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Benutzername: 
Lesefee23.05
Wohnort: 
Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 313 Bewertungen
Bewertung vom 18.09.2021
Die vier Winde
Hannah, Kristin

Die vier Winde


ausgezeichnet

Elsa ist für eine interessante und imponierende Frau. Zunächst hielt ich sie für völlig dumm und naiv und hatte Schwierigkeiten, sie zu mögen. Nach und nach beweist sie aber was in ihr steckt und man erkennt, dass sie es im Leben nicht immer leicht hatte und sich eigentlich nur nach Liebe und Geborgenheit sehnt. In der Familie Martinelli wird sie schließlich fündig und kann sich das Leben aufbauen, dass sie sich immer erträumt hat. Sie lebt und arbeitet für ihre Kinder und gibt alles, damit diese später ein besseres Leben führen, vielleicht sogar studieren gehen können.
Bei ihren Handlungen steht ihr dabei manchmal die eigene Angst im Weg und der Wunsch nach einem eigenen Heim, den sie auch für ihre Kinder hegt, macht sie in manchen Situationen blind für alles andere. Auch als die Dürre das Land über mehrere Jahre plagt und Sandstürme die Gegend heimsuchen, hält sie am Traum der eigenen Heimat fest. Nur schwer kann sie sich damit abfinden, dass die Flucht nach Kalifornien vielleicht richtig sein könnte.
Als sie sich jedoch schließlich dafür entscheidet, flammt in ihr eine Energie und ein Kampfgeist auf, den ich so gar nicht erwartet hätte. Auch im weiteren Handlungsverlauf wird Elsa immer wieder von ihren Ängsten und Sorgen ausgebremst, zeigt aber schließlich, wie tapfer und stark sie sein kann.
Elsas persönliche Entwicklung hat mir sehr gut gefallen. Letztlich wird sie vom Mauerblümchen zu einer starken und klugen Frau. Sie setzt sich für ihre Kinder, aber auch für andere Menschen ein und kämpft für bessere Lebensbedingungen.
Die Darstellung der Figuren ist insgesamt wirklich toll gelungen. Sie sind authentisch und nicht idealisiert. Sie haben Fehler, Ecken und Kanten und wirken dadurch absolut realistisch!
Insgesamt ist „Die vier Winde“ eine Mischung aus Frauen- und Familienroman. Es geht um Liebe, Hoffnung, den Kampf für die Familie und dem Wunsch nach besseren Lebensbedingungen. In die fiktive Geschichte um Elsa und ihre Familie werden historische Ereignisse perfekt eingebunden ohne langweilig zu werden. Weder über die zu Beginn der 30er-Jahren auftretende Dürre in Texas, noch über den darauffolgenden Arbeitskampf in den USA wusste ich bisher Bescheid. Kristin Hannah bringt einem diese Thematik nahe und erinnert so auch noch einmal daran, wie sorgsam wir mit unserem Planeten umgehen sollten…
Ihr Schreibstil ist flüssig und leicht. Ich habe die Seiten nur so verschlungen und war stets sehr interessiert, wie es Elsa und ihrer Familie ergehen würde. Lediglich die ersten Seiten des Romans waren ein wenig zäh. Die Ereignisse tröpfelten hier noch ein wenig dahin und waren nicht wirklich spannend. Dies ändert sich dann aber im Laufe der Handlung und die Geschichte nimmt deutlich an Fahrt auf. Das Ende kam für mich dann absolut unerwartet und erbarmungslos, schließt aber diesen Roman, der alles andere als leicht in der Thematik ist, brillant ab.
Elsas Geschichte sowie das Schicksal aller Texaner im Zeitraum dieser Dürre haben mich bewegt und mitgerissen.

Ein weiterer toller historischer Roman aus der Feder von Kristin Hannah. Zu Beginn fand ich ihn noch ein wenig schleppend, im Handlungsverlauf wird es dann aber deutlich rasanter und zunehmend interessant. Die Autorin zeichnet erneut eine starke Frau, die sich ihr eigenes Leben aufbaut und für ihre Familie kämpft. Die Geschichte hat mich berührt und mitgerissen, sodass die Seiten schließlich nur so dahinflogen. Die historischen Aspekte waren für mich ebenfalls sehr interessant. Zudem ist es ein Plädoyer für die Frauen, die auch in schweren Zeiten ihren Beitrag geleistet haben und dennoch in den Geschichten häufig nur eine Nebenrolle spielen… Ich vergebe 4,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 18.09.2021
Die Nacht - Wirst du morgen noch leben? / Björk und Brand Bd.2
Beck, Jan

Die Nacht - Wirst du morgen noch leben? / Björk und Brand Bd.2


ausgezeichnet

Nachtmann

„Die Nacht beginnt.“

„Die Nacht“ ist ein Thriller von Jan Beck und der zweite Band um die Ermittler Björk und Brand. Er erschien im Juli 2021 im Penguin Verlag und kann unabhängig von Band 1 gelesen werden.
Auf ihrer Wanderung wird Hanna von einem Unbekannten überwältigt und eingesperrt. Zusammen mit anderen vier Personen wird sie in Glaskästen gefangen, aus denen es kein Entkommen gibt. Jede Nacht wird einer der Menschen sterben, außer die vom Nachtmann gestellten Aufgaben werden gelöst… Für Hanna bricht eine Zeit voller Angst an, für Christian Brand und Inga Björk beginnt eine weitere Ermittlung – werden sie die Menschen retten können?

