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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anne
Wohnort: 
Schweighofen

Bewertungen

Insgesamt 172 Bewertungen
Bewertung vom 02.04.2020
Je tiefer das Wasser
Apekina, Katya

Je tiefer das Wasser


ausgezeichnet

Nach dem Selbstmordversuch ihrer psychisch erkrankten Mutter wohnen die 14 und 16 Jahre alten Geschwister Edith und Mae bei ihrem Vater, einem Schriftsteller in New York, den sie seit dem Kleinkindalter nicht mehr gesehen haben. Während Mae ihr neues Zuhause und die ungewohnte Zuneigung ihres Vaters regelrecht geniest, leidet Edith unter der Trennung ihrer geliebten Mutter und ihrer gewohnten Umgebung.

In kurzen, teilweise sehr kurzen Abschnitten kommen die unterschiedlichen Personen zur Sprache. Die Geschichte wird größtenteils chronologisch forterzählt, jedoch wechseln die erzählenden Personen in jedem Abschnitt. So erfährt der Leser die ganz unterschiedlichen Einstellungen von Mae und Edith sowie von zahlreichen Freunden und Bekannten der Familie. Die Mutter, um die sich alles dreht sowie der Vater kommen nur indirekt, teilweise auch durch Rückblicke in Briefe, bzw. letzterer durch Interviews zur Sprache. Weitere Informationen erhält der Leser durch mehrere Krankhausberichte. Wie kleine Puzzelteile wirken die einzelnen Abschnitte. Alle zusammen ergeben sie ein facettenreiches Bild der ganzen Situation.

Das Handeln der anfänglichen Rabenmutter wird mit der Zeit so immer verständlicher. Aber nicht nur die Mutter, alle an der Geschichte beteiligten Personen sind seelisch gebrochen. Ein besonderer Moment ist es, wenn dem Leser klar wird, dass der Vater als Schriftsteller ein Märchen, welches stark an eine seltsam veränderte Version von Hänsel und Gretel erinnert und welches er angeblich übersetzt und interpretiert hat, in Wirklichkeit selbst erfunden hat. Nur in dieser mythischen Fantasiewelt konnte er versteckt seinen Schmerz über die Trennung seiner Frau und Kinder verarbeiten.

Tief in die Seele lässt die Autorin den Leser in die an der Geschichte beteiligten Personen blicken und überlässt es ersterem sich ein Urteil über deren Denken und Handeln zu bilden.

Bewertung vom 02.04.2020
Das Evangelium der Aale
Svensson, Patrik

Das Evangelium der Aale


ausgezeichnet

Hier dreht sich alles um den Aal. Von seiner Entstehung in der Sargassosee bis hin zu seinem Tod. Dazwischen erwarteten diesen eigenartigsten aller Fische, den man in der Geschichte des Öfteren noch nicht mal als Fisch anerkannt hat, viele Zwischenstationen und ein durchaus langes Leben. Doch trotz intensiver Erforschung seit der Antike ist uns vieles am Leben der Aale immer noch ungekannt.

In weiten Teilen könnte man Patrik Svenssons Werk eher als Sachbuch denn als Roman bezeichnen. Detailgenau beschreibt er das erstaunliche Leben und den Weg des Aals. Kürzere Kapitel zwischen diesen wissenschaftlichen Erläuterungen erzählen von der Leidenschaft eines Vaters und seines Sohnes, die mit nichts lieber ihre Freizeit verbringen möchten als Aal zu angeln.

Trotz der vielen wissenschaftlichen Abhandlung liest sich das Buch wie ein spannender Roman. Das liegt zum einen sicher an der Erzählgabe des Autors als auch an der wirklich interessanten Thematik rund um den Aal, den man zurecht als ein bis ungelöstes Mysterium bezeichnen kann.

