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Fornika
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Bewertungen

Insgesamt 402 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2020
Paradise City
Beck, Zoë

Paradise City


gut

In nicht allzu ferner Zukunft lebt es sich in der Megacity Frankfurt sehr gut. Die Wochenarbeitszeit liegt bei 20 Stunden, die Gesundheit wird automatisiert über die KOS überwacht, Pandemien sind überwunden... wenn man sich an der permanenten Überwachung und anderen Einschränkungen nicht stört, dann lebt man im Paradies. Liina arbeitet für eine der wenigen letzten wirklich freien Medien des Landes; ein gefährlicher Job, wie sie durch den mysteriösen Unfall ihres Chefs wieder einmal vor Augen geführt bekommt. Woran hat er gearbeitet? Liina forscht nach.
Becks Zukunftsvision ist düster angehaucht und in vielem sicherlich gar nicht so unrealistisch. Die Folgen den Klimawandels sind deutlich zu spüren, auch die beschriebenen weltweiten Pandemien sind in Zeiten von Corona schon Wirklichkeit geworden. Vieles davon sind Elemente in gängigen Dystopien, was Paradise City nicht zu einem schlechten Buch macht; aber mir fehlte ein bisschen das Neue, Innovative. Liina finde ich als Hauptfigur ganz ok, so richtig mitgefiebert habe ich aber nicht, weil man ihr nicht so recht nahe kommt. Auch die anderen Protagonisten wirken eher wie Theaterschauspieler, denn wie „echte“ Figuren aus Fleisch und Blut (naja Tintenschwärze und Papier). Der zugrundeliegende Plot hat sich nicht so spannend entwickelt wie erhofft, vieles wird nur gestreift und kann seine Wirkung gar nicht entfalten. Becks Stil gefiel mir sehr gut, kann aber über manche inhaltliche Schwäche nicht hinwegtrösten. Insgesamt konnte mich Paradise City nicht ganz überzeugen, es bleibt der Eindruck, dass der Story einige Seiten und eine tiefergehende Ausarbeitung gut getan hätten.

Bewertung vom 16.08.2020
Die verstummte Frau / Georgia Bd.10
Slaughter, Karin

Die verstummte Frau / Georgia Bd.10


gut

Eine brutale Attacke auf eine junge Frau wirft Fragen auf, denn sie gleicht haargenau einem Fall, der schon Jahre zurückliegt. Zudem sitzt der Täter in Haft, selbst wenn er immer seine Unschuld beteuert hat. Will Trent soll dem Ganzen auf die Spur kommen, und wärmt damit ausgerechnet den Fall auf, den der verstorbene Mann seiner jetzigen Freundin zum Abschluss gebracht hat. Als würde nicht schon genug Druck auf ihm lasten, werden weitere Frauen überfallen.
Mit der verstummten Frau mischt Karen Slaughter ihre Georgia-Serie mit der Grant-County-Serie. Klingt als würde man mächtig Vorwissen benötigen, ich denke aber, dass das nicht unbedingt vonnöten ist; man kann den Fall auch so gut nachvollziehen und bekommt die wichtigsten persönlichen Entwicklungen schnell erklärt. Mich hat in diesem Band Saras Verhältnis zu ihren Männern (seien sie tot oder lebendig) gestört. Wer die eigenen Bedürfnisse immer hintenan stellt, geschweige denn, weiß was man wirklich will und es dann gar nicht schafft den Mund aufzumachen… nicht unbedingt ein Frauenbild, das so zentral in den Fokus gestellt werden müsste. Zudem fand ich das Zusammenspiel zwischen Vergangenheit und Gegenwart oft eher konstruiert, über weite Strecken wirkt Jeffreys Part künstlich aufgebauscht um ihn noch einmal „ins Leben“ zurückzuholen. Ein eigenständiger Band mit ihm hätte ehrlicher gewirkt und besser funktioniert. Den Fall selbst fand ich wirklich spannend und gut ausgedacht, auch wenn eben vieles durch die Reibereien der Beteiligten kaputt gemacht wird. Slaughter weiß natürlich wie man mitreißend erzählt und den Leser an die Seiten fesselt, das hat sie mit diesem Thriller wieder bewiesen. Trotzdem haben mir andere Thriller von ihr deutlich besser gefallen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.08.2020
Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11
Carter, Chris