Der zweite Thriller um die Ermittler Björk und Brand begann für mich ein wenig schleppend. Durch die vielen wechselnden Erzählstränge und Figuren sowie die recht kurzen Kapitel ist die Handlung nämlich zunächst eher verwirrend und dadurch etwas schwergängig. Im Verlauf des Buches verbinden sich die Handlungen aber nach und nach miteinander und ergeben schließlich ein sinnvolles Gesamtbild. Die Geschichte nimmt zusehends an Fahrt auf und wird immer spannender. Gerade die kurzen Kapitel, die wechselnden Erzählperspektiven und der teilweise recht abgehakte und präzise Schreibstil tragen dann ihren Teil zur Spannung bei und passen absolut zum Buchgenre. Zum Schluss konnte ich den Thriller dann kaum noch aus der Hand legen, da ich so mitgerissen wurde.
Jan Beck spielt geschickt mit der Psyche der Leser und wartet mit der Auflösung des Rätsels tatsächlich bis ganz zum Ende des Buches. Ich hatte immer wieder vage Theorien, in welche Richtung die Lösung des Falls gehen konnte, bin aber bis zuletzt nicht darauf gekommen.
Zudem mangelt es nicht an Gänsehautmomenten und hätte ich meine Hände nicht zum Umblättern und Buch halten benötigt, hätte ich eventuell vor Spannung an den Fingernägeln gekaut… Den Abschluss des Thrillers bildet dann ein mehr oder weniger offenes Ende, welches zwar den Abschluss des Falls beinhaltet, aber weitere Erzählstränge offenhält. Der Cliffhanger macht aber absolut Lust auf mehr und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Thriller von Jan Beck!
Alle Figuren sind klar charakterisiert und werden durch die wechselnden Erzählperspektiven authentisch dargestellt. Die Handlungen des Einzelnen sind für mich gut nachvollziehbar und auch die etwas zu kindlich wirkende Erzählung von Benjamin Sommer (7 Jahre), ist für mich authentisch, wenn man seine gesamte Geschichte betrachtet. Die Ermittler Björk und Brand waren für mich erneut sehr interessant und nicht wirklich durchschaubar. Einige ihrer Handlungen außerhalb der Ermittlung geben mir noch immer Rätsel auf und auch das plötzliche, leise Knistern zwischen den beiden wirkte ein wenig seltsam. Bisher hätte die Handlung für mich auch ohne diese Komplikation auskommen können, ich bin aber sehr gespannt, wie es hier und auch mit den Protagonisten selbst weitergeht! Beide sind mir weiterhin sympathisch und mit einigen Ecken und Kanten versehen, was sie umso menschlicher macht. Wie in diesem Buchgenre üblich, nehmen sie allerdings erneut keine zu prägnante Rolle ein, das lebensbedrohliche Spiel des Nachtmanns steht absolut im Vordergrund.
Obwohl ich es zum einen gut finde, dass dieser Band unabhängig von „Das Spiel“ lesbar ist, hätte ich mir insgesamt vielleicht doch eine größere Verbindung der beiden Thriller gewünscht. So hatte ich auch nach Band 1 noch ein paar offene Fragen, die ich nun gerne gelöst hätte… Aber wer weiß, vielleicht geht es irgendwann weiter…

Mein Fazit: „Die Nacht“ ist erneut ein faszinierender und fesselnder Thriller, der mich absolut mitreißen konnte. Die perfide Handlung und die hohe Spannung machen ihn zu einem Pageturner und einem absoluten Lesetipp! Ich ziehe lediglich einen halben Stern ab, da ich den Beginn ein wenig verwirrend fand und erst in den Thriller hineinkommen musste. So gibt es 4,5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 07.08.2021
Die Nachtigall
Hannah, Kristin

