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Lesehonig
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Berlin

Bewertungen

Insgesamt 222 Bewertungen
Bewertung vom 29.03.2022
Leo und Dora
Krup, Agnes

Leo und Dora


sehr gut

Die Geschichte spielt an der amerikanischen Ostküste kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1948. Leopold Perlstein reist nach Amerika, um dort an sein früheres Leben als Schriftsteller anzuknüpfen. Mittlerweile lebt er in Tel Aviv. Familie und Freunde sind in alle Winde verstreut. Der Krieg hat alles auseinandergerissen. Doch in Amerika kommt alles anders als gedacht. Das Haus seiner Freunde ist abgebrannt und so kommt er im Gästehaus Roxy unter. Die Wirtin Dora ist eine wahre Lebenskünstlerin. Während Leo anfangs Divaallüren zu Schau stellt, ist Dora ein ruhender Pol um den sich ein ganzes Universum zu drehen scheint. Fleißig und bescheiden und doch auf der Suche nach dem kleinen Glück.
Die Geschichte will nur erzählen, nicht belehren. Sie strahlt angenehme Ruhe aus und doch auch Hoffnung. Sie fließt dahin, ohne zu langweilen. Gewürzt mit einer Prise: Liebe, Hoffnung, Glück, Schmerz, Verlust und Furcht. Hier wird leise erzählt, was Lautstärke verdient hätte. Nämlich wie die Überlebenden des Holocaust vertrieben aus ihrer Heimat ihr Leben neu ordnen. Und wie es doch nie sein wird wie es einmal war.

Bewertung vom 27.03.2022
Abenteuer in Berlin / Matti und Max Bd.3
Lehmann, Sandra

Abenteuer in Berlin / Matti und Max Bd.3


ausgezeichnet

Matti besucht seinen Freund Max in Berlin. Zusammen mit ihrer Freundin Vicky finden sie in deren Garten im Rosenbeet vergraben eine alte Schatulle mit Schmuck. Die Kinder machen sich auf die Suche nach der Besitzerin. Dabei geht es quer durch Berlin. Auf diese Weise lernen nicht nur Matti, Max und Vicky viel über die Berliner Sehenswürdigkeiten und die Geschichte der Berliner Mauer, sondern auch die kleinen und großen Leser. Verfolgt werden sie dabei vom bösen Nachbarn Herrn Papke, der seine Chance auf den Schmuck wittert. So entsteht manch rasante Verfolgungsjagd.
Als Vollblutberliner war es für uns eine echte Freude dieses Buch zu lesen. Mir hat besonders gut gefallen, dass hier das Thema der Berliner Mauer in den Vordergrund gerückt wurde. Denn diese Geschichte ist selbst für die kleinen Berliner nur schwer zu begreifen und auch als Erwachsener denkt man zurück und kann kaum noch verstehen, wie anders das Leben damals war. Ich habe das Buch zusammen mit meinem 12jährigen Sohn gelesen und es war genau das richtige für sein Alter. Die Geschichte war spannend und die Hintergründe haben ihn sehr interessiert. Und auch die Illustrationen fanden wir total altersgerecht. Sie haben an den richtigen Stellen die Story aufgelockert und das Lesevergnügen unterstrichen. Nicht nur für Berlinbesucher oder Berliner eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 18.03.2022
Fluchbrecher / Legend Academy Bd.1
MacKay, Nina

