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Lesefee23.05
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Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 313 Bewertungen
Bewertung vom 30.11.2021
Hexenjäger / Jessica Niemi Bd.1
Seeck, Max

Hexenjäger / Jessica Niemi Bd.1


gut

Hexenjagd

„Fürchten Sie sich vor dem, was Sie schreiben?“

„Hexenjäger“ ist ein skandinavischer Thriller von Max Seeck und der erste Band der „Jessica-Niemi-Reihe“. Er erschien im Dezember 2020 im Bastei Lübbe Verlag.
Die Frau des bekannten Autors Roger Koponen wird tot aufgefunden. Es folgen weitere Morde, die an Morde aus der Buchreihe von Roger erinnern. Doch wer könnte dahinterstecken und was hat es mit den Frauenleichen auf sich, die sie sich so sehr ähneln und auch Jessica bis aufs Haar gleichen…?

Manchmal fällt es mir schwer, eine Rezension zu einem Buch zu schreiben. Bei „Hexenjäger“ geht es mir nun leider so. Ich hatte mir sehr viel von dem Thriller versprochen und recht hohe Erwartungen an ihn gesetzt. Leider muss ich sagen, dass sie nicht oder nur teilweise erfüllt wurden…
Zunächst einmal ist das Buch für mich kein typischer Thriller, sondern eher ein Kriminalroman. Für mich liegt der Fokus des Romans auf der Ermittlerin Jessica Niemi sowie dem Ermittlungsleiter Erne, weniger auf dem Rätsel um die begangenen Morde. Zwar ist die Spannung zum Teil sehr hoch und die Konfliktpunkte sind definitiv charakteristisch für einen Thriller – sie sind lebensbedrohlich für Jessica und weitere Opfer – aber der richtige „Thrill“ und der Drang zum unbedingten Weiterlesen fehlten mir in großen Teilen des Buches. Die kurzen Kapitel und der etwas abgehakte Schreibstil sind zwar tatsächlich typisch für einen Thriller und erhöhen die Spannung definitiv, auch einige unerwartete Wendungen und interessante Ansätze sowie die Storyidee an sich gefallen mir sehr gut. Trotzdem konnte mich die Handlung nur zu Beginn und im letzten Drittel so richtig mitreißen.
Zudem war es leider so, dass ich die Auflösung des Falls nicht vollständig verstanden habe und ich auch am Ende des Buches noch ein wenig verwirrt war. Es bleiben einige Fragen offen, was mir persönlich nicht wirklich gefallen hat. Vielleicht ist es aber auch so gewollt, denn die Reihe geht ja noch weiter… Insgesamt sind aber die Zusammenhänge sehr kompliziert und verwoben, sodass es mir teilweise schwerfiel, den Entwicklungen und Ermittlungsschlüssen zu folgen. Trotzdem waren die abrupten Wendungen der Handlung insgesamt gut dargestellt und definitiv nicht vorhersehbar.
Jessica Niemi sowie das gesamte Ermittlerteam sind Figuren mit Ecken und Kanten. Sie sind nicht 0815-Ermittler und man kann sich gerade mit Jessica gut identifizieren, obwohl sie mir persönlich absolut nicht sympathisch ist. Sie ist nicht die perfekte Kommissarin, sondern eben ein „echter“ Mensch der Fehler macht, was auch auf die anderen Personen im Ermittlungsteam zutrifft. Die Darstellung von Jessica ist sehr gut, vielschichtig und authentisch gelungen. Dennoch bleibt sie irgendwie schwer greifbar, es umgibt sie ein Geheimnis, dass man nur schlecht verstehen kann. Für mich sind ihre Handlungen nicht immer logisch. Sie verheimlicht ihr Privatleben vor ihren Kollegen und führt ein seltsames Doppelleben. Der Sinn dahinter wird erst nach und nach deutlich, wobei es mir bis zum Ende schwerfiel, es vollständig zu durchschauen. Auch die immer wieder auftretenden Rückblicke in ihre Vergangenheit wirken meist eher irritierend und ablenkend vom eigentlichen Romanthema. Es gibt keine zeitlichen Überschriften und der Zusammenhang zur Gegenwart ist für mich nicht erkennbar. Letztlich macht es zwar Sinn zu wissen, was Jessica in ihrem Leben bereits durchgemacht hat, ein etwas logischerer Aufbau des Wechsels der Zeitebenen hätte mir aber besser gefallen, ebenso ein konkreter Bezug zur Romanhandlung.

Mein Fazit: Der Thriller von Max Seeck kommt mit einer guten Storyidee und interessanten Wendungen daher, fokussiert sich für einen Thriller meiner Meinung nach aber zu sehr auf die Kommissarin Niemi und ihr Privatleben. Richtig spannend wurde es für mich erst im letzten Drittel, die Zusammenhänge sind insgesamt schwer greifbar und kompliziert. Geübteren Thrillerlesern als ich fällt das Lesen aber vielleicht leichter… Ich v

Bewertung vom 30.11.2021
Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer
Rogasch, Julia

Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer


sehr gut

„Mein Herz war angekommen, und es war, als atme es erleichtert auf, nicht länger auf der Suche danach zu sein, sein Zuhause zu finden.“

„Winterzauber in der kleinen Teestube am Meer“ von Julia Rogasch ist ein weihnachtlicher Liebesroman und in sich abgeschlossen. Er erschien am 07.10.2021 im Ullstein Verlag.
Luise kehrt nach einiger Zeit auf ihre Heimatinsel Sylt zurück, um übergangsweise den Teeladen ihrer Eltern zu führen. Schnell stellt sie jedoch fest, dass es finanziell nicht gut um den Teeladen steht und versucht, gegen den Willen ihrer Großmutter, einen Weg zu finden, die Teestube zu erhalten. Unerwartete Unterstützung erhält sie dabei vom attraktiven Moritz, der plötzlich im Laden auftaucht…