Die Nachtigall


ausgezeichnet

Dieser Roman war mein erster von Kristin Hannah, aber er wird definitiv nicht der Letzte von der Autorin sein. Mit ihrer Geschichte um die zwei französischen Schwestern hat Kristin Hannah mit zu Tränen gerührt und mir so manchen Gänsehautmoment beschert.
Die Handlung führt uns nach Frankreich, in die Zeit des zweiten Weltkriegs und schildert, wie die Familie Rossignol mit dem Krieg und der Besetzung durch die Deutschen umgeht. Die beiden Schwestern könnten dabei nicht unterschiedlicher sein. Die Eine – Isabelle – ist mutig und stark, vielleicht schon fast ein wenig leichtsinnig, aber definitiv entschlossen, den Feind zu bekämpfen und sich gegen die Besatzer aufzulehnen. Dabei scheut sie keine Gefahr und riskiert ihr Leben…
Vianne hingegen ist behutsam und eher ängstlich, sie möchte um jeden Preis ihre Familie beschützen, doch auch sie muss erkennen, dass man nicht immer den Kopf einziehen kann und es Momente gibt, in denen man kämpfen muss…
Beide Frauen sind mir unglaublich ans Herz gewachsen und letztendlich finde ich sie gar nicht mehr so unterschiedlich. Jede kämpft auf ihre Weise und ist dabei wirklich nicht ängstlich, sondern außerordentlich mutig! Die Entwicklung der beiden Frauen ist gut dargestellt und zeigt, wie die äußeren Umstände sich auch auf Persönlichkeiten und Ansichten auswirken können. Ich bewundere beide sehr und außerdem vor allem die Frauen, die damals wirklich gelebt haben und vielleicht ein Vorbild für Isabelle und Vianne waren…
Emotional und tiefgehend schreibt die Autorin von den Erlebnissen, Wagnissen und Gefühlen der Schwestern. Die personale Erzählperspektive wechselt dabei und bringt dem Leser so alle Handlungen und Gedanken nahe. Zudem wechselt die Erzählung teilweise in die Gegenwart zu einer der beiden Schwestern, wobei hier bis zum Schluss unklar ist, welche Schwester nun auf die Vergangenheit zurückblickt und wie und ob die beiden den Krieg überlebt haben.
Ich fühlte mich tatsächlich wie ein Teil der Geschichte und konnte den Roman kaum aus der Hand legen. Schwere und wichtige historische Themen werden mit einer fiktiven Geschichte verknüpft und verdeutlichen die Geschehnisse der damaligen Zeit. Einmal mehr wurde ich an die schrecklichen Taten der Nationalsozialisten erinnert und habe mit der Résistance gekämpft.
Zudem verdeutlich der Roman, wie tapfer viele Frauen während des Krieges gekämpft haben und dennoch kaum Anerkennung dafür erhalten haben. Sie führten einen „Schattenkrieg“ hinter den eigentlichen Kulissen und machten hinterher mit dem Leben weiter, obwohl sie ebenso Schlimmes erlebt haben mochten, wie viele Männer an der Front…
Die Spannung bleibt im gesamten Roman hoch und bis zum Ende war ich mir nicht sicher, wie der Weltkrieg für Vianne und Isabelle ausgeht.

Mein Fazit: „Die Nachtigall“ – ein großartiges Familienepos und definitiv eins meiner Jahreshighlights und eins der berührendsten Bücher, das ich über diese Zeit gelesen habe. Ich empfehle es jedem, der historische Bücher und starke Frauen liebt und vergebe 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 07.08.2021
Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.18
Storks, Bettina

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe / Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe Bd.18


sehr gut

„Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe“ – ein Epos an eine große und bedeutsame Künstlerin, die im Schatten von Picasso nahezu verschwand.
Bettina Storks berichtet in fünf Buchabschnitten, wie Dora Maar Künstlerin wurde, Picasso kennenlernte und ihn schließlich wieder verließ. Dabei wandelte sie sich stark: von brillant und selbstständig zu abhängig und fügsam und schließlich wieder zurück in die eigenständige Frau, wobei sie stets versuchte aus ihrer Rolle auszubrechen, aber immer wieder an Picasso scheiterte. Erst spät gelang ihr der Bruch und der Wandel zu einer alten und etwas seltsamen Frau, die mehr oder weniger mit ihrem Leben und sich selbst im Reinen war.
Meines Erachtens war Dora Maar eine großartige Frau mit viel Talent. Sie war ihrer Zeit weit voraus und hatte eine künstlerische Gabe, die sie zu nutzen verstand. Sehr schnell bekam sie viel Aufmerksamkeit, ließ sich dann aber von Picasso in den Hintergrund drängen und zur Muse degradieren. Ihre eigene Kunst trat zurück und aller Augenmerk lag auf Picasso. Dora war letztlich nur ein „Anhängsel“ von ihm. Dies tut mir wirklich sehr leid und umso trauriger ist es, dass sie auch heute als eigenständige Künstlerin bekannt ist! Wie viele ihrer Leidensgenossinnen, denken wir zum Beispiel an Camille Claudel, welche stets im Schatten von Rodin stand und schließlich daran zerbrach, erlag sie der Liebe eines der größten Künstler seiner Zeit.
Doch Liebe hat immer zwei Seiten und eine ist, dass man leider manchmal bereit ist, sich selber aufzugeben. Dora scheint sich dessen zwar immer bewusst gewesen zu sein, konnte aber trotzdem nicht aus der nahezu toxischen Beziehung heraus. Ihre Gefühle überwogen ihren Verstand und selbst nachdem sie mit Picasso gebrochen hatte, übte dieser weiterhin eine große Anziehungskraft auf sie aus…
Bettina Storks stellt die Gefühle und Gedanken Doras in ihrem biografischen Roman sehr gut dar und versteht es brillant, auch Zweifel und Sorgen einfließen zu lassen. Sie rückt die Künstlerin damit in den Fokus der Leserin und verdeutlicht, dass sie viel mehr war als „die Muse Picassos“.
Neben Doras Geschichte war es für mich mal wieder faszinierend zu sehen, wie groß die Kunstszene von Paris eigentlich vor dem zweiten Weltkrieg war. Man Ray, Simone de Beauvoir, Sartre… Und alle haben sich gekannt! Wirklich unglaublich…
Obwohl ich sowohl Dora Maar, als auch Picasso, über den man natürlich auch so einiges erfährt, wirklich interessant finde und definitiv viel über sie gelernt habe, konnte der Roman mich irgendwie nicht vollständig packen. Ich habe nicht richtig in einen Lesefluss hineinfinden können und tat mich mit dem Schreibstil oder dem Romanaufbau irgendwie schwer. Ich kann nicht richtig einordnen, woran dies lag, vielleicht gab es zu wenig Spannung oder ich habe in letzter Zeit zu viele Romane dieser Art gelesen oder war insgesamt nicht wirklich in Lesestimmung… Dennoch ist der Roman ein großartiges Werk über Dora Maar und gibt ihr eine Stimme, die sie unbedingt verdient hat! Zudem ist Bettina Storks eine großartige Autorin, die es versteht eine Geschichte gut und nachvollziehbar aufzubauen.
Daher empfehle ich das Buch absolut, wenn man mehr über Dora Maar oder im Allgemeinen von starken Frauen lesen möchte!

