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LichtundSchatten

Bewertungen

Insgesamt 276 Bewertungen
Bewertung vom 22.09.2023
I Do It Mai Way
Mai, Vanessa

I Do It Mai Way


gut

Sie stand früh auf den Brettern, war mit ihrem Vater, einem Berufsmusiker, unterwegs und kannte das Musiker-Leben. Ihr Geschenk aus den Sternen besteht aus einem wirklich sympathischen Äußeren, einem natürlichen Lächeln und gewachsener Klugheit bzw. Zielstrebigkeit.

Nicht ohne Grund ist aus Vanessa Mai ein Star geworden, auch ohne Florian Silbereisen, aber mit der Management Power ihres Mannes bzw. der Familie Berg-Ferber. Sie ist bei all dem ein wirklich sympathischer Mensch geblieben, der fröhlich Schlager singt. Warum auch nicht! Ich höre ab und an diese Lieder gerne und erinnere mich dabei an meine Jugend mit Jukeboxen und Vicky Leandros, Roy Black, Roland Kaiser und den Ferienlieben.

Das Buch gendert, schluckt und hickst. Es denglisht, es spricht eine merkwürdig aufgesetzte, zu schnelle Sprache aus positiver Psychologie und Management Weisheiten, die oft aufgesetzt wirken. Ich bin Teil einer Crowd, die vor mir steht, performe einfach und so weiter…krass anzuhören bzw. zu lesen.

Trotzdem, wer hat schon mit 30 eine Biografie verfasst? Diese ist lesenswert, ein Status quo Bericht und der Ausgangspunkt, um bei der nächsten besser zu werden.

Vanessa Mai hat eine sehr positive Ausstrahlung und mit diesem Pfund aus dem wolkenfreien Gen-Sternen-Himmel wuchert sie bestens, mündlich ist sie allemal besser als schriftlich, eine selbstbewusste Person, die sich kein X für ein U vormachen lässt. Man muss sich um sie keine Sorgen machen, ihr Erfolg wird weiter gehen und lange bestehen bleiben.

Bewertung vom 19.09.2023
Mitte / Rechts
Biebricher, Thomas

Mitte / Rechts


weniger gut

Ein langatmiges Buch, das man mit der Einleitung und der Zusammenfassung ausreichend begreifen kann. Länge muss nicht notwendigerweise Präzision beinhalten.

Das Buch fußt auf einer mMn fragwürdigen Definition von Konservatismus, dem man unterstellt, nicht veränderungswillig zu sein.

Konservativ zu sein, bedeutet für mich aber, das Gesetz der praktischen Vernunft anzuwenden. Neuem gegenüber ist man aufgeschlossen, man begleitet alles kritisch und ist offen und optimistisch. Zu den Besonderheiten des Konservatismus gehört, dass er keine geschlossene Theorie hat. Er ist praktisch veranlagt und schafft ein Gegengewicht zum blinden oder zu moralischen Fortschrittsglauben, dem er sich keinesfalls entzieht, den er aber skeptisch und verantwortungsethisch begleitet und auf ein menschliches, unideologisches Maß korrigiert.

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Bewertung vom 14.09.2023
Gruppe und Graus
Hecht, Martin

Gruppe und Graus


ausgezeichnet

Wer wirklich peinlich auffallen will, schließt sich einfach einer Gruppe oder einem Verein, gar einem Fan-Club an. Heute haben Verehrer von Florian Silbereisen oder Andrea Berg sogar die Chance, live im Fernsehen sichtbar zu sein. Oft habe ich den Eindruck, dass die Kameraeinstellungen alle Bewegungen dieser schunkelnden Gruppen einfangen und auf den TV-Screen zaubern.

Nichts spricht gegen Freunde und Gruppen, wirklich nichts. Es ist ein Urbedürfnis des Menschen, seit er von den Bäumen abgestiegen und zum besten Menschen aller Zeiten mutiert ist.

Was wir in diesem Buch lesen, sind jene Peinlichkeiten, die in völliger Gruppen-Enthemmung auftreten können. Z.B. bei den Junggesell*innen Abschieden, die heute unsere Städte, Flieger und Eisenbahnen überziehen.

