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Sago

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Insgesamt 598 Bewertungen
Bewertung vom 08.10.2023
Das NABU-Vogelbuch
Mullen, Peter;Karwinkel, Fabian

Das NABU-Vogelbuch


ausgezeichnet

Eines vorab: Warum eine Jahresangabe von 0? Das Buch ist für ältere Kinder und Erwachsene prima, aber nichts für Kleinkinder. Ansonsten hat der NABU das Thema Vögel hier wunderbar dargestellt. Nicht nur dem Schutz der Vögel wird hier der Weg bereitet. Mit dem sog. Birden, dem Beobachten und Lauschen von Vögeln, tun man seiner Seele auch selbst etwas Gutes. Wie schön, dass das Buch auch einen Link bietet, um Vogelstimmen anhören zu können.

Vor allem kann man mit dem Buch aber Vögel bestimmen. Die fotorealistischen Zeichnungen sind wirklich wunderschön und eindeutig. Sie bieten eine Fülle heimischer Vogelarten. Auch die kurze Einführung, etwa zum Thema Gefieder, Vogelzug, Gefährdungssituationen, Vögelfüttern und vogelfreundlicher Garten, hilft weiter und ist in ihrer zusammengefassten Art für den Einstieg vollkommen ausreichend.

Bewertung vom 08.10.2023
Das Buch Eva
Clothier, Meg

Das Buch Eva


ausgezeichnet

"Ich hingegen - oh, ich wünschte, die Menschen wären wie Bücher, die man einfach nur durchzublättern braucht, bis man gefunden hat, was man sucht."

Die junge Nonne Beatrice geht ganz in ihrer Stellung als Bibliothekarin eines italienischen Klosters zur Zeit der Renaissance auf. Mit Büchern kann sie weit mehr anfangen als mit Menschen und sehnt sich dennoch manchmal nach dem Draußen. Einzig der Kontakt zu einem Buchhändler bringt ihr etwas Abwechslung. Bis eines Tages zwei Frauen ins Kloster flüchten und mit sich ein Buch bringen, wie Beatrice noch keines gesehen hat, voller geheimer Zeichen, einer Schrift, die so viel mehr zu sein als ein Buch...

Meg Clothier hat sich vom berühmten Voinich-Manuskript zu einem ganz besonderen Roman inspirieren lassen. Familiengeheimnisse, magischer Realismus, ein unbarmherziges christliches Patriarchat und ein paar starke Frauen,die erfahren, dass es mehr gibt, als sie sich haben träumen lassen - da verzeihe ich gern, dass die Geschichte zunächst mit einigen Längen klösterlichen Lebens startet. Beatrice ist eine interessante, sperrige Heldin und endlich einmal nicht die geheime Schöne, die viele Storys so austauchbar macht. Das Cover ist zudem so traumhaft-geheimnisvoll, dass man ihm unwillkürlich eine gebundene Ausgabe gewünscht hätte.

Bewertung vom 01.10.2023
Das Vogelmädchen von London
Osman, Mat

Das Vogelmädchen von London


ausgezeichnet

"Jahre später noch spürte sie das Fehlen dieser Berührung; es war genau wie beim ersten Zahn, den sie verloren hatte. Die Zunge erkundete diesen jüngsten Verlust, ihr Körper war ein fremdes Land für sie geworden."

Die junge Shay gehört zu den Aviscultariern, einem wandernden Volk, das Vögel als Götter verehrt. Nach dem Tod ihrer Mutter ist ihr nur dieser Kult und ihr blinder Vater geblieben. Neben Gelegenheitsarbeiten verbringt sie ihre Zeit damit, Vögel aus der Gefangenschaft zu befreien. Dabei trifft sie auf den geheimnisvollen Nonsuch, der sich als einer der Blackfriar Boys entpuppt, junge Männer einer Londoner Theatertruppe. Obwohl sich Shay bei den Boys zu Hause fühlt, verbirgt das Theater eine äußerst dunkle Seite. Shay und Nonsuch finden immer mehr Halt aneinander und entwickeln die Idee einer eigenen Theatertruppe...

