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seschat
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 948 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2023
Jana, 39, ungeküsst
Crämer, Jana

Jana, 39, ungeküsst


ausgezeichnet

Erfolgsautor Sebastian Fitzek empfiehlt Jana Crämers Buch seinen Kindern - und das vollkommen zu recht. Mich hat die Geschichte der 39-jährigen Influencerin und Musikagentin ab der ersten Zeile gepackt. Das lag nicht nur daran, dass ich gerade einmal 2 Jahre jünger als die Autorin bin, sondern vor allem an ihrer herzerfrischend ehrlichen Art. Denn anders als die meisten Erwachsenen in ihrem Alter hatte sie noch nie einen Freund, umgibt sich nicht mit Statussymbolen und ist Social-Media-Star. In ihrer Autobiografie beschreibt Jana Crämer ihren steinigen Weg zur Selbstliebe. Krankheiten (Adipositas, Lipödem, MS) und Hass haben sie nicht gebrochen, sondern stärker werden lassen. Sie will sich nicht mehr über andere und deren vermeintliches Lebensglück, abgebildet auf Instagram & Co, definieren. Diese Entwicklung zeichnet sie scheibchenweise nach, indem sie unentwegt Zwiesprache mit ihrem jüngeren Ich hält und diesem Tipps gibt, was mich an diesem Buch am meisten begeistert hat. Crämer blickt schonungslos unverstellt zurück und trauert mitnichten verpassten Chancen in der Jugend nach. Nach Psychotherapie und Gewichtsreduktion von 100 Kilo ist sie heute bei sich angekommen und stolz auf ihr Leben. Den Druck von außen und gängige Schönheitsideale hat sie abgelegt und stärkt junge Frauen mit ihrem BKK-Programm "bauchgefühl". Crämers vielschichtige Gedankengänge und brutale Selbstreflexion haben mich förmlich durch das Buch getragen. Am spannendsten fand ich die abgedruckten Beiträge aus ihrer Community, weil diese zeigen, dass Leben mehr als eine schöne Fassade und Lebensglück ganz individuell ist.

FAZIT
Ein starkes Buch für starke Frauen, das Mut macht, zum Anderssein zu stehen und sich von Gesellschaft und Erwartungen nicht beeinflussen zu lassen. Mainstream war gestern. In Zeiten von Bodyshaming, Cybermobbing & Co genau die richtige Lektüre.

Bewertung vom 11.04.2023
Loriot. 100 Seiten
Schwanebeck, Wieland

Loriot. 100 Seiten


sehr gut

Lohnenswerte Einführung

Ich gebe es zu, dass ich ein ausgesprochener Fan der 100-Seiten-Buchreihe von Reclam bin. Kurz und bündig gelangt der Leser hierbei an Wissen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Für Loriot konnte ich mich erst im fortgeschrittenen Alter begeistern. Kein anderer Humorist schaffte es auf solch geniale Weise, Sketche auf den Punkt zu komponieren. Der Literatur- und Kulturwissenschaftler Wieland Schwanebeck ist selbst ein eingefleischter Anhänger des deutschen Ausnahmekünstlers und musste sich entsprechend beschränken, um nur 100 Seiten zu füllen. Herausgekommen ist dabei ein wirklich wohl recherchiertes Werk mit passenden Grafiken und Fotos. Bisweilen empfand ich den Sprachstil als etwas zu universitär, d.h. als zu anspruchsvoll und mit Schachtelsätzen überfrachtet. Nichtsdestotrotz bekommt man spannende Einblicke in Biografie und Werk des preußischen Humoristen. Loriot, der mit bürgerlichen Namen Bernhard-Viktor-Christoph-Carl von Bülow hieß, parodierte am liebsten den deutschen Kleinbürger der 60er und 70er Jahre. Angefangen hat er als Zeichner bzw. Karikaturist bei Stern & Co und schaffte es sogar mit eigenen Filmen wie "Ödipussi" oder "Papa ante portas" ins TV. Vorbilder waren Buster Keaton und Monty Python. Seinen trockenen wie intellektuellen Humor mag ich besonders. Die Redewendungen bzw. Aussprüche aus seinen Sketchen wie z. B. "Die Nudel" oder "Kosakenzipfel" sind bis heute in aller Munde. Auch seine Vorliebe für die Hunderasse Mops macht Loriot sympathisch. Das mediale Multitalent Loriot wäre dieses Jahr, 2023, 100 Jahre alt geworden, was man seinem zeitlosen Œuvre allerdings nicht anmerkt. Alles in allem ist das vorliegende Heftchen eine kurzweilige Einführungsliteratur.

