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Sigrid

Bewertungen

Insgesamt 298 Bewertungen
Bewertung vom 05.03.2023
Mord ohne Ende   Ein unterhaltsamer Wales-Krimi mit skurrilen Figuren (eBook, ePUB)
Bowen, Rhys

Mord ohne Ende Ein unterhaltsamer Wales-Krimi mit skurrilen Figuren (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Endlich kann man Evan Evans und Bronwen als Ehepaar erleben. Ich habe lange darauf gewartet, aber nun sind sie verheiratet und leben zusammen in dem neu renovierten Cottage. Ich kann mir das Cottage anhand der genauen Beschreibungen gut vorstellen. Ich stelle es mir sehr idyllisch und solide gebaut vor. Die Aussicht muss toll sein, allerdings wird die Lage sich als nicht immer so gut herausstellen. Das müssen Evan und Bronwen auch feststellen. Die detailreichen Schilderungen über die Wegstrecke von der Straße bis zum Haus, gerade bei schlechtem Wetter, zeigen es deutlich: es ist ein steiler Weg und man kann ihn bei Regen oder Schnee nur mit großer Vorsicht zurücklegen. Aber bisher finden das die Beiden noch machbar. Allerdings merken sie auch, das die veränderten beruflichen Situationen bei Evan und Bronwen zu Problemen bei der Logistik führen können. Denn die beiden haben ja nur ein Auto zur Verfügung und Evan hat keine regelmäßigen Arbeitszeiten mehr, seit er bei der Kriminalpolizei ist. Ich fand diese alltäglichen Erzählungen zu dem Alltagsleben unserer Protagonisten mit all seinen Problemen sehr authentisch. Denn die beiden müssen jetzt auch erstmal eine gemeinsame Routine in ihrem Leben aufstellen. Die Probleme mit den neuen Arbeitsplätzen und auch dem Privatleben müssen sich erstmal einspielen. Und so werden auch mal kleine Probleme zum Thema. Das macht es auch so lebendig, denn Probleme tauchen überall auf und müssen gelöst werden. Ich fand es teilweise amüsant, wie Evan auf seine neue Rolle als Ehemann reagiert. Aber zum Glück lässt sich Bronwen da nicht beeinflussen. Und dann natürlich die Arbeit. In diesem Band überschneidet sich auch wieder das Privatleben und die Arbeit der frisch Verheirateten. Evan wird durch die Umstrukturierung der Polizei in eine nicht gerade angenehme Arbeitsumgebung katapultiert. Denn kaum sind die Worte zu der Änderung gefallen, da muss die neue Truppe auch schon zum Einsatz. Und dieser Fall ist wirklich speziell. Aber auch wenn Evan die Arbeit an sich Spaß macht, mit seiner neuen Rolle in dem Team und seinem neuen Chef kommt er nicht so gut klar. Man erlebt sein Unbehagen sehr einfühlsam mit und kann seine Gedanken gut nachvollziehen. Es wird sehr interessant und man bleibt bis zum Schluß mit seinen Vermutungen im Dunkeln. Mir gefällt hier sehr gut, wie die Ereignisse um die junge Frau eingebunden werden. Und Bronwen wird hier gut eingebunden. Jetzt zeigen Bronwen und Evan erneut ihre Charakterstärke und handeln entsprechend. Die anderen Beteiligten in diesem Fall sind auch sehr interessant und sehr unterschiedliche Charaktere. Es waren mir jedenfalls einige sympathisch, aber es gab auch richtige fiese Typen darunter. Das bringt aber Abwechslung und immer wieder unvorhergesehene Situationen hervor. Es ist spannend und tragisch zu lesen, was dort passiert. Die Ermittlungen sind interessant und man bekommt immer wieder neue Argumente für die Motivation hinter dem Geschehen. Mir hat das Zusammenspielen der verschiedenen Kulturen und Traditionen gut gefallen, die sowohl positiv wie auch negative Aspekte darstellen. Der Leser wird gut durchs Geschehen geführt und kann dem Text gut folgen. Es ist abwechslungsreich und man fiebert mit. Das Wetter spielt immer irgendwie eine Rolle und wird auch oft genug von allen erwähnt. Das hat mich zwischendurch immer zum Schmunzeln gebracht. Der Ausgang der Ermittlungen hat mich wirklich überrascht, aber ich war mit dem Ende sehr zufrieden. Auch die moralischen Gesichtspunkte des ganzen Falls wurden gut rübergebracht und ich hoffe, jeder Leser hat sich so seine Gedanken dazu gemacht. Mir hat der Ausflug nach Wales jedenfalls sehr gut gefallen. Und es hat mir als Abschluß der Serie zufrieden zurückgelassen. Die Protagonisten sind zumindest privat an ihrem Ziel angelangt und mehr kann man nicht verlangen. Ich werde sie vermissen, aber es war schön Evan und Bronwen, sowie die vielen Personen aus dem Dorf kennengelernt zu haben.

Es ist ein sehr schöne Cosy Crime Serie und auf alle Fälle zu empfehlen, man wird viele interessante und spannende Lesestunden erleben.