Ein amüsantes Buch, das mich gefesselt und zu neuen Gedanken gebracht hat. Die Änderungsimmunität in Gruppen steigt mit der Zeit unerbittlich an und ihr Ersticken der Individualität scheint für viele ein echter Gesundbrunnen zu sein.

Wie das Lachen entstanden ist? Eine Gruppe von Menschen steht an einem See, während ein Bär heranschleicht und einen tötet. Alle anderen rennen davon und lachen wir irre. Eine Gruppe mithin steigert die Wahrscheinlichkeit, nicht alleine der Dumme zu sein. Sie gibt Wärme und Zuversicht, sie ist eine der unentbehrlichen Essenzen des Menschseins - trotz aller Widersprüche.

In der Über-Individualisierung unserer Zeit werden Gruppen als Gegenpol umso wichtiger, so meine Interpretation. Das Buch bietet keine wissenschaftlichen, soziologischen Grundlagen, sondern Erlebnis-Futter zum Gruppen-Verhalten. Die Sichtweise von Martin Hecht auf Gruppen ist eher negativ, aus der Position eines Individualisten, der vermutlich keiner Gruppe angehört.

Natürlich verweist Martin Hecht als öffentlich rechtlicher Journalist pflichtschuldigst auch auf sich radikalisierende Gruppen wie Pegida. Meine Frage wäre: Wenn Constantin Schreiber heute den Islam nicht mehr kritisieren will, weil er bedroht wird, dann haben solche Gruppen abseits einzelner, ängstlicher Personen durchaus eine höchst demokratische Notwendigkeit, Ideologien und Religionen zu kritisieren?!

Bewertung vom 13.09.2023
Das Amazon-Modell
Berg, Natalie;Knights, Miya

Das Amazon-Modell


ausgezeichnet

Ein wirklich hervorragendes Buch, das insbesondere von allen Einzelhändlern zu lesen wäre. Sie sind durch Amazon herausgefordert, so einfach ist es. Für sie ist insb. Pkt. 14 spannend: „Neudefinition des Ladengewchäfts: von der Transaktion zum Erlebnis.“

Bewertung vom 13.09.2023
Die Türken vor Wien
Bremm, Klaus-Jürgen

Die Türken vor Wien


ausgezeichnet

Ein hervorragendes Werk mit tiefen Einblicken in eine Zeit, die uns fremd ist. Habsburg, Balkan, Frankreich, Russland, England, Preußen, Griechenland, Polen, das osmanische Reich. Wenige können sich vorstellen, wie sich das Christentum bzw. seine Herrscher zu dem Herrscher an der Hohen Pforte (Istanbul) verhielten bzw. welche Ziele sie alle verfolgten.

Ich kann alle Darlegungen von Klaus-Jürgen Bremm (KJB) in der zeitlichen Herleitung bzw. Abfolge weitgehend begreifen und bewundere die detailreichen Erklärungen. Ich sehe aber nach wie vor eine prinzipielle Gegnerschaft zwischen dem Islam und dem Christentum. Sie begründet sich nicht nur historisch in unzähligen Kriegen, die auch von christlichen Herrschern durch Allianzen mit dem Sultan „bereichert“ wurden, aber trotzdem einen Kern übrig lassen, der in einer Religion wurzelt, die keine Trennung zwischen Staat und Religion kennt. Erdogan lebt das aktuell sehr deutlich vor. Der Islam begünstigt vor allem autokratische Führungen, ja, er ist in seiner Zerrissenheit geradezu prädestiniert dafür.

KJB widerspricht also dem Historiker Hans-Ulrich Wehler, der zurecht davon ausging, dass die Türkei unmöglich Teil der Brüsseler Staatengemeinschaft werden könne. Es gibt für mich kein akademisches Postulat für die unbedingte Suche nach Gemeinsamkeiten, wie von KJB formuliert. Was nicht zusammen klingt, geht nicht zusammen. Mohammed sah die Glocke als das Instrument des Teufels, es ist im Grund so schlicht, wenn man an Trennendes denkt. Die Trennlinien zwischen Islam als einer Einheit von Religion inkl. Staat im Unterschied zu jenen Staaten, die säkularisiert sind, verlaufen ultrascharf und unversöhnlich.

