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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 213 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2022
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Bervoets, Hanna

Dieser Beitrag wurde entfernt


sehr gut

heftig

Worum geht es?
Kayleigh arbeitet beim Social-Media-Riesen HEXA und entscheidet, welche Beiträge stehen bleiben und welche gelöscht werden. Nach und nach hat die Arbeit Einfluss auf sie und ihre Kolleg*innen.

Worum geht es wirklich?
Menschliche Abgründe, Algorithmen und wilde Theorien

Lesenswert?
Ja, trotz seiner Kürze ein sehr fesselnder Roman, dessen Heftigkeit mich manchmal erschüttert hat. Die Story an sich ist kein großer Plot und es passieren nicht hunderte Dinge, aber dieser kleine Einblick in Kayleighs Arbeit reichen für ein erschreckendes Bild aus. Kayleigh schildert die Arbeitsweise, den Aufgabenbereich und die Schulungen, die sie und ihre Kolleg*innen erhalten. Vor allem die konkreten Aufgaben, die Entscheidungen über die Beiträge, waren überraschend heftig. Recht neutral werden die Sachverhalte geschildert, aber beim Lesen kann einem einfach nur Übel werden. Nicht jeder Kindesmissbrauch, nicht jede Selbstverletzung, nicht jede Tierquälerei widerstoßen gegen HEXAs Richtlinien und bleiben deshalb stehen. Hier fand ich die Ähnlichkeit zur Realität einfach erschreckend und beängstigend, schließlich haben sich vermutlich die meisten schon einmal gewundert, wie bestimmte Beiträge eben nicht entfernt werden. Weil sie angeblich gegen keine Richtlinien verstoßen. Moralisch nachvollziehbar ist das nicht.
Nicht nur die psychischen Auswirkungen auf Kayleigh und ihre Freund*innen werden geschildert, sondern auch wie sich ihr eigenes Verständnis von Moral und Wahrheiten verschiebt und sich teilweise tiefe Gräben zwischen ihnen bilden.
Sprachlich sehr angenehm, es wird nicht zu viel und nicht zu wenig geschildert. Es wird möglichst neutral gehalten und manche Grausamkeiten offenbaren sich nur andeutungsweise in Nebensätzen.
Cover zwar schön und auch ansprechend, jedoch macht all das nicht deutlich um welche Abgründe sich dieses Buch dreht. Ich glaube man sollte sich die Lektüre je nach mentaler Verfassung gut überlegen.
Ich bin fasziniert, wie man mit einem so kurzen Text so eine packende Situation beschreiben kann und dass dieses Buch mich definitiv mehr bewegt hat als manch anderer umfangreicher Roman.

Bewertung vom 16.10.2022
Unsre verschwundenen Herzen
Ng, Celeste

Unsre verschwundenen Herzen


gut

hatte mehr erwartet

Worum geht es?
Um Bird, der bei seinem Vater lebt. Dessen Mutter fort gegangen ist. Und von der er nun Briefe erhält.

Worum geht es wirklich?
Rassismus, Hoffnung und Schuld

Lesenswert?
Nein, ich wurde enttäuscht. Mein erstes Buch der Autorin und ich war sehr gespannt und hatte auch hohe Erwartungen.
Der Schreibstil ist prinzipiell angenehm und gut zu lesen, dennoch war gerade der Einstieg eher beschwerlich und konnte mich absolut nicht fesseln. Es hat mich schlicht nicht interessiert, was auf den Seiten passiert.
Es ist die Rede von der unendlichen Mutterliebe, aber auch diesen Aspekt konnte ich nicht greifen. Viel interessanter und dann zunehmend auch beängstigender fand ich eine Welt, die zeigt, wozu Rassismus führen kann. Ausgrenzung, Begrenzung, Entscheidungen über ganze Familien werden getroffen. Dieser Teil war bewegend und hat mich dem Buch wieder näher geführt.
Die Figuren waren alle nicht richtig greifbar, ihr Handeln war oft nicht klar und dann eher einseitig. Gerade bei den Nebenfiguren habe ich das öfters nicht verstanden und mich eher wie in einem Märchen gefühlt, wo ihre ganze Aufgabe nur aus der Begleitung der Hauptfigur besteht.
Schade, dass das Buch nicht nachwirkt, dass es nichts ausgelöst hat.
Und auf der anderen Seite hat es mir sehr gut aufgezeigt, warum man gegen Ausgrenzung aufstehen sollte, warum man solche Abläufe verhindern muss. Wozu es führen kann, wenn wir bestimmte Menschengruppen diskriminieren und uns über sie stellen.
Ob das das Ziel dieses Buches war, weiß ich nicht. Aber es ist der Grund, warum ich es weiter gelesen habe und nicht komplett enttäuscht bin.