Bewertung vom 03.03.2023
Wolfskinder
Buck, Vera

Wolfskinder


ausgezeichnet

Die Autorin Vera Buck bringt den Leser in eine düstere und unwirtliche Umgebung in den Bergen. Ein, an sich schon einsam gelegenes Bergdorf und die noch einsamere Siedlung Jakobsleiter sind die Hauptschauplätze für diesen interessanten und spannenden Thriller. Es beginnt alles mit einer Erinnerungstour der Journalistin Smilla. Sie reist an den Ort zurück, an dem ihr schönes Leben quasi beendet wurde. Denn sie verlor hier über Nacht ihre beste Freundin und seitdem ist ihr Leben nicht mehr in Ordnung. Und nicht weit entfernt in den Bergen lernen wir die Siedlung Jakobsleiter kennen. Sie liegt nur zu Fuß erreichbar und ohne modernen Komfort ausgestattet hoch in den Bergen. Und ihre Bewohner sind genauso seltsam wie der der Ort selber. Man könnte sich eine idyllische Selbstversorgergemeinschaft vorstellen, denn auch die Kinder gehen im nächstgelegenen Ort zur Schule. Aber schon bei der Beschreibung ihrer Situation durch den Jungen Jesse, zieht man einen anderen Schluß. Es ist anders und man kann es noch nicht ganz greifen, aber Idylle sieht definitiv anders aus. Die Geschichte wird in jedem Kapitel aus der Sicht eines anderen Protagonisten erzählt. Das macht es sehr informativ und man bekommt die verschiedenen Blickwinkel des Erlebten mit. Alle Aspekte kommen durch diese Art der Erzählung zu Wort - die Gedankengänge der Journalistin und ihre Schlussfolgerungen, die verschiedenen Bewohner aus der Siedlung mit ihrern Erlebnissen und welche Konsequenzen sie aus allem ziehen. Die Personen sind wirklich alle sehr seltsam und man kann ihre Gedankengänge nicht immer nachvollziehen. Ich habe sie eigentlich in mehrere "Schubladen" gesteckt: die Guten , die Bösen, die Ahnungslosen usw. Am meisten hat mich noch die neue Lehrerin beeindruckt. Sie lässt sich nicht einschüchtern oder von ihrem Vorhaben abbringen. Sie merkt, das hier etwas nicht stimmt und will etwas unternehmen. Ich habe mich aber auch an manchen Stellen wirklich in die Irre führen lassen und meine Einschätzung bezüglich der Charaktere der Personen war total falsch. Es ist einfach alles zu verwirrend und ich fand die Stimmung immer sehr düster und unheimlich. Die schroffe und menschenfeindliche Umgebung wird so gut dargestellt, dass ich mich beim Lesen zwischendurch richtig unwohl gefühlt habe. Und das macht für mich auch einen guten Thriller aus - man wird regelrecht in die Handlungen und die Umgebung hineingezogen und erlebt es hautnah mit. Die detailreichen Schilderungen der Lebenssituationen in diesen beiden Siedlungen sind für mich sehr negativ und irgendwie kommen sie mir vor wie aus einer weiten Vergangenheit. Als ob die moderne Zeit hier bei den Menschen noch nicht angekommen ist. Sie haben zwar im Dorf moderne Kommunikationsmöglichkeiten, aber sie werden nicht genutzt und die Menschen hängen an den alten Ansichten und Traditionen. Das merkt man schnell und ich finde das total einschüchternd. Auch die Lebensbedingungen und die sogenannte Führungsrolle durch Isaiah sind mir total suspekt. Die Ereignisse überschlagen sich aber auch, es passiert soviel und man erfährt Dinge, die man noch nicht einordnen kann. Was passiert dort oben? Die Menschen verhalten sich seltsam und es gibt viele ungewöhnliche Handlungen. Die Spannung bleibt während des ganzen Buches auf einem hochen Niveau und dabei kann man den Text aber sehr flüssig und gut lesen. Der Schluß war überraschend, hat mich aber mit einem guten Gefühl das Buch beenden lassen. Mir hat dieser unheimliche Thriller in dieser einsamen Bergregion sehr gut gefallen. Hier ist alles mit einem düsteren Schleier überzogen, egal ob es Menschen sind, die Landschaft oder sogar das Wetter. Es gibt natürlich auch Lichtblicke in diesem Thriller. Er gibt einem den Glauben an das Gute zurück, denn es gibt immer positive Entwicklungen, auch wenn sie noch so klein sind. Mir hat dieser Thriller jedenfalls sehr spannende Lesestunden bereitet und ich kann dieses Buch nur jedem Thrillerliebhaber mit guten Nerven weiterempfehlen.

