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Benutzername: 
Magda
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 239 Bewertungen
Bewertung vom 16.10.2023
Der Schatten eines Sommers
Steinborn, Margit

Der Schatten eines Sommers


ausgezeichnet

Es handelt sich um den 2. Teil der Reihe "Stadtlichter". Da ich bereits den ersten Teil "Einen Herbst und einen Winter lang" mit Begeisterung gelesen habe, habe ich mich sehr auf die Fortsetzung gefreut.
Berlin, 1914: Isa, ein Mädchen aus dem Scheunenviertel, liebt den Industriellensohn Henning. Kennengelernt haben sich die beiden, als Isa Hennings Schwester Lotte gerettet hatte, als diese beinahe von einer Kutsche überfahren wurde. Isa arbeitet mittlerweile als Lottes Kindermädchen in der Villa von Hennings Vater, Max Wittmann. Außerdem hilft sie in einem Zeitungskiosk aus, mit dessen Inhaber, einem älteren Herrn, sie sich angefreundet hat.
Als der Krieg ausbricht, werden sowohl Henning als auch sein älterer Bruder Roman eingezogen. Der Krieg verändert beide. Romans Einstellung zum Leben wandelt sich, er ist nicht mehr der Luftikus und Tunichtgut, der er vor dem Krieg war. Henning und sein bester Freund Raffael müssen nach Galizien an die Ostfront. Beide sind im Herzen Pazifisten und scheuen sich davor, auf Menschen zu schießen.
Auch der zweite Teil der Stadtlichter-Reihe hat mir sehr gut gefallen. Margit Steinborn schreibt fesselnd und unterhaltsam, der Roman ist gut recherchiert und stellt das Leben in Berlin während des Ersten Weltkriegs authentisch dar. Ich empfehle die Reihe Leser*Innen von historischen Romanen, aber auch Leser*Innen von Liebesromanen, da die Liebe eine zentrale Rolle in dem Buch spielt.

Bewertung vom 13.10.2023
Elizabeth Taylor / Ikonen ihrer Zeit Bd. 11
Weinberg, Juliana

Elizabeth Taylor / Ikonen ihrer Zeit Bd. 11


ausgezeichnet

Ich liebe Romanbiographien und habe mich sehr auf die Biographie einer der bekanntesten Hollywood-Schauspielerinnen gefreut.
April 1939: Die aus den USA stammenden Taylors verlassen London, um sich in Los Angeles niederzulassen. Sara Taylor war bis zu ihrer Heirat Theaterschauspielerin, ihr größter Wunsch ist, dass ihre Tochter Filmschauspielerin wird.
Elizabeth ist außergewöhnlich hübsch, und fällt insbesondere durch ihre violettfarbenen Augen und den doppelten Wimpernkranz auf. Sara gelingt es, Elizabeth einen Vertrag bei dem bekannten Filmstudio MGM zu verschaffen. Von nun an dreht sich ihr Leben um Filmrollen und Dreharbeiten, ihre Mutter ist stets an ihrer Seite. Im Film „Heimweh“ um den berühmten Collie Lassie spielt sie ihre erste Hauptrolle.
Mit 18 Jahren heiratet Elizabeth den Hilton-Hotelerben, vor allem deswegen, um der ständigen Kontrolle und Aufsicht ihrer Mutter zu entfliehen. Nicky schlägt sie und erweist sich als Spieler und Säufer. Elizabeth flieht aus der Ehe in die nächste Beziehung, diesmal mit einem britischen Schauspieler, den sie auf einer Europareise in London kennenlernt. Michael bekommt in Hollywood keine Filmangebote, was ihn sehr unglücklich macht. Er kümmert sich um die beiden Söhne, während Elizabeth Filme dreht.
Ehemann Nummer drei ist der Filmproduzent Mike Todd, mit dem Elizabeth eine Tochter hat. Als Mike in seinem Privatjet abstürzt, lässt Elizabeth sich von seinem besten Freund Eddie trösten. Für Elizabeth trennt Eddie sich von seiner Frau. Bei den Dreharbeiten zum Epos „Cleopatra“, verliebt sie sich in ihren Filmpartner Richard Burton.
Im Mittelpunkt der Romanbiographie stehen Elizabeths Ehen, die Dreharbeiten und Filme sind eher zweitrangig. Juliana Weinberg stellt Elizabeth Taylor als eine sehr liebenswerte und vor allem auch liebesbedürftige Frau dar. Jeden Mann, mit dem sie eine Beziehung hatte, hat sie geheiratet, was sicherlich auch dem Geist der Zeit geschuldet war.
In der Romanbiographie gibt es eine Lücke von zwanzig Jahren, über diese Zeit erfahren wir nur in wenigen Sätzen, dass Elizabeth einen US-Senator und zweimal Richard Burton geheiratet hat.
Ausführlicher geht die Autorin auf Elizabeths Freundschaft zu Michael Jackson in den 1980er Jahren und vor allem auf ihr Engagement für die Aids-Forschung ein.
Juliana Weinberg stellt Elizabeth Taylor als eine beeindruckende und liebenswerte Persönlichkeit dar. Der Schreibstil ist flüssig und leicht lesbar, fesselnd und unterhaltsam. Die Romanbiographie empfehle ich sehr gerne allen, die sich für die Glitzer- und Scheinwelt des Hollywoods und der Filmwelt der 1950er und 1960er Jahre interessieren.