Bluthölle / Detective Robert Hunter Bd.11


sehr gut

Mit einer Taschendiebin fängt alles an. Einer sehr guten Taschendiebin, denn sie entwendet unwissentlich die detaillierten Aufzeichnungen eines Serienmörders. Genau dieses Tagebuch landet schließlich auf dem Schreibtisch von Hunter und Partner Garcia, die sich mit den besonders grausamen Mordfällen befassen müssen. Können sie den Killer stoppen?
„Bluthölle“ ist der 11te Band der sehr erfolgreichen Thrillerserie, und wieder einmal hat mich Carter damit über weite Strecken sehr gut unterhalten. Die Bücher fußen zwar alle immer auf denselben Charakteristika (grausame Details, kurze Kapitel inkl. Cliffhanger, ein genialer Hunter etc.) und trotzdem überrascht der Autor bei jedem Band mit etwas Neuem. Taschendiebin Angela wird schnell in die Ermittlungen mit einbezogen, sie gefällt mir in ihrer Art wirklich gut. Vielleicht hängt sie ihr Gewerbe an den Nagel und steigt ins Team ein, die beiden Herren könnten ihren hellen Kopf sicherlich auch in Zukunft gut gebrauchen. Die Jagd auf den perfiden Serienkiller gestaltet sich mitreißend und spannend, natürlich darf auch die ein oder andere unverhoffte Wendung nicht fehlen. Obwohl nach bekanntem Schema gestrickt, hat mich Bluthölle wieder gut unterhalten, Carters Stil und sein Storybuilding können einfach überzeugen.

Bewertung vom 09.08.2020
Die Dirigentin
Peters, Maria

Die Dirigentin


gut

Antonia Brico hat sich in die klassische Musik verliebt. Daheim übt sie heimlich auf einem gedämpften Klavier, bei ihrer Arbeit als Platzanweiserin versucht sie sich in jedes Konzert zu schleichen. Ihre Begeisterung und ihr absolutes Gehör würde sie zu gerne als Dirigentin unter Beweis stellen; doch das ist ein Beruf, der Frauen in den 20er Jahren nicht offen steht.

Die Lebensgeschichte von Antonia Brico ist wirklich spannend. Ihr Talent, ihre harte Arbeit und natürlich ihr Durchsetzungsvermögen verdienen größten Respekt. Die Autorin zeichnet glaubhaft ihren frühen Werdegang nach und vermittelt sehr gut vor welchen Problemen Antonia stand. Antonias Lebenslauf selbst gibt auch im Privaten einiges her, mir fiel die Ausarbeitung dann aber doch oft zu kitschig aus. Über weite Teile liest sich der Roman wie eine seichte Strandlektüre, was ich so nicht erwartet hatte. Die Sprache ist oft einfach und schlicht gehalten, allein musikalische Zusammenhänge werden etwas detaillierter dargestellt. Ich bin froh den Roman gelesen zu haben, denn eine solch beeindruckende Persönlichkeit verdient es wieder ins Rampenlicht gerückt zu werden. Aber die seichte Ausarbeitung hat meine Lesebegeisterung dann doch etwas gedämpft.