Julia Rogasch entführt den Leser ein weiteres Mal auf die Herzensinsel Sylt. Vor wunderschöner weihnachtlicher Kulisse erzählt sie eine romantische und zu Herzen gehende Liebesgeschichte.
Luise ist eine sympathische und fröhliche Protagonistin, die zeitweise etwas naiv wirkt, schließlich aber zeigt, was in ihr steckt. Sie ist empathisch, hilfsbereit und dazu hochmotiviert, den Teeladen ihrer Eltern wieder zum Laufen zu bringen. Dieser ist bereits seit einigen Generationen ein Familienbetrieb, bekommt aber durch die wachsende Anzahl an Hotels immer mehr Konkurrenz. Luise hat einige Ideen, um den Teeladen attraktiver und moderner zu gestalten, scheitert aber an der Sturheit ihrer Großmutter, welche absolut gegen Veränderungen ist.
Trotzdem beginnt Luise an ihren Ideen zu arbeiten und erhält dabei Unterstützung von Moritz, welcher eines Tages plötzlich in der Teestube steht und Luises Herz höherschlagen lässt. Gemeinsam beginnen sie Pläne für den kleinen Laden auszuarbeiten und kommen sich dabei immer näher. Moritz verbirgt jedoch ein Geheimnis vor Luise, welche die Beziehung zwischen den beiden gefährdet… Kann Moritz Luise die Wahrheit erklären oder scheitert die frisch geknüpfte Verbindung, bevor sie richtig begonnen hat?
Sowohl Moritz und Luise als auch die weiteren Figuren sind authentisch und liebevoll beschrieben. Jeder hat seine Eigenarten und Charakterzüge, welche durch die Autorin wunderbar hervorgehoben werden und mir sehr gute gefallen haben.
Durch die wechselnde Ich-Perspektive kann der Leser den Gefühlen und Gedanken von Luise und Moritz sehr gut folgen und beide Seiten der Geschichte gut verstehen. Handlungen und Ereignisse sind dadurch insgesamt sehr gut nachvollziehbar, allerdings in vielen Teilen auch sehr vorhersehbar und gerade zu Anfang etwas langatmig.
Obwohl ich die wirklich warme und herzerwärmende Story wirklich mochte, konnte die mich die Handlung dadurch insgesamt nicht vollkommen überzeugen. Mir war sehr schnell klar, welche Konfliktpunkte entstehen würden und war daher über den Fortgang der Geschichte nicht mehr wirklich überrascht. Allerdings ist dieser Kritikpunkt wohl auch ein Aspekt, den man bei leichten und unkomplizierten Weihnachtsliebesgeschichten erwartet. Daher muss ich sagen, dass der Roman sich perfekt für gemütliche Winterabende eignet, an denen man sich einfach wohlfühlen möchte und nicht allzu viel nachdenken möchte. Denn dafür ist die Geschichte perfekt: locker, leicht und unkompliziert - Unterhaltung mit vielen romantischen Augenblicken, vor wunderschöner Kulisse und zum absoluten Wohlfühlen!
Der Schreibstil ist gewohnt flüssig und leicht, sodass sich der Roman gut lesen lässt. Auch das Buchcover ist einfach wunderschön und perfekt gestaltet für einen Weihnachtsroman!

Mein Fazit: Der neue Roman von Julia Rogasch ist unkompliziert, herzerwärmend und verspricht Happy-End-Garantie. Er eignet sich perfekt für lockere und leichte Lesestunden zur Weihnachtszeit und entführt den Leser auf die Herzenzinsel Sylt. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.11.2021
Die Muse von Wien / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.6
Bernard, Caroline

Die Muse von Wien / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.6


gut

„Ich will etwas werden im Leben, etwas Großes und dazu gehört ein großer Mann.“

„Die Muse von Wien“ ist ein historischer Roman von Caroline Bernard. Er erschien im Mai 2018 im Aufbau Verlag und gehört zu der Buchreihe „Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe“.
Alma Schindler – verliebt in Gustav Klimt, schließlich verheiratet mit Gustav Mahler. Eine junge Künstlerin mit viel Talent und Sinnlichkeit, die sich für die Liebe und gegen ihre Leidenschaft entscheidet…

