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Benutzername: 
Petra Sch.
Wohnort: 
Gablitz

Bewertungen

Insgesamt 566 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2023
Wie ein Stern in mondloser Nacht
Sand, Marie

Wie ein Stern in mondloser Nacht


sehr gut

die berührende Geschichte der Babyklappe

Berlin, August 1947: Henni Bartholdy wächst in armen Verhältnissen auf, und nach dem Krieg hält ihre Mutter sie und den kleinen Bruder durch Putzen über Wasser.
Bis Henni eines Tages für ihre kranke Mutter einspringen muss und bei der wohlhabenden Ärztefamilie von Rothenburg putzt, wo sie den Sohn des Hauses kennenlernt.
Henni ist anfangs von dem Schnösel nicht begeistert, doch Ed kann sie durch seine leicht chaotische, lebenslustige Art und seine Einstellung, Medizin für alle Gesellschaftsschichten verfügbar zu machen, nicht nur für die Reichen, von sich überzeugen.

Mit viel Emotion fiebert man in allen Belangen mit Henni mit, es ist einfach so gefühlvoll geschrieben. Und besonders als Frau kann man alles so gut nachvollziehen.
Wie Henni ums Überleben kämpft; sich aber nichts schenken lassen will; und sich dann so sehr um die ungewollten Kinder Berlins sorgt, dass sie unbedingt Hebamme werden will und mit starkem Willen diesen Wunsch umsetzen kann. Und wie sie schließlich die Idee für den Vorgänger der Babyklappe hat.
Bei dem besonders schlimmen Schicksalsschlag Hennis kommen einem die Tränen; doch später konnte ich nicht nachvollziehen, warum Henni und v.a. Ed nicht wütend auf seine Eltern waren. Ich wäre es gewesen. Sehr sogar.

Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen; über Henni erfährt man von August 1947 bis Juni 1956; aus Sicht von Liv liest man im September 2000. Die Erzählungen wechseln sich immer wieder ab, wobei man Hennis Geschichte chronologisch verfolgt.

Liv ist eine Journalistin aus Dänemark, die über die erste offizielle Babyklappe Berlins im Krankenhaus Waldfriede berichtet, die von Dr. Eduard von Rothenburg eröffnet wird. Unfassbar, dass im Jahr 2000 diese Babyklappe zwar straffrei, aber immer noch nicht legal ist. Dabei ist diese doch damals wie heute oft die einzige Möglichkeit, um das Töten von Neugeborenen zu verhindern.
Auch Livs Geschichte ist sehr bewegend; sie hatte nämlich vor einigen Jahren ein berührendes Interview mit der Hebamme Henni Bartholdy, das beiden so zu Herzen ging, dass sie abbrechen mussten. Das Thema Babyklappe und Kindsweglegung geht Liv nämlich aus einem speziellen Grund besonders nahe.
Sehr warmherzig erzählt Marie Sand vom Leben der beiden Frauen, das sich dann doch anders verwebt, als man anfänglich glaubte.
Das Buch ist auch ein geschichtlich wichtiges Thema über die Selbstbestimmung und Rechte von Frauen.


Fazit:
Ein wichtiges Thema, verpackt in eine gefühlvolle Geschichte über eine junge Hebamme, verflochten mit der berührenden Erzählung über die Erfindung der Babyklappe.

Bewertung vom 08.10.2023
Idefix und die Unbeugsamen 04
Uderzo, Albert;Goscinny, René;Coulon, Yves

Idefix und die Unbeugsamen 04


sehr gut

Idefix und seine Freunde

Jeder kennt und liebt den süßen Idefix aus den Asterix-Comics. Nun hat er eine eigene Reihe bekommen.
Hier in seinem bereits 4. Abenteuer kämpft er gegen einen Löwen, kocht ein römisches Süppchen und bringt die Hinkelsteine wieder zurück.

Das Buch ist in 3 Kurzgeschichten aufgeteilt, in denen jeweils Idefix und seine Freunde Dertutnix und Turbine, teilweise mit Hilfe von Katze Sardine, Eule Weissnix und Taube Astmatix, im Städtchen Lutetia gegen die Römer Widerstand leisten und sich nicht deren Gesetzen beugen wollen (daher heißen sie auch "die Unbeugsamen").