Fluchbrecher / Legend Academy Bd.1


gut

Graylee war schon immer etwas speziell und unangepasst. Und auf ihrer Schule hat sie nur einen wahren Freund. Als die Vertrauenslehrerin ihr und ihren Eltern eine spezielle Schule empfiehlt, zögern die Adoptiveltern nicht lange und fahren Graylee zu dieser Schule nach Texas. Doch hier ist erst recht nichts normal. Plötzlich findet sie sich in der Welt der Mythennachfahren wieder. Sie soll eine von ihnen sein? Ihre Visionen deuten darauf hin, aber so richtig fühlt sie sich auch hier keiner Gruppe zugehörig. Schon bald geschehen seltsame Dinge und ein alter Fluch scheint reaktiviert worden zu sein.
Leider habe ich mich beim Lesen etwas schwergetan. In den Anfang bin ich sehr gut reingekommen aber dann entwickelte sich die Story immer zäher. Ich hatte das Gefühl es werden stets zwei Schritte vor und einer zurück gemacht. Viele Szenen und Dialoge waren ohne großen Mehrwert für die Handlung, sodass ich das Gefühl hatte hier wird etwas künstlich in die Länge gezogen. Graylees Ungeschicklichkeit war am Anfang noch niedlich und manchmal auch witzig, auf die Dauer aber etwas zu viel und vorhersehbar. Vieles wiederholte sich auch permanent wie Graylees Gestolper oder die zuckenden Augenlider missgünstiger Mitschüler. Sehr niedlich waren dagegen die Kolibris. Die gaben dieser Mythenwelt erst den richtigen Fantasytouch. Die letzten 50 Seiten ließen dann noch einmal etwas Spannung aufkommen, wohl um neugierig auf den zweiten Band zu machen. Für mich leider kein Grund diesen auch noch zu lesen.

Bewertung vom 08.03.2022
Im Dorf der Schmetterlinge
Wiebusch, Michaela;Erz, Rita

Im Dorf der Schmetterlinge


ausgezeichnet

Juliane steckt in der Mitte ihres Lebens und in einer Depression. Ihre Tochter ist erwachsen geworden und studiert nun in Kanada. Mit ihrem Mann gibt es seid dem immer mehr Streit und Unverständnis. Juliane ist unzufrieden und unglücklich, sie fühlt sich wertlos, alt und ungeliebt. Sie leidet unter ihren Ängsten und der Schlaflosigkeit. Doch dann hat sie einen wundersamen Traum, der sie ins Dorf der Schmetterlinge führt. Hier trifft sie auf ihre Ängste, ihre Gefühle und die Schatten ihrer Vergangenheit. Die Autorin verpackt Gefühle in treffende Bilder. Alles was die Depression, Krise oder Angststörung ausmacht wird so greifbar und verständlich. Und mit diesen Bildern kann auch verstanden werden, wie das Unterbewusste umprogrammiert werden kann. Ich denke um dieses Buch zu verstehen und seinen Wert schätzen zu können, sollte man entsprechende Lebenserfahrungen gemacht haben. Und für all jene die bereits dunkle Täler durchwandert haben und am Ende wieder Schmetterlinge fliegen sahen, kann dieses Buch nur zu Herzen gehen.

Bewertung vom 27.02.2022
Meine kleine Welt
Arenz, Ewald

Meine kleine Welt


ausgezeichnet

In diesen Tagen hat Ewald Arenz mit seinem neuen Buch bei mir für Zerstreuung gesorgt. Er gewährt uns mit dieser Sammlung an Kurzgeschichten, Einblicke in sein Familienleben. Alltagssituation sind abstrus und witzig überspitzt dargestellt und doch findet man sich als Elternteil und Katzenbesitzer in allem wunderbar wieder. Seine drei Kinder Theo, Philllys und Otto, aber auch seine Frau Juliane und sie Familienkatze bringen den Familienvater regelmäßig an den Rande des Wahnsinns. Während Theo und Phillys mitten in der Pubertät stecken und meistens verbale Kämpfe ausfechten, ist der kleine Otto mit kreativen, zerstörerischen Idee am Werk. Ich habe wirklich an einigen Stellen herzhaft lachen müssen und gerne auch meinem Mann einige Geschichten vorgelesen. Wir haben uns in den einzelnen Anekdoten wiedergefunden und waren begeistert vom Wortwitz und Humor des Autors. Familie ist etwas Wunderschönes, aber sie kann auch wirklich anstrengend und energiesaugend sein. Dies offen auszusprechen und sich selbst dabei nicht so ernst zu nehmen ist unglaublich sympathisch und liebenswert.