Mein Fazit: Ich fand Doras Geschichte im Grunde sehr faszinierend und bin begeistert, wie sie versucht hat, sich an der Seite Picassos zu behaupten und schließlich um sich selbst kämpfen musste. Dennoch hatte ich ein wenig Schwierigkeiten beim Lesen und vergebe daher nur 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 01.08.2021
Solange es Liebe gibt
Münzer, Hanni

Solange es Liebe gibt


ausgezeichnet

Julie ist eigentlich eine lebenslustige und fröhliche Frau. Mit Jannik an ihrer Seite hat sie das Gefühl, alles schaffen zu können, denn ihr Leben ist endlich perfekt. Durch Jannik ist sie stark und mutig und kann sich den Widrigkeiten des Alltags stellen, ihre Kinder runden das Glück ab. Als sie ihre Familie jedoch bei einem Unfall verliert, verliert auch ihr Leben seinen Sinn…
An der Stelle, als Julie von dem Unfall erfährt, standen mir beim Lesen das erste Mal Tränen in den Augen. Der Schreibstil von Hanni Münzer ist fesselnd und bewegend, die personale Erzählperspektive ist so gut dargestellt, dass ich mich der Protagonistin wahnsinnig nah gefühlt habe. Auch als Julie sich anschließen in ihrem Haus verbarrikadiert und von der Außenwelt abschottet, habe ich mit ihr gelitten. Schließlich verliert Julie alles und nur durch das couragierte Auftreten des angehenden Polizisten Jason erfährt sie vom Tod ihres Vaters und kehrt zurück in ihre Heimat. Die Unterstützung, die sie dort erhält ist atemberaubend und wunderschön. Als Erbin einer großen Kaffeemanufaktur hat sie plötzlich Verantwortung und muss sich dem Leben stellen. Ihre Entwicklung ist hierbei sehr gut dargestellt. Nichts geschieht plötzlich und dennoch ist klar, dass sie sich langsam, aber sicher, zurück ins Leben kämpft. Gerade der kleine Niki und der Hund Chaloú sind dabei eine große Unterstützung und sind auch mir sehr ans Herz gewachsen.
Durch die zwei wechselnden Zeitebenen, in denen der Roman erzählt wird, bleibt es gerade am Anfang interessant und wird trotz der schweren und eher unspektakulären Zeit von Julie nicht langweilig. In der Vergangenheit geht es um Klara, die in eher schwierigen Familienverhältnissen aufwächst und sich eigentlich nur nach Liebe sehnt… Auch ihr Schicksal hat mich schwer getroffen und obwohl sie Dinge tut, die ich definitiv verurteile, tut sie mir unendlich leid…
Insgesamt sind aber wirklich alle Figuren sehr gut charakterisiert und gezeichnet. Sympathien und Antipathien werden schnell deutlich und machen die Geschichte realistisch und greifbar.
Durch das große Erbe von Julie und der damit verbundenen Machtgier entwickelt sich neben der Geschichte um Julie selbst aber auch wieder eine kleine Kriminalgeschichte, ohne die es in den Romanen der Autorin irgendwie immer nur schlecht funktioniert. Während mir diese in „Solange es Schmetterlinge gibt“, jedoch überhaupt nicht zusagte, fügt sich die mögliche Intrige in dieses Buch wunderbar ein. Die Geschichte ist absolut authentisch und kommt mit einer guten Prise Spannung daher.
Neben der fiktiven Geschichte baut Hanni Münzer zudem mal wieder historische Hintergründe ein und beschäftigt sich erneut mit dem Antisemitismus während des Nationalsozialismus, was mir sehr gut gefallen hat.
Unglaublich gelungen sind auch die Kapitelüberschriften, die immer mit einem kleinen Liebesbekenntnis von Jannik an Julie beginnen, welche die beiden sich täglich geschrieben haben. Jedes Mal ging mir das Herz ein bisschen auf, ob dieser wunderschönen Idee…
Als einzigen kleinen Kritikpunkt habe ich (mal wieder), dass man die Reihenzugehörigkeit nirgendwo auf den Buchklappen oder zum Romanbeginn erkennen kann. Dies finde ich immer sehr schade, denn obwohl die Bücher unabhängig von einander lesbar sind, fühle ich mich durch das Weglassen der Verbindungen immer ein wenig getäuscht…

Mein Fazit: Ich hatte beim Lesen wirklich viel Spaß und habe den Roman innerhalb kürzester Zeit durchgelesen. Berührend und nachdenklich, aber auch spannend und unterhaltsam berichtet die Autorin, wie sich Julie ins Leben zurückkämpft, wie das Schicksal manchmal zuschlägt und wie Verantwortung einen aufrecht halten kann. Der mitreißende Schreibstil der Autorin, die leichte und dennoch bewegende Handlung mit tiefgreifenden Themen und tollen Figuren lassen Einen eintauchen in eine Geschichte, die berührt, aufrüttelt und wunderbare Lesestunden verspricht! Ich vergebe 5 von 5 Sternen und bin, wieder einmal, begeistert von Hanni Mü

