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Frankfurt

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Insgesamt 738 Bewertungen
Bewertung vom 03.02.2024
Einschlafen ist schwer, denkt der Bär
Beedie, Duncan

Einschlafen ist schwer, denkt der Bär


ausgezeichnet

Wenn der Winterschlaf zu platzen droht!

Es gibt diese Abende an denen die Kinder außer Rand und Band sind und eine beruhigende Lektüre hilft sie in den Schlafmodus zu bekommen. Bei uns muss ich fairerweise sagen, dass wir schon immer vor dem Schlafengehen vorgelesen haben und daher dieses Ritual an sich Wirkung zeigt, aber so ab und an braucht es auch das richtige Bilderbuch.
‚Einschlafen ist schwer denkt der Bär‘ von Ducan Beedie und übersetzt von Janna Heimberg ist genau so ein nettes Bilderbuch. Laut Verlag ab 3 Jahren, aber da die Geschichte simpel und die Bilder zuckersüß sind, geht das auch schon mit aufmerksamen 2jährigen. Sprich ein Bilderbuch, dass früh angeschafft werden kann und lange glücklich macht.
Der arme Bär sollte eigentlich seinen Winterschlaf machen und kommt einfach nicht nur Ruhe und kann nicht einschlafen. Er unternimmt verzweifelte Versuche und landet dann letztendlich einfach draußen…Mhhhh, das finden allerdings die anderen Waldbewohner weniger witzig, weil nun sie nicht schlafen können. Also schaffen sie den Bären in einer gemeinsamen Aktion, die wirklich einen Winter zu dauern scheint, in seine Höhle. Resultat: Bär im Frühling ausgeschlafen und die anderen?
Wirklich ein niedliches Bilderbuch mit einer ruhigen und zugleich witzigen Geschichte. Toll illustriert vom Autoren selbst mit vielen kleinen Details die es zur entdecken gibt. Mir hat es natürlich der Bücherwurm angetan!
Wir sind begeistert und ihr Lieben, nichts für ungut, aber wir sind müde und müssen ins Bett! ;0)

Bewertung vom 28.01.2024
Das Geheimnis der Mona Lisa
Rygiert, Beate

Das Geheimnis der Mona Lisa


gut

Jeder kennt dieses Gesicht, dieses Bild. Selbst wer nichts mit Kunst m Hut hat und sich wenig dafür interessiert. Aber die Mona Lisa von Leonardo da Vinci ist einem Geläufig. Und weil diese Mona Lisa so bekannt ist, fragt man sich schon: Was ist die Geschichte hinter diesem Bild. Oder? Als ich sie das erste Mal im Louvre gesehen habe, kam ich wie viele Millionen andere ins Grübeln.
Und nun hat Beate Rygiert die Geschichte ersonnen, die sich um das Gemälde rankt. Könnte so gewesen sein, muss aber nicht. Wer vorranging Interesse am Wahrheitsgehalt hat der diesem Roman innewohnt, der sollte sich zu allererst das gute Nachwort zu Herzen nehmen, in dem die Autorin ihre umfangreiche Recherche erläutert und ihre Schlussfolgerungen darlegt.
1494. Es geht um eine junge Frau, die unsterblich in einen Mann namens Guiliano de Medici verliebt ist, in diesem Fall „Mona Lisa“. Dieser Mann sollte es aus familiären Gründen und Umständen leider nicht sein und sie wurde von Francesco del Giocondo geehelicht. Diese Ehe war eine praktische, aber keine leidenschaftliche. Und nun soll Leonardo da Vinci mit seiner Kunst ins Spiel gekommen sein und Guiliano de Medici hat ihn beauftragt die gute Lisa Gherardini, nun del Giocondo, zu malen. So konnte er via geheimen Botschaften wieder Kontakt mit ihr haben.
Eine atemberaubende Geschichte in einer Zeit, wo das weibliche Geschlecht keine Rechte hatte und sich allem fügen musste. Gut recherchiert in die damals herrschenden Gepflogenheiten gebettet. Außerdem spannend erzählt! Es ist die ein wunderbarer historischer Roman. Mich hat er gut unterhalten.