Meisterlich webt Mat Osman diese Story im England Elisabeths I. Bei den Blackfriar Boys, die auch die Frauenrollen spielen, verschwimmen ebenso unmerklich die Geschlechter wie Osman Realität und Magie ineinander übergleiten lässt. Er kreiert eine unverwechselbare Geschichte, wie man sie noch nicht gelesen hat. Shay und Nonsuch sind Protagonisten, die in ihrer Plastizität förmlich aus den Seiten zu springen scheinen. Sprachlich findet der Autor selbst für Grausamkeiten beinahe poetische Worte, wenn etwa Blutergüsse Arme umranken. Wunderbar atmosphärisch dicht erzählt, bieten sich hier Lesestunden, in denen man herrlich abtauchen kann.

Sehr gern hätte ich noch erfahren, was hier historisch verbürgt ist und was reine Fiktion darstellt.

Bewertung vom 24.09.2023
Ich träumte von einer Bestie
Blazon, Nina

Ich träumte von einer Bestie


ausgezeichnet

Ich liebe Nina Blazon für ihre einzigartigen Fantasy-Romane. Umso mehr ist es herauszuheben, dass sie mich auch mit ihren Mainstream-Romanen ein ums andere Mal zu überzeugen weiß. "Ich träumte von einer Bestie" als Mainstream zu bezeichnen, ist aber im Grunde ein Understatement. Der Roman erzählt eine ungewöhnliche Geschichte, die einem das Gefühl gibt, etwas derartiges noch nicht gelesen zu haben.

Fleur lässt außer ihrer Familie niemanden an sich heran. Selbst einem Liebhaber, der ihr wirklich zusagt, nennt sie beim Kennenlernen übers Internet zunächst nicht ihren wirklichen Namen. Was verbirgt sie noch außer den Narben, die sie mit Camouflage-Makeup überschminkt? Ein Todesfall in der Famile und ein Erbe führen Fleur nach Frankreich und zurück in ihre Vergangenheit. Dort hat sie das Gefühl, in ein Kaninchenloch der Geheimnisse zu trudeln. Und auf mysteriöse Weise scheinen ihre Ahnen verbunden mit der Legende um die gefährliche Bestie, die im 18. Jahrhundert die Auvergne unsicher machte...

"Musik ist ein Gegenzauber, der mich aus dem Reich hinter den Schwellen zurückholt."

Voller Faszination bin ich mit Nina Blazon und Fleur hinter die Schwellen gereist. Und habe wieder einmal erfahren, warum Nina Blazon zu meinen Lieblingsautorinnen gehört. Ich bin in Fleurs Suche nach sich selbst und den schönen Sprachbildern der Autorin liebend gern versunken.

Bewertung vom 17.09.2023
Nie gut genug
Curran, Thomas

Nie gut genug


sehr gut

Thomas Curran ist nicht nur Assistenzprofessor für Pschologie, sondern auch selbst Perfektionist. Daher weiß er, Perfektionismus ist alles andere als eine Schwäche, mit der man kokettieren sollte. Er führt eher zur Leistungsminderung statt zur Leistungssteigerung. Betroffene haben zudem einen starken Leidensdruck, sind sie doch, wie der Autor anschaulich schreibt, gefangen im Kettenhemd des Perfektionismus.

Welche Formen von Perfektionismus gibt es, was löst ihn aus und warum ist er gerade heute so verbreitet? Dieser Frage geht Curran ausführlich nach. Anhand von eigenen Beispielen, Studien und von Personen des öffentlichen Lebens macht er einen gefährlichen gesellschaftlichen Trend mit seinen weitreichenden Folgen beeindruckend sicht- und nachvollziehbar.