Bewertung vom 25.07.2021
Alle Farben des Regens
Winter, Jessica

Alle Farben des Regens


ausgezeichnet

„Jeder hat seine persönliche Wahrheit […]. Das, was er über sich selbst glaubt, von sich selbst denkt. Und ich glaube fest daran, dass wird anhand dessen die Dinge suchen und finden, von denen wir denken, dass wir sie verdienen.“

„Alle Farben des Regens“ ist ein Roman von Jessica Winter. Er erschien im Juni 2021 im Tinte und Feder-Verlag von Amazon Publishing und ist in sich abgeschlossen.
Arya hat mit ihrer Jugendliebe abgeschlossen. Eigentlich, denn immerhin ist sie mit jemand anderem verlobt. Als Kasey jedoch Jahre nach seinem plötzlichen Verschwinden wieder vor ihr steht, bringt er Aryas sorgfältig aufgebautes Leben vollkommen durcheinander und erinnert sie an die Gefühle und Schmerzen von damals….

Jessica Winters neuster Roman ist emotional, berührend und herzzerreißend. Und das von der ersten Seite an. Durch den unglaublich intensiven und tollen Schreibstil hatte ich von Anfang an das Gefühl, mich mitten in der Handlung zu befinden. Durch die Perspektivwechsel und Rückblicke bleibt die Handlung im gesamten Buch spannend und interessant. Die Vergangenheit von Arya und Kasey wird nur langsam aufgedeckt, sodass sich erst im Laufe der Zeit ein wirkliches Gesamtbild über ihre gemeinsame Zeit ergibt und die Handlung dadurch nur schwer vorhersehbar ist.
Die wechselnde Ich-Perspektive von Arya und Kasey bringt ihre Gedanken und Gefühle absolut authentisch rüber und nicht selten bekam ich Gänsehaut oder musste sogar kleine Tränen wegblinzeln. Die Geschichte der Beiden ist atemberaubend und tiefgreifend. Sie sind verbunden durch eine gemeinsame Kindheit und Jugend, die sie unaufhaltsam aneinandergeschweißt und dennoch ebenso unaufhaltsam auseinandergebracht hat.
Jahre später kämpft Arya noch immer mit dem Verlust ihres besten Freundes und ihrer ersten großen Liebe. Seit dieser Zeit hat sie Verlustängste, meidet Konflikte und ist stets darauf bedacht, es allen recht zu machen. Gleichzeitig steht sie jedoch mit ganzer Kraft denjenigen zur Seite, die sie liebt und gerade ihr Einsatz für ihre Vorschulkinder sucht seines Gleichen. Dass Kaseys Auftauchen sie aus ihrem Gleichgewicht bringt, konnte ich sehr gut nachvollziehen, denn obwohl nach Außen hin alles nach einem Bilderbuchleben aussieht, hadert Arya unterbewusst mit ihrem Leben und gerade mit ihrer Beziehung. Ihr Freund Peter ist nämlich ein egozentrisches Ar******* und hat sofort eine klare Antipathie bei mir ausgelöst. Sehr gefallen hat mir daher auch Aryas Entwicklung und ihr späterer Umgang mit Peter, aber auch mit Kasey. Sie beginnt nämlich, sich nicht mehr alles gefallen zu lassen und aus ihrem Schneckenhaus herauszukommen. Natürlich spielt hierbei auch Kasey eine Rolle…
Auch Kasey und seine Kinder haben mir sehr gut gefallen. An Kasey mochte ich seine Selbstreflektion und den nun großartigen Einsatz für seine Kinder. Er geht an seine Grenzen und kämpft zeitgleich mit seinen Selbstzweifeln, die eigentlich nur Arya vollständig nachvollziehen kann, denn nur sie kennt seine gesamte Geschichte.
Die Annäherung von Arya und Kasey sowie die Besonderheit ihrer Beziehung ist unglaublich gefühlvoll und emotional. Die eingebauten Themen sind gut und tiefgründig gewählt und bewegen sich an vielen Stellen nicht gerade auf einfachem Terrain. Obwohl die Liebesgeschichte also wirklich romantisch und zum Dahinschmelzen ist, verbergen sich auch schwere Themen wie häusliche Gewalt und emotionale Abhängigkeit im Roman. Diese Kombination hat mir sehr gut gefallen, da sie auch zum Nachdenken anregt und nicht nur oberflächlich eine Lovestory darstellt.

Mein Fazit: „Alle Farben des Regens“ ist ein Wechselbad der Gefühle mit vielen Emotionen, unglaublich toller Handlung und wunderbar authentischen Figuren. Ich habe den Roman geliebt und vergebe daher 5 von 5 Sternen!

Bewertung vom 25.07.2021
Zwei Versprechen / All in Bd.2
Scott, Emma

Zwei Versprechen / All in Bd.2


ausgezeichnet

„Liebe kennt keine Schranken, keine Regeln, sie zieht niemanden vor. Und sie hat keine Grenzen.“

„All In – Zwei Versprechen“ ist ein New-Adult-Roman von Emma Scott. Er erschien in Januar 2019 im Lyx Verlag und ist der zweite Band der „All-In-Dilogie“.

