert gebaut, im 16. von den Protestanten erobert und wird heute durch ein Wand zwischen Katholiken und Protestanten geteilt und somit, in den Augen Roms, zwischen Paradies und Hölle aufgeteilt.“ (56)

Auf Seite 58 fängt dann seine legendäre Führung durch das Heidelberger Schloss an, zunächst mit seiner Geschichte. Dabei kritisiert er auch seine Landsleute: „Wenn man etwas zur Ruine macht, muss man es gut machen.“ (64)
Erst auf S.89 endet mit dem Postskriptum der Rundgang, allerdings nicht ohne sich über die Heizungen in Heidelberg zu beschweren: „Hier wärmt man sich nicht, man erstickt einander.“

Dann folgen Zeitungsausschnitte von der Zerstörung der Pfalz 1693, die Victor Hugo selbst gesammelt hat.

Das Geschwafel eines Germanistikprofessor zum Schluss wiederholt im Grunde nur die Einleitung und wäre nicht nötig gewesen. Deshalb kann ich für dieses sonst so gelungen Werk – mit sehr schönen Malereien, teilweise von Hugo selbst – nur 4 Sterne geben.

Bewertung vom 02.03.2024
Heidelberg
Fink, Oliver

Heidelberg


gut

allzu kleine Stadtgeschichte

Wer eine kleine Stadtgeschichte schreibt, muss sich beschränken. Und in der Tat habe ich die Neubaupläne für das Heidelberger Schloss hier zum ersten Mal so gelesen. Allerdings – und das kreide ich dem Buch an – wird die Scheidemauer in der Hl.-Geist Kirche nicht korrekt dargestellt. 1706 errichtet wurde sie 1720 und 1886 abgerissen und wieder aufgebaut, erst 1936 endgültig abgerissen. Diese Daten fehlen.

Die Stärke des Bändchen liegen in den kleinen Exkursen, die Themen beleuchten, die oft zu kurz kommen. Deswegen gerade noch 3 Sterne.