Bewertung vom 09.10.2023
Nebel über der Uckermark
Brandes, Richard

Nebel über der Uckermark


ausgezeichnet

Bei Nebel über der Uckermark handelt es sich um den dritten Fall für Kriminalhauptkommissarin Carla Stach. Man kann den Krimi gut lesen, ohne die vorherigen Bände zu kennen. Ich habe mich über das Wiedersehen mit Carla, ihrem Team und ihrer Familie sehr gefreut.
Carla feiert ihren 60. Geburtstag im Gasthof „Seeblick“, der Maria Kaiser und ihrem Mann Milan Babic gehört. Gegen Ende des feuchtfröhlichen Abends bittet Maria sie um eine kurze Unterredung und erzählt ihr, dass sie hellseherisch veranlagt ist und von einer jungen Frau geträumt hat, die im Wald erschossen wurde. Am nächsten Tag wird Jeta Seferi vermisst gemeldet, deren Aussehen mit dem der von Maria beschriebenen Frau genauestens übereinstimmt.
Am Morgen nach ihrer Geburtstagsfeier wird Carla zu einem Haus gerufen, in dem ein Mann und seine Frau hingerichtet wurden. Alles deutet auf Täter aus rechtsextremen Kreisen hin. Hier kommt Maik ins Spiel, der als verdeckter Ermittler seit mehreren Monaten versucht, die geplanten Verbrechen und die führenden Köpfe einer rechtsextremen Gruppierung aufzudecken.
Carla ermittelt zusammen mit Julia, deren Vater aus Angola stammt. Julia steht, auch aufgrund ihres familiären und kulturellen Hintergrunds, paranormalen Phänomenen nicht ganz so kritisch und abgeneigt gegenüber wie Carla. Als Carlas und Katrins Katze verschwindet, bitten ihre Kinder Maria um Hilfe bei der Suche nach Glöckchen.
In dem Kriminalroman erfahren wir viel über die Arbeit des verdeckten Ermittlers im rechtsextremen Umfeld und über die Welt des Übernatürlichen. Carla ist hin und her gerissen, ob es nicht doch Dinge gibt, die sich nicht naturwissenschaftlich erklären lassen und denkt darüber nach, was nach dem Tod geschieht. Wir erfahren einiges zu den Themen Esoterik, aber auch Scharlatanerie.
Der Krimi besteht aus kurzen Kapiteln, die meist mit einem Cliffhanger enden, was den Spannungsbogen konstant aufrechterhält. Die Protagonistinnen Carla, ihre Frau Katrin und ihre Freundin bzw. Kollegin Julia sind sympathisch und authentisch, das Setting in Brandenburg und der Uckermark atmosphärisch, der Nebel in den Wäldern gruselig. Über weitere Fälle für Carla und Julia würde ich mich sehr freuen.