Bewertung vom 21.01.2024
Büchermenschen
Vernet, Stéphanie;de Cussac, Camille

Büchermenschen


ausgezeichnet

Als ich dieses nette Buch nach langer Betrachtung des Covers mit seinen vielen Menschen vorne drauf aufschlug, dachte ich: Huch, ich hab ein kaputtes Exemplar. Aber haha, nein! Da geht es schon los mit dem Wissen über Bücher und was eine Schweizer Bindung ist. Großartig!
„Ein Buch das niemand liest, ist wie eine Schildkröte ohne Panzer.“
Natürlich, wie soll es anders sein, dieses Bilderbuch ist eine Liebeserklärung an den Gegenstand Buch! Ja, ein Bilderbuch, aber mit Nichten „nur“ ein Kinderbilderbuch. Es erklärt in einfacher Sprache, aber eben auch detailliert alles was mit Büchern zu tun hat. Wie es zu dem wird was es ist inklusiver der ganzen Wertschöpfungskette. Da haben nicht nur Kinder Spaß dran, die gerne Bücher anschauen und sich vertiefen, auch wir bibliophile Menschen stecken hier gern die Nase rein. Und ja, auch ich habe hier noch den einen und anderen Fakt gelernt.
Davon mal abgesehen, ist es wunderbar illustriert und strotz nur so vor Details, die das Blättern und Lesen zu einer wunderbaren Lektüre machen.
Stéphanie Vernet und Camille de Cussac haben dieses Buch im Original auf Französischen unter dem Titel ‚La grande aventure du livre‘ publiziert und bei uns heißt das ganze ‚ Büchermenschen – wie ein Buch entsteht‘ und wurde von Cornelius Hartz ins Deutsche übertragen.
Mir hat es sehr großen Spaß gemacht mich durch dieses tolle tolle Buch zu lesen. Verschiedenste Berufe, Fakten und Wissen aufzunehmen. Kurzweilig und wirklich gelungen.
Das Einzige was hätte noch ergänzt werden können wäre das Impressum auf der letzten Seite wo es steht. Aber sonst hab ich nichts, aber auch gar nichts zu monieren an diesem Schatz der Bücherwelt!

Bewertung vom 14.01.2024
Aufs Meer hinaus
Enger, Cecilie

Aufs Meer hinaus


ausgezeichnet

Die norwegische Journalistin Cecilie Enger hat mit dem Roman um zwei weibliche Protagonistinnen kurz vor dem Beginn des 20. Jahrhunderts einen Roman geschrieben, der uns allen wiederholt vor Augen führt was es zur damaligen Zeit hieß eine Frau zu sein mit den erwarteten Rollen. Die Geschichte um zwei Norwegerinne, die einst die erste frauengeführte Reederei leiteten beruht auf einer wahren Historie. Leider ist mir nicht ganz klar was hier aus der Recherche Cecilie Engers hervorging und was Fiktion, aber der Rahmen in dem hier erzählt wurde, sollte den Gegebenheiten entsprochen haben. Sprich der Umgang, die Not und die Kargheit.
Ohnehin ist die Geschichte sehr karg und distanziert erzählt. Da bleibt so einiges auf der Strecke. Es hätte nicht mehr sein müssen, nur in Perspektive gesetzt hätte es mir an der ein und anderen Stelle deutlich besser gefallen. Eine sehr trockene Erzählweise, die aber auch irgendwie zu den beiden passt.
Im Mittelpunkt steht zunächst Bertha Torgersen (die im echten Leben von 1864 bis 1954 lebte), sie wächst ohne ihre leibliche Mutter im Süden Norwegens auf bei ihrer Stieffamilie. Harte Verhältnisse regieren und sie flieht so schnell sie kann in die Unabhängigkeit ohne Ehe. Nicht in die vorgefertigten Bahnen. Sie landet in einer Bergbaustadt Karmøy. Dort trifft sie auf Hanna Brummenaes (1860-1942), die auffällt, denn sie trägt „Männerkleidung“ und ist unabhängig. Heute würde man die beiden als Vordenkerinnen und mutige Feministinnen bezeichnen. Es wird ihr gemeinsamer Weg der Reederei bis in den 1. Weltkrieg hinein gezeichnet und im finalen Abschnitt, die Zeit nach dem 2. Weltkrieg bis hin zu Hannas Tod.
Mir hat die jeweilige Stimmungslage gut gefallen, wie es um 1900 in den Aufbruch ging und dann die beiden Weltkriege alle Energie und Werte vernichteten.
Übersetzt wurde der Roman aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs. Gut lesbar.

Bewertung vom 04.01.2024
Aurelia und die Melodie des Todes / Ein Fall für Aurelia von Kolowitz Bd.2
Maly, Beate