Bewertung vom 18.09.2022
SCHNEE
Sigurdardóttir, Yrsa

SCHNEE


sehr gut

unheimlich

Worum geht es?
Im Schnee wird eine frische Leiche gefunden, Suchkräfte sind unterwegs. Zeitgleich erfährt man, wie sich eine Reisegruppe in der Woche zuvor auf den Weg in die Schneeebene macht. Nur ein kurzer Ausflug, nichts sollte passieren.

Worum geht es wirklich?
Kälte, Angst und Flucht

Lesenswert?
Ja, habe ich innerhalb kürzester Zeit durchgelesen! Beim Lesen folgt man mehreren Erzählsträngen, welche zu unterschiedlichen Zeiten spielen. Nach und nach formt sich so ein Bild, was im eisigen weißen Schnee wirklich passiert ist. Und ich kann nur sagen: Es wird gruselig. Beim Lesen hatte ich Gänsehaut, die abendliche Lektüre war nur in einem gut beleuchteten Raum möglich. Ich hätte nicht erwartet, wie beängstigend Schnee und seine Geräusche sein können.
An einigen Stellen kam mir die Geschichte (zu) konstruiert zu, aber ansonsten hat sie alles geliefert, was ich mir von einem neuen Stand-Alone-Thriller aus der Feder der Autorin erwartet habe: Geheimnisse, Grusel, unheimliche Atmosphäre. Immer wieder aufatmen, dass bestimmte Situationen doch noch gut gegangen sind. Alles kam mir sehr bildlich und realistisch dargestellt vor und ich konnte es mir einfach so gut vorstellen!
Die Personen waren eher schwer zu greifen und nachzuvollziehen, aber irgendwie hat alles zueinander gepasst.
Die Mischung aus unheimlichen Vorkommnissen und real erklärbaren Phänomenen habe ich als spannend und gut lesbar empfunden.
Generell gefällt mir Schreibstil, Setting und auch die Art des Handlungsaufbaus sehr.
Des weiteren positiv ist auf jeden Fall das toller Cover, was farblich so im Gegensatz zum Schnee steht. Aber eine Nacht auf Island ist nun einmal schwarz, dunkel und sehr lang. Wenn da nur das Knirschen im Schnee nicht wäre…

Bewertung vom 18.09.2022
Freundin bleibst du immer
Obaro, Tomi

Freundin bleibst du immer


sehr gut

Freundinnenschaft?

Worum geht es?
Drei Frauen, eine eher ungewöhnliche Freundschaft und ein großes Fest für das sie Jahre später wieder zusammen kommen.

Worum geht es wirklich?
Gemeinsam Dinge erleben, Unterschiede und Vergangenheit.

Lesenswert?
Ja, hat mir gut gefallen. Aus unterschiedlichen Erzählsperspektiven lernt man drei sehr unterschiedliche Frauen kennen. Drei Freundinnen - auch wenn man das beim Lesen zuerst gar nicht so richtig glauben will. Damals haben sie sich kennen gelernt, nun haben sie Familien und erwachsene Kinder und kommen wieder zusammen.
Wir erfahren dabei die aktuelle Situation und auch später die Herkunft und Geschichte der drei. Dabei spielen Kultur, Mode und auch Essen eine große Rolle und man erhält Eindrücke in die nigerianische Kultur.
Nicht alle Protagonistinnen sind sympathisch, nicht alle Handlungen kann man nachvollziehen. Und trotzdem ist es ein interessantes Miteinander, dessen Gründe beim Lesen nicht direkt präsentiert werden.
Besonders interessant empfinde ich gar nicht die Beziehung der drei miteinander, sondern zu ihren Töchtern oder den Töchtern der Freundinnen. Sehr unterschiedlich und nicht immer wohlwollend.
Gerade mit der Tochtergeneration war eine stärkere Identifikation möglich.
Sprachlich angenehm mit schöner Kapitellänge. Zu Beginn etwas verwirrend durch viele neue Namen und Begriffe, aber ich habe mich gut in die Handlung eingefunden. Für die Begrifflichkeiten kann das Glossar am Ende des Buches helfen.
Cover ist in meinen Augen eine richtig toller Hingucker und passt super zum Inhalt!