Bewertung vom 06.10.2023
Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
McFarlane, Mhairi

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse


sehr gut

Das neue Buch der schottischen Autorin habe ich sehnlichst erwartet, ich mag ihren Schreibstil und ihre romantischen Komödien sehr.
Roisin, 32 Jahre alt, ist seit 9 Jahren mit Joe zusammen. Joe ist Drehbuchautor, seit kurzem berühmt und erfolgreich. Als seine neue Serie anläuft, muss Roisin entsetzt feststellen, dass ihr einige Schlüsselszenen darin sehr bekannt vorkommen und kann nicht fassen, dass Joe schlimme Erlebnisse aus ihrer Kindheit, die sie ihm anvertraut hatte, in seinem Drehbuch verarbeitet hat.
In letzter Zeit kriselt es ohnehin in der Beziehung, und Roisin ist nicht mehr sicher, ob sie mit Joe zusammenbleiben will. In ihrem Freundeskreis galten die beiden von Anfang an als Traumpaar.
Als Roisins Mutter Lorraine in ihrem Pub dringend Hilfe benötigt, ergreift Roisin die Gelegenheit, Abstand zu Joe und der gemeinsamen Wohnung in Manchester zu gewinnen und fährt nach Webberley, um in Lorraines Pub auszuhelfen.
Der Schreibstil der Autorin ist wie gewohnt flüssig und angenehm lesbar. Leider hat mir dieses Buch von Mhairi McFarlane jedoch nicht ganz so gut wie ihre anderen Bücher gefallen. Es waren mir zu viele Probleme, die in die gut vierhundert Seiten gepackt wurden, einige davon waren arg konstruiert, auf die letzten hundert Seiten hätte ich verzichten können. Es ist kaum zu glauben, dass Roisin sich in den neun Jahren ihrer Beziehung so sehr in Joe getäuscht haben soll. Es ist auch unwahrscheinlich, dass sie nie gemerkt hatte, dass einer ihrer Freunde schon seit Jahren in sie verliebt ist. Ein weiteres Problem stellt die Beziehung zwischen Mutter und Tochter dar. Trotz der Abstriche kann ich das Buch sowohl McFarlanes treuen Leserinnen als auch Leserinnen von Liebesromanen empfehlen.

Bewertung vom 05.10.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1 (eBook, ePUB)
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Da ich sowohl die Ruhrpott-Saga als auch die Dorfschullehrerin-Dilogie der Autorin sehr gern gelesen habe, habe ich mich auf ihren ersten Kriminalroman sehr gefreut.
Essen, 1948: Carl Bruns untersucht den Mord an Adelheid Hoffmann. Wie er bald herausfindet, handelt es sich bei Adelheid um die Mutter eines polizeigesuchten Naziverbrechers. Arnold Hoffmann war befehlshabender SS-Mann bei der Ermordung von mehr als dreißig Zwangsarbeitern, die kurz vor Kriegsende kaltblütig erschossen und in einer Grube verscharrt wurden.
Adelheid wurde von niemandem geschätzt oder gemocht, sie war kleinlich und pedantisch, mit fast allen Mietern ihres Hauses lag sie im Streit. Sie besaß in Essen ein Haus, welches sie ihrem Enkel Emil vermacht hatte. Der 6jährige Emil lebt bei seiner Mutter Frieda in Köln. Als Carl Frieda in Köln aufsucht, begegnet er deren Schwester Anne, seiner Jugendliebe. Annes Mann ist im Krieg gefallen. Als die Schwestern von Emils Erbe erfahren, packen sie kurzerhand ihre wenigen Habseligkeiten zusammen und ziehen nach Essen in das Haus, in dem sie bis vor wenigen Jahren mit Adelheid und Arnold gelebt haben.
Carl wurde in den 1930er Jahren aus dem Polizeidienst entlassen, als bekannt wurde, dass sein Großvater jüdischer Abstammung war. Viele ehemalige Nazis arbeiten weiterhin bei der Polizei.
Neben der Mordermittlung lässt uns die Autorin am Leben von Anne, Frieda und derer 15jährigen Schwester Lotti teilhaben. Anne ist Krankenschwester, Frieda kann man wohl als Lebenskünstlerin bezeichnen, sie verbringt ihre Tage mit Geschäften auf dem Schwarzmarkt. Anne und Carl fühlen sich immer noch zueinander hingezogen.
Im Nachwort erfahren wir, dass die Ermordung der Zwangsarbeiter auf einem wahren Fall beruht, die Täter sind in den Nachkriegswirren straffrei davongekommen.
Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr und mochte ihren ersten Kriminalroman genauso wie ihre historischen Romane. Sie gibt die Atmosphäre und Handlungen und Gedanken der Protagonist*Innen authentisch wieder. Auch die allmähliche Wiederannäherung von Carl und Anne hat mir gut gefallen. Die Auflösung ist überraschend, einige Wendungen waren absolut nicht vorhersehbar.
Ein unterhaltsamer, fesselnder und spannender historischer Kriminalroman, den ich Leser*Innen von historischen Romanen und Krimileser*Innen sehr empfehlen kann.