[Achtung, Spoiler, wenn Band 1 unbekannt]

Nach Jonahs Tod stehen Theo und Kacey vor einem großen schwarzen Loch – Kacey stürzt ab und der Einzige, der sie retten kann ist Theo. Langsam entwickelt sich mehr als Freundschaft, doch darf Liebe zwischen ihnen eine Chance bekommen? Beide stehen vor einer großen Herausforderung und müssen mit ihren Gefühlen, ihrer Hoffnung und ihren Zweifeln kämpfen…

Ja, ich war sehr skeptisch, was den zweiten Band der „All In“-Reihe betraf. Ich war unsicher, ob mir die Entwicklung gefallen würde, aber nun habe ich ihn gelesen und ich habe ihn geliebt. Kaceys und Theos Geschichte war für mich deutlich flüssiger, berührender und emotionaler als der erste Band.
Ich finde es unglaublich nahegehend, wie die beiden mit ihren Gefühlen kämpfen, mit den Vorurteilen der anderen zurechtkommen müssen und zeitgleich auch die eigenen Vorbehalte gegen eine gemeinsame Beziehung bewältigen müssen.
Sie müssen eine große Trauer bewältigen und tun dies jeder auf seine Weise. Kacey fällt in alte Muster zurück und nur durch großes Glück gelingt es Theo, sie hieraus zu retten. Letztlich irgendwie Ironie des Schicksals und vielleicht auch ein wenig konstruiert wirkend - erst wird sie vom einen Bruder gerettet - dann vom anderen… Dennoch aber irgendwie herzzerreißend und romantisch.
Die Verknüpfung der beiden Romanteile gelingt mühelos und ist für mich schlüssig, auch wenn ich zunächst skeptisch war. Das Grundthema des Romans finde ich sehr spannend, denn es beschäftigt sich mit der Frage, wie man mit dem Tod eines geliebten Menschen umgeht und in wie weit man Rücksicht auf das Vergangene nehmen muss, um in der Zukunft glücklich zu sein. Der Umgang mit diesen Gedanken und das Verhalten von Kacey und Theo sowie von Freunden und Familie ist für mich plausibel und authentisch dargestellt, lediglich die Entscheidung am Ende hat mich ein wenig überrascht…
Ich denke, insgesamt ist dies ist wirklich ein schweres Thema, dass man erst dann beurteilen kann, wenn man selbst in einer solche Situation steckt und das wünscht man letztendlich einfach niemanden. Trotzdem glaube ich, dass jeder es verdient hat, im Leben glücklich zu sein. Dabei sollte man nicht an der Vergangenheit hängen bleiben und sehen, was war oder was gewesen wäre. Man sollte sich auf das konzentrieren, was sein kann und was einen gerne in die Zukunft schauen lässt. Man muss die Vergangenheit loslassen können und das ist eine Botschaft, die der Roman unglaublich gut vermittelt.
Für mich passte hier einfach alles: Emotionen, Leidenschaft, Handlung, Figuren. Ich habe mich beim Lesen absolut wohlgefühlt und kann den Hype um die Buchreihe nun besser verstehen als nach dem ersten Band.
Der Schreibstil ist wie schon zuvor mitreißend und flüssig. Erneut wird auch der Titel gut aufgegriffen, was immer sehr gut gefällt.

Mein Fazit: „All In – Zwei Versprechen“ – war für mich deutlich besser als der erste Band der Reihe, ich konnte mich in der Geschichte verlieren und fand sie absolut wunderschön und authentisch. Daher gibt’s 5 von 5 Sternen und eine definitive Leseempfehlung. Sollte euch Band 1 nicht gefallen haben, gebt Band 2 eine Chance, er hat sie verdient!

Bewertung vom 24.07.2021
Kaktusfeigen (eBook, ePUB)
Castronovo, Anna

Kaktusfeigen (eBook, ePUB)


sehr gut

„Jeder hat sein eigenes Meer im Herzen, das uns immer wieder seine Wellen spüren lässt. Und du weißt, jeder muss seinen Träumen folgen, um nicht unterzugehen.“