Bewertung vom 02.04.2020
Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)
Hardy, Vashti

Das Wolkenschiff - Aufbruch nach Südpolaris (Das Wolkenschiff 1)


ausgezeichnet

Die Familie von Arthur und Marie sind wahre Abenteurer. Ihre verstorbene Mutter war einst eine begabte Ingenieurin. Ihr Vater begab sich mit einem Wolkenschiff auf eine Expedition zur Erforschung von Südpolaris. Doch von dort kehrt er nicht mehr zurück und wird sogar eines Verbrechens bezichtigt. Um mehr über dessen Verbleib und die genaueren Umstände zu erfahren wollen die beiden Zwillinge auf einer erneuten Expedition mit der berüchtigten jungen Forscherin Harriet Culpeffer auf einem Wolkenschiff ebenfalls nach Südpolaris reisen.

Das Buch ist ein Abenteuerroman ganz nach den Werken von Jules Vernes. Kindgerecht und mit viel Fantasie erzählt die Autorin die außergewöhnliche Geschichte zweier mutiger Geschwister, die auf der Suche nach ihrem verschollenen Vater die halbe Welt umreisen. Zunächst beginnt die Geschichte eher gemächlich, indem vor allem das Leid der beiden scheinbaren Waisenkinder und ihrem Schicksal im Vordergrund steht. Erst nach dem ersten Drittel des Romanes bricht die Expedition zu ihrer Reise auf. Doch dann wird die Handlung auf einmal sehr fantastisch und turbulent. Großartig ist die Beschreibung in dem sich das Haus von Harriet Culpfeffer in ein Wolkenschiff sondergleichen verwandelt. Ab nun folgt eine Abenteuerreise mit viel Spannung und Fantasie.

Bewertung vom 20.01.2020
Die Ewigkeit in einem Glas
Kidd, Jess

Die Ewigkeit in einem Glas


ausgezeichnet

Ein Kind verschwindet. Doch nicht die Polizei wird von dem angeblichen Vater eingeschaltet, sondern die Privatermittlerin Bridie. Dabei handelt es sich keinesfalls um ein gewöhnliches Kind, sondern um eine Art Monstrum, so jedenfalls wird das Mädchen von den Wenigen beschrieben die es je gesehen haben. Und so begibt sich Bridie auf eine mysteriöse Spurensuche. Immer an ihrer Seite ist Ruby, ein toter Boxer, dessen Geist außer ihr niemand sehen kann.
Die Schriftstellerin hat einen unverkennbaren Stil. Äußerst skurril und morbide sind ihre Protagonisten. Aber auch das Umfeld in dem das Geschehen spiel ist düster und geheimnisumwoben, beschrieben von einer blumigen Sprache die so ganz im Gegensatz zu der eigentlichen Szenerie zu sein scheint. Tote spielen wie immer bei Jess Kidd eine zentrale Rolle. Insgesamt ein Krimi der ganz besonderen Art.

Bewertung vom 20.01.2020
Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger / Die Fowl-Zwillinge Bd.1
Colfer, Eoin

Die Fowl-Zwillinge und der geheimnisvolle Jäger / Die Fowl-Zwillinge Bd.1


ausgezeichnet

„Die Fowl Zwillinge“ ist ein Folgeroman der Artemis Fowl-Reihe. Myles und Beckett sind die jüngeren Brüder des berühmten Artemis, der sich inzwischen auf dem Weg zum Mars befindet. Das Genre ist eine interessante Mischung aus Fantasy und Science Fiction.

Die ungleichen Zwillinge, einer hochbegabt, der andere auch intelligent aber eher kindlich, geraten unfreiwillig in Geiselhaft einer finsteren Nonne, die sie als Köder für die geheimen Unterirdischen missbraucht. Als weitere Darsteller der Geschichte tauchen u. a. ein Kobold mit Superkräften, eine Welfe (eine Mischung Wichtel und Elfe), ein Graf, der auf der Suche nach der Unsterblichkeit ist sowie ein Mönch, der letztere bereits gefunden hat, auf. Die beiden Zwillinge sind so schräg, dass sie teilweise schon nerven. Eine insgesamt sehr bizarre und eigenwillige Geschichte, die jedoch ganz in der Tradition ihrer Vorgängerreihe steht und unverwechselbare Züge ihres Autors trägt.