Bewertung vom 02.03.2023
Naschkatze und Weinlese (eBook, ePUB)
Tomsen, Jane

Naschkatze und Weinlese (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wir lernen die Pariserin Charlotte kennen, die einen ruhigen Neuanfang in der Gascogne beginnen möchte. Sie freut sich auf die schöne und besinnliche Zeit in dem kleinen Ort Bourguet. Sie kann ihren Beruf hier im Homeoffice ausüben und nimmt sich sozusagen eine Auszeit von Ehemann und erwachsenen Kindern. Aber ist es wirklich immer so ruhig und idyllisch auf dem Land? Charlotte wird eines Besseren belehrt. Mir hat die Bekanntschaft mit Charlotte großen Spaß gemacht. Es war teilweise amüsant, denn man lernt die Besonderheiten bei einem Umzug in einen kleinen Ort und die seiner Bewohner kennen. Die charakteristischen Beschreibungen der Einwohner sind sehr treffend formuliert und man kann sich die Leute gut vorstellen. Besonders Charlotte kommt sehr positiv und sympathisch rüber. Gerade ihre Gedankengänge zu den verschiedenen Personen und den Ereignissen haben mir gut gefallen. Sie sind spontan und als Leserin habe ich über die passenden Überlegungen geschmunzelt. Sie bringen die Eigenschaften der Leute und Situationen auf den Punkt. Und Charlotte selber ist mir mit ihren Handlungen eine liebenswerte und scharfsinnige Protagonistin geworden. Aber auch ihre neue beste Freundin ist mir sehr sympathisch. Auch sie lässt sich nichts gefallen und möchte ihren eigenen Lebensstil frei ausleben. Die Damen sind im besten Alter und jetzt wollen sie sich Zeit für ihren persönlichen Lebensweg nehmen - ohne Einmischung von anderen Personen. Und langweilig wird es auch in diesem Dorf nicht. Die kleinen Zänkereien und Abneigungen untereinander können kuriose Züge annehmen und für Verwirrung sorgen. Und als dann noch die Sache mit Jeanne passiert, ist es erstmal mit der trügerischen Ruhe vorbei. Jetzt dringen mehr oder weniger die "offenen" Geheimnisse ans Licht und mischen die Dorfbewohner auf. Und dann kann das jährliche Weinfest auch mal ganz anders enden als gewöhnlich. Mir haben die schönen Beschreibungen der Landschaft und der Orte, sowie die Hinweise auf die Traditionen und Begebenheiten im Dorf sehr gut gefallen. Sie waren sehr präzise und aussagekräftig. Und die Menschen mit ihren Handlungen und den Motivationen dahinter, sind natürlich das Herzstück des Buches. Manche der Protagonisten mag man sofort, andere sieht man eher skeptisch, aber jede Person hat ihre Berechtigung und macht die Geschichte so überraschend aufregend. Denn spannend geht es auch zu und Charlotte versucht wirklich auf eigene Faust Antworten zu finden. Mir hat diese Mischung aus Spannnung und dem Alltagsleben der Protagonisten sehr gut gefallen. Und ich finde es sehr interesssant, wie sich dann doch einiges anders entwickelt als geplant. Und gerade am Schluss des Buches wird Charlotte noch eine Überraschung erleben. Ob sie es nun positiv oder eher negativ sieht, mit dieser Erkenntnis müssen wir uns sicher bis zum nächsten Band gedulden. Aber es wird bestimmt genauso interessant weitergehen wie bisher. Ich möchte jedenfalls gerne wissen, wie es Charlotte und ihren Liebsten weiterhin ergeht.

Ich habe jedenfalls eine sehr schöne Lesezeit mit Charlotte und ihrer Katze Filou in der Gascogne verbracht und kann das Buch mit gutem Gewissen weiterempfehlen.

Bewertung vom 01.03.2023
Anglermord in Altfunnixsiel. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)
Uliczka, Rolf

Anglermord in Altfunnixsiel. Ostfrieslandkrimi (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wieder darf der Leser die Kommissare Bert Linning und Nina Jürgens bei ihren Ermittlungen in Ostfriesland begleiten. Mir gefällt immer sehr gut, dass man außer den bekannten Protagonisten natürlich, immer wieder tief in die Orte und Landschaften mitsamt Traditionen in Ostfriesland eintaucht. Der Kriminafall steht natürlich an erster Stelle und dieses Mal ist es besonders verzwickt. Es wird ein Angler tot auf einem Campingplatz beim Nachtangeln aufgefunden und dazu gibt es passend seltsame Gäste eines Ferienhauses auf dem gleichen Platz. Als unsere Ermittler eintreffen, können sie ihr Glück kaum fassen. Diese Ermittlungen scheinen einfach zu werden - Opfer und Täter auf dem gleichen Platz. Und alles läuft auch sehr gut für die Polizei ab, aber dann stößt man nicht nur auf zu clevere Anwälte, sondern auch auf andere Ungereimtheiten. Mir hat dieser Fall sehr gut gefallen, denn man bleibt eigentlich bis zum Schluß im Dunklen über den Täter. Es gibt einige gute Hinweise und Möglichkeiten, aber so einfach wird es dann doch nicht. Es ist sehr interessant den verschiedenen Ermittlungswegen zu folgen und dabei auch die Schwierigkeiten für die Ermittler durch die Gesetzgebung zu erleben. Es gibt clevere Anwälte und Angeklagte, die durch Winkelzüge die Ermittlungen stocken lassen oder gar ganz verhindern können. Und da das rechtliche Tatsachen sind, hat mir das beim Lesen echt Sorgen bereitet. Wie muss es dann erst den Polizisten im realen Leben gehen? Eine frustrierende Tatsache. Aber hier in unserem Fall lässt es zwar die Ermittlungen etwas langsamer vorankommen, aber im Endeffekt können Beweise dann doch die Wahrheit ans Tageslicht bringen. Und es kommt klar und deutlich raus, dass die heutige Technik manchen Verbrechern doch noch zu Fall bringen. Auch wenn die Technik manchmal Straftaten vereinfachen kann. Alles hat eben zwei Seiten. Die Schilderungen dazu finde ich hier sehr gelungen und auch für Laien verständlich und nachvollziehbar. Ein Pluspunkt sind für mich immer die Orte des Geschehens. Altfunnixsiel kenne ich vom Vorbeifahren, aber ich habe es mir noch nicht näher angeschaut. Allein der Name ist schon interessant. Und so erhält man auch Tipps fürs Campen an der Harle (es wird ja dann dort hoffentlich kein Mord geschehen). Aber auch die Menschen werden authentisch dargestellt. Die geschilderten Personen und die Situationen, in denen sie vorkommen, sind lebensnah und manchmal erkennt man Charakterzüge und Handlungen aus der eigenen Erfahrung wieder. Nachbarn und ihre Beobachtungsgabe sind dafür ein gutes Beispiel. Es sind eben oft sehr realistische Ereignisse aus dem Leben, die dort geschildert werden. Und alle möglichen Konstellationen kommen vor - von den Morden vielleicht mal abgesehen, denn die erlebt der Normalbürger ja nicht so oft. Zum Glück! Mir hat jedenfalls das Wiedersehen mit dem Team um Bert wieder gut gefallen, auch wenn diesmal das Privatleben kein großes Thema war. Und das Buch hat mich wieder die ganze Zeit unter Spannung gehalten, denn es war so vieles doch unklar oder erwies sich als Sackgasse. Der Schluß hat mich jedenfalls total überrascht. Eine Besonderheit ist für mich auch immer wichtig: am Ende des Buches wird das Strafmaß für die Verurteilten bekannt gegeben. Das ist immer interessant und fehlt mir bei manchen Krimis. Aber hier kann man mit dem aktuellen Fall dann gut abschließen und sich dann schon auf die nächsten Ermittlungen mit Nina und Bert freuen.