Bewertung vom 22.02.2022
Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
Leo, Maxim

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße


sehr gut

Was bezeichnen wir als Wahrheit? Eine Übereinstimmung von Aussagen zu einem Sachverhalt? Oder ist die Wahrheit das was die meisten Menschen als die Wahrheit ansehen?
Der mittellose Videothekenbesitzer Hartung, fällt einem Journalisten in die Hände der eine aufregende Story wittert. Vor einigen Jahrzehnten passierte Hartung als Mitarbeiter der Bahn Berlin-Ost ein Missgeschick. Dies sorgte dafür, dass 127 DDR Bürger mit der S-Bahn plötzlich in den Westen fuhren. Passend zum 30. Jahrestag des Mauerfalls lässt sich daraus natürlich eine wunderbare Story machen, findet der Journalist Landmann. Und so entsteht der Held vom Bahnhof Friedrichstrasse. Die Dynamik der Story hat ihre eigene Komik. Vorurteile der Wessis nähren die Lüge ebenso, wie Hartungs Geldsorgen und die Eitelkeiten des Journalisten Landmann. Und so wird plötzlich aus dem genügsamen Hartung ein umjubelter, doch unentdeckter Hochstapler. Aber wem macht er etwas vor? Wem schadet er? Ist die Wahrheit wichtig, oder ist die Geschichte die ein gutes Gefühl vermittelt und den Menschen Hoffnung gibt nicht ebenso berechtigt zu existieren?
Maxim Leo ist ein wunderbarer Geschichtenerzähler. Er versteht es die Eigenheiten der „Ossis“ und „Wessis“ zu karikieren, Politiker blass, Verbrecher böse und die Liebe rein aussehen zu lassen. Der Roman unterhält auf rührende Art und Weise und gibt doch auch etwas über uns preis. Denn manchmal ist es gar nicht die Wahrheit die wir hören wollen, sondern die Geschichte die uns mehr gibt als die Wahrheit.

Bewertung vom 16.02.2022
Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1
Schoch, Julia

Das Vorkommnis / Biographie einer Frau Bd.1


ausgezeichnet

„Das Vorkommnis“ Biographie einer Frau von Julia Schoch
Auf einer Lesung wird die Autorin von einer fremden Frau angesprochen, die sich ihr als ihre Halbschwester vorstellt. Dieses Ereignis verändert alles. Was gewesen ist erscheint als Lüge, was die Zukunft bringt macht misstrauisch. Wir tauchen tief ein in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin. Und dennoch erfahren wir durch die sprachliche Eleganz der Autorin eine kühle Distanz. Die Schlagkraft dieses Vorkommnisses ist nicht auf den ersten Blick ersichtlich, sondern halt nach und bewegt sich wie eine verschlingende Lavamasse durch ihr das Leben. Plötzlich wird alles was feststand in Frage gestellt. Die liebsten Menschen sind plötzlich fremd und fern vom eigenen Selbst. Die Gedanken verstricken sich in Kreisen und nehmen immer absurdere, teils paranoide Züge an. Julia Schoch hat hier in Worte verpackt was einem selbst in den eigenen Gedanken wirr vorkommt. Sie beherrscht das Wort wie ein Instrument und komponiert aus dem Ereignis ein Gebilde von allumfassender Klarheit.
Dies ist der erste Band einer Trilogie. Dennoch empfinde ich das Werk als vollkommen und bin wirklich neugierig auf welche Art und Weise Julia Schoch diese Reihe fortführen wird.

Bewertung vom 15.02.2022
Abenteuer auf Römö
Hedemann, Birgit

Abenteuer auf Römö


ausgezeichnet

„Abenteuer auf Rømø- Lilly,Nikolas und der Bunkerschatz“ von Birgit Hedemann
Illustrationen von Sabrina Pohle