Bewertung vom 10.04.2023
Glück im Unglück
Schreiber, Constantin

Glück im Unglück


ausgezeichnet

Mit jedem Buch wird mir der Tagesschau-Sprecher und Nahost-Experte Constantin Schreiber (*1979) sympathischer. Sein neuestes Werk "Glück im Unglück" handelt vom persönlichen Umgang mit schlechten Nachrichten und der Suche nach dem Glück. Der Hanseat Schreiber macht aus seinem Unwohlsein bei der Bekanntgabe von Katastrophenmeldungen keinen Hehl. Die Dauerberieselung mit Bad News geht auch an ihm nicht spurlos vorbei und führt zur sog. News-Fatigue. Mithilfe von Kompensationsstrategien gelingt es ihm, inmitten von globalem Unglück wieder glücklich sein. So entdeckt er das Klavierspielen wieder, macht Sport, spendet Blut oder reist nach der Corona-Zeit erstmals wieder ins Ausland. Infolge beschäftigt sich Schreiber bewusst mit sich und seinem Leben und lernt dabei eine Menge, aber vor allem sich dem panischen Zeitgeist nicht unterzuordnen.

Mich hat Constantin Schreibers Buch sehr angesprochen, weil es den Menschen hinter dem Journalisten abbildet. So erfährt man im Laufe der Lektüre u.a., dass er am Gymnasium das Leistungsfach Latein gewählt hat und bis heute ein altsprachlich-historisch interessierter Zeitgenosse ist, was mich als studierte Altertumswissenschaftlerin sehr freut. Darüber hinaus ist er ein überaus reflektierter Autor, der zum einen multiperspektivisch, zum anderen subjektiv argumentiert. Ich habe die 118 Buchseiten (E-Book) schnell durchgelesen und mich dank der konzisen Sprache nicht ein einziges Mal gelangweilt.

Wer mehr über die derzeitige Nachrichtenwelt und besonders über Constantin Schreiber erfahren möchte, der greife zu diesem persönlichen wie informativen Büchlein. Quintessenz: Jeder ist seines Glückes Schmied.

Bewertung vom 03.04.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


weniger gut

Gabrielle Zevins Buch "Morgen, morgen und wieder morgen" hat 2022 mehrere Preise gewonnen und wird von vielen Rezensenten hochgejubelt. Dementsprechend enthusiastisch bin ich an die Lektüre herangetreten. Doch bereits nach den ersten Kapiteln legte sich Euphorie und ging in Ernüchterung über. Das lag zum einen daran, dass die Story von der ersten bis zur letzten Seite auf der Stelle trat und das gewünschte Happyend ausblieb. Zum anderen gab es viele Programmier- bzw. PC-Spiel-Begriffe, mit denen ich nicht viel anfangen konnte. Der Plot ist schnell erzählt. Die zwei Computernerds Sam und Sadie kennen sich bereits seit der Jugend, haben sich dann aus den Augen verloren und nun Anfang der 90er Jahre in Massachusetts wiedergefunden. Gemeinsam gründen sie eine Gamingfirma und produzieren eigene Spiele. In den dunkelsten Stunden geben sie sich gegenseitig Halt und kommen doch nie über den Freundschaftsstatus hinaus. Anfangs fand ich die Dialoge der beiden hochbegabten Protagonisten noch originell und lebendig. Mit der Zeit ließ dieser Zauber allerdings nach. Auch die häufigen Wechsel innerhalb der Erzählzeit nervten. Zudem dominierten die negativen Emotionen und das Außenseitertum. Ich hatte auf eine geistreiche Feel-Good-Geschichte spekuliert, in der die vermeintlichen Sonderlinge gemeinsam das Leben feiern und ihre Unzulänglichkeiten überwinden. Dem war leider nicht so. Gerade im zweiten Drittel habe ich damit gekämpft, das Buch weiter zu lesen. Aus diesem Grund kann ich die Vorschusslorbeeren für diesen Roman leider nicht nachvollziehen.