Bewertung vom 26.02.2023
Was im Schatten lauert (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Was im Schatten lauert (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem 15ten Band um die Profilerin Libby Whitmann wird die ganze Familie auf eine harte Probe gestellt. Denn Hayley gerät in das Visier von Verbrechern. Und das ist nicht nur für die 12jährige eine nervenaufreibende Situation. Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen. Sie hat die Charaktere der Protagonisten gut zum Vorschein gebracht. Der Zusammenhalt in der Familie - auch über weite Entfernungen hinweg. Das sie füreinander da sind und in Krisensituationen alles stehen und liegen lassen, um dann zusammen die Probleme zu meistern und sich umeinander zu kümmern. Libby gerät hier in eine etwas verzwickte Situation. Sie möchte Hayley beschützen und helfen, ist aber wegen ihr auch dadurch in ihren Handlungen eingeschränkt. Sie möchte ja Hayley nicht noch mehr in Gefahr bringen oder alleine zurücklassen. Aber sie meistert das sehr gut, auch wenn die Vergangenheit sie voll in Beschlag nimmt. Auch als Leser ist man hin- und hergerissen, welche Handlungen man nun am liebsten erleben möchte. Aber da ich als langjährige Leserin der Serie die Protagonisten gut einschätzen kann, ist man beim Lesen auch nicht über die meist gut durchdachten Handlungen überrascht. Allerdings hat sich Hayley hier als sehr besonnene junge Frau gezeigt, die ihrem Alter manchmal weit voraus ist. Aber sie ist ja auch einiges gewohnt durch die Geschichte ihrer Eltern und auch ihrer Schwester. Allerdings erfährt sie erst jetzt einige schreckliche Ereignisse aus der Vergangenheit von Libby. Die detailreichen Beschreibungen der Situationen und die guten Dialoge, besonders zwischen Libby und Hayley, bringen die ganze Dramatik gut zum Ausdruck. Der Leser wird nochmal mit der Herkunft von Libby konfrontiert und man ist immer wieder über die Ansichten der Täter überrascht. Es ist kaum zu glauben, mit welchen Argumenten hier die Lebensweise gerechtfertigt wird und man bekommt die Symbolik von einigen "Vorschriften" gut rübergebracht. Die Handlung ist super spannend und man fiebert die ganze Zeit mit. Auch die Reaktionen der anderen Familienmitglieder zeigen, wie emotional belastend diese Ereignisse sind. Man erlebt Matt und auch Owen wieder als Menschen, die für ihre Liebsten alles aufs Spiel setzen. Zum Glück ist auch Nick involviert und kann einige nachteilige Konsequenzen verhindern. Und auch Julie hat ihren Anteil an den Ereignissen. Sie hat mich mit mancher Handlung echt überrascht. Aber sie steht fest zu ihrer besten Freundin und tut alles für sie. Sadie muss nun ihre schlimmsten Albträume als wahr erleben und das bringt sie an den Rand eines Nervenzusammenbruchs. Aber auch sie lässt sich im Endeffekt nicht unterkriegen. Mir hat das Zusammenspiel der Ereignisse aus der Vergangenheit und den heutigen Handlungen gut gefallen. Man ist überrascht von den Ereignissen und mit einigen Wendungen hatte ich auch nicht gerechnet. Aber alles wird schlüssig dargestellt und man kann den Handlungen mit den Motivationen der Beteiligten gut folgen. Man trifft wieder auf interessante Personen, die überraschend reagieren und somit dem ganzen immer wieder eine neue Wendung geben. Die Beschreibungen sind alle sehr authentisch und realistisch. Man kann sich alles gut vorstellen und verfolgt die Ereignisse gebannt. Mir hat dieser Band sehr gut gefallen und ich bin emotional die ganze Zeit sehr gefordert worden. Aber ich denke, dass ist auch das schöne an einer Serie. Man lernt die Protagonisten sehr gut kennen und ist ihnen dadurch sehr nahe. Aber auch wer die Serie nicht kennt, kann hier auf seine Kosten kommen. Ein spannender und lebendiger Thriller mit vielen unvorhersehbaren Entwicklungen liest sich immer gut.