Wie also können wir uns aus dieser Falle befreien? Ausgerechnet hier bleibt Curran bedauerlich kurz und setzt auf eine gesamtgesellschaftliche Trendumkehr. Für einzelne Personen bleibt der Rat, sich selbst anzunehmen. Gerade das ist für Perfektionisten aber eine gewaltige Herausforderung, die allein schon einen ganzen Ratgeber füllen könnte.

Bewertung vom 10.09.2023
Wieso? Weshalb? Warum? Meine Schulfreunde
Kienle, Dela

Wieso? Weshalb? Warum? Meine Schulfreunde


sehr gut

Mal nichts zum Lesen, sondern zum Eintragen. Das klassische Poesiealbum hat sicherlich schon lange ausgedient, stattdessen gibt es heute also Freundebücher. Dieses ist eines davon und besonders ansprechend gestaltet: farbenfrohe Zeichnungen, Infokästen mit Sachwissen zum jeweilgen Thema, Charaktereigenschaften, Stärken, Wünsche und Vorlieben zum Ankreuzen. Man darf gespannt sein, wo sich der jeweilige Freund oder die jeweilige Freundin eher wiederfinden: bei Pferden, Astronauten, Dinosauriern usw.

Ein bisschen ins Grübeln gekommen bin ich allerdings. Wo man sich früher im Poesiealbum selbst Mühe gemacht hat bei Auswahl und Gestaltung, wird den Kindern heute nahezu alles abgenommen und von den Freunden bleiben letztendlich Checklisten übrig. Alles andere würde aber sicherlich nicht mehr in die Zeit passen, oder?

Bewertung vom 10.09.2023
Snehild - Die Seherin von Midgard
Vedsø Olesen, Anne-Marie

Snehild - Die Seherin von Midgard


ausgezeichnet

"Die nordische Version von Game of Thrones" heißt es auf dem Buchrücken. Ich musste viel eher an die wunderschönen "Nebel von Avalon" denken. Aber eigentlich hat die Geschichte solche Vergleiche, die zwangsläufig hinken müssen, gar nicht nötig und kann für sich selbst stehen.

Die Erlebnisse von Snehild, die hier anscheinend erst ihren Anfang nehmen, haben mich durchweg gefesselt. Zeugung und Geburt von Snehild sind geheimnisumwittert und so wundert es nicht, dass sie eine besondere Gabe besitzt. Snehild erweist sich schon früh als Seherin. "Elfenträume", so nennt sie selbst ihre Gesichte, und erregt damit den Neid der Priesterin Ragnfried. Zudem begehren Ragnfried und Snehilds Mutter denselben Mann. Für Snehild wird es immer gefährlicher in der Stadt Himlinge...

Menschenopfer, nordische Götter, die so ungleichen Zwillingssöhne des Königs, die sich sehr für Snehild interessieren: facettenreich fängt die Autorin die früheren harten Zeiten ein und garniert sie gekonnt mit nordischer Mythologie. Ich freue mich schon darauf, Snehilds Abenteuer weiter zu verfolgen.

Bewertung vom 10.09.2023
Rund um den Müll / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.74
Kessel, Carola von

Rund um den Müll / Wieso? Weshalb? Warum? Bd.74


ausgezeichnet

Es ist unglaublich verblüffend, dass dies nun bereits Band 74 aus der beliebten wieso weshalb warum Reihe ist. Denn wer nicht fragt bleibt dumm, wie es früher im Kinderfernsehen so treffend hieß. Dumm bleibt man mit diesem Buch ganz sicher nicht.

Bewundernswert ist der Einfallsreichtum der Serie. Müll und seine Entstehung derart kindgerecht mit den gewohnten Mitmach-Elementen zu erklären, darauf muss man erst einmal kommen.
Auch die Umsetzung überzeugt vollkommen. Die Zeichnungen sind einprägsam und zum Teil putzig. Vor allem der kleine, wildhaarige und Sprechblasen absondernde Mülleimer, der mit einigen Tipps aufwartet, bleibt im Gedächtnis.