Mit viel Witz und typischen Zeichnungen hat man Spaß am Kampf der Tiere gegen die Römer.
Humorvolle Dialoge und lustiges Verhalten, v.a. von Turbine und Weissnix, dessen Zaubertränke nie wirken, machen Spaß am Lesen!

Kritisieren kann man wohl nur die wirklich sehr kleine Schrift; da hätte das Buchformat und somit die Schriftgröße gerne etwas größer sein können.


Fazit:
Drei lustige Geschichten von Idefix und seinen Freunden im Kampf gegen die Römer.

Bewertung vom 08.10.2023
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2


sehr gut

Teil 2 um die drei charmanten Hobbydetektivinnen mit britischem Flair, aber eine überzogene Auflösung

Auch der zweite Fall für Judith Potts, 78, und ihre Freundinnen und Mordclub-Kolleginnen Becks Starling (die Gattin des Pastors) und Suzie Harris (Hundesitterin und Radiomoderatorin des örtlichen Senders in Marlow) ist ein typischer Whodunnit in Agatha-Christie-Manier.
Es gibt einen toten Adeligen, Sir Peter Bailey, der auf der Feier am Tag vor seiner Hochzeit mit Jenny Page, seiner ehemaligen Krankenschwester, stirbt. Und zwar fällt in seinem Arbeitszimmer, das versperrt ist (Sir Peter hat den Schlüssel in seiner Hosentasche) ein schwerer Schrank auf ihn. Sir Peters Sohn Tristram bricht die Tür auf, doch es ist zu spät.

Judith Potts, die zur Feier eingeladen war, hat wie so oft den richtigen Riecher bzw. eine eingebende Idee, die dann zur Lösung des Falls führt. Teilweise fand ich ihre Eingebungen richtig toll, manchmal aber etwas an den Haaren herbeigezogen. So auch die Auflösung, was ich irgendwie schade fand.
Trotzdem wurde ich wieder soo gut unterhalten, ich mag die alte Dame, die an Miss Marple erinnert. Auch die etwas überzogene Auflösung hat an alte Agatha Christie Krimis erinnert; und auch die Menge an potentiellen Tätern, die alle einen Grund für den Wunsch nach Sir Peters Tod hatten, die im klassischen Ausschlussprinzip minimiert werden. Doch immer wieder werden neue Puzzlestückchen aufgedeckt und die Meinung der Detektivinnen ändert sich laufend.
Die Ermittlungsarbeit fand ich wieder sehr interessant und spannend. Die Polizistin Tanika Malik hätte den Fall ohne die Drei wohl nicht lösen können; schon gar nicht, wenn sie die Weisungen ihres (klischeehaften) mit Scheuklappen behafteten Vorgesetzten befolgt hätte.
Ich habe mich jedenfalls wieder sehr wohl in Marlow gefühlt und freue mich auf ein Wiedersehen mit den drei kauzigen Ladies.


Fazit:
Eine charmante, leicht humorvolle Schreibweise, bei der man sich einfach rundherum wohlfühlt, drei schrullige Hobbyermittlerinnen und britischer Landhaus-Charme lassen über die Schwächen in der Auflösung hinwegsehen.

Bewertung vom 04.10.2023
Totenlichter
Sander, Aaron

Totenlichter


sehr gut

nicht so gut wie Band 1

3,5 Sterne

Die Plotidee von "Totenlichter" hat mir richtig gut gefallen; auch war der Beginn super spannend, atmosphärisch und man hat mit den Opfern mitgefiebert und war neugierig, was die Motivation des Täters war, Menschen behutsam dazu zu bringen, sich selbst zu töten.
Auch die Ermittlungsarbeit hat mir gut gefallen, wie der Polizist Jan Nygard mit Hilfe der Psychologin Anna Wasmuth von Suizid dann doch auf Mord umschwenkt. Anna hat nämlich einen Hinweis in ihrer Wohnung hinterlassen bekommen, was auch sehr gruselig war dran zu denken, dass ein Einbrecher in ihrer Wohnung war.
Jan ist leider immer noch nervig, weil er macht, was er will und mit dem Kopf durch die Wand will.
Anna möchte gerne ihr Bestes geben, hat mMn aber teilweise unprofessionell gehandelt.
Für die Entwicklung der beiden empfiehlt es sich, den ersten Teil "Schmerzwinter" zu lesen.
Den Täter hatte ich sofort auf dem Schirm und war neugierig auf sein Motiv, welches aber leider nicht erläutert wurde.

