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marcialoup

Bewertungen

Insgesamt 153 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2022
Drei Tage im August
Stern, Anne

Drei Tage im August


sehr gut

Zuckersüß und bitterfein...

Elfie, Ende 30 und Prokuristin der Pralinenmanufaktur Sawade, kämpft in sich noch hin und wieder mit den Dämonen ihrer Kindheit, den tiefsitzenden Ängsten, beigebracht durch ihre Großmutter, bei der sie aufgewachsen ist.
Nur in ihrem Pralinenladen werden die Dämonen vom Duft feinster Schokolade vertrieben. Die kleinen Kunst"stücke" sind Trost und Schmeichel für Gaumen und Seele.
Und dann ist da noch Franz Marcus, der in einem ganz anderen Metier auf ähnliche Art und Weise die ersten Momente in seinem Laden erspürt und genießt – in seiner Buchhandlung. Zwischen Büchern und Buchseiten in Geschichten zu versinken hilft, die aktuellen Gegebenheiten im Außen verblassen zu lassen. Damals wie heute...
Die Geschichte von Elfie ist überschattet von den Vorläufern des zweiten Weltkriegs. Die Kapitel erzählen die Geschichten der Pralinenmanufaktur Sawade, der Buchhandlung um Franz Marcus, des Museums von Erwin Pazunke und das Leben der alten Dame Madame Conte, deren Erzählungen Elfie gebannt lauscht und einer zuckersüßen Liebesgeschichte auf die Spur kommt. Außerdem schwebt noch ein Geheimnis einer speziellen Pralinenrezeptur über den Linden, die Elfie wiederbeleben möchte.
Und zwischendurch immer wieder ein Kapitel, das wie ein leiser Windhauch durch die Prachtallee „Unter den Linden“ hindurch weht, die Bäume, die ihre Geschichten in den Wind flüstern über raschelndes Blätterwerk, konstant, beobachtend, Veränderungen erspürend, beschützend, Schatten und Trost spendend.
Das Buch, mit schönem Cover von Kakaobohnen und dunkelrosa verzierten Randseiten, verführt mit seinen sinnlichen Beschreibungen der Pralinen und Schokoladen dazu, am liebsten sofort selbst zu probieren und es kann gut sein, dass die Pralinenmanufaktur Sawade dadurch ein paar Bestellungen mehr verzeichnen darf…
Meine Empfehlung!

Bewertung vom 19.09.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


sehr gut

Spürbar kalt

Es ist mein erstes Buch von Yrsa Sigurdardóttir. Dieses Cover hat mich sofort beeindruckt: schlicht, schwarz-weiß und gerade deshalb anziehend tiefgängig.

Im Prolog lernen wir Kolbeinn kennen. Nach dem Hausverkauf seiner Eltern finden die neuen Hausbesitzer bei Ausgrabungen im Garten einen rosa Kinderschuh. Warum rosa? Kolbeinn hat nur einen Bruder… Kurz darauf erleidet seine Mutter einen Herzinfarkt und sie möchte ihre Kinder - Kolbeinn, seinen Bruder und seine Schwester - noch einmal sehen. Wieso Schwester? Kolbeinn weiß nichts von einer Schwester…

Tjörvi, Dröfn, Bjólfur und Agnes sind mit Haukur ins isländische Hochland gefahren – mitten im Winter… Schwarze lange Nächte im Kontrast zu weißem, klirrend kaltem Schnee. Haukur muss an einer Messstation etwas erledigen und nimmt zu der ungewöhnlichen Tour gern abenteuerlustige Touristen mit.

Jóhanna und Þórir sind Teil eines Rettungsteams, das die vermissten Personen im isländischen Hochland finden soll. Sie stoßen auf eine eingeschneite Hütte, in der alles so aussieht, als sei sie gerade im Moment erst verlassen worden. Doch wo sind Tjörvi, Dröfn, Bjólfur, Agnes und Haukur?

An der nahegelegenen Radarstation, die nur von zwei Leuten betrieben wird, ereignen sich mysteriöse Dinge an der Türsprechanlage.

Was hat es mit dem rosa Kinderschuh auf sich? Wie sind diese Geschichten miteinander verknüpft? Sind sie das überhaupt?
Die Autorin versteht es brilliant, den Leser tief in die Geschichten hineinzuziehen.
Ich bin schon auf den ersten Seiten in Island angekommen und stapfe mit durch den spürbar kalten Schnee … Spannung in purer Landschaft!