Bewertung vom 25.02.2023
Die marmornen Träume
Grangé, Jean-Christophe

Die marmornen Träume


ausgezeichnet

Ich habe bisher alle Bücher von Jean-Christophe Grangé gelesen, aber dieser historische Thriller lässt die anderen Bücher harmlos erscheinen. Denn hier wird der Leser nicht nur mit den schrecklichsten menschlichen Abgründen konfrontiert, sondern durch die historischen Bezüge weiß man, dass viele Ereignisse so in der damaligen Nazizeit abgelaufen sind. Die Suche der Protagonisten nach dem Frauenmörder ist zwar der Hauptzweig der Erzählung, aber die Handlung ist ja eingebunden in den damaligen Alltag der Menschen und diese authentischen Schilderungen zeigen ungeschminkt die Lebensbedingungen der Menschen in dieser Zeit. Es ist brutal zu lesen und man muss wirklich starke Nerven haben, um das alles zu verarbeiten. Die Protagonisten sind sehr unterschiedliche Menschen. Der Psychoanalytiker, der SS-Offizier und die Psychaterin sind total verschiedene Charaktere und gehen mit der unterschiedlichsten Motivation an die Suche nach dem Mörder. Die Personen sind sehr krass in ihren Handlungen und gerade der SS-Mann Franz hat mich immer wieder geschockt. Seine Gedanken und seine Verhaltensweisen mitzuerleben, haben mich jedesmal erneut abgeschreckt. Man kann es kaum glauben, wenn er dann doch irgendwelche "positiven" Reaktionen auf andere Menschen oder Situationen zeigt. Und auch Minna ist eine gespaltene Persönlichkeit und rettet sich in den Alkohol vor dem täglichen Leben. Sie will helfen, aber die Gegebenheiten geben ihr keine Gelegenheit. Und Simon versucht nur das Beste für sich zu erreichen, um durch diese Zeit zu kommen. Auch er verschließt die Augen vor der Wahrheit. Als die drei gemeinsam den Mörder suchen, verändert sich etwas in ihnen. Die geschilderten Ereignisse sind sehr grausam. Es geht nicht nur um die Morde an den Frauen, obwohl diese an sich schon unglaublich sind. Aber die damalige Zeit und was das mit den Menschen gemacht hat, wird sehr gut geschildert. Armut, Gewalt, Angst - eigentlich alle Arten der menschlichen Abgründe sind hier vorhanden. Grangé schildert alles sehr detailgetreu und authentisch. Die Gräueltaten der Menschen, aber manchmal auch die kleinen Lichtblicke im Verhalten einzelner Personen (wobei die Motivation dazu nicht unbedingt positiv sein muss) zeigen ein eindruckvolles Bild dieser schrecklichen Zeit. Es ist sehr spannend und man kommt kaum zur Ruhe. Die Ereignisse sind erschreckend und unfassbar. Man wird tief ins Geschehen hineingezogen und es lässt einen sprachlos zurück. Es ist beängstigend, denn viele der geschilderten Szenen könnten sich damals in der Nazizeit genau so abgespielt haben. Grangé zeigt wieder die Vielfallt der menschlichen Abgründe und versteht es gut das Berlin dieser Zeit dem Leser nahe zu bringen. Der Verlauf der Ermittlungen und besonders der Schluß des Buches sind unglaublich. Manche Dinge kann man nicht erahnen oder sich auch nur ansatzweise vorstellen. Und obwohl das Buch ja sehr umfangreich ist, habe ich es schnell gelesen. Man muss einfach wissen, was weiterhin passiert. Man ist gefesselt von den Ereignissen und den vielen verschiedenen Persönlichkeiten, die im Buch vorkommen. Es war wirklich ein grandioses Buch, aber man sollte gute Nerven haben. Es ist kein Wohlfühlbuch, aber das sind die Thriller von Grangé ja eigenlich nie. Ich kann das Buch absolut weiterempfehlen. Es ist ein unglaublich spannender Thriller, der in einer besonders dunklen Zeit spielt und den Leser in eine grausame Welt entführt. Für mich war es bisher das beste Buch von Grangé.

Bewertung vom 02.02.2023
Cottage mit Mord   Ein unterhaltsamer Wales-Krimi mit skurrilen Figuren (eBook, ePUB)
Bowen, Rhys