Bewertung vom 02.10.2023
Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1
Claire, Anna

Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1


ausgezeichnet

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, in der Gegenwart und in den Jahren 1936-1946.
Luise und Richard wandern 1936 als politische Flüchtlinge nach Amerika aus. Luise träumt von einem eigenen Restaurant, das sie in New York eröffnen möchte. Das Startkapital kommt nur zu einem Drittel von ihr, ihre beiden Freundinnen Anni und Maria haben ihr ebenfalls Geld gegeben, mit dem sie das Restaurant finanzieren soll.
Luises Verlobter Richard ist bereits einige Monate vor ihr in New York angekommen. Nach ihrer Ankunft muss Luise feststellen, dass Richard schwermütig und antriebslos geworden ist, er verlässt nur selten die Wohnung und überlässt ihr den Haushalt. Luise ist im Gegensatz zu Richard voller Tatendrang und findet bald eine Arbeit als Küchenhilfe. Es geht aufwärts, als sie mit anderen Emigrantinnen einen „Window Shop“ eröffnen, in dem selbst gemachte Produkte aus der Heimat verkaufen. Die Beziehung zu Richard kriselt, sein Freund George hingegen hilft Luise, wo er kann.
Über das Schicksal von Maria und Anni erfährt Luise nur wenig, nach nur wenigen Briefen reißt der Kontakt ab. Nach dem Krieg fährt Luise ins zerstörte Berlin, um sich in einem Camp für Displaced Persons zu engagieren und KZ-Überlebende über ein Leben in Amerika zu informieren. Dort begegnet sie einem früheren Freund, der sie über etwas informiert, das sie fassungslos zurücklässt.
June ist Luises Enkelin. Sie ist in New York aufgewachsen, lebt aber seit einigen Jahren in Berlin. Bei der Testamentseröffnung erfährt sie, dass sie von ihrer Großmutter deren Haus und ein Restaurant geerbt hatte. Um ihr Erbe antreten zu können, muss sie jedoch Maria und Anni oder deren Nachkommen finden, und das Erbe mit ihnen teilen. Bei ihrer Suche wird sie von Luises Anwalt Walter und Hendrik, dem Chefkoch ihres Restaurants, unterstützt. Hendrik nutzt die Chance, um Ahnenforschung zu betreiben, da seine Vorfahren aus Dänemark kommen und jüdischer Abstammung waren. Beide Männer fühlen sich zu June hingezogen.
Der Auftakt der Trilogie „Die Glücksfrauen“ hat mir sehr gut gefallen. Besonders interessant fand ich Luises und Richards Neubeginn in New York. Luise ist eine starke und mutige Frau, die es geschafft hatte, ihren Traum in einem fremden Land, weit weg von der Heimat, zu verwirklichen. Das Ende ist offen, June hat Maria und Anni trotz intensiver Recherche noch nicht gefunden. Wir erfahren auch nicht, warum Luise sich ihr Leben lang ihren Freundinnen gegenüber schuldig gefühlt hatte. Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung der „Glücksfrauen“ und freue mich schon auf die Nachfolgebände.