Alma ist eine interessante und kluge Frau. Gerade in jungen Jahren ist sie ein wenig flatterhaft, hat dabei aber einen starken eigenen Willen. Sie wirkt verzogen und egoistisch, aber irgendwie auch sympathisch und schutzbedürftig. Zudem sprüht sie vor Lebensfreude und Energie, ist nicht auf den Mund gefallen und kämpft für ihre Liebe.
Als sie schließlich Gustav Mahler kennenlernt, ist ihr Herz schnell an den deutlich älteren Mann verschenkt und verloren. Entgegen den Willen ihrer Eltern heiratet sie ihn schließlich und akzeptiert damit seine Forderung: Ihre eigene Kunst darf neben seiner nicht existieren. Sie muss für ihn und seine Kunst da sein, ihre eigene hat in diese Ehe keinen Platz. Obwohl Alma bisher nur wenig Rücksicht auf die Gefühle anderer genommen hat, kann sie diese Forderung verstehen und akzeptieren. Ihre Liebe ist so groß, dass sie ihr eigenes Talent aufgibt und fortan für Mahler lebt: „Die Liebe, neben der ihre Musik verblasste.“. Dabei hat sie sich eigentlich so viel mehr gewünscht. Sie wünschte sich, selbst eine große Komponistin zu werden, zweifelt dabei aber auch immer wieder an ihrer Rolle als Frau. Sie hält Frauen für zu gefühlsbetont, als dass sie wirklich Genies sein könnten. Eine Ansicht, die vermutlich zu dieser Zeit (Ende 19. / Anfang 20. Jahrhundert) viele vertraten…
Caroline Bernard beschreibt in ihrem biografischen Roman Almas Leben an der Seite von Gustav Mahler. Es wird deutlich, wie groß Almas Gefühle für ihren Mann waren, wie sehr sie ihn geliebt hat, aber auch, wie sehr sie unter ihm gelitten hat. Dennoch gibt sie ihn nie auf und kämpft für die Beziehung. Auf eine Art hat sie mich absolut begeistert und fasziniert. Ihre Kraft, ihre Liebe, ihre Fähigkeit die eigenen Wünsche hinten an zu stellen. Auf der anderen Seite habe ich total gelitten, da sie so viel aufgeben musste und zudem so viel Leid erfuhr.
Der Schreibstil des Romans ist leicht, die Geschichte insgesamt gut lesbar. Die personale Erzählperspektive vermittelt mehrere Perspektiven gut und anschaulich. Almas innere Zerrissenheit, ihr Hadern mit ihrer Rolle als Gustavs Frau, ihre Gedanken, ihre Gefühle – alles ist genial und perfekt dargestellt. Dennoch bin ich mit dem Erzählstil insgesamt nicht gut zurechtgekommen. Teilweise werden Rückblicke eingebaut, die aber nicht ganz eindeutig als solche zu erkennen sind und irgendwie als rückblickende Erklärung in die Gegenwart eingebaut werden. Die Zeitsprünge in der Handlung waren für mich nicht immer gut nachvollziehbar, weswegen ich an manchen Stellen etwas verwirrt war. Zudem konnte die Handlung mich nicht wirklich packen. Die Seiten zogen sich leider etwas träge dahin und erst zum Ende des Romans wurde es wieder ein wenig spannender.
Vielleicht passt genau dieses Muster auch zu Almas Gefühlen und daher perfekt zu dem Roman, mir fiel das Lesen dadurch allerdings sehr schwer und ich musste mich sehr quälen weiterzulesen. Dies fand und finde ich sehr schade, da ich durchaus der Meinung bin, dass es der Autorin gelungen ist, einen großartigen Einblick in das Leben von Alma Schindler zu geben und sie uns als Frau und als Künstlerin näher zu bringen. Ihre Zeit an der Seite von Gustav Mahler wird eingängig beschrieben, es wird deutlich, was für eine Frau sie war und womit sie zu kämpfen hatte.

Mein Fazit: Leider konnte ich mich nicht vollständig in die Geschichte einfinden und war stellenweise sehr gelangweilt. Dabei finde ich die Geschichte von Alma Schindler insgesamt gut dargestellt und berichtet, die damalige Rolle de

Bewertung vom 17.10.2021
Schattenjagd / Die Schnüfflerin Bd.2
Vaszary, Anne von

Schattenjagd / Die Schnüfflerin Bd.2


sehr gut

Schattenmann

„Was immer wir riechen, rauscht durch die Nase direkt ins Gehirn, und zwar in die evolutionär älteste Windung.“

„Schattenjagd – Ein neuer Fall für Nina Buck“ ist der zweite Band der Schnüfflerin-Reihe von Anne von Vaszary. Er ist unabhängig lesbar, das Lesen in der korrekten Reihenfolge ist aber sinnvoll.
Ein Jahr nachdem Nina unfreiwillig in die Mordermittlungen von Kommissar Koller verwickelt war, hegt sie immer mehr den Wunsch Kriminalkommissarin zu werden und absolviert daher ein Praktikum bei der Polizei. Obwohl sie nicht bei der Mordkommission ist, wird sie erneut zufällig in eine Mordermittlung verwickelt und schon bald auf der Suche nach einem Mörder. Zeitgleich sucht der krankgeschriebene Koller nach dem mysteriösen Schattenmann, doch ob dieser überhaupt existiert, bleibt fraglich…

Der zweite Fall für Nina Buck ist erneut interessant und spannend. Typisch für einen Kriminalroman stehen dabei allerdings nicht der Fall und die Ermittlung im Vordergrund, sondern vielmehr die Protagonistin Nina sowie ihr Mentor Koller.
Nina ist mir grundsätzlich sehr sympathisch, wobei sie in manchen Situationen doch recht naiv handelt und sich zudem überhaupt nicht an Richtlinien für eine gute Polizeiarbeit hält. Ihre Ermittlungsansätze beruhen häufig eher auf einem allgemeinen Bauchgefühl, denn auf waschechten Beweisen, zudem verlässt sie sich natürlich weiterhin stark auf ihren Geruchsinn. Diesen trainiert sie fleißig mit Koller, was zu einigen amüsanten Szenen und Handlungen führt. Nina selbst entwickelt sich im Roman aber definitiv weiter. Sie wächst an ihren Herausforderungen und lernt mit Kollers Hilfe auch einiges über sich selbst. Mir gefallen ihre Empathie und ihr Durchhaltevermögen.
Auch ihre Freund Ricky sowie Koller selbst sind mir im Laufe der Handlung mehr und mehr ans Herz gewachsen. Sie sind ebenfalls gut charakterisiert, wobei ihre Gedanken und Gefühle nur zu erahnen sind, da die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Nina berichtet wird.
Die Suchen nach S-Bahn-Mörder und Schattenmann gestalten sich kompliziert und mehrfach hat man das Gefühl, auf der falschen Fährte zu sein. Die Ermittlungsansätze waren mir dabei nicht immer klar, die Lösung der Rätsel blieb für mich ebenfalls bis zum Ende undurchsichtig. Dadurch blieb eine gewisse Spannung ständig erhalten, Spannungsspitzen, bei denen ich eine Gänsehaut bekam, gab es auch so manche. Zudem gibt es einige unerwartete Wendungen, die ebenfalls die Spannung hochhalten.
Der Schreibstil von Anne von Vaszary ist unkompliziert und leicht. Die Kapitel sind kurz und prägnant, Details werden genannt, aber nicht unnötig ausgeschmückt. Letztlich wird alles auf ein knappes Maß reduziert, was den Lesefluss aber definitiv unterstützt und die Handlung nicht langweilig werden lässt.
Die Story gefällt mir insgesamt sehr gut, sie ist originell und einzigartig und deshalb wirklich unterhaltsam! Das Ende gibt dann einen interessanten Ausblick auf die Fortsetzung der Buchreihe und macht absolut Lust auf mehr, zumal die Handlung auch hier eine andere Richtung einzuschlagen scheint, als ich es erwartet hätte!