Aurelia und die Melodie des Todes / Ein Fall für Aurelia von Kolowitz Bd.2


ausgezeichnet

Historisches Wien mit gutem Fall

Trübes Wetter draußen, was bietet sich da nicht besser an als die Nase in einen Cosy Crime Buch zu stecken! Ich habe ‚Aurelia und die Melodie des Todes‘ zur Hand genommen, bereits der 2. Fall für die Grafentochter Aurelia von Kolowitz und den Polizeiinspektor Janek Pokorny – die unterschiedlicher nicht sein könnten was die monetäre Ausstattung angeht. Vorweg: Ich kenne Band 1 (noch) nicht und werde das aber alsbald nachholen, denn dieser zweite hat mir äußerst gut gefallen.
Wir begeben uns in das historische Wien im Jahr 1871. Für alle die Wien kenne und noch mehr für alle die sich in Wien auskennen, ist es eine wahre Freude dieses Buch zu lesen, denn es kommen viele lokale Orte und Gepflogenheiten vor. Scheint auch gut recherchiert zu sein, denn die historischen Details sind gut beschrieben.
Wir haben es hier gar mit zwei Fällen zu tun, denn erst fliegt der Ziegelbaron Meinrad Auerbach aus dem Fenster und kurz danach wird ein Drehorgelspieler mit einem Pflasterstein (auch als Wiener Würfel bezeichnet) erschlagen. Hängt das zusammen? Wer sind die Mörder? Oder gibt es nur einen Mordenden?
Eine rasante und gut geschriebene Suche nach den Tathergängen beginnt. Mir hat es viel Spaß bereitet den beiden, Aurelia und Janek, hier bei ihren Denkaufgaben von Seite zu Seite zu folgen.
Es stimmte alles: vom historischen Flair über die gute Charaktere und den spannenden Verlauf. Kann ich sehr gerne empfehlen!

Bewertung vom 04.01.2024
So wie du mich willst
Laurens, Camille

So wie du mich willst


sehr gut

Anklage: Ältere Frauen finden in der Öffentlichkeit nicht mehr statt

„Frauen sterben später, aber Männer leben länger.“ Dieses Zitat aus dem Roman ‚So wie du mich willst‘ fasst es im Grunde gut zusammen. Denn es geht wie momentan recht häufig in französischer Literatur, um Frauen jenseits der 50, die gesellschaftlich nicht mehr stattfinden, weil sie nicht mehr dem Schönheitsideal oder dem jugendlichen Bild einer tollen Frau entsprechen.
Camille Laurens, die in Frankreich fester Bestandteil der literarischen Szene ist, hat dieses Buch bereits vor 7 Jahren im Original veröffentlicht und nun ist es endlich auch bei uns zu lesen, übersetzt von Lis Künzli.
Ein Roman der das Begehren einer Frau in den Mittelpunkt stellt. Clarie Millecam (man bemerke den Vornamen der Autoein im Nachnamen der Protagonistin!) ist Literaturprofessorin, geschieden und steht kurz vor ihrem 50. Geburtstag. Sie hat einen Liebhaber, den sie mit einem ersponnen facebook-Profil einer Frau Mitte 20 in die Ecke treibt und noch mehr virtuelle Lust entspinnt sich.
Wir als Leser kommen durch die die Gespräche mit ihrem Psychiater hinzu, Dr. Marc B, den sie nach einem Zusammenbruch konsultiert. Aber Obacht, denn sie ist zunächst die alleinige Erzählstimme und eine unzuverlässige obendrein. Daher ist fortwährend bei mir als Leserin immer ein wenig Skepsis zurückgeblieben. Was ist die ultimative Wahrheit oder spinn sie sich so manches zusammen? Der Blickwinkel verändert die Lage substanziell und verzerrt das Bild enorm.
Gut geschrieben, ein Sog von dem ich mich habe einnehmen lassen. Wirklich gute Literatur.
Fazit: Alles ganz anders und hätte anders sein können.

Bewertung vom 04.01.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


ausgezeichnet

Großartige Kombination aus Fiktion und echter Historie

Ich finde es immer großartig, wenn ich nicht nur eine gut erzählte Geschichte lesen kann sondern dabei auch noch was lerne. Genauso verhielt es sich bei „Das Philosophenschiff“ von Michael Köhlmeier. Den Titel hielt ich zunächst für einen kreativen Titel, aber dahinter verbirgt sich weit mehr.
Denn es gab in den 20er Jahren in der Sowjetunion eine unglaubliche Maßnahme die Intellektuellen, Vordenker und andere brillante Köpfe außer Landes zu schaffen auf 6 Schiffen und diese werden im allgemeinen die Philosophenschiffe genannt. Mir war das vor der Lektüre dieses Buches nicht bekannt.
Es geht um eine Architekturprofessorin Anouk Perleman-Jacob die ihre Memoiren schreiben möchte. Besser gesagt schreiben lässt und sich dafür einen Schriftsteller sucht und beginnt zu erzählen.
Denn Anouk war als 14jähriges Mädchen mit ihren Eltern auf einem dieser Philosophenschiffe und traf dort auf Lenin. Ein Roman der wunderbar Fiktion und historische Fakten verbindet. Ein Einblick in die damalige Zeit als die Bolschewiken die Macht in Russland an sich genommen haben. Besonders heute in Hinblick auf die Geschehnisse in Russland ist dieser Roman eine erhellende Lektüre.
Natürlich ist es nicht ganz einfach hier Fiktion und Tatsache auseinander zu halten, wenn die geschichtlichen Fakten nicht präsent sind. Wenn dem nicht der Fall ist, lohnt sich eine Lektüre dennoch mit parallelen kurzen Recherchen. Die Bereicherung ist groß!