Bewertung vom 01.10.2023
Die Formel der Hoffnung
Cullen, Lynn

Die Formel der Hoffnung


sehr gut

Durch das außergewöhnlich schöne Cover bin ich auf das Buch aufmerksam geworden. Es handelt sich um die Geschichte von Dorothy Horstmann, einer Epidemiologin, die das Poliovirus erforscht hatte, die jedoch kaum bekannt geworden ist.
1941: Dorothy ist für eine Frau sehr groß und kommt aus ärmlichen Verhältnissen. Ihre erste Stelle als Kinderärztin bekommt sie nur, weil dem Chefarzt nicht bewußt war, dass es sich bei D.M. Horstmann um eine Frau handelt.
Damals erkrankten weltweit sehr viele Kinder an Polio (Kinderlähmung). Virologen und Epidemiologen arbeiteten jahrzehntelang an der Erforschung des Virus. Dorothys Forschung konzentrierte sich hauptsächlich darauf herauszufinden, wie das Virus in den Körper gelangt.
Seitenlang werden Gespräche zwischen Virologen und Polio-Erforschern wiedergegeben, was etwas ermüdend war. Sehr gut gefallen haben mir hingegen die Passagen über Dorothys Kindheit, die Beziehung zu ihrem Vater und die Liebesbeziehung zu Arne, einem Dänen, der in die USA gekommen ist, um Penizillin für Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern zu beschaffen.
In dem Roman erfahren wir auch einiges über andere bedeutende Virologen, die sich in der Polio-Forschung verdient gemacht haben, allen voran Dr. Albert Sabin, mit dem Dorothy eine enge Freundschaft verbunden hatte. Sabin hat den Lebendimpfstoff gegen Polio entwickelt (Schluckimpfung).
Doch nicht nur Ärzte waren an der Erforschung und Bekämpfung von Polio beteiligt. Für die Tierversuche mit Affen wurden Tierpfleger beschäftigt, die Laborassistentin Barbara Johnson hat sich bei ihrer Arbeit mit dem Virus infiziert.
Der Autorin ist es gelungen, einen interessanten Roman über eine Wissenschaftlerin zu schreiben, die fast in Vergessenheit geraten ist, genau wie der lange Kampf gegen das Polio-Virus. Am Ende findet sich ein Personen-/Figurenverzeichnis, dem man entnehmen kann, welche Protagonist*Innen real und welche fiktiv sind.
Ich empfehle den Roman gerne weiter und bin froh, dass ich nicht nur viel über Dorothy Horstmann, sondern auch einiges über den langen Weg zu einem Impfstoff erfahren habe.

Bewertung vom 29.09.2023
Wer das Vergessen stört / Die Canterbury-Fälle Bd.1
Duncan, Tessa