Im Laufe der Geschichte haben gewisse Szenen und Handlungen Fragen aufkommen lassen, die aber unbeantwortet blieben, zB der Schrein beim Unfalltunnel oder die Nachrichten in den Mägen der Opfer, die mit Lammblut geschrieben waren. Es wurde nicht aufgeklärt, was der Zweck war. Warum hat der Täter das gemacht? Bzw. was war überhaupt das Motiv des Täters, die Unfallopfer zum Selbstmord zu bringen?
Auch war mir die 180-Grad-Wendung im Handeln des Mörders am Schluss zu unglaubwürdig und der Showdown zu gewollt.
Der Täter, dessen Geschichte, Hintergrund und vor allem das Motiv war nicht gut genug ausgearbeitet, ebenso die Umstände des Busunglücks. Es bleiben zu viele Fragen offen, was etwas enttäuschend ist.

Die Geschichte um die junge Sophia fand ich fast am besten; es war einfühlsam und nachvollziehbar: ein Teenager, der vom Unfall entstellt ist, von allen schief angeschaut wird und sich im Leben neu zurechtfinden muss.
Und die Szenen mit Jans Vater, die sich einem zuerst nicht erschließen, lassen am Schluss mit einem Cliffhanger Neugier auf den nächsten Band aufkommen.


Fazit:
Tolle Plotidee, fesselnder Beginn, und eine einfühlsame Geschichte um die junge Sophia; doch leider bleiben zu viele Fragen offen und das Motiv des Täters unklar.

Bewertung vom 03.10.2023
Vincent und das ängstliche Zebra / Vincent Bd.3
Kaiblinger, Sonja

Vincent und das ängstliche Zebra / Vincent Bd.3


ausgezeichnet

der 3. Teil um Vincent, die Halb-Geisterfledermaus

"Vincent und das ängstliche Zebra" ist der 3. Band um die Halb-Geisterfledermaus aus der Reihe Loewe WOW!, die sich an Lesemuffel bzw. ungeübte Leser und Leserinnen richtet.
Die großflächigen, lebendigen Bilder - allesamt gruselig passend in dunklen Farben gehalten - und der kurze, leicht verständliche Text - dieser in verschiedenen Schriftarten und -größen - regen ungeübte Leser ab 7 Jahren dazu an, auch mal ein Buch in die Hand zu nehmen.
Toll sind wieder die ganzseitigen Illustrationen! Die Mimik von Vincent und Halb-Geistermeerschweinchen Fritzi sind super gelungen. Und die schwarz/weiße Geisterwelt ist richtig schön gruselig. Hier ist besonders toll, dass Fritzis rosa Masche hervorleuchtet, das macht es etwas weniger schaurig.
Auf den ersten Blick erkennt man gar nicht, dass dieser Band von einem anderen Künstler als die ersten beiden Teile illustriert wurde, was ich sehr gut gelungen finde. Denn meiner Meinung nach müssen bei einer Kinderbuch-Reihe die Illustrationen durchgehend gleich sein! Nicht nur für den Wiedererkennungswert, sondern die Kids bemerken ja sofort, wenn etwas anders ist. Und mögen das meist nicht.
Ich finde, das Buch ist gut geeignet, um Kinder zum Lesen zu animieren und dass sie Spaß an der Sache haben!