Auf den ersten Buchseiten hielt ich „Kaktusfeigen“ für einen netten und unterhaltsamen Roman, der leicht ins Alberne tendiert und somit leichte Unterhaltung verspricht. Ich mag diese Art der Romane nicht ganz so gern, weswegen ich zunächst ein wenig enttäuscht war, aber zum Glück trotzdem weitergelesen habe! Die Romanthematik und -stimmung verändert sich nämlich im Laufe der Handlung und wechselt von albern und übertrieben zu tiefgründig und spannend. Zwar gibt es auch immer wieder Abschnitte oder Passagen, in denen die eher lustige Atmosphäre zurückkehrt, die spannenden und interessanten Passagen überwiegen aber glücklicherweise. Insgesamt kann ich mich mit diesen Abschnitten deutlich besser identifizieren und habe mich wohler gefühlt, wenn Lindas Mutter nicht in die Handlung involviert war. Mit dieser geht nämlich nicht nur die Albernheit einher, sondern auch der bayerische Dialekt, den ich nicht gerne lesen mag.
Linda als Protagonistin und auch ihre italienische Familie haben mir hingegen sehr gut gefallen. Ich finde Lindas Handeln und ihren überstürzten Aufbruch nach Italien unglaublich mutig und kann absolut verstehen, was sie dazu bewogen hat. Sie möchte ihren Vater kennenlernen und ihre eigenen Wurzeln finden und beweist dabei wohl mehr Courage als in ihrem gesamten bisherigen Leben. Ihre Entwicklung wird im Roman sehr deutlich, denn während sie zu Beginn noch eher zurückhaltend ist und es allen rechtmachen möchte, erkennt sie schließlich, dass sie durchaus auch mal ihre eigenen Wünsche durchsetzen kann.
Die Suche nach ihrem Vater gestaltet sich nicht so leicht wie gedacht und auch der angebliche Tod ihrer Zwillingsschwester scheint plötzlich Rätsel aufzugeben. Zum Glück erhält Linda bei ihrer Suche Unterstützung von ihrer italienischen Familie, die genauso herzlich und chaotisch ist, wie man sich eine solche Familie vorstellt. Die Darstellung ist Anna Castronovo meines Erachtens sehr gut gelungen!
Auch der Schreibstil ist insgesamt sehr schön. Die Geschichte lässt sich sehr leicht und flüssig lesen, die Buchseiten fliegen nur so dahin und die Spannung in der Handlung tut ihr Übriges, sodass man den Roman eigentlich kaum beiseitelegen kann.
Gefallen hat mir zudem, dass neben der fiktiven Geschichte auch reale und wichtige Themen, wie die Flüchtlingsproblematik aufgegriffen und gut in die Handlung eingebaut werden. Es werden unterschiedliche Sichtweisen dargestellt und am Romanende mit einer weiteren Erklärung und näheren Hintergrundinfos abgerundet.
Der Roman endet schließlich mit einem schönen Ausblick auf den folgenden Band der Reihe. Ich freue mich sehr auf die Fortsetzung und habe diesbezüglich nur eine kleine Kritik. Ich würde mir bei solchen Buchreihen immer wünschen, dass schon auf dem Buchcover (egal, ob vorne oder hinten) oder spätestens auf den ersten Seiten, deutlich erkennbar ist, dass es sich nicht um einen Einzelband handelt! Dies macht es dem Leser viel einfacher zu erkennen, was für einen Roman er vor sich hat. So wird man nicht ggf. enttäuscht, dass Handlungsstränge offenbleiben und wird gleichzeitig davor bewahrt, die falsche Reihenfolge beim Lesen zu wählen.

Mein Fazit: Insgesamt ist „Kaktusfeigen“ ein sehr gelungener Reihenauftakt. Mit viel Charme und einer guten Prise Humor erzählt die Autorin eine Geschichte über die Suche nach der eigenen Herkunft und dem Zusammenhalt einer Familie. Gleichzeitig mangelt es nicht an Spannung und dem Bezug zu realen Problemen. Mir hat das Lesen sehr viel Spaß gemacht, weshalb ich 4 von 5 Sternen vergebe und mich sehr darauf freue, zu erfahren, wie es mit Linda und ihrer Familie weitergeht.

Bewertung vom 21.07.2021
Die verborgenen Stimmen der Bücher
Collins, Bridget

Die verborgenen Stimmen der Bücher


sehr gut

„Bücher wollen brennen. Sie gehen in Flammen auf, denn … die Erinnerungen wollen nicht in ihnen bleiben.“

„Die verborgenen Stimmen der Bücher“ ist ein Roman von Bridget Collins. Er erschien im Februar 2019 im Aufbau Verlag und ist in sich abgeschlossen.
In Emmetts Welt sind Bücher geächtet, dennoch ziehen sie ihn magisch an und schließlich wird er sogar als Lehrling in eine Buchbinderei geschickt. Er beginnt zu verstehen, warum die Menschen Bücher meiden und ihnen mit großer Skepsis entgegentreten und erkennt außerdem, dass auch in seiner eigenen Geschichte ein Geheimnis verborgen ist…

Würdest du deine Erinnerungen aufgeben, wenn du die Chance dazu hättest? – Dies ist eine der zentralen Fragen, die man sich unwillkürlich stellt, wenn man den Roman von Bridget Collins liest. Mit großem erzählerischem Geschick baut die Autorin eine Geschichte auf, die man sich nur schwer vorstellen kann. Erinnerungen werden in Bücher gebunden, ob freiwillig oder nicht, spielt dabei nicht für jeden eine Rolle. Emmett muss sich mit vielen Dingen auseinandersetzen, die häufig verwirrend und beängstigend sind, gleichzeitig aber auch immer eine Frage ans eigene Gewissen darstellen. Mich hat diese Buchthematik fasziniert und begeistert und ich hätte mir hier tatsächlich mehr Konflikte gewünscht, als letztendlich entstehen.
Der Roman ist in drei Teile unterteilt und plötzlich kommt es zu einer Wendung, die ich absolut nicht erwartet hätte. Das Thema, das mit Emmetts Vergangenheit einhergeht, ist zwar grundsätzlich ebenso spannend und birgt viel Konfliktpotential, trotzdem hat der Themenwechsel mich überrascht und nicht vollkommen überzeugt. Ebenso erging es mir mit dem dazugehörigen Perspektivwechsel, der zwar in der Ich-Erzählung bleibt, aber eben aus einer anderen Sicht berichtet.
Der Erzählstil ist interessant und ungewohnt. Durch die Ich-Perspektive wirkt zunächst alles ein wenig wirr und seltsam, dieses legt sich aber im Laufe der Handlung, wenn auch Emmett mehr und mehr versteht.
Emmett selbst gefällt mir sehr gut. Er ist aufrichtig, ehrlich und ist sehr empathisch. Ich hätte mir gewünscht, mehr von seiner schließlichen Entwicklung zu erfahren und bin daher sehr traurig über den Perspektivwechsel am Ende des zweiten Buchteils. Insgesamt ist der Roman aber dennoch gut und logisch aufgebaut. Im zweiten Teil geht es für kurze Zeit in die Vergangenheit, in der man erfährt, wie es Emmett bis zum Beginn der Handlung ergangen ist. Die aufgegriffenen Thematiken sind nicht gerade leicht und ich hatte immer wieder Gänsehaut beim Lesen. Insgesamt ist die Atmosphäre im Roman an vielen Stellen nahezu greifbar und wechselt zwischen bedrohlich/bedrückend/verwirrend und glücklich/hoffnungsvoll/fröhlich.
Leider gibt es im Roman aber auch einige Längen und manchmal fiel es mir schwer, vollkommen in das Buch einzusteigen. Dies liegt für mich hauptsächlich an dem eigenwilligen Schreibstil, ein wenig aber aber auch an der teilweise schweren Thematik.