Wer das Vergessen stört / Die Canterbury-Fälle Bd.1


ausgezeichnet

Es handelt sich um den ersten Kriminalroman der Autorin, die bisher im Genre Historische Romane tätig war. Ihre Reihe über das KaDeWe habe ich sehr gern gelesen und war gespannt, ob ihr Krimi genauso gut sein wird, und ich wurde nicht enttäuscht!
Lily Brown ist Psychologin und betreibt zusammen mit ihrem Kollegen Matt eine Praxis in Canterbury. Zu ihren Patientinnen zählen Samantha Harris und Vera Osmond, die sich beide ungefähr zu gleichen Zeit bei Lily in Behandlung begeben.
Vera arbeitet mit großem Erfolg in einer Werbeagentur, seit einigen Wochen kämpft sie jedoch mit Panikattacken. Mit Lilys Hilfe findet sie heraus, dass diese immer im Zusammenhang mit Kindern auftreten. Veras Kindheit war geprägt vom Tod ihrer kleinen Schwester.
Samantha wird regelmäßig von ihrem Ehemann, einem leitenden Bankangestellten, verprügelt. Obwohl sie mit ihren Verletzungen mehrfach ins Krankenhaus eingeliefert werden muss, schafft sie es nicht, ihren Mann zu verlassen.
Lily fand ich sehr sympathisch. Neben ihrer Arbeit als Psychologin erfahren wir einiges über ihr Privatleben. Nachdem sie ihre Beziehung zu Dan, einem Scotland-Yard-Inspektor, beendet hatte, hat sie sich als Psychologin niedergelassen und lebt allein mit ihrem Kater Mick. Emotional hängt sie noch immer an Dan und kann ihn nicht vergessen. Erschwerend kommt hinzu, dass sie ihn um Hilfe bitten muss, wenn sie Zugriff auf polizeiliche Akten benötigt.
Als Lily von Veras angeblichem Selbstmord erfährt, will sie herausfinden, was diese über den Unfall ihrer Schwester erfahren hatte. Auf Veras letzten Anruf konnte sie nicht sofort reagieren, da sie zu Samantha ins Krankenhaus musste. Ihren Rückruf hat Vera nicht mehr entgegennehmen können.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und bildhaft, der Spannungsbogen wird konstant aufrechterhalten, die eingeschobenen Rückblenden aus den 1980er Jahren tragen erheblich zur Aufklärung des Mordfalls bei. Im Nachwort erfahren wir, dass die Geschichte an einen wahren Fall aus den 1960er Jahren angelehnt ist. Kindheitstraumata und deren Erforschung und Behandlung werden fachmännisch und doch für Laien verständlich aus psychologischer Sicht dargestellt. Ich freue mich auf weitere Fälle für Lily Brown und spreche eine große Leseempfehlung aus, Tessa Duncan steht Elisabeth George und Charlotte Link in nichts nach!

Bewertung vom 28.09.2023
Tanz ins Leben
Carsta, Ellin

Tanz ins Leben


ausgezeichnet

Der dritte Band aus der Reihe „Die Kinder der Hansens“ spielt in den 1920er Jahren. Es ist hilfreich, die Vorgängerbände gelesen zu haben, aber nicht unbedingt notwendig, da im Laufe des Romans die Beziehungen und das Verhältnis der agierenden Personen untereinander erläutert werden.
Amala, Auguste, Eduard und Helene – das sind die Kinder der Hansens, um die sich die Handlung hauptsächlich dreht.
Amala, Luises Tochter, hat nach dem Tod ihrer Mutter Hawaii verlassen und lebt bei ihrem Großonkel Georg in der Villa Hansen. Amala ist Schauspielerin und Tänzerin und feiert große Erfolge in Hamburg, sie bekommt sogar die Hauptrolle in einem Film angeboten.
Auguste ist unverheiratet und schwanger. Ihre Mutter Frederike schickt sie nach Hamburg zu Georg, wo sie bis zur Geburt des Kindes leben soll.
Eduard ist erfolgreicher Spirituosenhändler, der sich mit der Unterwelt Berlins eingelassen hat. Seine Mutter Martha ist alkoholkrank und die einzige der Hansens, die ein Problem mit Amalas dunkler Hautfarbe hat.
Helene ist Witwe und hat sich wieder verliebt, leider ist Bernhard, ihr Auserwählter, noch verheiratet. Helenes Sohn Max lebt im Internat und Helene ziert sich, ihm Bernhard als seinen neuen Vater vorzustellen.
Familie Hansen reist mit Amala nach Wien, um ihr den dortigen Teil der Familie vorzustellen. Therese und Georg waren sich schon immer sympathisch, ihre Zuneigung zueinander wächst von Treffen zu Treffen und von Telefonat zu Telefonat.
Einige Kapitel behandeln auch Elsa, Luises beste Freundin, die in Philadelphia lebt und nach dem Tod ihres Mannes dessen Fabrik weiterführt. Eins der Probleme, mit denen Elsa zu kämpfen hat, ist der Rassismus in den USA.
Die recht kurzen Kapitel stellen jeweils die Perspektiven der verschiedenen Protagonist*Innen dar. Der Schreibstil ist flüssig und unterhaltsam. Sowohl die Hansen-Saga als auch die Nachfolgereihe "Die Kinder der Hansens" empfehle ich allen Leser*Innen von historischen Romanen und insbesondere denjenigen, die sich für die 1920er Jahre interessieren.