Müllentstehung, Mülltrennung und Müllvermeidung. Es bleibt kein Zweifel daran, dass Letzteres den besten Weg darstellt.Denn auch die Folgen von zu viel Müll auf unserem Planeten spart das Buch behutsam nicht aus.

Bewertung vom 09.09.2023
Mord im Christmas Express
Benedict, Alexandra

Mord im Christmas Express


ausgezeichnet

"Ellie wollte die Worte nicht aussprechen, damit sie bloß nicht wahr würden. Als könnte selbst ein bisschen Atem, der über die Lippen strich und ein Wort bildete, das Grauen schon Realität werden lassen."

Nicht nur solche feinen Beobachtungen sind es, die diesen Krimi zu etwas Herausragendem machen. Ebenso wie Protagonistin Roz hat die Autorin einen wunderbar scharfsinnigen Blick auf die Zugreisenden, die sich in London versammeln, um mit dem Christmas Express zu Weihnachten nach Schottland zu fahren. Die Figurenzeichnung hat mich absolut überzeugt und mir viel Spaß gemacht. Anklänge an Agatha Christies Mord im Orient Express sind dabei vollkommen beabsichtigt und sehr gelungen. Wie Alexandra Benedict die Stimmung von Christies Romanen einfängt und gleichzeitig äußert modern interpretiert, hat mich beeindruckt.

Roz, eine ehemalige Polizistin in den Wechseljahren, die mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen hat, ist eine wirklich originelle Ermittlerin, die mir schnell ans Herz gewachsen ist.

Winterliche Atmosphäre, die selbst im Sommer Schneeflocken vors innere Auge zaubert, eine wendungsreiche Mordermittlung und jede Menge private Verstrickungen: dieses Buch hat mich wirklich gefesselt.

Bewertung vom 08.09.2023
Ivy und die Magie des Poison Garden / Poison Garden Bd.1
Schwartz, Gesa

Ivy und die Magie des Poison Garden / Poison Garden Bd.1


ausgezeichnet

Und sie begriff erneut, dass sie sich geirrt hatte. Manchmal waren Fantasie und Wirklichkeit dasselbe. Und es gab nichts Schöneres als das."

Es sind wirklich fantastische Abenteuer, die die 13jährige Ivy unfreiwillig auf dem englischen Landsitz ihres Großvaters erlebt. Denn kaum ist sie dort angekommen und hat auf dem Gelände den Poison Garden entdeckt, den sie keinesfalls betreten soll, geschehen sehr seltsame Dinge. Als ihr Großvater entführt wird, muss sich Ivy gemeinsam mit dem Gärtnergehilfen Finn und dem Fuchs Gabriel ausgerechnet in den Giftgarten aufmachen, um den Verschwundenen zu suchen.

Im Innern des Gartens erwartet Sie eine wahre Fülle an Wesen, Herausforderungen und Pflanzenmagie. Hier wäre etwas weniger vielleicht sogar gut gewesen. Wunderbar fand ich die Einbindung der Giftpflanzen, die häufig genauso Heilpflanzen sind, in die Handlung. Denn, so der berühmte Lehrsatz der Homöpathie, der sich auch im Buch findet, bekanntlich macht die Dosis das Gift. So gibt es ganz nebenbei noch etwas zum Lernen oder Wiedererkennen. Die Pflanzen finden sich sogar als Zeichnung am Beginn jedes Kapitels, was die Erzählung wunderbar abrundet.
Sehr gelungen war der Plottwist bezüglich des Entführers. Das hatte ich einmal nicht kommen sehen. Außerdem ist hervorzuheben, das simple Schwarzweißmalerei gekonnt vermieden wurde, was ganz nebenbei auch nich Stoff für weitere Bände liefert. Darauf freue ich mich!