Die Geschichte kombiniert wieder leichten Grusel mit den (Halb-)Geistertieren, v.a. in der afrikanischen Geisterwelt mit den unheimlichen Hyänen, im Kontrast dazu die niedlichen Gesichtsausdrücke von Vincent und feinem Humor.
Leider finde ich, dass die Geschichte diesmal keinen richtigen Höhepunkt hat; Vincent und Fritzi suchen einen Freund, der ihnen hilft, die fiese Katze zu vertreiben und deshalb in die Geisterwelt reisen, wo sie auf das Geisterzebra Zita treffen. Irgendwie fühlt es sich 'nur' wie der Prolog zur eigentlichen, nächsten Geschichte an.

Die Geschichte vermittelt auch wieder eine wichtige Botschaft: man muss sich nicht immer gleich vor allem fürchten. Man kann offen und neugierig auf alles zugehen und erstmal kennenlernen, bevor man sein Urteil fällt. Wie Fritzi so schön sagt: "Manchmal hat man eben viel mehr Angst, als man haben müsste."


Fazit:
Ein gruseliger Lesespaß, nicht nur für Lesemuffel, sondern für alle Mädchen und Jungen, die Freude an witzig-gruseligen Abenteuern haben!

Bewertung vom 28.09.2023
Schwarzer Schmerz / Mara Billinsky Bd.7
Born, Leo

Schwarzer Schmerz / Mara Billinsky Bd.7


sehr gut

In ihrem 7. Fall ermittelt die Krähe in der Frankfurter Immobilienbranche

Mara Billinsky, "die Krähe", ermittelt in ihrem 7. Fall in der Frankfurter Immobilienszene. Einige Mitarbeiter von Atlantique sind unter mysteriösen und grausamen Umständen ums Leben gekommen. Wer bringt die Immobilienmakler um und warum?

Jan Rosen ist Mara wieder eine große Hilfe; wobei diesmal nicht so ganz. Er war ja in dem Beruf noch nie so wirklich glücklich. Schade, denn ich mag ihn sehr gern und finde, ohne ihn wäre Mara längst nicht so gut. Die beiden sind halt ein Dream-Team :)
Diesmal ist Klimmt wieder zurück und somit kann Mara wieder das tun, was sie am besten kann: ermitteln.
Doch dabei kommt ihr jemand in den Weg, wobei sich herausstellt, dass dies ein Kommissar aus Schweden ist, der mit seiner französischen Kollegin gemeinsam einen Geschäftsmann in Frankfurt jagt. Mara soll die beiden unterstützen und es ergibt sich eine spannende berufliche Entwicklung für Mara. Leider bin ich mit diesen beiden neuen Charakteren nicht so ganz warm geworden.

Ich mochte wieder Maras unkonventionellen Stil, auch wenn sie seit Band 1 schon viel ruhiger geworden ist - sich in brenzlige und gefährliche Situationen bringen kann sie jedoch immer noch ;)
Der Fall ist natürlich wieder in sich geschlossen und somit kann dieses Buch eigenständig gelesen werden; für die Entwicklung der Charaktere empfiehlt es sich jedoch, die vorigen Bände gelesen zu haben.
Leo Born versteht es, Spannung aufzubauen und diese mit kleinen Cliffhangern an den Kapitelenden zu halten.
Auch die Verstrickungen, Verwicklungen und wie sich das ganze auflöst, ist sehr gut gelungen.
Die Auflösung war einerseits schon überraschend; hat sich für mich jedoch schon etwas abgezeichnet, nachdem ich alle anderen potentiellen Täter ausschließen konnte.


Fazit:
Wieder ein solider 7. Fall für die Krähe, die diesmal in der Immobranche ermitteln muss.