Bewertung vom 29.07.2020
American Spy
Wilkinson, Lauren

American Spy


gut

Mitten in der Nacht wird eine junge Mutter von einem Einbrecher aus dem Schlaf gerissen. Eine beängstigende Situation, doch Marie Mitchell hat seit Jahren mit einem ähnlichen Überfall gerechnet. Noch vor wenigen Jahren war sie im amerikanischen Geheimdienst tätig, hat in Burkina Faso den Dunstkreis von Präsident und Revolutionär Thomas Sankara infiltriert. Jetzt scheint ihre Vergangenheit sie einholen zu wollen.
Lauren Wilkinsons Thriller ist nicht nur Spannungsliteratur, sondern auch ein tiefer Einblick in die jüngere Geschichte eines gebeutelten Landes. Sankara hat dort in den 80ern nach einem Staatsstreich regiert, sein Handeln und Wirken bilden den realen Hintergrund zum Thriller. Wilkinson vermischt dabei Fakten und Fiktion, nicht immer ist für den Leser gleich nachzuvollziehen was real ist, und was nicht. Zwar sind die Verwicklungen rund um Sankara wirklich spannend, auch die Situation der Mitchells bedrohlich, trotzdem liest sich American Spy in weiten Teilen nicht als klassischer Thriller. Mir hat die Romanhandlung trotzdem gut gefallen, es wird aber sicherlich dem Leser doch etwas anderes suggeriert als er im Endeffekt bekommt. Der klassische Thrillerleser dürfte doch eher enttäuscht werden. Die Geschichte wird aus Maries Perspektive erzählt, sie berichtet ihren kleinen Söhnen aus ihrem Leben; Gedanken- und nicht immer sofort nachvollziehbare Zeitsprünge inklusive. Das muss man mögen (mir hat es gefallen). Mitchells Leben birgt viel Zündstoff, eine Frau (noch dazu eine schwarze) in einer männerdominierten Domäne; da hat die Autorin etwas Potential liegen lassen, mir war die Handlung dann doch zu oft zu oberflächlich. Insgesamt wird die Geschichte rund, trotzdem denke ich, dass der Roman nicht jedem gefallen wird. Ich mochte ihn in weiten Teilen ganz gerne, weitere Romane der Autorin werden wahrscheinlich auf meiner Leseliste landen.

Bewertung vom 26.07.2020
Alter Hund, neue Tricks / Sean Duffy Bd.8
McKinty, Adrian

Alter Hund, neue Tricks / Sean Duffy Bd.8


ausgezeichnet

Eigentlich ist Sean Duffy seit über einem Jahr in Teilzeitreserve, Kontakt zu polizeilichen Ermittlungen hat er hauptsächlich in Form von Papierstapeln, die er von A nach B schiebt. Seine Arbeitstage für diesen Monat hat er abgeleistet, die Fähre nach Schottland zur Familie schon gebucht, da soll er plötzlich doch eine Mordermittlung übernehmen. An seiner Seite der gute, alte Crabbie, der eigentlich auch lieber die heimischen Kühe melken sollte. Aber das Ermittlervirus lässt beide eben doch nicht los, und so graben sie immer tiefer.

Einen neuen Band mit Duffy kann ich mir auf keinen Fall entgehen lassen, auch wenn mich der letzte aus der Reihe nicht ganz so gefesselt hat. Doch McKinty hat mit dem nunmehr 8ten Band zu alter Form zurückgefunden, und so hat sich „Alter Hund, neue Tricks“ als echter Pageturner entpuppt. Man kann das Buch auch ohne die Vorgänger gut lesen, nachholen sollte man diese aber zum persönlichen Lesevergnügen auf jeden Fall. Duffys Arbeitsmethoden kommen nicht immer gut an, führen aber (meistens) zum Erfolg. Ich mag seine unkonventionelle Art, und erst recht die Tatsache, dass er als ganz normaler Typ eben auch so seine Fehler hat. Crabbie ist ein guter Gegenpol, der erhobene moralische Zeigefinger ist oft genau das, was Duffy am meisten braucht. Die Ermittlungen führen die beiden natürlich wieder in brenzlige Situationen, Irland ist einfach nach wie vor nicht das sicherste Pflaster für einen katholischen Bullen. McKinty bringt das Lebensgefühl in diesen Zeiten sehr gut rüber, die Atmosphäre macht für mich einen der großen Pluspunkte seiner Bücher aus. Seinen schwarzen Humor und seine spitzen Beobachtungen mag ich ebenfalls sehr. Der Fall ist gut konstruiert und nicht von der Stange, sodass mich die Handlung schnell gefesselt hat. Ein wirklich guter Thriller mit einem eigenwilligen Ermittler, der mit seinem Job noch lange nicht abgeschlossen hat. Unbedingt lesen!