Mein Fazit: Auch der zweite Band der Buchreihe ist leicht lesbar, originell und unterhaltsam! Nina ist eine ungewöhnliche Ermittlerin mit außergewöhnlichen Methoden und Ansätzen und auch ihr Kollege Koller besticht durch seine Individualität. Auch die Spannung kommt im Krimi nicht zu kurz, ich habe ihn sehr gerne und innerhalb kurzer Zeit gelesen und vergebe 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 17.10.2021
Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe / Die große Berlin-Familiensaga Bd.1
Renk, Ulrike

Eine Familie in Berlin - Paulas Liebe / Die große Berlin-Familiensaga Bd.1


sehr gut

Paula ist eine faszinierende Frau. Sie ist klug, intelligent und gebildet. Sie bekommt durch ihre Tante die Chance, sich selbst zu finden und zu entwickeln – sich zu einer Frau zu entwickeln, die in sich ruht und weiß, was sie will. Gleichzeitig ist sie aber unglaublich empathisch, liebevoll und großmütig zudem häufig unsicher in ihrem eigenen Lebensziel. Manchmal ist sie sogar zu großmütig: Sie erträgt Dinge, die kaum jemand sonst ertragen würde und geht erst spät den Schritt, der sie freimacht. Trotzdem bewundere ich sie. Ich bewundere sie als Figur, bin erstaunt über ihre Entwicklung und fasziniert von ihrer vielschichtigen und detaillierten Darstellung. Sie ist authentisch und realistisch beschrieben und auch die anderen Figuren sind unglaublich gut charakterisiert und in mit vielen Feinheiten gekennzeichnet. Ulrike Renk ist eine Autorin, die bildgewaltig schreibt und den Leser auf eine besondere Art fesselt. Der Schreibstil der Autorin ist einmalig und wortgewaltig. Mich hat sie mitgerissen und irgendwie begeistert, auch wenn der Roman gerade am Anfang einige Längen hatte. Die Geschichte wird in personaler Erzählperspektive aus Paulas Sicht erzählt und immer wieder durch Briefe und Gedichte ergänzt. Die Sprache ist an vielen Stellen und gerade in den Briefen sehr blumig, nahezu schmalzig; die Gedichte häufig etwas rätselhaft. Diese Absätze sind mir sehr schwergefallen und haben meinen Lesefluss teilweise unterbrochen. Auch der Berliner Dialekt lässt sich für mich nicht leicht lesen.
Der Roman beschreibt Paulas Leben von 1879 – 1899, der Leser lernt die junge Frau sehr gut kennen und verfolgt gebannt ihre persönliche Entwicklung. Auf Grund des Klappentextes hätte ich einen deutlich anderen Handlungsverlauf erwartet und mich irgendwie auf etwas anderes eingestellt. Natürlich spielt die Liebe von Paula zu Richard eine zentrale Rolle, die Hauptgeschichte ist es aber meines Erachtens absolut nicht. Hier hätte ich mir eine andere Beschreibung gewünscht, die Erwartungshaltung an das Buch wäre dann eine andere gewesen!
Paulas Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit und wird durch fiktive Aspekte ergänzt. Ich bin überrascht, wie frei die Künstler schon vor dem 20. Jahrhundert waren und wie sie sich bereits in der 1890er Jahren umeinander versammelt haben. Dies kannte ich bisher nur aus Frankreich vor dem zweiten Weltkrieg.
Insgesamt hat mich Paulas Geschichte sehr an Frauen wie Simone de Beauvoir, Dora Maar oder Camille Claudel erinnert. Verliebt in einen Künstler, nahezu verzagt an seinen Ansichten. Selbst eine Künstlerin, die ihr Talent erst spät so richtig entdeckt…
Für mich war es der erste Roman von Ulrike Renk und ich bin insgesamt einfach unglaublich fasziniert vom Schreibstil und der bildgewaltigen Erzählung. Obwohl ich einige Kritikpunkte habe, habe ich Paulas Geschichte gerne gelesen und bin unglaublich fasziniert von ihr als Person und von der Darstellung dieser durch die Autorin! Ich freue mich auf den zweiten Band der Reihe und werde definitiv weitere Romane von Ulrike Renk lesen!