Bewertung vom 18.09.2022
Dem Blitz zu nah
Palmer, Ada

Dem Blitz zu nah


gut

Worum geht es?
Eine Welt, die nicht von Ländern, sondern von Hives regiert wird. Vernetzung. Verschiedene Machtinteressen. Ein Kriminalfall und ein merkwürdiges Wunderkind.

Worum geht es wirklich?
Um Machtstrukturen, Vertrauen und geheime Pläne.

Lesenswert?
Ja und nein zugleich. Ich hatte lange keine Lektüre mehr, die mir SO schwer gefallen ist. Woran liegt das? Die Sprache des Buches ist eher fordernd. Sichtweise und Sprache der erzählenden Person unterscheiden sich sehr von den Dialogen. Ein Bereich wird genderneutral erzählt, der andere hingegen nicht. Dadurch bilden sich im Kopf quasi immer zwei verschiedene Bilder (einerseits ordnet man kein Geschlecht und keine Optik zu, die erzählende Figur überwirft das dann jedoch wieder), die man nur schwer fassen kann.
Die genderneutrale Sprache an sich ist zwar ungewohnt, fand ich aber spannend. Auch wenn es eine Form war, die ich so noch nicht kannte.
Hinzu kommt eine Vielzahl an Protagonist*innen, die teilweise ähnlich oder gleich heißen, die viele verschiedene Namen tragen und für die es keine Übersicht gibt. Im Internet findet man dazu wohl etwas, jedoch nicht spoilerfrei.
Mit diesem erschwerten Konzept startet man quasi in die Handlung und in die Welt, die es beide auch in sich haben. Handlung sehr verworren und mit vielen Sprüngen.
Was mir hingegen sehr gut gefallen hat, waren die philosophischen Gedankengänge, die immer wieder aufgetaucht sind und die interessante Denkanstöße gegeben haben. Eine sehr komplexe aber spannende Mischung.
Ich glaube, dass man dieses Buch sehr mögen kann, wenn man herausfordernde Lektüre mag. Die Welt, die hier skizziert wird, hat mich sehr beeindruckt und auch die Komplexität des ganzen. Band 1 der Reihe ist eher nur ein Auftakt für mehr. Trotzdem sehr faszinierend, wie man beim Lesen einfach in die Welt hineingeworfen wird und sich ohne Erklärung zurechtfinden muss.
Mir persönlich hat die Lektüre nur mäßig gefallen, weil ich zu dem Lesezeitpunkt nicht bereit für so eine fordernde Komplexität war und ich trotz regelmäßigem Lesen schlicht an manchen Stellen überfordert war, der Handlung und den Figuren zu folgen.
Mir fiel jedoch auf, dass die Lektüre leichter wird, wenn man längere Zeit im Lesefluss bleibt.

Bewertung vom 31.07.2022
Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1
Getz, Kristine

Poppy. Dein Kind verschwindet. Und die ganze Welt sieht zu. / Emer Murphy Bd.1


sehr gut

echt spannend

Worum geht es?
Die zweijährige Poppy, Star des Blogs ihrer Mutter, verschwindet. Kurz zuvor hatte die Familie bereits Hinweise auf einen Starker erhalten.

Worum geht es wirklich?
Heilung, Familie und Freiheit.