Wir kommen gerade aus den (Buch-)Ferien. Und erlebt haben wir wieder eine ganze Menge mit der Familie Sonnenschein. Dieses mal reisten wir mit ihnen nach Dänemark auf die Insel Rømø. Es gab auch hier wieder unglaublich viel zu entdecken. Wir haben mit den Geschwistern eine Tour durch die Bunkeranlagen gemacht, haben viel über die Wikinger gelernt, waren im Legoland, in Ȧahus, im Kommandørgården und auf dem Hastbjerg. Begleitet wurden wir von dem guten Hausgeist Nisse, der uns täglich neue Aufgaben und Rätsel vor die Haustür legte. Und dann wurde es noch richtig abenteuerlich, als die Lilly und Nikolas zwei jugendlichen Schatzjägern in die Quere kamen. Dieses Buch war tatsächlich wie ein kleiner Urlaub für meine Tochter und mich. In der trüben Winterzeit konnten wir von Strand und Meer träumen und es uns auf der Dänischen Insel so richtig gut gehen lassen. Die tollen Illustrationen haben uns begleitet und uns das Leseerlebnis versüßt. Wir sind auch von diesem Band der großartigen Kinderreisebuch-Serie begeistert. Wären wir nicht schon große Fans, dieses Buch hätte uns definitiv auf den Geschmack gebracht. Nun fehlt nur noch der Sommer, damit wir unsere Buchferien in der Realität erleben können.

Bewertung vom 10.02.2022
Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren
Corrigan, Sophie

Keine bösen Tiere - Das etwas andere Tierbuch für Kinder ab 7 Jahren


ausgezeichnet

„Keine Bösen Tiere“ von Sophie Corrigan
In diesem Kinderbuch sind je zwei Doppelseiten einer Tierart gewidmet. Zuerst erfährt man durch viele Bildchen und Sprechblasen alles Grausige was man so schon oft über bestimmte Tiere gehört hat z.B. das Krähen fies sind und einen nur erschrecken wollen, oder das Gerücht das man im Schlaf Spinnen verschluckt. Auf der nächsten Seiten wird dann mit den Vorurteilen aufgeräumt. Die Gewohnheiten und Lebensweisen der Tiere werden ins rechte Licht gerückt. Sachverhalte werden erklärt und viele interessante Fakten preisgegeben. Ich war mir zuerst nicht ganz sicher wie ich das Buch finden soll. Aber als ich gesehen habe wie viel Spaß es meiner Tochter macht, hat sich meine Skepsis verflüchtigt. Meine Erkenntnis aus diesem Buch war: Es ist erschreckend, Menschen haben nicht nur Vorurteile gegenüber anderen Menschen, Kulturen und Lebensweisen sondern tatsächlich auch Vorurteile Tieren gegenüber. Und auch der Abbau dieser Vorurteile lässt sich nur vollziehen indem man mehr über das Gegenüber erfährt, es von allen Seiten betrachtet, hinterfragt warum es etwas tut und es kennenlernt. Dann wird aus der hinterhältigen Hyäne ein intelligentes und soziales Tier.

Bewertung vom 05.02.2022
Dschinns
Aydemir, Fatma

Dschinns


ausgezeichnet

„Dschinns“ von Fatma Aysemir
In der islamischen Vorstellung leben die Dschinn als unsichtbare Wesen mitten unter den Menschen. Nur in besonderen Ausnahmesituationen werden sie sichtbar. Fatma Aysemir erzählt uns von einer kurdischen Familie, deren einzelne Mitglieder in ihrem eigenen Mikrokosmos leben. Schnittpunkt in dieser Geschichte ist der Familienvater Hüseyin. Als junger Mann kam er nach Deutschland um hier in einer Fabrik durch harte Arbeit sein Geld zu verdienen. Sein Leben lang hat er sich und seiner Familie kaum etwas gegönnt um später seinen Lebensabend in einer Istanbuler Eigentumswohnung verbringen zu können. Doch dann, endlich am Ziel, bricht er in dieser Wohnung zusammen und stirbt. Die gesamte Familie reist an um Abschied zu nehmen. Doch jedes Familienmitglied bringt seine eigene Geschichte mit. Und ebenso wie die für uns nicht sichtbaren Dschinn begreifen wir, dass auch die sichtbaren Menschen viel umgibt, dass für andere unischtbar bleibt. Alle Lebenswege sind ineinander verwoben und dennoch einzigartig.
Fatma Aysemirs Erzählstil hat eine bedrückende und brodelnde Stimmung heraufbeschworen. Der Tod lässt die Lähmung schwinden und macht sichtbar was unter Masken verborgen lag, um dann in einer Erschütterung zu gipfeln. Großartige Literatur die mit sanften Tönen auskommt.