Fazit: Ein historischer Roman, der das Leben von Paula Oppenheimer schildert und auf eine besondere Art und Weise fasziniert. Trotz einiger Längen ist die Geschichte interessant und die Protagonistin so vielschichtig, dass man kaum genug von ihr bekommt. Ich habe mich an einigen Stellen mit Dialekten und Gedichten schwergetan, habe aber auch viel Lesefreude gehabt. Ich empfehle den Roman denjenigen, die gerne Romane über starke Frauen lesen und sich gerne mit der Rolle der Frau im Laufe der Zeit beschäftigen und dabei auch einen teilweise abschweifenden Erzählstil akzeptieren können. Ich vergebe insgesamt 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 12.10.2021
Verbena
Byrne, Ruth Anne

Verbena


ausgezeichnet

Flucht

"Die Alten kannten die guten Geister noch alle, doch die Hüter verboten sie, begannen jeden zu strafen, der die Rituale ausübte. Das alte Wissen wird nicht weitergegeben, vergessen."

„Verbena – Hexenflucht“ ist der zweite Band der Verbena-Reihe von Ruth Anne Byrne. Er erschien im Juni 2021 im Fabulus Verlag und sollte nicht einzeln gelesen werden.

[ACHTUNG – ggf. Spoiler, wenn Band 1 unbekannt!]

Die Hüter haben endgültig die Macht an sich gerissen und alle Begabten und diejenigen, die es zu sein scheinen, sind in großer Gefahr. Auch Verbena und Alraune rücken erneut in den Fokus der Hüter und für Verbena beginnt eine schwere und aufregende Zeit…

Bevor ich mit „Hexenflucht“ begonnen habe, habe ich zunächst den ersten Band der Buchreihe noch einmal gelesen und war dadurch sofort wieder mitten in der Geschichte drin! Hexenflucht knüpft sehr eng an den vorigen Band an und berichtet auf spannende Weise, wie es mit Verbena weitergeht!
Vor lauter Spannung konnte ich das Buch kaum beiseitelegen. Durch den mitreißenden und flüssigen Schreibstil sowie die Ich-Perspektive habe ich sehr mit Verbena mitgefiebert und konnte ihre Anspannung nahezu fühlen.
Obwohl ich selten Fantasy lese habe ich mich mit Verbena sehr wohl gefühlt! „Hexenflucht“ ist ein Jugendroman im Low Fantasy-Bereich, der auch Züge eines New Age-Romans beinhaltet. Verbena wird langsam erwachsen und muss eigene Entscheidungen treffen, die sich zwischen verschiedenen Gefahren und Widrigkeiten abspielen. Sie ist gezwungen, an diesen Dingen zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Die junge Frau hat mir erneut sehr gut gefallen, sie ist sympathisch, freundlich und unglaublich mutig. Ich bewundere sie sehr für ihre Handlungen und finde es toll, wie sehr sie sich für andere einsetzt!
Auch die anderen Figuren sind authentisch und gut charakterisiert. Der Marder Malve spielt natürlich ebenfalls wieder eine große Rolle und muss einfach geliebt werden!
Verbenas Flucht vor den Hütern ist rundum anschaulich beschrieben und beinhaltet rasche Szenen und Handlungswechsel, durch die es einfach nie langweilig wird!
Dabei ist natürlich auch die Liebe ein Thema und die Frage, ob sie Valerian wiedertreffen wird, natürlich ein großes Thema!
Das Ende ist ebenfalls sehr gut gelungen, der Hauptkonflikt des Romans ist abgeschlossen, zeitgleich wird aber ein neuer Konflikt aufgeworfen und macht Lust auf mehr! Ich freue mich daher riesig auf die Fortsetzung der Buchreihe und freue mich sehr über diesen gelungenen Ausflug in die Fantasywelt!

Mein Fazit: „Verbena – Hexenflucht“ ist eine gelungene Fortsetzung der Romanreihe um die junge Heilerin Verbena! Mit viel Spannung und Unterhaltung sowie einem rasanten Erzählstil erfährt der Leser, wie es mit Verbena weitergeht! Die Geschichte ist ein absoluter Pageturner mit typischen Konflikten in einem Jugendroman und absolut für diejenigen unter uns geeignet, die in die Fantasywelt einsteigen wollen und sich in eine Geschichte fallen lassen wollen! Ich vergebe 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 12.10.2021
Jahre der Hoffnung / Kinderklinik Weißensee Bd.2
Blum, Antonia

Jahre der Hoffnung / Kinderklinik Weißensee Bd.2


sehr gut

„Mein Wunsch ist es, als Ärztin arbeiten zu dürfen, ohne schief angeschaut zu werden.“

„Kinderklinik Weißensee – Jahre der Hoffnung“ ist der zweite Band der Kinderärztinnen-Reihe von Antonia Blum. Er erschien im September 2021 im Ullstein Verlag, das unabhängige Lesen ist möglich, ich würde es aber nicht empfehlen.

[ACHTUNG, ggf. Spoiler, wenn der erste Band unbekannt!]