Bewertung vom 22.07.2020
Verschollen in Palma
Kallentoft, Mons

Verschollen in Palma


sehr gut

Vor 3 Jahren ist seine Tochter Emme auf Mallorca verschwunden. Tim sucht immer noch verzweifelt nach ihr, hat sich in Palma niedergelassen und finanziert seine Suche mit einem Job als Privatdetektiv. Ganz legal sind seine Methoden nicht, doch für Emme tut er alles. Sein neuester Auftrag scheint einfach: die Treue/Untreue einer Millionärsgattin beweisen. Doch dieser Auftrag zieht weitere Kreise als erwartet.
Mons Kallentoft kenne ich schon durch seine Reihe mit Zack, und so war ich auf seinen neuen Thriller dementsprechend gespannt. Tim gefällt mir gut, er wirkt sehr echt in seinem Bestreben seine Tochter zu finden; und wenn es nur eine winzigkleine Spur wäre. Seine Verzweiflung ist auch nach all den Jahren noch greifbar, sein Handeln immer nachvollziehbar. Trotzdem wird die Handlung nicht nur von Emme beherrscht, sondern eben auch von seiner täglichen Arbeit. Dass der Krimi auf Mallorca angesiedelt ist, wirkt sich nicht sooo sehr auf die Handlung aus. Für meinen Geschmack hätte es durchaus etwas mehr Lokalkolorit sein dürfen, auch wenn es mich nicht arg gestört hat, denn die Krimihandlung hätte so ziemlich überall ebenfalls funktioniert. Sie entwickelt sich unvorhersehbar und spannend, nur das Ende fand ich etwas abrupt und leicht gekünstelt. Der Erzählstil gefällt mir unterm Strich ganz gut, bis auf ein Detail: immer wieder sprechen die Figuren englisch, was nicht etwa der Sprachbarriere geschuldet ist, sondern eher einem Bestreben supercool und hipp zu wirken; klappt nicht, ich war davon genervt. Ansonsten mochte ich den Stil aber schon. Insgesamt hat mich „Verschollen in Palma“ gut unterhalten; sollte Tim im Detektivbusiness bleiben, würde ich gerne wieder mit ihm auf Spurensuche gehen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.06.2020
Unter den Linden 6
Kaiser, Ann-Sophie

Unter den Linden 6


sehr gut

Drei ganz unterschiedliche Frauen treffen in Berlin 1907 zusammen. Lise, eine aufstrebende Physikerin, Hedwig, die heimlich studieren muss und zuletzt Dienstmädchen Anni, die Bildung nur aus der Bibliothek ihres Dienstherren kennt. Alle drei möchten mehr wissen, und gleichzeitig auch anderen Frauen den Zugang zur Bildung erleichtern. Denn in Preußen geht nichts ohne die Zustimmung der Männer, und die wollen das zarte Geschlecht dann doch lieber in der heimischen Küche wissen.
Kaisers Roman ist ein quirliger Ausflug ins frühe 20te Jahrhundert. Die drei Frauen sind zwar von unterschiedlichem Stand und Temperament, sie eint aber ihr Wunsch nach Bildung. Die Freundschaft, die eher durch Zufall entsteht, wirkt sehr echt und trotz allem auch realistisch. Ich mochte alle drei, Lise ist die einzige historische Persönlichkeit und dadurch natürlich noch etwas spannender. Über ihren Werdegang erfährt man sehr viel, und natürlich auch über die Schwierigkeiten, die ihr in der Männerdomäne begegnen. Anerkennung war ihr oft nicht vergönnt, obwohl sie Entscheidendes auf ihrem Gebiet geleistet hat. Auch das Setting ist sehr stimmig; detailreich und sehr bildhaft beschrieben, taucht man schnell in die Zeit ein. Die Autorin hat einen sehr lockeren Stil, sodass sich der Roman sehr flüssig liest. Manche Wendung war mir etwas zu vorhersehbar, aber der historische Flair hat vieles für mich wettgemacht. Ein wirklich schöner, wenn auch manchmal seichter Roman über die Anfänge des Studiums für Frauen.