Bewertung vom 19.09.2023
Hochmut kommt vor dem Farn
Nikolay, Mona

Hochmut kommt vor dem Farn


ausgezeichnet

auch der 3. Teil um die beiden Schrebergartler Manne und Caro ist wieder genial

4,5 Sterne

In der Kleingartenanlage "Harmonie" in Berlin wird im anschließenden Birkenwäldchen eine Leiche gefunden: brutal zugerichtet und öffentlich postiert.
Es stellt sich heraus, dass es nicht irgendwer ist, sondern die bekannte Politikerin Hanneke Klein, die noch dazu für das nahe Ende der Kleingartensiedlung verantwortlich ist, denn an deren Stelle soll ein Australischer Investor eine Fabrik für Indoor Gardening errichten.
Klar, dass der Verdacht auf die Bewohner der Kleingartenanlage fällt, es passt ja auch alles zusammen: die meisten haben einen Hass auf die Politikerin, sie wird tot neben der Anlage gefunden, und die Hacke der zweiten Vorsitzenden ist eines der Tatwerkzeuge.
Zum Glück werden Caro von Ribbek und Manne Novak, die ja nun eine Detektei betreiben, zu den Ermittlungen hinzugezogen, weil sie tiefer in die Seele der Kleingartler blicken können, bzw. die zurückhaltenden Gartenmenschen nur mit diesen beiden offener sprechen. Denn Schrebergärtner sind ja ein eigenes Volk ;)

Man ist sofort wieder mitten drin in der Kleingartenanlage, trifft alte Bekannte, allen voran natürlich Caro, Manne und deren Familien, Schmittchen aus dem benachbarten Kleingartenverein und die Polizisten Carsten Blume und Jan Lohmeyer, der diesmal aufgrund seiner Krankheit zum Glück kaum Auftritte hat, denn dieser ist ein typisch klischeehafter, scheuklappenbesetzter Beamter. Blume hingegen ist vif und eifrig und ermittelt offen in alle Richtungen. Diesen Beamten trifft man gerne!
Caro ist wie immer taff und voller Tatendrang, während Manne es eher ruhig angehen lassen will. Außerdem wird sein Sohn bald eine indische Hochzeit in England feiern, da kann er unmöglich zuvor noch einen Mord aufklären ;)
Doch wie immer sind die beiden ein spitzen Team, und wie nicht anders zu erwarten, können sie alle rechtzeitig zur Hochzeit :D

Der Fall selbst war wirklich toll ausgearbeitet; man bekommt immer wieder kleine Hinweise geliefert; man verfolgt die aufwändige Spurensuche von Manne und Caro, ist überrascht ob der Dinge, die sich dabei entfalten und wie sie ein Puzzlesteinchen ans andere legen und somit zur Auflösung gelangen, die ebenso überraschend wie nachvollziehbar ist.
Und wieder muss ich den humorvollen Schreibstil dieser Krimireihe, bei dem man sich richtig wohlfühlt, betonen, weil mir dieser richtig gut gefällt und ich mich sehr auf eine Fortsetzung freuen würde!

Schön finde ich, dass es in der vorderen Buchklappe einen Plan des Kleingartenvereins 'Harmonie' sowie dem anschließenden Birkenwäldchen gibt, so kann man die Wege von Caro und Manne super nachvollziehen.


Fazit:
Gelungener 3. Band der Berliner Schrebergarten-Reihe mit zwei sympathischen Privatermittlern, ganz viel Wohlfühlatmosphäre und Humor, und einem komplexen Fall.

Bewertung vom 10.09.2023
Verlogen / Mörderisches Island Bd.2
Ægisdóttir, Eva Björg

Verlogen / Mörderisches Island Bd.2


sehr gut

spannender 2. Teil der Island-Krimi-Reihe

Elma ermittelt in ihrem zweiten Fall anlässlich des Mordes an Marianna, die vor 7 Monaten spurlos verschwunden ist.
Aufgrund ihrer Psyche gingen damals alle von Selbstmord aus. Bis sie eines Tages in einem Lavafeld gefunden wird - mit eindeutigen Beweisen von Gewalteinwirkung.

Die schwierige und eher lieblose Beziehung zwischen der alleinerziehenden Marianna und ihrer 15-jährigen Tochter Hekla sowie zwischen Hekla und ihrer Pflegefamilie waren authentisch und emotional dargestellt. Man fragt sich, ebenso wie Elma, warum die Behörden die Unterbringungen der Kinder nicht zu deren Gunsten entscheiden.
Im Handlungsstrang der Gegenwart verfolgt man Elmas Nachforschungen hautnah. Die ermüdende und manchmal frustrierende Ermittlungsarbeit ist sehr glaubwürdig dargestellt. Mir gefiel Elmas Hartnäckigkeit, den Tod der jungen Mutter aufzuklären, da es einige Ungereimtheiten gibt.
Im zweiten Handlungsstrang liest man über eine Mutter, die sehr jung eine Tochter bekommen hat, aber zu dieser keine Beziehung aufbauen kann und eher gleichgültig mit dieser interagiert. Man verfolgt das Leben der beiden ab der Geburt bis zu deren 13. Lebensjahr.
Beim Lesen stellt man immer wieder Überlegungen an, wie diese beiden Erzählstränge wohl zusammenhängen.