Bewertung vom 26.03.2023
Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1
Benedikt, Caren

Im Glanz der Macht / Club Paradies Bd.1


ausgezeichnet

Die Bestsellerautorin Petra Mattfeld ist eine Expertin für Familiensagas, von denen ich schon einige lesen durfte. Unter ihrem Pseudonym Caren Benedikt hat sie nun den neuen Zweiteiler "Club Paradies. Im Glanz der Macht" herausgebracht, der im Berlin der 70er Jahre spielt und die gut situierte Familie Borchardt in den Blick nimmt.

Eines vorweg, in diesem über 500 Seiten starken Roman mangelt es weder an Erzählsträngen noch an historischen Bezügen. Ob RAF, Studentenproteste, Nachclubszene oder Immobilienmarkt, man merkt dem Plot an, dass die Autorin eine intensive zeitgeschichtliche Recherche betrieben hat.

Es brauchte etwas Zeit, sich an die unterschiedlichen Figuren und Szenerien zu gewöhnen. Der eiskalte Immobilienpatriarch Hanns Borchardt ist Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Für ihn zählt nur Macht und Besitz, woran seine Familie zu zerbrechen droht. Am spannendsten fand ich die Nachclubbesitzerin Lea Stern, die gegen alle gängigen gesellschaftlichen Konventionen ein selbstbestimmtes Leben führt. Kapitelweise lernt der Leser in diesem ersten Band die handelnden Figuren kennen und verstehen, was Petra Mattfeld sehr gut gelungen ist. Im Mittelteil plätscherte die Story etwas vor sich hin, bis dann kurz vor Schluss der Mega-Cliffhanger einsetzte. Die insgesamt 512 Seiten lasen sich angenehm leicht. Auch die Schriftgröße war eine Wohltat für die Augen.

Wer Familiensagas mit ordentlich Drama und einer Prise Zeitgeschichte liebt, für den ist Caren Benedikts Roman wie geschaffen. Man bekommt realistische Einblicke in die Welt der 70er Jahre und in menschliche Abgründe geboten. Ich habe mich dank der vielschichtigen Handlung prächtig unterhalten gefühlt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.03.2023
Der Bewerbungsführerschein
Niermann, Torsten

Der Bewerbungsführerschein


sehr gut

Solides Handbuch

Ich arbeite seit Jahren als Jobcoach und kenne mich dementsprechend mit den gängigen Bewerbungsstandards aus.

Torsten Niermann hat sein Handbuch gut nachvollziehbar angelegt und mit nützlichen Beispielen und Checklisten versehen. Angefangen von der Stellenrecherche über das Verfassen von Bewerbungsunterlagen bis zu Tipps zum Vorstellungsgespräch ist alles im sog. Bewerbungs-Führerschein enthalten, was ich bereits von Hesse-Schrader bzw. aus DUDEN-Handbüchern kannte. Flüssig und mit Sachverstand, der sich aus Niermanns langjähriger Praxis speist, liefert das Buch einige nützliche Expertentipps zum Bewerbungsverfahren. Natürlich macht der Autor dabei auch ein klein wenig Eigenwerbung. Recht geben muss man ihm, wenn er behauptet, dass sich der Bewerber zum guten Verkäufer in eigener Sache entwickeln muss, um im Bewerbungsprozess erfolgreich zu sein. Seine Ausführungen zu Fehlern im Bewerbungsanschreiben fand ich ebenso sehr erhellend. Weniger hat mich Niermanns Manager- bzw. Businesssprache überzeugen können. Vor allem der omnipräsente Pleonasmus "proaktiv" hat mich während der Lektüre genervt. Darüber hinaus weist der Klappentext teilweise Fehler innerhalb der Worttrennung auf.