Bewertung vom 23.09.2023
Im Licht der Freiheit / Club Paradies Bd.2
Benedikt, Caren

Im Licht der Freiheit / Club Paradies Bd.2


ausgezeichnet

Die von mir lang ersehnte Fortsetzung der Geschichte der Familie Borchardt ist da!
April 1977: Nach dem Selbstmord ihres Mannes steht Maria vor einem Berg Schulden, die feine Berliner Gesellschaft wendet sich von ihr ab, sie wird zur persona non grata.
„Meine Mutter hat früher immer gesagt, dass der Herrgott einem Menschen nur die Last auf die Schultern legt, die dieser auch tragen kann. Wenn dem wirklich so ist, überschätzt der Herrgott meine Kräfte gewaltig.“ –10. Kapitel.
Die einzigen Freunde, die ihr geblieben sind, sind Uschi und Klaus Schröder. Sie verkauft ihre Pelze und einige Schmuckstücke, ihren Unterhalt finanziert größtenteils ihre Tochter Hanna, die eine Ausbildung macht.
Bei der Durchsicht der Unterlagen, die Hanns hinterlassen hat, stößt Klaus Schröder auf Überweisungen für ein Pflegeheim. Er findet heraus, dass Hanns seine Mutter Gertrud dort untergebracht hatte und seiner Familie Großmutter und Schwiegermutter vorenthalten hatte.
Nach einem schlimmen Vorfall muss Hanna ihre Ausbildung abbrechen, sie konzentriert sich auf ihre Arbeit als Regisseurin von Erotikfilmen.
Holger ist das schwarze Schaf der Familie. Er verliebt sich in die RAF-Terroristin Monika, wird von dieser auf übelste Weise ausgenutzt und in einen Mordanschlag verwickelt.
Lea Stern, Hanns‘ ehemalige Geliebte, leitet weiterhin den Club „Golden Paradise“ am Kurfürstendamm. Sie gibt Maria hilfreiche Tipps, wie sie nach dem Chaos, den Hanns hinterlassen hat, weiterleben kann. Leas Herz hängt immer noch an ihrer großen Liebe Rachel, die in Tel Aviv lebt und Leas Mutter pflegt.
Ein schöner Abschluss der Club Paradies-Dilogie. Die Themen RAF und die Erotikfilmbranche werden weiter vertieft. Im Nachwort erfahren wir, dass die Protagonisten an reelle Personen angelehnt sind. So diente die deutsche Fotografin Lili Baruch als Vorlage für die Figur der Lea Stern. Durch gründliche Recherche in der Terrorismusforschung hat die Autorin Holgers Weg in die RAF nachempfunden. Hanna wiederum ist Teil der sexuellen Revolution der 1970er Jahre und regt an, Erotikfilme aus der Sicht der Frau zu drehen, und diese Paaren auf Video in ihrem Zuhause zugängig zu machen.
Der Schreibstil der Autorin ist bildhaft und authentisch, sehr gefallen haben mir die relativ kurzen Kapitel, die mit einem Zitat der Person überschrieben sind, aus deren Sicht das jeweilige Kapitel geschrieben ist. Caren Benedikt ließ mich tief in die 1970er Jahre eintauchen und mit Maria zittern, ob und wie sie die Krise überwinden wird, in die sie nach Hanns‘ Tod gestürzt ist.
Ich empfehle die Dilogie allen Leser*Innen von historischen Romanen und denjenigen, die an der spannenden Zeit der Umbrüche und Neuanfänge der 1970er Jahre interessiert sind.