Ich war total gefangen in der isländischen Kälte; diesmal gefiel mir die Atmosphäre viel besser; es war zwar auch typisch nordisch-düster, aber nicht ganz so deprimierend wie beim Vorgänger.
Toll waren wieder die detaillierten Beschreibungen der Landschaft, sodass man alles vor Augen hat. Nützlich sind hier auch die Karten von Island bzw. der Gegend der Handlungen im vorderen und hinteren Buchdeckel.
Der Fall ist wieder in sich geschlossen; und die privaten Entwicklungen von Elma und ihrem Kollegen Saevar sind aufgrund geschickt eingearbeiteter Infos gut nachzuvollziehen.
Der Fall ist spannend und komplex; und die Auflösung konnte ich erst nach 2/3 erkennen. Schade fand ich nur, dass die komplette Auflösung nur den Lesern bekannt ist.
Es gibt auch ein hilfreiches Personenregister, leider ist es am Ende des Buches und ich habe es erst nach dem Lesen gesehen. So etwas finde ich, gehört immer an den Anfang eines Buches.


Fazit:
Ein spannender zweiter Teil der Island-Krimi-Reihe mit einer hartnäckigen Ermittlerin, schöner Landschaft und einem komplexen Fall.

Bewertung vom 03.09.2023
Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3
Blum, Charlotte

Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3


ausgezeichnet

Alma Täubers 3. Fall während des internationalen Schachturniers in Baden-Baden

4,5 Sterne

Baden-Baden, 1925: Das internationale Schachturnier zieht viel Touristen an. Auch Alma Täuber, Fräulein vom Amt, und ihre Freundin Emmi Wolke sind fasziniert von dem Spiel.
Doch dann wird die Cousine von Almas Arbeitskollegin tot in der Wäschetrommel der Wäscherei, in der sie gearbeitet hat, gefunden. Die Polizei geht von Selbstmord oder einem Unfall aus, doch Alma ist sich sicher: es war Mord!

Es war sehr schön, wieder im historischen Baden-Baden sein zu dürfen und viele alte Bekannte zu treffen.
Emmi ist nun Filialleiterin eines Blumenladens, und Almas Freund Ludwig Schiller, Kriminalkommissar, findet Almas Gedanken gut, eine Detektei zu eröffnen. Denn die Arbeitsplätze der Fräulein vom Amt sind aufgrund der aufkommenden Selbstwählapparate bedroht.
Und Almas Geist ist flink und ihre Kombinationsgabe perfekt. Das merkt man auch bei ihrem neuesten Fall, den sie für die Polizei löst. Diese wird hier träge und faul dargestellt, denn keiner will ermitteln, wenn es doch offensichtlich Selbstmord oder ein Unfall war.
Sie ist auch sehr empathisch, denn sie ist sofort einverstanden zu ermitteln, als ihre Kollegin ihr von dem schrecklichen Tod ihrer Cousine berichtet hat.
Alma gerät bei ihren Ermittlungen in zwielichtige Kreise und es wird sogar wieder einmal gefährlich für sie!
Die Auflösung des Falls war überraschend, aber authentisch.

Besonders gut hat mir gefallen, dass historische Geschehnisse in der Geschichte verwoben sind; so eben das Schachturnier und das leider immer größere Aufstreben der NSDAP. Auch die Stellung der Frauen bzgl. Arbeit und Heirat ist immer noch ein Thema; Alma will ihre Freiheit nicht verlieren - sie liebt ihre Arbeit und mit einer Heirat darf sie diese nicht mehr ausüben. Allerdings liebt sie auch Ludwig sehr, und man spürt richtig ihre innere Zerrissenheit.