Wer nach der Schule oder der Berufsausbildung so gar keinen Plan in Sachen Bewerbung hat, für den ist dieses Buch ein hilfreicher Wegweiser. im deutschen Bewerbungsdschungel. Bewerbungscoaches werden hingegen das Meiste wiederkennen.

Bewertung vom 26.02.2023
Mein Herz hat Sonnenbrand
Michael Behrendt

Mein Herz hat Sonnenbrand


ausgezeichnet

Ich höre viel Musik und kenne mich dementsprechend auch gut mit Liedtexten aus.
Noch dazu liegt mir die deutsche Sprache am Herzen. Kurzum, ich verfüge über die besten Voraussetzungen, um Michael Berendts neuestes Buch zu lesen. Darin setzt er sich detailreich mit Liedtexten aus 60 Jahren deutscher Popmusik auseinander. Was der freischaffende Lektor dabei zutage fördert, ist selbst für mich erstaunlich. Berendt durchforstet die Hits von Roland Kaiser, The BossHoss, PUR, Helene Fischer, Herbert Grönemeyer, Michael Wendler & Co akribisch und bringt die buntesten Auswüchse/Bonmots zu Papier. Es hat mich überrascht, dass fast jeder Liedtext falsche Metaphern, aneinandergereihte Versatzstücke älterer Hits oder einfach wirre bis ordinäre Worthülsen enthielt; situative Lachflashs und Fremdschämmomente inklusive. Nach der unterhaltsamen Lektüre fällt es mir nun umso schwerer ein Lied bzw. einen Song ohne genaue Beachtung des Textes bzw. der Lyrics zu hören. Die Sprache spielt einfach eine zu große Rolle in meinem Leben. Dennoch kann und will ich im Alltag nicht auf meine Lieblingslieder verzichten, gleichwohl ich nun weiß, welche sonderbare Wortakrobatik dahintersteckt. Berendt kann man zu seiner Buchtitelwahl nur beglückwünschen. Bata Illics Lied "Mein Herz hat Sonnenbrand" ist prädestiniert dazu, beim Blick aufs Cover Aufmerksamkeit zu schaffen. Seine humorige Grundhaltung gegenüber Sprachirrtümern ähnelt der von Bastian Sick. Aus diesem Grund kann ich die Lektüre dieses kurzweiligen "Songbooks" nicht nur Sprachpuristen, sondern auch Musikliebhabern wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 16.02.2023
Traummänner bleiben nicht zum Frühstück (eBook, ePUB)
Gerhardt, J.

Traummänner bleiben nicht zum Frühstück (eBook, ePUB)


gut

Seichte Lovestory

Die Geschichte um Emma und Paul aus Köln ist schnell erzählt. Sie lernen sich in ihrer WG eines morgens kennen. Damals sieht sie Paul zum ersten Mal, der sich als One-Night-Stand ihrer WG-Mitbewohnerin Rebecca entpuppt. Nach der unschönen Trennung von Stefan will Emma erst einmal nichts von Männern wissen und von Womanizern wie Paul schon gar nicht. Doch wie es der Zufall will begegnen sich die beiden immer wieder und die Funken fliegen.

Gerhardts Liebesroman verläuft inklusive der üblichen Eifersuchtsdramen ziemlich seicht. Die Story ist vorhersehbar. Der einstige Bad Boy wird in Emmas Armen zum Lämmchen und lernt durch sie die echte Liebe kennen. Die Hauptcharaktere Emma und Paul teilen sich die Erzählerrolle. Mein Lieblingscharakter war Emmas schwuler Freund Marius. Emma empfand ich stellenweise als für ihr Alter zu naiv dargestellt. Gegen Ende zieht sich die Erzählung schon etwas und man fühlt sich unweigerlich an die Rosamunde-Pilcher-Filme erinnert.

FAZIT
Abgesehen von der ungewöhnlichen Kennenlernszene eine vorhersehbare Erzählung.