Selbstverständlich gibt es kein einheitliches Gedächtnis der osmanisch-europäischen Geschichte. Genau deshalb werden Ungarn und Polen heute von den Brüsseler Beamten ausgegrenzt. Die Knabenlese wirkt in diesen Ländern immer noch nach und zurecht beschreibt es KJB: „Ohne die riesig Zahl der zum Islam konvertierten Überläufer aus Italien, Frankreich und dem Reich, aus Dalmatien, Bosnien und Albanien mit ihren Kenntnissen und Fertigkeiten im Schiffbau, Geschützwesen und in der Architektur hätte es nie einen osmanischen Staat mit seiner gewaltigen Machtfülle gegeben.“

Dass dieses von Sklaven mit erbaute Imperium auf die Loyalität der Bewohner von christlichen Staaten zählen konnte, halte ich für ein Gerücht. Es waren Herrscherinteressen, hohe Politik, die das Gleichgewicht des Schreckens aufrechterhielten. Die Religion aber hatte und hat im Islam eine weitaus gewaltigere Kraft als das Christentum. Sie zielt auf Ungläubige mit einer überdauernden Kraft der Missionierung und dem Glauben an die finale Überwältigung der Welt durch den Islam.

Trotzdem ist die Schlussfolgerung von KJB richtig: „Tatsächlich muss man sogar von einer parasitären Existenz des osmanischen Staates sprechen, der jahrhundertelang in kaum vorstellbaren Umfang Güter, Menschen und Fachwissen aus den christlichen Ländern ansaugte, ohne dafür Bedeutsames zurückzugeben.“ Dass der Buchdruck 400 Jahre aufgeschoben wurde, weil im Koran alles Wesentliche steht, war einer der wesentlichen Irrtümer, begründet auch durch die Religion. Noch heute hört man oft genau dieses Argument.

Wer hofft, dass die Türkei (nach Erdogan) zu demokratischen Verhältnissen zurückkehrt, hat vom Islam nach meinem Empfinden wenig verstanden. Sein Wähler aus Deutschland mit Doppelstaatsbürgerschaft belegen dass ebenso wie alle Texte und Analysen, die man aus den Grundlagenwerke des Islam ziehen kann.

Als Ergänzung zu diesem Buch empfehle ich ein Werk von Karl Toifel: "Die Türken Vor Wien im Jahre 1683: Ein Österreichisches Gedenkbuch." Als Reprint erschwinglich erhältlich. Was mir bei Karl Toifel besser gefiel waren die unzähligen, grandiosen Illustrationen und die Beschreibungen sehr nahe an den (leidenden) Menschen. Erhellend auch die Kriegserklärung des Sultans vor 1683.

Bewertung vom 13.09.2023
Amerikas Gotteskrieger
Brockschmidt, Annika

Amerikas Gotteskrieger


schlecht

In Deutschland ist es die N-Partei und in Amerika sind es die Gotteskrieger. Sie sind des Teufels und verteidigen ihre eigene Kultur. Amerika sei von Christen gegründet worden und bestünde darauf, auch weiterhin christlich sein zu wollen. Gegen Kommunismus und andere kollektive, auch religiöse Kulte. Das Ganze bündelt sich für die Autorin in der Person Trump, die schon jetzt rechtzeitig zu seiner Wiederwahl 2024 als Dämon des Schreckens an die Wand geworfen werden soll.

Dieses Buch liest sich wie eine lange Verschwörungstheorie und kann wenig bis keine konkreten Tatsachen benennen, es beschwört und phantasiert, es ist Futter für den kollektiven grünen, linken Geist und das völlige Gegenteil der Ziele amerikanischer Konservativer, die auch in England erfolgreich aktiv sind. Der Kampf gegen Weiß nimmt so immer absurdere Züge, jetzt stehen christliche Nationalisten am Pranger, die in den USA die Trennung zwischen Staat und Kirche nicht anerkennen wollten, phantasiert die Autorin.