Bewertung vom 20.01.2020
Das Geheimnis von Shadowbrook
Fletcher, Susan

Das Geheimnis von Shadowbrook


sehr gut

Die junge Frau Clara, die seit ihrer Kindheit die Glasknochnkrankheit hat, kommt auf ein Landgut um dort als Botanikerin in einem Gewächshaus zu arbeiten. Doch schon bald wird ihr klar, dass in den alten Gemäuern etwas nicht stimmt. Eine alte mysteriöse Familiengeschichte macht ihre Runden, doch so recht über die Vergangenheit sprechen mögen sowohl die Bediensteten als auch die Anwohner nicht. Angeblich soll es spucken. Doch daran will die aufgeklärte Clara nicht glauben und sucht hartnäckig nach der Wahrheit. Dabei kreisen sich ihre Gedanken auch immer wieder über ihre eigene Vergangenheit, über ihre verstorbene Mutter und den unbekannten Vater.

Das Thema ist sicher interessant, doch hätte man aus dem Stoff sicher etwas mehr machen können. Teilweise zieht sich die Handlung etwas in die Länge oder wird etwas zu sehr sentimental. Die Sprecherin der Hörbuchfassung hat leider auch eine sehr monotone Erzählweise und eine etwas sehr liebliche Stimme, was das Geschehen noch mehr aushöhlt. Natürlich mochte ich als Leser/Hörer wissen was es nun mit den Spukgeschichten auf sich hat, weswegen ich mich dennoch immer wieder versuchte in die Handlung reinzuversetzen. Und wenn man die Tiefphasen des Romans überwunden hat, wird man tatsächlich mit unerwarteten Wendungen überrascht.

Bewertung vom 23.01.2019
Das letzte Schaf
Hub, Ulrich

Das letzte Schaf


ausgezeichnet

Nicht Menschen, sondern Schafe begrüßen das Neugeborene, auf das alle so lange gewartet haben. Es ist auch kein Junge, sondern ein Mädchen. Und auch sonst ist so manches äußerst kurios an der etwas anderen Weihnachtsgeschichte. Ganz frei,neu und äußerst humorvoll interpretiert der Autor die Geschehnisse rund um die Geburt des Sohnes – hier natürlich der Tochter – Gottes. Liebevoll erzählt, ist diese Geschichte sicher bestens für Kinder geeignet, den steten Sarkasmus hinter dem Geschehen ist dann aber wohl eher was für Erwachsene.

Bewertung vom 22.10.2018
Weit weg von Verona
Gardam, Jane

Weit weg von Verona


gut

„Weit weg von Verona“ ist Jane Gardams erster Roman. Er handelt von einem selbstbewussten 13-jähigem Mädchen in Großbritannien während des 2. Weltkriegs.

Jessica ist bedingungslos ehrlich. Sie steht zu ihrer Meinung und zeichnet sich damit als starker Charakter aus. Oft wirkt sie etwas altklug und man hat fast Zweifel ob das wirklich die Gedanken einer 13-Jährigen sind. Doch mit dieser Art hat sie es schwer Freunde zu finden. Die Leute sind ihr gegenüber argwöhnisch und nehmen oft Abstand. Darüber hinaus erzählt der Roman einiges über die harten Bedingungen die die britische Bevölkerung während des 2. Weltkriegs erdulden musste. Auch Jessica hat darunter zu leiden. Doch sie hat auch eine große Leidenschaft: die Literatur. Ihr großer Wunsch ist es Schriftstellerin zu werden.

Jane Gardam ist bekannt durch ihre hervorragende Romane um Old Filth. Und so hielt es wohl der Verlag für eine gute Idee auch aus dem Frühwerk der Autorin Kapital schlagen zu wollen. Doch weist dieser Roman noch einige Schwächen gegenüber seinen Nachfolgern auf. Die Beschreibung des Charakters von Jessica ist genauso wie bei Old Filth große Klasse. Doch weiß man nicht so recht wo die Geschichte hin will. Eine Entwicklung der Handlung ist nicht so recht zu erkennen und insgesamt wirkt der Roman noch etwas unfertig. Auch der Titel des Romans erschließt sich mir nicht, er hat nichts mit der Handlung zu tun.