Marlene hat ihr Studium zur Kinderärztin erfolgreich absolviert. Zur endgültigen Bestallung fehlt ihr nur noch das anschließende Praktikum, welches sie in Weißensee absolvieren darf. Doch obwohl sie eine der Besten ihres Jahrgangs war, folgen keine einfachen Jahre. Als Frau in einem „Männerberuf“ hat sie es zur Zeit des 1. Weltkrieges nicht unbedingt leicht und auch die allgemeinen Lebensumstände sind durch Krieg eher schwierig.
Auch ihre Schwester Emma hat ihren Weg gefunden und arbeitet mit großer Leidenschaft als Kinderkrankenschwester. Doch als sie gerade beginnt, sich auf eine neue Liebe einzulassen, taucht der Vater ihres Sohnes wieder auf und bringt ihr gesamtes Leben durcheinander…

Der zweite Band der Romanreihe beginnt sechs Jahre nach dem Ende vom ersten Teil. Ich habe eine kurze Zeit gebraucht, um mich wieder in die Handlung und die Charaktere einzufinden, konnte dann aber wunderbar in die Geschichte abtauchen.
Neben der Romanhandlung werden erneut viele historische Aspekte eingewoben. Diese betreffen natürlich hauptsächlich den medizinischen Bereich, doch auch allgemeine Themen und Probleme der damaligen Zeit werden thematisiert und anschaulich beschrieben. Gerade die damalige Rolle der Frau nimmt natürlich eine zentrale Position ein. Anhand von Marlenes Werdegang und den Schwierigkeiten, die ihr in der Klinik begegnen, wird deutlich, dass die Frau in den 1910er-Jahren noch absolut als Hausfrau und Mutter gesehen wurde. Dabei waren gerade die Frauen in dieser Zeit diejenigen, die den Alltag am Laufen hielten und die Männer an daheim ersetzen. Dies wurde allerdings nicht wirklich honoriert, denn als die Männer aus dem Krieg zurückkamen, wurden viele Frauen wieder arbeitslos und mussten ihre Stellen für die Rückkehrer aufgeben. Dennoch gingen viele Frauen mit mehr Selbstbewusstsein aus diesen Jahren hervor und auch das Frauenwahlrecht wurde 1919 eingesetzt!
Mir haben diese historischen Themen, die in Teilen sogar sehr an die momentane Coronakrise erinnern, extrem gut gefallen. Sie wurden mühelos in die Handlung integriert und wirkten keinesfalls belehrend oder langweilig. Für mich runden sie die Geschichte ab und machen die Buchreihe zu dem, was sie ist – eine spannende und interessante Saga um die Medizin zum Anfang des 20. Jahrhunderts und die Rolle der Frauen dabei!
Auch die Protagonistinnen haben mir wieder gut gefallen, wobei erneut hauptsächlich Marlene im Vordergrund steht und Emma eher einen kleineren Teil einnimmt. Die Darstellung der Figuren sowie ihre Entwicklung gefällt mir sehr gut. Gedanken und Gefühle werden trotz personaler Erzählperspektive gut geschildert. Diese wechselt zwischen mehreren Figuren und gibt dem Leser so einen guten Überblick über sämtliche Geschehnisse.
Der Schreibstil ist an sich flüssig, manche Kapitel enden aber mit offenen Erzählfäden und werden nicht immer weitergeführt. Teilweise gibt es größere Zeitsprünge zwischen den Abschnitten (gekennzeichnet durch Datumsangaben an jedem Kapitel), welche mir teilweise zu abrupt waren und der Handlungsfluss dadurch manchmal abgebrochen wirkte.

Mein Fazit: Insgesamt ist „Jahre der Hoffnung“ eine gelungene Fortsetzung der Buchreihe. Gerade die medizinischen Aspekte finde ich unglaublich interessant, sodass ich über den für mich teilweise nicht so guten Handlungsfluss hinwegsehen kann. Die Protagonistinnen gefallen mir sehr gut, beides sind starke und mutige Frauen, die mir absolut imponieren. Ich habe das Buch daher sehr gerne gelesen und vergebe letztendlich 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 11.10.2021
Inselliebe und Meer
Beyer, Anja Saskia

Inselliebe und Meer


sehr gut

Ich habe von Anja Saskia Beyer schon einiges gelesen und mag ihre leichten und unkomplizierten Liebesromane. Auch mit „Inselliebe und Meer“ hat sie mich nicht enttäuscht. Mit viel Witz und Charme begleiten wir Liz auf die wunderschöne Insel Mallorca, die dort auf der Finca ihres Onkels nach dem Rechten schaut.
Liz ist zwar eine Geschäftsfrau mit eigenem Laden, entgegen ihres eigenen Wunsches aber eher weniger taff und selbstbewusst, sondern viel mehr zurückhaltend und unsicher. Zudem wird ihr während der Reise klar, dass sie sich in Berlin häufig einsam fühlt und gesellige Treffen mit einer Mädelsgruppe sowie einen festen Partner vermisst. Als Protagonistin hat sie mir sehr gut gefallen, sie ist authentisch und sympathisch, ihre Unsicherheiten und Selbstreflektionen sind gut nachvollziehbar und realistisch. Im Laufe der Handlung entwickelt sie dann ein deutlich besseres Selbstbewusstsein und schafft es schließlich sogar, ihrem eher herrischen Onkel die Stirn zu bieten. Außerdem findet sie sich auf der Insel schnell zurecht, findet Freundinnen und fühlt sich bald heimisch, obwohl die Abreise naht. Ihre Entwicklung hat mir sehr gut gefallen und rundet Liz als Figur noch einmal ab.
Auch die anderen Figuren sind gut und liebevoll gezeichnet. Eigentlich ist mir jeder Inselbewohner ans Herz gewachsen, vor allem natürlich Picasso, der Esel. 3
Die Kulisse des Romans hat mir unglaublich gut gefallen – Mallorca ist für mich eine absolute Herzensinsel und die kurzweilige Reise dorthin war einfach wunderschön. Nahezu konnte ich das Meer und die Oliven riechen, bin gedanklich mit Liz über die Insel gewandert. Zudem gibt es einen unterhaltsamen Einblick in die Olivenernte, welchen ich sehr interessant fand! Außerdem hat mich die Geschichte daran erinnert, dass man immer ein wenig mehr wie Pippi Langstrumpf sein sollte, sich die Welt schön machen und das Leben leichtnehmen sollte…
Die Geschichte selbst ist insgesamt unkompliziert und niedlich. Sie lässt sich leicht und einfach lesen und ist dabei absolut unterhaltsam. Ich hätte mir etwas weniger Dramatik und vielleicht auch einen Konflikt weniger gewünscht, da das Buch mit 271 Seiten vielleicht auch mit einem Geheimnis ausgekommen wäre. So passiert es nämlich, dass die einzelnen Themen immer nur wenig Aufmerksamkeit bekommen und verhältnismäßig schnell gelöst werden. Hier hätte ich mir ein wenig mehr Tiefgang gewünscht, allerdings entstehen durch die rasante Abfolge an Ereignissen auch keine Längen in der Handlung. Auch die Spannung bleibt dadurch nicht auf der Strecke und selbstverständlich fehlt auch die Romantik nicht! Christians und Liz‘ Annäherung aneinander ist niedlich dargestellt und lässt das romantische Herz höherschlagen. Die Anziehung zwischen ihnen ist nahezu greifbar und dennoch ist der Verwalter der Finca irgendwie distanziert und unnahbar. Dass er ein Geheimnis hat, ist für Liz schnell klar, doch was genau verbirgt er bloß…? Das Ende hat mich insgesamt nicht überrascht, war für mich in dieser Form aber trotzdem nicht vorhersehbar und hat wunderschön zur Geschichte gepasst!
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und leicht, die Handlung ist gut nachvollziehbar und durch die wechselnde personale Erzählperspektive bekommt man einen guten Gesamtüberblick über die Gedanken und Handlungen der einzelnen Figuren.
Unerwähnt bleiben dürfen zudem die liebevollen Rezeptideen am Romanende nicht – mallorquinische Köstlichkeiten, die man unbedingt nachkochen sollte!