James Bryce stellte z.B. Ende des 19. Jh. fest, dass in Amerika keine Glaubenskriege wie in Europa auftraten, gerade weil dort Staat und Kirche Gründung strikt getrennt wie in keinem andern demokratischen Land waren. Amerika wäre verrückt, wenn es diese Trennung auflösen wollte. Sehr wohl aber macht sich Amerika Gedanken darum, wer die bisherige Tradition weiterführen kann. Ist es ein multi-religiöses Amerika, ein Linkes, gar ein Islamisches? Wer hier keine Position bezieht, wird enden wie Frankreich oder England, das mit dem Brexit den kulturellen Not-Knopf gedrückt hat. Dank einer Kanzlerin in Deutschland, die Europa mit Personen segnen will, die wenig kulturelle Gleichklänge zum Abendland haben. Ihre Maßnahme zur Stärkung der eigenen Identität: mehr Weihnachtslieder singen.

Die Autorin hat von grundlegenden Unterschieden der Religionen leider wenig begriffen, ihre apokalyptischen Theorien sind ebenso falsch wie jene Angsttheorien, die uns heute überfluten in ihren religiösen Endzeiterwartungen, Panik und Angstinduktionen.

Im Christentum wurden Staat und Kirche getrennt, die Aufklärung ermöglicht, andere kollektive Ideologien bzw. Überheblichkeitsfanatiker arbeiten dagegen. In diesem Prozess globalisierter Gesellschaften schlägt das Pendel zur Freiheit und Eigenverantwortung, zur praktischen Vernunft, Entwicklungen also, die mit dem Christentum gut gefahren sind und sich seiner ursprünglichen Kraft erinnern.

Dabei denke ich auch an die Verfehlungen der katholischen Kirche, die mit Abbe´Meslier und Diderot, Voltraire u.v.m. in die Aufklärung überführt wurden. Ich denke an die echten Aussagen Jesu, die Franz Alt in seinem Buch „Was Jesus wirklich gesagt hat“ eindrücklich analysierte. Daran knüpfen amerikanisch-christliche Traditionen an, sie wissen, welche Religionen den Frieden stützen und welche nicht.

Schwarze Kirchen wurden zum Motor der Bürgerrechtsbewegung. Deren Höhepunkt war der Marsch auf Washington im August 1963. Malcolm X war das nicht radikal genug und welcher Ideologie er nachhing, ist bekannt. An dieser Grenzlinie sehen sich amerikanische Kirchen heute, sie haben noch ein Gefühl für ihre Herkunft, während die Kirchen in Europa vom fatalen Buntismus befallen sind und untergehen.

Zwar konnten die bunt-ökologischen Toleranz-Anhänger in Deutschland aktuell einen Sieg einfahren, er scheint aber brüchig. Die dafür notwendige Energie wurde von fleissigen Menschen erzeugt und ihre Zerstörung wird fatale Wirkungen haben, vor allem auch die kulturellen Implikationen. Gut, dass Amerika hier gläubige Christen hat und keine Gotteskrieger, ein Begriff den die Autorin ganz bewusst an die eigentlich islamistische Herkunft des Wortes geknüpft hat, ein Vorgehen, das per se eine völlig haltlose Verdrehung ist.

Zentrales Schulwissen sollte heute der Unterschied zwischen den Religionen darstellen und die dabei auftretenden radikalen Linien, die echte Gotteskrieger beschreiten. Gestern, am 12. September, war der 340 Jahrestag der Befreiung Wiens von der Belagerung der Osmanen. Bremm schrieb über sie in seinem Buch "Die Türken vor Wien": „Tatsächlich muss man sogar von einer parasitären Existenz des osmanischen Staates sprechen, der jahrhundertelang in kaum vorstellbaren Umfang Güter, Menschen und Fachwissen aus den christlichen Ländern ansaugte, ohne dafür Bedeutsames zurückzugeben.“

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