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Greenie_Apple

Bewertungen

Insgesamt 238 Bewertungen
Bewertung vom 11.04.2021
Sommernacht
Foley, Lucy

Sommernacht


sehr gut

Wenn der schönste Tag im Leben zum Alptraum wird

Julia und Will - ein prominentes Vorzeigepaar - stehen kurz vor dem schönsten Moment ihres Lebens, ihrer Hochzeit. Beide um ihr gutes Image bemüht, planen sie für ihre Gäste ein Fest der Extraklasse. Doch ein Sturm zieht herauf - nicht nur auf der einsamen irischen Insel, auf der sie feiern, sondern auch in Bezug auf die Stimmung der Gäste. Nach und nach kommen die Geheimnisse der Einzelnen ans Licht und einer der Feiernden wird tot im Nebel aufgefunden. Motive scheint es auf jeden Fall reichlich zu geben.
Obwohl der Schreibstil recht flüssig war, zog sich der Beginn für mein Empfinden ein bisschen zu lang hin. Detailliert wurden die einzelnen Personen beschrieben, wobei entscheidende Informationen von der Autorin zunächst aus dramaturgischen Gründen noch zurückgehalten wurden. Stattdessen gab es zwischendurch immer wieder sehr kurze Einblendungen in das gegenwärtige Geschehen. Diese tiefen Einblicke über jeden der Personen zu erhalten, fand ich toll, auch wenn ich einige Verhaltensweisen nur schwer nachvollziehen konnte. Aber sie waren für die Auflösung am Ende durchaus bedeutsam. Die häufigen Perspektivwechsel machten es mir allerdings teilweise etwas schwer, mich auf eine Figur hundertprozentig einzulassen. Sympathisch waren sie mir fast durchweg nicht, aber das war auch durchaus so gewollt. Gut gefallen hat mir, wie sich die Spannung nach und nach aufbaute, bis sie sich am Ende mit einer nicht unbedingt erwarteten Wendung entlud. Auch wenn einige Wendungen schon sehr weit hergeholt waren, fand ich den Abschluss für mich schlüssig. Schade war meines Erachtens jedoch, dass die Szenerie der Abgeschlossenheit nicht wirklich von Bedeutung für die Story war. Ich hatte eher damit gerechnet, dass weitere Morde geschehen, da niemand von der Insel flüchten konnte. Zusammenfassend kann ich aber sagen, dass mir das Buch Spaß gemacht hat, sofern sich dies über eine solch düstere Geschichte sagen lässt.

Bewertung vom 08.04.2021
Arschkarten-Abo
Eicke, Carsten

Arschkarten-Abo


ausgezeichnet

Mit Skippy auf dem Sprung ins große Glück?

Tom scheint der geborene Loser zu sein. Auf einem Klassentreffen wird ihm so richtig bewusst, was er beruflich alles (noch) nicht erreicht hat. Und eigentlich soll er ja sowieso die Zahnarztpraxis seines Vaters übernehmen. Dumm nur, dass er überhaupt nicht Medizin studiert hat. Und soll er dafür jetzt die anderen 18 Semester BWL wegwerfen? Da macht es seine Freundin Yvonne wahrscheinlich doch besser - die verdingt sich jetzt als Model. Ob sie damit erfolgreich ist? Gute Frage, denn als Arschkartenabonnent wird Tom es nicht erfahren, da sie diesen Weg ohne ihn gehen will. Da Tom aber nicht auf die tolle Wohnung verzichten möchte, muss ein guter Plan her, denn alleine kann er es sich nicht leisten, über den Dächern Hamburgs wohnen zu bleiben. Also inseriert er nach einer neuen Mitbewohnerin. Im besten Fall natürlich die neue Traumfrau an Toms Seite. Ob er da mit Helena Glück haben wird? Schließlich hat Tom ja das Arschkarten-Abo gezogen.
Wir lernen seine Familie mit ihren gesamten Ecken, Kanten und Rundungen und deren Freunde kennen. Und außerdem erfahren wir, was es mit Skippy auf sich hat. Wird Tom es am Ende noch schaffen, sein Abo zu kündigen?

Auf jeden Fall wird der Leser auf dem Weg dorthin einiges zu lachen haben. Tom, der wirklich jedes Fettnäpfchen mitnimmt, der einem mit seiner trotteligen und gleichzeitig sehr sympathischen Art aber auch leidtun kann. Sein bester Freund Raspel und dessen Frau, die ihren Mann so herrlich unter der Fuchtel hat und all die vielen anderen Figuren, die Tom über den Weg laufen. Ich wurde immer wieder an die verschiedensten Sitcoms erinnert und habe mich ein übers andere Mal gefragt, in welche Falle Tom als nächstes stolpern wird.
Ich für meinen Fall habe mich köstlich unterhalten gefühlt. Besonders gut hat mir das Gimmick des Autors gefallen: Eine persönliche Arschkarte - zum Behalten oder Weiterreichen!