Cottage mit Mord Ein unterhaltsamer Wales-Krimi mit skurrilen Figuren (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Dieser Band um Evan Evans hat mir besonders gut gefallen. Denn hier konnten wir Evan als Kriminalbeamten zum ersten Mal erleben. Und es war wirklich ein ganz anderes Arbeitsumfeld für ihn. Er und auch der Leser müssen sich erstmal daran gewöhnen. Ich finde aber, er hat sich sehr gut in seinem neuen Job eingelebt. Er kann doch etwas freier agieren und muss seine Ermittlungen nicht wie früher als Constable mehr oder weniger heimlich absolvieren. Evan zeigt sich wieder als hartnäckiger Ermittler und geht auch den kleinsten Spuren nach. Es ist sicher nicht immer einfach, aber er lässt sich von ehemaligen Kollegen nicht aus der Ruhe bringen oder provozieren. Sein neuer Chef ist ja auch erst kurz in dieser Position und man merkt ihm die Veränderung an. Evan weiß manchmal nicht, wie er mit dem neuen Chef und altem Kollegen umgehen soll. Aber auch dieser ist sicher seiner neuen Rolle nicht immer bewußt. Ich fand diese Schilderungen sehr authentisch, denn Menschen können sich je nach Arbeitsposition wirklich verändern. Aber trotz allem, herrscht dort ein gutes Arbeitsklima. Und der Fall um das verschwundene Mädchen ist auch sehr emotional, denn wenn Kinder eine Rolle spielen, geht dies ans Herz. Und so sind auch die Ermittler entsprechend motiviert. Die Ermittlungen gehen nur langsam voran, denn es ist alles so verworren. Es gibt einige Verdächtige und man wird öfter auf eine falsche Fährte geschickt. Aber nicht nur dieser Fall bringt die Polizei ins grübeln. Denn Evan findet auf seinem neuen Grundstück eine Leiche und das hat gravierende Folgen. Die darauffolgenden Ereignisse und Geschichten sind höchst interessant und spannend. Aber zugleich bringen sie auch die Vergangenheit von Evan ans Licht. Wir erfahren einiges aus seiner Kindheit und er wird emotional sehr gefordert. Er versucht natürlich seine Ermittlungen sachlich zu halten, aber das wird in diesem Fall sehr schwer. Denn er war selber in der Vergangenheit involviert. Und gerade deshalb hat Evan so seinen eigenen Gedanken zu den Geschehnissen und es ist gut, dass er jetzt in der Kriminalabteilung ist und selbstständig ermitteln kann. Und hier sind so viele unterschiedliche Personen betroffen, die alle sehr komplizierte Charakter haben und die Ermittlungen echt erschweren. Gefühle spielen eine große Rolle, aber sie können auch falsche Spuren hervorbringen und die Ermittlungen erschweren. Es war sehr spannend, denn es geschehen so viele Dinge, die man nicht nachvollziehen kann oder auf einen gemeinsamen Nenner bringen kann. Mir war jedenfalls der Ausgang der Ereignisse absolut nicht klar und einiges hat mich sehr überrascht. Man hat die ganze Zeit mitgefiebert und eigene Überlegungen angestellt. Die Schilderungen sind immer sehr lebhaft und kommen authentisch rüber. Der Text lässt sich gut und flüssig lesen. Langweile kommt nie auf. Und man kann, auch ohne die vorherigen Bücher gelesen zu haben, dem Geschehen folgen. Die dörflichen Strukturen werden auch wieder gut aufgezeigt. Das finde ich immer sehr aufschlußreich. Man erlebt Evan auch in seinem privaten Umfeld und lernt die unterschiedlichsten Menschentypen kennen. Und ich liebe die Spitznamen der Leute.

Ich möchte diese Serie gerne weiterempfehlen, denn sie bringt Spannung und Freude beim Lesen.

Bewertung vom 02.02.2023
Tödliche   Tatsachen Friedliche Heimat und grausame Gerechtigkeit ... (eBook, ePUB)
Bowen, Rhys

Tödliche Tatsachen Friedliche Heimat und grausame Gerechtigkeit ... (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