Fazit: Anja Saskia Beyer enttäuscht mich mit ihrem Roman auch dieses Mal nicht. „Inselliebe und Meer“ ist eine unkomplizierte Liebesgeschichte vor wunderschöner Kulisse, mit der man sich in den Sommer und auf die wunderschöne Insel Mallorca träumen kann. Außerdem bekommt man eine gute Portion mallorquinisches Lebensgefühl präsentiert und kann sich in der Story einfach nur wohlfühlen. Ich habe den Roman daher sehr gerne gelesen und hätte mir lediglich gewünscht, dass nicht so viele Konflikte in einer Geschichte behande

Bewertung vom 04.10.2021
Das Herz, das für dich schlägt
Sturm, Fine

Das Herz, das für dich schlägt


sehr gut

„Das Herz das für Dich schlägt“ ist der zweite Roman der Autorin und auch der zweite, den ich von ihr lese. Leider muss ich aber sagen, dass die Geschichte mich nicht zu einhundert Prozent packen konnte. Die Story ist zwar interessant, niedlich und gespickt mit viel Witz und Charme und auch der Einstieg ins Buch fiel mir unglaublich leicht, dennoch hatte ich von Anfang an eine skeptische Haltung gegenüber der Hauptfigur Liz und auch die Handlung warf bei mir einige Fragezeichen auf.
Aber zunächst zu Liz – Liz ist Single und in ihrem Dasein absolut unglücklich. Dabei ist sie eigentlich eine lebenslustige, freundliche und fröhliche Frau. Ihre negative Einstellung zum Singleleben fand ich daher ein wenig anstrengend und das Gejammere dabei ebenfalls nicht so schön. Natürlich verstehe ich, dass man jemanden an seiner Seite haben möchte, aber dies so verbissen zu sehen ist meines Erachtens nicht gut. Auch Tom ist mir ein wenig zu wehleidig, sodass ich auch hier Schwierigkeiten hatte mich mit der Figur zu identifizieren.
Trotzdem finde ich die Idee einen Liebesroman anhand eines Online-Datingportals aufzubauen super klasse und habe Liz‘ Vorgehen wirklich sehr gern verfolgt. Die charmanten und lustigen Chatverläufe mit Tom sind wirklich gut gelungen und schnell wird klar, dass sich hier zwei gefunden haben könnten… Durch den unkomplizierten und lockeren Schreibstil fliegen die Seiten auch nur so dahin und obwohl meine Sympathie Liz nicht vollständig galt, habe ich nicht darüber nachgedacht, den Roman beiseite zu legen.
Der Aufbau der Geschichte ist insgesamt gut gelungen und das Geheimnis, das Tom umgibt, war für mich absolut unvorhersehbar. Widersprüchlich und eine Spur „too much“ waren für mich aber seine Geschenke und Aufgaben an Liz. Hier ging es für mich zu schnell voran, als dass es noch realistisch sein könnte. Unbekannterweise gibt er für sie Unsummen an Geld aus und organisiert Ausflüge für eine Fremde, ohne selbst daran teilzunehmen. Diese Unternehmungen sind in sich zwar wieder wirklich sehr gut gelungen, dennoch passt die schnelle zeitliche Abfolge zwischen erstem Kennenlernen (online!) und dem Ausgeben von ziemlich viel Geld für eine Fremde für mich nicht wirklich gut zusammen. Dadurch hatte ich zwischendurch das Gefühl mich in einer etwas surrealen Geschichte zu befinden, war aber so neugierig auf die Auflösung, dass ich auch hier keine Probleme hatte weiterzulesen.
Toms Geheimnis kommt schließlich auf sehr dramatische Weise ans Licht und ich muss ehrlich sagen, dass mir die Geschichte ab diesem Zeitpunkt deutlich besser gefiel! Natürlich ist die Darstellung auch hier ein wenig übertrieben positiv und rosarot, dennoch wird deutlich, worum es geht und neben der lockeren Geschichte wird ein sehr bewegendes und tiefgreifendes Thema aufgegriffen.
Sehr gefallen haben mir die unglaublich guten und nachvollziehbaren Emotionen, die während des Lesens aufkommen. Der wahnsinnig gute Schreibstil tut sein Übriges, sodass ich tatsächlich großen Lesespaß hatte, obwohl ich an vielen Stellen meine Schwierigkeiten mit der Handlung und den Protagonisten hatte.
Außerdem möchte ich noch sagen, dass Cover und Gestaltung des Romans mich absolut überzeugt haben! Selten habe ich ein so liebevoll gestaltetes Buch in den Händen gehalten!