Lesenswert?
Ja, hat mir gut gefallen - wenn auch mit Kritikpunkten. Positiv auf jeden Fall die Spannung und die Entwicklung des Falls. Gerade zu Beginn wurde ich mehrmals auf eine falsche Fährte gelockt und dachte ich würde die Auflösung kennen. Kam dann jedoch ganz anders.
Angenehm geschrieben/gut übersetzt mit schönen kurzen Kapiteln. Immer wieder aufgelockert durch andere Sichtweisen. Obwohl es hier schon um heftige Themen geht, fand ich die Umsetzung nicht übertrieben brutal. Oftmals nur das nötigste. Den Rest konnte man sich denken.
Das Cover ist auf jeden Fall ein Hingucker und auch das Thema unglaublich wichtig. Ich fand die Auseinandersetzung damit kritisch, ohne übertrieben belehrend zu sein. Positiv fiel mir auf, dass von den Leser*innen eine gewisse Grundkenntnis erwartet wurde und nicht „Social Media Erklärung für Einsteiger*innen“ betrieben wurde.
Ohne zu Spoilern möchte ich noch anmerken, dass hier ein Thema besprochen wird, welches sonst eher keine Beachtung findet. Mehr kann ich leider nicht verraten.
Dennoch habe ich auch Kritik an einigen Stellen: Ich finde den Umgang der Kommissarin Murphy mit ihrer Erkrankung wirklich schwierig, auch weil mir außer durch ihre Lebensgefährtin so ein bisschen der Gegenpol fehlt. Es wird schon sehr herablassend auf Tabletten zur Behandlung psychischer Erkrankungen geguckt. Dies wiederum finde ich wissenschaftlich schwierig, denn einfach mit genug Motivation und Lächeln kommt man eben nicht aus Erkrankungen heraus. Da dies jedoch ein Bild ist, welches auch Teile der Gesellschaft wirklich haben, finde ich, dass das hier zu locker gesehen wird. Es passt zwar zu Murphy und greift das Thema des*der kranken/gescheiterten skandinavischen Ermittler*in gut auf. Aber es fehlt einfach eine fundierte Einordnung. Des weiteren waren es mir persönlich zum Ende hin einfach zu viele Wendungen und neue Erkenntnisse. Ging teilweise etwas schnell und man konnte dem ganzen Konstrukt nicht mehrt so richtig folgen.
Sehr gut hingegen hat mir das Ende gefallen!
Soweit ich weiß handelt es sich hierbei um den ersten Teil einer Reihe, ich würde aber sagen man kann ihn auch als Stand-Alone lesen. Dennoch bin ich gespannt auf den nächsten Teil!

Bewertung vom 31.07.2022
Kaltherz
Faber, Henri

Kaltherz


gut

gut erzählt mit wirren Wendungen

Worum geht es?
Nur kurz lässt Claire ihre Tochter Marie aus den Augen und alleine im Auto. Als sie wiederkommt, ist das Mädchen verschwunden. Spurlos. Und dann ist da die neue Ermittlerin, die sich an dem Fall festbeißt.

Worum geht es wirklich?
Schein und Sein, Familie und Vertrauen.

Lesenswert?
Ja, eine ganz gute Lektüre, die mich aber nicht überrascht oder begeistert hat. Aus mehreren Perspektiven wird hier der Fall bzw. das Leben nach Maries Verschwinden erzählt. Aus Sicht des Kindes, aus Sicht der Kommissarin und aus Sicht beider Elternteile. So erfährt man über alle Beteiligten Hintergrundinformationen und merkt recht schnell, dass jede*r ein eigenes Päckchen zu tragen hat.
Hierbei habe ich die Eltern als eher distanziert und nicht wirklich greifbar empfunden. Zu groß der Abstand zur eigenen Perspektive. Mit der Ermittlerin Lansky erinnert eher an einen klassischen Kommissar aus Skandinavien: Gebrochen, gerne auf eigene Faust, Drogen, letzte Chance, kein angenehmer Charakter. Diese Art von Ermittler*in muss man halt mögen - oder auch nicht.
Mir gefällt die Art des Spannungsaufbaus und auch wie der Autor mit den verschiedenen Perspektiven spielt und dadurch Verwirrung beim Lesenden erzeugt. Sprachlich eigentlich sehr angenehm.
Was mir hingegen negativ aufgefallen ist: Es wird sehr viel Fatshaming von allen Beteiligten betrieben und mehrfach werden Menschen auf Grund ihres Gewichts herabgesetzt. Fand ich unnötig. Genauso die Darstellung von den meisten Frauen außerhalb der Protagonist*innen: Sie sind oft auf ihr Äußeres reduziert und wer gestylt ist, der ist auch unsympathisch und eine Beziehungszerstörerin. Da hat mir der Gegenpol mit einer anderen Meinung wirklich gefehlt, denn so wird alles umkommentiert stehengelassen. Wirkte nicht wie die Charaktereigenschaft einer bestimmten Person, sondern wie eine Herabsetzung durch den Autor. Wenn auch vermutlich unbeabsichtigt.
Die Handlung ist spannend angelegt und man ist wirklich neugierig auf die Auflösung. Doch nach ca. zwei Dritteln erfährt das ganze eine Wendung, die mir dann eher abstrus und übertrieben vorkam und mich irgendwie nicht mehr richtig packen konnte.
Ich glaube, dass das Buch objektiv vielen Menschen wirklich gefallen kann. Mich hat es gut unterhalten, mehr aber auch nicht.