Bewertung vom 21.06.2020
Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6
Eyssen, Remy

Dunkles Lavandou / Leon Ritter Bd.6


ausgezeichnet

Leon Ritter wird im sommerlichen Lavandou zu der Leiche einer vermeintlichen Selbstmörderin gerufen. Dem Rechtsmediziner wird jedoch schnell klar, dass mehr dahinter steckt; während die örtliche Polizei lieber an einen einfachen Selbstmord glauben möchte, geht Leon den Hinweisen auf einen Ritualmord nach.
„Dunkles Lavandou“ ist schon der sechste Band mit dem sympathischen Rechtsmediziner Leon Ritter. Man kann diesen Krimi auch gut ohne seine Vorgänger zu kennen lesen; die werde ich allerdings noch nachholen, denn mir hat der spannende Ausflug in die Provence wirklich sehr gut gefallen. Der Autor kombiniert einen fesselnden Kriminalfall gekonnt mit südfranzösischem Urlaubsflair. Ginster, Lavendel und Oliven ziehen sich durch die ganze Geschichte, Landschaftsbeschreibungen ergänzen das Geschehen, ohne dass es übertrieben aufgesetzt wirkt. Der Mordfall entwickelt sich sehr spannend. Ritter zieht immer wieder auch eigene Schlüsse, und muss diese dann vor dem Ermittlerteam verteidigen. Die Streitgespräche beleuchten den Fall immer wieder neu, auch die beteiligten Figuren werden so charakterisiert. Ritters Ruhe und Überlegtet werden genauso deutlich, wie die Tatsache, dass er sich für seine Überzeugungen einsetzt und für „seine“ Opfer alle Register zieht. Seine Partnerin Isabelle lässt sich noch nicht so gut einschätzen, auch wenn sie mir prinzipiell nicht unsympathisch war. Eyssens Stil hat mir sehr gut gefallen, sowohl für Landschaftsbeschreibungen als auch für anatomische Details oder grausige Mordmethoden findet der Autor immer die passenden Worte.
Ich mochte meinen ersten Ritterkrimi sehr, und empfehle ihn uneingeschränkt weiter.

Bewertung vom 20.06.2020
Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1
Henning, Greta

Halligmord / Minke-van-Hoorn Bd.1


gut

Gleich an ihrem ersten Arbeitstag wird Ermittlerin Minke van Hoorn zu einem Leichenfund gerufen. Das Meer hat eine skelettierte Leiche freigegeben, eine Sensation auf den Halligen. Doch es handelt sich nicht etwa um die jahrhundertealte Leiche eines Wikingers, sondern die Person muss irgendwann in den letzten Jahrzehnten auf der Hallig begraben worden sein. Die wenigen Anwohner wollen jedoch nichts bemerkt haben.
Ich lese nicht so oft Lokalkrimis, weil mich oft typische Handlungsmuster nicht ansprechen. Hier habe ich mich vom Klappentext verführen lassen, und bin doch wieder reingefallen. Die Autorin kann durchaus mit ihrem Stil begeistern, ihre Schilderungen der Landschaft, der Naturgewalten Meer und Sturm sind wirklich überzeugend und sehr greifbar. Es gibt genug Lokalkolorit um das kleine Städtchen und die friesischen Halligen sofort vor Augen zu haben. Die Figuren jedoch fand ich wenig überzeugend und eher stereotyp. Muss wirklich jedem Dorf ein fauler und strunzblöder Dorfpolizist angedichtet werden? Es erscheint mir fast wie ein running gag, dass keine Geschichte mehr ohne ihn auskommt. Auch der Sunnyboy, der Landflüchtling und die einsame, traurige Hausfrau dürfen natürlich nicht fehlen. Minke als Hauptfigur fand ich sympathisch, ganz ausgearbeitet wirkt sie aber auf mich nicht. Der Schwenk von der Meeresbiologie zur Polizei bleibt schwammig, ihre Ermittlungen oder auch der Umgang mit anderen erscheint manchmal nicht ganz rund. Mir hat zwar der Erzählstil der Autorin gut gefallen, der Inhalt jedoch weniger, eben vielleicht auch, weil ich genremäßig etwas neben meiner Wohlfühlzone lag. Wer gerne Lokalkrimis liest, fühlt sich hiermit gewiss ganz gut unterhalten.