In diesem Buch begeben wir uns zusammen mit Constable Evan Evans und seiner Verlobten Bronwen nach Swansea in Südwales. Denn dort steht ein lang überfälliger Besuch bei seiner Mutter an. Aber eigentlich ist Evan schon fast auf der Flucht vor den Ereignissen rund um die Maul- und Klauenseuche, denn er möchte sich nicht durch seine Pflichten bei der Arbeit mit den Nachbarn deswegen zerstreiten. Und so tritt er lieber die Reise nach Südwales an, auch wenn dabei ein Besuch bei seinen zukünftigen Schwiegereltern ansteht. Ich fand es total interessant, dass im Laufe der Handlung die Unterschiedlichkeit der Nord- und Südwaliser so oft in den Dialogen vorkam. Dabei kann man die gegenseitigen Vorurteile gut kennenlernen. Es war manchmal recht amüsant. Und die lebhaften Gespräche sind wirklich sehr lebendig rübergekommen. Ich fand Evans Entscheidung für diese Reise sehr gut nachvollziehbar. Es zeigt wieder die Nähe von Evan zu den anderen Bewohnern von Llanfair und sein Verhalten finde ich sehr sympathisch. Aber in Swansea erlebt er eine unangenehme Überraschung, denn er wird mit der schrecklichen Vergangenheit um den Tod seines Vaters konfrontiert. Das ist wirklich ein traumatisches Erlebnis und Evan gerät in ein Gefühlschaos. Es gibt einen Mord und der Verdächtige ist kein Unbekannter für Evan und seine Familie. Aber hier erleben wir wieder einen sehr gerechten Evan, der diesmal der ganzen Sache auf den Grund gehen möchte und selber Ermittlungen aufnimmt. Allerdings muss er vorsichtig vorgehen, da alle an die Schuld des Mannes glauben und dementsprechend handeln. Mir hat diese Seite von Evan wieder gut gefallen. Auch wenn er seine Beziehung zu seinen Schwiegereltern mit seinem Verhalten auf die Probe stellt. Aber wir erleben nicht nur ihn als sympathischen Menschen, sondern auch Bronwen kann nicht aus ihrer Haut raus und lässt Evan einfach sein Ding machen. In diesem Band erfahren wir wieder viel über das familiäre Umfeld von Evan und Bronwen. Und besonders über die Informationen bezügl. Bronwens Familie war ich sehr froh. Denn bisher kannten wir ihren Hintergrund nicht so gut. Und diese Vermischung zwischen Privatleben und dem beruflichen Umfeld der Protagonisten finde ich immer sehr spannend. Man erlebt nicht nur interessante Kriminalfälle, sondern wird auch tief in die Privatsphäre der Personen eingeführt. Man fiebert dann mit ihnen und kann sicher einige Dinge besser nachvollziehen. Diesmal empfinde ich die Handlungen als sehr emotional, denn es geht um ein schreckliches Geschehen aus dem Leben von Evan. Der Fall ist wirklich interessant und lässt mich lange im Dunkeln rätseln. Aber die Auflösung ist für mich gut nachvollziehbar und lässt mich auch zufrieden mit dem Buch abschließen. Wobei natürlich die Ereignisse im ganzen eine große Rolle spielen, denn auch die Familienbesuche sind aufschlußreich. Man hat auch wieder viel über Land und Leute erfahren und die detailreichen Schilderungen über die Menschen und ihre Gewohnheiten sind immer sehr interessant. Es macht Spaß den Dialogen zu folgen und ich liebe natürlich die gut gemeinten Spitznamen der Leute. Außerdem finde ich das Glossar mit den walisischen Begriffen sehr hilfreich. Auch wenn meine Aussprache sicher nicht verständlich ist. Ich kann diese interessante und unterhaltsame Serie um Constable Evan Evans mit gutem Gewissen weiterempfehlen. Die Bücher versprechen eine gute Unterhaltung und man macht eine schöne Reise nach Wales. Und wer die Serie einmal angefangen hat, möchte keinen Band verpassen. Also, bis dann in Wales.

Bewertung vom 07.01.2023
Canaria Mortal
Verano, Daniel

Canaria Mortal


sehr gut

In diesem Buch lernen wir den Journalisten Felix kennen, der eine neue Stelle auf Gran Canaria antritt. Und nicht nur er war über die Verhältnisse dort überrascht. Die "Dienstwohnung" war jedenfalls schonmal gut. Sein neuer Wirkungsort ist eben etwas anders als es in Deutschland üblich ist. Die Zeitung ist noch sehr neu und die Kollegen sind auch schon sehr speziell. Aber mir waren sie alle sofort sympatisch. Gerade Candela gefällt mir gut. Sie kommt frisch und munter rüber, aber sie kann sicher auch anders. Felix findet sie jedenfalls auch sehr nett, nachdem er sich von der Überraschung einer solchen Begrüßung erholt hat. Er merkt schnell, das hier alles anders läuft, aber es gefällt ihm gut. Er wird allerdings sofort mit einer seltsamen Begebenheit überrascht und weiß noch nicht so richtig, wie er es einordnen soll. Aber eigentlich läuft es gut und er ist glücklich, hier zu sein. Aber dann verändert sich etwas und seine Zukunft wird unsicher. Und dann noch ein Mord - er wird in Dinge hineingezogen, die er so nicht vorhersehen konnte. Mir hat diese schnelle Änderung von der heilen Welt auf Gran Canaria zu den dunklen Seiten der Insel sehr gut gefallen. Es kam alles sehr authentisch rüber und auch die Akteure waren interessante Personen, die durch ihre sehr unterschiedlichen Charaktere immer für Überraschungen gut waren. Felix hätte jedenfalls nicht mit solchen Entwicklungen gerechnet. Die Ermittlerin Ana Montero ist jedenfalls eine große Bereicherung für die Geschichte. Sie ist mir auch sofort sympatisch, auch wenn sie nicht ohne Ecken und Kanten ist. Oder eben gerade deswegen. Die Geschehnisse werden sehr detailreich geschildert und man kann alles gut nachvollziehen. Der Text an sich lässt sich gut und flüssig lesen. Es ist spannend und man lernt viele interessante Dinge kennen. Sei es über die Lebenssituation auf der Insel, über die Art und Weise der Ermittlungen von Ana oder die vielschichtigen Zusammenhänge bezüglich der Geschehnisse. Es macht Spaß dem Ganzen zu folgen und auch die Beschreibungen der Umgebung sind interessant. Es ist alles sehr lebendig und ich habe eifrig mitgefiebert. Wer die Insel kennt, findet es bestimmt noch interessanter, denn er kennt vielleicht bestimmte Orte wieder. Felix hat jedenfalls sehr viel erlebt und seine Mitwirkung bei den Ermittlungen von Ana waren ein aufregendes Erlebnis für ihn. Die Handlung ist gut dargelegt und ich bin mit dem Ende auch zufrieden. Felix ist jedenfalls sehr froh über den Wechsel auf die Insel und vielleicht erleben wir ja noch mehr Abenteuer mit ihm.