Fazit:
Ein gelungener dritter Teil des Fräulein vom Amt. Alma ist sympathisch und taff, Emmi überzeugt durch ihren Charme, der Fall ist spannend und die historischen Details sind interessant verwebt.

Bewertung vom 22.08.2023
Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.
Strobel, Arno

Der Trip - Du hast dich frei gefühlt. Bis er dich fand.


sehr gut

der Serienmörder auf dem Campingplatz

3,5 Sterne

In Deutschland geht ein Serienmörder um, der von der Presse "der Camper" genannt wird, da er nur Opfer auf Campingplätzen tötet.
Bis er eines Tages von einem Zeugen gesehen wird und daraufhin ein Phantombild erstellt wird.
Die forensische Psychologin Evelyn Jancke glaubt, darin ihren vor 2 Jahren in Frankreich samt Frau verschwundenen Bruder Fabian zu erkennen.
Gemeinsam mit ihrem Exfreund, dem Polizisten Gerhard Tillmann, macht sie sich auf die Suche nach dem Täter, respektive Fabian.

Ein flüssiger Schreibstil, kurze Kapitel und immer wieder Blenden zum Täter in Kursivschrift, bei denen man sein Handeln und sein Denke erfährt, lassen einen nur so durch das Buch fliegen.
Evelyn erscheint anfangs total sympathisch und auch taff, doch im Laufe der Geschichte merkt man, dass sie alles andere als das ist. Wobei man oft nicht weiß: ist es wahr oder denkt sie sich das aus? Jedenfalls agiert sie absolut unprofessionell, sie lässt sich durch die Sache mit ihrem Bruder extrem ablenken und kann nicht mehr professionell agieren.
Außerdem wird Evelyns Verhalten mit der Zeit immer nerviger, denn sie will unbedingt vermeiden, dass Tillmann die Polizei informiert, sollte sie Erkenntnisse bekommen, wie Fabian (wenn er es denn ist) zu finden wäre. Klar, er ist ihr Bruder, aber sie sagt doch selbst, WENN er es ist, gehört er hinter Gitter. Warum also sträubt sie sich so dagegen, dass er von der Polizei gefunden wird? Ihre Ausflüchte und Heimlichkeiten und ihr gesamtes Verhalten ging mir mit der Zeit immer mehr auf die Nerven. Der mögliche psychische Absturz von Evelyn war leider nicht gut dargestellt, es wirkte so gewollt.

Bei Tillmann merkt man, dass er immer noch etwas für Evelyn empfindet, er will ihr nur helfen, doch auch sein sehr beschützendes Verhalten ist teilweise fragwürdig.
Und dann ist da noch der Zeuge Jasper Kriebich, der Zivilcourage gezeigt und ein mögliches Opfer vor dem Angreifer beschützt hat, der verdächtig oft die Nähe zu Evelyn sucht, sie sogar belästig, immer wieder anruft etc. Was sind seine Beweggründe dafür? Hat er sich wirklich nur in Evelyn verguckt oder steckt mehr dahinter?

Zwei weitere Charaktere waren mMn komplett überflüssig: der Anruf des angeblichen Freundes von Evelyns Bruder, von dem sie aber noch nie etwas gehört hat, ebenso wie Evelyns Patient Nils Kleinbauer, bei dem man sich anfangs fragt, was er mit der Geschichte zu tun hat, sollen wohl der Ablenkung und der Betonung von Evelyns geistigem Absturz dienen, waren für meinen Geschmack aber komplett überflüssig und ohne Mehrwert für die Geschichte.
Auch der Showdown war viel zu plötzlich und schon wieder vorbei; und die Auflösung, wer der Täter ist, sowie die Aufklärung um das Schicksal von Fabian und dessen Frau irgendwie zu schnell abgehandelt.


Fazit:
Lässt nach einem unfassbar guten Beginn leider nach; Evelyn ging mir mit ihrem unprofessionellen Verhalten mehr und mehr auf die Nerven und der Schluss war zu abrupt; trotzdem ist man von der fesselnden Schreibweise, den kurzen Kapiteln und den Blenden zum Täter gut unterhalten.