Bewertung vom 31.07.2022
A Place to Love / Cherry Hill Bd.1
Lucas, Lilly

A Place to Love / Cherry Hill Bd.1


weniger gut

vorhersehbares Drama

Worum geht es?
June führt schon mit Anfang 20 die Obstfarm ihres verstorbenen Vaters. Für Privatleben und eigene Wünsche bleibt wenig Zeit und dann steht Henry vor ihr. Henry, mit dem sie noch verheiratet ist. Henry, der sich nun von ihr scheiden lassen will.

Worum geht es wirklich?
Verantwortung, Freiheit und Kompromisse.

Lesenswert?
Nein, hat mir persönlich überwiegend nicht gefallen. Positiv möchte ich das Cover erwähnen und auch den Schreibstil der Autorin. Die Geschichte liest sich flüssig und unterhaltsam. Ich glaube auch, dass es sehr subjektiv ist, ob jemandem diese Geschichte gefällt. Mir haben folgende Dinge nicht gefallen: Die Krankheiten der Eltern direkt als Schicksalsschlag und auch die Darstellung der erkrankten Mutter passt sich so recht, sondern wirkt mehr nach aufgebauschtem Drama. Wenn jemand den ganzen Haushalt schmeißt und sich noch immer um alles kümmert, dann muss man es nicht zeitgleich so darstellen, als würde ihre Hilfe nicht mehr existieren.
Dann wird zu Beginn über mögliche Asexualität gewitzelt, weil jemand keine Kondome hat. Warum wäre Asexualität so lustig? Und warum so schlimm? Fand ich unsensibel und nicht hilfreich für neutrale Aufklärung. Festigt einfach nur, dass das ja etwas zum auslachen ist.
Des weiteren wird hier öfters von der „möglicherweise rachsüchtigen Exfreundin“ gesprochen, der die Frau ja nicht vertraut. Klar, ihrem Freund vertraut sie, aber nicht der Ex. Spontan würde ich sagen: Für ein mögliches Betrügen gibt es immer zwei! Wenn sie ihm vertraut, dann ist doch alles fein. Er kann sich wehren!
Positiv finde ich bei dieser Geschichte zwar, dass nicht nur ein mögliches Kennenlernen bis hin zur Beziehung eine Rolle spielt, sondern vor allem auch die Zeit danach. Mit Hürden und Schwierigkeiten. Allerdings hat mich persönlich dieses ganze Hin und Her eher genervt als verzaubert und mehrmals habe ich mir gewünscht, dass es einfach ein Ende findet. Auch weiß ich nicht, ob das Ende für mich wirklich stimmig ist zum Rest. Auf einmal lässt sich dann doch vieles klären, was vorher unüberwindbar war.
Zusammenfassend war das für mich eher eine enttäuschende Lektüre. Aber das geht sicher vielen Menschen anders. Ich würde dennoch ein weiteres Buch der Autorin lesen, weil mir der Schreibstil generell gefallen hat.

Bewertung vom 30.06.2022
Fabula Ensis
Kucharzak, DeSade; Korn, Lillith

Fabula Ensis


sehr gut

Worum geht es?
Als sich die Welt beginnt zu ändern und dämonische Dinge passieren, finden sich dennoch mehrere Menschen, die versuchen auf ihre Art und Weise dagegen anzukämpfen.