Bewertung vom 01.01.2023
In der Stille der Polarnacht
Macallister, Greer

In der Stille der Polarnacht


ausgezeichnet

Dieses Buch handelt von Frauen, die für ihre Zeit eine unglaubliche Reise machen. Die dreizehn Frauen werden zu einer Expedition in der Arktis aufbrechen. Das war für die damalige Zeit schon sehr außergewöhnlich, denn Frauen gingen nicht auf Expeditionen und schon garnicht bestehend aus einer reinen Frauenmannschaft. Das Thema hat mich fasziniert und ich bin von der Geschichte nicht enttäuscht worden. Obwohl mir die Erzählweise am Anfang nicht so gut gefallen hat, denn die Geschichte der Expedition selber und ihrer Entstehung wird rückblickend erzählt. Und es wird mit der Gerichtsverhandlung gegen Virginia begonnen. Daher war der Ausgang der Expedition eigentlich schon bekannt. Aber im Laufe der Geschichte fand ich die Art und Weise dann doch gut. Wir erfahren die Geschehnisse durch den Rückblick von Virginia, aber die einzelnen Kapitel werden auch aus der Sicht der Frauen erzählt. So erfährt man auch die Geschehnisse aus der Sicht der einzelnen Protagonistinnen und das war sehr interessant. Die Frauen sind alle sehr interessant und bilden eine sehr vielfälltige Mischung an Charaktere ab. Sie kommen aus den verschiedensten sozialen Schichten und haben sehr unterschiedliche Lebensgeschichten aufzuweisen. Ich finde die Mischung sehr gelungen dargestellt. Natürlich sollten die Frauen auch für solch eine Expedition geeignet sein. Aber das kann man nicht von allen sagen. Aber da die Mitglieder fast alle von der Sponsorin ausgesucht wurden, kann man die Gründe für ihre Auswahl nicht unbedingt nachvollziehen. Denn Lady Franklin ist sehr geheimnisvoll, was die Expedition angeht und ihr Verhalten alles andere als klar. Und das wird sich auch bis zum Ende des Buches nicht ändern. Es ist ein Buch über starke Frauen, die sich ihr eigenes Leben aufbauen wollen und versuchen sich von den üblichen Verhaltensweisen für Frauen zu befreien. Virginia ist mir sehr sympathisch und ich bewundere ihren Mut. Sie hat kein einfaches Leben hinter sich, aber sie lässt sich nicht unterkriegen. Man merkt in diesem Buch eben noch die eingeschränkte Freiheit und Gleichheit der Frauen - die Männer bestimmen und Frauen werden kaum als eigenständige und frei handelnde Menschen dargestellt. Auch wenn vorhandenes Vermögen die Möglichkeiten erweitert, müssen sie auch dann noch im Verborgenen agieren. Mir hat einfach gut gefallen, wie die Frauen sich doch durch List und bestimmte Verhaltensweisen ihr Leben nach ihren Vorstellungen weitgehenst einrichten können. Sehr spannend sind natürlich die Schilderungen während der Expedition. Es ist für mich immer wieder faszinierend, mit welcher Ausrüstung die Menschen damals solche Gewaltanstrengungen überhaupt gewagt haben. Alleine die Vorstellung in dieser Kleidung, gerade für Frauen, diese Natur durchqueren zu wollen, ist für mich unfassbar. Aber die Frauen müssen nicht nur gegen die Naturgewalten kämpfen, sondern auch gegen die Männer, die sie zum Start der Expedition bringen sollen. Und das war ja eine sehr feindselige Umgebung, denn die Männer kamen mit solchen mutigen Frauen nicht zurecht. Und als Seefahrer sowieso nicht - Frauen an Bord eines Schiffes waren immer noch nicht gerne gesehen. Die Schilderungen - egal ob die Gerichtsverhandlung oder die Expedition - sind sehr detailreich und man kann sich alles sehr gut vorstellen. Ich habe mit den Frauen gefroren und gezittert - so sehr wird man ins Geschehen gezogen. Die Gerichtsverhandlung hat mich sprachlos gemacht und ich kann Virginia nur bewundern. Es kommt das damalige Verhältnis zwischen den Geschlechtern und die unterschiedlichen Behandlungen dadurch gut zum Vorschein. Frauen haben keinen großen Stellenwert in der damaligen Gesellschaft und das ist für die geschilderten Frauen Alltag. Wir erleben jedenfalls sehr authentisch die Lebenswege der Frauen und besonders natürlich Virginias. Die historischen Fakten sind sehr interessant dargestellt. Manche Dinge werden nur angedeutet und man wird neugierig auf diese historischen Ereignisse gemacht. Mich hat die Lektüre sehr gefesselt - das Leben der Frauen an sich, die Ereignisse um die ganze Expedition, das Gerichtsverfahren und die interessanten Charaktere der Frauen werden alle sehr authentisch geschildert und bringen so eine fesselnde Geschichte rüber. Auch wenn man zwischen den aktuellen Ereignissen und den Rückblicken hin- und herspringt, lässt sich der Text gut und flüssig lesen. Es ist dramatisch und beängstigend, aber mich hat das Ende des Buches überzeugt und mit einem guten Gefühl zurückgelassen. Es war eine spannende Lesezeit und ein aufregender Ausflug, in eine eigentlich noch nicht so lange zurückliegende Zeit und ihren Besonderheiten. Wer Geschichten über starke Frauen und das ganze mit geschichtlichen Hintergründen vermischt mag, ist hier bestens aufgehoben.