Die Sprecherin der Hörbuchfassung ist großartig. Obwohl der Roman seine Schwächen und Längen hat hört man ihr gerne zu.

Bewertung vom 31.07.2018
Guten Morgen, Genosse Elefant
Wilson, Christopher

Guten Morgen, Genosse Elefant


ausgezeichnet

Der Roman von Christopher Wilson handelt in der Sowjetunion zur Regierungszeit Stalins. Er verbindet in gekonnter Weise tragische und satirische Elemente und führt den Leser in die Schreckensherrschaft eines Diktators ohne gleichen.

Zusammen mit seinem Vater wird der 12-jährige Juri zur Datscha Stalins gerufen. Grund dafür ist eine Erkrankung des Diktators, denn seine Leibärzte hat er aufgrund seines Misstrauens foltern und einsperren lassen. Juris Vater ist Tierarzt und damit laut Stalins Meinung vertrauenswürdiger als ein Humanmediziner. Dort angekommen werden Vater und Sohn getrennt. Juri bleibt nun stets in Stalins Nähe, wird zu dessen Vorkoster und engem Vertrauten. Denn aufgrund Juris Behinderung hält ihn der Diktator für einen Dummkopf und damit für unbedenklich. Doch die Erkrankung ist schlimmer als gedacht, was für Juri und seinen Vater dramatische Folgen hat.

Die Geschichte um die letzten Tage des Stählernen ist hinreichend bekannt sowie auch die unfassbaren Verbrechen denen sich der Diktator schuldig gemacht hat. Hinzufügen musste der Autor lediglich den Zooveterinär und seinen Sohn. Man mag es kaum glauben, aber Wilson hat es tatsächlich geschafft diesen unglaublichen Geschehen um die Herrschaft Stalins eine lächerliche Note zu verpassen. Was eigentlich nicht zusammenpasst: ein urkomischer Humor und der furchtbare Schrecken der von Stalin ausging werden hier verbunden. Man fühlt sich geradezu an Charlie Chaplins „Der große Diktator“ erinnert. Einfach ein großartiger Roman, zum Schreien komisch und zutiefst dramatisch.

Bewertung vom 31.07.2018
Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
Benjamin, Ali

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren


ausgezeichnet

Ali Benjamins Roman handelt von einem Mädchen, dass gerne alles verstehen möchte und seine über alles geliebte Freundin Franny verliert - zuerst nur psychisch, indem diese sich immer weiter von ihr abwendet und einen neuen Freundeskreis findet, schließlich durch ihren unerwarteten Tod.
In ihrer Verzweiflung unternimmt Suzy die verrücktesten Dinge um ihre Freundin zurückzugewinnnen. Doch das kommt bei den coolen Mädchen der neuen Clique gar nicht gut an. Suzy ist nun eine Ausgestoßene.
Nach dem Tod Frannys unternimmt Suzy die ausgeklügelsten Überlegungen. Sie stellt eine Zielsetzung und eine Hypothese auf, überprüft ihr Hintergrundwissen, lässt Variablen in ihre Überlegungen mit einfließen und führt eine Untersuchung durch. Alles ganz unter dem Schein der Wissenschaftlichkeit. Denn für Suzy steht fest, den Tod von der talentierten Schwimmerin Franny, die durch Ertrinken gestorben ist, kann nur eine Qualle verursacht haben. Da ihr niemand glaubt, versucht sie diese Überzeugung krampfhaft anhand ihrer wissenschaftlichen Herangehensweise anderen zu vermitteln. Am Ende steht ihr Fazit und das sieht anders aus als sie sich das selbst zu Beginn ihrer Untersuchung gedacht hätte.
Ein einfühlsamer und berührender Roman über den Tod, das Heranwachsen und die Probleme die damit verbunden sind. Aber auch eine interessante Erzählung über Quallen, ihre Lebensweisen, ihre Unterarten, Forschungsergebnisse usw. Ein ungewöhnliches und intelligentes Buch mit einem wunderschönen Cover, das perfekt zu der Geschichte passt.