Mein Fazit: Insgesamt muss ich sagen, dass ich mich mit dem Lesen zwar teilweise ein wenig schwertat und ich mir insgesamt vielleicht einen etwas anderen Handlungsverlauf gewünscht hätte, der Roman aber trotzdem irgendwie großartig ist. Die Thematik, die Handlungswechsel und die Gänsehautmomente bei der Vorstellung daran, was passieren würde, wenn Erinnerungen wirklich aufgegeben werden könnten, waren einfach großartig und faszinierend. Ja, der Roman ist eigenwillig und ich kann verstehen, wenn man sich mit dem Lesen schwertut. Aber ich finde auch, dass es sich um ein faszinierendes Werk handelt, dass absolut Beachtung verdient hat! Von mir gibt es daher 4 von 5 Sternen!

Bewertung vom 11.07.2021
Brennendes Grab / Kate Burkholder Bd.10
Castillo, Linda

Brennendes Grab / Kate Burkholder Bd.10


sehr gut

„Gott lässt nicht zu, dass guten Mädchen so etwas passiert. Sie muss etwas getan haben, was ihn in Versuchung geführt hat…“

Wer die Thriller- oder Krimireihe um Kate Burkholder kennt, kennt auch den grundsätzlichen Buchaufbau. Es geht in erster Linie nicht nur um den zu lösenden Fall, sondern eben auch viel um Kate Burkholder persönlich. Zudem ermittelt sie eigentlich immer in der amischen Gemeinde ihres Polizeireviers und stößt dort auf Zeugen, die mauern und nur selten sofort die Wahrheit sagen. Nichtsdestotrotz löst sie die Fälle durch Hartnäckigkeit, Einfühlungsvermögen und Rafinesse. Nicht selten bekommt sie dabei Unterstützung durch ihren Lebensgefährten und ebenfalls Polizisten Tomasetti.
Diesem Schema folgt auch der zehnte Band den Buchreihe und ich würde wirklich empfehlen, die Bücher mit einigem Abstand zueinander zu lesen. Liest man sie nämlich direkt nacheinander, kann einen die Ähnlichkeit der Fälle tatsächlich ein wenig langweilen. So ging es mir jedenfalls.
Diesen Band habe ich daher ebenfalls deutlich später als die vorherigen Teile gelesen und hatte wirklich Spaß an der Story. Linda Castillo schreibt spannend und mitreißend, die Atmosphäre ist passend zum Mordfall düster und rätselhaft, an geeigneten Stellen aber auch locker und fröhlich.
Bis zum Ende hatte ich keine Idee, wer der Mörder gewesen sein könnte. Es gibt überraschende Wendungen, viel Dramatik und Spannung.
Durch die Ich-Perspektive von Kate Burkholder erhält man als Leser einen guten Einblick in ihre Ermittlungen und kann nachvollziehen, was sie herausfindet und zu welchem Schluss sie dabei kommt. Zudem bekommt man viele Einblicke in ihr persönliches Leben und sieht im Laufe der Buchreihe eine deutliche Entwicklung von ihr.
Neben dem Mordfall werden aber auch wieder weitere wichtige Themen angeschnitten und beleuchtet. Auch das Leben der Amischen wird gut dargestellt und erläutert, in manchen Punkten aber auch kritisch hinterfragt. Ich finde, man bekommt in der gesamten Buchreihe einen guten Eindruck auf die Lebensweise und die Kultur der Amischen, wenn mir auch ein wenig missfällt, dass die negativen oder weniger schönen Seiten im Roman immer direkt zum Mord führt und man das Gefühl bekommt, dass ständig Morde in der amischen Gesellschaft passieren.

Men Fazit: Insgesamt gefallen mir an der Buchreihe einfach das Setting, die Hauptfigur Kate Burkholder und der grundsätzliche leichte aber trotzdem mitreißende Aufbau der jeweiligen Tat. Genauso erging es mir auch mit „Brennendes Grab“. Ich hatte einige spannende Lesestunden und vergebe daher 4 von 5 Sternen für den zehnten Thriller um Kate Burkholder.