Bewertung vom 03.01.2024
Everyday Cooking
Stories, Kitchen

Everyday Cooking


ausgezeichnet

Super für Anfänger geeignet

Kennt ihr kitchen stories? Eine Plattform auf der es eine Unmenge an guten Koch-Videoanleitungen gibt. Und wer sich da schon öfters hat inspirieren lassen oder auch immer mal wieder was anschaute zum Erweitern der Kochkünste kann auch mal die Nase in das neue Kochbuch von kitchen stories werfen: Everyday Cooking. Hier lernt man die Basics. Vor allem sind auch Rezepte drin, die man wirklich nachkochen mag und kann ohne 20,000 Zutaten. Klar, die ein oder andere Gewürzmischung sollte am Start sein, aber die kommen dann immer mal wieder vor und es stapelt sich nicht in der Küche.
Alles drin von heiß geliebten One-Pots, schnelle Nummern und Gerichten, die sich gerne Zeit lassen. Und das süße Finish darf natürlich auch nicht fehlen.
Aber nicht nur Rezepte sind enthalten. Auch sehr generelle gute Tipps. Da ich schon sehr lange und gut koche, finde ich die Aufbereitung für weniger sattelfeste Pfannenschwinger wirklich gut. Von Kühlschrankkunde über wie mache ich Eier auf verschiedene Arten bis einfache Pasta selbst herstellen – natürlich ohne Nudelmaschine.
Achtung, nicht auf leeren Magen durchschauen! Natürlich alles nett illustriert oder so lecker fotografiert, dass man echt Hunger bekommt beim Blättern.
Und das macht es aus, die Vielfalt von super easy (Bolognese für Faule) bis ein wenig anspruchsvoll (Coq au vin). Einmal quer durch viele asiatische Küchen, italienisch, südamerikanisch, orientalisch und alles was dazwischen liegt. Wirklich ein sehr grundlegendes Kochbuch was den Alltag netter macht und Leckeres in petto hat.
Unsere Favoriten bisher sind das vegane Kartoffel-Blumenkohl-Gratin, schwedische Köttbullar und die blitzschnellen Schokoküchlein.
Fazit: DAS perfekte Buch für die Studenten-WGs ohne große Kocherfahrungen.

Bewertung vom 03.01.2024
Lichtungen
Wolff, Iris

Lichtungen


ausgezeichnet

80er in Rumänien und was seitdem geschah

Iris Wolff ist eine Meisterin der Erzählung und auch das neuste Werk ‚Lichtungen‘ reiht sich in die guten Bücher ein. Es geht um eine Freundschaft, um das Heranwachsen in Rumänien zur Zeit des Eisernen Vorhangs sowie das Gehen und Bleiben in unruhigen Zeiten.
Wieder ein Roman der in Siebenbürgen spielt, wo die Autorin selbst groß geworden ist und somit ein sehr reales selbst erlebtes Bild des Ceaușescu-Regime der 80er Jahre wiedergeben kann.
Der Clou an ‚Lichtungen‘ ist die Erzählweise. Rückwärts in 9 Kapiteln, beginnend mit Kapitel 9. Wir lernen Lev und Kato in der Gegenwart kenne und arbeiten uns mit ihnen in ihre Vergangenheit bis in ihre Kindheit in Siebenbürgen.
Es passiert viel und die unterschiedlichen Lebenswege erschließen sich mit all ihrem Ballast nach und nach. Lev, Sohn einer deutschstämmigen Mutter, die sich in einen Witwer verliebt und so auch Levs Zukunft in Rumänien und seiner Mangelwirtschaft verankert. Er lernt als Kind während einer langen Krankheitsphase Kato kennen, die später so schnell es ging Rumänien den Rücken kehrte und in den Westen ging. Wer bleibt und wer geht? Was macht es mit beiden Seiten? Wer leidet unter diesem Schritt und wer profitiert?
Mir hat dieser Roman äußerst gut gefallen. Da er nicht nur eine gute Geschichte erzählt, die tief in die einzelnen Charaktere eintauchen, sondern weil es ein Bild zeichnet einer Zeit und einem sozialistischen Umfeld das meiner Kindheit und Jugend sehr fern war. Ein gutes Stück Literatur, dass uns die Welt wie sie einst war näherbringt.