Bewertung vom 13.03.2021
Michel aus Lönneberga 1. Michel in der Suppenschüssel
Lindgren, Astrid

Michel aus Lönneberga 1. Michel in der Suppenschüssel


ausgezeichnet

Ein Klassiker im neuen Gewand

Michel aus Lönneberga - wer kennt ihn und seine Streiche nicht? Hier bekommt man sie in neuer Aufmachung erzählt. Der Oetinger Verlag hat den Sammelband jetzt noch einmal in drei Bände aufgeteilt. In dem vorliegenden befinden sich die Geschichten von Michel und der Suppenschüssel, der kleinen Ida an der Fahnenstange und Michel auf der Festwiese von Hultsfred. Wer die Filme kennt, wird die Figuren im Buch sofort wiedererkennen, denn auch die Illustratorin Astrid Henn hat jede Seite mit liebevollen und charakteristischen Zeichnungen versehen. Und man hat bei jeder Geschichte die Stimme der Erzählerin im Ohr. Das gefällt mir besonders gut, weil es mir auch zeigt, wie nah an der Vorlage die Filme gedreht wurden.
In der Einleitung wird Michel noch als sehr willensstark und, wie ich finde, egoistisch dargestellt, aber mit jeder Geschichte ändert sich das Bild mehr und mehr, denn dadurch, dass man immer wieder etwas über Michels Gedankengänge liest, lernt man ihn auch besser zu verstehen. Und das ist etwas, was viele Eltern heutzutage wohl auch manchmal brauchen können - den Blick aus der Sicht des Kindes, deren ureigenste Logik der Welt, in der sie wandeln.
Die Aufmachung der Neuauflage spricht auch Kinder an und die Schrift sowie die Menge des Textes auf den einzelnen Seiten sind für fortgeschrittene Leser gut zu bewältigen. Durch die Zeichnungen auf jeder Seite wird alles auch nochmal aufgelockert, was für Kinder, die das Buch vorgelesen bekommen, einfach schön ist und diejenigen, die die Filme kennen, gleich ein bisschen in Erinnerungen schwelgen lässt.

Bewertung vom 07.03.2021
Tödliches Vergessen (eBook, ePUB)
Lundgren, Tina

Tödliches Vergessen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn man am eigenen Verstand zweifelt

Tim Eichinger ist Strafverteidiger. Und als solcher weiß er, was ihm blüht, wenn man herausfindet, was er mit seiner Kurzzeitbekanntschaft Vanessa getan hat. Eines Morgens nämlich wacht er neben ihr im Bett auf, in ihrem Bauch steckt ein Messer. Das Dumme ist nur, dass sich Tim an nichts erinnern kann. Aber wer sollte es sonst gewesen sein? In seiner Panik flieht er in den Wald. Miriam Waltz, Kriminalbeamtin und Tims Bekannte aus dem Basketballtraining, möchte nicht so recht an dessen Schuld glauben und sucht verzweifelt Hinweise, um ihre Kollegen von Tims Unschuld zu überzeugen.
Die Geschichte ist bereits 2020 unter dem Titel „Die Flucht“ erschienen. Der flüssige Schreibstil und die packende Story machen das Buch zum absoluten Pageturner. Ich habe jedes Mal mitgefiebert, ob man jetzt auf der richtigen Spur ist. Zum Schluss habe ich sogar noch Personen verdächtigt, an die ich zunächst gar nicht dachte. Zum Glück kam in diesem Fall keine unerwartete Wende, die mich hier vermutlich eher enttäuscht hätte.
Ich habe mich immer wieder gefragt, wie ich mit der Situation im Wald umgegangen wäre. Eigentlich halte ich mich schon für recht erfahren und habe bereits viele Stunden dort verbracht, aber wenn man wirklich tagelang nur von dem, was man dort findet, leben muss, ist das sicher noch einmal etwas ganz anderes. Die Protagonisten haben mir allesamt sehr gut gefallen. Miriam, die versucht, in einer neuen Umgebung Fuß zu fassen, deren Kollegen mit ihren Problemen und Eigenheiten. Tim, der in diese seltsame Situation geraten ist. Auch, wenn es hier nicht am laufenden Band Leichen und blutige Szenen gibt, habe ich mich sehr gut unterhalten gefühlt. Dadurch, dass Tim selbst nicht mehr wusste, was passiert war, hätte es durchaus auch ein Stück weit als Psychothriller durchgehen können.

Bewertung vom 28.02.2021
Das Nörgeln der Salatgurken
Rossbach, Frank

Das Nörgeln der Salatgurken


ausgezeichnet

Was passiert, wenn sich Salatgurken unterhalten?

Vielleicht nörgeln sie, dass sie auch lieber Astronaut geworden wären oder dass man ihren Essern vorgaukelt, es seinen Karotten, die noch nicht reif sind?
Wir wissen es nicht, aber Frank Rossbach weiß dafür wieder umso mehr aus seinem Leben zu erzählen. Erneut nimmt er uns mit auf eine Reise zu den Wirrungen seines Lebens, meist in Form seiner Freundin und deren sowie seinen eigenen Eltern. Aber auch im Bereich Kunst, Kultur und Konsum gibt es Neues und teilweise Skurriles zu berichten.
Mal gewohnt witzig und mit einem Augenzwinkern, manchmal nostalgisch angehaucht, wenn er von seinen Kindheitserlebnissen und -träumen berichtet. Und an einigen Stellen durchaus auch gesellschaftskritisch und fremdschämend.
Wer kurzweilige Kurzgeschichten sucht, ist hier wieder bestens aufgehoben! Aber Vorsicht: Für Risiken und Nebenwirkungen (wie z.B. Muskelkater nach anhaltenden Lachanfällen) fragen Sie besser nicht Ihren Arzt oder Apotheker - außer, Sie haben bereits die Apotheke Ihres Vertrauens gefunden!