Worum geht es wirklich?
Verlust, Gier nach Macht und unklare Pläne

Lesenswert?
Ja, auch wenn ich nicht komplett überzeugt bin und nur wohlwollend vier Sterne gebe. Das Cover war ein Hingucker und der Klappentext klang auch gut. Es gibt drei Sichtweisen, drei Protagonist*innen, denen man folgt und die zu Beginn noch völlig zusammenhangslos sind. So richtig faszinieren konnten mich nur zwei der Handlungsstränge, zu selten tauchte der dritte auf. Bei einem von den beiden, die ich mochte, ging es jedoch so ab der Hälfte des Buches in eine Richtung, die mir persönlich nicht gefiel. Lässt sich ohne Spoiler leider nicht konkreter formulieren, daher verzichte ich darauf.
Ich fand es echt angenehm geschrieben, mir sind keine Besonderheiten im Schreibstil aufgefallen, sodass man sich voll und ganz auf die Story konzentrieren konnte. Die Welt hingegen war extrem vielfältig und irgendwie sehr faszinierend. Man merkt, dass die beiden Autor*innen viel mehr erdacht haben, als in diesem Buch gezeigt wird. Als Leser*in gibt es immer nur die Informationen, die benötigt werden. Kein komischer „Ich erkläre jetzt die gesamte Welt“-Abschnitt. Das gefällt mir sehr.
Einzelne Charaktere oder Begebenheiten (YouKai zum Beispiel) fand ich super umgesetzt und toll beschrieben. Und auch wenn es ab und zu mal ein wenig brutaler wird, so fand ich es doch im rechten Maß. Aber es geht hier definitiv nicht zimperlich zu und man sollte nicht zu viele Menschen ins Herz schließen.
Das Buch ist wirklich ein Genremix, zwischendrin fühlte ich mich eher wie in einem Fantasybuch und die SciFi war verschwunden.
Außer des schon erwähnten Handlungsstrangs, den ich nicht mochte, finde ich generell schwierig die Handlung in Worte zu fassen und weiß nicht, ob es an meinem Leseverhalten liegt oder man nicht so gut durch die Handlung geleitet wird.
Alles in allem fand ich es (leider) nicht perfekt oder überraschend genial, aber durchaus gut zu lesen und lohnenswert.

Bewertung vom 30.06.2022
Aus Zauberseide und Schwanenfedern
Adrian, Julia;Bernard, C.E.;Blazon, Nina;Handel, Christian

Aus Zauberseide und Schwanenfedern


sehr gut

Worum geht es?
Es geht um Märchen, neu erzählt. Um das Ende von Märchen, weitererzählt. Es geht um Märchenelemente, in andere Geschichten eingebunden.

Worum geht es wirklich?
Glück, Liebe und Wohlwollen.

Lesenswert?
Ja. Meine erste Anthologie aus der Reihe und hat meine Erwartungen voll erfüllt.
Zum einen ist das Cover einfach super schön und das physische Buch soll wohl innen drin ebenfalls schön verziert sein.
Die Auswahl der Autor*innen gefällt mir gut: Für mich waren bekannte Gesichter dabei, manche deren Namen ich kannte und andere völlig unbekannt. Finde ich angenehm und sorgt dafür, dass man neue Autor*innen für sich entdecken kann - und das ist definitiv bei diesem Buch passiert.
Vor jeder Geschichte erfährt man auf 1-2 Seiten ein paar Infos zu dem*der jeweiligen Verfasser*in. Das war zum einen echt interessant, hat aber auch teilweise notwendige Hintergrundinformationen gegeben.
Manche Märchen sind hier definitiv anders, sind feministischer oder einfach queer. Das ist jedoch nicht bei allen der Fall und wirkt somit locker eingestreut. Tatsächlich hätte die Queerness für meinen Geschmack noch größer sein können.
Wie das immer so ist bei Anthologien, gefallen selten alle Kurzgeschichten. So war es hier auch. Ich habe mich auf Beiträge bekannter Personen gefreut, wurde dort entweder bestärkt oder enttäuscht. Ich habe Autor*innen kennen gelernt, deren Bücher ich definitiv lesen möchte und andere, nach deren Büchern ich nun nicht greifen werde. Aber wie schon erwähnt gehört das meiner Meinung nach dazu und wird bei einer Anthologie selten anders sein. Für meinen Geschmack bin ich mit der Anzahl von „gefällt mir“ vs. „gefällt mir nicht“ zufrieden.
Alles in allem finde ich diese Reihe beim Drachenmond-Verlag echt eine schöne Idee und lesenswert und werde wohl auch mal in die älteren Sammlungen reinlesen!