Mein Fazit: Insgesamt kann ich daher sagen, dass ich mit Fines neustem Roman sehr schöne Lesestunden hatte, mich aber dennoch nicht vollständig auf die Geschichte einlassen konnte. Ich hätte mir ein wenig mehr Realitätsnähe und weniger Märchen gewünscht, um mich vollkommen wohl zu fühlen! Ich vergebe daher nur 4 von 5 Sternen und empfehle den Roman hauptsächlich Leserinnen, die sich in einer etwas kitschigen, leicht dramatischen und trotzdem wunderschönen und romantischen Liebesgeschichte wohlfühlen!

Bewertung vom 26.09.2021
Quälender Hass / Kate Burkholder Bd.11
Castillo, Linda

Quälender Hass / Kate Burkholder Bd.11


ausgezeichnet

Kate Burkholders elfter Fall beginnt unerwartet spannend und mitreißend. Für mich war es bisher einer der besten Bände der Reihe, ich habe mich sofort in die Geschichte eingefunden und mit Kate mitgefiebert. Die Spannung ist direkt enorm hoch und wird durch die Suche nach dem verschwundenen Kind auch auf einem hohen Level gehalten. Die Kapitelüberschriften zeigen, wie lange das Mädchen jeweils schon verschwunden ist und geben der gesamten Handlung eine entsprechende Dramatik mit.
Während die Polizei im Dunkeln tappt und einfach kein Motiv für die schreckliche Tat auftauchen will, wittert Kate eine heiße Spur, vertraut ihrer Intuition und ermittelt mehr oder weniger auf einige Faust. Wie so oft trifft sie dabei auf dunkle Flecken in der amischen Gemeinde und deckt Missstände auf, die gerne verschwiegen werden. Niemand möchte wirklich gern mit ihr reden und erst als es zu weiteren Morden kommt, beginnen die Amischen langsam zu kooperieren…
Obwohl die Haltung der Amischen in jedem Buch der Thrillereihe thematisiert wird, dadurch im Grunde nichts Neues für mich ist und mich auch schon so manches Mal eher genervt hat, passte sie für mich diesmal hervorragend ins Bild. Erst das Schweigen der beteiligten Personen macht die Handlung zu dem, was sie ist und lässt sowohl Kate als auch den Leser in viele Richtungen denken.
Sehr gefallen hat mir auch in diesem Band der besondere Schreibstil. Durch die Ich-Perspektive und die klar formulierten Gedanken und gut beschriebenen Ermittlungsansätzen der Kommissarin, kann man den Ermittlungen super folgen und ist gleichzeitig ein Teil davon. Teilweise hatte ich schneller als Kate eine richtige Idee, dies war aber nicht nachteilig, sondern hat mir sogar viel Spaß gemacht!
Der Einblick in Kates privates Leben sowie in ihre Vergangenheit als Amische sind in diesem Band der Reihe weniger präsent als in den vorherigen Teilen. Zwar spielt sie auch diesmal eine Rolle, dennoch ist sie diesmal nicht so präsent, was ich sehr angenehm fand. Ich mag die Kommissarin zwar sehr, teilweise steht sie mir aber zu sehr im Vordergrund und die Fokussierung auf den Fall hat mir hier daher sehr gut gefallen.
Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt mitreißend und spannend, der neue Fall für Kate in der Buchreihe bisher einzigartig und daher umso interessanter. Manchmal habe ich mich beim Lesen der Bücher nämlich gelangweilt, da sich die Szenen stark ähnelten und das Ermittlungsschema immer gleichbleibt. Dies ist zwar auch hier der Fall - die amische Gemeinde mauert, Kate vertraut auf ihren Instinkt und gerät schließlich selbst in Gefahr - die Grundthematik sowie der Handlungsaufbau sind aber definitiv neu und daher für mich sehr abwechslungsreich!
Wie bereits in den anderen Bänden hat mir auch diesmal wieder sehr gut gefallen, dass in die Handlung immer wieder Erklärungen zur amischen Lebensweise und zur Kriminalarbeit eingebaut werden. Die Darstellungen wirken dabei nicht erklärend und nervig, sondern fügen sich perfekt in die Handlung ein und runden das Leseerlebnis ab.

Mein Fazit: „Quälender Hass“ ist ein gelungener elfter Band der Buchreihe um Kate Burkholder. Er ist unglaublich spannendend und hat mir einige aufregende Lesestunden beschert. Die Handlung ist in der Thrillerreihe neu und einzigartig, weshalb ich mich an keiner Stelle gelangweilt habe oder das Gefühl hatte, die Dinge würden sich wiederholen. Ich kann diesen Band der Reihe und auch die Reihe insgesamt absolut empfehlen und vergebe 5 von 5 Sternen! Wer keine ganze Buchserie lesen möchte, kann alle Teile auch einzeln lesen, da es immer wieder grobe Erklärungen und Einführungen gibt und die Fälle in sich abgeschlossen sind!